Das Opfer dem Mars, dem Priester die Kooptation, dem Schüler die Übung

  • Vom Kapitol zum Tempel des Mars Ultor auf dem Forum Augusti war es nur ein Katzensprung. So konnten sie den Weg schnell und ohne Probleme zurücklegen. Aurelius Orestes und sein Schüler Duccius Verus. Letzterer mit den Gaben für das Voropfer und ersterer mit einigen Erklärungen für seinen Schüler. Du reichst mir am besten die Gaben für das Voropfer an. Wir haben Weihrauch, einen Opferkuchen aus Dinkelmehl und guten Wein. Das ist auch die Reihenfolge. Beim blutigen Opfer schaust Du dann erstmal zu. Da kann mir ein Camillus hier aus dem Tempel helfen. Ach da sind wir ja schon.


    Und tatsächlich da erreichten sie den Tempel des Mars Ultor. Sie stiegen die Treppe hinauf und nach nur kurzem Suchen fanden sie einen Sacerdos dieses Tempels, dem Orestes schnell die Lage erklärte. Da der Opferaltar gerade frei war, gab es auch kein Problem mit einer eventuellen Wartezeit. Als Opfertier würden sie ein rotes männliches Kalb. Ein Foculus wurde vor das Kultbild gestellt und ein Beistelltisch bereitet. Verus, leg doch bitte die Gaben für das Voropfer dort auf den Tisch. Dann gehen wir noch einmal zum Eingang des Tempels und waschen uns unsere Hände.

  • Auf dem Weg zum Tempel des Mars Ultor hörte er seinem Lehrer genau zu, was dieser als Erklärung des Opfers zu sagen hatte.
    "Ja Orestes.." er stockte, fuhr dann aber fort "ist das, etwa der Tempel? Er ist atemberaubend schön und überwältigend." Klar kannte Phelan römische Bauweisen aus Mogontiacum, aber dieser Tempel hier war schon etwas anderes.


    Nachdem sie den Tempel betraten und Manius einen weiteren sacerdos aufgesucht hatte, wurde ein Foculus so wie ein Beistelltisch vor dem Kultbild aufgestellt, auf den Phelan nach der Anweisung seines Lehrers die Opfergaben legte, um das Voropfer vorzubereiten. Danach gingen sie zum Hände waschen.

  • Ja, das ist der Tempel des großen Mars Ultor, des Rächers. Orestes besprach noch ein paar Details mit den flötenspielern, dann schaute er nochmal nach den Vorbereitungen seines Schülers. Bene., kommentierte er sie.


    Die Gaben für das Voropfer lagen bereit, so gingen die beiden nun zu den Waschbecken am Anfang. "Diese Waschung gehört noch nicht zum eigentlichen Opfer. Und sie ist auch nicht die letzte Waschung, und auch nicht unbedingt vorgeschrieben. Aber die Alten haben sie gemacht, also machen wir sie auch.", sagte er und wusch sich ordentlich die Hände. "Weißt Du noch die Reihenfolge der Opfergaben, die Du mir reichen sollst? Es wäre mehr als wichtig, dass das richtig klappt.", fragte er, schon zurück auf dem Weg zum foculus.

  • Phelan vermiet es seinen Lehrer mit Worten der Bestätigung zu unterbrechen, er nickte immer ab, wenn Orestes ihm etwas neues erklärt hatte. Nachdem die Waschung vollzogen war, gingen sie zurück in Richtung foculus. "Weihrauch, Brot aus Dinkelmehl und dann der Wein, vere?" Er war gespannt, wie das Opfer vonstatten gehen würde.
    Er wollte schnell Lernen, wie ein richtiges Opfer funktionierte, schnell, aber auch gründlich, schließlich wollte er bald sein eigenes Opfer an die Götter praktizieren können.

  • "Vere et proprie", antwortete Orestes seinem Schüler. Achte jetzt genau auf den Ablauf und alles. Nachdem Opfer erzählst Du mir dann was Du gesehen hast. Und ab jetzt silentium.


    Orestes verneigte sich vor der Kultstatue und gab den schon angetretenen weiteren Kultdienern ein Zeichen, dass es jetzt losgehen würde. Dann schloss er kurz die Augen. Da ihm die heiligen Worte im Kult des Mars nicht ganz geläufig waren, hatte er eine Camillus gebeten ihm die auf einem Pergament festgehaltenen Formeln zu zeigen und das Pergament so zu halten, dass er es gut und sicher ablesen konnte. Dieser Camillus trat nun vor und ein anderer tippte den Duccier an, dass der wusste, dass nun der Weihrauch gebraucht würde.


    Orestes legte ihn auf. Die Kohlebecken links und rechts vom Foculus platziert und von den Camilli gut angeheizt (dies taten vor allem die jüngsten der Opferdiener am liebsten) brutzelten als der Weihrauch auf sie gelegt worden war, dann stieg Weihrauch auf, um den Gott des Krieges aufmerksam zu machen und wohl zu stimmen. Auch konnte man den aufsteigendne Weihrauch als Symbol für das aufsteigende Gebet verstehen, das nun von Orestes gesprochen. Vorher hatte er sich wieder vor den Foculus gestellt und der Camillus hatte ihm das Pergament vorgelegt und mit der Hand auf das entsprechende Gebet gedeutet. Orestes las daher ruhig und fehlerfrei. "O Mars Ultor, nimm diesen duftenden Weihrauch an, er sei Dir eine Gabe, die Dir wohlgefällt."

  • Der Weihrauch stieg gerade auf. Übersetzt in die Welt der noch nicht existierenden Funkgeräte bedeutete dies wohl in etwa: *piepsknacksrausch* Mars hört *rauschklack*

  • Obwohl Orestes meinte einen Wind im Rücken zu spüren, stieg der Weihrauch geradewegs auf. Das machte ihm Mut. Als nächstes brachte ihm jemand - entweder Verus, oder auch ein Camillus falls Verus seinen Einsatz verschlief - den Opferkuchen aus feinstem Dinkelmehl. Er erhob ihn und sprach die Worte, die er auf dem Pergament lesen konnte:


    "O Mamars, nimm auch diesen Kuchen aus der Hand Deines Dieners entgegen, der sich anschickt als Salier in Deinen Dienst zu treten."


    Dann legte er den Kuchen auf den Foculus. Dies war immer wieder ein schwieriger Moment da die leichte Verbeugung die Gefahr brachte, dass der Zipfel der Toga, der den Kopf bedeckte herunterrutschte. Dies geschah dieses Mal zum Glück nicht. Dann brachte man den Wein, den er großzügig in die Schalen auf dem Altar, den ersten aber auf den Boden. Dabei las er:


    "O Mavors, nimm auch diesen Wein zu Deiner Labung entgegen, und schau gnädig auf Deinen Diener, der sich anschickt als Salier in Deinen Dienst zu treten."


    Jetzt trat er wieder zwei Schritte zurück, erhob die Hände zum Himmel und las das alte Gebet mit der Bitte um Kooptation. Er musste sich dabei gut konzentrieren, denn schließlich musste er seinen Namen und seine Sodalität einsetzen und nicht einfach N.N. und N. vorlesen:


    O Mars, Krieger und Beschützer. Seit alten Tagen hast Du Dir die Edlen Männer der Stadt Rom erwählt, dass sie Dir im Tanze dienen und Deine Ehre in Krieg und Frieden vermehren. Höre nun auf die Bitte Deines Dieners Aurelius Orestes um gib der Aufnahme in den Kreis der palatinischen Salier Deinen Segen.


    O Mamars, halte auch Deine schützende Hand über die Sodalitas der palatinischen Salier und segne sie.


    O Mavors, der Du ausziehst mit den Heeren Roms - steh den Legionen bei, beschütze unseren Kaiser und beschütze Rom."


    Mit diesem Gebet beendete er das Voropfer, was sich außerdem durch seine Drehung nach rechts bemerkbar machte. Darauf hin bildete sich eine kleine Prozession, die zum Opferaltar schritt.

  • Jetzt war es endlich soweit, Verus konnte es kaum erwarten, mit einem leisen "Ja Orestes." und einem Nicken gab er seinem Lehrer zu verstehen das er bereit war.
    Phelan verfolgte alle Tätigkeiten und Bewegungen, die Orestes und die Camilli machten. Und da war auch schon sein erster Einsatz, er brachte den Weihrauch nachvorne, nachdem einer der Camilli ihm das durch einen Stupser auf den Rücken signalisiert hatte.
    Der Weihrauch stieg empor. Wundervolle Gerüche, wie sie Phelan noch nicht kannte, aber dennoch just in diesem Moment zu genießen begann, stiegen empor und Manius begann die ersten Preisungen, in Form von Gebeten auszusprechen.
    Nun folgte der zweite Einsatz des Priesterschülers, das Brot war dran. Da er gut aufgepasst hatte, musste Orestes nicht lange darauf warten und somit entstannt keine unnötige lange Pause.
    Phelan spürrte, wie mit jedem Wort mehr übersinnliche Macht den Tempel erfüllte. Er fand es atemberaubend, gleichzeitig aber auch etwas beängstigend. Nichts desto Trotz ließ er sich nicht von der Prozedur ablenken.
    Auch bei der Prozession nach Vollendigung des Voropfers schloss er sich eifrig an.

  • Die Prozession war langsam und voller Würde zum Opferaltar gegangen, nein geschritten. Vor dem Altar war schon das Opfertier - ein roter Eber, der wunderbar geschmückt da stand. Dort angekommen nahm einer der Ministri ein Büschel mit Palmzweigen tauchte es in den Behälter mit Wasser, den er trug, und begann die anwesenden zu besprengen um die rituelle Reinigung zu vollziehen. "Favete Linguis", sprach ein anderer. Orestes konzentrierte sich auf die Musik die erklang, dann ging er zum Alter, berührte diesen ehrfürchtig, trat wieder einen Schritt zurück, so dass der Camillus mit dem Pergament zu ihm treten konnte. Darauf sprach er - wiederum ablesend: O Mars, da es recht ist Dir Opfer darzubringen, sei Dir dieser Eber geweiht, auf dass Du Deinen Diener und Deine Salier segnest."


    Dann kamen zwei der Ministri auf ihn zu. Einer trug eine Schüssel und eine Kanne mit Wasser, der andere das malluium latum. Im wurden die Hände mit dem Wasser übergossen und er trocknete seine Hände mit dem mallulum. Die beiden Ministri verneigten sich und traten ab. Hinter ihnen standen nun aber schon weitere bereit, die die Mola salsa, Wein und das Opfermesser herbeibrachten. In dieser Gruppe gingen sie nun zum Eber, bei dem schon der Victimarius bereit stand. Orestes ließ sich die Mola salsa geben und strich den Eber damit ein, den Wein ließ er über die Schnauze des Schweines laufen und mit dem Opfermesser strich er über den Rücken, um den Eber symbolisch auszuziehen, nachdem dieses Ritual vollendet worden war, gab er das Messer dem Victimarius, der daraufhin die alt-ehrwürdige Frage stellte. "Agone?" Worauf Orestes antwortete "Age!". Der Victimarius stach zu und tötete das Tier anscheinend sofort. Blut floss - rotes Blut, für Mars.


    Orestes trat zur Seite. Man würde ihm sobald sie entnommen waren die Vitalia bringen. Darin war auch er noch etwas ungeübt, da bei den Opfern im Kapitol meistens ein Haruspex zu gegen war, oder ein anderer älterer Priester, der diesen Part dann übernahm. Heute würde er sie selbst überprüfen müssen. Für den Bruchteil einer Sekunde kam ihm der Gedanke, dass er ja auch einfach die Litatio verkünden könnte ohne genau nachzuschauen. Aber diesen Gedanken verwarf er noch schneller als er gekommen war und als die Vitalia in einer prachtvollen Schale zu ihm gebracht wurden, überprüfte er sie gewissenhaft.

  • Die Prozession schritt gemächig zum Opferaltar. Der junge Duccier war unter ihnen, die Camilli, Ministri, Orestes und er selbst.
    Voller Staunen verfolgte er das geschehen des Opfers. Manius schien sehr sicher darin und man konnte merken, dass er sich voll und ganz der Sache hingab, die er da gerade vollzog.
    Anfangs dachte der junge discipulus noch, er würde mit Orestes allein das Opfer vollziehen, doch dann kamen die Camilli dazu und jetzt sogar noch weitere, die beim Opfer halfen.
    Das Opfertier, was zu ehren des Kriegsgottes hingegeben werden sollte, war schön verzierter roter Eber, welcher durch den Messerstich rotes Blub vergoss und somit noch roter wurde. Das Tier erleidete keine Schmerzen, es starb scheinbar sofort.
    Auch den wenigen Worten, die dennoch mehr ausdrückten als wären es tausende von Worten gewesen, lauschte Verus aufmerksam. Er versuchte sich alles zu merken, um in der morgigen Stunde mit seinem Lehrer gut vorbereitet zu sein, wenn eben dieser über den Ablauf des Opfers fragen würde.
    Nachdem das Tier letztendlich tot war, wurden die Vitalia entnommen und in einer goldenen Schale zu Orestes gebracht.

  • Die kleine Pause hatte Mars genutzt um auszurechnen, wie lange es noch bis zum Armilustrium war, an dem die Salier wieder ihren Auftritt hätten. Lange war es nicht mehr. Die Kooption war verglichen damit eher eine Formsache des Bodenpersonals. Gefunkt hätte es dann so geklungen: *knacksfiep* Akzeptiert. Wir sehen uns bei den Tänzen. *rauschknacksplöpp*

  • "Litatio!", sagte Orestes würdig, aber auch erleichtert, als er festgestellt hatte, dass die Vitalia makellos und schön waren. Dies war doch immer wieder ein erhebender Moment. Und auch das leichte Piepsen in merkwürdig-hohen Frequenzen, das er in diesem Moment vernahm, nahm nichts von seiner Andacht. Die Opferdiener kamen ihren Pflichten nach. Orestes verließ den Altar und ließ sie ihre Arbeit tun.


    Er selbst verharrte noch einen Moment, dann nickte er beim Gehen Verus zu. "Ich gehe mich jetzt reinigen und so weiter. Wir sehen uns ja morgen. Vale!.

  • Das Gefühl, nein, die Aura die er Vernahm als die Vitalia entnommen wurden machten ihm etwas Angst. Es fühlte sich an, als wäre eine höhere Macht direkt hinter, vor, neben und über ihm. Er fürchtete sich nicht richtig, er war eher erstaunt von den Geschehnissen. Als sich die Opferdiener an ihre Pflichten begaben und Orestes ihn nach Hause schickte antwortete er ihm freundlich, aber immer noch etwas neben sich vor Verblüffung"Bene. Bis morgen Orestes! Vale."

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