[Caesaraugusta] Im Auftrag des CD

  • Wenn sich ein Reisender aufmacht, von Tarraco aus nordwestwärts das hispanische Hinterland zu durchqueren, erreicht er nach mehrtägigem Fußmarsch die Colonia Caesar Augusta.
    Und dies war auch der Weg, den ein gewisser Lucius Merula zu dieser winterlichen Jahreszeit zu beschreiten hatte. Im Auftrag des Provinzkollegiums galt es, der an den Ufern des Iberus gelegenen, vor gut 100 Jahren gegründeten Civitas einen Besuch abzustatten und mit den örtlichen Duumviren eine Angelegenheit den Cultus Deorum betreffend zu besprechen.
    Im Ganzen eine Pflichtaufgabe, auf die der junge Sacerdos zumindest zu dieser Jahreszeit gerne verzichtet hätte.
    Und als ob Aiolos seinen Gedanken gelauscht hatte, wurde er gerade in jenem Moment von einer weiteren eiskalten Windböe erfasst, die an seiner Kleidung ebenso wie an seiner Stimmung zu zerren begann.
    Merula zog den Wollmantel enger um sich. Wenigstens hatte er bei der Wahl seiner Kleidung nicht falsch gelegen. Es war nur zu hoffen, dass am Zielort seiner Reise bereits ein gut beheiztes Zimmer und eine warme Mahlzeit auf ihn warteten...

  • Am Nachmittag des dritten Tages seit seinem Aufbruch von Tarraco war Caesaraugusta erreicht. Schon beim Betreten der Civitas fielen ihm die verrammelten Häuser und abgenutzten Straßen ins Auge, die offensichtlich dringend einer größeren Renovierung bedurften. Der trostlose Eindruck verstärkte sich noch beim Anblick des kleinen Pantheons im Zentrum. Auch wenn ein Anteil an ihrem Zustand sicherlich mit der Jahreszeit zu tun hatte, war eines klar: Die ganze Stadt hatte unwiderlegbar bessere Tage erlebt.
    Am Forum der Stadt angelangt, fragte er sich durch zu den Amtsstuben der örtlichen Magistrate, was aufgrund der Überschaubarkeit der Anlagen eine Frage von wenigen Minuten darstellte. Und es dauerte wiederum nur kurze Zeit, bis sich einer der Duumviren, ein Mann namens Oppius Carbo seiner angenommen hatte.


    [Blockierte Grafik: http://img142.imageshack.us/img142/5048/carboxp0.jpg] | Lucius Oppius Carbo


    Während sie zur Begrüßung einige Floskeln austauschten, unterzog Merula seinen Gesprächspartner einer genaueren Betrachtung: Ein durchschnittlich großer Mann in mittlerem Alter mit dem typischen Gesicht eines Mannes, der seinen Posten für seine Befähigungen als unwürdig ansah. Aber immerhin kam der Beamte recht schnell auf den Grund dieses Treffens zu sprechen:
    "Nun, Iunius, ich will dich nicht länger mit belanglosen Themen belästigen, sondern zu unserem Anliegen kommen."
    Carbo wartete einen Moment ab, vielleicht ob eines zustimmenden Kommentars Merulas, doch jener ließ es erst einmal bei einem auffordernden Nicken bewenden.
    "Du wirst es vielleicht schon bemerkt haben: Unsere Tempel bedürfen dringend einer größeren Sanierung.
    Die Planungen hierzu sind bereits recht weit gediehen, die Finanzierung ist - nun ja - halbwegs gesichert, doch eine gewisse Unterstützung durch die Verteter des Cultus Deorum von Tarraco sowohl in materieller als auch in personeller Hinsicht wäre doch vonnöten."

    "Wenn ich dich soweit richtig verstanden habe, Oppius, geht euer Gesuch über das Stellen von Auguren zu den notwendigen Zeremonien hinaus. Ich werde die Anfrage sicherlich weiterleiten, auch wenn ich nichts versprechen kann. An welchen Umfang hattet ihr denn bei dieser Unterstützung gedacht? Und solltet ihr euch, was den finanziellen Aspekt angeht, nicht zuallererst an die Verwaltungsstellen der Provinz wenden?"
    "Das haben wir natürlich getan", versicherte Carbo schnell. "Dennoch hatten wir gehofft, dass die größeren, finanzstärkeren Tempel von Tarraco uns etwas unter die Arme greifen könnten."
    Ein gespielter Seufzer entfuhr dem Sacerdos, ehe er dem Duumviren antwortete:
    "Ich kann nur für den Mercuriustempel sprechen und muss dir diesbezüglich mitteilen, dass auch unsere Situation bestenfalls als angespannt zu bezeichnen ist. Doch wie gesagt: Ich werde deine Bitte weiterreichen."
    "Dann danke ich dir für deine Mühen", erwiderte Oppius, sichtlich bemüht, seine Enttäuschung zu verbergen. "Im übrigen wäre es den Vetretern der Stadt eine besondere Freude, dich noch einige Tage als Gast bei uns bewirten zu dürfen."
    Dies Angebot abzulehnen, kam Merula nun wirklich nicht in den Sinn. Die Aussicht auf etwas Wärme war einfach zu verlockend, doch nahm er sich vor, spätestens übermorgen wieder die Rückreise anzutreten.
    Man konnte von niemandem verlangen, sich allzu lange freiwillig an einem langweiligen Ort wie diesem aufzuhalten.

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