Anerkennung von Kursen des Museion von Alexandria

  • “Verehrte Senatoren, geschätzte Kollegen, vor einigen Tagen habe ich einen Brief bekommen. Er wurde von einem Mann namens Sosimos geschrieben, der zurzeit in Stellvertretung das Museion in Alexandria leitet. Der berühmte Tempel der Musen ist euch als Hort des Wissens und der Wissenschaft gewiss ein Begriff.
    Ich erlaube mir, diesen Brief nunmehr vor euch zu verlesen und bitte dafür um eure Aufmerksamkeit.“




    An Consul Lucius Aelius Quarto
    Palatium Augusti
    Domus Aeliana
    Rom, Italia


    Salve geehrter Lucius Aelius Quarto,
    hoch geschätzter und ruhmvoller Consul von Rom,
    geachteter Bruder des glanzvollen, gerechten und weisen Basileus des Römischen Imperiums,


    Aus dem fernen Alexandria entbiete ich dir meine respektvollsten Grüße. Die Grüße eines einfachen Gelehrten des Mouseion, dem großen Tempel und Hort des Wissens der bekannten Welt. Du wirst meinen Namen nicht kennen, doch ich vertrete zurzeit den Epistates tou mouseiou in den Amtsgeschäften des Tempels und der Schule. Schon seit längerer Zeit erwägen wir Gelehrte des Mouseion uns an einen der verdienten Männer des römischen Reiches in einer Angelegenheit der Gesetze zu wenden. Denn eines scharfsinnigen und erfahrenen Unterstützer unserer Angelegenheit wird es bedürfen. Doch ich möchte gleich und ohne Umschweifungen zu dem Anliegen kommen, hoch verehrter Consul.


    Der Anhang des Codex Universalis mit der Pars Tertia und der Lex Scholae Atheniensis regelt die Belange von Kursen an der Schola in Rom. Die Kurse sind ein elementarer Bestandteil für die Karriere eines jungen Mannes in der Politik. Hinwieder fehlt in dieser Hinsicht jedoch, inwiefern das auch für das Mouseion und den dort statt findenden Unterricht gilt. Wird die Lehre am Mouseion ebenfalls als Cursus Continuus vom Gesetzgeber, dem römischen Senat und dem Kaiser, anerkannt? Wäre es möglich, dem Mouseion ebenfalls einen festen Anker in dem großen und umfassenden Meer von Recht und Weisheit römischer Gesetzgebung zu verleihen?


    Zudem stellt sich die Frage der Ephebia und dem Cursus Res Vulgares. An unserer Schule wird der Cursus Res Vulgares schon seit längerem in gleicher Weise akzeptiert wie die Ausbildung am Gymnasion für unsere Jugend. Wird es umgekehrt auch bei der Schola anerkannt, wenn ein Hellene, womöglich sogar ein Römer, die Ephebia abgeschlossen hat? Oder wird er den Cursus Res Vulgares dennoch absolvieren müssen?


    Die Gelehrten des Mouseion verbleiben mit dem tiefsten Respekt und mit großem Dank für Deine Bemühungen und die kostbare Zeit, die Du unserem Anliegen widmest. Mögen die Götter über Dich wachen.


    Sosimos von Korinth



    Stellvertreter des Epistates




    “Ich denke, dass Ansinnen des Sosimos verdient eine genaue Prüfung. Sollen in Alexandria abgelegte Kurse im gesamten Imperium anerkannt werden und in welcher Form könnte das geschehen? Soll das auch für die alexandrinische Ephebia gelten, die junge Alexandriner jedoch nicht im Museion, sondern im Gymnasion von Alexandria erlangen können?


    Wer möchte dazu als erster etwas sagen?“

  • "Ich denke darüber hat in erster Linie nicht der Senat zu befinden."


    Aus den Worten des Rector und Senator Germanicus Avarus war deutlich zu hören, das er sich und die damit verbundene Institution, nämlich die Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divinis zu Rom, übergangen fühlte.

  • Nach dem Kommentar von Germanicus Avarus erhob sich Modestus, um auch etwas dazu zu sagen, da im Moment noch niemand dazu etwas sagte.


    >Nicht unbedingt, Senator Avarus, denn wenn die Kurse als gleichwertig angesehen werden, muss es wohl eine leichte Abänderung der Entsprechenden Gesetze des Codex Universalis geben, wofür der Senat schließlich zuständig ist.<


    entgegnete Modestus dem Senator und machte eine kurze Sprechpause. Dann sah er wieder zu Avarus herüber.


    >Allerdings muss ich dir auch zustimmen, denn ich denke die Entscheidung, ob die Kurse des Museions mit denen mithalten können, müssen Fachmänner, wie zum Beispiel die Lehrer der Schola Atheniensis, treffen.<


    Nach den letzten Worten wandte Modestus sich nun von Avarus ab und der breiten Masse des Senats zu.


    >Und was die Anerkennung der Ephebia angeht, so halte ich diese für unnötig. Schließlich gibt es keine römsichen Ämter die diese als Vorrausetzung haben oder sonstige Gründe die dafür sprechen würden sie zu absolvieren, außer vielleicht dem möglichen Prestige oder der Neugier. Für beides ist ein allgemeine Anerkennung im römischen Gesetzestext nicht wichtig.<

  • "Im ersten Dialog zwischen Alexandria und Rom ist der Senat nicht zuständig. Einzigst das Vorbrechen einiger Hilfsverwalter des Museion beschert uns nun das 'Vergnügen' darauf hinzuweisen, das dies nicht der beste Weg ist eine zur Schola Atheniensis untergeordnete Bildungseinrichtung vom Joch Rom's zu befreien. Denn nichts Anderes steht doch in dem Brief.
    Dieser Sosimos von was weiß ich woher verlangt von Rom perfid das Museion von der römischen Bildung abzukoppeln. Durch Anerkennung ihrer unrömischen Bildung auf gleicher Augenhöhe zur römischen Bildung werden sich Ideologien verbreiten, die mehr die Instabiliät denn öffentliche Ordnung fördern. Lassen wir heute die Einen von der Kette, kommen Morgen die Anderen, um ihre Kulturgüter zu neuem Glanz zu formen. Rom kann sich diese Instabilität in dieser wichtigen Säule, nämlich der Bildung nicht leisten. Was wenn Corinthus, wenn Athenae oder Sparta gleiches versuchen? Werden wir das römische Bildungssystem zerfallen lassen, um den Provinzen ihrer Unabhängigkeit näher zu bringen? Welche Säule römischer Autorität soll als Nächstes interagiert werden?"


    Avarus atmete tief ein und aus.

    "Der bereits zugestandene Einfluss auf die bürgerliche Stadtpolitik durch das Museion von Alexandra ist ausreichend im Anhang des Codex Universalis geregelt."


    Er blickte durch die Reihen.


    "Rom wird von Rom regiert und Wer regiert, wenn nicht die geistige Überlegenheit?"


    Die Arme gingen leicht angeschrägt vor ihm in die Höhe, seine Arme.


    "Die Standfestigkeit aller Säulen muß gewahrt bleiben!"


    Der Senator setzte sich wieder hin.

  • Dass diese Sache so plötzlich hier auf dem Tisch war, verwunderte mich ein wenig. Die Sichtweise Avarus' fand ich ein wenig einseitig, andererseits sollte man meiner Meinung nach schon darauf achten, dass das Museion und die schola zwei unterschiedliche Institutionen blieben, nur eben mit erweiterter Angebotspalette und mehr Möglichkeiten für die Bürger des Reiches, zu dem auch Ägypten gehörte.


    "Ich sehe keine provozierte Instabilität, wenn ich ehrlich bin. Ich sehe weitere Möglichkeiten im Bildungswesen und ich glaube auch nicht, dass der Epistates des Museions die schola unterwandern möchte. Bisher war es für die römischen Bürger stets eine Entscheidungssache, ob sie an der schola oder am Museion studieren wollten. Würde das Gesetzt geändert werden, änderte sich das nur im Bezug auf die Anerkennung der Grundbildung - die vertiefenderen Kurse würden weiterhin dort angeboten werden, wo Bedarf besteht, zumal sich das Museion ganz andere Prioritäten gesetzt hat als die schola. Hierbei sollte die Ephebia allerdings nicht mit dem allgemeinbildenden Kurs der Schule gleichgesetzt werden, da sich beide Kurse doch auf jeweils andere Themen beziehen, wenn ich nicht irre. Ändert man das Gesetz zu Gunsten des Bildungsangebots, würde das nicht an den Pfeilern Roms sägen, sondern sie vielmehr stärken."


    Ich musterte Avarus kurz und fuhr dann fort.


    "Was dann allerdings von Nöten wäre, ist ein Mittler. Ein Ansprechpartner, der sowohl über die Belange der Schule als auch über die des Museions Bescheid weiß. Dass hier Spannungen und Meinungsverschiedenheiten bestehen, dürfte auch auf der Hand liegen. Im Zuge dessen würde daher gern einen Namen ins Spiel bringen. Decima Seiana ist meine Klientin, und sie hält sich gegenwärtig in Alexandrien auf. Ich weiß, dass sie sich gern für Bildung im Allgemeinen einsetzen würde, und nach meinem Kenntnisstand ist sie bereits mit der schola in Kontakt getreten. Die schola Atheniensis hat in Ägypten bisher keine Einrichtung, an der man Grund- und weiterführende Kurse belegen kann. Es wäre meines Erachtens sehr sinnvoll, würde man ein Verbindungsglied schaffen, einen gemeinsamen Ansprechpartner und auch einen Mittler zwischen beiden Institutionen, um künftig Spannungen zu vermeiden. Wer böte sich anderes an als eine engagierte Römerin?"

  • "Der klare Wortlaut dieses Briefes ist es, der mich Anderes verstehen läßt, als Dich Aurelius Corvinus. Die Zeilen bitten darum die alexantrische Schule der Römischen gleichzusetzen. Das bedeutet einfach formuliert nichts Anderes, als einem Schüler bei erfolgreichem Abschluss am Museion die selben Möglichkeiten zu geben, wie einem Schüler, der an der Schola Atheniensis diese Kursstufe absolviert hat. Mit dem tiefgründigen Unterschied, das das Museion nicht daran intressiert ist jene Kursvorlagen der römischen Bibliothek zu verwenden, sondern eigenes Gedankengut zu verbreiten. Faktisch untergräbt das unsere römische Autorität weit mehr als es im Augenblick schon deutlich erscheint. Das dies so ist, zeigt das man im Gremium des Museions den Weg wählte Roms Senat zu kontaktieren und nicht die Schola Atheniensis von Rom zu einem Gespräch lud."


    Hach hier war auch wirklich immer ein Patron, der einen Klienten ins Rampenlicht zerrte.


    "Decima Seiana ist mir bekannt und ja sie ist in Alexandria bereits für die Schule von Rom aktiv. Mit ihr noch ein weiterer Römer. Das hat aber wenig mit dem hier eingebrachten Vorschlag zu tun, denn sie vertreten die Kultur, das Wissen und die Forschung beziehungsweise Entschlüsselung römischer Vergangenheit und Zukunft. Sie handeln in unserem Sinne nicht dagegen."

  • "Wäre denn die schola Atheniensis von Rom einer Einladung zum Gespräch gefolgt?" stellte ich die rhetorische Gegenfrage. Denn dass gerade Avarus so fest im römischen Sattel der Bildung an der schola saß, war durchaus eine bekannte Tatsache.


    "Im vorliegenden Schriftstück wird doch lediglich darum gebeten, dem Museion einen Platz im Bildungswesen einzuräumen. Meines Erachtens hat es das auch durchaus verdient, immerhin bringen alexandrinische Forscher das Wissen um die Medizin voran. Das Wissen, das sich in der Bibliothek zu Alexandria befindet, ist ein wahrer Kulturschatz, das wird gewiss ein jeder hier so sehen. Mir war es bisher nicht gegönnt, selbst einmal durch die endlosen Regalreihen dort zu flanieren, allerdings hütet der Epistates sein Wissen nicht eifersüchtig, sondern teilt es mit jedem, den es interessiert. So stellt sich mir dann die Frage, ob die schola Atheniensis ihr Wissen denn nicht erweitern möchte - und warum das so sein mag."


    Zu Seiana sagte ich erst einmal nichts weiter, es bedurfte wohl zunächst doch einer detaillierteren Klärung des Sachverhaltes. Warum aber eine Zusammenarbeit ebenso wenig möglich schien wie gegenseitige Anerkennung von Kursen, interessierte mich doch sehr.

  • Während die Kollegen im Senat schon heftig diskutierten, hatte sich Macer irgendwie eine rasche Abschrift oder Mitschrift des Briefes organisiert, um diesen ein zweites Mal in Ruhe zu lesen, bevor er sich zu Wort meldete.


    "Auch wenn ich dem Kollegen Germanicus Avarus in der Schärfe seiner Worte und der Tragweite, die er hier zu sehen meint nicht zustimmen kann, so muss ich ihm in der konkreten Sachfrage doch Recht geben", mischte er sich schließlich ein. "Die schriftliche Anfrage lautete, ob der Gesetzgeber die Angebote des Museions als sogenannten Cursus Continuus anerkennen würde. Ich stimme dem Leiter der Schola Atheniensis zu, dass dies keine Aufgabe für den Gesetzgeber - also uns - ist. Soweit mir bekannt ist, kann quasi jeder der Schola anbieten, eine Vorlesung abzuhalten und zu dieser eine Prüfung als Cursus Continuus abzunehmen. Soweit ich mich erinnere, habe ich selber schon einmal an solchen Prüfungen teilgenommen, die nicht von Amtsträgern der Schola abgehalten wurden. Es wäre meines Erachtens also völlig ausreichend, wenn ein Gelehrter des Museions eben diesen Weg geht und ein solches Angebot macht. Ich sehe keinen Grund, zwei unabhängige Institutionen per Gesetz mit derselben Aufgabe unter demselben Titel zu beauftragen." Beim Blick auf seine eigenen Erfahrungen war es zwar gut möglich, dass sein Gedächtnis ihm einen Streich spielte, aber trotzdem trug Macer diese Aussage nicht mit weniger Überzeugung vor.


    "Mit einem Blick auf das immense Wissen, welches angeblich in der Bibliothek von Alexandria schlummert, fände ich das Angebot entsprechender Kurse im übrigen recht wünschenswert. Aus naheliegenden Gründen dürfte allerdings keinem der hier Anwesenden wirklich damit gedient sein, wenn diese Kurse in Alexandria stattfinden", fügte er dann noch hinzu. Schließlich durften die Senatoren ohne Genehmigung nicht nach Alexandria und Aegyptus reisen.

  • "Dann sollten deiner Meinung nach auch keine Grundbildungskurse in Alexandrien stattfinden? Denn das ist gegenwärtig der Fall, und ein Römer muss zunächst in eine Provinz reisen, in der er eine Einrichtung der schola aufsuchen und die entsprechende Prüfung ablegen darf", erwiderte ich, denn das war die Tatsache, auch wenn Seiana berichtet hatte, dass wenigstens die Prüfungsergebnisse in der Provinz bekannt gegeben wurden, in der man eigentlich sesshaft war.


    "Eine weitere Hürde dürfte im Übrigen die Art der Bildungsvermittlung darstellen, die an schola und Museion divergieren. Die schola bietet meines Wissens nach keine länger währenden Kurse an, während die Dinge, die man am Museion studieren kann, mitunter ein ganzes Leben lang andauern können. Die Frage ist, ob man einem Mann mit dem Wissen aus einem jahrzehntelangen Studium guten Gewissens den Zutritt in die Politik verweigern sollte, denn wer sagt, dass er am Museion weniger gelernt hat als während eines Kurses an der schola?"

  • An Aurelius Corvinus gewandt: "Natürlich nicht! Aber ich hätte die Kollegen nach Rom eingeladen." Der Grund wurde wenig später durch den Senatoren Macer nachgereicht. Avarus selbst ging davon aus, das der Aurelius die römischen Gesetze kannte.


    "Falls das so wäre, dann käme diese Bitte völlig umsonst, denn ihren Platz haben sie bereits. Sie dürfen mit großer Sorgfalt jene auswählen, die die ägyptische Politikleiter erklimmen. Ich bin der Meinung, das dies als Zugeständnis ausreichend ist. Wenn sie ihren Schatz wirklich mit uns teilen wollten, dann würde es ihnen auch nichts ausmachen dies unter der Schirmherrschaft der Schule in Rom zu tun. Doch meine Wort zuvor erklärten bereits, warum sie dieser Zusammenarbeit entgegenstreben. Einzigst der Gendanke an ein Kursangebot in Alexandrien kann es nicht sein, denn wir alle wissen, was den bildungsintensiven Schichten verwehrt bleibt, wenn wir an diese Provinz jenseits des Mare Internum denken."


    Purgitius Macer's Argumente hatten auch etwas. Avarus überlegte für den Moment, als er zuhörte. 'Schärfe seiner Worte und der Tragweite...' dädädä man verweichlichte völlig in Rom. Kein Wunder bei zuviel Einfluss von Außen und die Patrizier rührten freudig mit in der Suppe.


    "Dieser Kontakt zur Schola Atheniensis hinsichtlich solcher Angebote wurde nie gesucht. Ein Grund mehr, warum der Senat seine knappe Zeit damit nicht zu verlieren hat. Die Schule steht und stand, soweit ich weiß, einer engen Kursverknüpfung -egal mit wem- immer offen gegenüber. Von daher kann ich diesen Versuch an der Institution römischen Wissens vorbei auch nur derart intensiv verurteilen."

  • Nun war es am Consul, sich erneut zu Wort zu melden.
    “Es lag und liegt ganz und gar nicht in meiner Absicht, die Schola als Institution, oder dich, Senator Germanicus Avarus, als deren Leiter, zu übergehen oder deine Kompetenzen zu ignorieren. Wenn dieser Eindruck entstanden ist, so möchte ich mich sehr dafür entschuldigen.
    Aber die Frage, ob Abschlüsse am Museion als gleichwertig mit denen an der Schola anerkannt werden können, erscheint mir grundsätzlich und hat direkten Einfluss auf die Möglichkeit, bei Wahlen kandidieren zu dürfen.
    Deshalb sehe ich den Senat durchaus als den geeigneten Ort an, darüber zu sprechen und Argumente dafür, oder dagegen auszutauschen.


    Das Museion unterscheidet sich in seinem Ursprung, seiner Struktur und vielleicht auch in seinen Bildungszielen von der Schola, dass will ich nicht bestreiten. Jedoch untersteht es der direkten Schirmherrschaft des Imperators Caesar Augustus. Ich will deshalb nicht glauben, dass dort eine Ideologie vertreten wird, die sich gegen die gottgewollte Vorherrschaft Roms in der Welt richtet. Das möchte ich nur angemerkt haben.“

  • Sedulus überlegte ob er denn sich zu diesem Thema äußern sollte und ja er würde.


    So stand er auf und meinte nach dem sein Schwager und Patron geendet hatte.


    Nur eine kleine Frage meiner seits.


    Fing Sedulus an.


    Wenn sich Bürger aus der Provinz Aegyptus für die Politik, sprich den Cursus Honorum interessieren, würde es da nicht auch Sinn machen hier die Curse in der Schola zu besuchen? Zum einen würden sie Rom und dessen Bürger gleich ein wenig kennen lernen, zum anderen, wenn sie eh in die Politik wollen dann werden sie wohl nicht erst einen Kurs belegen und dann Jahre warten und dann in die Politik gehen. So können sie wenn sie denn in die Politik sprich den Weg des Cursus Honorum einschlagen möchten erst hier ihren Cursus belegen und dann gleich durchstarten...
    Außerdem lernen sie gleich ein wenig der römischen Kultur kennen. Denn seien wir doch ehrlich, so viel römische Kultur gibt es in Aegyptus nicht, sie haben ja nicht mal Latein als Amtssprache so weit ich weiß.

  • "Consul Aelius Quarto ich verstehe deinen Weg, aber ich gebe auch den Bedenken und Anregungen meines Neffen Germanicus Sedulus Recht. Rom wurde erbaut um zu herrschen, nicht um Kompromisse einzugehen oder gar Macht abzugeben. Unsere Stärke beruft sich auf das Machtzentrum Rom. Wir sollten auch in der Bildung die Zügel in der Hand behalten."

  • "Vermutlich ist deine ablehnende Haltung dem Museion gegenüber auch außerhalb Roms bekannt, Germanicus Avarus", erwiderte ich leicht sarkastisch. "Mir ist zugegebenermaßen auch nicht bewusst, inwieweit das Museion die Finger im Spiel hat bezüglich der ägyptischen Politik - ich dachte bisher immer, die Ekklesia abzunehmen ist nicht Aufgabe des Museion?" Das war in der Tat ein Faktum, von dem ich sonst nichts weiter wusste. Ich war stets der Annahme gewesen, das Museion sei eine Art eigenständige schola gewesen, nur eben ohne die weitreichenden Befugnisse der großen Schwester in Rom, der schola Atheniensis.


    "Germanicus Sedulus, du magst mit deinen Worten recht haben. Allerdings nur dann, wenn sich ein Mann gleich zu Beginn für den politischen Weg entscheidet. Jemand, der diesen Weg erst im Herbst seines Lebens gehen möchte, würde es mit großer Wahrscheinlichkeit schätzen, wenn Kurse in seiner Heimat angeboten werden und er nicht durch das halbe Reich reisen muss, um sich die Voraussetzungen für eine Kandidatur zu erarbeiten."

  • "Für die politischen Einstiegsämter benötigt ein Römer keinen Cursus Continius. Zu höheren Ehren wird er kaum gewählt werden, wenn er in der Hauptstadt unbekannt ist. Dieses ganze Schauspiel wurde doch hauptsächlich aus dem Grund inszeniert, weil schon lange kein Römer freiwillig in der Provinz Alexandria et Aegyptus einen Kurs abgehalten hat und wir zumeist in die Schule nach Rom einladen, wenn eine solche Veranstaltung ansteht. Ihnen ist die Reise zu weit, wir verweisen darauf, das Aegyptus arge Einreisebeschränkungen hat, sie brüllen nach Alternativen, wir sagen die Schola Atheniensis bietet genügend davon, sie wünschen sich nun Einflussnahme und ich bin strikt dagegen. Als Vertreter der Schule von Rom genauso wie als Römer."


    Avarus formte die Hände zu einer Pyramide. Wiedereinmal... mit den Worten wurde er leiser. Das initial reißerisch formulierte Satzgefüge erklang nun resigniert.


    "Vor vielen Jahren, als Alexandria noch mit Rom sprach, als das Museion den Kontakt zur Schola Atheniensis pflegte, gab es eine Vereinbarung der Zweigleisigkeit. Beide Einrichtungen sollten ihrer Bestimmung nachgehen. Rom dient Rom, Alexandria dient Alexandria. Heute fordert man Eingriffe in unsere Arbeit. Schon das wirft Fragen für mich auf. Doch sie sind für den Senat nicht relevant.


    In Alexandria gibt es auch eine Niederlassung der Schule von Rom. Damals als das gesprochene Wort noch Ehre hatte und für eine Vereinbarung ausreichte, gab man den Forschern und Lehrern des Museion das Zugeständnis unter Schirmherrschaft der Schule Kurse abzuhalten. Von diesem wurde zwei Jahre lang kein Gebrauch gemacht.


    Jetzt nach so langer Zeit fordert man zynisch gleiches Recht wie die römische Schola. Es darf darüber nachgedacht werden, ob meine ablehnende Haltung dem Ansinnen des Museion gegenüber nicht doch auf römischen Beton gebaut ist und vielleicht sogar ehrliche Gründe hat."

  • Werter Senator Aurelius Corvinius. Wenn ein Mann im Herbste seines Lebens wie du es so schön formuliert hast den Weg des Cursus Honorum bestreinten möchte, dann ist es zum einen für ihn vielleicht schon ein klein wenig spät zum anderen könnte er auch dann noch die nötigen Kurse hier in Rom belegen. Man entschließt sich ja schließlich nicht erst einen Tag vor den Wahlen das man kandidieren möchte.

  • Corvinius. Ich rümpfte die Nase. Der Germanicer sollte einmal seinen nomenclator wechseln, dachte ich bei mir. Und wie viele Männer gab es, die erst in späten Jahren in den Senat berufen wurden! Auch die Begründung seines Onkels war mir zu einseitig. "Sofern man einen bekannten und namhaften Patron vorweisen kann, stellt die Wahl meines Erachtens kein Problem dar. Als Beispiel möchte ich den jüngst zum vigintivir gewählten Decimus erwähnen", erwiderte ich. Mein Neffe Avianus fiel ebenso darunter. Letzterer hatte bereits mit Taten von sich reden gemacht, von dem Decimus allerdings hatte ich selbst bisher nichts weiter gehört. Doch das war nicht der Tagesordnungspunkt.


    "Wir sprechen hier doch über zwei von Grund auf verschiedene Systeme", beharrte ich. "In Ägypten finden keine Kurse statt, wie die schola sie anbietet. Bedeutet das als Resümee, dass die Lehre dort im Süden schlechter geartet ist? Das denke ich nicht." Was die Machtballung der schola in Rom anbelangte, verstand ich den Rektor ebenso wenig. Immerhin hatte das Bildungsinstitut diverse Zweigstellen ind en Provinzen. Wozu, wenn nicht, um das Angebot nicht nur auf Rom zu konzentrieren? Auf mich hatte der verliegende Brief einen höflichen Eindruck gemacht. Von Untergrabungen oder gar zynischen Forderungen konnte ich auch nach einem Blick auf die Abschrift nichts lesen.

  • Für Avarus war der Inhalt des Briefes weit tiefer gegangen. In seiner Jugend sprach man von 'kurz vorm Arsch links abbiegen' heute waren die Zeilen aus Aegyptus mitten drin. Mögen sie sich verritten haben, aber an der Tatsache änderte dies nichts.


    "Du bst schlecht informiert Aurelius Corvinus in Aegyptus finden die selben Kurse Anwendung, wie sie auch sonstwo im Imperium angeboten werden. Nur findet man die Reise über das Meer wohl zu mühsam. Ich frage mich, wie hunderttausende Scheffel Getreide jedes Jahr unbeschadet das Mare Internum überqueren können, aber ein wissbegieriger Schüler diesen Weg als zu gefährlich geachtet. Sind einige Römer derart verweichlicht geworden oder liegt es nur daran woher wir wirklich kommen?"


    Immerhin gab es diese Vorstöße weder aus dem Westen, noch dem Osten oder Norden. Woran lag es also? Alte Rechnungen damals als Rom über Aegyptus kam oder daran das Alexandria seit her unter Rom diente? Darüber konnte man nur spekulieren. Fakt war aber weiterhin, das das Museion den falschen Weg gewählt hatte.

  • “Nun gehen doch viele junge Römer noch vor Beginn ihrer politischen Karriere zum Studium nach Athen, Rhodos oder auch nach Alexandria. Ich persönlich finde das auch durchaus begrüßenswert. Es ist gut, nicht nur Rom zu kennen, auch wenn hier zweifellos das Herz der Welt schlägt, und jeder Weg unweigerlich zurück, hierher führen muss.
    Was ist nun, wenn ein junger Mann einen Kurs am Museion besucht hat, wäre es nicht denkbar, dass er sich einen solchen Kurs später anerkennen lässt, als Cursus Continuus?“

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