Res Gestae des Tiberius Aurelius Avianus

  • Seine Amtszeit war vorüber, war sich der scheidende Vigintivir im Klaren und er hatte sich viele Gedanken darüber gemacht wie er diese wohl ausgenutzt hatte und was er hätte besser tun sollen. Wer er gut? Schlecht? Unterirdisch? So schlecht, dass man es nicht in Worte fassen konnte? Avianus war zumindest sehr schlecht darin, sich selbst zu beurteilen. Hatte er ein Urteil von sich selbst, beruhte es meistens auf die Aussagen anderer, und dies war mehr oder minder verlässlich, wie er fand. Davon abgesehen, dass nicht jeder die Gleiche Meinung hatte. Also blieb ihm bei seinem letzten Tatenbericht, welchen er in Form einer gut durchdachten Rede abgab, nur übrig, rein sachlich alle seine Tätigkeiten und Errungenschaften aufzuzählen, in der Hoffnung auf ein gutes Ankommen beim hier anwesenden Volke. Dieses würde immer seine ehrliche Meinung über Politik haben - entweder würde man Avianus mit Rosen oder roten, italienischen Tomaten bewerfen. Die Auswahl war also eng.
    Als die Kandidaten vor dem jungen Aurelier abschlossen, trat Avianus nach vorne auf das Rostrum, fühlte diesen Gang wie eine Ewigkeit auf sich einwirken und hunderte Augen zu ihm blicken. Die Amtszeit kam ihm nicht wie eine Ewigkeit vor, im Gegenteil - wenn man arbeitete, verflog sie so schnell, dass man das Ende dieser kurzen Zeit nicht einmal richtig einschätzen konnte.


    "Bürger Roms!", zog der ehemalige Decemvir die Aufmerksamkeit auf sich, "Erbschaften, Testamente und die Erfüllung der letzten Wünsche der Verblichenen - dies waren Aufgaben, für die ich, der Decemvir litibus iucandis Tiberius Aurelius Avianus, mich eingesetzt habe! Wo andere eine solche schwere Aufgabe gescheut haben, habe ich die Hürde in Kauf genommen, das Gesetz zu studieren und nach dessen Willen die Erbschaften zu verteilen, wie es von mir gefordert wurde, damit jeder das bekommt, was ihm rechtmäßig zusteht! Und habe ich es versprochen, diesen Eid habe ich geschwört! Weshalb habe ich das wohl getan?!"
    Avianus legte eine theatralische Pause ein. Er hatte vor dem Senat gesprochen, er hatte vor einem Dutzend Menschen gesprochen und vor Spiegeln stundenlang geübt, um eine Technik bei Reden zu entwickeln - denn es kam auch auf die Präsentation seiner selbst an. (Er wollte vielleicht noch einmal gewählt werden...)
    "Das habe ich für euch getan, Bürger Roms! Das habe ich getan, um dem Staat und dem römischen Volke zu dienen! Ich danke dem Senat, der mir mit seiner Zustimmung und Unterstützung die Ehre gewährt hat, dieser edlen Pflicht nachzukommen! Die Möglichkeit zu haben, hat mich glücklich werden lassen, und ich möchte zumindest hoffen, dass jeder bekommen hat, was ihm zusteht, denn viele Fälle musste und habe ich bearbeitet - ich habe es nicht gescheut, eigene Zeit zum eurem Wohle zu verlieren!
    Die Rede des jungen Aureliers neigte sich dem Ende zu, glücklicherweise ging diese schnell, denn das wollte und brauchte Avianus jetzt eigentlich.


    "Ich danke für euer Gehör, Mitbürger!" Damit hob Avianus die Hand und trat wieder ganz zurück, um unscheinbar zwischen den anderen scheidenden Amtsträgern zu versinken...



    Sim-Off:

    Weil ich das vergessen habe, bin ich extra aus Germanien zurückgereist... :D
    Nunja, ich möchte keine Zeit verschwenden für mein senatorisches Tribunat. Deshalb möchte ich bitten, so Postings aufkommen, die meiner Antwort bedurfen, sie bis Montag, 18:00 Uhr reinzuschreiben - sonst reise ich wieder ab. :)

  • Natürlich war Ursus anwesend, als Avianus seinen Tätigkeitsbericht vor der Öffentlichkeit zum besten gab. Er fand ja, daß der Vetter sein Licht allzu sehr unter den Scheffel stellte. Denn er hatte hautnah mitbekommen, wieviel Arbeit sich Avianus mit der Bearbeitung der Erbschaftsfälle gemacht hatte. Nicht zuletzt hatte er ja auch schon vor seiner Amtszeit den letzten Decemviri bei ihrer Arbeit geholfen und somit schon vor seinem eigentlichen Amt ungeheuer viel Zeit und Mühe in diese nicht gerade einfache Tätigkeit investiert. Auch das hätte das Volk ruhig erfahren sollen. Hier draußen war nicht der Moment, bescheiden zu sein. Doch wenigstens versuchte Ursus, dies mit besonderem Applaus wieder wettzumachen. Seine selbstverständlich mit anwesende Klientenschar tat es ihm gleich und so manches besondere Lob ließ sich hören.

  • Einerseits aus Langeweile, da er nichts anderes zu tun hatte, andererseits aber auch aus Interesse an den (noch) Magistraten und vor allem deren Reden, hatte sich auch Sabinus auf dem Forum Romanum eingefunden um den Res Gestae zu lauschen. Als der Vinicier das Forum erreichte, trat gerade einer der scheidenden Vigintivire vor das Volk um rechenschaft über seine Amtszeit abzulegen. Tiberius Aurelius Avianus hieß der Mann. Aurelius Avianus... Der Name und auch das Gesicht jenes Mannes kamen ihm doch bekannt vor! Nach einigem Überlegen fiel es Sabinus wieder ein! Er hatte den Aurelier kurz vor seiner Abreise nach Spanien, es war also schon relativ lange her irgendwo in Rom getroffen! Der Vinicier musterte den Redner. Damals, als sie sich getroffen hatten, waren sie beide einfache Cives, einfache Bürger gewesen, und jetzt war Avianus scheidender Vigintivir und bald vermutlich Tribunus Laticlavius bei irgendeiner Legion, und er, Sabinus war immerhin Primicerius am Kaiserhof.


    Die Rede selbst war ein wenig kurz, nicht sonderlich ausführlich. Sabinus war sich aber sicher, dass der Aurelier das, so hatte er sich sagen lassen sehr arbeitsaufwändige Amt des Decemvir Litibus Iucandis sehr gewissenhaft und sorgfältig erledigt hatte. Daher fiel der Vinicier in den aufkommenden Applaus ein und grinste Avianus, wenn der es auch sicher nicht sehen konnte leicht zu.

  • Bei der vorerst letzten Rede seines Klienten in Rom wollte Macer natürlich nicht fehlen. Bei den wenigen Schritten von seinem Büro aus bis zur Rostra war dies aber auch kein sonderlich schwieriges Vorhaben. Ruhig verfolgte er die Rede und musste einmal Schmunzeln, als der scheidende Vigintivir eine zumindest sehr seltene Vergangenheitsform für 'schwören' verwendete. Am Ende der Rede hatte er keine Fragen, sondern klatschte mit den anderen Zuhörern gut sichtbar Beifall. Wieder ein Klient mehr, der auf eine erfolgreiche Amtszeit zurück blicken konnte. Langsam wurde es Zeit, dass Macer wieder einmal selber kandidierte.

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