Kontrollbesichtigung der öffentlichen Bauwerke

  • Nachdem Crispus geraume Zeit keine konkreten Anweisungen bekommen hatte, beschloss er, selbstständig tätig zu werden - auch als Offizier hatte er nicht immer alles explizit gesagt bekommen, was er tun musste! Daher war es kein Problem für ihn, auch die Initiative zu ergreifen. Begleitet von seinem Stab an Schreibern und Leibwächtern machte er sich aus diesem Grund auf, die Stadt zu besichtigen - mit besonderem Augenmerk auf dem Zustand der öffentlichen Gebäude.


    Er begann dort, wo es am naheliegendsten war: Auf dem Forum - oder genauer: Bei der Curia Mogontiaci. Sie wirkte im Grunde noch sehr robust, doch fiel dem Petronier auf, dass sie wenig repräsentativ war: Ihre kahlen Arkaden zeugten nicht gerade vom Reichtum der Stadt (wobei Crispus auch nicht genau wusste, wie reich die Stadt tatsächlich war). Nunja, im Grunde konnte man damit zufrieden sein. Er diktierte Arminianus Rufus, seinem persönlichen Scriba:


    "Curia ist in baulich gutem Zustand, aber ein bisschen kahl für meinen Geschmack!"


    Plötzlich kam ihm eine gute Idee: Warum sollte man eigentlich nicht eine Statue des Kaisers aufstellen? Sicherlich würde es dem neuen Regenten schmeicheln! Und dazu würde es die Curia sicherlich optisch aufwerten!


    "Schreib' auf, dass man vielleicht eine Statue hinstellen könnte. Vom Kaiser oder so."


    Damit hatte er die Curia fertig begutachtet und machte sich auf den Weg, weitere Bauwerke zu besichtigen.

  • Als nächstes machte Crispus auf dem Forum weiter. Der große Platz war mit Bruchsteinpflaster belegt - vor den großen Gebäuden noch relativ ordentlich und dicht, doch je mehr man an den Rand kam, desto mehr fielen Crispus Lücken auf. Bei gutem Wetter war dies auch kein Problem, doch der Petronier erinnerte sich noch zu gut daran, was bei schlecht befestigten Plätzen passierte, wenn es regnete. Es war ihm mehrmals passiert, dass er auf dem Exerzierplatz trainiert hatte, als ein Gewitter losgebrochen war. Es dauerte nicht lange und die festgetretene Erde wurde zu einem Schlamm-Morast. Auch hier gab es Möglichkeiten zur Verbesserung! Daher diktierte er


    "Die Pflasterung am Forum. Zumindest, wenn noch Geld übrig ist. Schreib' auf!"


    Dann schickte er seine beiden "Leibwächter" los, um etwas zu Essen zu beschaffen. Er selbst sah sich währenddessen die Regia an - auch, wenn er sie wohl kaum renovieren musste, da sie der Provinzialverwaltung gehörte und nichts mit ihm zu tun hatte.

  • Nachdem das Forum schon fast aufgearbeitet war, bewegte sich Crispus mit seinen Begleitern auf die Thermen des Iulianus zu. Dort angekommen betrat der Magistratus das Bauwerk und sah sich um. Es dauerte nicht lange, bis der Bademeister erschien - ein Bademeister auftauchte und Crispus begrüßte. Dem Petronier schmeichelte die Unterwürfigkeit des städtischen Angestellten, dennoch erkundigte er sich nach kurzer Plauderei über den Zustand des Bades. Im Grunde schien alles zu funktionieren (wie Crispus sich ja schon mehrfach selbst überzeugt hatte), doch auch hier gab es kleine Sanierungsfälle, insbesondere das Becken des Heißbades schien zu lecken. Auch dies ließ der Magistratus notieren, dann verbaschiedete er sich und ging weiter...

  • Diese Seite des Forums war nun abgearbeitet, doch nun war es Zeit, den Hauptplatz der Stadt zu verlassen. Crispus wählte die Via Praetoria zum Rhenus hinunter. Ein Blick zurück ließ ihn seufzen: In einiger Entfernung thronte die stolze Pforte zum Legionslager - wie einfach doch alles wäre, wenn er noch dort wäre!


    Doch dann richtete er seine Gedanken wieder auf seine Arbeit und sprach Arminianus Rufus an.


    "Sag' mal, Arminianus: Seit wann arbeitest du denn bei der Stadt?"


    "Seit fünf Jahren, Magistratus!"


    erwiderte dieser. Crispus konnte sich nicht genau erinnern, aber Arminius, jener Decurio von Mogontiacum, konnte möglicherweise wirklich seinen Posten vor dieser Zeit bekleidet haben.


    "Und gefällt dir deine Arbeit? Oder willst du höher hinaus?"


    In letzter Zeit hörte man ja immer wieder, dass Leute vom einfachen Scriba bis zum Duumvirat einer Stadt gelangten! Für Crispus war das zwar völliger Humbug - Duumviri sollten aus dem Stadtadel stammen, der am besten seit Jahren Tradition in der Führung von Städten hatte - doch vielleicht hatte ja auch Rufus vor, eine solche Karriere anzutreten.


    "Wie denn? Ich bin Freigelassener! Die Leute wählen mich sowieso nicht!"


    Hm, diesen Aspekt hatte Crispus gar nicht beachtet! Freigelassene waren zwar oft tüchtigere Leute als die alten Adligen, dennoch haftete ihnen etwas unreines, sklavisches an - und solche Leute wollte man nicht in der Politik! Dort zählte Erfolg und ein guter Stammbaum!


    "Hm, und hast du dir ein bisschen Geld beiseite gelegt? Oder hat dir der alte Arminius nichts gegeben?"


    Soweit Crispus wusste, stammte Arminius aus einem Dorf im Umland der Stadt. Der Vater des Arminius war ein germanischer Adliger gewesen, der im Dienste Roms das Bürgerrecht und fürstliche Summen erhalten hatte. Nun herrschte sein Sohn wie ein kleiner König über das Dorf, während er zugleich in der Stadt darauf achtete, dass ihm niemand seinen Rang streitig machte und sein Vermögen weiter wuchs.


    "Naja, doch, schon ein wenig. Aber es genügt lange nicht, um davon zu leben."


    *Armer Hund*, dachte sich Crispus, während sie weitergingen. Viele Freigelassene hatten sich schon während ihrer Unfreiheit ein kleines Vermögen zusammengespart und legten es nach ihrer Freilassung gewinnbringend an, sodass viele Großhändler ehemalige Sklaven waren. Aber das war wohl ausgleichende Gerechtigkeit...


    Crispus plauderte weiter mit Rufus, während sie nun auf den Hafen zuhielten. Dort besaß die Stadt einen Kornspeicher, den Crispus begutachten wollte. Mit derlei Dingen kannte er sich aus, denn auch die Legion verfügte über Horrea. Zuvor galt es jedoch, sich einen Weg durch die Hafenarbeiter, die gerade ein Flussschiff entluden, zu bahnen, was die beiden Vigiles hervorragend erledigten.


    "Platz da für den ehrenwerten Magistratus! Platz da für den ehrenwerten Magistratus!"


    Mit diesen Worten stießen die beiden Vigiles und Amtsdiener die Arbeiter zur Seite, wobei sie ihre Schlagstöcke einsetzten, sodass Crispus bequem durch die Gruppe schlendern konnte und von allen Seiten ehrfürchtige Blicke erntete. Endlich erreichten sie das Lagerhaus, das auf Stelzen gebaut war (vor allem, weil der Rhenus ja häufiger über die Ufer zu treten pflegte). Crispus besah sich das ganze, doch er konnte keinen Makel finden: Das Lager schien erst vor kurzem erneuert und das Holz war noch relativ frisch und stabil. Auch ein Gespräch mit dem Verwalter des Lagers erbrachte keine Mängel, sodass Crispus unverrichteter Dinge wieder in Richtung Innenstadt aufbrach...

  • Auf dem Weg zurück zu Forum (das Theater und der Tempelbezirk standen noch auf Crispus' Plan) begutachtete der Petronier die Straßen, auf denen sie wandelten. Als Soldat hatte er selbst Straßen gebaut (allerdings waren das Landstraßen gewesen), sodass er wusste, wie sie aufgebaut waren: Zuerst musste eine Art Graben gegraben werden, den man mit verschiedenen Steinen und Mörtel aufgoss, sodass die Fahrbahnsteine ganz oben schön eben lagen. Außerdem war eine leichte Wölbung sinnvoll, damit sich keine Pfützen bildeten. In der Stadt war dies allerdings zeitweise nicht eingehalten worden: Nur die Hauptstraßen waren gepflastert, wenn man eine Insula betrat, hatte man es häufig mit festgestampftem Boden zu tun. Doch dies war auch nicht die Aufgabe der Stadt, sondern der Grundstückseigner.


    Leider hatte auch die Straßen hier und da ihre Fehler, die jedoch nicht akut wirkten: Die Via Drusa Germanica war sogar in hervorragendem Zustand, da sie erst vor kurzem erneuert worden war. So musste er hier nicht viel notieren lassen und konnte zufrieden, dass es auch Dinge gab, die bereits einwandfrei waren, auf das Forum zurückkehren.

  • Als nächstes rückte Crispus über das Forum auf den Tempelbezirk vor. Dort befanden sich einige Tempel, die der Petronier schon öfter besucht hatte. Zu den größten Bauten gehörte der Tempel des Apollo Mogon, einer Gottheit, die Crispus nur als Apoll verehrte. Er hatte gehört, dass Mogon eine gallische Gottheit war, die wohl auch für Licht stand, wie es Apoll tat. Im Grunde kannte Crispus bei allen Göttern nur die römischen Namen und er fragte sich, warum die Götter sich in verschiedenen Landstrichen unter verschiedenen Namen bekannt machten - oder bedeuteten die Namen letztendlich das gleiche?


    In jedem Falle waren die Tempel in nicht so gutem Zustand wie die Straßen der Stadt: Besonders am Tempel des Apollon bemerkte Crispus Schäden im Bau - nur der Tempel des Mars war in gutem Zustand. Das Isis und Magna Mater-Heiligtum war hingegen auch etwas verwaist. Im Hof des Tempels befanden sich zwar noch wenige Weihegaben, doch Crispus erinnerte sich, dass bei seiner Versetzung nach Mogontiacum wesentlich mehr Anziehungskraft von dem Tempel ausgegangen war. Vielleicht war es wirklich sinnvoll, auch hier etwas zu unternehmen.


    "Besichtigung des Tempelbezirks mit einem Architekten - schreib' auf, Arminius!"


    befahl er. Sein Augenmaß genügte bei derartigen Bauten wirklich nicht!

  • Zuletzt marschierte Crispus mit seinem Anhang zum Theatrum Germanica venustrus artis Moguntiaci. Das Theater war gewaltig: Erst wenn man es betrat, konnte man die unzähligen Reihen sehen (10 000 Plätze gab es hier) und war beeindruckt. Ursprünglich war es wohl errichtet worden, um den Gedenkfeiern zu Ehren des Drusus Germanicus eine Kulisse zu geben, doch diese Tradition war wohl in den Bürgerkriegen vor Regierungsantritt des Iulianus verloren gegangen. Seitdem floss relativ wenig Geld in das Bauwerk, was man deutlich erkennen konnte: Selten fanden hier noch Veranstaltungen statt, zuletzt, als der göttliche Iulianus geehrt worden war. Es tat dem Petronier fast leid, dass dieses wunderbare Bauwerk so wenig genutzt wurde und nahm sich vor, etwas dafür zu überlegen.


    "Arminianus, schreib auf: Veranstaltung im Theater planen. Geld locker machen!"


    Der Scriba notierte und Crispus trat ein. Die Szene war verwaist, hier und da waren bereits erste Spuren von Verwitterung zu erkennen - wenn man hier etwas machen wollte, musste man bald damit beginnen, das Theater vorzubereiten!


    Doch langsam wurde dem Magistratus klar, dass seine Pläne eine gewaltige Summe verschlingen würden und es wohl schwierig werden würde, all das zu aufzubringen - die erste finanzielle Hürde für den Ordo Decurionum stand bevor!

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