Besprechung mit dem Procurator a libellis

  • Valerianus quittierte die Empfehlung mit einem verhaltenen Nicken und ließ dann den Procurator ab epistulis zu der Besprechung hinzu holen, da bei den Versetzungen von Offizieren beide Procuratoren gleichermaßen betroffen waren. Eine Wachstafel listete alle Fälle auf.


    "Annaeus Florus wird die Classis in Misenum verlassen. Er bleibt dort, bis sein Nachfolger eintrifft. Danach soll er nach Rom kommen, um seine Auszeichnungen zu empfangen. Sein Nachfolger wird Octavius Sura sein, derzeit Kommandeur der Ala in Confluentes. Er kann auf dem Weg nach Misenum hier vorbeikommen, damit ich ihm sein neues Kommando persönlich übertragen kann. Sein Nachfolger wiederum wird Terentius Alienus, derzeit Tribun bei der Legio II."


    Er wartete ab, ob diese Informationen Rückfragen erzeugten oder ob den Beamten klar war, wen sie zu informieren hätten.

  • Der Procurator ab epistulis, ein Mann der dieses Amt noch nicht allzulange ausfüllte und daher noch ein wenig schüchtern im Umgang mit dem Kaiser war, hörte aufmerksam zu und machte sich entsprechende Notizen.
    Ja, mein Kaiser. Wir werden die Männer entsprechend informieren.


    Auch Balbus hörte zu und war ein wenig erstaunt darüber den Namen seines Nachfolgers bei der Ala zu hören. Der Mann, bei dessen Ernennung zum Praefectus Alae die Legitimität noch immer nicht ganz geklärt war, machte wirklich eine steile Karriere. Sicherlich hatte da wieder Vinicius Lucianus seine Finger im Spiel, der weiter an der Vorbereitung seiner Machtergreifung arbeitete.
    Unbewusst schüttelte er den Kopf.

  • Nachdem Valerianus in der vergangenen Zeit mit seinen Beamten schon einige Überraschungen erlebt hatte, war er für die knappe Antwort sehr dankbar.


    "Gut, weiter. Aus Aegypten liegen einige Empfehlungen vor, von der Legio XXII. Einmal ein Tribun namens Iunius Silanus, den holen wir als Tribun zu den Praetorianern. Und dann ein Offizier namens Tiberius Rufinus, den schicken wir als Tribun zur Legio I. Er ist ein Patrizier, wie Tiberius Vitamalacus. Schreibt dem, er soll dem jungen Mann ordentlich was beibringen. Lasst die beiden Tiberier aber außerdem beobachten. Ich will keine Überraschungen erleben."


    Widersprüchlicher hätte die Anweisung bezüglich des Tiberiers wohl kaum sein können, aber so wie sie ausgesprochen war, war sie auch umzusetzen.

  • So wiedersprüchlich die Anweisungen bezüglich des Tiberiers waren, so verwirrt schaute auch der Procurator ab epistulis. Balbus hingegen nickte, denn er kannte solche Anweisungen nur zu gut.
    Doch etwas musste er kommentieren. "Verzeih, mein Kaiser, aber wäre es nicht vielleicht besser Tiberius Rufinus zur Legio II zu entsenden um Terentius Alienus zu ersetzen, statt ihn unter das Kommando seines Verwandten zu stellen?"

  • Valerianus warf zur Sicherheit nochmal einen Blick auf die nächste Akte und schüttelte dann den Kopf.


    "Nein. Für die Legio II hast du mir schon Octavius Dragonum vorgeschlagen. Auch dies wird so ausgeführt. Zwei Tribune sind zu viel, um eine Abberufung zu ersetzen."

  • Stimmte ja, wie konnte er das nur vergessen? Er scholt sich innerlich ein wenig ob seiner Vergesslichkeit und nickte. Blieb lediglich noch eine kleine Frage zum Prozedere.
    "Soll Octavius Dragonum bereits hier seine Ernennungsurkunde ausgestellt werden, oder soll das Vinicius Lucianus in Germania übernehmen?"

  • Balbus nickte und blickte kurz zu seinem Kollegen, der ebenfalls nickte.


    Ich werde alles entsprechend in die Wege leiten. sagte der Procurator ab epistulis und hoffte darauf, dass für ihn die Besprechung nun beendet war, denn er fühlte sich in Gegenwart des Kaisers noch immer ein wenig unsicher.

  • Von Valerianus' Seite war damit alles besprochen. Wenn es Probleme mit der einen oder anderen Versetzung gab, würde er die Rückmeldungen dazu rechtzeitig bekommen.


    "Gut. Ich habe keine weiteren Punkte zu besprechen."

  • Der Procurator ab epistulis nickte und trat dann aus dem Blickfeld.


    Balbus holte nun zwei Schreiben hervor.


    "Mein Kaiser, wenn du erlaubst. Ich habe hier zwei Schreiben, über deren Inhalt ich dich gerne informieren möchte, da sie meiner Meinung nach deiner Aufmerksamkeit bedürfen."


    Er hielt die Schreiben vor sich, so dass er bei Bedarf hineinsehen konnte und wartete kurz, bevor er anfangen würde über den Inhalt zu sprechen.

  • "Als erstes habe ich hier ein Schreiben von Senator Helvetius Geminus. Es ist lediglich eine kurze Nachricht in der er seine Bestürzung über den Tod deines Vaters ausdrückt und sich entschuldigt, dass er es aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht früher schaffte. Ausserdem entsendet er dir die besten Wünsche und versichert dir seine ewige Verbundenheit zu deiner Familie." fasste er kurz das Schreiben des Senators zusammen und fügte dann hinzu: "Es mag vielleicht nicht allzu wichtig erscheinen, aber ich denke, dass ein Ausdruck der Verbundenheit zwischen dir und einem so engen Vertrauten deines Vaters ein durchaus positives und wünschenswertes Zeichen ist."
    Er liess den Brief etwas sinken.
    "Vielleicht sollten wir zu diesem Zweck etwas in die Wege leiten."

  • Als mehr oder minder geübter Beamter hatte Balbus sich dazu natürlich im Vorfeld bereits einige Gedanken gemacht und so sagte er: "Um eine möglichst große Wirkung zu erzielen, würde ich sagen, dass es etwas sein sollte, dass in der Öffentlichkeit stattfindet. Irgendeine Art Treffen zwischen dir und dem Senator. Vielleicht könntest du bei einen der nächsten angesetzten Spielen oder Rennen öffentlich in Erscheinung treten, mit ihm in deiner Loge."

  • Balbus nickte und notierte sich entsprechendes.


    Dann nahm er das zweite Schreiben.


    "Als zweites habe ich hier ein Schreiben aus Germania, von einem Mitglied einer dort sehr bedeutenden Gens. Möglicherweise hast du schon einmal von der Familie der Duccier gehört. Eine Gens romanisierter Germanen, die seit vielen Jahren dem Imperium dienen." sagte er einleitend.


    "Duccius Lando, der Mann der diesen Brief verfasst hat, übermittelt dir seine Grüße und auch ein Bekenntnis der Treue aller Duccier zu dir und Rom. Dem Brief angefügt waren einige Geschenke, unter anderem ein Pferd aus der Zucht der Duccier. Tiere dieser Zucht dienen unter anderem den Equites der Ala II Numidia als Reittiere."

  • Auch für solche Treubekenntnisse konnte sich Valerianus begeistern, auch wenn er schon lange nicht mehr selber auf dem Rücken eines Pferdes gesessen hatte. Erinnerungen an glücklichere vergangene Zeiten kamen hoch. Ein Hustenanfall ließ sie wieder platzen und trieb andere Fragen nach oben.


    "Was will der Mann als Gegenleistung? Abgesehen davon, dass die Ala weitere Pferde bei ihm kauft?"

  • Balbus liess den Hustenanfall des Kaisers vorbeigehen und beantwortete danach seine Frage, als hätte er von jenem Anfall nichts mitbekommen.


    "Er erwartet nichts. Zumindest nichts, das er in seinem Schreiben erwähnt. Allerdings weiss ich aus gut informierten Quellen, dass es in der Provinzverwaltung Germanias einflussreiche Stimmen zu geben scheint, die gegen seine Familie Stimmung machen. Und angesichts der Verdienste dieser Familie wäre ein kleines Zeichen deines Wohlwollens vielleicht hilfreich um diese Stimmen zum Schweigen zu bringen."

  • Das Militär gefiel Valerianus besser, da konnte man Auszeichnungen als Zeichen des Wohlwollens verleihen. Bei Zivilisten musste man sich etwas anderes ausdenken.


    "Liefert der Mann auch etwas anderes als Pferde? Dann kommt er auf die Liste der Hoflieferanten. Oder reichen die Verdienste seiner Gens für die Ernennung einiger Ritter?"


    Damit rechnete er allerdings nicht, denn dann wäre der Name sicher schon von einflussreichen Unterstützern oder Patronen gefallen.

  • "Duccius Lando steht einem römisch-germanischen Handelskonsortium vor, das eine grosse Vielzahl verschiedener Waren erzeugt und handelt. Meines Wissens nach importieren sie auch vieles von den befreundeten und verbündeten Stämmen jenseits des Rhenus, daher gibt es auch eher seltene Waren. Ich könnte eine genaue Aufstellung des Angebots besorgen." sagte er.


    Und da er sich natürlich im Vorfeld ein wenig genauer über die Vergangenheit der Gens Duccia informiert hatte, sagte er noch: "In der Tat gibt es in jener Gens sogar einen lebenden Ritter. Duccia Venusia wurde die Ehre zuteil, da sie sich über lange Jahre mehr als aufopferungsvoll für die Verwaltung der Provinz einsetzte. Und in der Vergangenheit gab es aus den Reihen der Gens mehrere Ritter und sogar Männer die den Cursus Honorum hier in Rom beschritten."


    Er selbst fand die Mitglieder der Familie tatsächlich bisher immer sehr sympatisch und teilweise sogar sympathischer als so manchen geborenen Römer, aber das zählte nicht.


    "Ein Mitglied der Gens dient in deiner Garde, vielleicht wäre er ein Kandidat. Oder Duccius Lando selbst, da er ebenfalls schon recht lange für die Verwaltung Germanias arbeitet und sich meines Wissens nach immer sehr für seine Heimatstadt, Mogontiacum, einsetzt."

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