Zwei Jungpriester auf dem Aventin

  • Neben ihr her zu gehen, war wie als wenns ich ein kleiner Junge ein Abenteuer vorstellt. Es ist so unbeschreiblich spannend und faszinierend. Alle Synapsen im Körper machen sich bemerkbar und viele Reize werden ausgelöst. In Phelans Fall wars der Reiz, der sich in ihm durch Flava entfaltete.
    Allerdings ist ein Abenteuer meist genauso unerreichbar wie es schön ist. Genau so war es, Flava ging sehr dicht neben ihm her, die tollsten Sachen gingen durch seinen Kopf, sollte er auch einen Schritt zu ihr wagen, sollte er es nicht, sollte er vielleicht sogar ihre Hand nehmen, oder sollte er es besser bleiben lassen? Berühren tat sie ihn nicht. Als sie jedoch wieder anfing etwas unsicher zu gehen, was sie gut versteckte, fasste der Duccier sich ein Herz und schob seine Schulter ganz sanft hinter ihre, so dass sie sich fast anlehnen konnte. Er gab ihr dadurch Halt. Nicht nur physisch, so hoffte er, sondern auch im Inneren.
    Fast schon leise, nahezu geflüstert sprach er ihr ins Ohr "Du störst meinen Tagesablauf nicht im geringsten, du trägst nur dazu bei, dass ich vor lauter Aufgaben auch etwas sehr schönes erleben darf." Da war es raus, war es zu viel? War es vielleicht zu wenig? Vielleicht würde sie es falsch verstehen, sollte er nachsetzen. Bevor sie antworten konnte brach es aus ihm heraus. "Ich bin sehr froh das wir beide hier und jetzt zusammen sind .. es macht mich seit langem wieder glücklich." Gefühlschaos, alle Moleküle in seinem Körper tanzten Tango. Er sprach diese Worte ebenso geflüstertert und warm, in der Hoffnung sie würde ihn ernst nehmen. Ihm war es egal, es musste nämlich jetzt raus, ob sie es für unanständig erachten würde, er wollte einfach das sie das jetzt wusste. Die Sache mit der Casa wollte er ihr später beantworten, nicht jetzt, es würde überhaupt nicht dazu passen und vielleicht würde sie dadurch etwas falsch verstehen.

  • Seine Stimme an ihrem Ohr, so leise und sanft, seine Schulter an ihrer, so dass sie sich anlehnen könnte, wenn sie nur stehen bliebe und es wollte, seine Worte, so vielversprechend… Flava fühlte sich wie im Traum und einer Ohnmacht nahe. Ihr Herz schlug hoch bis zum Hals, so dass sie sicher war, dass Verus es hören musste. Sie versuchte, vernünftige Worte zu finden, anständige Worte, aber sie konnte keinen Ton sagen. Ihr fehlte der Atem, und ihre Gedanken waren ein reines Chaos. Sie fühlte sich so schwindelig.
    Sie blieb stehen und wendete leicht den Kopf, um Verus in die Augen zu sehen. Ihr Blick glitt über sein Gesicht, seine Lippen, die blonden Stoppeln am Kinn, und wieder hinauf zu seinen blauen Augen. Vielleicht einen Augenblick zu lang schaute sie hinein, ehe sie schüchtern den Blick senkte und nach Worten rang. Noch nie hatte jemand so etwas zu ihr gesagt, noch nie hätte sich irgendjemand so etwas getraut, zu sagen. Ihr Bruder war ja immer wie ein großer, treuer Wachhund in ihrer Nähe und hätte so etwas nie geduldet.
    “Verus, wir sollten nicht…“
    Kurz schüttelte sie den Kopf, so wollte sie es gar nicht sagen. Eigentlich hatte er ja auch gar nichts gesagt, nichts wirklich schlimmes. Nur das, was in ihr vorging, machte es zu etwas unrechtem, aber dafür konnte er ja nichts. Und vielleicht unterstellte sie ihm etwas, das so gar nicht da war, nur weil sie es gerne wollte.
    Sie ging wieder langsam los, sah im Gehen einmal verstohlen und schüchtern zu Silko zurück. Er war Verus’ Diener, aber dennoch versuchte sie so kurz zu ergründen, ob er ihren Fehler auch gesehen hatte. Da war er zwar wahrscheinlich der Falsche, aber er war der einzige, der hier war. Aber sie sah nur kurz und richtete ihren Blick dann wieder leicht gesenkt auf die Straße.
    “Ich fand den Tag mit dir heute auch sehr schön, Duccius. Ich möchte dir danken, dass du mich hierher begleitet hast. Alleine hätte ich es wohl nicht gewagt, den Tempel der Göttin zu besuchen.“
    Ihre Worte klangen zwar wieder sittsam und ordentlich, so wie es sich gehörte. Aber wenn Verus vorhin in ihre Augen gesehen hatte und nicht völlig blind war, musste er wissen, dass das nur der klägliche Versuch war, zu verdecken, was sie fühlte.

  • Der Augenblick in der sie wieder Worte, die zu jeder Zeit so lieblich süß klangen, für eine Antwort suchte war unterträglich. Die Zeit schien wieder stehen zu bleiben. Es rauschte durch seinen Kopf, Wohlgefallen oder Abneigung, was würde es sein? Es waren die zwei Optionen, die sie wählen würde. Alles schien so langsam voran zu gehen, die weiteren Schritte, die Bewegungen, die Mimiken und Gestiken. Ein Quantum Trost blieb ihm allerdings, er hatte das gesagt, was er fühlte und das konnte ihm keiner mehr nehmen, egal was die Antwort sein würde, es würde Klarheit haben. Ob Phelan diese jedoch wollte, war eine andere Frage, denn er hatte sehr große Angst vor ihr, noch nie hatte er so mit einer Frau gesprochen geschweigedenn Worte so offenbart, wie er es bei Flava tat.
    Bei ihrem ersten Versuch einer Antwort stockte sein Atem. Sie würde doch nicht.., Nein! Es klang wie das morgendliche Vogelgezwitscher, welches ihn jeden Morgen sanft und mit schönen Gedanken aufwachen ließ, als sie ihm antwortete.
    "Da gibt es nichts zu danken meine Liebe, unbedingt trachtete ich danach mit dir hier zu sein, nicht nur um dich alleine zu treffen, sondern auch, um mit dir zusammen eines der wichtigesten Rituale des Cultus für deine Diana zu begehen."


    Beide fassten sich wieder und gingen normalen Schrittes weiter. Silko musste verweis was denken, allerdings mischte er sich nie in etwas ein, wo keine offensichtliche körperliche Gefahr drohte und da war Phelan in diesem Moment auch sehr glücklich drum.
    "Fast sind wir fern des Aventins.. du musst uns führen, denn leider weiss ich nicht wo du wohnst."
    Seine Worte klangen traurig, nun betraten sie nämlich wieder das öffentliche Leben Roms, wo jedes Paar Augen zielgerichtet nach Gerüchten spähte. Nicht noch einmal könnte er ihr so nahe kommen, wie er es vor einigen Moment noch war. Nicht noch einmal könnte er ihr derartig wichties und Schönes sagen ohne das der Feind mithörte, wie er es vor wenigten Momenten noch tat.

  • Er drückte sich so gewählt und vornehm aus, dass Flava ein wenig verschüchtert war. Hatte sie ihn so erschreckt? Hatte er sich mehr erhofft? Hätte sie doch vielleicht eine Andeutung machen sollen? Hätte sie das machen dürfen? Flava wusste es nicht. Ihr fiel nur jeder Schritt weiter zu ihr nach Hause schwer.
    “Ja, wir müssen hier entlang.“ Zumindest glaubte Flava das, ab und zu verlief sie sich noch, aber das hier war noch eine größere Straße. Wenn sie der folgten, sollten sie in der richtigen Richtung unterwegs sein. Rom war aber auch einfach gewaltig groß!
    Sie überlegte, ob sie Verus noch etwas sagen konnte. Sie würde ihm so gerne noch das eine oder andere liebe Wort entlocken, ihm noch einmal so tief in die Augen schauen oder auch eine kurze Berührung von ihm spüren. Aber das ging nicht, Sitte und Anstand verlangten auch, dass sie wieder einen Schritt weiter entfernt von ihm daherlief. Nur ab und an hob sie den Kopf, um zu ihm herüber zu sehen, und dabei versuchte sie, ihren Blick möglichst neutral wirken zu lassen, was aber wohl nicht ganz gelang.
    “Vielleicht finden wir ja die Zeit, noch einmal der Göttin zu opfern, gemeinsam. Also, wenn deine Prüfungsvorbereitungen, die Renovierung deines Hauses und deine Vorbereitungen für die Heimreise das erlauben.“
    Es wäre schön, noch einen weiteren Nachmittag mit ihm zu verbringen. Auch wenn Flava sich schon darauf einstellte, dass dies wohl nicht möglich sein würde. Aber sie wollte ihn einfach wissen lassen, dass sie das sehr schön finden würde, und verpackte es in Worten, die der Öffentlichkeit angemessen waren.

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