Taverne zum Langfinger | Ein ereignisreiches Wuerfelspiel

  • Die Taverne zum Langfinger ist eine der nennenswertesten Etablissements in Transtiberim. Die Geschichte der Taverne ist fast so unglaublich wie die Haesslichkeit ihrer Besitzerin.
    Die Taverne wurde vor 50 Jahren gegruendet, um Gaunern, Kriminellen, Schmugglern, Sektieren und sonstigem Abschaum einen Platz zu geben, um sich anzusaufen. Dies war das Schicksal der Taverne bis vor 5 Jahren, als die Oberschicht von Rom es fuer sich entdeckte. Angeblich war es spannend und unglaublich, in jener Taverne etwas zu trinken. Die Banditen verschwanden. Die Schnoesel und Zicken aus den reichen 10.000 von Rom erkoren den "Langfinger" zu einem Abenteuerlokal, wo man hinging, wenn man sich besonders mutig oder laessig fuehlte. Zwar war das Bier schaal, der Wein korkig, der Schnaps ranzig... doch die Taverne hatte einen unerreichbaren Kultstatus. Ihm haftete etwas Verbotenes an. Der Wirtin war es recht, sie machte gutes Geld dadurch.


    Sieht in die Runde, verehrte Leser. Ein Laden, voll mit jungem Volk aus dem Patriziat oder dem reichen Plebs. Der Geldbeutel klingelt. Viel Geprotze findet hier statt.
    Sieht zum Beispiel den jungen Mann da hinten, der sich mit seiner neuesten Erwerbung bruestet.


    Die erwaehnte Neuigkeit war ein Sklave aus Noricum. Ein gewaltiger Mensch, gross wie ein Berg. Er musste erniedrigende Kunststuecke machen. Man gab ihm eine Eisenstange und forderte ihn auf, sie zu verbiegen. Er blickte sie abschaetzig an und verdrehte sie dann wie ein Stueck Gummi. "Do, host wieder.", grollte er und gab dem lachenden Eigentuemer das Stueck Eisen zurueck.


    Die Szene entging nicht einem jungen Patrizier, der weiter hinten an einem Tisch zusammen mit einem sehr minderbemittelten Sklaven sass. Man hatte ihm gesagt, der Laden waere Klasse. Piso fand das nicht. Es war schaebig. Bar jeder Aesthetik. Man konnte nichts tun, als sich anzusaufen.
    Er wollte schon gehen, da sah er, wie der Mann drueben aufstand. Wohin wollte der? Er kam geradewegs auf ihn zu. Den Sklaven, der gerade noch eine Eisenstande vebogen hatte, trottete freiwillig auf ihn zu.
    Der Kerl setzte sich, ohne zu fragen, auf den Stuhl neben Piso und fragte: "Salve! Du schaust nicht gerade aus, als ob du dich amuesierst. Ich bin Lucius Manlius Vulso. Wer bist du?"
    "Aeh, Aulus Flavius Piso. Ich wollte gerade gehen und..."
    "Nichts da! Wir spielen zuerst ein Gluecksspiel."
    "Ich denke, ich sollte..."
    "Nein.", meinte Vulso und gab dem Sklaven einen Wink. Dieser trottete naeher. Piso erstarrte. Der Kerl musste zum Vergnuegen Koepfe eindruecken wie Eier.
    "Aeh, was schlaegst du vor?", fragte er eingeschuechtert.
    "Ein Gluecksspiel. Ich habe hier Wuerfel. Wir spielen um unsere Sklaven. Wenn ich verliere, gehoert meiner dir. Wenn du verlierst, gehoert deiner dir." Er kicherte, so wie es komplett Betrunkene zu tun pflegen.
    "Aber..." Piso schaute schraeg zu Cassivellaunus hin. Dieser schlotterte vor Angst, staendig auf den Huenen schauend. "Ich will wirklich nicht..."
    "Doch. Du willst. Sonst kommt Ratomagnus auf den Plan."
    "Artomaglos, des is mei Name.", murmelte der gerade Erwaehnte.
    "Wurscht! Du bist mein Wetteinsatz! Und dein Sklave ist deiner, Flavius Piso! Hier!", meinte er und holte 3 Wuerfel raus und wuerfelte sie auf den Tisch hin. Bei der Geste konnte man wieder die eindeutige Betrunkenheit von Vulso sehen. Trotz eines schlecht ausgefuehrten Wurfes war das Ergebnis bemerkenswert gut. "Haha! Zwei Sechser, ein Vierer! Das kannst du nicht toppen! Du kannst unmoeglich mehr Punkte kriegen! Dein Sklave ist meiner!"
    "Nein, ist er nicht."
    "Er ist meiner, wenn du nicht wuerfelst."
    "Da war kein Einverstaendnis."
    "Wuerfel! Sonst schlaegt Warzobragus dich zu Brei!", rief, nein, schrie Vulso.
    Piso war verduzt. Ohne wirklich zu wissen, was er tat, von der shcieren Furcht getrieben, packte er die Wuerfel und rollte auch sie. Dann kniff er seine Augen zu.
    Totenstille herrschte, als Piso geworfen hatte. Kein Jubeln von Vulso. Er oeffnete die Augen wieder.
    3 Sechser.
    Er hatte gewonnen.

  • Der Kerl ging ihm auf die Nerven. Es war direkt unglaublich. Gerade vor 2 Tagen wurde er von dem Burschen für einen gewaltigen Batzen Geld vom alten Tranquilus, oder wie der hiess, gekauft. Und er hatte nicht gezögert, ihn, den Riesen aus den Alpen, wie man ihn nannte, herzuzeigen. Wie diese Dumpfbacke hieß, irgendwie Luzifer Mandelfuß Vulgär, konnte Artomaglos nicht im Kopf behalten. Es ist entsetzlich. Wos fiar a Grattler, dachte er sich und schüttelte wiederholt den Kopf, als er herumgezeigt wurde. In irgendeine Taverne in einem ganz miesen Viertel waren sie. Keine Berge in Sicht. Da kau ma jo Plotzaungst krieg’n. Teilnahmslos nahm er die Eisenstücke entgegen und verbog sie zu witzigen Figuren. Die Augen waren da, der Mund bewegte sich, aber seine Gedanken waren schon längst nicht mehr hier. Sie waren zuhause, auf der Alm. Wie sehr er es vermisste. Aber etwas anderes hatte er sich nicht verdient.
    In jenem Moment zog ihn Vulgaricus, oder so, zu ihm hin. „Siehst du den Typen da drüben? Dem, hicks, nehme ich den Sklaven ab. Und du hilfst mir dabei.“ Jo supa, das Nudlaug hot scho wieda an Tulliö, und i muass des ausbaden. Na servus, Majestät. Unwillig trottete Artomaglos dem Manlier nach und hörte der Konversation zu. Der Kerl war komplett besoffen, wie er sich anhörte, und dem anderen war überhaupt nicht wohl. Der wird wui hoffentlich aufsteh’n und si schleichen, dachte sich Artomaglos. Aber weit gefehlt. Der Mann – was war sein Name? Genau! Jaulus Flaschius Pisskopf. Netter Name. Er nahm die Würfel und würfelte, obwohl man 2 Sechser und einen Vierer nur schwerlich überbieten kann.. Mumm hot a jo. Und boid kan Sklaven mehr.
    Um so größer war seine Erstaunung, als er sah, was Pisskopf gewürfelt hatte. Nicht schlecht, dachte er sich. Der Fremde gewann eine ordentliche Farbe zurück und zeigte ein belämmertes Grinsen, welches aber an Beknacktheit sicher nicht an das seines Sklaven herangelangte. Vulzifulzi oder wie der hieß war kalkweiß geworden.
    Plötzlich stand sein Herr auf und zog einen Dolch, den er an seinem Gürtel hängen hatte. Diesen setzte er mit einer blitzschnellen Bewegung, noch bevor der Flaschier reagieren konnte,jenem unter die Nase. „Ich, hicks, kann nicht verlieren! Ratzoflagus! Erschlage ihn!“
    Des is zuvü. Mein Naumen konnst da no immer net merken. Des gibt Saures, des sog i da.„Ratzofratzus! Ich verlange, dass...“ Dies waren seine letzten Worte, bevor er am nächsten Morgen mit einem Brummschädel aufwachen würde. Artomaglos hatte einen Stuhl genommen und jenem den Manlier auf den Schädel gehaut. Es machte einen Kracher, als das Holz splitterte, und Vulso verdrehte seine Augen.
    Der eine junge Patrizier sackte mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck zusammen, der andere blickte Artomaglos fassungslos an. „Nenn mi nie wieder Ratzodingsbums. I bin Artomaglos.“, brummte der Noriker zum bewusstlosen Vulso hin und blickte dann Piso an. „I glaub, du bist jetzat mei neicher Herr.“
    Vor 10 Jahren oder so hätte so ein Vorfall den meisten Gästen ein müdes Lächeln abgerungen. Doch die Zeiten hatten sich geändert. Jetzt war dies eine noble Hütte. Und dies manifestierte sich darin, dass Artomaglos, als er seitlich aufblickte, in Duzente von aufgebrachten Augenpaaren schaute. Ja, Vulso hatte einige Freunde, die nicht gerade erfreut waren über Piso oder Artomaglos. „I glaub, mir suin uns zupfen.“, machte Artomaglos deshalb ruhig, packte Piso und Cassivellaunus am Kragen und zog sie langsam mit sich.

  • Piso starrte gebannt auf die Wuerfel. 3 Sechser. Das gab es nicht. Bei den Goettern, das konnte nicht wahr sein. Seine haende zitterten. Wieso hatte er geworfen? Er war eingeschuechtert gewesen... leicht betrunken... und er hatte den Sklaven haben wollen. Ja, er wollte einen Sklaven haben, der Eisenstangen verbiegen konnte. Sein Grinsen war unbewusst, er wollte es selber nicht
    Das Gesicht des Vulso verzog sich, nach ein paar Sekunden des Erstaunens, zu einer Fratze der Wut und Verzweiflung. Er stand auf, lallte irgendetwas und zog einen Dolch. Piso fuhr zusammen und rueckte nach hinten, sich des Umstandes, dass ihm dies nicht helfen wuerde, bewusst.
    Er wollte um Hilfe bruellen. Aber es ging nicht. Er konnte nur noch den Dolch, so reich verziert und scharf und glaenzend, anstarren. Verdammt. Das konnte doch nicht das Ende sein.
    Und das war es auch nicht. Der Dolch entglitt der Hand des betrunkenen Patriziers. Der Koerper, der ihn gehalten hatte, fiel zusammen. Der Kopf schlug auf den Tisch auf. Piso hatte sehr wohl gesehen, was dies verursacht hatte. Der Noriker, der dem Betrunkenen einen Stuhl ueber den Grind gezogen hatte.
    Er fuhr schnell mit der Hand zum Mund des Geschlagenen. Er atmete noch. Gut. Doch genau, als er sich beruhigt wieder in seinen Stuhl sacken lassen wollte - obwohl gerade dies nicht die richtige Entscheidung gewesen waere, wurde er gepackt. Gleichsam Cassivellaunus. Piso war zu muede, zu betrunken, zu erschrocken, um Widerstand zu leisten.
    Schwammig erblickte er vor sich eine Meute, die sich ansammelte. Sie schwieg. Sie blickte die drei sich aus der Taverne schleichenden nur ruhig an.
    Dann brach die Hoelle los.
    Einer fing an. Er rief: "Lucius!", und rannte auf den Bewusstlosen zu. Ohne den Puls zu fuehlen, oder sonst etwas zu machen, um festzustellen, ob der Mann noch lebte oder schon jenseits des Styx war, bruellte er: "Fasst die Moerder!"


    Artomaglos rannte, wie er noch nie gerannt war. Fast schon bereute er seine Entscheidung, dem Kerl eine auf die Ruebe gegeben zu haben. Aber sonst haette Vulso Piso getoetet. Noch einmal fuer einen Tod verantwortlich sein wollte er nie wieder.
    Piso und Cassivellaunus hinter sich herschleifend, rannte er. Die beiden erwachten jetzt halbwegs wieder und fingen nun auch selbststaendig zu Laufen an.


    In der Taverne hatte man laengst festgestellt, was wirklich passiert war, und dass Vulso sein Missgeschick redlich verdient hatte. Doch zweien war das nicht gesagt worden. Sie waren gute Freunde des Vulso und waehnten ihren Freund tot. Und waehrend sich die Meute im Langfinger beruhigte, hetzten die beiden reichen Roemer den armen Artomaglos mit seinem "Gepaeck" weiter. Fast den ganzen Weg bis zur Tiberinsel.

  • Raus aus der Taverne! Nichts wie raus! Die Ausgangstür aufgerissen. Den Römer und den Britannier durchgeschubst. Die Tür zugeknallt. Und rennen, was das Zeug hält. So a Schererei mit der Remer, dachte er sich missmutig. In seinem Rennen wurde er erheblich dadurch gerhindert, dass er Cassivellaunus und Piso, Mitreisende wider Willen, mitschleifte.
    Einen Moment. Wous hoit mi davon ob, dass i jetz abhau? Ich kennt die beiden den Mob hinwerfen. Und daunn die Fliagn mochn. Der Gedanke war verlockend. Aber er führte ihn nicht durch. Es wäre das Todesurteil für die Zwei, in die Fängen des wütenden und besoffenen Mobs zu geraten.
    Also zog er sie weiter, in eine Hintergasse. Er blickte sich kurz um, die meisten hatten die Verfolgung abgebrochen, bis auf zwei, die sich besonders toll vorkamen.
    Artomaglos blieb stehen und schubste seine beiden Schützlinge nach vorne. Dann drehte er sich um und breitete seine Arme aus, als wollte er die beiden umarmen statt ausser Gefecht setzen.
    Es waren ein Dünner, Grosser und ein Dicker, Kleiner, die noch dahergelaufen kamen. Der Grössere war schneller, selbstverständlich.
    Der Große lief voller Elan dem Kelten aus Noricum entgegen. Gerade wollte er ansetzen zum Angriff. Mit der Faust direkt ins Gesicht. Genau. Das würde dem Aufsässigen eine Lehre erteilen.
    Doch unvermittelt fühlte er sich in die Höhe gehoben. Was das war, das würde er vermutlich sein ganzes Leben nicht mehr feststellen. Die Welt machte eine unvermutete 90-Grad-Drehung. Sein Körper schlug auf etwas auf. Und dann auf eine zweite Sache. Was das Erste war, dass wusste er nicht, aber das Zweite war ein alter Bekannter – das kalte und harte Kopfsteinpflaster Roms.
    Nun zum Zweiten, zum Dicken. Auch er rannte. Zum Kelten hin. Er war etws verwundert, als sein Freund vor ihm eine seltsame Bewegung machte. Durch sein Hirn schoss ein Gedanke: schon kurios, wie die Leute heutzutage in die Luft schießen, sich dann in der Luft herumdrehen und auf dich mit einer Mordsgeschwindigkeit zuschießen – nun, dies war sein letzter Gedanke, bevor er bewusstlos zusammensackte.
    Artomaglos hatte den ersten gepackt, ihn hochgehoben und ihn als Keule benutzt, um seinen Freund niederzustrecken. Dann warf er ihn beiseite, wie ein nutzloses Stück Holz. 15 Fuß entfernt traf der Erste am Boden auf und war fürs erste auch einmal entsorgt.
    Dann blickte er zu seinem Herren hin und kratzte sich am Kopf. Jetzt könnte er gehen! Gefahr gebannt, Herr nicht fähig, dich zu verfolgen. Aber, auf der anderen Seite, wie weit würde er kommen? Zu den Toren der Stadt. Dann würde man ihn aufgreifen. Und zu Manlius Vulso bringen. Nein. Er würde fürs erste einmal hier bleiben.
    Vielleicht wäre er geflohen, hätte er gewusst, dass sein alter Besitzer sich weder an den Namen noch das Aussehen seines ehemaligen Sklaven noch dem Kerl, der ihm ihn abgeluchst hatte, erinnern können würde, sosehr er auch sein Hirn zermartern würde.
    Er reichte Piso die Hand. „I bin der Artomaglos. Und du bist der Pisskopf. Nett, di zum Treffen.“, meinte er mit tiefer Stimme. "Wous nun, ha? Wou is dei Casa?"

  • Während Artomaglos sich als in heldenhaften Taten übte, wie ein Stier Leute umherwarf und dafür sorgte, dass seine Widersacher ordentlich Prügel bezogen, starrte Piso nur blöde um sich. In dieser Hinsicht hatte er seinem Sklaven Cassivellaunus nicht viel voraus, welcher ebenfalls ganz benebelt war. War dies ein Traum? Es musste eine Wahnvorstellung sein. Im Leben konnte es keinen kerl geben wie Artomaglos. In einer schäbigen Gasse in Transtiberim zu landen, herausgejagt zu werden aus einer miesen Kneipe, fast abgestochen zu werden – das konnte nicht sein. Es war, wie gesagt, ein schlechter Traum. Sicher würde er gleich erwachen. Phrima, die nette raetische Kammerdienerin, würde ihn jetzt gleich aufwecken, er würde ihr großspurig erklären, dass sie das Schönste an seinem Morgen wäre, sie würde wie immer schüchtern und verunsichert lächeln, etwas in ihrem heimatlichen Dialekt stottern und sich dann aus dem Staub machen, während es ihr leicht schauderte, und dann würde er sich an einen reichhaltig gedeckten Frühstückstisch begeben und sich denken, wie seltsam manche Träume doch waren... und vor allem realistisch.
    Hm, aber was ist, wenn Option B ins Spiel kommt? Also, dass dies kein Traum ist? Wenn dies alles wirklich passiert war? Er tippte Cassivellaunus an die Schulter.
    „Pssst. Casse.“
    „Heeeeeeeeeeeerr?“
    Atme mich an.“
    Wie?“
    Atme mich an.“
    Cassivellaunus blickte Piso erstaunt an, doch dann tat er wie getan. Ein fürchterlicher Gestank fuhr in Pisos Nase hinein. Von so etwas wäre er unweigerlich erwachte. Aber er war noch immer hier.
    Den Kampf hatte er nur nebenbei mitgekriegt. Artomaglos hatte den beiden so schnell den Garaus gemacht, dass es zugleich eine Freude wie auch ein Schrecken war.
    Und nun trottete der Koloss auf die beiden zu. So. Der würde jetzt kurzen Prozess mit uns machen, dachte sich Piso und fuhr zusammen. Er hatte Angst, jawohl. Angst vor seinem neuen Sklaven. Weit würde Artomaglos natürlich nicht kommen, aber Piso wieder lebendig machen würde das auch nicht mehr.
    Doch anders, als er es sich erwartet hatte, holte Artomaglos nicht aus, um Pisos Existenz aus der Welt zu stampfen, sondern er reichte ihm die Hand. Unglaeubig blickte Piso jene an. Instinktiv schuettelte er die Hand – fast wurde sie zerdrueckt. Er verkniff sich einen Schmerzensschrei. Durch die Flut von Schmerzen kamen die Worte des Artomaglos... wie?
    Piso liess die Hand los und schüttelte sie ein wenig. „Aulus Flavius PISO.“, meinte er so würdevoll wie möglich - was nicht viel heissen sollte, er war durchschwitzt und seine Stimme war zittrig und heiser - und blickte den Sklaven seltsam an. „Äh, ich wohne in der Villa Flavia... am Quirinal...“, meinte er verunsichert. „Und du willst dort mit mir mitgehen? Ich meine, wieso...“ Er unterbrach sich. Wenn er den Barbaren fragen würde, wieso er ihn nicht einfach tötete, konnte die Flasche fast noch auf die Idee kommen, dies zu tun.

  • Die beiden Schwachmatikerflüsterten sich gegenseitig irgendeinen Stuß zu, als Artomaglos zu ihnen hinkam, aber es schien nicht über ihn zu sein, also war ihm das wurscht. Er nahm nicht an, dass Pisos Hand besonders ausdauerhaft war, also drückte er sie nicht wie wild, sondern fasste sie nur sehr, sehr leicht. Trotzdem schien dem Flavier ein ordentlicher Schmerz zu durchfahren, was dieser zwar zu verkneifen versuchte, aber dabei scheiterte. Nicht nur genug damit, dass er eine Hackfresse zog wie ein Arschkappelmuster, nein, motzen musste der Wappler auch noch. Ein Name wurde ihm entgegengebellt, und Artomaglos versuchte ihn auszusprechen. „Pissero“, meinte er, ziemlich stolz auf sich selber. „Ouda woat, na. Pissgroß! Vü bessa, jo.“, grinste er, zufrieden mit sich selber und der Welt, und konnte nicht umhin, Piso wegen der mickrigen Stimme, die er zur Schau stellte, etwas zu bemitleiden. „Oiso, Villa Flavia, Quirinal? Ich kennt net sougn, dass i waaß, wo des is. I froug mi afouch um.“, meinte er. Dann erpackte er den Flavier an den Schultern – hörte er da ein Quäken? Nein, das musste ein Windlüftchen sein.
    „Wieso i des tua? Froug mi net.“, meinte Artomaglos kurz angebunden. Er hatte wenig Lust, über seine sämtlichen Beweggründe zu sprechen. Vor allem nicht vor einem Römer. „I tua‘s afouch. Fia di!“, lächelte er den Patrizier an und dachte sich: Mit dia wea i no a Freid houm, jo bei meina Ehr! Er schüttelte den Kopf, leise lachend, und wandte sich dann an Cassivellaunus.
    „Und du kummst a mit, Watschengfriass.“, meinte Artomaglos zum kleinen Sklaven, der noch immer am Boden saß. Jener rappelte sich auf und blickte Piso und dann seinen neuen Sklaven benommen an. „Jetza gemma amoi zur Villa Flavia. Des is do driam, ouda?“, meinte er, zeigte in eine Richtung, und als er ein Nicken von Piso vernahm, packte er die beiden, herrn und Sklaven, wiederholt an der Schulter und zerrte sie weg von diesem Ort, zum Quirinal, was nun sein neues Zuhause werden würde.

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