Im obersten Stock einer Insula...

  • Sie lag mitten im wirrwar der Subura, dort wo sich kaum ein Vigiles blicken liess, dort wo sich nie eine Patrouille der CU blicken liess, geschweige denn die Praetorianer.
    Der Hausverwalter war ein schmieriger Grieche, kaum ein Mann dem man vertrauen würde, doch er hatte meine Münzen gerne genommen, viel zu viele für die Kammer im obersten Stoch der Insula. Doch wenn ein Mann mit einer bewusstlosen Frau in den Armen, der zusätzlich nach Rauch und Cloake stank, nach einem Zimmer fragte, dann verlangte man eben etwas mehr....


    ....letztlich war es mir auch egal, ich wollte Crista nur in sicherheit wissen....


    Die Tür schloss sich hinter uns und ich liess Crista auf dem Bett nieder, erst jetzt fiel der Druck von mir und die Anstrengungen der letzten Stunden brach über mich herein. Immer noch hielt ich ihre Hand, doch ich sackte neben dem Bett auf den Boden, mein Puls rasste, meine Atem keuchte,....

  • Crista fühlte wie die Wärme verschwand und Kälte sich um sie legte. Sie hielt sich immer noch gut an Catos Hand fest. Durch Catos schnelle Bewegungen landete ihr schwerer Kopf wieder an seiner Brust. Der geflochtene Zopf kitzelte ihre Nase. Die junge Sklavin kräuselte ihn und wieder die Nasenspitze und öffnete die Lippen, als ob sie niesen wollte. Doch kein Nieslaut entwich ihrem Mund.


    Endlich endeten die Bewegungen und sie konnte sich allmählich entspannen. Ihr schmaler Rücken lag auf etwas weichem, was sie entfernt an eine Liegematte erinnerte. Dies errinnerte sie auch an die verheilenden Narben, die noch von Iuvenalis stammten. Die Schwärze vor ihren Augen wich immer mehr und ihre Nase erfasste einen Geruch, der kaum auszuhalten war. Langsam drehte sich Crista leise stöhnend auf die Seite und öffnete blinzelnd die schlafverklebten Augen. "Katze..." flüsterte sie mit rußiger Stimme und hustete mehrmals nacheinander.


    Ihr verschwommener Blick erfasste Catos Körper wie er auf dem Boden lag. Crista lag ganz still auf der Seite, versuchte zu Atem zu kommen, blinzelte immer wieder. Das verschwommene blieb vor ihren Augen haften. Die junge Sklavin konnte Umrisse erkennen, hell und dunkel. Sie entzog ihre Hand aus ihres Geliebten, fasste die Platzwunde an und begann diese zu reiben, wobei die Wunde wieder aufplatzte und zu bluten begann. "Katze..." wiederholte sie, vermochte die verkrampfte Hand vor körperlicher Schwäche und langer Liegezeit nicht zu öffnen. "Cato..."

  • Langsam beruhigte sich mein Puls und auch mein Atem wurde etwas ruhiger, ich merkte auch, wie sehr ich mich auf unser Flucht aus der Villa verausgabt hatte. In dem Maße wie mein Körper zur Ruhe kam, wurde auch mein Kopf klarer und die Bilder unser Flucht drangen auch mich ein.


    Ja,... Flucht.... zum ersten Mal registierte ich, das wir geflüchtet waren. Hinaus aus der Villa meines Patrons war ich gerannt, tief hinein in die Subura, weg von der Villa, hatte meine Crista in Sicherheit gebracht,... und in noch grössere Gefahr. Denn ich war ein Freigelassener, ich war frei und konnte gehen wohin ich wollte, doch Crista war eine Sklavin, die Sklavin eines strengen Herren, der ihr sicher nicht verzeihen würde. Nein, sie war durch mich eine Sklavin auf der Flucht, sie konnte nicht zurück....


    Vielleicht wären mein Gedanken etwas weniger deprimiert, weniger pessimistisch, wenn mir klar gewesen wäre, das ihr Dominus schon lange tot war, doch just in diesem Moment sah ich nur diesen alten, zörnenden Mann vor mir, der meine kleine Crista mit der Peitsche geschlagen hatte und der sicher seine Freude daran gehabt hätte, sie ans Kreuz zu schlagen.


    Bonna dea, was hatte ich nur getan ? Ich hatte das liebste was ich hatte in Sicherheit bringen wollen und hatte sie doch nur in Gefahr gebracht. Das Bild meiner Crista ans Kreuz geschlagen drang vor mein inneres Auge, als ihre leise Stimme an meine Ohren drangen.


    Katze ? Was meinte sie mit Katze ? Ich verstand einfach nicht, was sie damit meinte. Vorsichtig setzte ich mich auf meine Knie, blickte auf Crista hinab, strich über ihre Wange.

    "Ich bin da, meine kleine Crista,"
    flüsterte ich ihr zu, küsste sie zärtlich auf die Stirn. "Du bist in Sicherheit meine geliebte. Alles wird gut..."


    Ich hoffte, das meine Stimme optimisticher klang, als ich es selbst war.

  • Der Nebel blieb vor ihren Augen hängen. Crista hörte Catos Stimme, atmete erleichtert auf, weil es schön war seine Stimme zu hören. "Cato.. wieso.. in Sicherheit? Wo.. sind wir??" begann sie zu fragen, schob sich seiner Stimme und seiner Nähe entgegen. "Was.. ist passiert? Da.. war Calena.. und ich habe sie eingeladen, um ihr zu helfen mit Durus zu sprechen. Sie wollte zu uns kommen.. ich musste warten und habe dich gesucht, dann aber musste ich weiterarbeiten.. am Wasserbecken.. plötzlich war da Paco, der Kater.. ich fiel.. dem Becken entgegen... dann war alles aus.." Crista roch den Geruch von verbrannten Haaren, fühlte nach ihren Haaren und erfühlte einen viel kürzeren Zopf als sie eigentlich trug. "Es brennt..." fuhr sie mit blutendem Kopf von ihrer armseligen Lagerstatt hoch.

  • Vorsichtig legte ich meine Hände auf ihre Schultern, sie sollte sich nicht aufrichten, nicht sofort, nicht so schnell. "Ganz ruhig, liebste Crista, es brennt nicht mehr,... wir sind in sicherheit..."


    Ich stand vom Boden auf und setzte mich neben sie auf das kleine Bett. "Bleib ruhig liegen, du musst dich noch von deinem Sturz erholen."


    Die Villa Tiberia war scheinbar abgebrannt,... aber meine Crista war erwacht.

  • Sie liess sich von seinen Händen zurückdrücken, fand sich auf dem Rücken liegend udn auf dem Lager wieder. Hoch bis über die Brust zog sie die dünne Decke an sich, weil sich der Blutverlust sich bemerkbar machte und sie zum FRieren brachte. "Welcher Sturz?... Was war das für ein Brand?" fragte sie zurück, spürte seine Nähe ganz nahe bei sich. "Und Paco.. der Kater?" Sie seufzte, blinzelte immer wieder, fuhr sich mit einer Hand über die Augen. "Ich sehe dich nicht.."

  • Was interessierte mich dieser unglückseliger Kater ?


    Crista war wach,.. doch sie konnte mich nicht sehen. Was es eine Folge des Sturtzes ? Oder war der Grund der Brand ? Was hatte der Medicus an ihrem Krankenbett gesagt ?

    "Es ist alles gut, geliebte Christa,... Du bist in der Villa gestützt,... und die Villa ist abgebrant,... setzt sind wir aber in Sicherhet."


    Nur kurz stand ich auf, nahm ein Tuch und feuchte es an, bevor ich es über ihr Gesicht legte.

    "Der Medicus hat gesagt, das es dir hilft....."

  • "Die Villa ist wegen mir abgebrannt?" ächzte Crista mit entsetzter Stimme, weil sie es eben genau so verstand. Das kühle Tuch tat gut und half leichter zu atmen. Das warme Blut aus ihrer offen liegenden Kopfwunde wurde zudem von dem Tuch aufgesaugt und begann zu trocknen. "Was sagt der Medicus dir denn noch?" versuchte sie Cato mit weiteren Fragen zu löchern und ihre Erschöpfung über das anstrengende Wörter bilden und Sätze bauen zu verbergen. "Halt mich, Cato. Ich sehe dich nicht..."

  • Sachte legte ich meine Arme um sie, hielt sie in meinen Armen, erst vorsichtig, dann langsam etwas fester. "Nein, mein geliebste Mädchen, du trägst keine Schuld am Brand, nicht im geringsten,... du lagst schon lange bewusstlos im Bett... es muss ein Blitz gewesen sein,... ich hab ein lautes Donnern gehört kurz vorher..."
    Ich bemühte, mir meine Sorgen nicht anmerken zu lassen, die ihr fehlendes Augenlicht machten. Verzweifelt bemühte ich mich, mich daran zu erinnern, was ich von den Ärzten gehört hatte, versuchte mich daran zu erinnern, ob sie erwähnt hatten, das diese Blindheit eine temporäre Folge sein könnte.
    "Alles wird gut, mein Schatz, davon ist auch der Medicus überzeugt..."

  • Crista nahm Catos Worte wahr und schluckte hart. "Ich war schon länger bewusstlos?" Ihre Stimme klang entsetzt. Das waren zu viele Neuigkeiten auf einmal! Crista schloss die blicklosen Augen und entwand sich Catos Armen, um sich so gut es ging zusammenzukauern. Kurz darauf schlief sie wieder, diesmal aber war es ein erholsamer Schlaf als während der Bewusstlosigkeit. Die junge Sklavin liess sich die nächsten Nächte und Tage von Cato gesundpflegen, erlangte Stunde um Stunde ihre alte Kraft wieder. Das Augenlicht jedoch kehrte nicht zurück. Crista vergoß so manche bittere Träne an Catos Schulter und wurde oftmals von ihm getröstet und aufgemuntert. Die Wunde an der Stirn verheilte, verwandelte sich zu einer tiefen Kerbe.


    Plötzlich standen eines Tages zwei Sklaven in der kargen Unterkunft und berichteten, dass Tiberia Arvinia sie suchen liess. Erst jetzt dämmerte es Crista was sie schon längst hatten machen sollen, nämlich zur Villa Tiberia zurück zu kehren... Suchend tastete sie nach Catos Hand und stand vorsichtig auf. "Bitte, liebster Cato.. bring mich zurück! Wir müssen zurück. Wir werden großen Ärger von den Tiberiern kriegen." Die Sklaven staunten nicht schlecht, das die sonst so taffe Sklavin nun auf die Hilfe anderer angewiesen war. Crista hörte wie alles eingepackt wurde. "Cato? Wo bist du? Du lässt mich nicht allein, nicht wahr?"

  • Es waren für mich schöne Tage gewesen, die Crista und ich zusammen in der kleinen Unterkunft verbracht hatten. Hier waren wir ungestört und ich konnte wohl und ganz für sie da sein, sie trösten, sie aufmuntern, ihr kleine Geschichten aus meinen Leben erzählen und dann auch noch zu sehen wie ihre Wunde langsam aber sicher verheilte...


    Nur wenn ich allein war, weil sie schlief oder ich kurz die treppen herunter ging um in einer der Garküchen etwas zu essen zu holen, nur in diesen Momenten kehrten meine Sorgen zurück. Denn auch wenn ich es Crista gegenüber nicht erwähnte, als ich mit Crista auf dem Arm die Villa verlassen hatte, hatte ich sie zwar nicht entführt, war sie doch eine Sklavin, schlimmer noch ich hatte sie gestohlen. Und das wir uns nicht ewig in der Subura verstecken konnten, das war mir klar, doch einfach so zurück konnten wir doch auch nicht....


    Während ich noch grübelte, nach einem Ausweg suchte, schuffen die beiden Sklaven in der Tür Fakten, die ich nicht mehr verdrängen konnte. Natürlich erwiederte ich Crista griff nach meiner Hand.


    "Ich bin hier, liebste Crista," sagte ich so beruhigend ich nur konnte. "Natürlich werd ich dich nicht allein lassen."

  • Sie tastete mit ausgestreckten Fingern der anderen Hand seinen Arm bis auf seine Schulter hinauf und hielt sich daran fest. Die junge Sklavin würde ihn auf diese Weise nicht verlieren. Schon vorab spüren, wie er sich bewegte und ob er stehen blieb oder ging. Gleichzeitig schloß sie die blinden Augen, versuchte sich seine Mimik, sein Gesicht vorzustellen. "Ich möchte dich nicht verlieren.. du hast viel für mich getan. Wie kann ich dir jemals danken, Cato??" Crista umarmte ihn, hielt sich an ihm fest und hob den Kopf, bis ihre Lippen sein Ohr berührten. "Ich liebe dich... nur dich allein." tat sie leise flüsternd kund und hauchte einen sanften Kuss auf seine Halsbeuge. Sie lächelte verliebt und flüsterte ihrem Liebsten noch mehr ins Ohr, sang ihm ein leises Lied. "Den schönsten Klang den ich jemals gehört habe: Cato, Cato, Cato, all die schönen Klänge in der Welt in einem einzigen Wort: Cato, Cato, Cato, Cato... Ich habe einen Mann namens Cato getroffen. Und plötzlich wird dieser Name nicht mehr das gleiche für mich sein. Cato! Ich habe gerade einen Mann namens Cato geküsst und plötzlich fand ich wie wundervoll ein Klang sein kann! Cato! Sag es laut und es wird Musik gespielt! Sag es sanft und es ist fast wie beten. Cato! Ich werde niemals aufhören Cato zu sagen! Der schönste Klang,den ich jemals gehört habe. Cato!" Zum Schluss ihres Liedes suchte sie seine Lippen...

  • Die beiden Sklaven in der Tür waren mir in diesem Moment egal, ich hörte nur ihre leise, zärtliche Stimme, hörte ihre wunderbare Liebesbezeugung, hörte sie nicht nur, sondern spürte sie regelrecht. Ihre Worte und ihre Berührungen liessen mir regelrecht wohlige Schauer den Rücken herunter wandern.
    Zärtlich strich ich ihr über die Wange, erwiederte zärtlich den Kuss, schloss langsam die Augen, um so alles noch intensiver in mir aufnehmen konnte. Und ganz von allein, begann ich auch leise zu singen:

    "Gerade noch rechtzeitig,... Ich fand dich gerade noch rechtzeitig,... bevor du kamst, verinn meine Zeit,... war ich verloren... die Würfel fielen schlecht,... alle Brücken versperrt,... kein Ausweg in sicht... Nun bist du hier.. und ich weiss wohin es geht.... keine zweifel, keine Ängste... ich fand meinen Weg,....Liebe kam zur rechten Zeit,... du kamst zur rechten Zeit,... und rettete mein einsames Leben,... an diesem wunderbaren Tag..."

  • Auch er begann zu singen. Crista schmiegte sich an ihn, lauschte seiner Stimme und konnte die eine oder andere Träne nicht unterdrücken. Wann auch immer ich dich um mich herum haben will. Alles, was ich tun muss, ist dich zu rufen, und du wirst nach Hause gerannt kommen. Das ist alles was ich tun muss. Und wenn ich, ich dich küssen will. Alles was ich tun muss, ist dir zuzuflüstern jene Wörter, nach denen du dich sehnst und ich werde dich küssen. Und dasselbe gilt für mich, wann auch immer du mich willst. Ich werde hier sein, ja das werde ich, wann auch immer du rufst. Du musst mich nur aufsuchen, du musst mich nur aufsuchen. Und wenn ich, ich dich küssen will. Alles was ich tun muss, ist dich anzurufen, und du wirst nach Hause gerannt kommen, das ist alles was ich tun muss. Und dasselbe gilt für mich, wann auch immer du mich willst Ich werde hier sein, ja, das werde ich, wann auch immer du mich rufst. Du musst mich nur aufsuchen, du musst mich nur aufsuchen. Ihre Stimme war leise und rauh, als sie endete. Schwer lehnte sie sich an ihn, holte leise atmend mehrmals Luft und genoß seine direkte Nähe zu ihr. Crista fühlte sich wieder einmal ziemlich erschöpft und rührte sich nicht, ruhte sich im Stehen an ihrem Freund lehnend aus. Ihre Augen waren zu, ein paar Tränenspuren waren noch zu sehen und glänzten feucht auf der zarten Haut von Crista. Nie wieder würde sie jemals ihre eigenen Tränen sehen.

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