• DOMVS VITORIA


    Das Haus des Marcus Vitorius Marcellus liegt in einer der besseren Wohngegenden Roms. Der Senator war bis vor einigen Jahren als Curator Viarum tätig, wobei er sich besonders um die Ein- und Ausfallstraßen Roms verdient gemacht hatte. Seit dem Tod seiner Freunde Quintilian und Statius, zweier größerer Literaten, lebt er jedoch eher etwas zurückgezogen mit seiner Frau Hortensia.


    Auch Mitte September waren die Straßen und Gassen zur Mittagszeit noch ziemlich schwül, sodass Tiberius Durus in seiner Sänfte einen Fächer mit sich trug und den armen Claudius bemitleidete, der ihm mit seiner Handvoll Klienten und Sklaven zu Fuß folgen musste. Doch leider war heute nicht an eine größere, geschlossene Sänfte zu denken, also mussten alle Beteiligten wohl damit leben.


    Vor der Domus Vitoria jedoch kam der kleine Zug zum Stehen und Durus verließ sein Gefährt. Ein Sklave zupfte die Toga nur kurz zurecht, währenddessen der Tiberier Lepidus ansah und meinte


    "Gebt Claudius ein Schweißtuch - er ist ja ganz erhitzt!"


    Ein Sklave zog sofort ein kleines Tuch hervor und versuchte, dem Claudier ein wenig die Stirn abzutupfen.

  • Gemeinsam mit meinem Patron kam Lepidus am Haus des Vitorius Marcellus an. Tiberius Durus in einer Sänfte, Lepidus mit einer handvoll Sklaven hinterher. Zum einen war Lepidus froh den leichten Wind zu spüren, den sein Patron in der Sänfte nicht hatte doch ein paar Schweißperlen zeigten sich doch auf der Stirn von Lepidus, welche bei Ankunft am Domus Vitoria meinem Patron auffiel und er gleich einen Sklaven inklusive Schweißtuch zu Lepidus orderte, welcher auch gleich die Auswirkungen der Schwüle beseitigte.


    Lepidus zupfte darauf hin seine Toga zurecht und war schon ganz gespannt auf das heutige Gespräch.

  • Während die Herrschaften noch hübsch gemacht wurden, klopfte einer der Sklaven bereits an und kündigte die beiden Herrschaften an. So wurden sie kurz darauf eingelassen. Das Haus war für einen Senator eher bescheiden ausgestattet, dafür atmete es jedoch ein gewisses Alter, das von den leicht angestaubten Wachsmasken im Atrium verstärkt wurde.


    Vitorius Marcellus trat hinter einem Vorhang hervor. Er hatte einen etwas misstrauischen Gesichtsausdruck auf, als würde ihm dieser Besuch sehr ungelegen kommen. Nichtsdestotrotz trat Durus mit einem Lächeln auf ihn zu und meinte


    "Vitorius, wie schön, dass du so kurzfristig Zeit für mich hast! Wie geht es dir, wie geht es Hosidia?"


    Doch Marcellus nahm diese Freundlichkeit nicht auf, sondern fragte ernst


    "Uns geht es gut, Tiberius. Warum beehrst du mich mit einem Besuch?"


    "Ich möchte mit dir reden. Hast du ein wenig Zeit?"


    "Worum geht es? Und wer ist dein Freund hier?"


    "Das hier ist Claudius Lepidus, mein Mitarbeiter. Ich würde gern mit dir über Politik sprechen. Eine etwas längere Geschichte, die aber für dich sehr interessant sein könnte..."


    meinte Durus vielversprechend. Marcellus zuckte mit den Schultern.


    "Gut, dann kommt mit!"

  • Wir wurden von einem Sklaven angemeldet und betraten anschließen das kleine aber feine Haus des Vitorius Marcellus. Ein schlichtes Anwesen mit kleinen liebevollen Details die weniger den Prunk in den Vordergrund stellten.


    Lepidus hielt sich erst einmal im Hintergrund, als wir in Empfang genommen wurden.
    Vitorius Marcellus kam Lepidus ein wenig vorsichtig vor, gar ein wenig scheu. Doch Lepidus Patron wusste sicherlich, wie er mit ihm umzugehen hatte.


    Als Lepidus von seinem Patron dem Vitorius Marcellus vorgestellt wurde, lächelte er freundlich und nickte zu Begrüßung.
    "Salve Vitorius Marcellus."


    Nachdem unser Kommen erklärt war, folgten wir Vitorius Marcellus und Lepidus nickte seinem Patron zustimmend zu.

  • Der Vitorier führte die beiden in ein kleineres Triclinium, in dem genaugenommen auch nur drei Klinen standen. Auf dem Weg winkte er jedoch auch einen Sklaven herbei, dem er etwas zuflüsterte, ohne dies weiter zu kommentieren. Den Grund erkannten die beiden Besucher bald, denn als sie den Speisesaal betraten, folgte ihnen ein Sklave mit Tabula und Stylus - zweifelsohne der Sekretär des Senators.


    Mit einer Geste bot er beiden, Platz zu nehmen, während er selbst sich auf die dritte Kline platzierte. Durus nahm das Angebot an und breitete sich auf der mittleren Liege aus, wo er zuerst seine Toga zurechtzupfte, ehe er mit dem Gespräch begann.


    "Nun, Tiberius, was möchtest du bereden? Geht es um Wahlen?"


    Ein wenig musste Durus lächeln - Vitorius mochte ein eher unauffälliger Zeitgenosse sein, doch er hatte Verstand und in diesen Zeiten, in denen Kandidaturen für die Wahlen bekannt gegeben wurden, war es wohl auch irgendwie naheliegend, dass Politik sich darum drehte.


    "Du hast es erraten! Ich will kein Geheimnis darum machen: Ich möchte zum Consulat kandidieren."


    Marcellus war der erste, dem er dies öffentlich offenbahrte, was diesem offenbar bewusst war, denn einen Augenblick riss er erstaunt die Augen auf. Dann jedoch lächelte er abschätzig.


    "Und was habe ich damit zu tun?"


    "Man sagt, du erwägst ebenfalls, deine Kandidatur bekannt zu geben. Und ich suche einen Collega, der ein integrer Mann ist, der verlässlich ist und der weiß, wie die Geschäfte laufen. Du hast dich hervorragend um die Straßen Roms gekümmert, daher wollte ich dich fragen, ob du dazu gewillt wärst."


    erklärte Durus freiheraus. Es war wohl wichtig, dem dicken Vitorier ein wenig Honig ums Maul zu schmieren, denn er wirkte nicht so, als sei er begierig darauf, sein Angebot anzunehmen. Stattdessen funkelten seine Augen, als er sagte


    "Und was wäre, wenn ich dir sagte, dass Gaius Caecilius Strabo mir dies ebenfalls bereits angeboten hat?"


    Durus verlor beinahe die Fassung! Damit hatte er nicht gerechnet! Caecilius Strabo war ihm niemals in den Sinn gekommen! Er war ebenfalls kein völliger Pediarius, das war klar! Aber das Consulat - der? In diesem Jahr? Es würde wesentlich schwieriger werden, wenn Durus Konkurrenz bekommen hatte...

  • Nachdem wir durch den Hausherr in das Triclinium geführt wurden und uns ein Platz angeboten wurde, kam Lepidus dem nach und breitete sich zur Rechten seines Patrones auf einer Kline aus.
    Durus hatte noch etwas an seiner Kleidung auszusetzen und nachdem diese Unannehmlichkeit ausgeräumt war, nahm er ebenfalls in der Mitte der drei Klinen Platz.
    Vitorius Marcellus begann ohne Umschweife das Gespräch und fragte nach dem Begehr von Durus. Doch schien dieser Vitorius schon geahnt zu haben, woher der Wind wehte.


    Dieser Vitorier war ein unauffälliger Zeitgenosse doch schienen ihn viele zu unterschätzen. Er wusste genau was anstand und um was es sich in der jeweiligen Situation drehte. Soweit hatte ihn Lepidus schon einschätzen können.
    Es entwickelte sich ein lebhafter Dialog zwischen Durus und dem Vitorier, welchen Lepidus interessiert verfolgte. Dabei brachte Lepidus´ Patron zur Sprache, das er gewillt sei, für das Amt des Consuls zu kandidieren und noch einen Collega suche.
    Zwar versuchte Durus den Vitorier ein wenig zu schmeicheln und locken doch dieser schien schon andere Sachen im Hinterkopf zu haben, von denen Lepidus´ Patron das erste Wort zu hören schien.


    Durus schien ein wenig überrascht, als der Vitorier den Namen Gaius Caecilius Strabo ins Spiel brachte und dieser ebenfalls ein Auge auf das Amt des Consuls geworfen hatte.
    Womöglich war dieser Caecilius Strabo auch erst kürzlich hier und hatte dem Vitorier dasselbe Angebot unterbreitet.
    Lepidus merkte wie es in Durus arbeitete. Doch hatte er noch zu wenig Einblicke bis jetzt, das er sich daraus etwas hätte reimen können.
    Nun galt es, die Strategie ein wenig abzuändern.

  • Es entstand eine kurze Stille im Raum, die Marcellus jedoch zu genießen schien. Dann endlich hatte Durus sich entschieden, wie er hier reagieren sollte. Natürlich hatte er noch einen anderen Kandidaten in der Hinterhand, doch andererseits hielt er seinen Gastgeber inzwischen für die bessere Wahl! Also musste er ihm diesen Strabo ausreden!


    "Caecilius Strabo, soso...und du glaubst, dass du mit diesem bessere Chancen hast als mit mir? Welche Visionen hat denn Strabo?"


    Marcellus machte eine wegwerfende Handbewegung.


    "Welche Visionen hatte Afranius Dexter? Welche Attius Suburanus?"


    Natürlich war es Durus klar, dass die allermeisten Senatoren, die das Consulat bekleideten, dies nur taten, damit sie die Jahre darauf die großen, prestigeträchtigen Provinzen erhalten konnten. Und vielleicht noch aus Tradition - doch diesmal war es wichtiger!


    "Afranius Dexter ist ein alter Mann, der schon viel geleistet hat - man musste ihn ja irgendwann auf den curulischen Stuhl lassen. Und Attius Suburanus ist immerhin ein Freund Trajans gewesen. Und Trajans Freunde sind bekanntermaßen auch Iulianus' Freunde gewesen!"


    erklärte er deshalb - einerseits, damit Lepidus verstand, wie man zu diesem Amt kam, andererseits, um sein Argument vorzubereiten.


    "Strabo hingegen ist weder ein Freund von Valerianus - und diesem sind ja scheinbar auch die Freunde seines Vaters nicht so wichtig, wobei man sowieso kaum mit dem Einfluss des Kaisers zu rechnen hat, noch ist er sonderlich verdient. Ich würde sogar sagen, er hat es weniger seinem Verdienst als seiner Anhängerschaft zu Verginius Rufus. Und der ist bekanntermaßen schon länger tot. Ich glaube nicht, dass das ausreicht."


    Diesmal war es an dem Vitorier zu stutzen - die Worte hatten scheinbar gewirkt. Trotzdem setzte er rasch wieder seine harte Miene auf, die für einen Augenblick gefallen war.


    "Aber wenn, Tiberius - dann wäre ich der Consul Maior und könnte den meisten Einfluss nehmen. Was hast du mir zu bieten? Ich will auf meine alten Tage gern noch einmal ein bisschen Geld in meine Kasse bekommen. Mein Sohn braucht etwas, wenn er weiter kommen will. Er hat viel Talent, wie du vielleicht weißt!"


    Darum ging es Marcellus also! Er wollte eine reiche Provinz! Noch immer die guten alten Motive, die auch schon zu Zeiten Ciceros die Politik bestimmt hatten. Eine Provinz - daran hatte Durus sowieso kein Interesse!


    "Du kannst von mir aus gern Gallia haben, wenn es dir gefällt. Du weißt ja, gute Töpfer, die viele Steuern zahlen!"


    meinte er daher kühl. Allzu viel konnte er jedoch nicht versprechen, denn man musste schließlich auch noch seinen Wählern die eine oder andere Alternative bieten!


    "Curtius Philo ist schon viel zu lange dort und wenn du möchtest, kann ich auch dafür sorgen, dass er zurückberufen wird und du gleich im übernächsten Jahr in den Norden kannst. Africa und Hispania kann ich aber nicht verschenken."


    Erstaunt zog Marcellus eine Augenbraue hoch.


    "Nicht? Und womit soll ich dann meine Freunde locken? Zumindest über Africa will ich schon verfügen können!"


    Durus bezweifelte, dass Marcellus Provinzen brauchte um seine Freunde zu bestechen. Zwar galt er nicht gerade als der Senator mit dem größten Freundeskreis, doch dafür wusste man, dass er eine sehr enge Verbindung zu diesen hatte. Sie würden ihn auch so wählen! Doch natürlich hatte er Recht - Durus musste ja immerhin Caecilius Strabo unterbieten!


    "Na gut, Africa. Aber wer Magius Lateranus beerbt, bestimme ich!"

  • "Und von welchen...Visionen hast du nun gesprochen? Planst du irgendetwas Großartiges?"


    fragte Marcellus vorsichtig weiter. Er schien neugierig, doch Durus konnte nicht sagen, ob es offenes Interesse, Hoffnung oder Befürchtung war. Alles war möglich, denn vielleicht störte es das Ego des Vitoriers, wenn sein Collega aktiver war als er selbst.


    "Nunja, ich dachte an eine Reform der Prozessordnung. Besonders diese Instanzen- und Iudex-Bestimmungen sind für die Praetoren mörderisch: Ich möchte da etwas Abhilfe schaffen und das alles ein wenig traditioneller gestalten."


    "Das ist wahr! Ich bin bei meiner Praetur kaum aus der Sella Curulis herausgekommen, so viele Prozesse hatte ich zu leiten!"


    bemerkte Marcellus scheinbar verständnisvoll. Allerdings wusste Durus noch immer nicht, ob dies ernst gemeint war - wie dumm, dass er kein allzu großer Menschenkenner war!


    "Natürlich könntest du an dem Ruhm teilhaben, wenn du möchtest. Wir beide könnten uns als tatkräftiges Team präsentieren!"


    Auf diese Idee hin legte der Vitorier den Kopf ein wenig schief und machte eine unbestimmte Handbewegung, während er gedehnt antwortete


    "Jaaa...das wäre nicht dumm. Allerdings weiß ich nicht, wie viel Zeit ich aufbringen kann, um derartige Debatten im Senat vorzubereiten - du weißt, ich habe viele Verpflichtungen!"


    Die hatte Durus auch. Allerdings erkannte er schon: Die Arbeit würde an ihm hängen bleiben. Andererseits wünschte er sich das auch, denn er hatte Marcellus ja extra ausgewählt, weil dieser ihm freie Hand lassen würde. Und es sah gut für ihn aus, denn die Redeweise klang ganz so, als begänne er bereits, sich an den Gedanken zu gewöhnen! So lächelte er und meinte


    "Keine Frage. Es ist ja auch meine Idee! Wärst du also einverstanden?"


    Man konnte sehen, dass Marcellus sich nun ein wenig unter Druck gesetzt fühlte. Er schien noch einmal alle Argumente zu vergleichen: Die Chancen von Strabo, die sicherlich niedriger waren als die von Durus. Die Aussichten auf die Belegung bedeutender Posten, der allgemeine Einfluss und zahlreiche andere Dinge, die ihn sicherlich auch bewegten.


    "Eines noch: Ich hätte großes Interesse daran, dass ein gewisser Prozess, der sich wohl in das neue Jahr ziehen wird, fallengelassen wird. Wenn ich jedoch selbst als Consul dafür sorgen würde, sähe das möglicherweise etwas schlecht aus. Wenn du mir also diesen einen Gefallen tun könntest, würde ich dir sofort zusagen."


    Er bemühte sich um ein versöhnliches Lächeln, doch Durus kniff die Augen zusammen. Was Marcellus da erbat, war sicherlich ein Fall von Rechtsbeugung, zumindest aber wohlwollender Unterstützung eines Angeklagten. Im Grunde war es Durus egal, ob irgendein kleiner Gauner diesmal dem Richterspruch entging, doch es konnte gefährlich sein, wenn er sich öfter darauf einließ - immerhin wollte Durus sein Image als traditionsbewusster, rechtschaffener Römer nicht aufs Spiel setzen! So machte er nun seinerseits eine Pause und meinte


    "Wenn du mir versprichst, dass es nur ein einziger Fall sein wird, bin ich einverstanden. Dafür wirst du mir allerdings ebenfalls einen Gefallen schuldig sein, Vitorius!"


    Erneut zögerte Marcellus, doch dann schien er plötzlich die Entscheidung zu fällen und meinte


    "Einverstanden! Wir kandidieren gemeinsam!"


    Er hielt Durus seine fleischige Hand hin und dieser schlug ein. Große Erleichterung durchfuhr ihn zugleich. Einen Augenblick hatte es schlecht ausgesehen, doch scheinbar hatte Marcellus das Angebot von Strabo nur dazu nutzen wollen, Durus mehr unter Druck zu setzen. Und es war ihm wohl auch irgendwie gelungen! Hätte er wirklich erwägt, Strabo Durus vorzuziehen, hätte er die Entscheidung sicherlich nicht sofort getroffen, sondern auch bei Strabo versucht, mehr herauszuholen. Doch nun war es ja glimpflich verlaufen und angesichts des größeren Ansehens von Durus könnte Marcellus ihn sicherlich auch nicht weiter bei seinen Ideen und Plänen stören! Und notfalls gab es ja auch noch den Gefallen - Marcellus galt ebenfalls als Mann von Ehrgefühl, sonst hätte er sicherlich nicht so gute Freunde!


    "Ich freue mich sehr über diese Entscheidung! In ein paar Tagen gebe ich ein Essen, bei dem ich meine Kandidatur bekannt machen möchte. Es würde mich freuen, wenn du ebenfalls kommen würdest, damit wir uns gleich gemeinsam ein paar Senatoren präsentieren können."


    bemerkte Durus dann. Marcellus würde sicherlich ebenfalls eine Einladung für seine politischen Freunde organisieren und so kannten die beiden, größtenteils getrennten Freunde dann auch beide verbündete Kandidaten!


    "Gern, ich freue mich!"


    antwortete Marcellus und strahlte nun über das ganze Gesicht, was bei Durus die Frage hervorrief, ob er den dicken Senator ein wenig unterschätzte und dieser vielleicht ausgefuchster war, als er ahnte - denn dieses Mienenspiel, das er hier präsentiert bekommen hatte, kam ihm nun irgendwie geschauspieltert vor!

  • Die Verhandlungen gestalteten sich zäh. Schwerer als es sich Durus sicher vorgestellt hatte. Doch dieser Vitorier schien die perfekte Person für das Amt zu sein, das wusste nicht nur Durus sondern der Vitorier selber.


    Und so wurde über Bestimmungen und die Machtfülle beider zur Wahl stehenden Kandidaten gefeilscht.
    es ging locker hin und her doch am Ende hatte man sich geeinigt. Einen guten Kompromiss gefunden, der beiden helfen würde, sich gegen eventuelle andere Kandidaten durchzusetzen.
    Doch Durus wusste wie jeder einzelne Schachzug zu setzen war, das der Vitorier eigentlich garnicht anders konnte als zuzusagen.


    Am Ende reichten sich beide die Hand. Damit war der erste Schritt einer Kandidatur geschafft.

  • Nun beruhigte sich Durus langsam. Selbst wenn er Marcellus nicht so recht traute - er hatte nun immerhin eine sichere Basis. Und außerdem würde Marcellus ihm wohl die Stimmen sichern, die ihm fehlten!


    "Die übrigen Kleinigkeiten können wir ja noch später klären."


    "Ich treffe morgen ein paar wichtige Männer, die wir hoffentlich gleich gewinnen können - ich werde dich dann informieren."


    "Gut, ich muss allerdings leider schon wieder gehen - es gilt immerhin einen Wahlkampf zu beginnen!"


    meinte Durus und verabschiedete sich herzlich von Marcellus mit einer Umarmung. Zwar wirkte der Vitorier ein wenig überrumpelt, doch dann lächelte er seinerseits.


    "Vale, Tiberius, vale, Claudius!"


    grüßte er schließlich an der Porta und Durus erwiderte den Gruß


    "Vale bene, Vitorius! Ich bin sicher, dass uns eine große Zukunft bevorsteht!"


    Damit schnippte Durus und die Sklaven mit der Sänfte, die vor der Tür gewartet hatten, erhoben sich rasch. Einer bückte sich nieder und Durus nutzte ihn als Treppe, um in seinen Sitz zu gelangen. Noch einmal hob der Tiberier dann den Digitus salutationis und der Trupp setzte sich in Bewegung.

  • Sicherlich müssten die meisten Kleinigkeiten noch besprochen werden, doch die Hauptsache war abgeklärt so, das es momentan nichts weiter zu besprechen gab.


    Lepidus und sein Patron machten sich also auf, um das Haus des Vitoriers zu verlassen um sich weiteren Aufgaben zu widmen.
    "Vale Vitorius."
    Verabschiedete sich Lepidus, als sie an der Porta angekommen waren.


    Mit einen zufriedenen Nicken schaute Lepidus zu Durus, als sie das Domus hinter sich gelassen hatten. Seiner Meinung nach war es sehr gut verlaufen, das Gespräch mit dem Vitorier.

  • Durus achtete darauf, dass seine Sänfte an der Seite seines Tiro gesteuert wurde, sodass er ein wenig über das Erlebnis sprechen konnte. Sein erstes Nicken deutete darauf hin, dass auch Lepidus glücklich mit dem Verlauf war. Dennoch fragte der Tiberier


    "Und, was denkst du über Vitorius?"

  • Auf dem Heimweg, lief Lepidus genau neben der Sänfte um mit seinem Patron über das eben besprochene Meinungen auszutauschen.


    "Nun Patronus, meiner Meinung nach hätten wir es schlechter treffen können. Dieser Vitorier ist meiner Meinung nach ein eher introvertierter Zeitgenosse dennoch scheinen ihn die meisten zu unterschätzen. Ich denke, wenn wir es geschickt anstellen, wird es kaum Meinungsverschiedenheiten geben. Auch denke ich, das er seinem Amt, sowohl es die Götter wollen, mehr als passend gegenüberstehen wird."
    Lepidus sprach bewusst im Plural. Schließlich war er dabei gewesen.

  • Durus nickte. Zwar hielt er Marcellus nicht gerade für introvertiert, sondern lediglich für vorsichtig, doch in den übrigen Einschätzungen hatte Lepidus ähnliche Schlüsse gezogen wie er selbst.


    "Ich hoffe nur, dass er seine Freunde auch von mir überzeugen kann. Er unterhält ganz gute Kontakte zu einflussreichen Equites. Beispielsweise war er mit Quintilian, dem berühmten Redner befreundet. Und er ist ein guter Freund, der enge Kontakte pflegt.


    Zwar dürfen Equites nicht wählen, doch haben viele Senatoren Kontakte mit ihnen, sodass sie durchaus als Meinungsmacher von Bedeutung sind. Dies ist eine wichtige Lektion in der Politik: Versuche nicht nur deine Zielgruppe, sondern auch deren Kontakte zu überzeugen - besonders wenn ersteres nicht funktioniert!"


    erklärte er bei dieser Gelegenheit gleich ein wenig.

  • Lepidus sah das ganz ähnlich wie sein Patron, doch hatte dieser noch mehr Aspekte im Ärmel während wir gemächlich gen Heimat gingen.
    "Kontakte sind immer von Vorteil. Du kannst die beste Arbeit im ganzen Imperium abliefern, ohne Kontakte und Gönner wird es selbst für jeden guten Politiker schwer."
    Von dieser Seite her war der Vitorier eine Idealbesetzung.

  • "Sehr richtig, Claudius! Kontakte sind das wichtigste. Du musst dir Freunde suchen und sie an dich binden, wie es Vitorius tut. Manchmal muss man dabei auch Kompromisse mit seiner eigenen Haltung eingehen, doch ist es ebenso wichtig, stets einen Eindruck von Prinzipientreue zu wahren. Daher genügt es oft auch einfach, den Mund zu halten."


    erklärte Durus weiter, während die Sonne auf die beiden Patrizier einstach und die Sklaven, die die Sänfte trugen, unter der Anstrengung ächzten.

  • Das waren Fakten die er zwar schon gehört hatte, sie jedoch bis jetzt noch nie umsetzte oder umsetzen musste.
    Jetzt wehte ein anderer Wind als bisher.
    Sicher würde auch die eine Sache, die Durus ansprach, einfach den Mund zu halten Lepidus anfangs schwer fallen, da dies nicht seine Art war, doch die Zeiten hatten sich geändert. Wollte man etwas erreichen galt es auch Kompromisse zu machen, so wie es sein Patron ihm antrug.


    Schmunzelnd, neben der Sänfte herlaufend gab Lepidus ein Statement ab. "Das ist richtig, manchmal den Mund zu halten wird mir zwar schwer fallen doch es kommt einem wieder."

  • "Oh, glaube nicht, dass es mir leicht fällt! Es fällt mir sogar oftmals ausgesprochen schwer! Aber man muss in diesen Fällen stets bedenken, dass die ehrenvollsten Prinzipien nichts nützen, wenn man nicht in die Position gerät, in der man sie anwenden kann."


    führte der Tiberier weiter aus, wobei er an zahlreiche Debatten im Senat dachte, in denen wohl viele den Kopf über ihn geschüttelt hatte, weil er auf solchen Prinzipien herumgeritten war. Meist waren sie zwar wirklich wichtig für ihn, doch sicherlich hatte es ihm bei manchen auch nicht ungeteilte Sympathie eingebracht.


    "Man muss jedoch stets abwägen. Machtgewinn hat nicht vor allen Prinzipien Vorrang und wie erwähnt - der Ruf von Prinzipientreue ist ebenso sehr viel wert!"

  • Durus schien es ähnlich zu halten wie ich es wollte aber noch lernen musste. Zu ungestüm ging Lepidus manchmal vor und wollte partout dies oder jenes durchsetzen. Die Lehre bei seinem Patron würde ihm eine sehr große Hilfe auf dem weg nach oben sein, hatte er schon am ersten Tag seiner Arbeit erkannt und zu schätzen gewusst.
    "Das ist einleuchtend. Man kann nicht mit aller Gewalt in eine Sache reinrennen ohne sie zu hinterfragen nur weil man augenscheinlich davon überzeugt ist."


    Doch Lepidus lernte schnell. Auch wenn es ab und an etwas holprig war und er anders gehandelt hätte stellte sich bei näherem hinsehen heraus, das diese oder jene Entscheidung so wie sie schlussendlich getroffen wurde besser war.


    "Wie sieht es eigentlich mit deinem Wahlprogramm aus Patronus? Ich rühre ja schon kräftig die Werbetrommel für dich und deine Bewerbung zum Consul. Was kann ich den Leuten sagen, um was es sich in deiner Amtszeit als Consul am meisten drehen wird?"
    Schließlich wollte Lepidus keiner Frage ausweichen.

  • "Ich plane einige Reformen in der Prozessordnung und den Instanzen. Alles soll wieder etwas traditioneller werden. Allerdings werde ich meine Pläne noch einmal mit einem Juristen - vielleicht Decimus Mattiacus - durchsprechen müssen. Das wird wohl das Zentrum, ja."


    meinte Durus nachdenklich und bemerkte dabei, dass er noch eine ganze Menge zu tun hatte. Dabei fiel ihm etwas ein:


    "Hast du übrigens schon den Cursus Iuris absolviert? Ich rate es dir! Und bei mir hast du ja bereits Möglichkeit, ein wenig in die Gerichtssäle zu schnuppern."

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