O dulce nomen libertatis! Pars Roma et Italia! - Die Flucht einiger Sklaven und ihre(r) Geisel(n)

  • Obwohl es doch schon spät in der Nacht war, pulsierte das Leben immer noch in der großen Hauptstadt von Rom, denn heute waren Saturnalien. Die Menschen feierten das goldene Zeitalter und genossen ihr Leben aus vollen Zügen. Auch die Sklaven. Denn es war die einzige Zeit, in der sie selbst die Freiheit hatten, ungeniert und mit reinem Gewissen zu feiern. Nur drei Sklaven nutzten die Gunst der Stunde, um auch für den Rest ihres Lebens frei von Zwängen zu sein und nicht nur einmal im Jahr, wenn die Saturnalien anstanden. Einige Wolken trieben am Himmel und verschluckten das Licht der Sterne als sie durch die Straßen der Stadt ritten, in denen jetzt so manch ein Wagen entlang polterte, wie an den meisten Nächten in der Stadt. Obwohl sich Hannibal noch an das Gefühl gewöhnen musste auf einem Pferd zu sitzen, lenkte er den Wallach zielsicher durch die Straßen hindurch. Er kannte sich gut in Rom aus und wusste auch, wie man am Besten in der Nacht aus der Stadt kam, nur macht es ihm zu schaffen, dass ihm bereits auf dem Pferderücken übel wurde.


    Von irgendwo war das Gegröhle von einigen Männern zu hören, die lauthals sangen:
    Den Stöpsel weg! und schenket ein!
    Schenkt ein, daß unser Herz erglühe,
    und wie die Blum‘ am Sonnenschein,
    so an der Glut des Weins erblühe!
    *


    Hannibal ließ sein Pferd einen Bogen um jene Gesellschaft machen und warf einen schnellen Blick über seine Schulter, um sich zu vergewissern, dass noch alle da waren. Leichter Dunst stieg von der Cloaca auf und sie durchquerten ein Viertel, in dem die Dünste noch schrecklicher rochen als an manchen anderen Stellen. Doch schon nahte die erste Etappe, die Mauern der Stadt, hinter denen ihre Flucht wirklich beginnen konnte. Im Schemen des Stadttores konnte Hannibal einen Soldaten erkennen und er zügelte sein Wallach, bis die Anderen aufgeschlossen hatten. "Am Besten wir versuchen den Mann zu bestechen, oder?" Er sah fragend zu Cassim und Chimerion.







    *Anmerkung des Übersetzers: Eine freie Übersetzung des Originaltextes, da die Aufzeichnungen die Zeit nicht unbeschadet überstanden haben!

  • [Blockierte Grafik: http://img504.imageshack.us/img504/857/mileslupercuskm3.jpg| Miles Catius Lupercus


    Fair war das nicht - die ganze Stadt feierte und vergnügte sich, war völlig ausser Rand und Band, nur die Urbaner schoben Dienst. Lupercus, ein gestandener Soldat, nicht mehr der Jüngste, hielt mit zwei Kameraden hier am Tor die Stellung. Während die anderen in der Wachstube unter der Mauer sassen, wo sie es warm und einigermassen bequem hatten, hatte Lupercus beim Losen den kürzeren gezogen, und stand nun draussen, unter dem Torbogen, eingehüllt in seine Paenula und gestützt auf seine Hasta. Die Torflügel standen offen, da von Zeit zu Zeit Karren in die Stadt hinein- oder hinausfuhren. Sie wurden von den Soldaten flüchtig untersucht, in dieser Nacht hielt sich der Diensteifer in Grenzen.
    Bei diesem Wetter fühlte Lupercus wieder dieses Ziehen und Stechen in seinem Knöchel - er hatte ihn sich vor langer Zeit gebrochen, als er auf der Treppe zum Wehrgang gestolpert war, behauptete aber gerne, es sei im Kampf geschehen, als er einen gefährlichen Bandenführer dingfest gemacht hatte. Dem Stechen nach zu urteilen, würde das Wetter noch kälter werden. Vielleicht würde es sogar schneien. Lupercus seufzte, zog die Paenula um sich, und erwog gerade, in die Wachstube zu gehen, und einen der anderen rauszuschicken - als Hufschlag an sein Ohr drang. Er wandte den Blick stadteinwärts, und sah eine Gruppe von Reitern auf das Tor zukommen. Na so was, dabei war das Reiten innerhalb der Stadtmauern doch verboten - es sei denn man gehörte zu den ganz elitären Equites Singulares. Lupercus trat in die Mitte des Torbogens und sah zu den Reitern, viel konnte er auf die Entfernung nicht erkennen, aber Prätorianer schienen es nicht zu sein. Sobald sie näherkamen, rief er sie an:
    "Wer da?"





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  • Die nächste Hürde, die sich in Form eines Soldaten, der das Stadttor bewachte, vor ihnen auftat, kam in Sicht. Jetzt durfte nur nichts schief gehen, sonst würde die Flucht ein jähes Ende finden. Das hieß, die Römerin musste sich ruhig verhalten und sonst durfte ihnen auch kein einziger Fehler unterlaufen.
    Hannibals Vorschlag, den Soldaten zu bestechen, klang sinnvoll. Wahrscheinlich wurmte es ihn sowieso, dass er Wache schieben musste, während sich alle anderen amüsieren konnten.
    "Ja, mach das!" Er versuchte, so leise wie möglich zu sprechen. Je näher die anderen Soldanten herankamen, desto fester umfasste Cassims Arm Epicharis. "Stell dich schlafend und dir wird nichts geschehen!", flüsterte er ihr zu.
    Seine Anspannung wurde immer größer. Der Soldat hattesie bereits ins Visir genommen Wenn sie hier durchkamen, dann hatten sie einen weiteren großen Schritt getan.
    Damit auch wirklich niemand Verdacht schöpfte, wenn jemand seinen leichten parthischen Akzent heraus hören sollte, ließ er Hannibal den Vortritt, wenn es ums Verhandeln mit der Torwache ging.

  • Er hatte es tatsächlich getan. Er hatte sie -sie! - auf sein Pferd gesetzt, und sich selbst direkt hinter sie!
    Mit jedem Schritt, den das Tier tat, war es ihr mehr zuwider, den Arm um sich herum zu spüren und Cassims Körper hinter sich. Penibelst zwang sie sich dazu, nicht weiter darüber nachzudenken, ob es Leder war, dass sich bei jedem Schritt des Pferdes an ihren Steiß drückte, oder etwas anderes. Epicharis war eiskalt. Trotz der Decke, die er ihr um die Schultern gelegt hatte. Wie fürsorglich. Und wenn sie brav war, würde er ihr mehr Freiraum gestatten! Epicharis hatte trocken aufgelacht, was sich durch den Knebel wie ein angehender Erstickungsversuch angehört hatte. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie das Anwesen der Flavier verließen, hatte sie noch gehofft, Aristides und Gracchus würden kommen und ihr helfen. Doch niemand war gekommen. Als sie fort gegangen waren, hatte lediglich der verspritzte Kies und ihre verlorene Silberspange auf dem Kiesweg davon gekündet, dass etwas passiert war. Und mit jedem Schritt, den sie sich nun der Stadtgrenze näherten, brodelte die Angst höher in Epicharis.


    Nun kamen sie der Wache näher. Das wäre ihre letzte Möglichkeit, das wusste sie. Angst ließ ihre Hände klamm werden, Furcht ihr Herz bang. Und Cassim tat ihr weh. Epicharis versuchte, die aufkeimende Panik niederzukämpfen. Die Tränen, die sich ihr in die Augen drängten. Sie wimmerte leise, doch nicht lang. Sie war eine Patrizierin! Eine ruckartige Bewegung hätte sie beinahe vom Pferd fallen lassen, doch wenigstens konnte sie damit Cassim deutlich machen, dass sie sein Griff schmerzte. Sie funkelte ihn böse an, soweit sie das aus ihrer Position heraus konnte. Ein Stückchen noch. Dann wären sie in Hörweite, sofern das jemanden betraf, der geknebelt war. Epicharis' Atem ging schnell. Ihr Herz raste. Sie stellte sie schlafend, wie Cassim es wollte. Und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass der Soldat bemerkte, dass etwas faul war. Irgendwann blieb das Tier stehen, auf dem sie saß. Epicharis riss die Augen auf. "Mmmmmbh! Mnnnnhhmmmhhh!!" Sie schrie aus aller Kraft. Sehnen spannten sich an ihrem Hals, die Decke rutschte rechtsseitig von ihrer Schulter. Sie hüpfte auf und nieder, soweit das möglich war. Und sie hoffte inständig, dass sie dieser Flucht einen dicken Strich durch die Rechnung machen konnte.

  • Dido lenkte ihr Pferde neben das von Domina Epicharis. Sie legte der Domina die Decke wieder um die Schultern. Leise sprach sie diese an.
    „Hört auf herum zu zappeln, Domina, und seid leise. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt. Es wird dazu führen, dass wir auffallen. Dann reiten wir die Wache einfach nieder oder der Parther wird ihn einfach töten. Der Mann wird dann auf jeden Fall sterben. Das ist dann eure Schuld. Und eine Tote Wache kann nicht berichten, dass 5 Reiter auf Pferden, deren Sättel das Zeichen der Gens Flavia tragen, in der Nacht die Stadt verlassen haben.
    Und sobald wir draußen und wieder sicher sind wird der Parther Euch bestrafen. Parther sind Tiere und stehen in der Ansehensliste der Sklavenzucht ganz unten. Es gibt schon einen Grund, warum so erlesene Sklaven wie Hannibal und ich aus griechischen Linien stammen. Hannibal sagte, dass wir Euch in Ravenna abgeben, der Parther sagte nicht in welchem Zustand. Der Parther wird Euch für dieses Vergehen mit einem Dolch die Backen aufschneiden, wenn ihr jetzt Ärger macht. Vielleicht schneidet er Euch auch ein Ohr ab. Ich bin mir sicher, dass Dominus Flavius, ich meine Dominus Flavius Aristides, Euch sicher unversehrt, unverstümmelt und ungeschändet wieder haben möchte. Und selbst wenn ihr jetzt hier im Getümmel entkommen solltet. Das ist der Randbezirk von Trans-Tiberim, wenn ich mich nicht irre. Hier gibt es in der Nacht Ratten so groß wie Dominus Serenus Hunde auf den Strassen. Sofern man euch nicht direkt einfängt, schändet und in ein Lupanar verkauft. Gebt Ruhe!“
    Dido grinste innerlich und genoß das Gefühl der Macht. So war es also, wenn Sciurus durch ein paar leise Worte Sklaven einschüchterte. Ihr Dominus würde sich auf die Spur der Verfolger setzen und erst wenn man sich weiter von Roma entfernte, die Domina aus Roma verschleppte und auch über die Saturnalien hinaus fernblieb, dann würde es eine richtige Flucht mit harten Bestrafungen für die Entführer sein. Ansonsten konnten sie sich ja herausreden, dass man es an den Saturnalien etwas toll nur getrieben hatte.

  • Es war seltsam still in der Gasse, die auf das Stadttor zustrebte. Die nächtlichen Geräusche waren abgeflaut, kein Vogel regte sich in den Wipfeln der Bäume, die hinter der Mauer ihre Kronen in die dunkle Nacht streckten. Grillen zirpten auch keine, es war zu kalt in jener Winternacht und sie würden erst wieder zum Frühling aus der Erde kriechen. Irgendwo flatterte eine Fledermaus durch die Nacht und suchte schnell Unterschlupf in einem der hohen Insulae. Die Hufen der Pferde stampften, Hannibal vernahm den dumpfen Laut, den Epicharis von sich gab und das leise Flüstern von Dido, es schien, als ob sich jener Moment dehnen würde, surreal verzerren und seine Wahrnehmung täuschen wollte. Er schüttelte schnell den Kopf und nickte Cassim zu, dann lenkte er sein Pferd direkt auf die Stadtwache zu. "Salve, Miles! Ich bin Rufus und das sind meine Männer!" Hannibal ließ sich vom Pferderücken herunter fallen, denn von dem Rücken eines Pferdes konnte er nun mal nicht elegant herunter gleiten, wie ein guter Reiter es vermochte. Aber er landete passabel auf seinen beiden Füßen.


    Er führte das Pferd jetzt am Halfter näher und hob die Hände, um zu zeigen, dass er harmlos war und unbewaffnet. "Ich weiß, es ist tiefste Nacht und ungewöhnlich, dass wir zu Pferd unterwegs sind, aber das liegt nur an den vermaledeiten Saturnalien..." , begann er schon zu erklären. "Der Mann, für den ich arbeite, Conelius Sulla, er möchte etwas Amüsement in seiner Landvilla haben und zwar heute noch. Und da alle Sklaven ausgeflogen sind..." Hannibal zuckte schief grinsend mit der Schulter. "Nun, ein Lupanar, ein Anständiges, lässt sich nun Mal am Besten in Rom finden." Er senkte langsam seine Hand und strich über einen Beutel an seinem Gürtel, der leise aufklimperte. "Miles, wäre es vielleicht möglich, wenn wir trotz der Nacht passieren dürften?" Bedeutungsvoller Blick auf das Klimpern und dann zu dem Soldaten, wobei Hannibal inständig hoffte, dass sowohl der Soldat ansprang, als auch Epicharis ihre Klappe hielt. Er wollte ungern einen unschuldigen Mann verletzen müssen und schon gar nicht einen Soldaten der CU, denn selbst wenn er auf Faustus wütend war, so hatte dieser doch die Sympathie für die Soldaten bei Hannibal geweckt. Wer wusste schon, wer sich hinter der Uniform verbarg?

  • [Blockierte Grafik: http://img504.imageshack.us/img504/857/mileslupercuskm3.jpg| Miles Catius Lupercus



    Was war denn das? Ein erstickter Laut liess den Stadtwächter aufhorchen. Er hatte eine Laterne neben sich stehen, die einen Kreis von Licht auf das Pflaster zu seinen Füssen warf, so war es um so schwieriger etwas ausserhalb des Lichtscheins zu erkennen - aber dass da Bewegung, eine Art Gezappel auf einem der Pferderücken war, dann langes Getuschel, das entging ihm nicht. Lupercus hob die Laterne, und leuchtete dem Sprecher, der auf ihn zukam, ins Gesicht, hörte sich dessen Erklärung an, und folgte mit den Augen der Geste zum Beutel.
    "Aha, hm... du bist dir schon bewusst, Rufus, dass Reiten innerhalb der Stadtmauern ein Bußgeld nach sich zieht? Ein sehr hohes Bussgeld, bei so vielen Personen...", bemerkte der Soldat listig, und ging mit der Laterne in der Hand auf das Grüppchen zu. Zwei Schritt davor blieb er stehen. Die Hasta trug er in der Rechten, das Scutum stand an den Torbogen gelehnt.
    "Eins", zählte Lupercus, mit Blick auf Hannibal, dann schwankte der Schein der Laterne, entriss zuerst Pferdebeine dem Dunkelheit, legte sich daraufhin blendend auf das Gesicht Didos.
    "Zwei...", zählte der Soldat mit melancholischer Miene - so jung, und schon eine Lupa, das Mädchen war ja kaum älter als seine kleine Tochter... wobei er diese lang nicht mehr gesehen hatte, ihre Mutter war dagegen, sie meinte immer nur er solle mehr zahlen, aber das sollte mal einer vormachen bei dem Hungerlohn.
    Der Laternenschein strich jetzt über einen Pferdehals, eine Decke, und "Drei, vier..." zählte der Miles schon, als das Licht sich dem Gesicht Epicharis, und zugleich auch dem Cassims näherte - noch hatte es sie nicht erreicht, aber es zeichnete sich ab, dass sie beide im nächsten Augenblick deutlich sichtbar sein würden.



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  • Chimerion schwitzte schon seit einer Weile Blut und Wasser. Er hatte sein Pferd dicht hinter das von Flavia Epicharis gelenkt und hielt einen Dolch unter den Falten seines Mantels verborgen. Eigentlich war es viel zu warm für einen Mantel, aber wenigstens würde der Mann dann seine Statur nicht sehen.
    Wie eine Katze machte er sich bereit, der Flavia notfalls gewaltsam das Mundwerk zu schließen. Mit eisiger Miene sah er indes, wie Hannibal versuchte, den Wächter zu bestechen. Wenn das nur gutging, dachte er für sich.


    Sim-Off:

    Bin wieder da, hab mich eingelesen und werde nach und nach wieder mehr schreiben. Sorry für das lange warten.

  • An das Reiten hatte Hannibal in der nächtlichen Flucht aus dem Anwesen der Flavier nicht mehr gedacht und schollt sich einen Narren, es vergessen zu haben. Es rieselte über seine Nacken und es war eindeutig die Nervosität und Anspannung, der er nicht die Oberhand geben wollte. Der Wallach, ein recht sensibles Tier, spürte jedoch seine Anspannung. Immer wieder zuckten die Ohren des Tieres nervös herum, mal nach hinten, um sie gleich darauf wieder nach vorne zu drehen. Zudem rollte es mal mit den Augen und stampfte mit den Hufen auf. Hannibal hoffte, dass der Wallach ihm nicht doch noch durchgehen würde, denn er verstand wirklich nichts von Tieren, geschweige den Pferden. Er räusperte sich kurz, damit seine Stimme nicht noch versagte. " Du hast ja Recht, Miles, es tut uns sehr Leid. Die Eile trieb uns zu dieser kleinen Dummheit, aber an dem Bußgeld soll es wirklich nicht scheitern, meinem Herrn ist die Gesellschaft heute Nacht noch sehr wichtig, weißt Du?" Hannibal lächelte schief und schaffte sogar es zu seinem dreckigen Grinsen auszuweiten. Sein Atem ging immer langsamer als der Soldat die Gruppe inspizierte. Erleichterung durchflutete ihn, als Dido still hielt, doch dann kam er immer näher an Epicharis heran und er hoffte inständig, dass die junge Patrizierin sich gefügig zeigte. Dennoch umfaßte seine Hand den versteckten Krummdolch in seiner Hand, nur für den Fall der Fälle.

  • Der Miles kam immer näher an ihn und Epicharis heran. Mit seiner Laterne in der Hand leuchtete er auch in Cassims Richtung. Zwar versuchte Hannibal ihn mit einem Gespräch abzulenken. Er war sogar gewillt, ihn mit dem sogenannten Bußgeld zu bestechen. Allerdings befand er dem Miles für eine Spur zu neugierig!
    Sicherheitshalber kramte der Parther aber mit seiner freien Hand eines der Messer aus seiner Tasche hervor, ließ es aber vorerst verborgen unter seinem Mantel.
    Aufgrund seines festen Griffes hatte sich Epicharis bemerkbar gemacht. Wenn sie sich nicht ruhig verhielt, während der Miles vor ihm stand, war das ganze Unternehmen gefährdet.
    "Sei endlich still, sonst muss Blut fließen!" ,flüsterte er ihr unmissverständlich zu und verstärkte noch einmal seinen Griff. Selbstverständlich wäre es nicht das Blut der Römerin, das fließen musste. Es war das des Miles.

  • Epicharis war angst und bang. Der Schmerz, verursacht durch den starken Griff Cassims, trieb ihr die Tränen in die Augen, und ihr durch den Knebel gedämpfter Schrei wandelte sich zu einem gepeinigten Stöhnen. Sie presste fest die Lider zusammen, katapultiert in eine Welt aus rostfarbenem Schmerz, denn Cassim lockerte seinen Griff nicht. Didos Worte zogen an ihr vorbei wie ein Schiff durch trägen Nebel. Es ergab kaum einen Sinn, was sie hörte; vielmehr verwirrte Dido sie mit den vielen Worten über Strafen und das Töten des Miles. Beim Klang des Namens ihres Ehemannes weiteten sich Epicharis Augen plötzlich, und die darauf folgenden Worte drangen glasklar durch den Schmerz zu ihr hindurch. Sie wollte ihre Schönheit behalten. Und was sie noch viel mehr wollte, war den Mann nicht wegen ihres Verhaltens töten. Wieder kam ihr ins Gedächtnis, dass Hannibal schon einmal getötet hatte. In diesem Moment und in dieser Situation glaubte sie fest daran, dass er es ohne mit der Wimper zu zucken wieder tun würde. Ihretwegen. Sie wollte das nicht.


    Also hörte sie auf, sich zu wehren, und schwieg, die Augenfest zusammengepresst und Cassims Tunika mit stummen, salzigen Tränen nässend.

  • [Blockierte Grafik: http://img504.imageshack.us/img504/857/mileslupercuskm3.jpg| Miles Catius Lupercus


    Das stank zum Himmel. Die Anspannung der Männer, die ihre Hände unter den Gewändern verborgen hielten. Die geknebelte Frau, deren tränenfeuchtes Gesicht einen Augenblick lang im Licht der Laterne sichtbar war. Miles Lupercus war nicht besonders feige. Aber auch nicht besonders tollkühn. Es mit dreien von dem Gesindel, um das es sich hier offenkundig handelte, auf einmal aufzunehmen, das war ihm viel zu riskant, zumal die Burschen beritten waren. Er hätte der Frau ja gerne geholfen, aber bis seine Kameraden aus der Wachstube hier angelangt waren, könnte es für ihn selbst zu spät sein, ausserdem waren die anderen mittlerweile wahrscheinlich stockbesoffen. Verdammte Saturnalien, alle Welt spielte verrückt... Man konnte doch nicht ernsthaft von ihm verlangen, für so einen lumpigen Sold sein Leben auf Spiel zu setzen, für eine Fremde... So ein kleines Bestechungsgeld hingegen, das könnte er gut gebrauchen. Und wenn wirklich ein Cornelier dahinterstecken sollte, dann wäre es sowieso unklug für einen kleinen Stadtsoldaten, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen.
    Als hätte er nichts gesehen, liess Lupercus den Laternenschein einfach weiterwandern, beleuchtete kurz den letzten im Bunde, Chimerion.
    "Fünf."
    Des Miles Stimme gab nichts preis, von diesen Überlegungen. Lediglich, dass sein Griff um die Hasta etwas fester wurde, seine Schultern etwas angespannter. Er liess die Laterne sinken, trat einen Schritt zurück, und wandte sich wieder an den Mann, der sich als Rufus vorgestellt hatte, jedoch ohne dabei die anderen aus den Augen zu lassen.
    "Macht fünfzehn Denarii."




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  • Ein Knistern lag in der Luft. Oder war es nur das Rascheln der grünen Nadeln einer Schirmpinie, die hoch über ihren Köpfen wuchs und ihre Äste über die stattlichen Mauern der Stadt streckte? Hannibal hielt unbewusst die Luft an als der Schimmer der Laterne weiter wanderte. Lass' sie schweigen, lass' ihn nichts bemerken!, dachte er inbrünstig, wobei er das an keine bestimmte Gottheit richtete, Hannibal glaubte an keinen Beistand übernatürlicher Wesen. Sie hatten ihm noch nie in seinem Leben geholfen. Warum sollten sie es jetzt tun? Er leckte sich einen Moment nervös über die trockenen Lippen, denn er wollte den Soldaten wirklich nichts antun müssen. Darum glitt sein erleichterter Atem sanft über die Lippen als er die Stimme des Soldaten hörte, der wohl doch nichts bemerkt hatte. Hannibal griff in seinen Beutel. Es war eine nicht unbeträchtliche Summe und schmälerte ihren Reisebeutel deutlich, aber es musste sein. Und es würde sicherlich nicht das letzte Mal sein, dass sie so etwas tun mussten. Er zählte leise die Münzen ab und reichte sie dem Soldaten, dabei freundlich, wenn auch reserviert nickend.
    "Ich danke Dir, Miles, für Dein Entgegenkommen. Unser Herr wird das gewiss nicht vergessen. Eine gute Nacht Dir noch und Vale!"
    Hannibal nickte den Anderen zu und griff fester nach den Zügeln der Pferdes, um die Reisegruppe aus dem Stadttor zu führen und dabei achtend, den Soldaten nicht noch mal anzusehen und so zu tun, als ob die Welt in Ordnung war. Selbst wenn seine Angespanntheit noch lange nicht verflogen war. Erst als sie einige Distanz zwischen sich und das Tor gebracht hatten, wagte Hannibal es, leise aufzuatmen und sich wieder auf das Pferd zu quälen. Er deutete auf eine dunkle Straße und meinte: "Richtung Norden ein Stück, ehe wir eine Straße nach Osten nehmen werden, nach Ravenna. Wir sollten in den ersten Tagen zügig reiten, um eine große Distanz innerhalb kürzester Zeit zwischen uns und Rom zu bringen, je weiter wir weg sind, bis die Flavier unser Ausrücken bemerken, desto größere Chancen haben wir." Mit seinen Fersen stieß er in die Seite des Pferdes, etwas unbeholfen, um seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Und ausnahmsweise gehorchte Hannibal mal ein Pferd und trottete tatsächlich die Straße hinauf und tiefer in die dunkle Natur hinaus.

  • Je länger das Prozedere noch andauerte, umso nervöser wurde der Parther. Mit seinen Augen verfolgte er den Soldaten, der sie nacheinander mit seiner Laterne beleuchtete. Dabei hielt er sein Messer krampfhaft umschlungen in seiner Hand, um gegebenenfalls das nötigste zu tun, bevor der Soldat nach seinen Kameraden rufen konnte.
    Wenigstens war Epicharis zur Vernunft gekommen. Sie wehrte sich nicht mehr und verharrte still und regungslos in seiner Umklammerung.
    Dann endlich ließ der Miles die Laterne sinken und trat einige Schritte zurück. Cassim verschwendete keine Sekunde, um darüber nachzudenken, ob dem Miles etwas aufgefallen war. Derr ließ sich für das Weiterkommen der Flüchtigen gut bezahlen. Den Betrag den er verlangte, überstieg wahrscheinlich bei weitem den Betrag, den er als Sold in einer Woche verdiente. Er konnte sich also nicht beschweren. Außerdem blieb ihm noch sein verdammtes Leben.
    Hannibal griff nach seinem Beutel und entnahm die Münzen. Langsam entspannte sich auch Cassim wieder. Seine Hand, die das Messer hielt, lockerte sich und unhörbar atmete er auf, als es weiterging.
    Er vermied es, noch einem Blick zurück zu werfen. Diese verfluchte Stadt und seine Bewohner hatte er hoffentlich für immer hinter sich gelassen.
    Er stimmte dem, was Hannibal sagte, vollkommen zu. Die ersten Stunden und Tage ihrer Flucht waren entscheidend. Solange man ihr Entkommen nicht bemerkte und sie nicht vermisste, waren sie dazu noch im Vorteil. Doch dieser Vorteil konnte bald zunichte gemacht sein, denn das Fehlen der Römerin würde man sicher als erstes am nächsten Tag bemerken. Bis dahin war Eile geboten. Im Schutz der Nacht konnte sie ein gutes Stück Weg zurücklegen.


    Nachdem sie sich ein wenig vom Tor entfernt hatten, lockerte der Parther auch seinen Griff und gewährte so der Römerin etwas Freiraum. "Das hast du gut gemacht! Wenn du dich benimmst, befreie ich dich von deinen Fesseln. Dann hast du es etwas bequemer.", meinte er, ihre Tränen ignorierend . Später, wenn es hell wurde und sie sich noch weiter von der Stadt entfernt hatten und ihnen auch niemand gefolgt war, wollte er ihr gestatten, auf ihrem eigenen Pferd zu reiten.

  • Chimerion saß angespannt auf Sirius und harrte der Dinge, die da kamen. Er war bereit, jeglichen Widerstand einfach niederzureiten, auch wenn er hoffte, dass sie mit weniger Aufsehen entkommen konnten. Der Miles schien ebenfalls merkwürdig angespannt, schließlich siegte aber doch der Wunsch, sein Leben zu behalten und seinem mickrigen Sold ein wenig mehr Geld hinzuzuschieben. Innerlich dankte Chimerion den Göttern, als Hannibal die Summe abzählte und dem Miles ohne Aufmerksamkeit zu erregen das Geld in die Hand drückte. Als Letzter passierte er das Tor und blickte kurz über die Schultern zurück. Von der Wache war nur noch eine undeutliche Silhouette unter dem großen Torbogen.


    Dann ging es in die Nacht hinaus und Chimerion entspannte sich langsam. Das erste Hindernis, die Stadtmauer, lag hinter ihnen, nun ging es ein Stück nach Norden. Sie zogen das Tempo an und bogen schließlich in Richtung Osten, auf Ravenna zu. Chimerion hatte die Zügel von Didos Pferd in der Hand, er traute der Kleinen einfach nicht. Langsam schloss Chimerion zu Cassim auf, behielt aber weiterhin die Gegend im Auge.
    "Cassim, wie weit ist es es noch? Hast du die Karten?" fragte er.

  • Die dunkle Nacht umfing die kleine Reise- und Fluchtgruppe und obwohl in ihren Rücken noch der Schimmer der Stadt leuchtete, war doch auf ihrem Weg nur das Leuchten der Sterne und das blasse Glimmen des Mondes, der zwischen den Wolken hindurch schimmerte, zu sehen. Die nächtlichen Geräusche umgaben sie. Ein Nachtvogel, der einen Laut von sich gab. Das Zirpen einiger Insekten. Mal konnte man die Bewegung einer kleinen Fledermaus sehen, die sich geschmeidig durch die Dunkelheit bewegte. Und dann war da natürlich noch das Stampfen der Hufen, das Schnauben der Pferde, das Knarren des Leders bei jeder Bewegung der Tiere und die Geräusche, die die Menschen von sich gaben und die die scheuen Tiere der Nacht in ihr Versteck vertrieben. Einigermassen erleichtert, dass sie die Hürde am Tor hinter sich gebracht hatten, klammerte sich Hannibal steif an den Sattel des Wallachs, der ihn trug. Das Holpern und Poltern des Tieres über der Strasse behagte ihm jetzt schon nicht und sein Magen beschwerte sich dezent. Er hoffte, dass es die nächsten Tage, bis sie Ravenna erreichten, nicht noch schlimmer werden würde. Als sie über die Strasse ritten, vernahm Hannibal auch die Stimme von Chimerion und sah einen Moment zu ihm rüber. Nicht lange, denn das Reiten erforderte Hannibals ganze Konzentration. Er war nun mal ein misserabler Reiter und hielt sich nicht gut auf dem Rücken eines Pferdes.


    "Wenn wir schnell reiten, dann können wir es in einer Woche nach Ravenna schaffen. Wir sollten die Städte untewegs meiden, wenn wir das Land der Umbrier durchqueren. Kurz nach dem Landstrich werden wir die Lagunenstadt schon erreichen." Sofern die Götter, an die Hannibal nicht glaubte, ihnen gewogen waren. Oder das Schicksal, Glück, die Fügung, was auch immer. Hannibal spähte nur kurz zu der Frau seines Herrn als er zu Cassim und Chimeron sah. Sie würde die größte Last und das größte Risiko darstellen. Doch hoffentlich konnten sie genug Abstand zwischen sich und die Flavier bringen, ehe das entdeckt wurde. Bei dem Gedanken stiess Hannibal seine Ferse in die Seite des Pferdes, was den Wallach dazu antrieb in einen Trab zu verfallen. Mühsam hielt sich Hannibal fest bis das Pferd wieder in seine normale Gangart zurück fiel.

  • Stumm folgte der Parther Hannibal durch die kühle dunkle Nacht. Die Römerin leistete keinerlei Gegenwehr mehr, was ihn dazu veranlasste, nach einer Weile, als sie Rom schon ein ganzes Stück hinter sich gelassen hatten, ihr die Fesseln zu durchtrennen. Nur noch sein Arm, der um ihren Körper geschlungen war, hielt sie bei ihm. Ob dies nun leichtsinniges handeln war, würde sich noch zeigen. Er schätzte die Flavierin durchaus nicht für so dumm ein, mitten in der Nacht fliehen zu wollen. Es dauerte noch Stunden, bis die Sonne aufging und der neue Tag begann. Bis dahin war es nicht klug, sich ganz allein hier draußen, fernab jeglicher Zivilisation aufzuhalten. Genauso wie er, war auch die Römerin hier auf unbekanntem Terrain. Die Dunkelheit würde noch ihr Übriges dazugeben, dass sie sich verirren würde. Ganz zu schweigen, von den wilden Tieren, die hier hausten.
    Hinter sich vernahm er Chimerions Stimme, der sich nach dem Weg und den Karten erkundigte. Cassim hätte keine genaue Auskunft geben können, denn er verfügte über keinerlei Ortskenntnis. Dafür hatte er Hannibal in einen Fluchtplan eingeweiht, der ihm auch sogleich mit einer Antwort zu Hilfe kam.
    "Die Karten befinden sich in meiner Satteltasche. Aber in der Dunkelheit nützen sie uns nicht viel. Nach Sonnenaufgang können wir einen Blick darauf werfen. Bi dahin sollten wir den Schutz der Dunkelheit nutzen, um einen möglichst großen Vorsprung zu bekommen. Je weiter wir von Rom weg sind, sobald sie das Verschwinden der Römerin bemerken, desto besser für uns.", meinte er schließlich und trieb sein Pferd an, noch etwas schneller zu laufen. Cassim war sich sicher, wenn man sie finden würde, dann war ihr Schicksal besiegelt. Er konnte sich lebhaft ausmalen, was der Flavier dann mit ihnen anstellte.
    Der Weg zurück, in die Arme seiner Lieben war noch weit und beschwerlich und voller Gefahren.

  • Sie ritten lange schweigend dahin, die Nacht wurde langsam alt und im Osten begann der Horizont schon einen blassen Schimmer zu zeigen. Sie waren schnell geritten, um eine möglichst große Strecke zwischen sich und ihre möglichen Verfolger zu bringen. Nun musste entschieden werden, ob man während der frühen Morgenstunden nach einem Unterschlupf suchen oder das Risiko in Kauf nehmen sollten, bei Tage ebenfalls zu reiten.
    "Was meint ihr, sollen wir weiterreiten, wenn es hell wird oder uns verstecken? Dort drüben", er zeigte auf einen langezogenen grünen Flecken, weit abseits der Straßen, "scheint ein Pinienwald zu sein, dort könnten wir uns verstecken?"

  • Fünfzehn Denare verlangte der Soldat dafür, dass er in die andere Richtung schaute. Epicharis bekam es nur am Rande mit. Sie hing noch immer in ihrer unbequemen Stellung vor Cassim auf dem Pferd. Bald hatte seine Tunika einen unförmigen nassen Fleck irgendwo vorn, denn Epicharis' Tränen rollten weiter, zumindest bis ihr die kühle Nachtluft die salzigen Tropfen trocknete und Cassim endlich seinen Griff lockerte. Auf seine Worte hin hätte sie ihm gern etwas Passendes entgegnet, doch konnte sie nicht wegen des Knebels, also beschränkte sie sich darauf, erbost zu schnauben und sich so weit von dem Slaven abzusondern, wie es irgend möglich war. Angesichts ihrer lage beschränkte sich die tatsächliche Reaktion jedoch darauf, Cassim die kalte Schulter zu zeigen und ihn an so wenigen Stellen als möglich zu berühren. Überhaupt sah sie keinen der Dreisten Vier an.


    Erst, als Cassim, der sich eben im Gespräch befand, ihr nebenbei die Fesseln abnahm, suchte sie seinen Blick wieder. Fordernd reckte sie ihr Kinn nach vorn, wie um darauf hinzuweisen, dass er das entscheidende Stückchen Stoff vergessen hatte. Ihr Blick spießte ihn regelrecht auf, und erneut schnaubte. Schließlich waren ihre Hände frei, und natürlich führte die erste Bewegung sie hin zum Mund, wo sie sich den Knebel herunterzog und erst einmal schluckte. Doch dann sog Epicharis die Luft ein. "WAS in aller Götter Namen macht ihr eigentlich? Seid ihr von Sinnen? Wisst ihr eigentlich, was die Flavier mit euch machen werden, wenn sie euch erwischen? Und das werden sie, glaubt mir!" Wütend zog und zerrte Epicharis an dem durchnässten, zusammengeknoteten Stoff um ihren Hals, vormals ihr Knebel, löste ihn schließlich und pfefferte ihn in die Nacht hinaus. Dann begann sie damit, Cassim rückwärtig mit ihren Ellbogen zu malträtieren. "Und wie kommt ihr überhaupt auf eine so dumme Idee? Gerade du, Cassim! Und du, Hannibal!" Epicharis ließ von selbst von Cassim ab, starrte Hannibal an und schnappte nach Luft. Was sollte sie denn jetzt machen? Bis man das Verschwinden bemerken würde, war es sicher früher Morgen, wenn man es überhaupt so früh bemerken würde, immerhin waren Saturnalien. Aber sie würde man doch sicherlich schnell vermissen! Oder? Und bis man dann darauf kam, dass sie alle abgehauen waren, konnte es tatsächlich sein, dass die kleine Gruppe es nicht mehr weit bis Ravenna hatte.

  • Chimerion wartete auf die Antwort, als das Geschrei auch schon wieder losging. Sein Blick schoss zu Cassim, der die Flavierin bei sich auf dem Pferd hatte. Er musste ihr die Fesseln gelöst und gestattet haben, den Knebel aus ihrem Mund zu nehmen. Fluchend drehte er die Augen zum Himmel und drängte Sirius genau neben Cassims Pferd.
    Dann sah er Epicharis böse an, zumindest versuchte er das und ließ ein Messer unter seiner Tunika im ersten Morgenlicht aufblitzen.
    "Cassim, sorg endlich dafür, dass diese Sirene zur Ruhe kommt, sonst stellen wir sie einfach ab. Oder hat sie dich schon umgarnt?" blaffte er seinen Freund an.
    Dann wandte er sich wieder an Epicharis. "Du solltest den Mund halten, Frau, wenn du leben willst. Wir könnten dich einfach hier und jetzt umbringen und irgendwo im Wald verscharren, keiner würde dich finden. Gib uns nur einen Grund..." zischte er ihr zu. Langsam machte ihm diese ganze Geiselgeschichte Kopfzerbrechen. Hatten sie sich vielleicht nur unnötigen Ballast aufgehalst? Das Nörgeln würde sie irgendwann verraten. Und dann? Nun, was konnten sie ihnen schon nehmen? Im besten Fall das Leben, aber bedeutete das nicht die Freiheit für einen Sklaven?
    Er mochte die Flavierin nicht besonders, aber schließlich hatte sie es sich nicht ausgesucht, ihre Flucht zu beobachten. Umbringen wollte er sie auf keinen Fall, doch hoffte er, ihr ein wenig den Mund zu stopfen. Dann blickte er wieder seine Freunde an, ob sie die Flucht fortsetzen wollten oder rasten.

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