Cubiculum - Iunia Narcissa

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    Das Cubiculum von Iunia Narcissa
    ist vornehmlich in gelb und rot gehalten und besteht aus einem großen Raum. In einer Ecke steht ein hölzernes Bett mit weißen Laken bezogen, für ihre Sklavin Phila gibt es ein weiteres Bett, was ungemein unscheinbarer ist. Desweiteren gibt es neben einem Tisch und Korbsessel noch eine Schmink- und Frisiermöglichkeit, natürlich Platz für Kleider, Schmuck und Schuhe und ein großes Fenster, von dem man aus in den Garten schauen kann. Der Raum ist nicht übermäßig groß, aber wohnlich und die Wände sind mit edlen Verzierungen bemalt. Zwei Topfpflanzen, die links und rechts von der Zimmertür stehen, geben dem Ganzen schließlich einen weiteren wohnlicheren Eindruck.

  • Wutschnaubend stürmte Narcissa in den Raum, den der verschüchterte Sklave ihr anbot. Eine Frechheit war das! Gemeinheit! Wie konnte man es wagen, so mit ihr umzuspringen! Ihre energischen Schritten hallten in dem Raum nach und Narcissa nahm seine schlichte Eleganz nicht wahr. Sie sah auch nicht, wie Philas Augen groß wurden und sie andächtig die Fensterläden öffnete um einen Blick in den Garten zu werfen. Ihre Herrin beruhigte sich nur ungern und brauchte auch eine nicht allzu kurze Zeit dafür, doch schlussendlich ließ sie sich aufs Bett fallen. Frechheit! Dachte sie noch einmal und blickte dann das verschüchterte Mädchen an.


    "Lass mir einen Krug Wein bringen und ein paar Weintrauben." Herrschte sie das braunhaarige Mädchen an und sah mit Genugtuung, dass wenigstens sie ihre Befehle ausführte. Sie konnte einfach nicht verstehen, wie dies geschehen konnte und die Böswilligkeit, die gelegentlich von ihr Besitz ergriff, mochte nicht an ein Versehen glauben. Der Sklave, ein älterer Mann, der ihr erst nach fünfmaligem Klopfen aufgemacht hatte, wusste nicht wer sie war. War nicht mal informiert, dass sie ankommen sollte. Sie war völlig allein in diesem Haus! Kein Verwandter, sie zu begrüßen, kein Silanus, der sie empfang. Frechheit! Er war unverschämt und unpünktlich und der Zustand des Hauses war nur allzu offensichtlich. Sie stand auf und blickte in den Garten, selbst im Halbdunkeln der heraufziehenden Nacht sah sie, dass dieser mehr Pflege benötigte. Konnte es denn sein, dass nur ein oder zwei Sklaven hier waren? Wo waren denn bitte alle Verwandten? Das hier war schließlich Rom, die ewige Stadt, dort wo sich das gesellschaftliche Leben konzentrierte. Alle ausgeflogen, Karriere beim Militär machen? Sie schnaubte verächtlich und strich sich übers Gesicht. Sie hatte sich völlig umsonst herausgeputzt! Als Phila wiederkam, ließ sie sich aus dem Kleid und in eine kurze Nachttunika helfen. Danach entnahm Phila dem Haar ihrer Herrin allen Schmuck und reinigte deren Haut, so dass keine Schminke mehr zu sehen war. Narcissa dagegen schwieg und stürzte mehrere Becher Wein hinunter, bis sie sich so weit abgeregt hatte, dass sie den Sklaven empfangen wollte.


    Er sah nervös aus und keineswegs glücklich, der schlecht gelaunten Dame Rede und Antwort stehen zu müssen. Doch da man anscheinend keine Rücksicht auf sie nahm, zog sie gleich und begann ein fast verhörartiges Gespräch.

  • "Also, was ist dein Name und deine Aufgaben hier im Haus? Und wo steckt Lucius Iunius Silanus?" Narcissa saß immer noch auf ihrem Bett und Phila schenkte ihr Wein nach und reichte ihr einige Trauben. Obwohl sie ihre Herrin erst wenige Stunden kannten, sprach deren Laune Bände und sie hoffte, dass sich deren Ärger nur auf den Sklaven vor ihr richten würde. Bisher hatte sie Narcissa eher als streng und gemein kennengelernt, aber die offene Wut nun hatte etwas Erschreckendes an sich, vor allem, da die Schwarzhaarige sie zu unterdrücken versuchte. Der männliche Sklave sah es wohl genauso, denn er trat nervös noch einmal von einem Bein aufs andere, bis er antwortete.


    "Domina, mein Name ist Araros und ich bin in erster Linie dafür zuständig, die anderen Sklaven zu überwachen. Damit sie alles erledigen und auch alles gut erledigen. Im Moment sind wir nur zu dritt hier, Dominus Iunius Silanus reist mit weiteren Sklaven an, damit wir das Haus bewirtschaften können." Narcissa nickte, aber erfreut war sie nicht. Anstatt ihre zweite Frage zu beantworten, war er umgeschwenkt und hatte ihr etwas beantwortet, das sie noch gar nicht gefragt hatte. Es war erstaunlich, man hatte nur drei Sklaven hiergelassen und daher war es wohl kein Wunder, in welchem Zustand das Haus war. Sklaven ohne ihre Herren waren immer erschreckend faul und sie hatte vor, dies zu ändern. "Gut, Araros, morgen früh möchte ich, dass du die anderen beiden Sklaven zu mir bringst, ich will mir ein Bild von ihnen machen. Ihr drei werdet morgen das Haus putzen und zwar gründlich, danach verlange ich eine Führung. Denk an den Garten, ich will ihn in tadellosem Zustand sehen. Phila hier…" sie zeigte auf das junge Mädchen, welches schräg hinter ihr stand "… wird sich nur um mich kümmern, du hast keine Ansprüche auf sie oder ihre Mithilfe, ist das klar?"


    Ihr strenger und genervter Ton war ausreichend genug, dass Araros nur nickte und nicht zeigte, ob er nun begeistert war oder nicht, wieder eine Herrin im Haus zu haben. Allerdings war sie, das musste er zugeben, sehr selbstsicher und schikanierte bereits alle herum, als würde ihr dieses Haus gehören. Er konnte ja nicht ahnen, dass es das im Grunde bald tun würde.

  • Narcissa lehnte sich - nun schon etwas entspannter zurück - sie hatte ihren Standpunkt klargemacht und war sich sicher, dass er das verstanden hatte. Und wenn er ein wenig Angst vor ihr hatte, war das nur gut so, dann würde er sich mehr anstrengen und nicht mehr so faul bei seinen Aufgaben sein. Dennoch hatte er ihr eine entscheidende Frage nicht beantwortet und das nervte Narcissa so wie ein klitzekleiner Kiesel im Schuh. Es tat nicht wirklich weh, es war nur unangenehm und raubte ihr den letzten Nerv. Sie blickte ihn wieder an, ihre eisblauen Augen starr auf ihn gerichtet, bis er den Blick senkte.


    "Und wo ist Silanus?" fragte sie noch einmal sehr direkt. "Domina, er weilt in Alexandria. Der Kaiser hat ihn versetzt und daher ist seine Anwesenheit in Rom erforderlich, aber ich weiß nicht, wann genau er anreisen wird. Bald, will ich wohl meinen." Araros hatte eine angenehme Stimme, das fiel Narcissa erst jetzt auf, vor allem wo er doch halbwegs nützliche Informationen preisgab. "So so." War ihr einziger Kommentar dazu, denn ihr fiel etwas anderes ein, dass an dieser Stelle viel wichtiger war. "Lass mein Gepäck hereinbringen und schicke jemanden, der Phila beim auspacken hilft. Ich habe eine kleinere, rötliche Truhe dabei, es befindet sich Wein darin, den du dann in euren Keller bringen kannst oder wo auch immer man hier Wein richtig lagert. Desweiteren habe ich dort auch weitere Gastgeschenke, sieh zu, dass alles fachgerecht gelagert wird. Sollte Silanus nicht rechtzeitig hier eintreffen…" an dieser Stelle ließ sie ihre Stimme sanft ausklingen und somit blieb es offen, was sie mit den griechischen Leckereien machen wollte, die sie auch ihrer Heimat Achaia dabei hatte. Wahrscheinlich selber essen. Sie beobachtete wie Araros nickte und dann verschwand um ihren Anweisungen Folge zu leisten. Sie drehte ihren Kopf zu Phila.


    "Denk daran, dass du jetzt meine Leibsklavin bist, kleine Phila. Du brauchst nichts tun, was Araros dir sagt und wenn er dich zu etwas zwingen will, dann komm zu mir, ja?" Sie wartete bis das junge Mädchen nickte und lächelte ihr dann zu. "Gut, dann wäre das geklärt." Sie seufzte. "Also so hatte ich mir das alles wirklich nicht vorgestellt." Phila nahm eine Bürste zur Hand und begann die langen, schwarzen Haare ihrer Herrin auszukämmen, so dass die voluminösen Locken verschwanden und nur noch als lange Wellen zu sehen waren. Mit einem Lederband schnürte sie ihr einen einfachen Pferdeschwanz, dann war auch schon Araros zurück und trug mehrere Kisten herein. Nach und nach wurden alle entpackt, Kleider ausgeschüttelt, Schuhe sortiert, Schmuck zurecht gelegt und dann war Narcissa wieder alleine mit ihrer neuen Sklavin. Sie musste sich noch etwas überlegen, wie sie sie markieren sollte. Klassischerweise trugen die meisten Sklaven eine Kette mit einem Anhänger auf dem der Besitzer stand, manche hatten auch Armreifen oder sonstigen Schmuck. Ja, das wäre eine Idee, ein schöner Armreif würde Phila sicherlich gefallen. Gleich morgen müsste sie sich darum kümmern. Doch jetzt wollte sie nur eins, schlafen. Und nicht daran denken wie alleine und einsam sie sich fühlte ohne den großen, weißen Fellball, den sie so geliebt hatte.

  • Drei Tage waren vergangen, seit sie hier angekommen war und die hatte dafür gesorgt, dass die drei Sklaven das Haus auf Vordermann brachten. Der Garten erstrahlte und war zu ihrem Liebelingsort erkoren worden, wo sie gerne am Nachmittag saß, las und sich auch ihre Speisen servieren ließ. Direkten Kontakt hatte sie beinahe nur mit Phila, die auch als Laufmädchen für Nachrichten an die anderen Sklaven herhielt und Narcissa war, von kleineren Details einmal abgesehen, sogar recht glücklich. Sie genoß die abwesenheit von anderen Familienmitgliedern, schlief lang und ausgiebig, ließ sich betüdeln und behübschen und schwelgte ganz in dem Luxus, den dieses Haus umgab. Doch dann, am Morgen des vierten Tages kam Phila zu ihr und winkte aufgeregt, bis sie ihr folgte. Aus einem Fenster im Obergeschoss konnte sie sehen, wie einige Sklaven begannen Habseligkeiten ins Haus zu räumen und sie wußte schnell, dass es sich dabei wohl nur um Iunius Silanus handeln konnte.


    In Windeseile ließ sie sich von Phila zurecht machen und schaffte es im Handumdrehen sich von einer verschlafenen Jugendlichen in einer gepflegte, prunkvoll gekleidete Dame zu verwandeln und mit etwas Duftöl auf den Armen verreibend machte sie sich auf den Weg ins Atrium. Sie war gespannt auf den Verwandten, den sie heiraten sollte.

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