Flimmernde Leidenschaft

  • ... oder wenn ein Stier in Rente geht und Rom sich mit Hilfe der Götter von einer Schmach befreit.


    Es war eine gute Stunde des Tages. Er hatte schon eine Weile begonnen. Die Sonne schob sich über die Dachziegel der Häuser und eine kleine Schaar begann aus dem Bezirk Crcus Flaminius wie eine Lawine zu wachsen. Sie füllte sich kontinuierlich mit Leibern, wuchs zu einem Strom heran, der tuschelnd und mancher Orts auch laut redend auf das Forum Romanum zuströmte. An der Spitze lief ein Senator. Gekleidet in eine einfache Toga eines Senatoren ohne Prunk und Schmuck. Er schritt zwiischen den ehrbaren Senatoren, die der Menge angehörten und ihn bei dessen Ankunft hinauf auf die Rosta begleiteten. Sein Name war der des bekannten Senatoren Germanicus Avarus und wenn er schon in dieser Art auf die Rosta kam, dann hatte dies einen tiefen Grund. Seine Klienten waren zahlreich erschienen, aber auch die Neugierde zog Menschen an, wenn es eine derartige Strömung hin zu einem der Foren gab. Der Platz war also gut gefüllt.


    "Bürger, ich komme heute früher aus dem Haus, um Rom eine freudige Kunde zu überbringen. Sie soll euch zuerst erreichen. Später wird der Senat darüber beraten, wie diese Neuigkeit zu verwerten ist." Begann er vielredend, wenig sagend. Die entstehende Spannung war immer das beste Mittel, um die Masse gefügig zu machen, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. "Rom verlor einen Sohn! Doch sind wir erst dann von dem Verlust überzeugt, wenn wir ihn mit den eigenen Augen sehen. Wie ihr wisst führen alle Wege in diese herrliche Stadt und soviele wie hinein führen soviele führen auch aus ihr heraus. Roms Senat hat eine dieser Straßen gewählt und auch ich habe eine Straße genommen..." Avarus fuhr so fort, wie er begonnen hatte. "... während die Straße des Senats in den albaner Bergen endet, führte mein Weg nach Alexandrien. Doch nicht ich selber war der Bote sondern ein Eques, ein Meister seines Fachs, der mit Hilfe einiger Anderer das Unmögliche wahr machte und unsere Version des verlorenen Sohnes revidierte..." Der Zeitpunkt war günstig und zu lange Reden wurden schnell langweilig, verloren an Stärke. "...die Helden des Imperiums Primus Decimus Magnus und Herius Hadrianus Subdolus haben den verlorenen Sohn Marcus Decimus Livianus gefunden und werden bald in Rom zurückerwartet."


    Er hatte bewußt keine Titel verwendet. Monatelang war die mysteriöse Geschichte um das Verschwinden eines Legatus Legionis in Parthia durch die Straßen und Gassen sowie über das Forum gegeistert. Viele Anstrengungen waren unternommen worden offiziell zu verhandeln. Doch der Senat hatte seine Schwerfälligkeit bewiesen und letztlich war die Mission ihrer Delegation an den Wogen des Mare Internum gescheitert. Gut möglich, das die Götter dabei mitgespielt haben, wahrscheinlich, das sie ihre bereits gezogenen Schachzüge mit einer weiteren Entführung nicht gefährden wollten. Wichtig war am Ende nur eins. Roms Söhne kehrten heim irgendwann und soviele wie möglich davon lebend.

  • Merula hielt sich an jenem Tag in Rom auf und war eher zufällig zu diesen frühen Morgenstunden auf dem Forum zu finden.
    Als er den Mann auf der Rostra sprechen sah und hörte, blieb er stehen. Er erkannte ihn als Senator Germanicus, wie er selbst Sodalis bei der Veneta.
    Doch aus dem, was dieser sagte, wurde der Iunier nicht recht schlau und mit den Namen und dem Gerede von einem verlorenen Sohn wusste er auch nicht viel anzufangen. Was vermutlich an ihm selbst lag, gab es doch nur wenige Dinge, die ihn noch weniger interessierten als Kriege, Senatsgeschäfte und dergleichen. Also wartete der Misener erst einmal die Reaktionen der 'Stadtrömer' ab, die sich zweifellos besser auskannten als er.

  • Und was Sedulus hielt, das versprach er auch meist. :D


    Er kam niicht mit seinem Onkel sondern erreichte das Forum mit seinen wenigen Klienten so wie mit einem Schwung seiner ehemaligen Kameraden von den CU von der anderen Seite das Forum.
    Wenn man nicht wußte das die beiden Senatoren zu einer Familie gehörten, so konnte man meinen das die beiden Gruppen sich auf dem Forum treffen wollten um eine Schalcht auszutragen. Aber zum Glücke Roms, war dies nicht der Fall. Aber vielleicht konnte es ja noch zu einem Handgemenge kommen, wer wußte das schon. :D


    Als sein Onkel den einen Decimer erwähnte, verzog Sedulus nur mißbilligend sein Gesicht, doch ansonsten bewahrte er wie er seinem Onkel versprochen hatte Haltung und blieb ruhig. Allerdings konnte er das nicht für die CUler versprechen die Teils diese Geschichte irgendwie erfahren hatten... 8)

  • Auch Macer war auf das Forum gekommen, als er erfahren hatte, dass Germanicus Avarus eine Mitteilung zu machen hatte. Gespannt wartete er ab, was dieser zu verkünden hatte und je länger es dauerte, umso nervöser wurde er. Als schließlich die Nachricht über das Forum schallte, schaute Macer erst einmal ziemlich verdutzt und sprachlos aus der Toga. Decimus Livianus war also leben gefunden und ins römische Reich zurück gebracht worden. Das war wirklich mal eine Nachricht.


    "Hoch Decimus Livianus! Den Göttern sei Dank!" rief er dann laut und ehrlich jubelnd aus und seine anwesenden Klienten taten umgehend dasselbe.

  • Menecrates blickte nicht weniger überrascht als die Umstehenden, nachdem sich die Nachricht wie ein Lauffeuer über die Rostra verbreitet hatte. Er versuchte nicht nur die Tatsache zu realisieren, sondern auch einen zeitlichen Faden zwischen der Nachricht und dem Verschwinden zu bekommen. Möglicherweise hatte ihn seine Krankheit eines vernünftigen zeitgefühls beraubt, jedenfalls konnte er nur noch rekapitulieren, dass Ewigkeiten seit dem Verschwinden des Decimers vergangen sein mussten.


    "Der Götter Wege sind unberechenbar", murmelte er, bevor er rief: "Seine Zeit war noch nicht gekommen. Was zunächst folgt, ist der Empfang Roms. Wann wird die Ankunft des Legaten denn sein?"

  • Piso latschte mehr oder weniger gelangweilt über die Rostra, als plötzlich jemand sich auf die Rostra stellte und etwas zu krakeelen anfing. Dampfplaudere du nur, dachte sich Piso und wollte schon weitergehen, da bemerkte er plötzlich, dass Rede von einem verschwunden Senator war. Wie, im Partherland verschollen? Seltsam, das musste er in der Acta verpasst haben. Ein Gähnen unterdrücken, wandte er sich in Richtung Rostra und blickte trägen Auges auf den Sprecher, Luft kauend. Dann vernahm er den Namen. Decimus Livianus. Noch nie gehört. Doch die Vernehmung des Familiennamens elektrisierte ihn. Der Kerle könnte unter Umständen zur Verwandtschaft von Serrana gehören! In diesem Fall musste man dem Mann Ehre angedeihen lassen. Oder etwas, was dem nahekam. So erhob Piso lasch seine Hände und ließ ein laues „Jöööö...“, erhören, welches jedoch im allgemeinen Jubel unterging. Nun, ein Decimer war wieder in Rom, sollte gut sein. Kurz blickte er herum. Ein magerer plebejischer Senator vor ihm mit rotem Haar grölte vor Freude mit seinen Klienten herum, während ein anderer in einer anderen Richtung – ein Senator, anscheinend ein patrizischer, samt obligatorischer Glatze – den Redner mit einem Schwall von Fragen überhäufte.
    Nnnnja. Wie dem auch sei, Piso hatte nicht ewig Zeit und wandte sich wieder ab zum Gehen. Zu sehr hatte ihn das Spektakel nicht erregt, und er sollte wieder an seine Arbeit.

  • Langsam erwachten die Geschöpfe vor ihm zum Leben. Das Elixier der Worte mischte in jedem Geist ein anderes Gebräu und so waren die Reaktionen auf die Neuigkeit ganz unterschiedlicher Natur. Im Anschluss fanden sie wieder zueinander. Durch Begeisterung und Freudenschreie wurden sie über das Forum Romanum getragen und Senator Germanicus Avarus atmete diesen Jubel wie mystische Energie ein. Er ließ den Trubel lange wirken, bis er endlich die ersten Wortmeldungen bekam, die neben der Zustimmung zur Freude auch zukunftsorientiert waren. Germanicus Avarus benötigte nur kurze Zeit, um die Figur ausfindig zu machen, die ihm derartige Fragen stellte. Natürlich wußte er das nicht und ebenso klar war es, das er dies hier nicht ausrufen würde.


    "Sehr bald wird der Senator in Rom zurück sein. Doch die Glücksboten eilten ihm ausreichend voraus. Der Senat sollte genügend Zeit haben, um darüber zu beraten, wie Marcus Decimus Livianus und seine Retter angemessen zu empfangen seien und wie die Göttern dafür zu huldigen sind."

  • Severus war als Germanicer und Klient des Sedulus natürlich ebenfalls anwesend, das wollte er sich nicht entgehen lassen. Die Rede verfolgte er zwar interessiert, aber über das Thema war er nicht vollständig im Bilde, was nicht überraschend war, da Severus erst seit kurzem wieder in Rom war und er in der Casa Germanica auch nur am Rande etwas von der ganzen Geschichte mitbekommen hatte. Also fragte er Sedulus am Ende der Rede:


    "Wer ist dieser Decimus Livianus? Der Name sagt mir gar nichts."

  • Zitat

    Original von Marcus Germanicus Severus


    "Wer ist dieser Decimus Livianus? Der Name sagt mir gar nichts."


    Und Sedulus antwortete prompt.


    Er war der Legatus der Legio I. Im Parthiafeldzug wurde er von unseren Feinden gefangen gesetzt und nun wie auch immer wieder aus ihren Fängen befreit. Avarus hat wahrscheinlich einige Seterzen dafür springen lassen. Wenn du mich fragst, schad für`s Geld.


    Den letzten Satz flüsterte Sedi und das aus gutem Grund.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!