Kouzina - Culina - Die Küche

  • Den ganzen Tag hatte Penelope schon diese Unruhe verspürt. Wie die letzte Woche schon war sie nicht zum Museion in ihre Räumlichkeiten gewatschelt, sondern zuhause geblieben. Ihr Bauch war eine große Behinderung für sie, auch wenn sie das niemals zugeben würde. Er schränkte ihre Bewegungsfähigkeit zunehmend ein und ließ sie ächzen wie ein altes Weib, wenn sie etwas aufheben musste oder eine längere Strecke zurückzulegen hatte. Daher war sie die letzte Zeit lieber daheim geblieben und hatte sich ihre Arbeit mit nach Hause genommen, so gut sie eben konnte.
    Doch heute hatte sie keine Ruhe gehabt, um Musik zu machen. Etwas hielt sie ständig auf den Beinen, so dass sie schließlich beschlossen hatte, diese immense Energie in ihr in etwas nützliches umzuwandeln: Putzen. Oder besser gesagt, sie schrubbte die Küche, wie diese wohl in ihrer Existenz bislang noch nie gescheuert worden war. Der gute Kupferkessel glänzte wie neu, sämtliche Holzutensilien sahen aus, als wären sie fein abgeschliffen worden, der Boden war feinst säuberlich gefegt und jedes Staubkorn in jeder Nische harrte seiner Entfernung, als es anfing.
    Anfangs fühlte es sich an, wie ein leichtes Ziehen in der Leiste, doch sehr schnell schwoll das Gefühl an, als würde ihr eine heiße Nadel in den Unterleib gestochen. Penelope keuchte und hielt sich am Tisch fest, während sie fast in die Knie ging. Es dauerte ein paar Augenblicke, in denen ihr Unterleib sich zusammenzuziehen schien, und dann ließ es plötzlich wieder nach, als wäre nie etwas gewesen.
    Penelope blieb noch einen Augenblick lang in Schutzhaltung, ehe sie sicher war, dass es vorüber war. Sie atmete kurz ruhig durch und überlegte. Sie wusste, was das bedeutete, und es war ja auch schon lange an der Zeit. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis es richtig anfing. Je nachdem, wie schnell ihr Körper alles einleitete nach diesem Startsignal, würde sie wohl am Abend gebären.
    Da sie in der Küche war, ging sie durch den Hof und das dort befindliche Tor aus dem Oikos und hinüber zur Nachbarin, wo sie anklopfte. Sie musste nicht lange warten, bis geöffnet wurde, und die Griechin, die sie schon gut kannte, schickte selbstverständlich einen Jungen los, um Inhapy zu holen. Penelope bedankte sich für die Freundlichkeit und ging dann wieder zurück ins Haus.
    Kaum wieder durch das Hintertor eingetreten hörte sie auch schon ihren Mann brüllen. Gut, er war da, er sollte es auch gleich erfahren. Sie verließ also die Küche, um ins Atrium zu gehen.

  • Ànthimos war so schnell wie möglich in die Küche geeilt. Dann hatte er sich den großen Topf geschnappt, mit Wasser gefüllt und aufs Feuer gestellt. Natürlich war dieses viel zu klein und so legte er noch eifrig Holzscheite und ein zwei Fladen Kameldung nach umd es richtig auf Hitze zu bekommen. Penelope war ja schon fast mitten im Gebähren und brauchte jetzt schnell ihr heißes Wasser! Vor seinem inneren Auge schaute schon der Kopf ihres Kindes heraus und kam nicht weiter weil kein heißes Wasser da war. Also pustete er noch, damit die Flammen schneller auf das neue Holz übersprangen.


    Dann hörte er hinter sich, wie die Tür geöffnet wurde. Er erhob sich wieder und drehte sich um. Emi kam hinein. Das war genau die richtige Person!


    "Emi, das Wasser will einfach nicht kochen! Wie kann man das denn schneller machen?" Immerhin versuchte er es schon mindestens...also...mehrere Augenblicke! Natürlich wusste er wie lange so etwas dauerte, aber sein armes Hirn war mit dem Schock so plötzlich Vater zu werden einfach überlastet. "Und was riecht hier denn nur so angebrannt? Da ist doch nur Wasser im Topf?!"


    Als Anthi sich umgedreht hatte, hatte er leider auch vergessen einen Schritt nach vorne zu machen, so dass der unterste Zipfel seiner Kleidung Feuer gefangen hatte. Allerdings hatte er das nicht bemerkt, sondern drehte sich um und schaute was denn da so komisch roch und streckte Emi seinen langsam immer mehr brennenden Hintern hin.

  • Emi kam nur wenige Augenblicke nach Anthi in der Küche an, naja, vielleicht waren es auch einige mehr Augenblicke gewesen, aber es reichte völlig aus, dass ihr Cousin sich und die direkte Umwelt um ihn herum in Chaos stürzte. Mit einem amüsierten Gesichtsausdruck schaute der Lockenkopf zu, wie Anthi völlig panisch an dem Wasser rumhantierte und sich dann bei ihr beschwerte. Böses Wasser aber auch! Wie konnte es sich nur wagen nicht zu kochen! Sie grinste und kicherte dann auch noch. Allerdings wich das doch beinahe gehässige Kichern schnell zwei aufgerissenen Augen, als sie sah, warum es hier verbrannt roch. Anthi brannte ja! Er schrocken grabschte sich Emi das erstbeste, dass sie zu fassen kriegte und schritt entschlossenen Schrittes auf das Hinterteil ihres Cousins zu. Zu seinem Glück hatte sie einen alten Stoffbeutel gegriffen, in dem man eigentlich Nahrung transportierte. Normalerweise hätte es auch eine Pfanne sein können, doch die Götter ersparten dem werdenden Vater diese Art von Prügel. Stattdessen musste er sich gefallen lassen, wie Emi hochkonzentriert auf das Feuer an seiner Kleidung einschlug.


    "Halt mal still, Anthi." sagte die Bantotakin, wohlweißlich nicht erklärend, warum er still halten sollte. Sie wollte nicht riskieren, dass er sich noch mehr in seine Unruhe reinsteigerte und nachher noch panisch und brennend durch die Gegend rannte. Nein, das Feuer war noch klein genug und nach einigen Versuchen auch gelöscht. "Anscheinend bist du ja Feuer und Flamme für die Idee endlich Papa zu werden." Emi kicherte und brach dann in schallendes Lachen aus. Zu herrlich! Sie hatte ja schon viele nervöse werdende Väter erlebt, aber Anthi überbot jede ihrer kläglichen Versuche um Längen.

  • Nun war Anthi völlig konsterniert. So blieb er stehen und ließ Emi machen. Am Ende meinte er nur fassungslos: "Mein Hintern hat gebrannt!" Zum Glück hatte seine Cousine schnell reagiert, denn so war er von wirklichen verbrennungen verschont geblieben, denn das Feuer hatte nur den Chiton erwischt, nicht aber die Wäsche darunter.


    Nach einigen Augenblicken hatte er sich aber wieder gefasst.

    "Das darf Pelo nicht erfahren, sonst macht sie sich nur Sorgen. geh doch bitte schnell hoch und hole mir was neues zum Anziehen. Penelope bekommt das sicher nicht mit, schließlich hat sie jetzt andere Sorgen. Dann verbrennen wir den alten Lumpen hier. Schau aber bitte, dass es auch so ähnlich aussieht wie das das ich anhabe."

  • "Ja, hat er." Emi kicherte immer noch, besonders da sie nun das aufgeregte Gesicht ihres Cousins vor sich hatte. Er schien, gelinde ausgedrückt, sehr überrascht und machte ein entsprechend dummes Gesicht, dessen Ausdruck sich erst nach einigen AUgenblicken wieder normalisierte. Daher unterdrückte auch der Lockenkopf das restliche Gekichere und nickte fleißig, als er sie um den Gefallen bat. Schnell blickte sie Anthi nochmal genau an, bevor sie sich auf den Weg machte und sich an den anderen vorbei schlich. Nach einer Weile hatte sie dann auch etwas gefunden, dass Anthi nun anziehn konnte und stahl sich auf Samtpfoten wieder zurück in die Küche. Sie reichte es ihm kommentarlos und schürte nochmal das Feuer, damit das Wasser bald kochen würde.

  • Anthi zögerne nicht lange, zog die alte Kleidung aus und die neue wieder an. Das er dabei kurz nackt war, störte ihn wenig, außerdem war Emi ja seine Cousine. Als er dann wieder angekleidet war, schmiss er die Überreste des Brandopfers ins Feuer und vernichtete so auch die letzten Beweise.


    "Danke für die Hilfe. Und was machen wir jetzt, wenn das Wasser heiß ist? Können wir dann noch irgendwas helfen? Ich weis echt nicht, was ich machen soll. Aber irgendwas muss man doch tun können, um Penelope zu helfen, oder? Du weißt da doch sicher irgendwas!"

  • "Aber natürlich helfe ich dir, Dummerchen." Emi grinste noch und blickte dann über die sauber gelagerten und ordentlichen sortierten Lebensmittel. "Ich wollte jetzt eigentlich Essen kochen, damit wir später alle etwas Stärkung haben. Gibt es etwas, dass Pelo besonders mag? Ansonsten könntest du natürlich zu ihr gehen und ihre Hand halten, wenn sie das will. Aber generell ist Kinder kriegen eher Frauensache. Mit der Hebamme und Nike hat sie fähige Frauen an ihrer Seite, über Kiya wissen wir ja noch nicht soviel."

  • Fast könnte man meinen, die Sklavin hätte darauf gewartet, dass ihr Name fiel, denn im selben Moment betrat sie die Küche. Direkt wandte sie sich an ihren Herrn.
    „Ich hab den Auftrag dich aus dem haus zu schicken, ehe du vor lauter Nervosität noch irgendwelche Dummheiten anstellst!“ meinte sie fast heiter, aber dennoch respektvoll. Schließlich wollte sie den werdenden Vater nicht verschrecken oder verärgern. „Du hast die Erlaubnis eine Taverne aufzusuchen und dich hemmungslos dem Wein hinzugeben!“ meinte sie zwinkernd, denn so war es auch der Herrin lieber. „Wenn du jedoch hier bleiben willst, dann darfst du nicht einmal in die Nähe deiner gebärenden Frau. Männer haben bei einer Geburt nicht zu suchen und könnten die Geister verärgern. Ich denke für diesen Fall finden wir sicher etwas Palmenlikör!“ meinte sie streng.


    „Inhapi sagte, das Wasser solle warm gehalten werden, bis es gebraucht wird!“


    Ihr Blick wanderte aufmerksam durch die Küche. „Wo finde Saft, Wasser und Trauben?“ Noch kannte sie sich im Haushalt nicht aus.

  • Aus dem Haus schicken? Ha, na wenn das mal gut ging. Emi grinste und blickte zu Anthi, der irgendwie immer noch reichlich verloren aussah. Es war interessant und belustigend zu sehen, dass der Athlet nicht wußte wohin mit sich selber, so sah man ihn nämlich nur ganz selten. Als Kiya die Worte der Hebamme ausrichtete, nickte Emi nur, das war ihr klar gewesen und da das Wasser kurz vorm Kochen war, konnte das Feuer etwas geschürt werden. Aber zum kochen brauchte sie ja auch etwas.


    "Du findest alles hier drinnen." sagte Emi und öffnete eine der drei Türen, die in eine kleine, dunkle Speisekammer führte. Hier war alles Notwendige sauber und ordentlich verstaut, in Amphoren oder Körben und teilweise von der Decke hängend. "Also, soll ich was bestimmtes kochen?" Sie blickte wieder zu Anthi.

  • Irgendwie wurde die Szenerie langsam bizarr. Nicht nur, dass er sich vorkam als wäre er in einem bösen Traum, so völlig verloren und machtlos, jetzt kam auch noch die Sklavin zu ihm und gab ihm die Erlaubnis sich betringen zu gehen. Die Sklavin, die er erst vor ein paar Stunden gekauft hatte! Dummheiten anstellen? Er? Er war ein ausgebildeter Iatros und behandelte kranke Menschen. Öffnete deren Körper bei Operationen, was ein enormes Fingerspitzengefühl brauchte...und nun sagte sie ihm, er solle gehen, damit er nichts dummes anstellte? Er wurde wütend und dachte dabei an Marcus Achilleos. Nun war er in einer ähnlichen Situation wie er. Am Liebsten hätte er dder Sklavin gezeigt, dass sie so nicht mit ihm reden konnte. Also normal hätte sie das durchaus tun können, aber im Moment waren seine Nerven alles andere als belastbar. Auf den Tisch zu schlagen kam auch nicht in Frage, denn er brauchte seine Hand für die Arbeit und die bald anstehenden Spiele. Und mit seiner Frau konnte er jetzt auch nicht schlafen... Aber als er so darüber nachdachte, was er tun könnte, verflog die Wut wie von selbst. Das denken hatte die Wut relativiert-was freilich nichts daran änderte, dass er die Geburt seines ersten Kindes sicher nicht betrunken in einer Taberna begehen wollte.


    "Ich werde ganz bestimmt nicht weggehen und mich betrinken", antwortete er scharf, "du kannst meiner Frau und Inhapy gerne sagen, dass ich ganz genau weis, dass Männer bei einer Geburt nichts zu suchen haben! Und ich werde mich daran halten. Aber nichts wird mich aus diesem Haus bringen, bis ich das Geschrei meines Kindes vernehme. Hast du das verstanden? Ich kann doch meine Frau nicht einfach im Stich lassen!"


    Dieser Einfall war ganz sicher von Inhapy gekommen. Anthi war sich sicher, dass Penelope niemals in einem solchen Ton mit ihm geredet hätte, auch, oder schon gar nicht, nicht über Dritte.

  • Kiya nickte dankbar Emilía zu. Es würde seine Zeit baruchen, ehe sie wusste, wo sich was befand und sie sich wie selbstständig in ihrem neuen zu Hause bewegte. Ein Blick auf ihren neuen Herrn sagte ihr, das er ihren Worten zum teil keinen Glauben schenkte und zum anderen, dass er völlig Kopflos war. Am besten wäre es wohl, wenn sie doch Palmenlikör auftrieb und ihm diesen untermogelte. Das würde ihn ein wenig ruhiger machen. In gespielter verzweiflung warf sie die Hände in die Höhe, als ihr Herr mehr oder wneiger an die Decke ging.


    "Herr, ich bin nur der Bote! Es liegt nicht in meiner Befugnis dir etwas zu befehlen.. aber ich kann dir nur raten, lenk dich ab! Geh aus dem Haus oder beschäftige dich anderweitig.... deine Nervosität wird die Geburt nicht beschleunigen und deiner Frau auch nicht helfen!" Kiya wusste nur zu gut, das sie soeben eine Gradwanderung machte, denn es stand nicht in ihrer Macht ihre, Herrn etwas zu sagen, aber vielelicht war er ja so klug um auf ihren Rat zu hören. Während dessen bereitete sie ein Tablett mit Trauben, Oliven, Wasser und Saft vor, welches für die Hebamme und die werdende Mutter gedacht war.


    "Wenn du deine Frau unterstützen willst, dann solltest du die Ratschläge der Hebamme befolgen! Ich werde dich dann hollen kommen, wenn es soweit ist... die nächste Taverna ist ja shcließlich nicht schwer zu finden!" meinte sie und wandte sich dann Emilía.


    "Du solltest etwas leichtes kochen... ich denk mal, die meisten werden nicht wirklich zu viel zu sich nehmen..." sie warf Ánthimos einen kurzen schiefen Blick zu, "dazu sind wohl alle viel zu aufgeregt!" meinte sie leicht lächelnd.

  • Für eine Weile schaute Emi zu wie Kiya alle Dinge suchte und zusammenstellte. Die Küche war zwar nicht klein, aber auch nicht groß genug, dass hier zwei Frauen gleichzeitig an verschiedenen Dingen herumwerkelten. Vor allem da Anthi in der Mitte stand und immer gereizter wurde. Er war sehr nervös und besorgt, das sah man ihm an und seine Stimme wurde schneidend scharf, das hatte Emi bei ihm so noch nicht erlebt. Aber als Kiya weitersprach nickte sie zustimmend.


    "Ablenkung wird die gut tun, Anthi. Aber die kannst du auch hier haben. Vielleicht magst du mir ja kochen helfen? Oder wir setzen uns in den Garten und reden einfach? Obwohl es wohl besser ist, du tust etwas. Wenn ich mich ablenken muß, dann mach ich etwas, bei dem ich mich stark konzentrieren muß. Oder magst du etwas trainieren? Ich guck auch zu und mach ne menge dummer Kommentare, wenn du willst."


    Sie grinste ihn an und versuchte ihn so wieder etwas zu beruhigen. Ihre SPäße kamen nicht immer bei jedem an, aber bisher hatte sie sich mit Anthi blendend verstanden. Er war so schrecklich aufgeregt, dass er ihr beinahe leid tat. Und es imponierte ihr, wie stark das Band zwischen ihm und Pelo war, sie liebten sich wirklich sehr.

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