Ein schöner Tag kündigte sich an. Der Himmel war von einem strahlenden Eisblau, die Luft geprägt durch die sirrende, unterschwellige Kälte eines klaren Herbsttages. Man sprach davon, dass es in Hispania in den letzten Wochen ständig Regen gab, hier in Italia war davon zumindest am heutigen Morgen nicht viel zu spüren und Chaerea war gewillt diesen Umstand auch zu nutzen, wer konnte schon sagen, wann die Götter sich entscheiden würden Rom mit einem Wetterumschwung zu überraschen?
Die junge Caecilierin war früh aufgestanden, um gleich darauf die Stallungen der Familie zu betreten. Sie war so lange nicht mehr geritten, dass sie es kaum erwarten konnte endlich wieder den Wind in ihren Haaren, ihrem Nacken zu spüren, wenn sie im Galopp über Wiesen und Wege ritt. Seit sie in Rom angekommen war, hatte sie immer wieder, besonders mit einem der Pferde geliebäugelt, ein schwarzes, stolzes Tier, das den ebenso stolzen Namen „Adamo“ trug. Wenn sie ehrlich zu sich selbst gewesen wäre, hätte die junge Frau sich jedoch auch eingestanden, dass es eine ziemlich dumme Idee war, ganz allein, auf einem noch ziemlich unbekannten Hengst zu reiten, zumal sie nicht einer Person im Haus etwas von ihrem Unterfangen erzählt hatte, da sie genau wusste, dass ihr Onkel es niemals gestattet hätte. Doch diesen Gedanken verdrängte sie gekonnt, nicht zuletzt wegen dem schlechten Gewissen, das sie hatte, wenn sie bedachte, was sie Crassus alles verdankte. Wie so oft siegte die Unvernunft und Abenteuerlust.
Chaerea hatte Adamo aus seinem Stall geführt, leise in flüsternden Ton mit ihm gesprochen, ihm in die dunklen Augen gesehen, seine Flanken berührt. Der ruhige Atem des Schwarzen hatte sie selbst ruhig gemacht, sie die Intensität dieses Morgens spüren lassen. Und dann, nach nur wenigen Schritten, war sie aufgestiegen, hatte s und das Anwesen hinter sich gelassen. Sie wusste nicht welche Wege sie einschlagen sollte, wählte meist solche, die sie bei ihrer Rückkehr leicht wieder erkennen konnte und atmete die kalte Luft ein, die auf ihren Wangen brannte. Etwas von ihr wollte laut jauchzen, denn das hier fühlte sich so großartig, unglaublich gut nach ihr, Caecilia Chaerea an.
Alles lief gut, bis etwas Adamo erschreckte. Der Hengst legte sofort seine Ohren an, scheute und warf den Kopf zurück. Als Chaerea sich an ihm festklammerte, machte sie allem Anschein nach nicht besser. Das Pferd stieg hoch, um nur einen Herzschlag später, durchzugehen. Die Geschwindigkeit die Adamo plötzlich aufnahm, entlockte der jungen Frau einen Schrei, den sie selbst nicht bemerkte, krampfhaft hielt sie sich auf dem Pferderücken fest, während unaussprechliche Angst sich in dem schlanken Körper ausbreitete. Sie hatte keine Kontrolle mehr, diese lag jetzt ganz allein bei Adamo und wenn ihr niemand zu Hilfe kommen würde, so wusste sie nicht wie dieser Höllenritt enden sollte.
Während sie langsam, aber sicher den Halt verlor, zur Seite abrutschte, brannte die Panik gleichermaßen wie die Tränen der Verzweiflung in ihren Augen.