Audienz für Iunia Urgulania
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- Aula Regia
- Tiberius Prudentius Scipio
- Geschlossen
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Der Praefectus Alexandriae et Aegypti betrat die Aula, in Erwartung, dort die ihm angekündigte Iunia Urgulania vorzufinden.
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Sim-Off: Ich bin mal so frei, auch wenn ich eigentlich noch im Officium des Mag Off's darauf warte hergebracht zu werden
Im Gegensatz zu meinen letzten Besuchen in der Aula Regia war ich nicht als Prytanin der Polis hier, sondern als römische Privatfrau. Und in dieser Rolle war ich viel entspannter und schaute mich, während ich wartete, ein wenig um. Auch der Abstand zum 'Thron' des Praefecten war geringer als beim letzten Mal, da meiner Ansicht nach zwischen freien Römern nicht jene unterwürfige Distanz bestehen sollte, wie sie zwischen Offiziellen Alexandrias und Roms bestand.
Als der Praefect dann eintraf, lächelte ich ihn freundlich, aber nicht allzu stark, an und sagte:
Salve Praefectus, ich danke dir, dass du mich empfängst.
Alle weiteren Worte würden folgen, sobald er mich aufforderte mein Anliegen vorzutragen. -
“Salve Iunia Urgulania!“, begrüßte der Präfekt die Römerin, die im politischen Leben der Stadt eine so erstaunliche und wichtige Rolle spielte.
“Ich freue mich immer dich zu sehen.“, fügte er noch hinzu und dabei wirkte er wie einer der jungen Burschen, die sich auf der Agora herumdrückten und dort die Zeit tot schlugen – sehr zum Verdruss mancher Passanten.
Selbstbewusste Frauen hatten ihn schon immer eingeschüchtert, was so gar nicht zu seiner herausgehobenen Stellung passen wollte und auch nicht zu dem soldatisch-schroffen Umgang, den er bisweilen Männern gegenüber pflegte. -
Ich lächelte, zum Teil wegen der freundlichen Worte und zum anderen auch weil ich das Gefühl hatte, dass er ein wenig eingeschüchtert war. Aber genau das war es auch, was ich immer wieder gern erlebte und was mir in meinem Leben schon so oft weitergeholfen hatte.
Fast hätte ich gesagt, dass es auch mir eine Freude war ihn zu sehen.
Ich komme allerdings in einer nicht ganz so angenehmen Angelegenheit zu dir. Da du ja, entsprechend der geltenden Verträge zwischen Rom und Alexandria, für die Rechtsprechung in Alexandria zuständig bist, möchte ich dir eine Klage vorbringen. -
“Oh!“, entfuhr es dem Präfekten und er wurde ernst.
“Eine Klage... ähm... gegen wen denn und weshalb?“ -
Jetzt wurde es ernst und so wurde auch mein Gesichtsausdruck sehr ernst und ich räusperte mich leicht.
Gegen den Civis Appius Terentius Cyprianus wegen Beleidigung, übler Nachrede und Nötigung.
begann ich dann.
Und gegen den Praefectus Legionis Appius Terentius Cyprianus wegen Missbrauch seiner Amtsgewalt sowie Amtsanmaßung.
Ich hoffte, dass der Praefect die klare Trennung sah, die ich zwischen dem Terentier als Privatperson und als Amtsträger machte. Vor allem, da ich hoffte, dass er wenn nur eine von beiden Klagen sofort niederschmettern konnte.
Ich beziehe mich dabei auf jenes Schreiben des besagten Mannes an das Prytaneion der autonomen Polis Alexandria, das dir bekannt sein dürfte. Ich zitiere auch gern jene Textstellen, die mich zu meiner Klage animierten, wenn du dies wünschst. -
“Oh!“, entfuhr es Germanicus Corvus.
“Terentius Cyprianus... ähm... er... ist ein bedeutender Mann.“Scheinbar war sich der Präfekt des kleinen juristischen Details nicht wirklich bewusst, dass Iunia Urgulania zwischen dem Privatmann und dem Befehlshaber der XXII. Legion unterschieden hatte. Aber er war nun einmal auch kein Jurist, sondern ein Soldat.
“Ich nehme an, dir ist die Tragweite einer solchen Klage bewusst?“
Und das er kein Jurist war, das machte er mit der nächsten Bemerkung noch einmal mehr als deutlich:
“Also... ich weiß nicht, aber... ich kann deine Klage in meiner Eigenschaft als Statthalter aufnehmen, aber ich weiß gar nicht, ob als Richter dann zuständig wäre. Das wäre wohl eher der Praetor Urbanus in Rom, wenn nicht gar der Kaiser persönlich.“Corvus kratzte sich unbehaglich den Handrücken.
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Ich sah das Unbehagen, dass ich dem Praefecten bereitete nur zu deutlich und wenn mir ein anderer Weg offen gestanden hätte, hätte ich ihn gern aus dieser ganzen Angelegenheit herausgelassen. Aber als Prytanin konnte ich Alexandria nicht so ohne weiteres verlassen um in Rom eine Klage einzureichen und durchzufechten und so blieb mir nur die Möglichkeit auf die Einhaltung der geltenden Verträge zu pochen.
Gemäß der Katastasis Alexandres, Paragraph Sieben, liegt die Rechtsprechung innerhalb der Mauern Alexandrias in den Händen des Augustus, beziehungsweise in den Händen des Praefectus Aegypti, also deinen. Im Zweifelsfall vermutlich sogar in denen deines Iuridiculus.
gab ich zu bedenken.
Und ja, mir ist bewusst das Terentius Cyprianus ein relativ bedeutender Mann ist und dass diese Klage eine gewisse Tragweite hat. Aber ich bin mir auch bewusst, dass Terentius Cyprianus ein Mann ist, der mir, einer freien Bürgerin Roms, mit dem Tod am Kreuz gedroht hat. Und das ist eine Tat, die in ihrer Tragweite noch viel größere Kreise ziehen kann.
Ich schaute den Praefecten mit festem Blick an.
Ich kann meine Klage, sofern dir das lieber ist, natürlich auch postalisch nach Rom schicken.
Kurz dachte ich darüber nach zu erwähnen, dass dies möglicherweise in Rom den Eindruck erwecken könnte, dass der Germanicer mit der Rechtssprechung in Alexandria überfordert sein könnte, doch verwarf ich den Gedanken ersteinmal, da ich mir sicher war, dass der Praefect sich dies selbst auch ausmalen konnte. -
“Am Kreuz? Eine römische Bürgerin? Nein, nein, dass ist undenkbar!“, rief Corvus aus, denn das war eine Strafe, die von jeher Ausländern und Unfreien vorbehalten war.
“Aber... ähm... die Klage einer Römerin gegen einen Römer und dazu noch gegen den Legaten einer Legion, die bekanntlich außerhalb Alexandrias stationiert ist... also... nein, ich denke, darüber sollte ein Praetor befinden.“
Es war offenkundig, dass der Präfekt die Brisanz eines solchen Verfahrens scheute und sich nicht darum riss, mit dieser Sache mehr als nötig zu tun zu haben.
“Aber ich kann deine Klage nach Rom weiter leiten. Es sei denn, du willst es dir nicht vielleicht doch noch einmal überlegen. Ein klärendes Gespräch ist manchmal viel besser als ein Gerichtsverfahren, sehr viel besser.“
Er sah sie fragend an, wenngleich mit nicht sehr viel Hoffnung.
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Meine Hoffnung darauf, dass der Praefect sich davor scheute, dass man ihm in Rom Unfähigkeit vorhalten konnte, zerplatzte mit einem Mal. An Stelle dieser Hoffnung trat die Sorge, dass es sich lediglich um eine Verschleppungstaktik handelte, mit der der Praefect seinen Untergebenen schützen wollte. Immerhin wusste der Statthalter sicherlich ganz genau, dass ich Alexandria so ohne weiteres nicht verlassen konnte und dadurch die Verjährung der Taten drohte.
Die Meinung, die ich bisher von meinem Gegenüber hatte erhielt einen kräftigen Schlag, hatte ich doch bisher immer gedacht, ihm lägen Frieden und Ordnung mehr am Herzen als das Wohlergehen eines anmaßenden Legionskommandanten.
Aber ich verschluckte meinen Ärger darüber vorerst.
Auch wenn es die von mir am wenigsten präferierte Möglichkeit ist, bleibt mir dann ja nicht viel anderes übrig, als das Ganze in die Hände des Praetors in Rom zu legen.
Ich schüttelte leicht den Kopf, war mir doch schon jetzt klar, das jede Aussicht und Hoffnung auf einen Erfolg der Klage oder überhaupt auf eine Bearbeitung damit begraben wurde.
Ein klärendes Gespräch wird in diesem Fall nichts bringen, befürchte ich, denn die letzten Zusammentreffen mit Terentius Cyprianus zeigten mir recht deutlich, dass er in mir nicht mehr sieht als eine Verräterin, die mit den, seiner Meinung nach feindlichen, Griechen kollaboriert. -
Germanicus Corvus atmete hörbar aus.
“Das ist bedauerlich, wirklich bedauerlich. Aber es ist unmöglich! Ich kann dem Präfekten einer der beiden hier stationierten Legionen auf keinen Fall in Alexandria den Prozess machen. Nein, dass geht nicht! Er wurde vom Imperator selbst eingesetzt. Täte ich es, dann könnte man mir Amtsanmaßung vorwerfen.
Als Oberbefehlshaber in Aegyptus kann ich ihn zurechtweisen und ich garantiere für deine Sicherheit. Du kannst unbesorgt sein, so lange ich hier das Sagen habe, wird kein römischer Bürger und keine römische Bürgerin gekreuzigt werden. Davon einmal abgesehen, halte ich diese Drohung, so sie denn ernst gemeint war, einer Dame gegenüber für nicht statthaft, natürlich unverschämt und in deinem Fall, selbstverständlich, für vollkommen unbegründet.
Ich kann dich nicht davon abhalten, deine Klage vor einen Praetor zu bringen. Aber... also... in Rom wird das keinen guten Eindruck machen...“Und damit meinte er zweifellos, dass eine solche Klage ein schlechtes Licht auf seine Statthalterschaft werfen würde. Denn ihm war sehr daran gelegen, dass man dort glaubte, er hätte die Lage hier, in dieser für das Imperium so wichtigen Provinz, voll und ganz im Griff, auch wenn dies von Woche zu Woche immer weniger der Fall zu sein schien.
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Eben das ist der Grund, das ich die Sache gerne hier von dir klären lassen wollte. Denn es liegt mir fern in Rom schlafende Hunde zu wecken.
sagte ich, denn dies war in der Tat so. Schliesslich wollte ich nicht, dass dieser Statthalter, der eigentlich eine sehr dankbare Besetzung dieses Postens war, von hier abgezogen und im schlimmsten Fall gar durch den Terentier ersetzt wurde.
Nun gut, ich werde vorerst auf die Klage verzichten, sofern du mir garantierst, dass er im Rahmen deiner Möglichkeiten zur Rechenschaft gezogen wird und dass du mein Leben und das meiner jungen Verwandten Iunia Axilla vor jeglichen Reaktionen des Praefecten schützen wirst.
sagte ich nach kurzem Überlegen. Würde der Statthalter die Provinz verlassen, wäre ich so zwar gezwungen sie dann ebenfalls zu verlassen, aber dies war ein geringer Preis für eine gewisse Genugtuung. -
'Zur Rechenschaft gezogen' – diese Formulierung löste bei Corvus dann doch ein wenig Unbehagen aus, denn der Praefectus Legionis war ihm zwar unterstellt, aber nicht von ihm ernannt worden. Außerdem hatte es sich schon seit Monaten gezeigt, dass sich Corvus gegen den sehr selbstbewussten Terentius Cyprianus nur bedingt durchsetzen konnte.
Trotzdem nickte er und sagte: “Du kannst ganz unbesorgt sein.“
Leider klangen seine Worte dabei nicht ganz so überzeugend wie er es wollte.
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So ganz sicher war ich mir ob der Antwort des Praefecten allerdings nicht. Sie klang weder für mich sonderlich überzeugend, noch offenbarte sie mir ein übermäßiges Mass an Überzeugung des Statthalters. Doch ich würde auf ihn vertrauen, denn viel anderes blieb mir vorerst nicht übrig, vor allem nicht wenn ich weiterhin in Alexandria bleiben wollte.
Ich lächelte etwas.
Ich danke dir, Praefectus. Dann möchte ich dich auch gar nicht weiter in Beschlag nehmen und mich entfernen, sofern dir dies recht ist. -
“Ja, äh..., ja, natürlich. Ich wünsche dir einen schönen Tag, Iunia Urgulania. Vale!“
Germanicus Corvus versuchte freundlich zu wirken. Doch innerlich war er aufgewühlt und wie schon bei dem erst kurz zurückliegenden Antrittsbesuch der Pyrtanen war es wieder die Feindschaft zwischen den Würdenträgern der Stadt und dem Praefectus Legionis der XXII., die Ursache seiner Unruhe war. Froh war er nur, dass er die drohende Klage vor einem Praetor in Rom gerade noch hatte abwenden können. Aber eine Lösung des Problems, auch dass wusste er, war das noch lange nicht.
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Den wünsche ich auch dir, Praefect. Vale.
sagte ich und verliess dann die Aula Regia und kurz darauf die Regia selbst.
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