Nach der Entführung: Allein im Wald...

  • Als sie die Augen wieder aufschlug, wurde es bereits dunkel. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. War es schon Tage her, dass sie mit letzter Kraft der flammenden Hel entkommen war?
    Langsam versuchte sie aufzustehen. Schmerzen ließen sie jede Faser ihres Körpers spüren. Sie hatte nicht die Kraft, um sich auf die Füße zu heben, also krabbelte sie weiter, langsam und bedächtig.


    Eine scheinbare Ewigkeit später erreichte sie eine Mulde, in der sie sich zusammenrollte. Die Tränen liefen ungehemmt über ihr Gesicht, still und leise, denn zum Schluchzen oder Schniefen hatte sie längst keine Kraft mehr...

  • Prolog: Wie an so ziemlich jeden Tag der letzten Wochen war Aquilia auch heute wieder im Wald unterwegs. Tiberius Prudentius Balbus hatte die junge Frau aufgefordert, ihre Streifzüge zu unterlassen und zudem nach Rom zu kommen, um sich, mehr oder weniger, als sein Mündel zu zeigen. Sie war noch unentschlossen, denn Balbus war römischer Militarist und ob ihr das so ganz gefiel, wusste sie noch nicht. Also suchte sie ihr Heil in der Flucht, oder eben auch in einem der vielen Waldspaziergänge...


    Ihre Schritte waren leicht und federnd, als sie den schmalen Waldpfaden folgte. Sie kannte die Wälder um Mogontiacum herum beinahe blind, so oft war sie hier. Zwar hätte sie, natürlich, auch anderes zu tun gehabt. Aber nicht unbedingt etwas besseres. Und bald würde sie ohnehin für eine unbestimmte Zeit auf diese Freiheit verzichten, welche ihr die Freiheit der germanischen Wälder gab. Zu schade. Aquilia war barfuß. Sie hatte ihre Sandalen am Wasser vergessen und sie jetzt, bei einbrechender Dunkelheit, wieder zurückzuholen, wäre nicht gut. Noch dämmerte es nur und der Himmel war von roten Streifen durchzogen. Aber nicht mehr lange und sie würde ihren Weg nach Hause tasten müssen. Sie unterschätzte die Länge der Nächte zur Herbstzeit. Und auch die Temperatur. Sie fror nicht unerheblich.
    Aber die Geräusche des Wlades machten das alles wieder gut. Noch waren viele Vöglein zu hören und auch die Grillen waren noch fleißig am Werke. Doch da hörte die junge Prudentia etwas, was nicht ganz in das idyllische Bild passen wollte. Fragend runzelte sie die Stirn. Suchend sah sie sich mit leicht verengten Augen um, um die Dämmerung mit ihrem Blick durchdringen zu können, aber es war beinahe aussichtslos. Also ging sie mit langsamen Schritten ein Stück in den Wald hinein. Es klang sehr traurig, ein kaum wahrnehmbares Wimmern. War es vielleicht ein junges Mädchen, welches sich verlaufen hatte? Nein, das konnte sie nicht zulassen. Dann musste das warme Bett noch ein wenig warten.
    Vorsichtig tastete sie sich mit ihren Füßen vorwärts. Bis sie tatsächlich die Mulde fand, die sie gesucht hatte, ohne es zu ahnen. Und sie war ihr anfangs nur aufgefallen, da ihr Fuß leicht ins Leere griff. Sie sah nach unten - und sah die zusammengekauerte Gestalt. Kurz ergriff leichte Angst Aquilias Herz - was, wenn sie zu spät war? Schnell kauerte sie sich nieder und tastete nach dem Schopf der Frau, um sanft zu streicheln. So hockte sie darniedergekniet mit ihr in der Mulde und versuchte sie zu trösten. Froh, die Zeit verschlafen zu haben. Aquilia sagte nichts. Sie sagte nie viel. Und hier waren Worte nicht angebracht, sie wollte der jungen Frau den Anfang lassen.

  • Als die Hand sie berührte, schreckte Sveija hoch und zog sich instinktiv in die hinterste gegenüberliegende Ecke zurück. Sie zitterte am ganzen Leib und sah die fremde Frau mit großen Augen an.


    Wä bist do dann? Watt wills de vun mir?


    Gehörte die Fremde zu den Entführern? War das vielleicht ein neuer Trick...?

  • Prudentia zuckte zusammen, als die Frau so unvermittelt in einem Kraftakt zur anderen Ecke hechtete. Mit den sanften braunen Augen folgte ihr Aquilias Blick. Die dunklen Locken fielen ihr wild, und wie so meist mit Blattwerk verziert, ins Gesicht.
    >>Ich.. ich will dir nichts böses. Ich bin Aquilia... Hab keine Angst.<< erklärte sie. Gleichzeitig war ihr bewusst, wie wenig überzeugend diese standartisierten Worte klangen. Aber was sollte sie auch sonst sagen? Einen großen Vortrag wollte die verängstigte Frau jetzt sicherlich auch nicht hören, geschweige denn bestimmte, harte Worte. Aquilia hatte noch nie so jemanden Angstvolles gesehen. War sie von zuhause weggelaufen weil sie geschlagen wurde?
    >>Was, was ist denn nur mit dir?<< fragte sie mit leiser, freundlicher Stimme.

  • Die Fremde sprach Latein... aber das taten mehr als die Hälfte der Bevölkerung des romanisierten Germaniens. Und sie trug römische Kleidung... wie ebenfalls etwa die Hälfte aller Leute in dieser Gegend. Aber sie wirkte nett, viel netter als die Männer... Ein Schauer lief deutlich sichtbar durch Sveijas Körper.


    Mit großen Augen sah sie die junge Frau an. Wie alt mochte sie sein? Wahrscheinlich nicht viel älter als sie selbst...


    Ich... Durst... trinken... du Wasser? fragte sie in ihrem gebrochenen Latein.

  • Sim-Off:

    Dann bereite ich doch schon mal die Auflösung vor... =)


    Die fremde Römerin hatte kein Wasser dabei, kannte aber eine Quelle nahe der Straße, also folgte Sveija ihr langsam dorthin teils auf die junge Frau gestützt, teils an Ästen und dünnen Bäumen entlangstrauchelnd. Schließlich kamen sie an dem glucksenden Quell an und die junge Germanin ließ sich einfach fallen. Viel zu hastig trank sie die ersten Schlucke, musste husten. Dann aber gelang es ihr nach und nach, ihren Durst zu stillen.


    Dank, Dank viel viel. Ich Sveija. Ich Haus von Duccier lebe arbeite.


    Sveija wollte wenigstens ein wenig Dankbarkeit zeigen und ihrer Retterin sagen, wer sie war und was geschehen war.


    Ich gestohlen bin. Männer mich geraubt und Bilder geraubt und Besen geraubt. Ich nix gegessen getrunken lange Zeit. Ich in Dunkel gesessen und Angst. Männer kommen mit essen und mir nix geben. Männer aber nicht mich Gewalt getan. Dann alles Feuer und Tür offen und ich fliehen und alles runterfallen.


    Die Ubierin konnte nur hoffen, dass ihr gebrochenes Latein ausreichte, der Fremden die erlittenen Strapazen der letzten Tage zu schildern. Sie blickte sie fragend an, als von der nahen Straße her Stimmen zu hören waren...


    Sim-Off:

    Wir sollten dann auf der Straße weiterposten, damit die Reiter der Ala uns finden... :]

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!