Auszeichnungen der gewesenen Magistrate [CH 05/08]

  • Nachdem die erste Sitzung des Senats im neuen Amtsjahr mit den üblichen Begleiterscheinungen eröffnete worden war,
    wozu auch die Anrufung der Götter und des verstorbenen Kaisers gehörte, inzwischen als vergöttlichter Divus Iulianus selbst ein überirdisches Wesen,
    nachdem Consul Lucius Aelius Quarto, der an diesem Tag den Vorsitz führte, die mit dem neuen Amtsjahr hinzu gekommenen und darum ebenfalls neuen Senatoren begrüßt hatte,
    und nachdem er der im vergangenen Amtsjahr verstorbenen Senatoren gedacht hatte, es waren zwei,
    nachdem also das alles getan war, kam er zum ersten Beratungspunkt dieser Sitzungsperiode.
    Auch dieses Thema kehrte alljährlich wieder.


    Zunächst verlas er die Namen der Magistrate des Cursus Honorum aus dem abgelaufenen Jahr.
    Darunter waren:
    “Caius Flavius Aquilius, Sohn des Aulus Flavius Atticus, Quaestor Urbanus“,
    und:
    “Kaeso Annaeus Modestus, Sohn des Caius Annaeus Ursus, Quaestor Provincialis für die Provinz Hispania.“


    Dann sah er auf und fragte laut:
    “Will der Senat die Genannten für das während ihrer Amtszeit Geleistet auszeichnen?
    Darüber wollen wir nun beraten. Wer dazu sprechen will möge es tun.“

  • Durus saß auf seiner Bank und hörte dem Consul zu. Wie jedes Jahr wurde nun die Frage erörtert, ob sich irgendein Magistrat besonders ausgezeichnet hatte. Dazu hatte der Tiberier allerdings kaum etwas zu sagen, denn er hatte ihre Arbeit im letzten Jahr kaum beachtet - hatte er doch genügend mit seinen Gütern zu tun gehabt!


    Allerdings war es wohl auch die beste Möglichkeit, herausragende Leistungen zu erkennen: Indem man von ihnen erfuhr, ohne sich damit beschäftigt zu haben! Folglich erklärte er seinem Nachbarn


    "Mir kamen die Magistrate dieses Jahr durchaus farblos vor."


    So etwas sagte man natürlich nicht im Plenum, aber vielleicht konnte sein Nachbar ihm ja etwas dazu sagen.

  • Eine der ersten Sitzungen im Senat war es, und ich gab mich eher zurückhaltend. Noch waren die Abläufe neu, erschien es mir selbst eher unpassend, mich sogleich zu Wort zu melden. Zumindest ließ man in diesem Jahr die Auszeichnungen nicht wieder unter den Tisch fallen, wie es in dem Jahr davor und jenem davor gewesen war, zu meiner letzten Amtszeit - für die ich meines Erachtens nach allerdings diesmal nichts verdient hatte, denn ich hatte nichts Herausragendes geleistet. Durus, neben den ich mich gesetzt hatte, nickte ich marginal zu. "Von Annaeus Modestus habe ich nichts weiter gehört, außer dass er wohl schon drei Auszeichnungen in Spanien eingeheimst hat, und um Flavius Aquilius war es ebenfalls recht still", erwiderte ich. Im Gegensatz zu Durus kannte ich auch bereits Teile der nächsten Acta, doch erwähnte ich diesbezüglich nichts. Es würde schon für genug Furore sorgen, wenn ein jeder selbst las, was der Reporter in Hispania herausgefunden hatte, gerade auch im Bezug auf Auszeichnungen.

  • Sedulus war es reichlich wurscht gewesen ob und wer hier ausgezeichnet werden würde wenn man bedenkt das er weder für seine Arbeit als Vigintivir noch als Quaestor für eine Auszeichnung vorgeschlagen wurde.
    Von daher würde er wohl bei jedem Vorschlag für "NEIN" stimmen... :D

  • Durus blickte neben sich und stellte überrascht fest, dass Aurelius Corvinus neben ihm saß. Das überraschte ihn ein wenig, denn normalerweise war der Senat nach den verschiedenen Senatoren-Rängen geordnet und ganz vorn saßen nur die Consularen und Praetorier. Doch andererseits saß Durus dieses Mal wirklich nicht ganz so weit vorn...nunja, der junge Mann würde das sicher rasch lernen. Doch Durus fand, dass dies nicht seine Aufgabe war, daher antwortete er einfach.


    "Durch wen? Den Proconsul?"


    Er hielt es für relativ ungewöhnlich, dass ein einfacher Quaestor größer ausgezeichnet wurde, aber vielleicht deutete es ja tatsächlich auf größeres Engagement hin! Und wenn Furianus ihn auszeichnete, vielleicht umso mehr! Die Möglichkeit, dies als Vorwand zu betrachten, ihn nicht weiter zu belohnen, zog er gar nicht in Betracht.

  • Mindestens ebenso lange wie Macer damals darüber nachgedacht hatte, welchen seiner Klienten er für welches Quaestorenamt vorschlagen und unterstützen sollte, hatte er darüber nachgedacht, wen er für eine Auszeichnung vorschlagen sollte. Alle Klienten pauschal vorzuschlagen widerstrebte ihm und wäre wohl auch viel zu undifferenziert gewesen. Daher erhob er nur für einen der beiden seine Stimme.


    "Ich schlage eine Auszeichnung für Kaeso Annaeus Modestus vor. Wie ihr alle noch in Erinnerung haben werdet, vertrat er während seiner Amtszeit als Quaestor den erkrankten Proconsul, wofür er während seiner Amtszeit vom Senat eine ausdrückliche Bestätigung erhielt. Ihr werdet euch noch an die zugehörigen Debatten erinnern, denn dieser Vorgang wies eine gewisse Einmaligkeit auf. Annaeus Modestus hat damit in seinem Amt als Quaestor Dinge geleistet, die weit über die üblichen Anforderungen und die übliche Pflichterfüllung hinaus gehen und verdient dafür eine Auszeichnung."

  • Ich hatte mir nichts weiter dabei gedacht, mich neben Durus zu setzen, zumal das Plenum scheinbar heute doch eher recht karg besetzt war. Auf seine Frage hin neigte ich den Kopf. "Wir haben einen Reporter vor Ort, werden also bald mehr darüber erfahren. Ich möchte jetzt aber noch nichts weiter dazu sagen, bisher reihen sich wenige feststehende Tatsachen an zu viele Vermutungen", erwiderte ich.


    Dann glaubte ich, einen Blick des consul auf mir zu spüren, kurz darauf meldete sich Purgitius Macer zu Wort. Ich überlegte, ob ich etwas dazu sagen sollte. Eigentlich hatte ich mich eher zurückhalten wollen. Doch als Aelius Quarto zum zweiten Mal nach weiteren Wortmeldungen fragte, ließ ich das Hadern sein und räusperte mich, was vermutlich im Saal unterging. "Ich kann nichts zu den Verdiensten des Annaeus Modestus sagen, auch wenn mir der Mann und sein Engagement gut bekannt sind. Allerdings soll er nach meinem Kenntnisstand neben zwei diplomae auch eine inscriptio für seine Arbeit erhalten haben. Ich empfinde diese Würdigung seiner Tätigkeit als ausreichend." Ich hatte sie mir anders vorgestellt, meine erste Bemerkung im Senat, nicht so banal. Nun ja, man konnte nicht alles haben.

  • Durus fand, dass Corvinus besser gar nichts dazu hätte sagen sollen, denn diese Andeutung machte ihn nur umso neugieriger darauf, was Annaeus Modestus getan hatte. Andererseits wurde Durus klar, dass Corvinus ja der Auctor der Acta Diurna war, folglich wohl genau dies beabsichtigt hatte, denn so würde der Tiberier umso begieriger auf die neue Ausgabe warten.


    Als der Consul sich zu Wort meldete, entschloss sich Durus, wieder nichts dazu zu sagen. Sein Nachbar hingegen wirkte, als wäre er sich nicht sicher und endlich erhob er sich doch. Auch Durus dachte daran, dass dies seine ersten Worte in diesen Hallen waren (abgesehen von seinem kleinen Dankeschön). Zwei Diplomae und eine Inscriptio waren allerdings tatsächlich beachtlich...andererseits war natürlich stets die Frage, von wem man ein Diploma erhielt - von seinen eigenen Untergebenen ausgezeichnet zu werden (was hier wohl der Fall war), war keine sonderliche Leistung.

  • Der Consul nickte.
    “Ja, so ist es. Er wurde schon in Hispania ausgezeichnet.“, antwortete er. Obwohl er also davon wusste, hatten ihn irgendwelche Gründe dazu bewogen es bisher unerwähnt zu lassen.


    “Aber nur die Inscriptio bezog sich auf seine Arbeit als Quaestor. Die Diplomae hatten - soweit mir bekannt ist - nichts mit seiner Zeit als Quaestor in Hispania zu tun.“, fügte er hinzu.

  • "Nach meinem Kenntnisstand", griff Macer die Worte des Nuesenators wörtlich auf, "hat der Senat an die Amtsinhaber der letzten Amtszeit noch keine Auszeichnungen vergeben. Sofern der ehemalige Quaestor seine Auszeichnungen nicht vom Kaiser persönlich erhalten hat, sollte damit noch aller Grund gegeben sein, dass der Senat die von ihm bestellten Magistrate auch noch selber auszeichnet." Abgesehen davon, dass sich der Wert einer Auszeichnung auch darin bemaß, wer sie vergab, sollte man sich bestimmte Pflichten auch nicht aus Bequemlichkeit aus der Hand nehmen lassen, fand Macer.

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