Nachdem sein Auftrag erledigt, die junge Dame Axilla am Eingang zum Viertel der Reichen und Mächtigen abgeliefert worden war, schlug Tiridates den Rückweg zur Batoidea ein. Bedenken, dass andere romfeindliche Gestalten ihn als römischen Flottensoldaten wahrnehmen konnten, trug er keine mit sich herum. Seine einstmals hellblaue Tunika war durch die Zeit an Bord der Batoidea und den Ereignissen dieses Tages kaum mehr wieder zu erkennen. Und andere Zeichen römischer Macht fanden sich an ihm ebensowenig.
Auf seine Ortskenntnisse bauend hatte sich der Nauta entschieden, den direkten und wie er dachte kürzesten Weg zum großen Hafen einzuschlagen.
Also einfach quer über die riesigen Märkte!
Was sich allerdings recht schnell als schlechte Idee entpuppte, denn wenn sich Architektur und Stadtplanung in Alexandria in den letzten Jahren grundsätzlich kaum verändert hatten, so hatte sich doch so mancher Beamte zu verschiedenen kleinen baulichen Maßnahmen veranlasst gesehen, hatten Marktstände neue Wege und Gassen entstehen lassen, die ihm vollkommen unbekannt waren. Etwas irritiert blieb Tiridates in dem Gewühl stehen. In seiner Heimatstadt jemanden nach dem Weg zu fragen, galt es unbedingt zu vermeiden.
Über die Märkte zurück zum Schiff
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Anthi hatte seinen heutigen rundgang über den Markt beendet und machte sich wieder auf den Weg in die Agora. Von den Vorfällen im Hafen hatte er noch nichts mitbekommen, sonst wäre er dort schon vor Ort, schließlich war beo Sowas auch die Stadtwache involviert und somit auch sein Bruder. Sicher wäre es völlig sinnfrei gewesen, schließlich war er kein Krieger und er hätte seinen Bruder sicher nicht besser beschützen können, als die Soldaten der Stadtwache, aber bei der Familie ging es nicht um Logik.
So aber lief er unwissen über den Markt und wurde allenthalben gegrüßt. Gerade lief er an einem Stand mit Früchten vorbei an dem er häufig ein wenig mit der ägyptischen Besitzerin schäkerte. Natürlich war das nichts ernstes, aber er hielt sich einfach gerne bei hübschen Frauen auf und so war ja auch nichts dabei.
Heute grüßt er sie wieder höflich, allerdings ohne anzuhalten, denn er wollte eigentlich schnell nach Hause. Docj da er durch den gruß kurz abgelenkt war bemerkte er nicht, dass der Kerl vor ihm angehalten hatte und so kollidierte er schnellen Schrittes mit dem Mann und rannte ihn einfach um. Zuerst chaute er verärgert, welcher Tölpel hier den Verkehr aufhielt, aber sein Ärger verrauchte wie immer schnell, zumal es ja seine Schuld gewesen war. Nicht vile hatten seiner athletischen Gestalt etwas entgegen zu setzen. Also streckte er seinem Opfer die Hand hin um ihm aufzuhelfen.
"Entschuldige bitte meine Ungeschicklichkeit. Ich hoffe dir ist nichts passiert. Ich bin Ànthimos Bantotakis der Agoranomos der Polis und normal ist es nicht meine Art unsere Marktbesucher über den Haufen zu rennen." Er lächelte dabei entschuldigend.
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Als der etwas schmalbrüstige Tiridates von einem Stoß zu Boden befördert wurde, befürchtete er schon, dass der Mob seine Schritte vom Hafen in Richtung Fremdenmarkt gelenkt haben könnte. Erst die ausgestreckte Hand und die entschuldigenden Worte des Mannes zerstreuten solch unangenehme Gedanken weitestgehend. Er ließ sich also auf die Beine helfen, blieb aber ein wenig misstrauisch.
"Schon gut." wischte er das Bedauern des Mannes beiseite, der nicht viel älter sein konnte als er selbst.
Erst im zweiten Anlauf nahm der Seemann den Inhalt der Aussagen richtig wahr. "Du sagtest Agoranomos? Dieses Wort höre ich heute schon zum zweiten Mal."
Er musterte diesen Anthimos Bantotakis ausführlicher. "Kennst du ein römisches Mädchen namens Axilla? Braune Augen, nicht besonders ansehnlich und etwa so groß!" Er machte sie deutlich kleiner als sie tatsächlich war. Wenn diese Iunierin nicht gelogen hatte, als sie den amtierenden Agoranomos als einen guten Bekannten bezeichnete, bot sich nun die Möglichkeit, die Aussagen des vermeintlichen oder tatsächlichen Prytanen zu überprüfen.
"Achso, ich sollte mich vielleicht auch vorstellen: Ich bin Tiridates Castor, Nauta bei der Classis Misenensis und damit beschäftigt, mich zu meinem Schiff im Megas Limen vorzukämpfen. Allerdings bestehen meine Gegner nicht aus feindlichen Soldaten, sondern aus Marktständen, Eselskarren und meiner eigenen Unwissenheit." -
Er kannte Axilla? Langsam machte er sich wirklich Sorgen um die Masse ihrer Männerbekanntschaften. Aber im Grunde war ihm das egal. Sie war eine nette Freundin und eine gute Geschäftspartnerin-sollte sie doch so viele Kerle im Bett haben sie wollte. Solange es nicht mehr Timos war.
"Iunia Axilla? Die kenne ich sogar sehr gut. Sie ist eine gute Bekannte und meine Farblieferantin. Aber ich würde sie schon als ansehnlich beschreiben. Und auch deutlich größer. Oder war es eine andere Axilla? Ich kenne nur eine Iunia Axilla."
Ihr fehlte es zwar ein wenig an Haltung und Würde, aber unansehnlich war sie auf keinen Fall. Aber Anthi fand auch die meisten Frauen hübsch. Vielleicht war er dafür auch zu sehr Maler und von den Formen fasziniert.
"Tiridates Castor sagst du? Kein Wunder dass du dann das Wort Agoranomos heute schon einmal gehört hast. Mein Vorgänger war Mithridates Castor. Du bist nicht zufällig mit ihm verwandt?"
Das wäre ja mal ein netter Zufall. Wenn Anthi an dessen Tod dachte wurde er immer noch ein wenig traurig. Männer wie ihn könnte die Polis heutzutage sicher gut brauchen.
"Na dich zu deinem Schiff zu bekommen sollte kein Problem sein. Wenn du magst bringe ich dich hin. Sozusagen als Widergutmachung für mein Attentat auf deine Gesundheit. Ich bin ja nicht allzu gerne auf Schiffen muss ich gestehen. Aber ich denke dafür muss man geboren sein."
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"Nein, ich glaub' wir meinen dieselbe Frau." erwiderte Tiridates mit einem Schmunzeln im Gesicht. "Wahrscheinlich hatte ich nur nicht die Zeit, sie genauer anzuschauen."
Der Nauta glaubte nicht, dass es über das Aussehen der Römerin zwei unterschiedliche Meinungen geben konnte.
"Er ist tatsächlich mein Onkel. Wir hatten aber lange keinen Kontakt mehr. Du hattest doch hoffentlich keinen Streit mit ihm? Sonst müsste ich annehmen, dass hinter deiner 'Attacke' vielleicht sogar ein politischer Hintergrund besteht."
Wirklich viel wusste Tiridates nicht über die politischen Verhältnisse seiner Heimatstadt. Aber dass Politiker ständig wegen irgedwelcher Kleinigkeiten (so meinte er zumindest) im Clinch lagen, das hatte sich fest in seinem Denken über jene Kaste verankert."Ich wäre dir wirklich sehr dankbar dafür!" ließ er den Agoranomos zu dessen Angebot wissen. "Nach der stürmischen Hinfahrt bin ich übrigens im Moment auch nicht wirklich versessen darauf, ein Schiff zu besteigen. So wie es aussieht haben wir die Wahl zwischen einem wütenden, alexandrinischen Mob und der stürmischen See."
Sim-Off: Ich führe das fort; muss mich nur für kurze Zeit zur Parade ummelden. Sonst wird der Chef Florus sauer!
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Offenbar schien Tiridates gar nichts davon zu wissen, dass sein Onkel tot war. Wie sollte er ihm das nur möglichst schonend beibringen? Das war jetzt natürlich schwierig. Vielleicht sollte er es mal subtil andeuten.
"Nein, ganz im Gegenteil. Dein Onkel war mein Vorgänger und Mentor. Er gab mir die Chance als sein Scriba zu arbeiten und ich verdanke ihm viel. ich muss sgaen die Polis vermisst ihn sehr. Gerade in heutigen Tagen in denen es zwischen uns und den Rhomäern zu Spannungen kommt, würde ich mir deinen Onkel hier wünschen. Aber wir werden das auch so friedlich regeln können, da bin ich überzeugt."Aber dann erwähnte er etwas von einem wütenden alexandrinischen Mob, was Anthi sofort weg von Mithridates Castor brachte.
"Was meinst du mit wütender alexandrinischer Mob?"Sim-Off: Kein Problem. Ist nicht eilig.
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"Er hat Alexandria verlassen? Das wundert mich. Wo er doch immer so von seiner Heimatstadt geschwärmt hat!"
Auch wenn der Tod für einen Seemann in Diensten der römischen Flotte ein ständiger Begleiter war, verstand der Grieche die Andeutungen seines Begleiters vollkommen falsch.
"Doch, doch", nickte Tiridates eifrig. "Kaum hatten wir mit unserem Schiff im Hafen angelegt und mit dem Verladen begonnen, wurden wir mit Fäusten, Steinen und sogar Brandsätzen malträtiert. Unsere Marineinfanteristen und einige hier in Alexandria stationierte Legionäre brachten die Situation dann aber recht schnell unter Kontrolle." -
"Das ist bedauerlich" und damit meinte er den Aufstand, und dass er nichts vom Tode seines Onkels wusste. "Nun ja und nein. Er hatte Alexandria verlassen, dann kehrte er zurück und hat es nun abermals verlassen, aber leider für immer."
Er war noch nie ein guter Überbringer von schlechten Nachrichten gewesen. Und eigentlich wollte er ja auch noch mehr über die Lage am Hafen erfahren.
"Er ist leider vor einigen Wochen gestorben. Er ist in der Thermae gestürzt und hat sich so schwer verletzt, dass man ihm nicht mehr helfen konnte. Mein Beileid. Ich entschuldige mich, dir eine solch schlechte Nachricht überbringen zu müssen."Man sah Anthi das Bedauern und das Unbehagen förmlich an.
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