• Anthi setzte sich neben sie. "Natürlich kann ich ihn nicht zwingen. Und es ist auch nicht so, dass ich vorhatte jeden Tag mit ihm händchenhaltent über den Xenas Agorai zu laufen. Ich habe auch nicht vor ihn zu verfolgen, aber ich werde ihm auf diesen Brief antworten und ihm sagen, dass ich das so nicht akzeptieren kann und will. Was er danach macht, bleibt ihm überlassen. Ich habe auf jeden Fall kein Problem mit ihm, und er wird auf jeden Fall eingeladen, ob es ihm passt oder nicht!" Er ließ sich zurückfallen und er seufzte. So etwas wollte er einfach nicht verstehen.

  • Eine Weile schaute Penelope einfach zu ihm herunter, wie er dalag und grübelte und versuchte, einen Sinn in dem ganzen zu sehen. Sie musste dabei lächeln. Er war so von Grund auf ehrlich, im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Ehre war wirklich ohne Makel, sie glaubte fast, er könne dagegen gar nicht verstoßen. Selbst, dass sie unverheiratet noch waren, befleckte diese nicht, nein, fast erhöhte seine ihr entgegengebrachte Liebe und Zärtlichkeit diese noch. Im Zeitalter der Helden wäre er wohl gewiss einer von ihnen gewesen, und sie würde heute Lieder singen von ihm. Wobei diese erlauchte Gesellschaft deutlich unehrenhafter manches Mal gehandelt hatte, wenn man den Sagen glauben schenken durfte.
    “Denk nicht zuviel darüber nach. Es ist eine politische Entscheidung von Marcus, denn auch wenn er sich sträubt, er ist Politiker. Zwar einer mit sehr seltsamen Ansichten, aber nichts desto trotz Politiker. Und jetzt zerwühl das Bett nicht so, hilf mir lieber ein wenig kochen. Irgendwie habe ich heute einen Heißhunger auf Fisch. Oder Honigkuchen. Ich kann mich irgendwie nicht entscheiden. Was meinst du? Geht wohl beides zusammen?“

  • "Ich nehm das mit Marcus nicht allzu schlimm. Aber ein wenig ärgert mich das eben doch. Das werde ich schon mit ihm klären und mich nicht mit so einem Fresszettel abspeisen lassen."


    Sie war so süß, dass Anthi gleich wieder grinsen musste. "Ach, ich dachte du magst mir vielleicht helfen das Bett noch ein wenig mehr zu zerwühlen."
    Anthi setzte sich auf, zog sie auf seinen Schoß und gab ihr einen Kuss. "Du hast Hunger auf Fisch und Honigkuchen? Klingt lecker, wenn ich es auch nacheinander essen würde."


    Er tippte ihr neckisch auf die Nase. Allzu gut erinnerte er sich daran, was Inhapy ihm zu dem Thema gesagt hatte.


    "Haben wir auch alles da? Wenn nicht, geh ich schnell los und hole es! Es wichtig, dass du und das Kind alles bekommt auf was ihr Lust habt."

  • Er würde alles holen, was ihnen fehlte? Das war ja so süß! Er bekam gleich einen Kuss auf seine Nase, als sie überlegte.
    “Nein, Honigkuchen haben wir grade keinen da, aber der Bäcker unten an der Ecke backt ganz guten. Aber irgendwie hab ich auch Lust auf was salziges. Meinst du, man bekommt schon gutes Trockenfleisch? Das wär fast noch besser als Fisch. Vielleicht mit ein paar Datteln oder sowas…. Ja, das könnte lecker sein. Oder doch lieber Fisch, den hab ich heute Morgen gekauft. Der muss ja dann gemacht werden, sonst kriegt der noch einen Stich von der Hitze. Hmmm, irgendwas….“
    Penelope hatte auch keine Ahnung, worauf sie Hunger hatte. Einerseits sollte es salzig sein, dann aber auch wieder süß und auf gar keinen Fall bitter. Vielleicht ein bisschen was mit Gemüse? Wobei ihr keines einfiel, was passen könnte.
    “…ach, ich weiß auch nicht. Ich muss demnächst mal auf dem Markt schauen, ob es noch was gibt, was ich nicht kenne. Denn irgendwie hab ich auf sowas mal Lust. Meinst du, es gibt Früchte, die süß und salzig sind?“

  • Das waren alles gute Fragen, auf die Anthi aber garantiert keine Antworten hatte. So wie sie es beschrieb würde ein versalzener Honig-Dattelkuchen mit Fleischeinlage gut passen. Allerdings würden sie den ganz sicher nirgends bekommen.


    "Also ich denke wir haben da drei Möglichkeiten: Entweder ich hole jetzt Honigkuchen und wir essen den Fisch dazu, und gehen morgen zusammen auf den Markt. Oder wir gehen gleich auf den Markt und schauen was du willst. Mir ist das egal, ich bin für alles bereit. Als letztes geh ich einfach mal was kaufen, und wir werden sehen ob du es magst. Wenn nicht, ess ich es halt."


    Eigentlich war er ja schon müde, aber es würde ihm trotzdem nichts ausmachen mit ihr auf den Markt zu gehen.

  • Penelope überlegte kurz und war versucht, ihn loszuschicken. Aber er hatte heute auch einen anstrengenden Tag gehabt, er sollte jetzt auch mal zur Ruhe kommen. Sie konnte ihn ja nicht durch die halbe Stadt hetzen, nur weil sie Hunger hatte und nicht wusste, worauf. Außerdem gab es ja noch soviel für die Hochzeit zu planen!
    “Neinnein, ich würde sagen, du holst nur schnell die Honigkuchen, und ich mach solange schon mal den Fisch mit ein wenig Gemüse. Und wenn du wieder da bist, können wir anfangen, ein wenig mehr unsere Hochzeit zu planen. Ich meine, das muss doch vorbereitet sein! Die ganzen Nachbarn müssen wir natürlich auch einladen, wir brauchen ja auch schließlich den Hof unten. Und bestimmt fällt mir bis nachher noch ein, was wir bis jetzt alles vergessen haben.“
    Sie gab Anthi noch einmal einen dicken Kuss und drückte ihn dabei fast aufs Bett zurück. Dann sprang sie aber voller Elan und Tatendrang auf und sah sich im Zimmer noch mal um. Ja, das mit der Farbe musste auf jeden Fall auch vor der Hochzeit dann fertig werden. Und wenn sie selbst zu dem Farbmischer gehen und Farben bestellen musste.
    “Und das mit den Farben hier müssen wir auch noch genauer durchsprechen. Meinst du, ich darf auch Timos Zimmer streichen?“ Irgendwie war Penelope grade vollkommen vom Nestbau gefangen.

  • An der Idee mit den Farben hatte sie offenbar Gefallen gefunden...da war der versalzene Honig-Dattelkuchen mit Fleischeinlage beinahe schon eine gute Sache.

    "Na dann geh ich dann mal den Honigkuchen holen. Dann besprechen wir das mit der Hochzeit. Aber das mit den Farben überlässt du am Besten einfach mir. Schließlich bin ich da Fachmann."
    Er gab ihr noch einen Kuss und stand dann auf.

    "Magst du sonst noch was vom Bäcker? Oder noch Obst oder so? Wenn ich sage ich hole dir alles was möglich ist, dann meine ich das auch so."

  • Kurz überlegte Penelope, schüttelte dann aber den Kopf.
    “Ach, nein, die Honigkuchen reichen erstmal. Du sollst ja schnell wieder herkommen, damit wir vielleicht doch noch die Decken ein wenig zerwühlen können“
    Sie schenkte ihm einen schelmischen Blick und machte sich dann schon auf in die Küche. Als er an ihr vorbeikam, um hinauszugehen, fiel ihr aber doch noch in plötzlichem Heißhunger etwas ein.
    “Also, fall da aber zufällig ein Händler grade in der Nähe ist, der diese römischen Würste verkauft, kannst du davon vielleicht eine mitbringen. Oder Ziegenkäse, wenn da zufällig grade ein Händler ist.“
    Als Anthi dann schon fast bei der Türe war, warf sie ihm ein “Oh, Trauben wären auch was feines. Also, wenn du zufällig an welchen vorbeiläufst. Oder Dörrobst.“ hinterher. Als er es dann schließlich bis zur Türe geschafft hatte, hielt sie ihn mit einem “Anthi?“ noch einmal kurz auf. Sie legte den Fisch, den sie gerade ausnahm, beiseite.
    “Ich liebe dich.“ Er war wirklich süß, dass er es mit ihren Heißhungerattacken grade aushielt.

  • Anthi grinste breit. Decken zerwühlen mochte er. Sein Grinsen wurde auch nicht kleiner, als zu den Honigkuchen immer mehr Sachen dazukamen. So viele Händler hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht zufällig getroffen. Also doch ab zum Markt. Aber er war ihr nicht böse. Einerseits konnte er das gar nicht, und andererseits lief ihm selbst gerade das Wasser im Munde zusammen. Das würde ein Festmahl geben...wenn Penelope ihm was übriglassen würde.


    So lächelte er nur, gab seiner Geliebten einen Luftkuss, schmiss ihr ein fröhliches "Ich liebe ich auch!" entgegen und machte sich auf den Weg zum Markt.

  • Penelope musste lächeln und widmete sich wieder dem Fisch, nachdem Ánthimos die Türe hinter sich geschlossen hatte. Er war einfach ein lieber Kerl.
    Sie nahm also den Fisch fein säuberlich aus und wunderte sich nicht, als sie plötzlich etwas Pelziges um die Beine streichen fühlte. Ihr Stubentiger wusste scheinbar immer ganz genau, wann sie kochte, und kam dann quer durch die ganze Stadt zur Not gehechtet in der Hoffnung, es könnte etwas von der Arbeitsfläche für ihn fallen. Sein tiefes, sonores Schnurren lag in der Luft, und „rein zufällig“ fiel Penelope das runter, was sie eben ausgenommen hatte. Sofort stürzte sich das Katerchen, das nach den drei Monaten schon ein richtig hagerer Bursche geworden war, auf die Reste und schlang sie gierig schmatzend herunter. „Rein zufällig“ fiel auch noch ein bisschen Fleisch vom Fisch herunter, als Penelope die Flossen etwas großzügiger abschnitt. Als dann aber weitergepraunzt und gemaunzt wurde, fiel nichts mehr herunter, und mit stolz erhobenem Schwanz zog ein Pascha von dannen.
    Penelope indes rieb den Fisch mit Kräutern und Salz gut ein und fachte das Kochfeuer im Ofen an. Sie holte den Tontopf heraus und füllte ihn mit Wasser, damit er gleich nicht zersprang. Darin legte sie das Gemüse, die Möhren und Zwiebeln, alles schön in gefällige Stücke geschnitten, und zuoberst den Fisch. Schließlich wanderte alles auf die grade Steinfläche neben dem Feuer, und Penelope legte noch ein paar getrocknete Fladen nach, damit es auch schön heiß brannte und alles gut durchkochen würde. Sie wollte schließlich keinen halbrohen Fisch essen.
    Schließlich setzte sie sich auf den Stuhl. Jetzt konnte sie ohnehin nur warten, bis Anthi wieder zurückkam oder der Fisch etwas Aufmerksamkeit brauchte. Langsam entfaltete sich der Duft nach gekochtem Essen, und Penelope, die eben noch so hungrig war, fühlte sich plötzlich ganz elend. Ihr war gar nicht mehr nach Essen. So überhaupt auch gar kein bisschen. Ihr war richtiggehend schlecht. Und sie hatte plötzlich Sodbrennen. Hoffentlich kaufte Ánthimos nun nicht so viel ein, sie hatte jetzt das Gefühl, keinen Bissen runter zu bekommen.

  • Anthi hatte sich beeilt, schließlich hatte sein Schatz offenbar riesigen Hunger. So brauchte er keine Stunde, bis er mit einem Korb voller Leckereien wieder in den Hof kam. Sein Magen knurrte laut vor Hunger. Vor ihrer Türe allerdings kniete Penelope gerade vor ihrem Eimer und erbrach sich. Schnell stellte er den Korb mit den ganzen Leckereien ab und eilte zu ihr. Viel konnte er nicht machen, also hielt er einfach ihre Haare nach hinten, damit sie nicht versaut wurden. Er rieb ihr sanft über den Rücken und redete ihr gut zu, auch wenn er wusste, dass das wohl wenig nützen würde. Der Geruch war zwar ekelig, aber sowas hatte Anthi in den letzten Monaten bei seinen ägyptischen Lehrmeistern oft genug gerochen, um sich nicht den Appetit zu verderben.


    Dann half er ihr hoch und führte sie an den Esstisch. Danch leerte er den Eimer aus, wusch ihn aus und stellte ihn neben ihren Stuhl. Dan holte er den Korb mit den Leckereien und stellte ihn auf den Tisch.


    "So, ich hab Honigkuchen, Dörrobst, Datteln, Trauben, Ziegenkäse, Würstchen und Trockenfleisch. Für letzteres bin ich extra zu Mithridates Castors Metzger gegangen. Der war gar nicht erfreut, dass ich ihn so spät noch störe, aber als ich ihm gesagt habe wer ich bin, hat er mir doch noch was verkauft."

  • Eine gute Seite hatte das ganze: Das Sodbrennen hatte aufgehört. Penelope trank ein Glas von dem ägyptischen Bier, das ihr Inhapy extra mitgegeben hatte. Die Hebamme hatte gemeint, das sei besser für sie und das Kind, weil von dem Wasser in den Stadtbrunnen oder gar dem Fluss so viele Leute krank würden, vor allem um diese Jahreszeit. Wenn die nächste Überschwemmung eingesetzt hatte, sollte das wohl besser werden, aber bis dahin sollte sie lieber dünnes Bier trinken. Also tat Penelope, wie ihr geheißen wurde, auch wenn sie an sich das Zeug gar nicht so sehr mochte. Aber krank werden konnte sie sich im Moment nicht leisten. Und das Bier war wirklich so dünn, dass man davon nicht betrunken werden konnte. Und es war allemal besser als der Gallegeschmack-
    “hmmhmm“ meinte Penelope etwas erschöpft nickend, als Anthi aufzählte, was er alles eingekauft hatte. Dann schenkte sie sie ihm ein liebevolles und aufmunterndes Lächeln. Er sorgte sich so rührend um sie, vor allem, wenn es ihr in letzter Zeit immer mal wieder übel wurde. “Das ist lieb von dir, danke.“
    Sie beugte sich ein wenig vor, um in den Ofen schauen zu können. Der Tontopf zischte und blubberte, das Wasser war zu einer dicken Brühe verkocht und durch die feinen Poren des Tontopfes großenteils verdampft.
    “Gib mir mal die Topflappen, ich glaube, den Fisch kann man auch herausnehmen. Sonst wird der uns noch schwarz. Der ist so heiß, der gart so durch. Dürfte auch nicht mehr lange dauern. Ich kann ja mal schauen, ob er schon zerfällt.“
    Wenn ein Fisch bei leichtem Druck zu zerfallen begann, dann war er gut durch. Nur war das jetzt noch viel zu heiß, um es zu essen. Höchstens vielleicht mit einem Löffel, aber die Finger würde man sich daran jetzt verbrennen. Also mussten sie ohnehin noch ein wenig warten.

  • Anthi langte Penelope an die Hüften und lenkte sie zum nächsten Stuhl. "Du mein Schatzi, setzt dich jetzt erstmal hin und ruhst dich aus. Nicht dass du dich nochmal übergeben musst. Ich mach das schon hier."


    Der Grieche nahm die zwei Topflappen und holte den Fisch aus dem Ofen. Er stellte ihn ab und schaute sich das alles genau an. Der Fisch schien gut zu sein. Schnell nahm er ein Stück, denn er hatte nach wie vor großen Hunger, und steckte es sich in den Mund. Nun tat ihm der Finger weh...und in seinem Mund war es viel zu heiß.


    "Oaaaaaah, heisch!"


    Schnell fing er an zu hecheln wie ein Hund, und schnappte sich die Karaffe mit dem agyptischen Bier und trank einen großen Schluck.


    "Der Fischz isch fertissssch, aber er isch noch zschu heissssssch tschum eschen!" Mit einem weiteren Schluck ließ der Schmerz zum größten Teil nach, auch wenn seine Zungenspitze noch brannte. Allerdings fand er sein Treiben nun selbst lustig und musste breit grinsen.

  • “Was du nicht sagst, Schatz.“
    Jetzt musste auch Penelope lachen und den Kopf dabei leicht schütteln. Männer! Dabei blubberte und brodelte das alles noch vor sich hin. Das war sicher sogar so heiß, dass er gar nichts von dem fisch schmecken konnte, weil es ihm die Zunge verbrannt hatte. Alles andere würde sie schwer wundern.
    “Aber die kleinen Untaten strafen die Götter gerne sofort.“ Neckisch zwinkerte sie ihm zu und stand dann auf, um den langen Holzlöffel zur Hand zu nehmen. Sie rührte ein wenig im Topf, vorsichtig, damit der Fisch eben nicht zerfiel. Aber sie wollte schauen, ob das Gemüse auch alles gut durchgegart war und nirgends anklebte, und ob das Wasser gut verkocht war. Soße war zwar etwas sehr leckeres, aber unpraktisch zum Essen mit den Fingern. Und sie kannte ihre drei Dreckspatzen nun schon gut genug, um zu wissen, dass weniger Soße weniger Flecken bedeutete.
    “Du kannst dir ja, wenn du so Hunger hast, ein wenig Brot nehmen und Soße tunken? Das ist ohnehin das letzte und wird schon wieder ein wenig hart, da ist Soße grade gut. Ich muss morgen wieder backen. Also, sofern du schon wieder was schmeckst, Spatz. Hast du dir arg die Zunge verbrannt?“
    So langsam war die Sorge doch wieder größer als die Schadenfreude. Sie wollte ja nicht, dass er sich weh tat.

  • Er streckte ihr kurz die Zunge heraus. "Ach was, das ist nicht schlimm. Die hab ich mir schon so oft verbrannt, bald kann ich damit sicher Lava lecken, ohne mir weh zu tun.", flunkerte er.


    Dann holte er das Brot aus dem Schrank. Sie hätte ja was sagen können, dann hätte er vorhin vom Becker frisches Brot mitgebracht. Aber egal, zum tunken war altes Brot wirklich besser.


    "Oh ja, ich liebe es Soße zu tunken. Soße ist überhaupt etwas tolles, wenn man sich damit nur nicht immer so sie Finger verbrennen und versauen würde. Vielleicht hat Marcus ja deswegen diese merkwürdigen Stäbchen benutzt. Mag ja sein, dass die in em komischen Land in dem er war, viel mit Soßen kochen. Wobei ich da wohl verhungern würde, wenn ich damit essen müsste."


    Anthi würde am Liebsten eh mit einer Schaufel essen, bei den Massen, die er täglich verdrückte.


    "Was backst du denn morgen? Machst du was süßes mit Honig? Darf ich dann die Schüssel auslecken? Das durfte ich früher bei meiner Mutter und unserer Köchin immer."


    Anthi war zwar ein Bär von einem Mann, aber manchmal war er auch noch der Dreikäsehoch, der am Rockzipfel seiner Mutter gehangen hatte. Irgendwie vermisste er diese unbeschwerte Zeit, und deswegen gefielen ihm solche kleinen Rituale um der Vergangenheit zu huldigen auch so sehr. Bei Penelope konnte er das. Da war er kein Athlet, kein Pyrtane, kein Bürger. Bei ihr war er einfach nur Anthi, der sie liebte und von ihr geliebt werden wollte. Und da er sich dessen sicher war, konnte er jede Blödelei und jedes Gefühl mit ihr ganz entspannt genießen. Sie und seine Brüder standen hinter ihm und gaben ihm den Halt, den er brauchte, und deswegen war er glücklich-so einfach war das, denn mehr brauchte er nicht um glücklich zu sein.

  • Er bekam „den Blick“ auf seine Bemerkung mit der Lava. Da machte man sich Sorgen und er kam gleich mit dem nächsten. Aber gut, dann konnte die Zunge so schlimm nicht verbrannt sein.
    “Ich weiß auch nicht, warum man mit sowas Essen sollte. Ich meine, dafür gibt es doch auch Löffel? Und ich finde es ein wenig befremdlich, wenn man von seinen eigenen Fingern nichts Essen will. Ich meine, man sollte sie sowieso vorher und hinterher waschen. Das sah für mich fast so aus, als würde er sich davor ekeln. Sehr merkwürdig auf jeden Fall. Ein Kyniker wird aus dem nie.“
    Penelope konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie Marcus Achilleos wohl in einem Fass leben würde. Wenn er schon sein Essen nicht selbst anfassen wollte, war ihm noch mehr Bedürfnislosigkeit wahrscheinlich zu heruntergekommen. Aber das sollte ja nicht ihre Sorge sein. Sie würde bei der Hochzeit auf jeden Fall das Essen so planen, dass man es gut mit den Fingern essen konnte.
    Doch dann holte er sie mit seinem kindlichen Eifer wieder in die Gegenwart zurück. Es tat ihr ja fast schon Leid, dass sie eigentlich nur Brot und keine Kuchen backen wollte.
    “Nun, eigentlich wollte ich nur wieder Brot für die folgende Woche backen. Aber ich könnte auch ein paar Dattelkuchen backen, wo du schon Datteln mitgebracht hast.“
    Das wäre zwar nicht ganz so süß wie Honigkuchen, aber sie war ja auch kein Honigbäcker. Und es ging bedeutend schneller und hielt sich länger.

  • "Also ich versteh das auch nicht, denn ich mag meine Hände. Und solange man sie vorher wäscht, ist doch da nichts dabei. Aber vielleicht waschen sich die Menschen in Han nicht so. Ich meine Marcus hat auch mit Kleidung trainiert, vielleicht hat er sich ja geschämt."


    Das wäre sicher eine plausible Möglichkeit, warum er sich das angetan hatte.


    "Also da wäre ich ja sehr für Dattelkuchen." Anthi setzte einen Blick auf, den man getrost als Hundeblick bezeichnen konnte. "Den mag ich viel lieber, und dann geh ich auch gerne Brot kaufen. Das schmeckt dann zwar sicher nicht so gut wie deines, aber für Dattelkuchen nehm ich das gerne in Kauf." Er nickte eifrig. Anthi war sehr froh, dass Penelope so gut kochen konnte. Dann musst er wenigstens keine culinarischen Anschläge verüben.

  • “Ich kann auch Brot und Dattelkuchen beides morgen backen. Dann musst du nur wieder Korn kaufen und mir dann die Mühle zusammensetzen helfen. Der Mahlstein ist doch ganz schön schwer, und Inhapy meinte, ich soll vermeiden, so schwer zu heben. Ich würd ja auch schon gemahlenes Korn kaufen, aber das fertige Mehl ist mir nicht fein genug. Und wer weiß, was die da alles reinvermahlen.“
    Penelope war jetzt zwar nicht so etepetete, dass sie eine mitvermahlene Maus gleich als so ekelig empfand, dass sie das Mehl nicht mehr verwenden würde. Aber so wusste sie wenigstens ganz genau, was in ihrem Brot war, und irgendwie war ihr das momentan noch wichtiger als früher. Und da sie sah, wie ihr Brot allen schmeckte, sah sie sich in ihrer Art natürlich auch bestätigt.
    Der Kater kam plötzlich, als wäre er nie weggewesen, um die Ecke geschlendert und setzte sich in einiger Entfernung – gerade außerhalb der Reichweite etwaiger Arme, die ihn bequem im Sitzen erreichen könnten, selbstverständlich – hin. Erwartungsvoll schaute er zu seinen beiden Menschen über die Schulter und wartete auffallend unauffällig darauf, dass sie den samtpfotigen Herrscher der Wohnung bemerken und standesgemäß begrüßen würden.
    “Ich glaube, der riecht auch, wenn es Essen gibt“, meinte Penelope kopfschüttelnd, lächelte zu ihrer Straßengrabenmischung aber hinüber. Sie liebte den Mausefänger.

  • Schwer heben und schwer arbeiten war absolut tabu! Sie musste sich schonen und machte eigentlich viel zu viel!


    "Ich helf dir gerne. Dann mahl ich dir das Mehl und schenk mir morgen das Training. So kann ich meine Arme trainieren und bekomme dafür dein leckeres Brot und Dattelkuchen. Tyche muss mich wirklich mögen."


    Dann betrachtete Anthi die Katze. "Die Ägypter verehren ja auch eine Katzengöttin namens Bastet. Sie ist auch dafür zuständig Schwangere zu beschützen. Also sollten wir uns vielleicht gut mit ihr stellen und einen Teil unseres Fisches an ihren Gefolgsmann hier abtreten."

  • Jetzt musste Penelope lachen.
    “Ja, Tigris würde dir da sicher voll und ganz zustimmen. Aber der hat sich vorhin schon was erbettelt, das muss auch mal gut sein. Sonst wird der uns noch verwöhnt und fängt gar keine Mäuse mehr.
    Ach, das hab ich dir ja noch gar nicht erzählt, heute Mittag hat er eine tote Ratte angeschleppt. Ich bezweifel zwar, dass er die selber getötet hat, das Vieh war halb so groß wie er selber. Aber er hat sie präsentiert, als hätte er den Typhon erschlagen.“

    Jetzt stand Penelope doch auf und streichelte den Kater, der daraufhin ganz dezent sein Köpfchen reckte und sich streicheln ließ. Schließlich stand er sogar auf, damit sie auch in angemessener Art und Weise seinen Rücken kraulen konnte. Aber Penelope wollte sich nicht so bücken und nahm die Katze kurzerhand hoch. Mit dem sich anfangs wehrenden, sich dann aber doch schnell ergebenden Bündel Katze setzte sie sich in einiger Entfernung zum Essen mit dem Kater hin und kraulte ihn ausgiebig an den Ohren.
    “So, aber zum Mahlen noch mal zurückzukommen: Das kann ich selber machen. Du musst mir nur helfen, das Ding zusammenzubauen. Das Mahlen ist ja dann kein Problem, dann kann ich nebenher auch schon schön den Teig ansetzen und den Ofen vorheizen, dann geht das mit dem Backen auch schnell. Wenn du nur das Korn vielleicht von der Arbeit gleich mit heimbringst, das wär wirklich lieb, Schatz. Ich hab zwar noch genug zum Backen da, aber du weißt ja, ich hab gern etwas Vorrat. Falls mal was ausgeht.“
    Die Jahre in Rhakotis hatten sie den Luxus, den ein kleines Säckchen Korn und ein paar Amphoren mit Öl oder eingelegtem Obst bedeuteten, deutlich gelehrt. Penelope fühlte sich mit so ein paar Dingen im Haus so ungemein sicher, das sie es wirklich gern hatte.

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