~ Der Hafen von Massilia ~
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~ Der Hafen von Massilia ~
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Alles schien glatt zu gehen. Der Verwalter der Pferdezucht aus Germania, Memmius Fuficius Gnipho hatte die Pferde schon vor zwei Tagen hier in Massilia abgegeben, wo sie bis zu ihrem Weitertransport nach Tarraco in einem Stall am Hafengelände gut versorgt wurden. Mit Rufus, den ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte, da dieser als Tabellarius in Italia tätig ist, war ein Treffen am heutigen Tag ausgemacht und so saß ich auf der Kaimauer und wartete bis sich ein Schiff des Cursus Publicus endlich hier einlaufen würde. Ein reges Treiben war im Hafen zu sehen, sowie ein kommen und gehen von Schiffen, doch bis jetzt war das Schiff, auf das ich wartete noch nicht dabei. So langsam machte ich mir Sorgen. Sollten wieder Piraten ein Schiff aufgebracht haben. Ich ließ die Beine ins Wasser baumeln und wartete weiter.
Einen halben Tag später endlich lief das Schiff ein und am Bug sah ich schon meinen alten Kumpel Rufus, der zur Begrüßung schon seine Hand hob. Das Schiff hatte schließlich im Hafen festgemacht und wir organisierten erst einmal den Weitertransport, bevor ich mich mit Rufus auf den Weg in die Hafentaberna machte, während die Sklaven das Gepäck und die Pferde aufluden. Nach einigen Bechern verdünnten Wein und eingelegtem Fisch, verließen wir die Taberna wieder und bereiteten die Abreise vor.
Am Abend endlich, das Licht des Mondes tauchte schon in das Wasser, war alles bereit für die Weiterfahrt. Ich verabschiedete mich von Rufus, der wieder gen Ostia fuhr und ich mich auf den Weg in Richtung Tarraco machte. Immer mit einem leicht mulmigen Gefühl im Hinterkopf, denn Piraten waren immer und überall zugegen.
Spätestens mit seiner Ankunft in Massilia merkte Carbo, dass er nun entgültig sein vertrautes Terrain verlassen und eine neue Welt von einer anderen Kultur betreten hatte. Dies alles hatte sich schon mit dem auftauchen der Mauern Massilias angekündigt. Er und der Händler Lucius Rufus hatten, aus Arelas kommend, in dessen Wagen einen letzten Hügel überwunden und da waren sie! Doch nicht nur das, hinter den Mauern war eine gigantische, spiegelglatte Fläche erschienen, die endlos schien und sich von links nach rechts über Carbos ganzes Blickfeld zog und er nicht anders konnte, als staunend den Mund aufzumachen. Das Meer! Carbo sah endlich das Meer!
Tief ergriffen blickte der Junge nach vorne auf dieses Naturwunder, die davor gelegene Stadt völlig dabei vergessend. Er hatte sich immer schon in etwa vorstellen können, wie das wohl aussehen musste, wenn so viel Wasser an einem Fleck zusammenkam, doch es dann tatsächlich zu sehen war etwas völlig anderes. Ein tiefgehender, fast schon spiritueller Moment für Carbo, der bislang immer nur Berge und Wälder gekannt hatte. Doch die Ufer des Mittelmeers waren nicht zu vergleichen mit Germanien. Überhaupt nicht.
Lucius Rufus sah ihn mit einem süffisanten Grinsen von der Seite her an. "Da hätten wir unsere erste große Salzwasserpfütze, fehlt jetzt nur noch ein Sandmeer dazu, was?"
Carbo riss sich vom majestätischen Anblick des Mare Mediterraneum los. "Ach, halt die Klappe", konterte er und musste dann grinsend nach vorne blicken, während auch Lucius Rufus amüsiert dem rasch näher kommenden Stadttor entgegensah.
Lucius Rufus, ein Händler
Nach dem Passieren des Tores, fanden sie sich im Inneren der Stadt wieder und Carbo bekam noch mehr zu staunen. So eine ganz und gar aus Stein erbaute große Stadt hatte er seinen Lebtag noch nicht gesehen. Er hatte ja bisher immer gedacht Mogontiacum wäre eine große Metropole, doch verglichen zum römisch-hellenischen Massilia war der Hauptort Germania Superiors ein primitives Bauernnest. Viele Häuser waren bemalt und Segeltücher schützten teils die Passanten in den Straßen vor der Hitze der Sonne. Und die Leute erst! So viele Römer mit ihren Togen auf einem Haufen bekam hier Carbo ebenfalls zum ersten Mal zu Gesicht. Auch hörte er an allen Ecken und Enden griechischsprachige Wortfetzen und Rufe, ein ganz ungewohnter Eindruck, wo er ja sein letztes griechisches Wort vor Ewigkeiten gehört hatte. Damals hatte sogar noch Carbos Ziehvater, der in allen Winkeln Noricums berüchtigte Händler aus Syrakus, Seneca Patrius gelebt, der Carbo neben Norisch und einigen germanischen Dialekten natürlich auch die Sprache seiner Heimat eingebläut hatte. Doch das war so lange her, dass der eine oder andere Teil der Sprache wohl in ihm verloren gegangen war. Natürlich war es dennoch faszinierend, die griechische Sprache einmal wieder zu hören.
Rufus hielt vor einem unscheinbaren Laden. "Das hier ist mein Geschäft, wir sind am Ziel. Hier bin ich zuhause." Er stieg ab und begann die Felle abzuladen und durch die, von ihm aufgeschlossene, Tür zu tragen. Carbo half ihm dabei. Als das geschafft war, fragte er ihn: "Wann gedenkst du die germanischen Schmuckstücke einschiffen zu lassen? Denkst du, dass ich mir am gleichen Schiff eine Passage nach Ostia buchen kann?" Rufus blinzelte. "Ostia? Wie kommst du auf Ostia?"
"Na weißt du nicht mehr, wie ich dich an unserem ersten gemeinsamen Tag in Argentoratum nach der Dauer gefragt hatte, wie weit es mit dem Schiff nach Ostia wäre?"
Rufus kratzte sich am Kopf. "Nein, tut mir leid. Aber kein Wunder, das war vor fast einem Monat! Woher soll ich wissen, was ich vor einem Monat gesagt habe?"
"Es sind 20 Tage, um genau zu sein. Ich hatte dich jedenfalls deshalb gefragt, weil ich nach Ostia will. Also ist es jetzt möglich im gleichen Schiff mitzufahren, oder nicht?"
Lucius Rufus wusste daraufhin keine Antwort. Er könne den zuständigen Kapitän gerne fragen, doch versprechen könne er nichts, so seine Worte. Außerdem hätte der Händler auch so noch einige Geschäfte zu erledigen, jetzt wo er wieder zurück war, Carbo solle sich bis zum Abend gedulden, dann könne er ihm nähere Auskunft liefern.
So ließ der Junge Lucius Rufus für den Rest des Tages alleine und erkundete stattdessen lieber Massilia und vor allem das Hafengebiet. Als Carbo später Hunger bekam, kehrte er in eine entzückende kleine Taverne ein, deren Schild sie als "Schiffertaverne" betitelte. Der Besitzer war ein freundlicher Gallier mit dem Namen Cäsar Kneipix, der Carbo eine überaus schmackhafte Fischsuppe servierte. Etwas vergleichbares hatte Carbo noch nie gegessen! Weiter hinten saßen drei weitere Gallier, die eine Art Kartenspiel spielten.
Als Carbo seinen zweiten Teller Fischsuppe ausgelöffelt hatte, bezahlte er und bedankte sich überschwänglich für die delikate Mahlzeit, ehe er sich wieder ins Getümel der Stadt stürtzte. Am Hafen saß er dann am Rande einer Kaimauer und ließ die Füße ins Wasser baumeln. Er sog die salzige Luft ein und lauschte den Rufen der Seemöwen. Die Magie des Ozeans hatte auf den Jungen zu wirken begonnen. Genau die gleiche Kraft, die zahllose andere Leute vor ihm gefangengenommen hatte und die so dem Meer völlig verfallen waren. Entweder man liebte die See, oder man hasste sie. Carbo schien bislang eher zu Ersterem zu tendieren. Er saß stundenlang auf seinem Platz und beobachtete die ankommenden und abfahrenden Schiffe, wie sie eines nach dem anderen an- oder ablegten und Sklaven und Gehilfen eilig die vorgesehenen Warenladungen entweder deponierten, oder löschten. Als die Sonne schon hinterm Horizont zu versinken begann, kam Lucius Rufus zu ihm. "Ich habe soeben mit dem Kapitän gesprochen. Dort hinten, siehst du dieses eine Schiff dort? Das ist seines. Jedenfalls hat er nichts dagegen, wenn du mit ihm fährst. Du wirst mitanpacken müssen, doch dafür wirst du Kost und Logis kostenlos erhalten. Wie klingt das für dich?"
Carbo freute sich fast schon euphorisch darüber, doch zeigte er das nach außen hin nur über ein Lächeln. "Danke für deine Hilfe! Wann geht es los?"
"Morgen früh bei Sonnenaufgang, eine Stunde vor der Flut."
Und so verbrachte Carbo die Nacht im Hause des Lucius Rufus, ehe es am nächsten Morgen daran ging, seine Truhe vom Wagen des Händlers auf das Schiff des Kapitäns zu verfrachten, der Rufus' Kostbarkeiten nach Ostia bringen würde. Nach einem herzlichen Abschied von seinem Reisegefährten ("Alles gute, Bursche! Und komm mich einmal wieder besuchen!"), bestieg Carbo das Schiff und nur wenig später glitt es aus dem Hafen Massilias, hinaus aufs offene Meer und Rom entgegen.
Kleine Referenz an Asterix eingebaut. Na, wer weiß aus welchem Band, ohne nachzuschauen?
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