Der Hausherr saß hier im Säulengang auf einem kleinen Mauervorsprung und genoß mit einem Becher Wein in der Hand den lauen Sommerabend. Es war eine der wenigen Gelegenheiten in denen Crassus Kleidung trug, die auch für das Zivilleben tauglich waren. Es war eine schlichte Tunika, die wahrscheinlich trotzdem ein Vermögen gekostet hatte. Mit einem glücklichen Summen auf den Lippen wartete er auf das Eintreffen seiner heutigen Gäste.
Peristylium/Triclinium | Ein Essen unter Freunden
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Avitus war in eine wertvolle weiße Tunika gekleidet, deren Ränder am Hals, unten und an den Ärmeln fein gearbeitet waren mit hellblauen und beigefarbenen Mustern.
"Caecilius Crassus, sei gegrüßt"
sagte Avitus mit einem angedeuteten Nicken und trat etwas beiseite, ließ Corvinus seinen Patron grüßen und eventuell die Aufwartung machen. Er stellte fest, dass außer Crassus und ihnen, den beiden Artoriern, niemand anwesend war. Entweder waren sie die ersten oder es blieb dabei. Auf jeden Fall gab es Anzeichen für eine kostenlose, feine Mahlzeit. Wer würde da schon nein sagen... -
Corvinus trug ebenso nur eine Tunika, keine Toga. Sie war, wie Crassus Tunika, ziemlich schlicht gehalten, aber besaß dennoch eine eigene Eleganz. Generell trug Corvinus kaum Zeugnis von Prunk und Luxus.. das einzige, was Schmuck nahe kam, war eine Kette aus kleinen Holzperlen in allen möglichen Blautönungen, die um seinen Hals baumelte. Der Bart war einigermaßen gestutzt und das Haupthaar doch eher.. gelockt und stürmisch. Aber etwas anderes kannte man von Corvinus auch gar nicht. Dafür trug er einen Korb in seiner rechten, wie ihn normal nur die Bauernweiber trugen.
"Zum Gruß, Caecilius Crassus. Deine Einladung ist mir eine Freude und ich möchte mich auch entschuldigen, längere Zeit nichts von mir hören zu lassen. Es ist doch ein kleiner Umweg, von Misenum nach Rom." Corvinus schmunzelte und neigte den Kopf, ehe er das Leinentuch vom Korb zog. "Ich dachte, ich bringe uns ein paar Freuden, zur Feier der Vinalia rustica* mit. Als da wären jede Menge Weintrauben von meinen Weinbergen, eine Amphore Wein, Oliven und Schafskäse. Und Fladenbrot, gebacken von meiner Frau." Corvinus sah Crassus mit einem breiten Schmunzeln an. "Ich hoffe, du bist von der Bescheidenheit meines Geschenkes nicht entsetzt."
[SIZE=7]*Ich nehm als Tag mal den Dienstag und das waren immerhin die Vinalia rustica. Ich hoffe, das ist für euch i.O. *g*[/SIZE]
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Ahh meine Gäste! Seid gegrüßt, es freut mich euch zu sehen.
Mit einer von ihm ungewohnten Dynamik "sprang" Crassus von der Mauer. Er stellte den Becher, den er eben erst mit einem großen Schluck geleert hatte, auf ein Tablett das ein Sklave bereit gehalten hatte und ging dann mit weit geöffneten Armen auf die beiden zu. Er umschloß die Hände beider kurz in einer freundschaftlichen Geste.
Ich danke euch für euer Gastgeschenk. Wie er seht er deutete auf die Wände und Säulen um sie herum bin ich hier tagtäglich vom feinsten Luxus und von den größten Spezialitäten umgeben, die man für Geld nur kaufen kann. Und... und ja, ich kann inzwischen das ganze Zeug gar nicht mehr ausstehen. Da freue ich mich über dein Geschenk um so mehr. Erinnert mich an meine alten Tage als Legionär in Spanien. Irgendwo im Herzen wird man wohl immer diesen Tagen hinterher trauern.
Bei diesen Worten blickte Crassus zu Avitus, dem es jetzt wahrscheinlich noch nicht so ging. Doch irgendwann würde es ihm nicht anders gehen, da war sich Crassus mehr als nur sicher. Das war bei jedem so.
Ein Sklave verteilte an die beiden Gäste und an Crassus reich verzierte Becher, die mit reinem Wein gefüllt waren.Lasst uns anstoßen! Auf einen schönen Abend, der für unsere beiden Familien zum Vorteil gereichen soll.
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Avitus war irgendwie... fast umgehauen worden, als er hörte, wie Crassus sie begrüßte. War das wirklich derselbe Crassus, den er in der Castra gesprochen hatte? Oder war Rom in Gefahr und die Garde durch einen Doppelgänger des Praefekten infiltriert? Es war auf jeden Fall überraschend, zu erfahren, dass Crassus auch mal anders konnte, als herablassend zu sprechen. Freilich, sich daran gewöhnen wollte Avitus nicht, rechnete er doch damit, dass der Caecilier streng nach Situation unterschied und außerhalb dieser vier Wände wieder in den alten Ton verfallen würde.
Der Geste, die die Aufmerksamkeit der Artorier auf die Schönheit der Ausstattung des Hauses lenkte, folgte Avitus' blick und er sah sich um. Diese war in der Tat aller Ehren wert.
"Wohl wahr"
pflichtete er Crassus neidlos bei.
"Das Haus kann sich wirklich sehen lassen"
Das war natürlich eine Untertreibung, die aber in einer Tonlage ausgesprochen wurde, die erkennen ließ, was eigentlich gemeint war.Dem Leben in den Legionen hinterher trauern...? Nun, Avitus dachte hin und wieder an die Hispana und würde mit Wehmut auch an die Prima zurückdenken. Irgendwann mal. Aber heute noch nicht. Er hob den ihm gereichten, reich verzierten Becher. Der Trinkspruch gefiel ihm.
"Dein Wort in Iuppiters Ohr, Caecilius Crassus" -
Corvinus war überrascht. Naja, nicht wirklich sehr, aber doch ein wenig überrascht. Vor allem über die herzliche Geste. Dass Crassus der Luxus langsam überdrüssig wurde, das konnte er verstehen. Und dass er sich über den Korb freute, freute auch Corvinus - es geschah selten genug, dass er das richtige Geschenk verschenkte. Bei Crassus Geste sah er sich im Raum herum und wollte lieber gar nicht wissen, wie lange er würde arbeiten müssen, um sich ähnliche Ausstattung und Einrichtung leisten würde können. Das war auch ihm zuviel Pomp. So hob er beim Trinkspruch auch den Becher und nickte den beiden zu.
"Auf unsere Familien.. und auch - auf uns." Mit einem verschmitzten Lächeln trank er dann von seinem Becher. Wären nicht alle Frauen der Familie vergeben, würde er glatt vermuten, Crassus hätte sich in eine seiner Verwandten verliebt und wollte sich nun bei Avitus und Corvinus die 'Erlaubnis' einholen, sie zu ehelichen. Aber das konnte nicht sein. Was war es dann? Corvinus hielt Crassus keineswegs für einen unherzlichen Menschen, aber es war einfach.. ungewohnt. Und bei einem Abendessen mit zwei Prätorianern, sollte man da nicht etwas vorsichtig sein?
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Crassus ließ seinen Worten einen großen Schluck folgen. Eigentlich waren es zwei, aber am heutigen Abend konnte man sich das aber auch gönnen. Nicht, dass er heute irgendeinen tollen finanziellen Gewinn erzielt hätte, aber er war trotzdem in Feierlaune. Schließlich hatte er sich endlich zu einer Entscheidung durchgerungen, die schon längst überfällig gewesen war. Ja, jetzt wo Crassus die Entscheidung endgültig getroffen hatte und sie nur noch ausführen musste, spürte er, dass es die richtige war.
Es gibt doch kaum etwas besseres als ein Setiner. Zweifellos der beste Wein unter den Trockenen.
Zur Unterstützung seiner Worte nahm Crassus noch einen weiteren Schluck aus seinem Becher. In der Zwischenzeit kam ein Sklave hinzu und informierte Crassus darüber, dass der erste Gang nun fertig war:
Das Triclinium ist jetzt vorbereitet und der erste Gang steht bereit. Ich hoffe, dass ihr auch genügend Hunger mitgebracht habt?Crassus lachte und führte die beiden ins Triclinium. Dort angekommen nahmen sie platz und der erste Gang - hart gekochte Eier vom Strauss - wurde serviert.
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Na klar hab ich Hunger wird sich Avitus gedacht haben. Wenn er schon eingeladen war in die architektonisch prachtvoll ausgestattete Behausung des Praetorianerpraefekten, dann brachte er auch Hunger mit. Denn es bestand die gute Aussicht, dass der Hausherr nicht allein mit der luxuriösen Austattung seines Hauses zu beeindrucken wusste, sondern auch mit einem feinen Mahl.
"Aber gewiss doch"
sagte er daher freudig auf den bevorstehenden Genuß irgendwelcher Leckereien und folgte Crassus ins Triclunium, wo er den ihm gebührenden Platz auf einer Kline einnahm. Wie üblich gab es zunächst Vorspeisen, die irgendwas mit Eiern irgendwelcher Vögel zu tun hatten. Nachdem die Strausseneier, hart gekoch, serviert wurden, griff Avitus daher mit Appetit zu.
"Hmm"
gab er anerkennend von sich. Schmeckte in der Tat wohl. Dann kam er, typisch römisch eben, ohne lange um den heißen Brei herum zu reden, darauf zu sprechen, was ihn nun, da er festgestellt hatte, dass außer ihm und Corvinus doch niemand eingeladen war, beschäftigte.
"Ich bin gespannt darauf, zu erfahren, ob es einen besonderen Grund gibt, dass du uns beide eingeladen hast"
sagte er, während er weiteraß und hin und wieder einen Schluck von dem Wein trank, der ihnen geboten wurde. Süßen Wein bevorzugte Avitus zwar eher, beschränkte sich allerdings nicht darauf und konnte daher auch dem Setiner viel abgewinnen und ihn genießen. Dass es einen besonderen Grund geben musste, davon ging er aus und das fehlende 'nur' vor dem 'uns beide eingeladen' hast wurde durch die entsprechende Betonung und Stimmlage ersetzt, so dass klar war, worauf er hinaus wollte. -
Wirklich guter Wein, dachte sich Corvinus, als er aus dem Kelch nippte und beinahe neidisch den Nachgeschmack einwirken ließ. Sein eigener Wein war keinesfalls schlecht, aber mit dem Setiner konnte er sich keinesfalls messen. Diese Kannellierungen. Diese Säulen. Und diese ganzen Mosaike. Ein paar davon haben ja auch meine Jungs gelegt, wenn ich mich recht erinnere. Corvinus folgte Avitus und Crassus und ließ seinen Blick schweifen. Bis er im Triclinum angelangte, sich ebenso wie Avitus auf einer Kline niederließ und die Straußeneier betrachtete. Eigentlich schmeckten ihm Eier nicht, keine Ahnung warum. Aber das konnte sein Gastgeber nicht wissen, darum kämpfte er sich durch wie bei einem jeden Gastmahl, bei dem er empfangen wurde. Er setzte sein höflichstes Lächeln auf und kostete herzhaft von dem Straußenei. Wenigstens schmeckt es gut genug, um es nicht ausspucken zu müssen.
"Wirklich köstlich.", log er höflich und nahm einen weiteren Bissen, das Lächeln verging ihm dabei nicht.
Als Avitus endlich hervorbrachte, was beiden auf der Seele lag, nickte er seinem Vetter zu und sah zu Crassus. -
Mit viel Freude und großem Appetit widmete sich Crassus dem ersten Gang. Er liebte Straußeneier. Nicht nur weil sie ihm schmeckten, sondern vorallem weil ihre enorme Größe normalerweise die Gäste beeindruckte. Auch wenn sich diese Gäste nichts über die Größe anmerken ließen, so schienen sie ihnen zumindest zu schmecken. War ja auch was. Oh, natürlich gibt es dafür einen bestimmten Grund. Immerhin bist du Corvinus, mein Klient. Und dir, Artorius Avitus, möchte ich auch gerne meine Vorteile als Patron zuteil werden lassen. Schließlich ist mit deinem verschollenen Patron, Decimus Livianus, ein sehr guter Freund von mir verloren gegangen. Da sehe ich es als meine Pflicht an ihn und sein Andenken zu wahren und zu unterstützen. Crassus Angebot war ziemlich eindeutig und ließ Avitus eigentlich kaum eine Wahl. Dass ihn das ziemlich bedrängen konnte war Crassus klar und auch gewollt. Bevor er ihm so einen großen Gefallen tun wollte wie er es noch vor hatte, wollte er auf Nummer Sicher gehen.
Crassus war inzwischen fertig mit dem Essen und genehmigte sich einen großen Schluck Wein. Es kamen einige Tänzer herein, die mit ihrer Tanzeinlage die Wartezeit auf den zweiten Gang verkürzen sollten. -
Avitus blickte überrascht auf und hörte für einen Moment sogar auf, zu kauen. Dann aß er weiter und nahm einen weiteren Schluck Wein. Das Angebot war überraschend gekommen, aber wenn Avitus alles Pro und Contra gegeneinander abwägte, schien es ihm durchaus vorteilhaft, unter der Patronage seines Vorgesetzten, 'immerhin' der ranghöchste Praefekt der 'Republik', zu stehen.
"Das ist ein... überraschendes Angebot, Caecilius Crassus"
sagte er. Das Contra lag auf der Hand. Im Grunde wusste er nicht wirklich, wer Caecilius Crassus wirklich war.
"Ich fühle mich geehrt"
Das Pro war auch ziemlich eindeutig. Als Tribun genoß er, obwohl allen anderen Tribunen der Praetorianer an Dienstalter unterlegen, die meisten Vorteile und würde stets bevorzugt. Außerdem stand Crassus in ständigem Kontakt mit dem Kaiser, konnte also schnell handeln, wenn Avitus etwas wollte und musste nicht unbedingt auf den Conventus warten. Und vor allem... er war selbst Plebejer und Ritter und außerdem Klient des Livianus. Dieser würde also - sollte er wirklich noch am Leben sein und je zurückkehren - kaum zürnen, dass Avitus Klient von jemand anderem war.
"Und ich möchte dir eine Antwort dahingehend ersparen, mir Zeit zum Überlegen zu geben"
Über die Frage der Klientel hatte sich Avitus schließlich schon etwas länger Gedanken gemacht.
"Drum..."
Für Crassus lagen die Vorteile wohl darin, dass er dann neben dem Kaiser auf die Treue eines seiner Tribune zählen konnte und die Unterstützung eines solchen, sollte er selbst irgendwann mal juristischen oder finanziellen Beistand brauchen, so unwahrscheinlich dies auch erschien.
"... bleibt mir wohl kaum etwas anderes übrig, als dein wohlwollendes Angebot mit Freuden anzunehmen"
Er erhob sich und streckte Crassus die Hand entgegen, auf dass die Klientel per Handschlag besiegelt werden konnte. -
Abwartend, aber nicht ohne ein gespanntes Lächeln verfolgte Crassus die Reaktion von Avitus auf sein Angebot. Er schien im ersten Moment natürlich etwas überrascht, versuchte aber danach sich seine weiteren Gedanken nicht anmerken zu lassen. Auch wenn Crassus die Gedanken natürlich nicht lesen konnte, konnte er sich ziemlich gut vorstellen, was Avitus gerade durch den Kopf ging. Es war schließlich mehr als nur der Verkauf eines Sklaven der hier verhandelt wurde. Vom Wahl des Patrons konnte viel abhängen, im Zweifel die gesamte Zukunft. Ich habe nichts anderes erwartet. Crassus streckt sich etwas und reichte seinem zukünftigen Klienten die Hand. Du wirst diese Entscheidung nicht bereuen, das garantiere ich dir.
Crassus griff nach seinem Weinbecher, nahm einen Schluck während er mit der anderen Hand die Tänzer wegschickte und damit den nächsten Gang orderte. Jetzt stand Fisch auf dem Plan. Es war natürlich nicht irgendein Fisch, sondern ein Prachtexemplar von einem acipenser, der mit allerlei Obst reich verziert war. Der Fisch wurde am Tisch geöffnet und in essbare Portionen zerteilt.
Doch war das nicht der einzige Grund, warum ich euch heute hier zu mir eingeladen habe. Crassus machte eine Kunstpause die er mit einem Schluck Wein überbrückte: Ich habe vor Rom in absehbarer Zeit zu verlassen. Der ganze Stress und Ärger hier macht mich fertig und es wird Zeit, dass ich in eine etwas ruhigere Gegend komme. Während er so sprach bediente er sich bei den Speisen. Der Fisch wurde mit Brot, Obst und Garum gereicht. Das wird mir aber nicht als Praefectus Praetorio möglich sein. Und damit kommst du, Avitus, ins Spiel...
Crassus versuchte diese Worte möglichst ruhig und gelassen auszuprechen, beobachtete aber trotzdem die Reaktion der beiden Artorii genau. -
Avitus nahm wieder Platz.
"Dessen bin ich mir ganz sicher"
sagte er. Eigentlich war sich Avitus aber nicht vollkommen sicher und fragte sich, ob er wohl nicht übereilt gehandelt hatte. Doch diese Stimme, die Zweifel in ihm weckte, unterdrückte er. Er hatte alles bedacht. Crassus war reich, war mächtig und so jemanden als Patron zu haben, war der Sinn der ganzen Angelegenheit mit der Klientel. Und ihn als Klient zu haben, einen Praetorianertribun, war auch für Crassus vorteilhaft.Während er so in Gedanken war, hatte er von den Tänzen wenig mitbekommen, aber das machte nichts. Als abgeräumt und für den nächsten Gang bereit gemacht wurde, ließ der Artorier seinen Becher nachfüllen und trank einen großen Schluck Wein. Und dann noch einen, während der servierte Fisch - Avitus liebte Meeresfrüchte, Fische und überhaupt alles, was irgendwie aus dem Meer geholt wurde und essbar war - in mundgerechte Happen zerteilt wurde. Besonders kannte er sich nicht aus und konnte nicht sagen, um was es sich da handelte. Aber in diesem Augenblick geschah ohnehin etwas anders, was seine Aufmerksamkeit erforderte. Crassus sprach. Sprach von etwas wie Rom verlassen und von etwas wie, dass er das nicht als Praetorianerpraefekt konnte. Avitus warf einen Blick zum Corvinus, dann auf seinen Teller, dann zum Crassus, dann wieder auf seinen Teller, nahm etwas von dem Fisch, kaute langsam und sah - mit einer seltsamen Mischung aus Freude und Vorsicht und Ungläubigkeit in den Augen - wieder zu Crassus.
"Ich bin... hm, nicht ganz sicher, ob ich dich richtig verstehe..."
Ließ Crassus seinen eben gesagten Worten, dass Avitus seine Entscheidung nicht bereuen würde, so schnell Taten folgen?
"Du beabsichtigst, als praefectus praetorio zurückzutreten? Ganz ehrlich, aber ich kann mir dich nicht als einen Mann, der sich fortan seinen Autobiographien widmet, vorstellen"
Crassus war ja kaum älter - oder jünger - als Avitus. -
Ahh, Meeresfrüchte. Wie daheim, in Misenum. Der Fisch war köstlich, das sah man Corvinus sogar an, auch wenn er sonst versuchte, sich nicht viel anmerken zu lassen. Das Angebot von Crassus an Avitus überraschte ihn, wusste er ja nicht, dass Avitus alter Patron verschollen war. Aber so fügte sich langsam alles zusammen. Corvinus wischte sich über den Mund und sah zwischen Crassus und Avitus hin und her. Dem Handschlag der beiden begegnete er mit einem gehobenen Pokal, aus dem er Wein trank und dann wieder weiter vom Fisch aß.. bis Crassus begann, seine Pläne offenzulegen und Corvinus sich fast am Fisch verschluckte. Crassus wollte verreisen? Wollte er Avitus kurzfristig zum Prätorianerpräfekten machen? Und was hatte Corvinus dabei zu tun? Ah, vermutlich war er das Mittel zum Zweck, weil er sein Klient... Moment. Nein. Er hätte Avitus auch so einladen können. Ein Essen unter Präfekt und Tribun wäre nichts außergewöhnliches. Mhm. Corvinus wölbte die Brauen und besah sich Avitus. Dann Crassus. Dann wieder Avitus. Da war was im Spiel und Corvinus war nicht scharfsinnig genug, das herauszukennen. Pfuideibel. Das gefiel ihm ganz und gar nicht.
"Oder als Rosenzüchter.", warf der Artorier grinsend ein. -
Crassus lachte bei den beiden Vorschlägen seiner - zur Hälfte noch sehr frischen - Klienten. Rosenzüchten oder die Geschichte zu dokumentieren wären sicherlich Sachen an denen auch Crassus Gefallen finden könnte. Aber jetzt noch nicht. Dafür fühlte sich Crassus noch zu frisch und auch zu jung. Er wollte im Leben noch etwas reißen solange er sich dazu noch fähig fühlte. Und noch fühlte sich Crassus fähig. Doch wollte er nicht mehr hier in Rom dem Reich dienen davon hatte er jetzt vorerst genug. Ich hoffe doch stark, dass es für einen ehemaligen Praefectus Praetorio noch mehr Alternativen gibt als die, die ihr eben genannt habt. Ich weiß zwar auch noch nicht konkret was ich danach machen werde, aber da wird sich garantiert etwas passendes finden lassen. Da bin ich mir ziemlich sicher, auch ohne, dass ich mir darüber schon nähere Gedanken gemacht habe. Crassus ließ aus seinem Becher die Luft machen und griff nach einer Scheibe Brot. Er kaute einige Momente darauf herum und besah sich erst Corvinus dann Avitus für jeweils einige Momente.
Ich nehme also an, dass du nichts dagegen hast, wenn ich dem Kaiser deinen Namen nahe legen werde? fragte Crassus mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Natürlich würde Avitus nichts dagegen haben. Niemand hatte etwas dagegen, wenn man mehr Geld und Macht bekam. Und auch Crassus würde absolut nichts dagegen haben, wenn einer seiner Klienten seinen Posten übernehmen würde. Wenn er so noch etwas Einfluß wahren könnte, wäre die Sache für alle Beteiligten eine Bereicherung.
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Das schlug natürlich ein wie ein Blitz, den Iuppiter persönlich in den Garten schoss.
"Dagegen?"
fragte Avitus und beinahe wäre ihm ein ha! entschlüpft.
"Nein... nichts dagegen einzuwenden"
sagte er, bewusst und merkbar untertreibend.Sein Blick ging kurz zu Corvinus, so als ob er ihn wortlos, nur mit dem Blick fragen wollte, ob er das hier erwartet hatte. Ein denkwürdiger Tag im Leben des Avitus. Gewiss, Crassus handelte geschickt, indem er Avitus mittels Fides an sich band, um so - was auch immer tun wollte in Zukunft - nach wie vor Einfluß zu haben. Avitus indes störte das nicht. Auch Crassus war Klient, und auch dessen Patron war jemandes Klient und so weiter. So war das eben.
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Corvinus konnte ein Pfeifen unterdrücken, unter anderem, weil er den Mund voll hatte mit Fisch. Aber seine Augen wurden groß und er nickte Avitus zu, er freute sich außerordentlich für ihn. Crassus wollte tatsächlich als Präfekt der Prätorianergarde abtreten? Das hätte er sich nicht gedacht. Crassus wirkte immer wie jemand, der seine Berufung mochte. Zumindest auf Corvinus. Also, ein Cousin als Prätorianerpräfekt... hui. Moment - verdammt. Da hieß es wohl Mühe geben, immerhin wollte er auch Hypathia etwas bieten. Und wenn sein Vetter Prätorianerpräfekt wurde und Imperiosus vielleicht bald Tribun wird... dann war Corvinus am unteren Ende der Familienleiter. Mhr.
Wahrscheinlich wäre es unhöflich gewesen, Avitus jetzt schon zu gratulieren, denn Crassus schlug Avitus dem Kaiser nur vor, er beförderte ihn nicht selbst. Auch wenn eine Empfehlung von Crassus wahrscheinlich den Ausschlag gab, der einen Mann wie Avitus zum Präfekten machen würde.
Musste Corvinus nun in die Politik gehen? Seine Betriebe schließen, fett und faul und Senator werden. Oh ihr Götter. Hoffentlich nicht.
"Ein großer Tag!", erwiderte er dann laut und prostete mit seinem Weinkelch Avitus und dann Crassus zu. Fürwahr. Das war wirklich ein großer Tag. -
Crassus Schmunzeln wuchs bei Avitus übertrieben zurückhaltender Antwort noch um ein ganzes Stück. Wenn das Avitus wahren Gefühle und Gedanken wiederspiegelte, wovon Crassus nicht ausging, musste er ja ein richtiger Eisklotz sein. Zumindest konnte es sich Crassus kaum vorstellen, dass, wenn man plötzlich und überraschend zu einem der heißesten Kandidaten für die höchste Präfektur im Reich wird, so ruhig bleibt. Immernoch mit dem gleichen Schmunzeln erwiderte Crassus Corvinus Tost und hob seinen Kelch. Anschließend nahm er einen großen Schluck daraus und spülte damit die letzten Essensreste des Ganges hinunter. Da auch seine Gäste nicht mehr sonderlich hungrig erschienen ließ Crassus den Gang abräumen. In der Zwischenzeit wurden die Becher neu gefüllt.
Doch nun zu dir, Corvinus. Crassus legte sich auf die andere Seite um mit Corvinus besser sprechen zu können Dir kann ich leider nicht auch einen ähnlichen Posten anbieten. Doch sollst du auch nicht mit leeren Händen mein Haus verlassen. Dein Geschenk mag zwar das an deinen Cousin nicht aufwiegen, doch hoffe ich, dass du trotzdem damit etwas anfangen kannst. Ich habe dir eine Tongrube erstanden, die sich in dein Betriebsnetz sicherlich wunderbar einbinden lässt. Und um dr die Eingliedern des Betriebs zu erleichtern, wollte ich dir noch zusätzlich ein kleines Geldgeschenk machen. Ein Sklave trat heran und übergab Corvinus eine Besitzurkunde über eine große Tongrube samt Sklaven, sowie einen schweren Lederbeutel der mit 50 Goldmünzen bestückt war.
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