Eine Amphore auf die Beförderung zum Miles

  • Tychicus, Calvena, Regillus und Pitio erreichten die Taverna am frühen Abend.
    Es war noch nicht sonderlich viel los, und die Stimmung ließ so früh am Abend natürlich noch zu wünschen übrig, aber die vier Ex-Probati der Cohortes Urbanae konnten sowieso nicht bis spät in die Nacht bleiben, denn morgen wartete schon wieder die Pflicht auf sie, und man erwartete mit Sicherheit keine völlig müden und verkaterten Männer in der Castra.
    Sie setzten sich an einen Tisch in der Ecke, ungestört und etwas abgesondert vom sonstigen Betrieb, und ließen sich eine große Amphore guten, sizilianischen Wein bringen.
    "Auf uns - als Milites!", stießen sie miteinander an und nahmen jeder einen großen Schluck von dem köstlichen Rebsaft.
    "Wer hätte das gedacht?", sinnierte Tychicus seelig lächelnd, "Noch vor einem Jahr hätte ich mir niemals auch nur träumen lassen, dass ich heute hier sitzte - in Roma! - und Soldat bei den Stadtkohorten bin."
    Die anderen nickten zustimmend.
    "Damals", fuhr der Rediviver fort, "Habe ich noch in diesem Kaff in Germania gehockt und nicht gewusst, wie es mit mir weitergehen soll..."
    Pitio grinste. "Ich habe bei meinen Eltern in Ravenna gewohnt. Mein Vater wollte mich unbedingt nach Roma schicken, damit ich zum Cultus Deorum gehe. Aber was soll ich denn bei den Priestern?", er winkte ab, "Die haben mich nie interessiert - also bin ich gegangen, aber sobald ich hier, außer Reichweite meines Vaters war, habe ich einfach bei den Cohortes Urbanae angeworben."
    "Und was hat dein Vater dazu gesagt?", fragte Calvena ungläubig.
    "Du hättest die Briefe lesen sollen, die er mir schickte, nachdem er von meiner Entscheidung erfahren hatte!" Pitio wedelte die Hand durch die Luft, als hätte er sich die Finger verbrannt. "Mir wurde Angst und bange um mein Leben... Aber er hat sich, den Göttern sei Dank, wieder beruhigt."
    "Jetzt hast du ihm auf jeden Fall bewiesen, dass du auch hier gut aufgehoben bist - MILES!", sagte Tychicus mit Betonung auf ihrem neu erworbenen Rang.
    "Darauf einen Schluck von diesem Trunk der Götter!... Wer bezahlt die Runde nochmal?", fragte Regillus.
    "Natürlich du!", riefen die anderen im Chor und brachen in schallendes Gelächter aus, als sie das ungläubig-überraschte Gesicht ihres Freundes sahen, der ihrem Scherz zuerst Glauben schenkte.


    -tbc-

  • Es wurde immer später und Tychicus' Freunde leerten noch einige weitere Amphoren Wein, doch der Rediviver hielt sich zurück. Er hatte sich morgen früh schließlich bei seinem Vorgesetzten zu melden, und die Angelegenheit schien zu wichtig zu sein, als dass Tychicus dann noch an den Auswirkungen eines vorabendlichen Rauschs leiden wollte.


    "Miles, Miles... warum eigen'lich nur Miles?!", fragte Pitio mit leicht verschwommen Blick, "Is' doch alles noch viel zu langweilig! Praefectus Urbi... DAS wär' die richtige Stelle für mich!"
    Calvena lachte: "Was, nur Praefect? Wie wäre es denn mit Kaiser?"
    Pitio runzelte die Stirn und kratzte sich am Kopf, als denke er ernsthaft über den Vorschlag nach, dann schüttelte er aber heftig den Kopf. "Nee, das wär glaub' ich nix für mich... Viel zu viel Verantwortung! Ein ganzes Imperium - hört euch das nur an... Lieber nur so ein kleines... Städtchen wie Roma."
    "Dann würde ich aber lieber eine Stadt wir Tarraco verwalten.", warf Tychicus ein, "Da bin ich geboren... Ich fand sie die schönste Stadt im ganzen Reich!"
    "Tarraco die schönste Stadt? Nein! Ihr ward wohl noch in Tarentium, wo ich geboren wurde...", und es folgte eine Beschreibung Regillos seiner Geburtsstadt, in den buntesten Farben und Formen natürlich.
    So ging der Abend weiter mit Diskussionen darüber, wer im schönsten Teil des Imperiums geboren wurde oder über weltbewegende Fragen, wie zum Beispiel, ob die Sonne in Hispania oder in Parthia früher aufgeht...


    Als den vier jungen Männern schließlich keine Fragen mehr einfielen, bezahlten sie die (letztendlich nicht gerade unerhebliche) Summe, die der Wirt für den Wein verlangte. Erst am nächsten Morgen wurde Tychicus wirklich klar, dass sie an diesem Abend mitnichten nur Wein getrunken hatten, sondern im Eifer des Gefechts auch über den Abend verteilt ein Mahl aus Hähnchen, Obst, Brot und verschiedenen anderen Beilagen sowie zur Nachspeise verschiedene süße Gebäcke verspeist hatten.
    Als er so die gähnende Leere in seinem Geldbeutel bemerkte, war es allerdings für den neuen Miles schon zu spät...

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