Piso griff sich ins Haar. Er wühlte regelrecht darin herum. „Und du sagst, der Haarschnitt stünde mir, Barbier?“, fragte er in einem sehr zweifelnden Tonfall den Barbier, der hinter ihm stand. Jener, ein Gallier der vielleicht schon etwas älteren Generation, nickte. „Mais oui, Monsieur! Steht dir gons ausgesseischnet! Superbe!“, schwärmte der Mann mit den schon etwas weiß melierten Schläfen und hielt Piso eine verkratzte Kupferplatte vor.
„Dü kannst disch se’en darin!“, behauptete der Gallier fälschlicherweise, denn alles, was Piso im Spiegel sah, waren Fingerabdrücke und Fliegenschiss. Er drehte sie um 180 Grad, in der trügerischen Hoffnung, es könnte etwas an der Situation ändern. Doch er sah noch immer nichts, nur vom Grünspan zerfressenes altes Metall, in dem sich sicherlich nichts jemals wieder widerspiegeln würden. Und gerade zu diesem Barbier war ihm geraten worden, von einer alten Bekanntschaft, Aemilius Gutta. Angeblich der beste und biligste Haarschnitt von ganz Rom. Billig war der Haarschnitt schon, aber ob er gut war, konnte er nicht feststellen. Mit Gutta würde er noch ein Hühnchen zu rupfen haben. Und wegen ihm war er die ganze Strecke zum Markt heruntergelaufen! Hätte er doch wenigstens einen Sklaven mitgenommen, aber Cassivellaunus war etwas krank dieser Tage und Artomaglos war zur Gartenarbeit eingeteilt worden. Semiramis war sowieso nicht aufzufinden gewesen.
So hatte er sich alleine auf den Weg zum Markt gemacht. Den Markt kannte er trotz seiner Größe sehr gut, und er hatte keine Probleme gehabt, den Mann zu finden. Doch nun war er sich nicht mehr ganz sicher, ob das so eine gute Idee gewesen war.
„Der Spiegel taugt nichts.“ Piso drehte sich herum und hielt den nutzlosen Gegenstand dem Gallier entgegen. „Hast du keinen anderen?“ Der Gallier zuckte die Achseln, murmelte etwas von Patriziern, was Piso nicht verstand, schlurfte ein paar Schritte zurück und kramte aus seiner Kiste etwas hervor. Es war ein Stück Glas. Unzufriedenstellend, vor allem, wenn man die scharfen Ecken und Kanten bedenkt. Der junge Flavier blickte hinein, und war positiv überrascht. Seine Frisur war in den letzten Tagen etwas lang geworden, doch der Gallier hatte es ihm gut zurückgestutzt. Nicht so lang allerdings, dass er wieder komplett kurze Haare hatte, sie waren nun etwas buschiger und voluminöser. Viel passender zu einem Künstler, seine vorige Frisur war so... beamtenhaft.
Er grinste zum Gallier. „Sehr gut.“, meinte er und zahlte willig seinen Preis. Dann stand er auf, betrachtete sich nochmals im Glassplitter, gab ihn an den Gallier zurück und wandte sich um. Ein eigens komponiertes Lied pfiff er vor sich hin. Der Tag hatte gut begonnen, vielleicht würde er ja noch besser werden.
So, dieser Post erklärt meinen Avatarwechsel...