Ein Sklave zu Besuch

  • Phraates hatte recht gehabt, besser sie gingen und ließen Ursus alleine. Cimon konnte es kaum erwarten mehr zu erfahren, hielt sich aber zurück und bemühte sich dies nicht nach außen hin zu zeigen. Als sie rausgetraten waren wies Cimon Phraates den Weg. Er würde ihm ein Bad bereiten und sich so schnell es ging darum bemühen dem anderen Sklaven Essen und Trinken dort hinzu bringen. Cimon hatte die Worte seines Herren so verstanden, das die Leistung des Mannes sehr besonders gewesen waren. darum wollte er Phraates auch besonders behandeln. Davon abgesehen wirkte dieser, trotz der holprigen Sprache irgendwie... besser gestellt als Cimon es war.


    Der Nubier bat den anderen sich zu entspannen und kümmerte sich derweil um den Schlafplatz des Sklaven. Dabei beeilte er sich sehr, denn er wollte unbedingt wissen worum es ging, nur zuerst musste er die Aufgaben des Herren erledigen, bevor er sich erlauben konnte ruhig mit Phraates zu sprechen.


    Nach kurzer Zeit kam er also wieder und sah Phraates fragend an.


    "Brauchst du noch etwas? Die Reise war bestimmt sehr anstrengend. Wenn ich also irgendetwas tun kann, dann sag es mir...bitte. Und.... könntest du mir ... erzählen, was meinen Herren so erschrocken hat?"


    Cimon sprach langsam und neigte seinen Kopf leicht. Dabei ging er zu den Badeutensilien und reichte Phraates was immer er brauchte. Dann hockte er sich auf seine Knie auf den Boden und sah von unten her Phraates entgegen. Die vorherige Hektik und Eile, die Cimon gezeigt hatte und die ihn zum rennen gebracht hatte, schien nun völlig aus ihm gewichen zu sein.

  • Phraates hatte, wie Ursus schon richtig bemerkt hatte, sich alle erdenklichen Mühen gegeben, nach mantua, ins Lager zu kommen. Aus diesem Grund auch war er durchs Lager gelatscht, dem Soldaten hintendrein, ohne es recht wahrzunehmen. Erst jetzt, wo es sich so demonstrativ vor ihm ausbreitete, sah er, wie groß es überhaupt war. Erschreckend groß. Solche Lager gab es in Parthien auch, aber nur zu Kriegszeiten und an den Grenzen. Zumeist zum römischen Reich, denn zur Absicherung gegen die Barbaren aus dem Osten und gegen die Inder brauchte man selten mehr als einige mobile Reitereinheiten. Die Römer kämpften aber anders. Und ein Blick in ein jedes Lager verriet, wieso man die Römer vielleicht abwehren von den Grenzen, doch nie zurückdrängen könnte.
    Wie wohl hier alles organisiert war. Und, wie um dem ganzen noch eine Haube zu versetzen, lag dies alles hier in Italia, im Herz des römischen Reiches. Da fragte man sich, was für Massen von Soldaten die Römer wohl an der Grenze stehen hatte. Wie die wohl alle mobilisiert werden konnten...
    Dem verhinderten Kataphraktarier gingen lauterlei militärische Gedanken also durch den Kopf, als er Cimon hinterhertrabte.
    Cimon entfernte sich. Seine Bitte ließ der junge Parther sich nicht zweimal sagen. Er pflanzte sich auf den Boden hin und begann, ein Lied aus der alten Heimat vor sich hin zu summen.
    Irgendwann kam Cimon wieder, und Phraates hörte auf mit seiner Melodie. „Nein, nein, danke.“, winkte er ab. „Ich brauche wirklich nichts. Wirklich nichts.“ Er hörte sich aufmerksam die Frage des Afrikaners an und nickte, als ob er den Mann in irgendetwas bestätigen wollte.
    „Was geschehen ist... Also, die Schwester von Ursus ist gestorben. Magersucht.“, machte er Cimon klar. „Ich habe den Botschaft von Corvinus, seinen Onkel, gebracht. Schlimme Sache.“, fügte er hinzu und stierte hinaus ins Freie, als ob er irgendeinen heroischen Punkt in der Ferne erblicken könnte. Doch das einzige, was zu sehen war, war ein in aller Gemütsruhe herumkramender Nubier. Er senkte seinen Kopf. „Ursus tut mir Leid. Ich weiß, wie es ist, von der eigenen Familie getrennt zu werden.“ Er atmete tief ein, als ob dies seine Sorgen, sienen Kummer, irgendwie vertreiben könnte. Was natürlich nicht funktionierte, er würde sie immer herumschleppen, solange er bei den Römern und nicht in Parthien war. Ein Schwall von Heimweh übermannte ihn, der ihn fast physisch niederzustrecken drohte. Gut, dass er ohnehin schon saß. Er hustete hart und versuchte, seine Augen nicht feucht werden zu lassen.

  • Mit traurigen AUgen verfolgte Cimon die Worte von Phraates und begann nun mit langsamen Bewegungen alles für den Anderen zurecht zu legen. Als letztes das Tuch um sich nach dem Bade zu trocknen. Er selbst setzte sich zuerst sehr schweigsam an den Rand und wartete ab. Dann würde er damit beginnen die Schultermuskeln von Phraates zu lockern. er war nicht ausgebildet aber seinem Herren reichte es im Feldlager und schließlich sollte der Gast sich ausruhen und wohlfühlen. Warmes Wasser und eine Massage würden sicher helfen. Er erinnerte sich an die Melodie die er nur kurz gehört hatte als er hereingekommen war.


    "Seine Schwester? Dann wird mein Herr lange trauern... du... kommst von weit her, oder? Wenn du sagst du weißt wie es ist getrennt zu sein ... die Melodie von vorhin, was war das? Es klang sehr...traurig. Aber...auch schön."


    So viele Gedanken und alle wollten sie gleichzeitig ausgesprochen werden. Hinzu kamen das Bedürfniss dem herren die Trauer zu erleichtern sowie der Schwermuth den er in Phraates zu sehen glaubte. Cimon deutete auf das mitgebrachte Essen und Trinken, reichte es nahe genug damit der andere sich etwas nehmen konnte, wenn er wollte. Dazu unterbrach er zwar die Massage konnte somit aber auch etwas vom öl in den Händen warmreiben um dann weiter zu machen. Er selbst leidete genügend, da strebte er oft danach den Menschen in seiner Umgebung helfen zu wollen.
    Vorallem wenn sie so würdevoll wirkten wir dieser... Cimon konnte sich nicht helfen aber er dachte irgendwie an Bashir, der frei gebohren war und somit auch eine ganz andere Grundhaltung hatte als der Nubier. Ob Phraates wohl auch frei gewesen war? Noch wagte er nicht danach zu fragen.

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    CUSTOS CORPORIS - TITUS AURELIUS URSUS

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  • Phraates machte sich daran, sich auszuziehen. „Danke für das Bad. Das wird sicher schön.“, meinte er in aller Aufrichtigkeit und blickte Cimon dankbar an. Er würde es nach dieser langen Reise brauchen.
    Er nickte ebenfalls, ernst und langsam, als Cimon meinte, Ursus würde lange trauern. „Das sicherlich.“, bestätigte der Parther und schmunzelte, als der Schwarze ihn fragte, woher er komme. „Ich komme aus Parthien. Das ist sehr weit, das stimmt.“, antwortete er. „Ich bin getrennt. Von meine Familie, von meine Eltern, von meine Schwester, meine Freunde. Es ist so, als ob sie sind tot. Ich werde sie nie wieder sehen...“ Bedrückt senkte er seinen Blick zu Boden. „Die Melodie ist aus meine Heimat. Meine Vater hat oft sie gespielt... er ist ein sehr gute Lautenspieler.“, informierte er Cimon.
    Phraates stieg in das warme Wasser und begann sich von Cimon massieren zu lassen. „Das tut gut, danke...“, meinte er murmelnd und blickte hinüber zum Essen. Ihm rann das Wasser im Mund zusammen, als er es sah! Gerade als er sich damit abfand, dass er sich bis zum Ende der Massage gedulden werden müsste, wurde es ihm auch schon hergeschoben. Dass die Massage unterbrochen wurde, störte Phraates nicht, der sich mit einem: „Bei Ahura Mazda, danke!“, über die angebotenen Nahrungsmittel hermachte. Er jausnete mit Genuss die Speisen, die Cimon ihm anbot, bevor er zu ihm hinaufschaute. „Sag, kennst du eigentlich einen gewissen Bashir hier im Lager?“ Inwieweit sich die Sklaven der Tribune hier kannten, wusste er nicht, von einem „Nein“ wäre er alles andere als überrascht.

  • Das Leiden, das Phraates beschrieb ließ Cimon innehalten und ihn etwas traurig anschauen. Der Andere hatte Familie und Freunde voin denen er getrennt leben musste. Nie wieder würde er sie sehen. Der Nubier senkte den Kopf. Es tat ihm jetzt leid, es angesprochen zu haben. Er selbst kannte solche Gefühle von Heimat nicht. Dies war doch am ehesten das was er als sicheres Heim bezeichnen würde...das erste in seinem ganzen Leben.


    "Es... es tut mir leid, ... ich...cih wollte dir keine Trauer bereiten..."


    Das es gut tat, von ihm massiert zu werden stachelte Cimon an es nun besonders gut zu machen und so viele Verspannungen wie möglich zu lösen. Das Lied interessierte ihn ebenso wie die Heimat des Fremden...kam Bashir nicht auch aus Pathien?
    Die weitere Frage überraschte Cimon und ließ ihn die Begeisterung für den Dank von Phraates eindämmen.


    "Das Lied... es ist...oh..Bashir? J..ja...er ist hier. Ich..ich kenne ihn. Wir sehen uns oft wenn wir uns um die Pferde der Herren kümmern. ...Ich..ich glaube er ist ein...Freund."


    Da Cimon noch nie Freunde hatte, wusste er nicht ob es das richtige Wort war oder ob Bashir es ebenso sah. Seine Augen gingen schnell umher und da sah er das das Trinken auch ein Stück zu weit weg stand...ganz der Sklave zuckte er zusammen...


    "Verzeih..He...Phraates..."


    Rasch holte er den Becher und die Karaffe mit dem Saft. Cimon hatte früher immer gelernt, das der Wein den Herren oblag und für die Sklaven nur Wasser oder Saft blieben. Dementsprechend handelte der Nubier auch. Obwohl er Phraates als wesentlich über ihm stehend ansah, waren und blieben sie beide Sklaven. Allerdings musste er es sich öfters selber sagen, damit er sein Gegenüber nicht mit 'Herr' ansprach.
    Bei alledem wagte er es nicht anzusprechen, woher Phraates Bashir wohl kannte. Denn er glaubte das es ihm nicht zustand. Allerdings war die Neugier in seinen Augen deutlich zu sehen.
    Die Massage würde er auf keinen Fall vernachlässigen, wobei der Sklave angestrengt darüber nachdachte, was er noch tun konnte, um es dem Gast angenehmer zu gestalten.

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  • „Hast du nicht, hast du nicht.“, winkte Phraates ab. Er war es schließlich, der seine Gedanken damit belastet hatte. Nur schwer wanderte sein Blick vom Boden wieder herau. Die Massage löste vieles in Phraates, angefangen von seinen verspannten Rückenmuskeln, bis zu seinem sich in einem leicht chaotischen Zustand befindenden Gehirn. Der Gedanke an seine daheim verbliebene Familie schwand langsam.
    Cimon stotterte wie ein Kriegsversehrter, Phraates sah ihm das nach. Er selber war nicht mehr der Alte, seitdem er in der Sklaverei war. Geborene Sklaven hatten sowieso alle einen Knacks. „Das Lied, es handelt von...“ Er seufzte leicht. „Von dem Sonnenuntergang hinter den Zagros-Bergen. Wie die Schafe heimge...trieben werden. Wie als letztes von allen Bergen... der Dena, der hohe Berg, in Dunkelheit verschwindet. Wie das Land dunkel wird. Wie in der Nacht die Sterne leuchten. Und wie dann, am Ende, am Morgen die Sonne wieder aufgeht.“ Ein einfaches Motiv, doch war es mit Phraates zutiefst mit seiner Heimat verbunden. Er sollte aufhören, daran zu denken, sonst würde er wieder schwere Depressionen durchleiden.
    „Bashir? Du kennst Bashir?“, fragte Phraates jedoch erstaunt, schon mit vollem Mund, denn er hatte, hungrig wie er war, schon reichlich zugelangt. Er schluckte zuerst, bevor er weitersprach. „Weißt du, wo er ist? Vielleicht ist er ja in der Nähe und könnte zu uns kommen!“, hoffte er. „Ich habe ihn in Rom kennen gelernt. Ich habe ihm einen Brief gesendet, vielleicht ist dieser sogar angekommen.“ Er bezweifelte dies eigentlich, er traute dem Ogulnier nicht weiter, als er ihn werfen könnte. Aber mal sehen.
    Er unterdrückte ein Lachen, als Cimon diensteifrig Saft herbeibrachte. „Das war jetzt aber nicht notwendig...danke!“, rief er aus und langte zu den Köstlichkeiten, die ihm hingestellt wurden. Leicht scheel blickte er zu Cimon – hatte dieser ihn gerade Herr nennen wollen? Musste wohl ein Versprecher gewesen sein – bevor er in einem Schluck den Becher leerte. „Bist du fertig mit das Massage?“, fragte er vorsichtig, da er bemerkt hatte, dass Cimon aufgehört hatte.

  • Der Nubier hörte ihm zu und war gefangen von Bildern einer Welt, die er nicht einmal kannte. Mit Hochachtung sah er Phraates an und dachte einige Momente nach. Es verging Zeit der Stille und er hatte tatsächlich aufgehört zu massieren.
    Und nun hatte er eine Entscheidung getroffen.


    "ich... ja, ich bin fertig. Ähm... du könntest dich fertig machen und ich..lauf eben rüber und sehe ob Bashir Zeit hat. Ich bring ihn dann in den Garten."


    Voller Tatendrang und fast schon wilder Entschlossenheit stand er auf und reichte noch das Tuch zum Trocknen. Sein Gesicht war von harten Zügen umramt, doch seine Augen glänzten vor Freude. Es war das erste mal das er das Haus verlassen würde, ohne einen Auftrag seines Herren zu haben.


    So ging er schnell, damit Phraates es ihm nicht ausreden konnte. Und nackt wie dieser war, würde er sicher nicht hinter ihm hergerannt kommen.
    So machte Cimon sich auf den kurzen Weg zum Nachbarhaus.

  • Nach einiger kurzer Zeit kam Cimon mit Bashir zusammen zurück und brachte diesen direkt in den Garten, wo so hoffte er Phraates bereits warten würde. Es sei denn dieser badete lieber noch. Cimon sah sich neugierig um und war so nervös, das er beinahe das Laufen angefangen hätte. Es freute ihn, seinem Freudn eine Freude bereiten zu können.... noch dazu eine recht große wie er hoffte. Seine Augen leuchteten und er fühlte sich sehr ausgeglichen und gelöst.

  • Der Parther badete nicht mehr. Er hatte nur, als Cimon hinweggerauscht war, noch ein wenig im Bad gesessen, bis es entschieden lauwarm geworden war. Anschliessend war er herausgehüpft und hatte sich wieder seine Sachen angezogen. Durch die lange Reise waren seine Glieder komplett verspannt gewesen, doch nun fühlte er wieder das Leben in seinen Adern pulsieren. Er atmete tief ein und aus, bevor er sein Gewand sich wieder umband. Den Turban setzte er sich gleichsam auf, jener war eine ausgezeichnete vorbeugende Einrichtung gegen die Gefahr, sich durch nasse Haare eine Verkühlung zu holen.
    Und so harrte er der Dinge, als Cimon Bashir aufsuchte. Als sie kamen, erblickte er die beiden sofort in der Ferne. „Salve, Cimon!“, rief er, bevor er Bashir anlächelte. „Dorud, Bashir. Schon lange nicht mehr gesehen, mein Freund.“

  • Bashir folgte seinem nubischen Freund eiligst in das Haus von dessen Herrn. Und tatsächlich fand er seinen Freund Phraates vor! Er konnte es kaum glauben, hatte es nicht zu hoffen gewagt daß es wahr sein könnte! Er ging mit ausgebreiteten Armen auf den Freund zu und umarmte ihn herzlich. Dabei vergaß er ganz, daß Phraates ein Edelmann war und somit weit über ihm stand. Er freute sich eben einfach, ihn zu sehen und dachte über all das andere in diesem Moment nicht nach. "Phrraates! Ich hatte Dirr schrreiben wollen und nun bist Du selbst hierr! Überr Deinen Brrief habe ich mich sehrr gefrreut." Zwar war es eine große Verlockung, mit Phraates in der Heimatsprache zu sprechen, doch das wäre Cimon gegenüber extrem unhöflich gewesen. "Wie kommst Du hierrherr? Wie habt ihrr zwei euch kennen gelerrnt?" Bashir blickte fragend zwischen Cimon und Phraates hin und her.

  • Den Gruß erwiedernt lächelte Cimon, was er nur selten tat. Dann überließ er die beiden Freunde ihrer Wiedersehensfreude. Er selbst merkte wie gut es ihm tat dafür gesorgt zu haben, das es diesen Moment geben konnte. Allerdings blieb etwas Unsicherheit. Irgendwie gehörte er doch nicht hierher, oder? Gerade als er sich etwas zurückziehen wollte, sprach Bashir auch ihn an und Cimon schaute seinen Freund überrascht an.


    "Phraates hat meinem Herren eine Nachricht gebracht. Und ich.... hab mich um sein Wohl gekümmert... "


    Das hörte sich sicher sehr merkwürdig an. Sein Lächeln drohte zu verschwinden und er merkte wie dümmlich er nun gewirkt haben musste. KKurz zuckte er mit den Schultern und wusste nun nicht wirklich mehr etwas zu sagen. Sein Kopf neigte sich. Wie gut das Cimon recht dunkel war, so konnte man seine Röte nicht besonders gut erkennen. Dann fiel ihm etwas auf. Sie schrieben sich Briefe? Aber sie waren doch beide Sklaven und hatten deswegen kein Geld. Seine Verblüfung stand ihm nun offen im Gesicht, aber er wagte sich noch nicht danach zu fragen. So würde er doch nur noch dümmer wirken.

  • Phraates entgegnete herzhaft die männliche Umarmung, seinem Freund auf die Schulter klopfend. Erst dann merkte er, dass es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war, auf parthisch zu sprechen. Nun ja, er hatte vergessen, dass Cimon noch hier war und kein Parthisch verstand. Er wechselte deshalb wieder ins Lateinische, aber nur widerwillig.
    Dass Phraates von Adel war, war nun wirklich nicht von Belang. Sie waren Parther, und Parther sollten zusammen halten.
    „Du hast meine Brief bekommen?“, fragte er ungläubig. Er hatte es zwar gehofft, aber soweit dem Ogulnier getraut, dass er den Brief wirklich abgesendet hätte, hätte er doch nicht. Nun wusste er jeoch, dass er Picens vertrauen konnte. Vielleicht auch in anderer Hinsicht... dies wäre eine Frage für die Zukunft.
    „Das ist sehr schön! Jetzt ist ja nicht mehr so nötig.“, meinte er mit einem feinen Lächeln und wollte die Frage seines Mitsklaven beantworten, als ihm Cimon die Antwort – vermutlich viel geschickter ausgedrückt, als er es hätte machen können – vorwegnahm.
    „So ist es.“, meinte Phraates. Man konnte ihm das Bedauern in seinen Augen ansehen. „Die Schwester von Aurelius Ursus ist gestorben. Man mich hat hierher gesendet, um zu sagen es.“, informierte er Bashir. „Und Cimon sich hat gekümmert um mich.“ Dankbar nickte er dem Schwarzen zu. „Wie geht es dir, mein Freund, Bashir? Alles gut bei dir?“, fragte er.

  • Sie klopften sich brüderlich die Schultern, bevor sich sie wieder voneinander trennten. Bashir strahlte vor unverhohlener Freude und nickte nochmal bestätigend. "Ich habe sehrr gestaunt, da Du ja sagtest, es könnte schwerr werrden. Aberr err ist angekommen. Und es hat auch niemand darrin gelesen außerr mirr." Schließlich war das auch nicht gerade unwichtig.


    "Mirr geht es sehrr gut. Ich habe mich mit unserrem guten Cimon hierr gut angefrreundet. Wirr kümmerrn uns beide um die Pferrde unserrerr Herrren und dürrfen sogarr miteinanderr Kampfferrtigkeiten trrainierren. Und Dein alterr Turrban kommt zu neuen Ehrren. Ich habe mirr Tücherr darraus geschnitten. An kalten Tagen trrage ich sie als Halstuch."


    Zwar war es sehr traurig, daß die Schwester des Aureliers gestorben war. Doch kannte Bashir weder ihn noch seine Schwester. Von daher berührte es ihn nur am Rande. "Cimon ist errst hierr gekauft worrden. Bald muß err mit seinem Herrrn nach Rrom. Kennst Du die Familie der Aurrelierr? Kannst Du etwas von ihnen errzählen? Wie kommt es überrhaupt, daß Du die Nachrricht brrachtest? Ich dachte, Du gehörrst zu den grrausamen Flavierrn?" Die entsetliche Geschichte mit dem Loch hatte er nicht vergessen. "Du hast hoffentlich keinen Ärrgerr bekommen wegen des Turrbans? Und es geht Dirr gut, ja?"

  • Cimon nickte Bashir zu als dieser ihn ansprach und lächelte unsicher. Ja, auch er sah ihn als Freund an. Dabei achette er genau auf alles was gesagt wurde. Vieleicht würde er es später einmal brauchen. Vorallem wenn es um die Aurelier ging. Die Flavier waren also grausam? Auch das musste er sich merken. Langsam sah er die beiden Männer abwechselnd an und sah etwas ein, was ihm nicht weh tat. Nein, er lächelte sogar.


    "Vieleicht... ich könnte gehen, wenn ihr euch in ruhe unterhalten wollt. Ich kann euch Trinken und eine Kleinigkeit aus der Colina holen."


    Etwas verlegen sah er nieder. Er würde sich gerne um seinen guten Freund kümmern. Natürlich auch um Phraates, der ihm zunehmend sympatischer wurde. Die beiden schienen sich viel zu erzählen zu haben. Und dabei wollte er einfach nicht stören. Nachdenklich kaute er nur wenig auf der Unterlippe herum. In letzter Zeit heuften sich einfach die Augenblicke in denen er nicht wusste was er tun oder sagen sollte. Vertrautheit war ihm fremd. Und doch hatte er es mit Bashir zusammen gelernt. Nur was wenn Phraates lieber allein mit diesem sein wollte? Vieleicht wollten sie ja lieber in der Heimatsprache reden. Er musste dringend diese Sprache lernen. Später irgendwann würde er seinen Herren fragen müssen.

  • „Das ist gegangen besser, als gedacht.“, erwiderte Phraates voll Freude. „Und du bist dir sicher?“ Er lachte. „Nun, es nicht kann jemand lesen außer du!“, merkte er an, bevor er merkte, dass dieser Satz komplett verhunzt war, aber er ließ sich nicht dazu herab, ihn zu wiederholen. Das war ihm die Sprache der Römer nicht wert. Wie gut, dass Bashir parthisch lesen konnte, dies öffnete, zusammen mit dem Ogulnier, ungeahnte Kommunikationsmöglichkeiten.
    Er hörte gut zu. Aha, war Cimon also befreundet mit Bashir. Das war gut. Die Freunde seiner Freunde waren auch seine Freunde. „Zusammen trainieren ihr könnt?“, fragte er nach. Ihm war bisher die Möglichkeit zum Trainieren verwehrt geblieben. Komisch, denn er wäre ein wirklich guter Custos Corporis. Vermutlich traute ihm Celerina nicht – und sie war gut beraten darinnen.
    „Ach, dann hat er also eine... Reinkarnation gehabt.“, lachte er. „Das sagen ja immer die Söldner, in das Armee von unsere Heimat, vom Indus.“ Er konnte über den Glauben der Inder nur lachen. Tausende von Göttern, fast noch unwahrscheinlicher als die lächerliche Religion der Römer. Jeder wusste, dass es nur 2 Götter gab, und nur einer davon anbetungswürdig war.
    Er nickte nur, um zu zeigen, dass er verstanden hatte. „Sie sind besser als Flavier. Nun... meine Herrin hat geheiratet Aurelier. Deshalb ich lebe dort.“, gab er als Auskunft. „Es gibt keine Loch, und Strafen sind nicht so schlimm.“, gab er zu Bedenken.
    „Und nein, Herrin nichts hat gesagt wegen Turban.“, meinte er. „Sie nicht hat gemerkt.“ Er grinste.
    Neben ihnen schien Cimon herumzudrucksen. Ihm war scheinends die Situation höchst unangenehm. Phraates war es eigentlich wurscht. Er blickte zu Bashir, was er auch immer sagen würde, Phraates wäre damit zufrieden.

  • Bashir nickte. "Ja, ich bin mirr sicherr. Aberr Du hast rrecht, es hätte eh sonst niemand lesen können." Ihn störte es nicht, daß es mit der Grammatik bei Phraates nicht weit her war. Ein Römer reagierte da bestimmt empfindlicher drauf. "Ja, wirr dürrfen trrainierren. Beide Herrren haben es errlaubt. Cimon soll seinem Herrrn als Leibwächterr dienen." Ein großer Vertrauensbeweis, wie Bashir fand. Cimon konnte wahrhaft stolz auf sich sein.


    "Bitte bleib doch hierr, Cimon. Wenn es Dich nicht langweilt, uns zuzuhörren. Stell Dirr vorr, ich lerrnte Phrraates kennen, weil sein Turrban brrannte. Im Nachhinein warr es sehrr komisch. Und ja, derr Turrban ist irrgendwie wiederrgeborren." Er mußte lachen. Natürlich war es damals eine wirklich ernste Sache gewesen. Phraates hätte sich schwer verletzen können. Und um den wertvollen Turban war es auch schade. Wie gut, daß es seiner Herrin nicht aufgefallen ist. "Dann werrdet ihrr beide in einem Haus wohnen? Das ist doch wunderrbarr! Vorr allem, wenn die Aurrelierr wirrklich so gute Herrren sind."

  • Schweigsam hörte Cimon den beiden Männern zu und strahlte kurz mit beiden Augen und lächelte sehr ehrlich als sein Freund ihn bat zu bleiben.


    "Wenn es euch beide nicht stört würde ich gerne bleiben und zuhören. Ich... ich kenne nicht so viel von der Welt wie ihr. Ich habe nur einige Dinge gelesen. ...A...aber ich kann mir denken das ihr lieber in eurer Sprache sprechen würdet... ich will euch keine Last sein. ... Phraates? Nur so... also wenn wir Zeit haben und unsere Herren nichts dagegen haben... würdest du mir dann eure Sprache beibringen? Dann würde soetwas nicht wieder passieren...und...du könntest dann in Rom ab und zu deine Heimatsprache sprechen."


    Vieles was gesprochen wurde verstand Cimon nicht auf anhieb. Fragen drängten sich in seine Gedanken und offene Neugier war ihm anzusehen. Die Männer abwechselnt anschauend musste er erstmal so einiges verarbeiten, bis er zumindest einige Fragen formulieren konnte.


    "D..darf ich etwas fragen...also ich will euch ja nicht unterbrechen, aber ...Indus? Was ...Wo ist das? ... Dieser Turban, hört sich wie etwas ganz besonderes an. Phraates? Wer ist denn deine Herrrin und wen hat sie geheiratet..."


    Über die Aurelier sprach er lieber nicht, denn noch kannte er nur seinen Herren Ursus, den er mehr als nur nett fand. Als Cimon fertig gesprochen hatte stockte er und merkte was er alles gesagt hatte und senkte kurz den Blick. Diese Vertrautheit mit anderen Sklaven musste er erst noch richtig lernen.


    "Es...es tut mir leid. Aber alles was ihr sagt klingt so interessant."


    In Cimons Gestik war nun deutlich zu sehen, das er die beiden Parther weit über sich sah. Er blickte sogar auf sie auf. Sie waren offensichtlich kampferfahren und so...frei. Sie wussten um das wahre..richtige Leben. Etwas was der Nubier nur schwer verstand und sie doch darum beneidete.

  • „Das ist gut.“, atmete Phraates auf. Egal, was man von der einen oder anderen wahnwitzigen Aktion des Parthers halten konnte, ihm war seine Haut doch relativ lieb. Und wenn der brief ans tageslicht gekommen wäre, wäre er von den Flaviern ausgebeizt worden, dass die eine oder andere Narbe noch jahrelang nachher lebhafte Erinnerungen an diese Zeiten darstellen würden.
    Phraates war durchaus erstaunt, dass die beiden trainieren durften. Er nahm sich etwas vor. Er würde Corvinus fragen, ob er das tun könnte. Denn jener machte einen ganz vernünftigen Eindruck. Und er war der Herr des Hauses, seiner Meinung musste Celerina Respekt zollen. Vielleicht könnte er ja mit Cimon trainieren. Das wäre keine schlechte Sache. Mal sehen, ob er noch zu was zu gebrauchen war.
    Er nickte kurz, als Bashir meinte, Cimon solle bleiben. Ihm war das recht, sogar lieber, als wie wenn Cimon gegangen wäre. Er wollte ihn ja auch irgendwie kennen lernen.
    Als Bashir die alte Geschichte herauskramte, musste Phraates lachen. „Genau! Der Turban... ich habe noch Tage danach gestunken... gestinkt... gestunkt... schlecht gerochen.“, meinte er. „Ob die Aurelier sind so gut, das ich weiß noch nicht. Aber ich denke, sie sind... ganz akzeptabel.“
    Aber... was Cimon da daher stammelte, war einfach nur mehr göttlich. Phraates musste sich ein dickes Grinsen verbeißen. Der Schwarze stotterte, als ob sein latein noch schlechter wäre als das von Phraates.
    „Du kannst lesen?“, fragte er erstaunt und erfreut. „Das ist gut! Sehr gut. Und...“, er lächelte, „gerne ich bringe dich unsere Sprache bei, Cimon. Sehr gerne. Sie nicht so schwer ist.“, behauptete er. „Aber, ich habe noch eines Frage. Wenn ich dir Parthisch beibringe, bist du bereit, mit mich... mir zu trainieren? Ich habe das getan schon so lange nicht mehr.“, fragte er nach.
    Auch seine nächste Frage beantwortete Cimon. „Du nicht unterbrichst. Unterbrechen tun nur Leute, die nicht sind Teil von Gespräch.“ Er holte ein wenig Luft. „Der Indus! Das ist Grenzfluss zwischen Parthien und Indien. Indien ist eine Land, das ist weit entfernt. Sehr weit entfernt. Sehr komische Land. Voll mit viele Leute, mit Göttern und grausame Tiere. Und dort es gibt eine Kultur, die älter ist als die in Rom oder Parthien, oder Griechenland. So alt wie die von den alten Weisen in Mesopotamien.“ Er spielte ohne Zweifel auf die alten Kulturen des Zweistromlandes an. Schließlich standen die Ruinen von Babylon, Assur und Uruk noch.
    Er lächelte. „Nichts dir muss Leid tun. Wir werden uns sehen wieder, und dann ich werde dir noch viel mehr erzählen von unsere Land. Wenn du magst.“, bot Phraates an.

  • "Du störrst nicht!", versicherte Bashir nochmal nachdrücklich und klopfte Cimon aufmunternd auf die Schulter. Lächelnd hörte er zu, wie Phraates von ihrer gemeinsamen Heimat erzählte und von Indien. Er nickte dazu zustimmend und seine Augen leuchteten vor Freude, denn er hatte die Bilder der Erinnerung vor seinem geistigen Auge. So etwas wie Sehnsucht ergriff ihn, die aber nicht so weit ging, sich die Freiheit oder gar das alte Leben zurückzuwünschen.


    "Bestimmt sind die Aurrelier nicht so grräßliche Menschen wie die Flavierr. Sonst könnte doch Cimons Herrr nicht so frreundlich sein, oderr? Ich bin so frroh, daß Du nicht mehrr in dem Haus mit dem finsterren Loch leben mußt, Phrraates! Nachdem Du mirr davon errzählt hast, hatte ich so manchen Albtrraum. Obwohl ich bei meinem Herrrn ganz sicherr bin, daß err mirr so etwas nie antun würrde." Es schüttelte ihn selbst jetzt noch bei dem Gedanken daran.


    "Ihrr habt es gut, ihrr werrdet euch auch in Zukunft oft sprrechen können. Wenn ihrr dann in einem Haus lebt. Ich beneide euch darrum. Sicherr, die anderren Sklaven im Haus meines Herrrn sind auch sehrr nett. Aberr nicht solche Frreunde wie ihrr es seid."

  • Cimon bedankte sich mit gesenktem Kopf bei Phraates dafür das dieser ihm die Sprache beibringen wollte. Irgendwie war es noch immer seltsam ein Lob und wenn es auch noch so klein war, zu bekommen. Aber die Anwesenheit der beiden und wie sie über ihre Heimat redeten, erleichterte es Cimon sich in dieser Hinsicht fallen zu lassen. Er hörte neugierig zu und finf immer mehr an zu strahlen.


    Dann waren da wieder so viele Gedanken die durch die wunderbaren Erzählungen und die weiteren Worte von Bashir ausgelöst wurden. Schließlich betrachtete er begeistert Phraates und nickte eifrig. Das war nbicht ganz seine Art, doch es kam so aus ihm heraus.


    "Ja, ja...wenn mein Herr...also wenn er sagt das es erlaubt ist, dann werde ich gerne mit dir trainieren. Und dann...werde ich so gerne mehr über eure Heimat hören.
    Ihr...ihr beide kommt aus einem sehr...faszinierenden Land. Und..älter noch als die Griechen? ...Unglaublich."


    Dann fiel ihm erst auf was Bashir sagte. Sie würden sich immer haben... die Sache mit den Bestrafungen der verschiedenen Familien wollte er lieber nicht vertiefen und überging dies so unauffällig wie nur möglich.
    Cimon legte kurzentschlossen eine Hand auf Bashirs Schulter und drückte leicht, freundschaftlich zu.


    "Bashir? Wenn es möglich ist...ich werde meinen Herren fragen und dir schreiben. Ich weiß nicht ob es geht...ich habe es nie gedurft..es gab auch niemals einen Grund für mich danach zu fragen... aber jetzt....jetzt hab ich einen ...den besten Grund dafür."

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