Es war für Gemina mehr als eine Überraschung, ihre iulische Freundin hier im westlichen Mogonitacum im Hause der Terentier anzutreffen. Monatelang war sie mit ihr nur im Briefkontakt geblieben, doch der Anlass ihre Verwandten und vor allem ihre Brüder und ihren Cousin Primus hier in Germanien besuchen zu kommen, machte ihr doppelte Freude, da auch, so wie es ihr Livilla mitgeteilt hatte, auch sie in der Casa ihrer Familie weilte.
Nun verabredeten sie sich zu einem Spaziergang entlang des Flusses der an Mogontiacum vorbei floss. Begleitetet von zwei Sklaven, die für ihre Sicherheit zuständig waren und ihre stetig wachsamen Augen auf die Beiden ruhen ließen. Der schöne Vormittag erlaubte es den beiden Römerinnen luftige Tuniken zu tragen.
„Wie du ja schon aus meinen Briefen erahnen konntest, bin ich in letzter Zeit wenig mit mir zufrieden und ich bin froh darüber endlich Rom den Rücken gekehrt zu haben und hier bei meinen Brüdern sein zu dürfen und vor allem dich hier antreffen zu dürfen, Livilla.“ sprach die Terentia mit ruhigen Ton zu ihrer Freundin und setzte dabei einen traurigen Blick auf. Lächelte aber leicht als sie ihren Namen erwähnte. Ging sie zu streng mit sich ins Gericht oder vermisste sie einfach nur ihren Cousin der nach Ägypten versetzt worden war?
Entlang des Rhenus
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Es hat Livilla wirklich sehr gefreut als ihre Freundin plötzlich vor der Porta der Casa Terentia stand. Und die Iulierin hatte das Gefühl, das es nicht nur für Gemina, sondern auch für sie selbst, ein sehr angenehmer Zufall war. Obwohl sich Livilla immer einredete, das sie sich einsam fühlte, war es dennoch so. Und nun hatte sie jemanden der sie ablenken konnte. Noch lächelnd lauschte sie ihr und als Livilla bemerkte wie Geminas Blick bekümmert wirkte, seufzte sie leise.
„Aber Gemina, ich dachte du bist hier um mich aufzumuntern und jetzt muss ich hören, wie schlecht es dir in Roma ergangen ist. Glaub mir Rom zu verlassen und sich dann erstmal für Germanien zu entscheiden, das ist gar nicht so leicht. Vor allem wenn man wie ich aus Hispania kommt. Ist es dein erster Aufenthalt hier?“
Livilla war eigentlich selbst froh, sich gerade jetzt nicht mehr in Roma aufzuhalten. Doch bei wen hatte sie schon halt, sie hatte niemanden. Und obwohl Livilla das noch immer nicht einsehen wollte, war es genau das, was sie brauchte. Eine Weisheit, von der sogar ihre Verwandte Helena gesprochen hatte. -
„Nein, Mogontiacum ist wirklich kein Vergleich zu Roma. Aber trotzdem ist diese Gegend hier, fast so wie meine Heimat, immerhin bin ich hier aufgewachsen. Hispanien? Dort war ich noch nie.“ gab die junge Terentierin zu. „Genauso wie in Alexandrien, dort weilt zurzeit mein Cousin, Terentius Cyprianus. Er ist dort Praefect der Legio XXII. Aber wir haben uns lange nicht mehr geschrieben, seitdem ich hier in Germanien bin.“ Kurzerhand griff sie nach einem Kieselstein, der am Rand des Flusses lag, ergriff ihn und warf ihn in den an den beiden vorbei fließenden Fluss.
Zugern würde sie wissen wollen, wie es ihm wohl erging, Zudem sie erfahren hatte, dass die Situation in Alexandria mehr als angespannt war. „Du hast recht, ich sollte nicht länger Trübsal blasen.“ sprach sie grinsend zu ihrer Freundin. Bald würde sich sowieso einiges ändern, wenn es um den Ernst des Lebens ging. Und vielleicht hatten sie danach nicht mehr so schnell die Gelegenheit dazu, etwas Zeit miteinander zu verbringen.
Plötzlich aus dem Nichts stürmten drei Kinder, verbunden mit einem lauten Geschrei, an ihnen vorbei. Die beiden Sklaven der beiden Römerinnen beobachteten dieses Geschehen mit einem scharfen Blick und sie hielten sofort Ausschau ob es nicht Milites waren die die kleine Schar verfolgt hatte. Taschendiebe gab es hier genug. Doch Niemand verfolgte sie. Doch es schien so als würde es den beiden Begleitern keine Ruhe lassen, bevor sie nicht den Grund dieser plötzlichen Flucht der Kinder herausgefunden hatten. Das amüsierte Lachen der beiden Herrinnen ignorierten die Beiden vollkommen.
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Auch Callista hatte den angenehmen Tagesanfang genutzt und sich entschlossen Mogontiacum auf eigene Faust zu erkunden. Die letzten Tage waren sehr ereignisreich gewesen und nach dem man Landos Hochzeit nun ausgiebig gefeiert hatte, stand ihre eigene kurz davor. Sie hatte mit Crista letzte Hand an ein paar Gewänder gelegt und war dann aufgebrochen einige Erledigungen zu tun, vor allem aber schlenderte sie mehr unwillkürlich durch die Stadt. Sie hatte daran gedacht ihren Verlobten in seinem Officium aufzusuchen, sich dann aber dagegen entschieden. Wahrscheinlich hatte er alle Hände voll zu tun und sie wollte nicht, dass etwas liegenblieb nur weil er sich verpflichtet fühlte, sie herumzuführen. Stattdessen waren Vodafonis bei ihr und einer der mogontiacischen Sklaven, der sich hier auskannte und auch zu ihrer Sicherheit dabei sein sollte.
Es war ein angenehmer Vormittag, nicht zu kalt und die Sonne tauchte auch gelegentlich zwischen den Wolken durch und tränkte den frühlinghaften Anblick in sattes Gelb. Anscheinend hatte wirklich niemand übertrieben, der die Schönheit eines germanischen Frühlings lobte und Callista blieb zeitweise begeistert steh um die Aussicht zu begegnen. Sie wurde aus ihren Gedanken geschreckt, als eine kleine Gruppe Kinder an ihr vorbeirannte und laut schrie, wahrscheinlich was germanisches, denn Callista verstand es mal wieder nicht. Mittlerweile nervte es sie sehr, dass sie die Sprache nicht beherrschte und sie nahm sich fest vor, Ragin um Unterricht zu bitten. Rufus, wie er ja eigentlich hieß, aber sie hatte angefangen alle mit ihrem germanischen Namen zu benennen, das machten sie alle untereinander so.
Ihr Blick fiel auf zwei römische Frauen, ganz in ihrer Nähe, die lachten und den Kindern hinterher blickte. Ob sie auch hier wohnten? Bisher war Callista ihnen nicht begegnet, aber sie war ja auch noch keine Woche hier. Sie lächelte die beiden an und beschloß, sie einfach anzusprechen. "Salve" sagte sie schüchtern "ein herrlicher Tag, nicht wahr?"
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Gemina drehte sich um, doch sie konnte nichts erkennen aus was auch immer für einen Grund die Kinder so aufgeschreckt wurden. Doch ihre Neugierde packte es schon, mal kurz nachzusehen ob doch etwas davon zu erkennen war. Gerade als sie dem Grund nachgehen und umkehren wollte, näherte sich ihnen eine, nach ihrem Erscheinungsbild zu urteilen, junge Römerin, die sie freundlich grüßte. „Salve“, tat es ihr Gemina nach und warf ihr ebenfalls ein fröhliches Lächeln entgegen.
„Ja genau richtig, um den Tag für einen schönen Spaziergang zu nutzen. Vor allem hier am Fluss ist es dann zur Mittagsstunde, etwas angenehmer und nicht allzu stechend heiß.“ Immer wieder gingen ihre Blicke zu der Stelle an denen die Kinder, germanischer Herkunft so plötzlich aufgetaucht sind. Die junge Römerin, die sie ansprach, kannte sie nicht. Ob sie sich hier schon etwas länger in Mogontiacum aufhielt? „Ich bin Terentia Gemina und das ist meine Freundin Iulia Livilla.“ Stellte sie sich der Fremden vor und deutete auf Livilla, als sie diese ebenso vorstellte. Nun war aber die Terentierin auch gespannt, um wen es sich bei dieser jungen Frau handelte.
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Ein fröhliches Lächeln! Callista war erleichtert, dass man ihre ungewohnt lockere Art nicht böse auffasste und sie ebenso freundlich begrüßte. Die beiden jungen Römerinnen stellten sich sogleich vor und Callista wollte dem nicht nachstehen.
"Prudentia Callista." sagte sie etwas hastig, da sie etwas nervös war. Doch dann rief sie sich zu Ruhe und etwas mehr Bedachtsamkeit auf und wiederholte, diesmal entspannter. "Ich bin Prudentia Callista und erst seit kurzem in Mogontiacum. Es freut mich außerordentlich eure Bekanntschaft zu machen." Was auch stimmte, junge Römerinnen waren ihr hier noch keine begegnet und da Thalna in Rom weilte hatte sie keine Freundin mehr in ihrem Alter. Sie fragte sich interessiert, ob sie sich vielleicht mit einer von diesen zweien näher bekannt machen würde. Der Name Terentia sagte ihr nicht viel, aber natürlich der lautmalerische der Gens Iulia. Sie hatte gelesen und zugehört, wenn auch selbst in Rom kaum Bekanntschaften gemacht - hier würde sich das hoffentlich ändern.
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