• "Nun, sie könnte vom Alter her meine Mutter sein, ist aber noch durchaus hübsch. Sie macht einen sehr selbstsicheren, freundlichen und kompetenten Eindruck. Ich denke mal sie wird sich gut mit Timos verstehen, hoffen wir mal nicht zu gut."


    Er hielt kurz inne.


    "Aber es ist wirklich ungewöhnlich. Ich wollte sie auch darauf ansprechen, aber gerade in diesem Moment kam Castor dazu und dann gab es natürlich wichtigeres zu tun."

  • Bei dem Wort "hübsch" hob sich ganz kurz eine von Penelopes Augenbrauen, aber nur eine Sekunde lang. Eigentlich war sie nicht eifersüchtig, aber trotzdem war das ein bisschen seltsam zu hören für sie.
    "Na, ich hoffe auch, dass Thimótheos genug Verstand hat, nicht mit beiden Cousinen etwas anzufangen. Das wäre dann doch etwas arg risikofreudig."
    Penelope lag das Wort "dumm" auf der Zunge, aber sie sprach es nicht aus.

  • "Das will ich doch hoffen. Das würde wohl unweigerlich in einem Kataklysmus enden. Ich meine die Dame ist offensichtlich alleinstehend und Timos ist beileibe kein Kostverächter. Aber wenn er wirklich was mit Urgulania anfangen würde und eine der beiden Cousinen findet das heraus, wäre das wohl das Schlimmste was ich mir vorstellen könnte."


    Pelos Reaktion auf seine Beschreibung der Iulierin blieb ihm keinesfalls verborgen, und sie freute ihn.

  • "Allerdings. Ich glaube, das wäre so ziemlich das schlimmste, was passieren könnte. Aber ich hoffe einfach, dass dein Bruder das auch so sieht."
    Penelope rückte kurz auf dem Stuhl ein wenig herum, um besseres Gleichgewicht zu finden. Die Kithara begann so langsam, schwer zu werden. Wenn sie damit spielte, merkte Penelope das nicht. Aber jetzt, wo sie sie einfach nur hielt und sich nicht bewegte, war das um einiges schwieriger. Jetzt wurde ihr das Gewicht erstmal so richtig bewusst.
    "Darf ich nachher eigentlich mal schauen, was du zeichnest, oder erst, wenn du fertig bist?"
    Penelope mochte es nicht, wenn sie schon etwas vorspielen sollte, mit dem sie noch nicht fertig war und das noch nicht perfekt war. Deshalb fragte sie, wie Ánthimos es hielt mit seinen Bildern.

  • "Tut mir leid, aber unfertige Bilder zu zeigen bringt Unglück. Dann wird daraus nie ein gutes Gemälde. Da musst du mir einfach vertrauen, dass ich nicht nur ein Strichmännchen oder etwas ähnliches male."


    Gerade war er an einer etwas kniffeligen Stelle angekommen, und Anthi schaute gebannt auf den Papyhrus. Vor lauter Konzentration merkte er gar nicht, dass seine Zungenspitze aus seinem Mundwinkel schaute, und er damit doch sehr doof aussah.

  • "Macht nichts. Meine Lieder kriegst du ja auch erst zu hören, wenn sie fertig sind."
    Penelope schaute zu Anthi herüber und musste sich wirklich sehr beherrschen, still sitzen zu bleiben. Er schaute so süß aus, wenn er sich konzentrierte. Sie konnte ihm beim Denken geradezu zuschauen. Aber das Grinsen in ihrem Gesicht wurde doch immer breiter.

  • "Ja aber du kanst wie damals in der Garküche spontan ein Lied spielen. Beim Zeichnen geht das eher schwer. Du bist also deutlich freier, zumal ich mich ja immer nach einem Vorbild richten muss. Ich meine ich kann ja nicht einfach irgendwas zeichnen, was es nicht wirklich so oder zumindest so ähnlich gibt. Sonst könnte man ja nicht einfach irgendwelche Farben einfach so auf ein Bild klatschen und das dann als Kunst verkaufen."


    Er blickte zu ihr auf.


    "Was ist denn daran so lustig?", fragte er fröhlich als er ihr Grinsen sah.

  • "Du sagst doch, ich seh süß aus, wenn ich mich anstrenge? Du müsstest dich erstmal sehen."
    Jetzt konnte sich Penelope ein kleines Lachen nicht mehr verkneifen. Er sah mit seiner Zunge aber auch zu ulkig aus.
    "Und wieso geht das nicht, einfach so drauf loszumalen? Ich meine, wenn ich einfach so vor mich hinspiele und nichts bestimmtes damit ausdrücken will, warum geht das nicht bei Bildern?"
    Sie konnte sich ein Bild, das nur aus wilden Farben bestand, zwar nicht vorstellen, aber wenn das Ergebnis hinterher hübsch war?
    "Und du hast eine ziemlich gute Phantasie. Oder zumindest bist du sehr einfallsreich, wenn ich so die letzten Wochen zurückdenke."

  • "Wie soll ich denn malen, ohne mir voher vorzustellen was ich male? Da würde dann ja wohl was vogelwildes Herauskommen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Musen einem da zu Hilfe eilen."


    Aber um ihr Kompliment kam er nicht herum.


    "Meine Phantasie beschränkt sich da doch mehr auf handfeste Dinge.", dabei grinste er anzüglich.

  • "Na, ich weiß ja nichtmal, wie man überhaupt etwas malt. Aber wenn du dir jetzt etwas vorstellst, könntest du das nicht malen, ohne es zu sehen? Ich kann nur sagen, wie es bei mir mit der Musik ist. Ich höre sie schon in meinem Kopf, ehe ich sie aufschreibe und dann nachspiele. Das klingt vielleicht ein bisschen verrückt, aber ich spiele es eigentlich nur noch einmal, um nachzuprüfen, ob es sich auch wirklich so anhört wie in meinen Gedanken."


    Bezüglich seiner Phantasie bekam Ánthimos nur ein mindestens ebenso anzügliches Grinsen zurück, gepaart mit einem kleinen Zwinkern. Penelope liebte es, ihn so ein wenig zu necken.

  • "Genau, ich muss mir die Sachen vorstellen können. Aber da kann ich dann ja nicht einfach drauf losmalen. Dann würde ich mir erst ein paar Skizzen machen. Das macht es dann halt nicht so einfach mit dem spontanen drauf los malen. Sonst wären ja vielleicht die Proportionen total falsch und das Bild dann völlig hässlich."


    Sowas würde Anthi nicht zeichnen, dafür war er ein zu großer Ästhet.


    "Und du hast die Musik wirklich schon in deinem Kopf? Ich kann mich höchstens an Melodien erinnern, die ich schonmal gehört habe."

  • Penelope lächelte und nickte, was sie aber sogleich mit einem erschrockenen Gesicht wieder abbrach. Sie sollte sich ja nicht bewegen, hatte sie fast vergessen.
    "Ach weißt du, wenn du dein Leben lang nichts anderes machst als Musik zu spielen, dann träumst du irgendwann sogar Melodien. Und wenn mir mein Großvater nur eine Wachstafel mit Noten vorgesetzt hat, damit ich es spiele, musste ich ja wissen, wie es sich richtig anhören muss. Er war da wirklich immer sehr streng, lange Zeit zum Einüben hatte ich nicht. Da lernt man dann schnell, sich Melodien vorzustellen."
    Beim Erzählen war ihre Stimme etwas trauriger geworden. Ja, ihre Kindheit war bestimmt nicht so verspielt und losgelöst gewesen wie bei so manch anderem, aber auch nicht so hart wie bei den Kindern eines Bauern oder Arbeiters. Und ihr Großvater damals war einfach nur groß gewesen, in jeder Beziehung. Sie erinnerte sich daran, wie sie ehrfürchtig seinen Lektionen gelauscht hatte und versucht hatte, es ihm recht zu machen. Natürlich war es nie gut genug, aber Penelope hatte es immer versucht.


    Sie lächelte einmal kurz traurig zu Ánthimos hinüber.
    "Ja, lange ist es her."

  • "Ja bei dir ist das halt was anderes. Du hast das ja schon ewigkeiten trainiert und geübt. Ich bin ja nur ein Laie mit ein bisschen Talent zum Zeichnen. Mir wurde das ja nicht von einem Könner beigebracht. Deswegen ist deine Kunst sicher deutlich höher anzusiedeln als mein gemale."


    Anthi bemerkte ihre Trauer: "Dein Großvater wird sicher bald bei uns sein. Jetzt wo ihm Ashur kein Opium mehr liefert wird er bald klar genug sein, dass wir richtig mit ihm reden können."

  • "Du bist ja auch ein Sportler. Wenn ich plötzlich da richtig trainieren sollte, würdest du sicher auch Dinge finden, die für dich ganz natürlich sind, bei denen ich mich aber schwer tue."
    Penelope seufzte leicht bei der Erwähnung von ihrem Großvater und Ashur. "Ich hoffe, du hast recht. Wenn diese Wohnung dafür auch ein bisschen klein wäre."
    Sie vermisste ihren Großvater, sie hatte ihn nun schon so lange nicht mehr gesehen. Seit er sie verprügelt hatte, um genau zu sein. Wusste er, dass sie ihm deswegen nicht böse war? Sie hoffte es, sie wollte nicht, dass er deswegen auch noch litt.

  • "Stimmt. Ich würde dich gerne mal mit einem Diskus sehen. Aber nicht wegen dem Sportgerät, sondern weil die Frauen ja auch nackt Sport machen." :D Die Vorstellung war verlockend: Vielleicht sollte er ihr ein paar "Privatstunden" geben.

  • Ahja? Penelope sah zu Ánthimos herüber und zog leicht eine Augenbraue nach oben.
    "Ich erinnere dich daran, wenn wir zum sportlichen Teil der Ephebia kommen, und deine Brüder daneben stehen."
    Das war jetzt eine gemeine Bemerkung, sie wusste das. Aber wenn er sie vorhin ein wenig mit Urgulania eifersüchtig gemacht hatte, durfte sie das jetzt auch. Auch wenn sie genauso wenig etwas mit seinen Brüdern anfangen würde wie er mit der Rhomäerin.

  • "Die werden sich hüten. Wenn da einer schaut, dann...", er ließ es offen, was dann war. "Da wird es sicher sowas nur für Frauen geben, oder man muss die Kleidung eben anbehalten. Dieser Marcus Achilleos hat auch mit seiner komischen Kleidung Sport gemacht!" Nun klang er ganz und gar nicht mehr fröhlich. Mit seiner Nacktheit hatte er keine Probleme, aber bei dem Gedanken dass Pelo nackt begafft wurde, wurde richtiggehend wütend.

  • Mit ihrem Mann durfte sie solche Scherze wohl nicht machen. Er war ja richtig wütend! Penelope schaute eine Weile einfach nur fragend zu ihm herüber, in der Hoffnung, dass das es schon bessern würde.
    "Das sehen wir ja, wenn es soweit ist. Da wird es sicher eine Möglichkeit geben."
    Sie hoffte, dass dies sein Gemüt wieder beruhigte. Er war ja richtig eifersüchtig. Aber irgendwie zeigte das Penelope auch, dass er sich um sie sorgte und sie sehr begehrte.

  • Anthi tat es gleich schon wieder leid, dass er sich so aufgeregt hatte. Er verließ seinen Platz hinter seiner Staffelei, ging zu Penelope beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange.


    "Entschuldige, dass ich gleich so wütend geworden bin. Eigentlich gab es dazu ja keinen Grund, denn ich vertraue dir und du hast ja nur Spaß gemacht. Es ist neu für mich, so an einem Menschen zu hängen wie an dir, und ich muss mich erst daran gewöhnen."


    Es lag wirkliches Bedauern in seiner Stimme.

  • Sanft lächelte ihm zu, und da er von seiner Staffelei nun weggetreten war, setzte sie sich auch wieder vernünftig hin. So auf nur einer Pobacke zu sitzen mit dem Gewicht der Kithara auf einer Seite war ganz schön anstrengend.
    "Du musst dich nicht entschuldigen. Diene Eifersucht sagt mir, dass du mich für begehrenswert hältst. So begehrenswert, dass ich sogar deinen Brüdern noch den Kopf verdrehen könnte."
    Sanft streichelte Penelope über seine Wange.
    "Aber du musst dir da wirklich keine Sorgen machen. Ich wundere mich ja, dass Timos immer noch einverstanden ist mit unserer Hochzeit, nachdem er gegessen hat, was ich so koche."
    Ein kleines Lachen erhellte die düstere Stimmung, die sich ausgebreitet hatte.

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