cubiculum TAA | Unerfreut

  • Nachdem Leone mir erzählt hatte, was der junge Herr Avianus vor gehabt - und vielleicht bereits durchgeführt - hatte, war ich verwundert gewesen. Nicht nur, dass er mir gegenüber kein Sterbenswörtchen davon erwähnt hatte, mich verwunderte auch die Intention dahinter. Und eine weitere Angelegenheit hatte ich mit ihm zu besprechen. Dies war auch der Grund, aus dem ich am Morgen noch vor der salutatio zielstrebig zu Avianus' Zimmer marschierte und dort zweimal anklopfte. Ohnehin war ich nicht in bester Stimmung, denn mein scriba personalis schien nie Zeit zu haben, wenn ich ihn benötigte, und allein deswegen war schon ein Gespräch erforderlich. Ungeduldig wartete ich auf ein Zeichen von drinnen.

  • Avianus, der nach noch nicht allzu langer Zeit schon aufgestanden war und die Anzeichen einer unangenehmen Nacht von seinem Gesicht entfernte, schrack nach dem unerwarteten Klopfen sogar ein wenig auf. Er sammelte sich schnell und blickte erwartungsvoll gen Türe. Ein gutes Gefühl hatte er bei der Sache nicht, denn wenn jemand noch vor der Salutatio umher streifte, dann doch entweder weil es eine freudige Nachricht gab... oder im Gegenteil.


    "Bitte, herein!", erschallte es anschließend von innen, nachdem der Aurelier seinen Behälter mit Wasser zur Seite legte, mit dem er sein Gesicht zuvor gewaschen hatte. Seine Haare konnte er leider noch nicht richten...

  • Die Erlaubnis zum Eintreten kam recht zügig, und ich ließ mich auch nicht lange bitten und kam ihr augenblicklich nach. Schwungvoll trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. "Guten Morgen." Dazu rang ich mich durch, denn eigentlich hatte ich gleich lospoltern wollen. Avianus allerdings schien gerade erst aufgestanden zu sein. Hoffentlich war er zumindest schon wach genug, um meine Worte richtig zu erfassen. Ich ging zu dem Tisch hin, überlegte es mir dann allerdings anders und blieb doch stehen, Avianus zugewandt. "Wir müssen reden, Tiberius." Kurioserweise klang das nicht einmal halb so energisch, wie ich es eigentlich beabsichtigt hatte, was vermutlich daran lag, dass mein Neffe einen allzu zerstreuten Eindruck machte. Dennoch ließ ich ihm kaum Zeit zu überlegen, was auf ihn zukommen mochte. "Ich hörte, du begleitest Titus auf seinen Wegen als quaestor? Und dass du im Begriff bist, dir einen Patron zu suchen." Nüchtern waren die Worte hervorgebracht, und ich gab mir alle Mühe, mir meine Meinung dazu nicht auf dem Gesicht ansehen zu lassen. Daraus, dass mich diese Tatsachen verstimmt hatten, machte ich keinen Hehl, aber es wäre wohl jedem Familienoberhaupt so ergangen, wenn man nicht einmal in Kenntnis gesetzt wurde von Ambitionen und Intentionen des eigenen Neffen. Mit erhobenen Augenbrauen wartete ich ergo auf eine Reaktion hierauf, gleichsam überlegend, ob ich nicht doch Platz nehmen sollte.

  • "Salve, Onkel. Guten Morgen.", erwiderte Avianus, als Corvinus, scheinbar schon hellwach, durch die Tür schrat. Wenigstens war der junge Aurelier noch angemessen angezogen und musste sich nur für seinen noch schlaftrunkenen Zustand entschuldigen. "Verzeih bitte mein Aussehen. Ich hätte wohl früher aufstehen sollen.", sprach Avianus und deutete freundlich auf einen Stuhl, so dass Corvinus Platz nehmen möge. Man merkte Corvinus´ Tonfall klar und deutlich an, dass es um eine Angelegenheit ging, die zumindest ihn nicht zu Freudensprüngen anregte. So sehr er versuchte, diese Anzeichen nicht in seinem Gesicht zu veranschaulichen.


    "Natürlich, Corvinus. Möchtest du davor etwas trinken?", fragte Avianus nach. Sein Blick wandte sich zu einem Spiegel in der Nähe. Er sah sich selbst und strich mit seiner Hand durch die vom Schlaf zerzausten Haare. Wieder richtete sich jedoch sein Blick zu Corvinus, und das Erstaunen, welches bei ihm aufkam, unterdrückte er mühevoll. Nicht, dass Avianus etwas zu verstecken hätte... aber Corvinus musste viele Kontakte haben, dass er dies mitbekommen hatte. Wie auch immer.
    "Nicht direkt, Onkel. Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen solle und habe mich damit beschäftigt, Titus bei einem Arbeitsauftrag zu unterstützen. Mehr steckt nicht dahinter. Und auch mit dem Patronen hast du dich nicht verhört.". Ein fragender Blick belegte Corvinus, welcher so viel hieß wie: "Was spricht dagegen?".

  • Mir lag eine Bemerkung über seine Trägheit am Morgen auf der Zunge, die ich allerdings herunterschluckte. Ich war nicht hier, um über Kleinigkeiten zu disputieren. Avianus bot mir einen Stuhl an, und vielleicht war gerade diese simple Geste der Auslöser der Entscheidung, mich vorerst nicht zu setzen. "Nein." So einfach wie abweisend tat ich kund, weder an Wein noch sonst etwas Flüssigem interessiert zu sein. Avianus musterte mich derweil, und erneut entstand die steile Falte auf meiner Stirn.


    Sie vertiefte sich und holte ihre kleineren Freunde herbei, als Avianus seine Erklärung ablieferte. Während ich den ersten Teil durchaus noch nachvollziehen konnte, glaubte ich bei den Worten das Patronat betreffend, mich verhört zu haben. Unter der Haut meiner Wangen war zu sehen, dass ich die Kiefer kurz aufeinander presste. Dieser unschuldig fragende Blick setzte allem noch die Krone auf. "Ich habe mich nicht verhört?" echote ich. "Warum glaubt eigentlich jeder in dieser Familie, sämtliche Regeln der Höflichkeit ignorieren zu können? Tiberius, wie kommst du darauf, dir einen Patron zu erwählen? Jetzt, am Anfang deiner Karriere, wo du doch bereits die besten Voraussetzungen für einen akkuraten Einstieg beisammen hast? Und warum hast du dich für Purgitius Macer entschieden?" donnerte ich und ließ Avianus keine Zeit, etwas zu erwidern. Nicht, dass ich etwas gegen den Purgitier einzuwenden gehabt hätte, doch hier ging es ums Prinzip, das der Junge wohl nicht verstanden hatte. Ich machte eine unwirsche Geste mit der Hand. "Nenn mir doch mal einen Vorteil, den er dir verschaffen kann. Du scheinst mir nicht nachgedacht zu haben, sondern bist blindlings losgelaufen, um dir einen x-beliebigen Patron zu suchen. Warum? Macht man das in deinem Alter gerade so? Das allein ist schon ein gravierender Fehler gewesen, aber was ich absolut nicht nachvollziehen kann, Tiberius, ist dass du es nicht einmal für nötig hältst, vorher mit mir ein Gespräch über solcherlei Absichten zu halten! Ja wo leben wir denn?" Ich saß im Senat, ich hatte eine hochrangige Position im cultus deorum inne, war Kopf der Acta und ich hatte ihm den für den cursus honorum notwendigen ordo verschafft. Ich hatte versucht, ihn in die Handhabe der Ämter einzuführen, und seine Ignoranz und Rebellion war der Dank dafür? Oh ja, ich war enttäuscht, maßlos sogar, denn gerade vom erwachsenen Sohn meines eigenen Bruders hatte ich mehr erwartet als kindliches Ungestüm, insbesondere nach meinem Einsatz für seine Zukunft. Auch, dass er mich schon wieder Corvinus nannte, wurmte mich - waren wir einander etwa so fremd wie gute Bekannte? Ich schüttelte missbilligend den Kopf. "Glaubst du allen Ernstes, dass ich nur um meinetwillen beständig nach oben strebe? Dass ich alle Beziehungen nur für mich selbst hege und pflege? Ja schätzt du mich denn so falsch ein?" fragte ich ihn anklagend.


    Und Avianus hatte darüber hinaus noch das Glück, dass ich nicht einmal im Ansatz ahnte, wie demütig und vorsichtig er bei Macer vorgegangen war. Ich hätte ihm womöglich den Kopf gewaschen, sich als Patrizier so aufzuführen, derart unbeholfen jemandem den Speichel zu lecken, ob hochstehender Senator oder auch Kaiser von Rom. Respekt war eine andere Sache. Mir war zuvor schon aufgefallen, dass Avianus mehr nach Ursus kam, der bisweilen auch respektlos war. Wie beispielsweise auf der aelianischen Hochzeit, wie ich fand, als er gleich zwei Begleiter mitgebracht und damit ausgelöst hatte, dass die Aurelia prozentual größer als die Gastgeberfamilie vertreten war. All dies fiel auf uns in der Gesamtheit zurück, nicht nur auf einen einzelnen. Und im Grunde war ich für uns verantwortlich, auch wenn gerade Ursus sich darüber so oft hinwegzusetzen suchte. Dabei schienen nur die weiblichen Aureliae zu verstehen, dass ich stets nur im Sinne der Familie handelte, handeln wollte. Wie sehr mir diese interne Rebellion an die Nieren ging, schien außer Prisca niemand zu begreifen. "Es gibt rein gar nichts einzuwenden gegen den Purgitier, er ist ein pflichtbewusster Mann, nur für dich ist er der Falsche. Er kann dir nirgendwo helfen, wo nicht auch die Familie dir helfen könnte - ich selbst oder sogar Titus. Er mag für jemanden, der ins Militär strebt, der rechte Patron sein, vielleicht auch für jemanden, der in der Verwaltung herumkrebsen möchte, aber er kann dir nichts bieten, mit dem du selbst etwas anfangen kannst."

  • "Du musst es wissen.", entgegnete Avianus mit einem Schulterzucken das abweisende "Nein", unwissend über den Krach, den der streitsuchende Corvinus bald veranstalten sollte. Dann fiel ihm auch die Stirn auf, an der die Falten wie Pilze aus dem Boden schossen.


    Die anschließende, überhaupt nicht konstruktive, sondern absolut destruktive Kritik, welche Avianus hören musste, suchte zweiellos Ihresgleichen. Die Worte von Corvinus rissen den jüngeren Aurelier aus seiner Schlaftrunkenheit und erschwerten es ihm, die Geduld zu behalten. "Regeln der Höflichkeit ignorieren? Dein Tonfall klingt keineswegs höflich, Marcus! Also wirf nicht MIR vor, diese Regeln zu ignorieren!", schoss Avianus lauter und direkter los, riss sich anschließend doch noch am Riemen. "Macer war der Geeignetste. Und es macht keinen Unterschied, ob ich meinen Patronen früher oder später erwähle.". Nun kehrte Avianus seinem Onkel den Rücken zu und blickte nervös aus dem Fenster. Die Morgensonne warf einen matten Schein auf sein Gesicht, der ihn nicht einmal blendete. Corvinus´ Besuch hatte wenigstens bezweckt, Avianus richtig aufgeweckt zu haben. Er wandte sich wieder zu Corvinus, ging einige unsichere Schritte auf ihn zu. "Du willst einen Vorteil, Marcus? Du kannst ihn haben: Ich mag jung sein, doch ich habe Eines verstanden. Die Wahlen funktionieren nach keinem Prinzip, dass man nur das Nötigste zusammenkratzt. Man nimmt jeden Vorteil, den man kriegen kann. Wirf mir das nicht vor!", meinte Avianus nur halb so energisch, wie seine vorhin gesprochenen Worte. Corvinus wollte Höflichkeit, er bekam sie. Die nächsten Worte ließen auch Avianus´ Stirn runzeln, leider nicht einmal halb so geübt, wie Corvinus es konnte: "Ja, ich scheine... nicht immer stimmt der Schein, und er hat dich just in diesem Moment geblendet. Ich habe mir sorgfältig Gedanken darüber gemacht, bei wem ich vorsprechen will. Dass ich bei Macer war, hatte einen guten Grund, den ich dir genannt habe. Vielleicht hätte ich mit dir sprechen sollen, und dies ziehe ich nächstes Mal in Erwägung. Aber lass dich vom Schein nicht trügen!".
    "Ich denke, DU schätzt MICH falsch ein, dass du mir so etwas zutraust, Marcus. Wenn dein Bruder, mein Vater, das hören würde... er lebt leider nicht mehr. Was bringt dich dazu, mich als undankbar abzutun? Und bei den Göttern, woher auf einmal diese Kritiksucht?", fragte Avianus gestresst nach. Sein Blick zeigte nicht dieselbe Freundlichkeit, wie am Anfang der Konversation.


    Hätte Avianus in diesem Moment das Gedankenwerk seiner Onkels verstanden, wäre es womöglich der Grund gewesen, sich frustgetrieben auf der Stelle zu übergeben. Interne Rebellion... als wollten sie ihm an die Gurgel...
    Auf einmal schien selbst der Tonfall von Corvinus ein wenig gehaltener zu klingen. Grund genug, selbst auch wieder freundlicher zu klingen, als Avianus ihm seine Meinung geigte: "Wenn es gegen ihn nichts einzuwenden gäbe, hättest du dich nicht lautstark darüber beklagt, Onkel. Ich respektiere euch. Ich respektiere dich als mein Familienoberhaupt und ich danke euch für jede Hilfe, die ihr mir gegönnt habt und gönnt. Doch ob mir der Purgitier helfen wird, sollte sich noch herausstellen. Ich weiß doch nicht einmal, ob er mich als Klienten annimmt. Gib dem Ganzen die Zeit, die es braucht, Marcus. ". Mehr wollte Avianus doch überhaupt nicht.

  • Die bockige Art des Jungen, denn nichts anderes war er in jenem Moment für mich, stieß mich regelrecht ab. Er kam nach Ursus, der seinerseits nach seinem Vater schlug, und Maxentius und Regulus waren beinahe wie Zwillinge gewesen, was ihre Sturkopfigkeit und schmalbahnige Sicht der Dinge anbelangt hatte. Ins gleiche Horn stieß er. Es war schließlich nur allzu verständlich, dass ich mich aufregte, weil er sich ohne nachzudenken einen Patron erwählte, der ihm nichts bieten konnte. Auf den so genannten Vorteil hin sah ich ihn nur an, fragend, denn als er ihn vorgetragen hatte, wartete ich immer noch auf den Vorteil, den der Purgitier ihm bieten konnte. "Das ist alles?" fragte ich ihn schließlich. "Du willst dir Fürsprache für die Wahl im Senat erbitten und tust das nicht über die Familie, sondern über jemanden, der dir darüber hinaus nichts, gar nichts bieten kann, Tiberius? Ddas musst du mir erklären, ich verstehe es nicht. Nicht einmal im Ansatz!" Immerhin saß ich inzwischen selbst im Senat, konnte dort vorsprechen für meinen Neffen. Und ich war zudem alles andere als gänzlich rückhaltlos.


    "Es mag sein, dass mich der Schein getrogen hat - deswegen bin ich hier, um dich damit zu konfrontieren wie es für mich aussieht, wie es auf mich wirkt, dass du so wenig Vertrauen in mich hast, dass du nicht einmal mit mir über deine Beweggründe für wichtige, ja, lebenswichtige Entscheidungen sprechen kannst, denn das ist der Fakt, Tiberius", erwiderte ich nüchtern und setzte mich nun doch. "Ich weiß, dass ich nicht der geduldigste Mensch bin. Aber allein eine Stimme mehr im Senat als Grund für die Wahl eines Patrons anzugeben, empfinde ich als lachhaft. Zudem habe ich Macer als Mann in Erinnerung, den Leistungen eher zu beeindrucken vermögen als im Vorfeld getätigte Absprachen. Und ich kenne den Purgitier, zumindest besser als du, Tiberius. Ich warte also nach wie vor darauf, dass du mir sagst, warum du Klient von ihm werden möchtest. Warum du dir zu diesem Zeitpunkt einen Patron suchen willst. Und warum du es überhaupt tun willst. Was versprichst du dir davon, jetzt, und von Macer?"

  • Tatsächlich war Avianus sehr stark nach seinem Vater gekommen, der ihm die Eigenschaft vererbt hatte, Argumente dann zu akzeptieren, wenn sie Halt hatten und begründet werden konnten. Dies war schon immer die richterliche Ader von Regulus, der zu Lebzeit als Iudex tätig war. Und so urteilte auch Avianus insgeheim über Corvinus´ Worte... denn sie waren genauso unergründlich, wie sie einen Zweck zu haben schienen. Mehr als haltlose Kritik vermochte Avianus nicht zu erkennen, und das lag nicht an seinen noch recht jungen 21 Jahren. Er rieb sich frustriert das Gesicht und schenkte sich wortlos einen Becher Wasser ein, bis Avianus schließlich erneut das Wort ergriff.
    "Du scheinst sehr entschlossen zu sein, Marcus, dass mir Macer nichts bieten kann. Du stürmst des Morgens in mein Zimmer, weckst mich erst richtig mit deinen haltlosen Argumenten auf, ohne jene zu begründen. Tue dies, oder ich bin nicht gewillt, weiter zu... streiten.", wurde Avianus nun direkter. Sein Inneres wurde überschwemmt von eine Gefühlsmischung aus Verwirrung und Enttäuschung. Nicht von Corvinus hatte er erwartet, so stur in einen Kritikwahn verfallen zu können. "Begründe, warum er mir nicht helfen kann. Und warum es dich kränkt, dass ich mich in keinen goldenen Käfig einschließen lasse. Wenn du Vater gekannt hast, dann weißt du, dass dies auch bei ihm nicht funktioniert hatte. Und bei mir auch nicht.", hängte Avianus noch an. Natürlich würde sich das Corvinus nicht bieten lassen, und Avianus ging natürlich wieder das Risiko ein, als stur abgestempelt zu werden. Aber wer konnte sich die Eigenschaften schon auswählen, welche der Vater einem vererbte?


    "Mein Leben nehmen wird der Mann wohl nicht, da bin ich mir recht sicher.", winkte Avianus ab und trank schnell einen Schluck Wasser, was seine Stimme durchaus erfrischter klingen ließ, "Es hat damit nichts zu tun, dass ich kein Vertrauen in dir habe, Corvinus. Mir ist unklar, dass du solch etwas gleich in den falschen Hals bekommst. Ich erwarte nicht von Macer, dass er mich zum Consulen macht. Aber aus mir soll eines Tages etwas werden, und warum sollte ich es nicht wenigstens versucht haben? Es ist ein einfaches, simples Wort: Unterstützung. Je mehr ich habe, desto besser. Ich habe immer gedacht, als Senator weiß man so etwas?.

  • Das war unfassbar. Maßlos enttäuscht schüttelte ich den Kopf. Statt die Dinge zu benennen, die Macer ihm als Patron würde bieten können, sollte ich ihm Dinge nennen, die belegten, warum Macer ungeeignet war. Zeugte nicht gerade das davon, wie unvorbereitet er war? Wie wenig informiert über den Menschen, den er als Patron auserkoren hatte? Ich lehnte mich im Sessel zurück und faltete meine Hände. "Weder geht es um einen Käfig noch bin ich derjenige, der etwas begründen können muss", erwiderte ich trocken. "Wenn du nicht einmal die Vorzüge benennen kannst, die dein zukünftiger oder bereits Patron vorzuweisen hat, gibt das Aufschluss genug über deine Voreiligkeit. Macer ist Senator und curator aquarum, überdies hat er einige Zeit die Ersten als Legat befehligt. Du möchtest weder in die Verwaltung noch ins Militär, sieht man vielleicht von einem Tribunat im Zuge des cursus honorum einmal ab, wozu auch die Unterstützung eines Nicht-Militärs vollkommen ausreichend ist. Was bleibt, ist die Senatorenwürde. Vermutlich hast du in deinem Eifer vergessen, dass ich vor kurzem selbst in den Senat berufen wurde, Titus ist auf dem besten Weg dorthin. Übrig bleibt...nichts. Nichts, was dir einen Vorteil verschaffen könnte, sieht man von einer Stimme im Senat oder vielleicht auch einigen wenigen - wenn man seine senatorischen Klienten berücksichtigt - ab. Ist dir das Begrüundüng genug?" fragte ich ihn ernst. Vielleicht fiel es ihm im schlichten Ausschlussverfahren letztendlich selbst auf. Ich seufzte und drängte den Ärger über seine vorlaute-dreisten Worte zurück.


    "Mir geht es nicht um das Vertrauen, das du in mich hegst. Es geht mir darum, dass du es nicht für nötig erachtest, mit mir über deine Pläne zu reden. Und gerade, wenn sie von so großem Ausmaß wie die Wahl eines Patrons sind, enttäuscht es mich einfach, wenn ich so etwas hinten herum mitbekomme, und erst nachdem es ins Rollen gekommen ist. Ein Soldat würde auch nicht bei einer anderen Einheit um Versetzung bitten, sondern sich erst mit seinem Vorgesetzten darüber unterhalten. Nicht, dass ich mich als Legat betrachte, aber dies ist eine Familie, und wenn man sich in solche Abhängigkeiten begibt, ohne vorher nachzudenken und sich mit der Familie kurzzuschließen, kann es einfach nicht funktionieren. Das geht so nicht, links weiß nicht, was rechts tut oder dass es überhaupt etwas tun will - oder bereits getan hat. Das ist inakzeptabel." Ich schwieg einen kurzen Moment und seufzte tief. Dann fügte ich resignierend an: "Und nenn mich nicht ständig Corvinus, ich komme mir ja vor wie ein alter Mann." Ganz abgesehen davon, dass es einfach nicht üblich war, sich innerhalb der Familie mit dem Beinamen anzureden. Sicher tat er das, weil er sauer war.

  • Natürlich war Avianus unvorbereitet, und das im großen Maß. Jedoch nicht auf das Patronat, denn wäre er dies gewesen, hätte er Macer nicht als seinen Patronen gewinnen können. Nein, er war unvorbereitet auf seinen Onkel, welcher des Morgens in sein Zimmer stürmte und immerhin Beihilfe geleistet hatte, dass Avianus nun schneller wach wurde. Enttäuscht senkte der Neffe den Kopf, strich sich die Wange und seufzte tief. Leider erzielte das Ausschlussverfahren keine Wirkung bei dem jüngeren Aurelier. Und das nicht, weil er es nicht verstehen konnte, sondern weil er der festen Überzeugung war, dass Macer in der Tat ein guter Patron war.


    "Er war für mich der beste in Frage kommende Patron.", antwortete Avianus so nüchtern wie auch schlicht und stützte sich etwas verunsichert an seinen Schreibtisch, ehe er wieder zu Wort kam. "Wen, Marcus, wen hättest du mir als Patronen empfehlen können? Den Deinen, der nun in Hispania als Proconsul verweilt? Könnte er DIR von dort aus besser weiterhelfen, als Macer mir? Es spielt keine Rolle, ob er Militär war oder nicht - er ist Senator, beschreitet den Cursus Honorum auf einem angesehenen Posten, hat mein Vertrauen und umgekehrt. Außerdem lebt er in Rom und wir sind uns gegenseitig erreichbar, wenn etwas sein sollte.". Avianus unterbrach sich in seiner Schlussfolgerung jedoch selbst. "Verzeih´, Onkel. Es geht ja nur begrenzt um dich und ich kenne die Karrierepläne meines neuen Patronen ebenfalls nicht. Trotzdem ändert es an der Frage nichts, welche Person besser gewesen wäre, als ein Mann, der sich aktiv für seine Klienten einsetzt. Ein Mann, der einen bei den Wahlen auch mit ausreichend Wahlsprüchen für die Bekanntheit unterstützt. Ein Mann mit einem langen Werdegang und nun Senator... er mag nur eine Stimme haben, doch diese ist umso wertvoller.". Avianus holte tief Luft, überlegte seine nächsten Worte gut. Er wollte nicht anzweifeln, dass Corvinus ihm nicht schon weitergeholfen hätte und dass auch er Ansehen im Senat hatte. Doch er gehörte zur Familie und Avianus wollte sich auch Unterstützung außerhalb sichern.


    "Ich sehe ein, dass ich es dir hätte sagen sollen. Und ja, Marcus, das ist zugegeben eine schlechte Angewohnheit von mir. Ich arbeite zumindest daran.". Er wusste nicht, was Corvinus jetzt sagen würde. Aber er war auf das Schlimmste gefasst!

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