Geschlagene zwei Stunden hatte es gedauert, bis Charis die neue Sklavin einigermaßen hergerichtet hatte, so daß es der Herrin gefallen würde. Zuerst hatte sie sie gewaschen. Oder sollte man besser schrubben sagen? Selten hatte sie ein so schmutziges Kind gesehen! Dann hatte sie ihr die neuen Kleider angezogen, die sie von ihrer Herrin erhalten hatte. Ein rot-gelbes Kleid, so wie es sie sich gewünscht hatte. Zufrieden beäugte Charis ihr Werk. Doch ganz zufrieden war sie nicht. Die Haare des Mädchens gefielen ihr überhaupt nicht. Sie waren viel zu kurz, wie bei einem Jungen. Kopfschüttelnd fuhr sie immer wieder mit ihrer Hand über Mareis Kopf. "Du siehst aus, wie ein Junge! Zum Glück wachsen die bald wieder!" Allerdings so lange wollte sie die Herrin nicht warten lassen. Wahrscheinlich saß sie schon ganz ungeduldig im Garten und wartete auf sie.
Nachdem sie Mareis Schuhe zugebunden hatte, richtete sich die Makedonierin wieder auf und lächelte dem Kind zu. "So, jetzt bist du fertig! Laß uns gehen!"
Sie nahm Marei bei der Hand und führte sie hinaus in den Garten. Der süßliche Duft der Blumen lag in der Luft und lud ein zum verweilen. Doch Charis lief immer weiter. Die Flavia hatte sich einen besonderen Platz im Garten auserkoren, an dem sie gerne die schönsten Stunden des Tages, auf einer Kline liegend, verbrachte. Oft hatte sie eine oder mehrere Schriftrollen dabei, um darin zu schmökern. Diesmal jedoch nicht! Diesmal stand nur eine Schale mit frischem Obst auf einem Tischchen neben ihrer Kline. Genüßlich kaute sie gerade auf einer Weintraube, als Charis mit dem Kind vor ihr auftauchte.
"Herrin, entschuldige bitte! Die neue Sklavin!" hauchte Charis leise und verbeugte sich dabei leicht.
hortus | Ein unterhaltsamer Nachmittag
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Das Baden war schön. Marei liess sich nur zu gerne von Charis abschrubben und tauchte unter sobald sie die Seifen von sich abspülen sollte. Ihre alte Kleidung gehörte von nun an der Vergangenheit an. Marei trauerte jener nicht nach, denn die neue Kleidung war viel schöner. Es fühlte sich angenehm an einen nicht kratzenden Stoff auf der Haut zu tragen. "Ja.. sie werden wieder wachsen, Charis. Ich finde lange Haare störend und wenn ich sie mal lang und offen trage muss ich einen Zopf flechten, damit sie mir aus dem Gesicht bleiben." erzählte Marei. "Du bist gut im Schuhe zubinden, ich kann das immer noch nicht so gut. Andauernd gehen mir die Schnüre auf...zeigst dus mir nachher nochmal, wie das geht??"
Schliesslich ging es in den Garten. Marei blieb an Charis Hand und beäugte alles was hier wuchs mit sichtlichem Staunen. "Mann o mann, das riecht hier aber gut. Viel besser als vor der Tür auf den Straßen. Ist das der Flavierin ihr Gartenreich?" kommentierte Marei mit fragendem Stimmenklang. Sobald sie der Flavierin ansichtig wurde, liess sie Charis Hand los und verbeugte sich. Sie hielt die Lippen fest zusammen gepresst, um nichts aus eigenem Anbtrieb zu sagen, bevor sie von ihrer neuen Herrin zum Reden aufgefordert wurde. Musternd fuhren ihre grünen Augen über Celerinas Gesicht und betrachteten die Schmuckstücke der jungen Frau.
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Im Schatten einiger alter Bäume hatte ich es mir gemütlich machen lassen. Unglücklicherweise konnte der Garten der Aurelier nicht mit einem solch herrlichen Rosengarten glänzen, wie es der der Flavier tat. Aber das konnte man ja noch ändern.
Der Duft der vielen Blumen lag in der Luft und versüßte jedem, der sich hier aufhielt, dadurch den Tag. Ich hatte mir etwas zu Lesen mitgebracht und naschte zwischendurch an den leckeren Trauben, die mir einer der Sklaven bereitgestellt hatte.
Als ich von weiten schon die sich nahenden Stimmen meiner Charis und der des neuen Sklavenmädchens hörte, legte ich die Schriftrolle beiseite und versuchte zu erhaschen, worüber sich die beiden unterhielten. Allerdings vernahm ich ausnahmslos nur das Plappern der Kleinen. Ich mußte grinsen, bei der Vorstellung, ständig ein so geschwätziges Ding um mich herum zu haben, welches in seiner kindlichen Naivität genau das herausplapperte, was es dachte. Das Sprichwort lautete nicht umsonst: Kindermund tut Wahrheit kund."In gewisser Weise ja! Eigentlich gehört hier alles, was du hier siehst, Aurelius Corvinus und der ist mein Gemahl.", antwortete ich auf Mareis Frage, die sie eigentlich Charis gestellt hatte. Meine Leibsklavin errötete sofort und wäre wohl am liebsten vor Scham im Erdboden versunken.
Die neue Sklavin war nun in die neue Tunika gekleidet, die ich ihr gekauft hatte und auch der Schmutz war aus ihrem Gesicht verschwunden.
"So gefällst du mir wesentlich besser, Marei! Komm, setz dich zu mir." Ich deutete auf das Fußende der Kline, damit sie sich dort setzen konnte.
"Magst du ein Paar Trauben? Greif nur zu. Es sind genügend da." Ich betrachtete mir das Kind und mußte schon wieder schmunzeln. Das würde bestimmt ein Spaß werden, mit ihr!
"Nun, wie gefällt dir dein neues Zuhause, Marei?" -
"Ach..? Dein Mann besitzt den Garten ganz alleine für sich? Musst du ihn dann nicht um Erlaubnis fragen, ob du den Garten betreten darfst? Oder ist es ihm egal?" fragte Marei gerade aus und griff nach den Weintrauben bevor sie sich setzte. "So ein großer Garten voller Bäume und Sträucher macht bestimmt viel Arbeit, nicht wahr? Macht Charis Gartenarbeit? Oder wer macht das alles? Selbst hier bei dir auf der Liege riecht es nach Blumen, Herrin." Wusste die Herrin denn überhaupt etwas über Gartenarbeit? Mit Genuss verspeiste Marei eine Traube nach der anderen und warf Charis spontan einige wenige Trauben zu. Vielleicht fing die Sklavin diese auf.. oder war sie zur Statue erstarrt? Statuen gab es hier auch... die durften bestimmt nicht umgeschossen werden, wenn sie mit ihrem Ball spielte. Wie war es denn mit den Sklaven überhaupt? "Vom Haus habe ich bis jetzt nur den Eingang, ein paar Gänge und das Bad gesehen. Wieviele Zimmer hat es denn? Und in welche Richtung liegt euer Fenster? Scheint die Sonne morgens oder abend rein? Sind nur Charis und der Türsteher im Haus?"
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Wohlwollend sah ich zu dem Mädchen hinüber, wie es sich eifrig an den Trauben bediente. Bevor sie die Trauben nacheinander in ihrem Mund verschwinden ließ, kam ein Schwall von Worten aus ihrem Mund, so daß ich mir richtig Mühe geben mußte, allem, was sie sagte, folgen zu können.
"Nein, nein, wo denkst du hin. Ich muß niemanden fragen, wenn ich in den Garten gehen möchte. Und Charis? Nein, sie macht keine Gartenarbeit. Ob sie sich damit auskennt weiß ich gar nicht. Für den Garten haben wir spezielle Sklaven, die sich darum kümmern." Wie ich mit Wohlwollen registriert hatte, hatte Marcus auch diese unmögliche Barbarin aus Germania zur Gartenarbeit verdonnert. Offenbar war sie sogar schwanger, was man nur unschwer an ihrem dicken Bauch erkennen konnte. Wer immer auch der Vater des Kindes war, es war zu hoffen, das der Sklave, der daraus resultierte, nicht nach seiner Mutter kam.
Ein wenig war ich abgelenkt gewesen, widmete mich aber gleich wieder der jungen Sklavin, die schier gar nicht mehr mit der Fragerei aufhören wollte.
"Das alles kann dir Charis beantworten", lenkte ich ab, denn ich hatte die kleine Sklavin ja nicht wegen einer netten Plauderstunde herkommen lassen. "Nun zu dir! Erzähl mir ein bißchen mehr über dich. Wo du herkommst, was du vorher alles gemacht hast, wer deine Eltern sind und was du besonders gut kannst." -
"Du musst niemanden fragen? Das ist aber nett von den anderen, finde ich! Und wer sind die speziellen Sklaven? Die finden es sicher doof, wenn ich auch im Garten mitmachen soll. Bestimmt bringe ich alles durcheinander..." mutmaßte Marei und griff nach den herrlich schmeckenden Trauben, räuberte beinahe ganz allein die Traubenschüssel leer. ".. gute Idee: ich frage Charis nachher über den Garten aus." erwiderte Marei und lächelte Charis an. "Ich? Ich komme aus den dreckigsten Gassen von Roms. Meine Mam hat mich, bis ich laufen konnte, immer auf dem Rücken tragend zur Arbeit mitgeschleppt. Ich weiss gar nicht, was sie gearbeitet hat, weil ich meistens schlief. Weißt du, sie hat mir immer seltsam schmeckende Milch gegeben und von dieser wurde ich furchtbar müde. Irgendwann habe ich gesagt, ich will die Milch nicht mehr trinken aber sie hat mich gezwungen sie zu trinken." Marei aß mit trauriger Miene eine Traube und schluckte.
"Ich habe mich gewehrt. Dann hat Mam aufgehört sie mir zu trinken zu geben. Ohmei.. mir wurde ohne die Milch ganz ganz schlecht, bis ich sie angefleht habe mir wieder die Milch zu geben. Mam sagte, sie hätte kein Geld mehr dafür und ich wäre deswegen einem Mann versprochen, der diese komische Milch besitzen würde. Ich musste bei dem Mann einziehen und als Bote für die Milch arbeiten. Mam habe ich nie wiedergesehen." Marei seufzte. "Immer wenn ich unterwegs war, habe ich nach ihr ausgeschaut und gefragt. Ich hörte, sie würde in ganz besonderen Häusern arbeiten, wo Frauen mit Männern im Bett rummachen. In diese Häuser dürfen kleine Knöpfe wie ich nicht rein... also gab ich auf und arbeitete für meine Milch."
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Belustigt lachte ich über die Naivität der kleinen Sklavin. Sie war eben einfach noch ein Kind und genoß dadurch sozusagen noch einen gewissen „Welpenschutz“, denn ein derartiges Verhalten hätte ich einem ausgewachsenen Sklaven niemals durchgehen lassen. Eines Tages würde die Zeit kommen, da auch diese kleine Sklavin ihre Grenzen aufgezeigt bekam. Im Moment jedoch diente ihre Arglosigkeit einzig meinem Amüsement.
"Nun, welche Sklaven für den Garten verantwortlich sind, kann ich dir gar nicht sagen, denn offen gestanden interessiert es mich auch nicht. Nur das Resultat ihrer Arbeit ist für mich Relevant. Verstehst du?" Genüßlich wollte ich zu den Trauben greifen, mußte dann aber feststellen, daß keine mehr übrig waren. Ein wenig verdrießlich darüber bedachte ich erst Marei und dann Charis mit einem giftigen Blick. Keine Ahnung, wie Marei dies aufnehmen würde, Charis jedoch verstand sofort, ohne daß ich auch nur ein Wort verlieren mußte. Sofort eilte sie davon, um mehr Trauben zu holen.
Derweil belausche ich nur mit halbem Ohr das unbekümmerte Gerede der kleinen Sklavin und bemerkte deren Stimmungswandel vorerst nicht. Ich schnappte einige ihrer Worte auf. Sie sprach von einer seltsam schmeckenden Milch und ich dachte mir nichts weiter dabei. Doch dann wurde ich wieder aufmerksamer. Die anfängliche Kurzweil, die mir die Sklavin mit ihrer Unbeschwertheit beschert hatte, war längst gewichen. Ich richtete einen ernsten Blick auf das Kind, das offenbar der Spross einer lupa war, was im Grunde nichts Außergewöhnliches war. Doch diese Milch, von der sie sprach, interessierte mich. Wenn ich mit meiner Annahme richtig lag, dann handelte es sich um den milchigen Saft des Schlafmohns, welcher berauschende Eigenschaften hatte.
"Und diese Milch?", fragte ich ernst. "Trinkst du sie noch immer?" -
"Achso ist das." erwiderte Marei. "Beim Mann gab es keinen Garten.. höchstens ein Stücksen Rasenfläche und des wars dann schon. Den Rasen kümmerte keinen,.. aber ich.. da legte ich mich auf den Bauch und liess mir den Rücken von der Sonne anwärmen." Sie bemerkte Celerinas verdriesslichen Mund und schlug sich verlegen auf den Mund. Hatte sie jetzt echt alle Trauben ganz alleine aufgegessen? Was mussten diese Früchte auch so lecker schmecken.
"Tschuldigung, Herrin..." murmelte das Mädchen leise und senkte betreten den Kopf, baumelte nervös mit den Beinen auf und ab. Aber schon bald sah sie wieder auf, lachte Celerina munter an."Ja.. ich trinke sie noch immer. Davon werd ich wachsen und gaaannz stark werden. Aber wehe, ich trinke sie nicht, dann wird mir sooo schlecht. Ich bin für nichts zu gebrauchen und verziehe mich mit irgendeiner Decke überm Kopf irgendwo in eine rruhigen Ecke. Ich muss aufpassen, dass ich sie immer kriege.. das schlecht fühlen ist nicht schön. Aber Herrin.. wenn ich ab und zu raus, meine Milch einkaufen darf, dann tue ich alles für euch.."
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Langsam hob sich eine meiner Augenbrauen, ganz nach flavischer Manier. Es begann mir zunehmend zu missfallen, was das Mädchen da erzählte. Dieser scheinbare so unterhaltsame Nachmittag schien zu kippen. Einmal Schlafmohn zu nehmen war einerlei, doch auf ihn ständig angewiesen zu sein, war eine ganz andere Sache. Marei war noch ein Kind und eine Sklavin dazu. Nicht, daß ich mir den Schlafmohn nicht hätte leisten können. Ganz und gar nicht. Aber für eine Sklavin. Nein, mir widerstrebte es, daß dieses Kind dieser Droge auf Verdamm und Verderb ausgeliefert war. Ich wußte um die Wirkung dieses Stoffes. Von Zeit zu Zeit nutzte ich selbst seine betäubende Wirkung, um der Realität zu entfliehen, wenigstens für einige Stunden.
"Marei, du brauchst diese Milch nicht, um zu wachsen. Diese Milch wird dich krank machen. Ich verbiete es dir, diese Milch, weiterhin zu trinken!" Das klang wohl jetzt sehr hart in ihren Ohren. Aber es war das Beste für ihre Gesundheit und meinen Geldbeutel, worauf es mir allerdings in diesem Moment am wenigsten ankam. -
"Nicht fürs wachsen?" echotete Marei irritiert, sah Augenblicke lang aus großen grünen Augen geradewegs in das schöne Gesicht der Flavierin. Die neue Herrin aber schien es total ernst zu meinen. "Die Milch macht krank? Wieso hat meine Mam sie mir dann zu trinken gegeben?" Langsam senkte Marei den Blick, überlegte sogar, ob sie sich nicht verhört hatte. Sollte sie noch mehr fragen? Lieber nicht, sie hatte ja schon deren leckere Trauben vernascht!
"Ich darf die Milch also nicht mehr trinken... Herrin?" fragte sie mit ganz leiser Stimme nach und blickte Charis um Hilfe suchend an. Es war heute ein wahrhaft aufregender Tag! Sie war rasch gekauft worden und hatte eine neue Herrin! Zudem ein ausgiebiges Bad und hübsche Kleidung erhalten! Dafür sollte sie dankbar sein und sich dankbar zeigen! Jedoch die Milch nicht mehr zu trinken, die sie schon immer von Kindesbeinen an getrunken hatte.. das war schon ein starkes Stück.
Leise seufzend sog Marei den süßlichen Duft der Blumen ein... ein schöner Garten mit soviel mehr Rasenfläche!! "Bist du sauer, weil die Trauben mir auch schmeckten? Dann esse ich auch keine Trauben mehr." Wie blöd! Jetzt fragte sie doch noch nach! Irgendwie musste das eben ausgesprochene Verbot zu erklären sein... dabei hatte die Herrin selbst erlaubt zuzugreifen. Nun hiess es abwarten und vor allem gut zuhören!
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"Nein, Marei! Nicht fürs wachsen.", wiederholte ich, nun in einem wesentlich sanfteren Ton. Es hätte mich nicht gewundert, wenn ich sie mit meiner festen Stimme eingeschüchtert hatte und sie nun Angst vor mir hatte. So war es nur verständlich, daß sie nachfragte, weshalb ihre Mutter ihr die Droge verabreichte.
"Ja, das tut sie.", bestätigte ich nickend. Es entstand eine Pause, bevor ich ihr eine Antwort auf ihre Fragen geben konnte. Wenn es der Wahrheit entsprach, was das Mädchen behauptete, ihre Mutter sei eine lupa gewesen, so diente die Verabreichung der Droge lediglich der Ruhigstellung ihres Kindes. Dies jedoch konnte ich kaum meiner kleinen Sklavin erzählen.
"Ich weiß nicht, warum, Marei. Aber glaube mir, es ist nicht gut und nein, ich erlaube es dir nicht, diese Milch wieder zu trinken!" Mir waren Mareis hilfesuchende Blicke zu meiner Leibsklavin nicht entgangen. Doch Charis wagte es nicht, sich ungefragt in irgendeiner Weise zu äußern. Mehr hatte ich von ihr auch nicht erwartet.
Das Mädchen seufzte. Sicher mußte ich ihr ungerecht und grausam erscheinen. Aber eines Tages, wenn sie alt genug war, würde sie mir dankbar sein. Schließlich platze das Kind mit einer Frage heraus, welche mich amüsierte und die Stimmung wieder anhob, meine Stimmung jedenfalls.
"Aber nein! Überhaupt nicht! Ich bin nicht… sauer! Ich hatte dir doch erlaubt, zuzugreifen! Und wenn du willst, kannst du so viel Trauben haben, wie du möchtest! Jeden Tag, nun ja, solange Trauben Saison haben. Diese hier stammen... stammten direkt vom Fuße des Vesuv!", antwortete ich lachend und deutete auf die leere Obstschale. -
Schliesslich akzeptierte Marei die Entscheidung ihrer neuen Herrin und senkte den Mädchenkopf. "Ja, domina." antwortete sie auf die wiederholte Ankündigung, die Milch nicht mehr trinken zu dürfen. Ein bisschen standen Marei die Tränen in den Augen.. eben weil dieses Verbot schon ein starkes Stück war. Von jetzt an musste sie sich daran halten. Ob Charis ihr dabei helfen würde? Ein weiterer verstohlener Blick folgte zur Älteren, die ihr beim Baden und Umziehen geholfen hatte.
Das Mädchen konnte jedoch nicht länger enttäuscht und traurig bleiben. Denn jetzt ging es um die verflixt leckeren Trauben, die sich in Mareis Magen befanden. Marei sah Celerina scharf an, ob sie sich keinen Scherz erlaubte und freute sich auf kommenden Gelegenheiten Trauben zu essen. "Danke, domina! Wenn ich weiss, wo die Küche ist, kann ich noch mehr Trauben für uns holen! Was heisst Saison haben? Und wo ist der Fuß des Vesuvs?" fragte sie gleich weiter, um ihre wieder aufgetauchte kindliche Neugierde zu befriedigen und war zugleich drauf und dran der Küche einen fröhlichen Besuch abzustatten. Lächelnd blickte sie Celerina und Charis an.
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Ein wenig erleichtert war ich schon, als sich das Kind einsichtig zeigte. Auch wenn sie nun den Tränen nahe war, so geschah dies nur zu ihrem Besten und später einmal war sie mir dafür dankbar. Aufmunternd strich ich ihr über das kurze Haar, das sie tatsachlich wie einen Jungen aussehen ließ. Nun, es war nur eine Frage der Zeit, bis auch dies sich änderte.
"So ist´s brav, Marei! Marei, woher kommt eigentlich der Name? Kannst du mir das sagen?" fragte ich, um sie damit abzulenken. Automatisch wollte ich wieder zu den Trauben greifen, mußte mir dann aber wieder in Erinnerung rufen, daß keine mehr übrig waren. Marei indes wollte bereits für Naschschub sorgen, was mit Sicherheit auch aus Eigennutz geschah, denn mir war nicht verborgen geblieben, wie sehr das Mädchen diese Früchte liebte. Da stand sie mir in nichts nach.
"Ach laß nur, Charis wird uns mit Nachschub versorgen. Nicht war Charis?" Ich sah zu meiner Sklavin auf, die sich noch während sie nickte in Bewegung setzte. So konnte ich mich weiterhin mit meiner neuesten Errungenschaft ungestört unterhalten. Besonders erheiternd fand ich die Fragen, die sie mir stellte. ein Kind in ihrem alter wollte natürlich alleswissen, was es nicht verstand und diesem Wissensdurst wollte ich nicht bremsen.
"Saison nennt man die Zeit, in der zum Beispiel etwas wächst. Die Trauben zum Beispiel, sie werden im Herbst geerntet. Und der Vesuv ist ein feuerspeiender Berg im Süden Italias. Diese Trauben wuchsen an seinen Hängen, was ihnen ein besonderes Aroma verleiht, findest du nicht auch?" Wahrscheinlich hatte die Kleine bisher noch nicht so oft die Gelegenheit gehabt, Trauben zu essen.
Ah, da kam auch schon Charis mit einem gut gefüllten Korb Trauben. Sie stellte ihn vor mir ab und zwinkerte der kleinen Sklavin zu. Sicher konnte sie es kaum erwarten, zuzugreifen. Ich wollte sie nicht länger auf die Folter spannen und erlaubte ihr mit einer auffordernden Geste, sich zu bedienen. -
Sie konnte die Entdeckung der Küche also verschieben und durfte bei der Herrin bleiben. Die domina stellte noch mehr Fragen und die Antwort liess etwas auf sich warten, da Marei (unabsichtlich natürlich) wartete, bis Charis weg war. "Oh.. oh.. öhm..." stotterte Marei und hoffte, dass die kurzen Haare ihre heiss glühenden Ohren verbargen. "Naja.. Mam hat ihn mir gegeben, weil einer ihrer Männer auf dem Meer Fische angeln ging und einer dieser Fische nannte er Marei. Äh-. ja also.. ich heisse nach einem Fisch.. und weiss nicht wie das Blubber-Tier aussieht. Ich habe Mam immer gefragt, aber sie hat gesagt, ich solle bloß still sein." Es war eine ehrliche Antwort über ihren Namen.. und doch mochte sie ihren Namen. Wer konnte sich schon nach einem Fisch benennen, dass im Meer lebte?!?
"Jetzt ist Herbst! Deshalb gibt es die Trauben erst jetzt?!?" fragte sie in ihren eigenen Worten über die 'Saison' nach. "Dann sollte der herbst aber lange dauern, dann können wir gaannz lange Vesuv-Trauben essen." Charis kam wieder und nickte ihr zu. selbst die Herrin machte eine Geste zuzugreifen! "Danke sehr!" Marei griff sich von den Trauben so viele, wie sie in ihre Hand passten und aß mit vergnügter Miene. "Die Vesuvtrauben schmecken wirklich gut.. aber warum muss der Berg Feuer speien, damit sie gut schmecken?"
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