Kandidatur zum Cursus Honorum [10/09] – Spurius Purgitius Macer

  • Wieder einmal standen die Wahlen zum Cursus Honorum an und wieder einmal war der Senat zusammengekommen, um sich die Bewerbungsreden der Kandidaten anzuhören und die Männer zu befragen, die eines der öffentlichen Wahlämter anstrebten.




    Gnaeus Afranius Dexter [NSC], einer der beiden (noch) amtierenden Consuln, rief die Kandidaten auf und bat sie, sich zu ihrer Kandidatur zu äußern und die Fragen der Senatoren zu beantworten.


    Einer davon war Spurius Purgitius Macer. Der war selbst schon seit etlichen Jahren Senator und kandidierte für das Amt eines Praetors.

  • Macers letzte Kandidatur für ein Amt des Cursus Honorum war schon lange her, und auch wenn er schon so manche Rede vor dem Senat gehalten hatte, so war er diesmal doch besonders aufgeregt. Er war früh aufgestanden und hatte sich besonders sorgfältig rasieren und einkleiden lassen, um das erwartet gute Bild abzugeben. Seine Rede hatte er sich in den letzten Tagen zurecht gelegt, würde sie aber trotzdem in einigen Teilen recht spontan formulieren, um möglichst natürlich zu klingen.


    "Senatoren Roms," begann er, nachdem er aufgerufen wurde und blickte in die Runde, "oft bin ich in der vergangenen Zeit gefragt worden, wann ich denn als Praetor kandidieren würde und oft musste ich darauf antworten, dass ich die Zeit noch nicht für gekommen hielt. Ich diente Rom als Quaestor und als Aedil, als Legionskommandeur und als Statthalter, zuletzt als Curator Aquarum und doch ist auch das Amt des Praetors keines, das ich für leicht erachte und angesichts meiner Erfahrung ohne gründliche Vorbereitung angehen wollte." Er machte eine kurze Pause, um von dieser Einleitung zum nächsten Teil der Rede überzuleiten.


    "Wie sah diese Vorbereitung nun aus? Sie begann vor vielen Jahren mit der durchaus überraschenden und daher besonders ehrenvollen Statthalterschaft in Germania. Eine Aufgabe, bei der ich auch Recht sprechen musste und bei der ich den Umgang mit juristischen Beratern lernte. Eine Aufgabe, bei der ich das Imperium inne hatte wie ich es auch als Praetor haben würde. Eine Aufgabe, die Rechtschaffenheit und Rechenschaft erforderte, gegenüber dem Kaiser, dem Volk und Rom.


    Es folgte mein Aedilat. Ein Amt, das ich gerne und mit viel Elan ausfüllt, wie euch vielleicht in Erinnerung ist. Ein Amt, das mir durch die Überwachung der Marktgesetze einen weiteren gründlichen Einblick in die Interpretation unserer Gesetze verschaffte. Ein Amt, das mich auch danach noch lange prägte und die Art und Weise beeinflusste, wie ich hier im Senat über Gesetze sprach und Gesetzesänderungen einbrachte. Und natürlich ein Amt, mit dem ich eine der formalen Voraussetzungen der Praetur erfüllte."


    Eine weitere Pause folgte und wer erwartet hatte, dass Macer nun mit seinem Amt als Curator Aquarum fortsetzen würde, der sah sich getäuscht, denn Macer ließ es bewusst aus.


    "Es folgte meine Hochzeit mit Tiberia Albina, mit der ich die Pflichten eines Ehemannes auf mich nahm. Pflichten, die mir nicht minder ehrenvoll und wichtig für Rom erscheinen als öffentliche Ämter. Pflichten, denen ich mich nicht entziehen wollte, auch wenn ich es gekonnte hätte. Pflichten, die auch das Private öffentlich und politisch machen, denn schließlich teile ich seitdem meine Macht über den Haushalt mit meiner Frau.


    Und schließlich wagte ich mich an den Cursus Iuris und legte die nötige Prüfung ab. Eine Prüfung, vor der ich Respekt hatte, auch wenn ich selber an der Academia Militaris regelmäßig Prüfungen abnehme. Eine Prüfung, auf die ich mich gründlich vorbereitet hatte, so wie es sich schon aus Respekt gegenüber den Lehrmeistern gehört. Eine Prüfung, in der ich mein erworbenes Wissen auf eine ernsthafte Prüfung stellen musste. Eine Prüfung, die ich schließlich erfolgreich bestanden habe, um auch die zweite formale Voraussetzung zur Praetor zu erfüllen."


    Macer machte eine weitere Pause, um diesen Teil der Rede abzuschließen.


    "Ihr seht, meine Vorbereitung war gründlich und daher halte ich nun die Zeit für gekommen, den Nachfragen nachzugeben und als Praetor zu kandidieren. Ich möchte die Aufgabe gestellt bekommen, das Amt des Praetors zu übernehmen, diese Pflichten erfüllen und auch diese Prüfung meistern. Ich kann euch nicht mehr versprechen als Rechtschaffenheit und Rechenschaft, den sorgfältigen Umgang mit der mir anvertrauten Macht und Entscheidungen im Sinne des Gesetzes nach bestem Wissen und Gewissen. Ich werde Prozess zulassen, wie es das Gesetz vorschreibt und Zuständigkeiten festlegen, wie es sich aus der Sachlage der Fälle ergibt. Ich werde Iudices auswählen, die neutral und fachkundig sind und ich werde Urteile verkünden, die allen Argumenten das nötige Gewicht zukommen lassen. Dort, wo unsere Rechtsnormen unzureichend sind, werde ich mich um eine sachgerechte Interpretation bemühen und zugleich im Senat eine Schließung der entdeckten Lücken anstreben. Dort, wo die Rechtsnormen eindeutig sind, werde ich mich um eine zügig Abhandlung der Verfahren bemühen, um jeder rasch zu seinem Recht kommt.


    Daher bitte ich euch, gebt mir für diese Kandidatur zum Praetor eure Stimme, damit ich mich dieser Herausforderung in eurem Namen stellen kann."


    Macer schwieg, bis seine Stimme verklungen war und lächelte dann leicht.

  • Macer war gewissermaßen ein Verwandter, dazu jedoch auch ein vernünftiger Mensch, daher lauschte Durus der Rede mit großem Wohlwollen. Dass er keine großen Ideen hatte, störte ihn dabei nicht im Geringsten - dafür würde ja hoffentlich er zuständig sein im nächsten Jahr!


    "Ich unterstützte Purgitius Macer. Als Advocatus habe ich ihn häufig als Gast in Verhandlungen gesehen, daher bin ich sicher, dass er ebenso gut als Praetor arbeiten wird!"


    machte er seine Unterstützung auch gleich öffentlich.

  • Nach Tiberius Durus erhob sich Aelius Quarto und bat um das Wort.


    “Senator Spurius Purgitius Macer ist ein Held!“, begann er stimmgewaltig seine Rede.


    "Als das Imperium bedroht war, weil ein schändlicher Verräter in Italia einfiel, da hat er sich ihm entgegen gestellt. Gemeinsam mit dem heutigen Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, an der Spitze der I. Legion, hat er die Feinde Roms bezwungen und den Aufstand des scheußlichen Appius Porcius Laeca beendet, seine ruchlosen Pläne zunichte gemacht und ihn ins Verderben getrieben. Das wird niemals vergessen werden!
    Spurius Purgitius Macer hat Legionen angeführt.
    Spurius Purgitius Macer hat in Germania die Grenzen sicher gemacht.
    Spurius Purgitius Macer hat dafür gesorgt, dass ein jeder in Rom an jedem Tag sauberes Trinkwasser hat.


    Warum aber, frage ich, warum war er noch niemals Praetor, oder gar Consul, obwohl man dies erwarten könnte?
    Ist es seine Bescheidenheit?
    Ist es, weil er nicht viel Wert auf Titel und Auszeichnungen gibt?
    Oder ist es nur ein Versäumnis, weil er bislang immer an anderer Stelle gebraucht wurde?


    Das gilt es nachzuholen. Seine Praetur ist überfällig und an seiner Befähigung dazu kann niemand ernsthaft Zweifel haben.
    Ich werde ihm meine Stimme geben.“

  • Auch wenn Macers Wahl so gut wie sicher war, schadete es nicht, Stellung zu beziehen und damit ein Zeichen zu setzen. Livianus erhob sich daher ebenfalls.


    "Ich stimme Senator Quarto zu. An Macers erfolgreicher Wahl zum Praetor habe ich keine Zweifel. Ich unterstütze daher ebenfalls seine Wahl und schlage ihn als meinen Nachfolger vor. Ein Mann wie er kommt nur für das Amt des Praetor Urbanus in Frage."


    Der Decimer ließ seinen Blick über die Gesichter befreundeter oder verbündeter Senatoren schweifen, die damit genau wussten, wie sie zu wählen hatten und setzte sich dann wieder mit einem deutlichen Ausdruck von Zufriedenheit in seinem Gesicht.

  • Die unterstützenden Worte kamen nicht unerwartet, schließlich war dies im Senat so üblich und auch Macer spendete solche gerne bei guten Kandidaten und seinen Klienten. Dass Durus der erste war, registrierte er gerne und dankte mit einem Nicken.


    Die Worte, die der Consular Quarto wählte, waren für seinen Geschmack dann etwas zu dick aufgetragen. Aus Gründen, die keiner der Anwesenden, nicht einmal er selbst, erkennen konnte, musste er beim einleitenden Satz des Consulars einen winzigen Augenblick breit grinsen. Mit einer leichten abwehrenden Geste ließ er die weiteren Belobigungen über sich ergehen, spürte aber dennoch einen gewissen Stolz dabei. Dass Decimus Livianus seine Zustimmung dann wesentlich sachlicher verpackte, kam ihm da ganz gelegen, so dass er noch einmal mit einem Nicken danken konnte.

  • "Dieser Mann ist einer der Wenigen, welche ich als wahrhafte Römer bezeichnen würde. Senator Purgitius war nicht nur einst ein angenehmer Mit-Aedil gewesen, er hat uns zudem noch nie enttäuscht und ich bin mir sicher, dass es auch bei diesem Schritt nicht anders wird werden."


    Auch wenn er sich nicht zu Wort melden musste, da Macer einer Derjenigen war, die wohl auch ohne theatralische Sophistik die Zustimmung des Senates auf sich vereinen konnten, doch er tat es aus dem Umstand heraus, welcher ein gänzlich anderer war. Man munkelte schon lange, so lauteten die Gerüchte, durch die Heirat Macers mit seiner ehemaligen Verlobten sei ein sichtbarer Keil zwischen die beiden Männer getrieben worden, dessen der Flavier mit dieser Zustimmung hoffentlich für ewig Einhalt gebieten konnte. Auch wenn er sich nie mit Macer auf freundschaftlicher Ebene verstand, so war der Mann ihm stets...angenehm. Anders konnte er es wohl nicht ausdrücken. Und die Tatsache, sie würden sich nicht verstehen, konnte der Flavier daher nicht so einfach im Raume stehen lassen.
    Also setzte er sich dann auch friedlich auf seinen Platz und hielt sich unter Anwendung größter Mühe in nicht allzu kränklicher und verletzlicher Position. Den Schein wahren man sei stark und mächtig musste man auch, wenn man kurz vor dem Tode stand.

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