Sind Athleten auch shoppingtauglich?

  • Nun war der arme Kerl in der Klemme. Einerseits schmerzte sein Finger schon ganz schön, und Penelope schien sehr bestimmt darin zu sein, dass er seinen Finger kühlte. Andererseits würde das wohl eine Weile dauern, und seine Suppe roch ja soooo gut.
    "Ach das ist gar nicht so schlimm. Ich halte ihn später ins Wasser, wenn wir gegessen haben. Sonst wird die Suppe doch ganz kalt. Schmerzen kann ich aushalten, Hunger nicht! Aber vielleicht hilft es wenn du pustest." Meinter er dann schelmisch grinsend, nahm den Löffel in seine unversehrte Rechte und begann langsam mit dem Essen.

  • "Später werden sich Blasen bilden. Die werden sich dann mit Wasser sammeln, und du wirst bestimmt drei Tage lang nichts mit der Hand anfassen können."
    Das war vielleicht ein bisschen übertrieben von Penelope, aber immerhin lag es im Bereich des Möglichen. Und wenn man mit Kindern sprach, die etwas partout nicht wollten, half es manchmal, ihnen in allen Einzelheiten die Folgen ihrer Handlung aufzuzeigen. Und Männer waren in Bezug auf solche Dinge wie verbrannte Finger nicht besser als kleine Kinder. Warum also nicht die Erfahrung ausnutzen?
    "Aber du hältst das schon aus. Wenn du meinst, dass das Essen jetzt wichtiger ist, wirst du schon recht haben. "
    Vielleicht war das jetzt gemein, aber wenn es half, war Pelo dieses Mittel recht und billig.

  • "Zum Glück ist es ja die linke Hand. Die brauch ich nicht so dringend, weder beim Schreiben, noch beim Diskus-oder Speerwerfen.", meinte er fröhlich und löffelte weiter.


    "Aber wo wir grad beim Speerwerfen sind: Ich habe beim Trainieren einen sehr netten Griechen kennengelernt. Er heißt Marcus Achilleos und übersetzt fremdländische Texte für das Museion. Ein wirklich interessanter Kerl, wenn er auch über sehr viele komplizierte Dinge redet, und man ihm manchmal nur schwer folgen kann." Dessen komische Lehre hatte Anthi noch eine ganze Weile verfolgt. "Auf jeden Fall haben ich den gefragt, ob das Museion auch Musiker und Musikerinnen fördert. Er meinte darauf, dass er sich das schon gut vorstellen könne, da ja Aoide die Muse der Musik sei und das Museion eben ein Tempel der Musen. Weiter meinte er, da ihm momentan auch kein Lehrer für Musik dort bekannt sei, sollst du am Besten einfach mal beim Epistratos vorsprechen."

  • Hätte sie sich richtig bewegen können und hätte sie keine Schmerzen gehabt, hätte sie Ánthimos nach seinen ersten Worten kurzerhand zum Brunnen geschleppt. Aber sie wollte lieber ganz ruhig sitzen bleiben und sich bloß nicht zu schnell bewegen. Solange sie sich ruhig hielt, tat ihr nichts weh.
    "Nun, ich erinnere mich da an ein paar Sachen, wo deine linke Hand ganz gut war…" Dieser kleine Seitenhieb musste noch sein.


    Das, was er dann über das Museion zu berichten wusste, lenkte Penelope aber ohnehin ab. Aufmerksam lauschte sie seinen Worten. Wenn nun auch schon ein zweiter Grieche meinte, sie hätte bestimmt gute Chancen, war es vielleicht gar keine so schlecht Idee.
    "Ich denke, ich werde mit dann morgen mal Harmonia ausborgen und versuchen, vorzusprechen. Es wäre wirklich herrlich, wenn sie jemanden suchen würden. Auch wenn ich eigentlich kein richtiger Lehrer bin."
    Ihre Suppe hatte Penelope die ganze Zeit noch nicht angerührt.

  • Natürlich konnte er mit seiner linken Hand tolle Sachen anstellen, aber er hatte sich schon genug blamiert. Außerdem war er Schmerzen an seinen Händen schon fast gewohnt. Wenn Penelope seine Hände nach seinem letzten Faustkampf gesehen hätte, wäre sie wahrscheinlich von der Bank gefallen.


    "Wenn du magst begleite ich dich ins Museion. Vielleicht nehmen sie dich dann ernster. Du hast ja auch schon gesagt, dass es Frauen schwer haben bei sowas. Aber wenn sie dich nur nach deiner Musik bewerten, müssten sie dich ganz sicher nehmen. Und das du keine Lehrerin bist, ist doch auch wieder übermäßige Bescheidenheit von dir. Hast du nicht eben gerade gesagt, dass du dem Kind deiner Nachbarin das Spielen beibringst? Außerdem hab ich noch nie gehört, dass jemand schon als Lehrer geboren wurde."


    Dann bemerkte er, dass sie noch gar nichts gegessen hatte.



    "Was ist denn los Schatz, du isst ja gar nichts. Magst du keine Meeresfrüchte? Soll ich dir etwas anderes holen?" Er hätte sie ja ruhig mal fragen können, bevor da zwei Portionen anschleppte, schoss es ihm durch den Kopf.

  • "Doch, doch. Ich wollte nur ein bisschen warten, bis sie nicht mehr so heiß ist."
    Penelope kam ganz langsam und vorsichtig mit dem Oberkörper etwas nach vorne und griff nach ihrem Löffel. Sie rührte erst etwas unsicher in der Suppe herum und nahm schließlich einen kleinen Löffel voll zu sich. Es schmeckte eigentlich richtig gut, aber ihr schlechtes Gewissen verdarb ihr immer noch den Appetit an der ganzen Sache. Aber Anthi zuliebe aß sie ein paar Löffelchen.
    "Das wäre wirklich nett von dir, wenn du mitkommen würdest. Damit sie wissen, dass mein Mann dann auch damit einverstanden ist, wenn ich unterrichte. Und ein bisschen Angst hab ich schon. Weißt du, Kinder sind etwas anderes als erwachsene Menschen."
    Wenn sie sich nicht grade die Finger verbrühen und sich nicht helfen lassen wollen, fügte sie in Gedanken dazu.

  • "Kinder sind etwas tolles!" Seine Augen leuchteten. "Man kann sie so schnell begeistern und für sie hat die Welt noch viel mehr Wunder parat, als sie ohnehin schon hat. Manchmal wünschte ich, ich könnte die Welt nochmal mit den Augen eines Kindes sehen."


    Er registrierte zufrieden, das nun auch sie anfing zu essen.


    "Ach mach dir mal keine Sorgen. Wir werden diese verstaubten Gelehrten schon überzeugen, dass sie unbedingt eine Kitharistin brauchen." Er zwinkerte ihr aufmunternd zu.

  • Penelope lächelte ihm leicht zu und versuchte, noch ein paar Löffel Suppe runterzukriegen. Wenn sie sich nach vorne beugte, um nicht zu kleckern, spannte es in ihrem Rücken, also musste sie fast steif dasitzen, um überhaupt etwas Essen zu können. Und ihr schlechtes Gewissen nagte mehr und mehr an ihr, meinte, sie müsse es ihm sagen. Sie konnte ihn ja nicht nachher in die Falle laufen lassen. Ihr Großvater wusste, dass er kommen wollte – sofern er es in einem Rausch nicht schon wieder vergessen hatte. Und sie konnte ja nicht Ánthimos in dem Wissen zu ihm gehen lassen, dass alles in Ordnung sei. Sie musste ihn zumindest warnen.
    Sie aß ein paar Krümelchen Brot, um hinter den dicken Scheiben ihr nachdenkliches Gesicht zu verbergen. Sie fühlte sich so sehr im Zwiespalt, was sie machen sollte.

  • Bald hatte Anthi seine Schüssel verputzt und wischte den letzten Rest mit seinem restlichen Brot aus. Penelope hingegen saß immernoch vor der fast vollen Schüssel und aß wieder wie ein Mäuschen auf Fastenkur. Dabei zog sie ein Gesicht als erwarte sie, dass Apoll gleich persönlich vom Olymp steige um ihr eine Moralpredigt zu halten.


    Ob es an ihm lag? also gewaschen hatte er sich heute schon, also daan konnte es nicht liegen...aber vielleicht mochte sie die Suppe doch nicht und aß sie nur ihm zuliebe. Das würde auch erklären warum sie sich so hinter ihrem Brot versteckte.


    "Du brauchst die Supe nicht zu essen, wenn du sie nicht magst. Es bringt doch nichts sie jetzt mir zuliebe zu essen. Ich seh doch wie du dich hinter deinem Brot versteckst, als wolltest du es zwischen dich und die Schüssel bringen." Sagte er leicht belustigt. Es lag keinerlei Verärgerung in seiner Stimme.


    Er lehnte sich nach vorne, stützte seinen Ellenbogen auf den Tisch und schaute ihr in die Augen.


    "Das ist unheimlich süß von dir."

  • Ihr schlechtes Gewissen steigerte sich beinahe bis zur Unendlichkeit. Penelope war sich sicher, dass man ihre Schuld ihr an der Nasenspitze ablesen können musste. Sie war ein schlechter Mensch, wenn sie Anthi so anlog.
    "Nein, die ist nicht schlecht. Es ist nur…ich habe mir glaube ich den Magen ein bisschen verdorben, mir ist nur ein wenig übel."
    So knapp davor, ihm die Wahrheit zu sagen, und es doch nicht geschafft. Penelope fühlte sich jetzt wirklich schlecht und ihr war übel, aber das hatte nichts, aber auch rein gar nichts mit ihrem Magen zu tun.
    "Aber wie ich dich kenne, opferst du dich doch gerne, meine Suppe zu nehmen, bevor sie verkommt."
    Sie versuchte, ihn anzulächeln, schaffte es aber nicht so ganz fröhlich.

  • Magenverstimmung? Vielleicht war sie ernsthaft krank...oder...oder...schwanger! Er schob Pelos Suppenschüssel beiseite. Seine Stimme klang besorgt:


    "Du, mit sowas ist nicht zu spaßen. Hast du was Schlechtes gegessen? Vielleicht sollten wir einen Heilkundigen suchen. Hier gibt es auch einen Stand mit Kräutertränken, die beruhigend auf den Magen wirken sollen." Was dachte sie, er konnte doch nicht ans Essen denken, wenn seine zukünftige Frau vielleicht ernsthaft krank war.


    "Oder hast du gerade...nun du weißt schon...so...solche... Frauenprobleme halt...?" Mit so etwas kannte er sich nicht gut aus, da er ja nur Brüder hatte, aber er wusste dass es sowas gab...immerhin.

  • Wie er sich zu ihr beugte und sie besorgt anschaute! Penelope zersprang fast das Herz! Sie konnte ihn doch nicht anlügen, nicht, wenn er so vertrauensselig ihr in die Augen schaute und sich so sorgte. Das ging nicht, sie war doch kein Ungeheuer!
    "Nein, ich hab nichts Schlechtes gegessen. Meine Nachbarin hat sich auch schon um mich gekümmert und mich versorgt. Anthi, ich muss dir was sagen. Aber, versprich mir zuerst, dass du nicht böse sein wirst. Bitte, versprich es mir.
    Ganz eindringlich sah Pelo ihrem Mann in die Augen. Sie wollte nicht, dass er noch wütend wurde und in seiner Wut noch losstapfte und eine Dummheit beging.

  • Bei den Göttern! Wenn sie so anfing, dann konnte nur schwanger sein, oder sie hatte ihn betrogen! Also entweder einen total tolle oder eine furchtbare Nachricht. Ihm wich alles Blut aus dem Gesicht und schoss in seinen Magen, der sich verkrampfte. Außerdem begannen seine Ohren zu rauschen und zu pochen
    .
    Er setzte isch aufrecht hin, so dass sie jetzt beide da saßen als hätten sie einen Stock im Allerwertesten.


    "Was ist es?" Fragte er angespannt. Er konnte ihr nicht versprechen, nicht böse zu sein, wenn er nicht wusste worum es ging.

  • Er würde böse werden. Er würde furchtbar böse werden. Aber sie war zu weit gegangen, um jetzt einen Rückzieher zu machen. Penelope konnte ihm nicht in die Augen schauen. Sie hoffte nur, dass die Menschen hier auf dem Markt den schlimmsten Teil des Wutausbruchs verhindern würden oder sie ihn aufhalten konnte. Aber so, wie er schon dasaß! Penelope hatte so unglaubliche Angst, ihn zu verlieren, als sie ganz zittrig und leise anfing zu sprechen.
    "Ashur war gestern Abend bei meinem Großvater, als ich heimgekommen bin.
    Sie beließ es erstmal bei dieser einen Information. Sie wollte erst seine Reaktion sehen, ehe sie fortfuhr. Sie hatte so unendliche Angst, ihn zu verlieren, oder dass er eine Dummheit beging.

  • Es drehte ihm den Magen um. Dieser Bastard hatte sich an seiner Frau vergriffen! Es konnte nichts anderes sein, wenn die daraufhin die Hilfe einer Hebamme in Anspruch genommen hatte. Penelope vergewaltigt, geschändet...damit hatte Ashur sein Todesurteil unterschrieben.


    Die Wut wallte in ihm auf, und eine merkwürdige Klarheit erfüllte ihn.
    "Hat sich an dir vergriffen? Oder hat dein Großvater dich an ihn verkauft?" Fragte er kalt. "Wo finde ich diesen Bastard?"

  • Was? Nein, er hat mich nicht verkauft.
    Penelope wurde irgendwie immer kleiner. Ánthimos war wütend, furchtbar wütend. Aber es war nicht die heiße Wut, die sich in kurzem Schreien Bahn brach, sondern die gefährlichere, kalte Wut, die als tiefer Groll darauf wartete, Furchtbares zu vollbringen. Penelope kannte diese Wut und hatte unendliche Angst davor.
    Anthimos, bitte, mach nichts Unüberlegtes. Ashur hat mich ja auch gleich wieder losgelassen und ist gegangen. Bitte, Anthi.

  • "Wie gleich losgelassen?" Irgendwie passte ihre Reaktion nicht zu seinen Vermutungen und das verwirrte ihn. Er atmete drei Mal tief durch, legte seine Hand auf ihre Wange und meinte sanft: "Was ist denn jetzt genau passiert. Ich möchte dich nicht falsch verstehen. Erzähl mir alles ganz ruhig von Anfang bis Ende."

  • Das alles wäre viel einfacher, wenn sie nicht an dem Tisch einer verdammten Garküche sitzen würden! Penelope musste sich sehr zusammenreißen, nicht loszuheulen. Ihr Rücken tat höllisch weh und sie hatte so ein schlechtes Gewissen und sie hatte Angst, irgendwer könnte zuhören. Und dann war da auch immer noch die Gefahr, das Ánthimos einfach aufsprang und irgendwas unglaublich blödes anstellte.
    Sie holte ein paar Mal tief Luft und konnte selbst an ihrem Atem hören, wie kurz sie vor dem Weinen stand. Zum Glück hatte Inhapy schon den verzweifelten Redeschwall abbekommen, so dass sie sich nun beim zweiten Mal etwas besser unter Kontrolle hatte.
    "Ashur war zuhause und hatte Großvater erzählt, dass er uns zusammen gesehen hat. Dass ich mich an dich verkauft hätte. Und beim rausgehen hat er… an meinen Hals gegriffen und mich in den Raum geschleudert.
    Großvater war natürlich wütend. Er kann ja nicht zulassen, dass seine Enkelin zur Hure wird. Und… er hatte getrunken. Und ich musste
    Harmonia retten. Und… ich bin dann in mein Zimmer und habe mich eingeschlossen. Großvater hat sich auch gleich entschuldigen wollen. Und heute Morgen bin ich dann zu Inhapy geschlichen…"
    Ein paar Details hatte Penelope ausgelassen, aber sie glaubte, dass das Erzählte auch schon genug war. Während dem Sprechen hatte sie nach Ánthimos’ rechter Hand gegriffen, um ihn notfalls festhalten zu können. Nicht, dass sie ihn ernsthaft aufhalten könnte, dazu fehlte ihr ganz entschieden die Kraft, aber sie musste es zumindest versuchen.

  • Ein wenig war er erleichtert, aber Penelope schien kurz davor in Traänen auszubrechen. Aber mit Ashur hatte er trotzdem noch ein Hühnchen zu rupfen. Dieser dreckige Kerl hatte seine Warnung ignoriert, und er hatte Penelope gewaltsam angefasst. Nun hatte er einen Partner für sein Pankrationstraining gefunden...


    "Für was hat sich dein Großvater entschuldigt?" Dafür wütend zu werden, musste man sich nicht entschuldigen. Eigentlich hätte er es sich ja schon denken, können, aber er war momentan zu perplex um die richtigen Schlüsse zu ziehen.

  • "Es war nicht seine Schuld, Anthi, es war meine. Er hätte mich mit dem Gürtel gar nicht getroffen, aber ich hab nur an Harmonia gedacht. Wenn diese dumme Kithara kaputt gegangen wäre, wäre es ja eigentlich egal gewesen. Aber ich hab mich dazwischen geworfen. Es war wirklich meine Schuld, Anthimos. Du darfst ihm deshalb nicht böse sein."
    Ihre Stimme war verzweifelt.

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