Dich hat wohl das schlechte Gewissen gepackt, was? He, was? Nee, wieso schlechtes Gewissen? Ich hab kein´n Grund ´n schlechtes Gewissen zu haben! Na und warum bist du dann hier, mmh? Ich? Öhm, nur so! Ich, ich wollte eigentlich gar nicht… Ach komm, gib es doch zu! Du hast eingesehen, dass du nicht anders kannst, als zu ihm zu gehen und ihn um Verzeihung zu bitten! Nee. Nein! So was werd ich nicht machen, niemals! Niemals, hast du das jetzt?! Nicht nachdem, was er gemacht hat! Aber ja! Natürlich.
Ich war todmüde. Meine Augen brannten und meine Finger waren mit kleinen Nadelstichen durchlöchert. Wenn ich vernünftig gewesen wäre, hatte ich mich schlafen gelegt. Morgen wartete bereits ein weiterer Berg von Kleidungsstücken auf mich, die genäht oder ausgebessert werden mussten. Aber dieses komische Zwiegespräch mit mir selbst ließ mir keine Ruhe.
Es war jetzt schon eine Woche her, seitdem Usus meinen Brief entdeckt hatte, ihn zerrissen und mir vor die Füße geworfen hatte. Mein Bruder meinte, ich wär stur und ich sollte mich nicht so haben. Warum verstand mich eigentlich keiner? Glaubten alle, ich wäre blöd oder einfältig? Ich wusste, für Probus und mich gab´s keine Zukunft. Aber ich hatte Gefühle! Ich war kein Stück Holz! Das war es, wasmich so verletzt hatte.
Jetzt stand ich vor der Tür. Nicht die Tür zur Sklavenunterkunft. Es war die von Ursus. Ich fragte mich selber, was ich hier eigentlich machte. Ich musste wirklich bescheuert sein!
Ich drückte langsam mit einer Hand die Türklinke nach unten und schob die Tür auf. Mit der anderen Hand hielt ich ein Öllämpchen. Es war schon dunkel, kein Licht brannte mehr. Unwahrscheinlich, dass er noch wach war. Aber trotzdem trat ich ein und schloß die Tür.