Atrium | MTD et Aurelius Imbrex

  • Der kranke Ianitor führte den Sklaven und Imbrex ins Atrium der Villa, das der Bedeutung und Macht der Gens Tiberia mehr als angemessen war, besonders seit der Renovierung nach jenem unerfreulichen Brand. Zwar waren die Wachsmasken der Ahnen nun in eine separate Nische mit dem Lararium verbunden, doch konnte man sie durchaus noch sehen, denn der Vorhang der Nische war gewöhnlich offen.


    Hier ließ man den jungen Aurelier zurück und suchte nach dem Hausherrn, der irgendwo in der riesigen Villa sein musste...

  • Die lange Wartezeit vor der Porta des Hauses war nahezu missbilligend für einen Patrizier, musste allerdings zu Publius' Unbehagen hingenommen werden. Immerhin besuchte er hier einen der amtierenden Consuln Roms, den höchsten Staatsdienern des Imperiums. Zusätzlich war Imbrex, trotz seiner vornehmen Herkunft, noch nicht in der Position Ansprüche gegenüber Dienern eines etablierten Patriziergeschlechtes Roms zu stellen und somit besonderen Umgang einzufordern. Als sich der Ianitor seinerselbst dann nach besagter Wartezeit annahm, ging alles weitere problemlos von statten - zumindest der Gang bis ins Atrium. Consul Durus war offensichtlich noch beschäftigt und musste demzufolge erst noch gesucht werden. Währenddessen ließ der Aurelius seinen Blick durch das prächtig eingerichtete Atrium der Villa schweifen. Da er über den zurückliegenden Brand des tiberischen Wohnsitzes nicht aufgeklärt war und dementsprechend auch nicht über die Renovierung bescheid wusste, betrachtete er die Einrichtung allerdings nicht weiter als relevant, stammte er doch selbst aus gutem Hause. Abwartend streifte Publius durch den Raum und hoffte, dass er dem Consul sein Ansinnen alsbald vortragen können würde.

  • Es dauerte eine ganze Weile, ehe der Hausherr erschien. Tiberius Durus trug eine langärmlige Tunica - wohl gegen die winterliche Kälte. Als er das Atrium betrat, stellte er fest, dass es auch so ein wenig kühl war und gab einem Sklaven einen Wink, ein Kohlebecken aufzustellen. Dann trat er auf den dunkelhaarigen, gut gebauten Aurelier zu, der ihn offenbar sprechen wollte.


    "Salve Aurelius! Was kann ich für dich tun?"


    fragte er in verbindlichem Ton. Er kannte den Burschen nicht, doch hatte man ihm natürlich den Namen gemeldet.

  • Publius musste lange warten, geradezu so unverschämt lange wie vor den Toren der Villa. Allerdings wollte er diese Wartezeit in Kauf nehmen, war Consul Tiberius anscheinend zwar ein vielbeschäftigter, aber in diesen Tagen auch sehr einflussreicher Würdeträger. Nach einer höflichen Begrüßung wollte Imbrex nicht lange um den heißen Brei herumreden und kam deshalb direkt zum Thema.


    "Salve, Consul. Es freut mich, dass du einen Teil deiner sicherlich kostbaren Zeit für mich aufwenden kannst." Zumindest nahm es sich der Aurelius heraus dies in den Raum zu stellen. "Mein Name ist dir Wohl noch unbekannt, deshalb möchte ich mich zunächst vorstellen. Ich bin Publius Aurelius Imbrex, Sohn des Aurelius Galerianus und Enkel des verstorbenen Senators Claudius Aurelius Crassus", begann er mit seiner gängigen Begrüßungsformel. "Ich komme heute aus zweierlei Gründen", versuchte Publius dann ins Thema zu führen. "Zum einen möchte ich dich bitten mich in die Liste der Kandidaten für das Amt des Vigintivirs bei den kommenden Wahlen einzutragen." Davon dass Durus wusste, dass sein Gegenüber als Nachfahre des Claudius Crassus alle formellen Voraussetzungen wie den Ordo Senatorius erfüllte, ging Imbrex aus. "Zum anderen bin ich hier, um deine Stimme als amtierender Consul zu gewinnen. Mein Patronus, Senator Aelius Quarto empfahl mir dich in dieser Angelegenheit aufzusuchen." Zumindest indirekt, musste Publius innerlich zugeben. Es würde allerdings sicherlich nicht schaden Quarto in dieser Angelegenheit zu nennen.


    Abwartend blickte Imbrex zu Durus hinüber, der Publius' Worte zunächst zu verarbeiten schien. Der Aurelier wollte alles weitere langsam angehen und dem Tiberier die Chance lassen etwaige Fragen zu stellen.

  • Tatsächlich war Durus der Name unbekannt, ebenso wie auch der Name des Vaters und des Großvaters, denn Durus kannte zwar die lebenden Senatoren und teilweise deren Väter, aber bei Großvätern hörte es zumeist auf - höchstens Privatus, sein Nomenclator, hätte ihm hier vielleicht weiterhelfen können.


    "Wenn dein Großvater ein Senator war, werde ich dich selbstverständlich auf die Liste setzen - doch sage mir: Bist du mit Aurelia Laevina, meiner Gattin, verwandt?"


    Familie war natürlich immer zu unterstützen, daher fragte Durus lieber nach.

  • Auf seinen Großvater ging der Tiberier nicht weiter ein, was vermutlich bedeutete, dass er ihn nicht kennen gelernt hatte. Verständlich, immerhin war die Curia Iulia voll von Senatoren. Jeden zu kennen war wahrscheinlich nur schwer möglich. Dennoch hatte Imbrex gedacht, dass Claudius Crassus einen bleibenden Eindruck in Roma hinterlassen hatte, immerhin hatte auch Quarto in höchsten Tönen vom Aurelier gesprochen. Vielleicht verdiente sich Crassus auch vor Durus' Zeit seine Lorbeeren. Wie auch immer, es war nicht weiter von Belang und so widmete sich Publius wieder dem Consul.


    "Sehr wohl, wenn auch entfernt", entgegnete Imbrex auf Durus' Frage hin. Die Verwandtschaft war dem Aurelier noch gar nicht in den Sinn gekommen, aber anscheinend war sie ein gutes Lockmittel um den Consul für seine Seite zu gewinnen. "Sie stammt aus einem anderen Familienzweig, den des Aurelius Cotta", versuchte sich Imbrex an die Familienbeziehungen zu erinnern. Laevina war eine von jenen Verwandten, die er schon seit seiner Kindheit nicht mehr getroffen hatte. Von der Heirat zwischen ihr und dem Consul unmittelbar von Publius' Ankunft in Roma hatte er allerdings sehr wohl erfahren. Warum er nicht darauf gekommen war, den Tiberier damit direkt für sich zu gewinnen, wusste er nicht. "Ich hörte allerdings von eurer Hochzeit. Meinen Glückwunsch, Consul Tiberius." Da war anscheinend ein geschicktes, taktisches Familienbündnis der Grund für die Hochzeit, vermutete Imbrex. Auf jeden Fall war es wohl klug von demjenigen, der die Heirat arrangierte, den einflussreichen Consul näher an die Gens Aurelia zu binden. Publius tippte dabei auf Corvinus.

  • Unglücklicherweise kannte Durus sich in keinster Weise mit den Familienbeziehungen der Aurelier aus - zumindest hatte er sie nicht parat. Daher entnahm er der Information nur, dass Imbrex und Laevina nur sehr, sehr entfernt miteinander verwandt waren. Ob eine solch entfernte Verwandtschaft jedoch als Argument dienen konnte, sich für den jungen Mann einzusetzen, war fraglich.


    "Vielen Dank, vielen Dank. Doch warum sollte ich dich unterstützen? Ich nehme an, du bist noch nicht sehr lange in Rom? Woher kommst du? Hast du dich bereits in irgendeiner Weise verdient gemacht?"


    Normalerweise war es wohl Aufgabe des Patrons, sich bei seinen Freunden für seine Klienten einzusetzen.

  • Publius stellte sich die Frage, ob es schlau war das Thema Laevina und Verwandtschaft nicht weiter auszuführen, um den Consul zu überzeugen. Nun hatte er seine Chance auf jeden Fall vergeben und musste den Tiberier auf die übliche Art und Weise weichkochen.


    "Fürwahr, ich bin erst einige Wochen in Rom. Ich stamme aus Mantua, war viele Jahre lang auf Sardinien und im letzten Jahr in Corinthus, wo ich meinen Studien nachging. Ich bin derzeit dabei diese Studien auch auf der Schola anzuwenden, um meine akademischen Leistungen auch in Rom geltend zu machen", erklärte er zunächst seine bisherigen Aufenthaltsorte. Die letzte Frage brachte Imbrex zum Schmunzeln. "Ich ging davon aus, dass es Senatorenabkömmlingen wie mir bestimmt ist die ersten Stufen des Cursus Honorum zu beschreiten, um sich verdient zu machen. Oder nicht, Consul?", stellte Imbrex in den Raum und versuchte dabei nicht allzu arrogant zu klingen. Immerhin war Durus der weisere und erfahrenere Mann im Raum. "Wie gesagt, ich bereite mich seit Jahren auf den Cursus vor und erachte mich nun für bereit diesen steinigen, aber ehrenvollen Weg zu beschreiten. Zukünftig werde ich sicherlich versuchen mich auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens zu etablieren, wie Verwaltung, Militär oder Religion, allerdings bin ich mir sicher, dass das Amt des Vigintivirs einen guten Einstieg in die Pflichten einer senatorischen Laufbahn darstellen würde."

  • Mantua...Sardinien...Corinthus - der junge Mann war wirklich herumgekommen! Und nun wollte er offenbar direkt den ehrenvollen Lauf beginnen, obwohl er vermutlich wenige Kontakte hatte.


    "Das ist wohl wahr, Aurelius. Ich befürworte dein Kandidatur zweifelsohne, doch ist dir sicherlich klar, dass es zahlreiche weitere Kandidaten gibt, die ebenfalls eine der zwanzig Stellen gewinnen wollen. Sie alle - oder zumindest beinahe - sind Söhne und Enkel von Senatoren, daher muss ich gut überlegen, wem ich meine Unterstützung zusage, denn dies könnte manchen Senatoren verärgern, dessen Sohn bei der Wahl eine Niederlage erleidet."


    meinte Durus freundlich. Als Consul wurde er natürlich stark umworben, daher hatte er beschlossen, in Zukunft weniger freigiebig mit seiner Wahlunterstützung zu sein.

  • Publius musste sich nicht die Frage stellen, welche Antwort Durus auf seine Frage erwartete. Er ging davon aus, dass der Consul ebenso erkannte, dass Imbrex auf dessen Frage keine Antwort geben konnte, die ein anderer Kandidat nicht ebenso hervorbringen konnte. Das einzige, was der Aurelius seines Erachtens tun konnte war, seinen Worten besonderen Nachdruck und besondere Glaubwürdigkeit zu verleihen.


    "Ich bin ehrgeizig, engagiert und versuche mein Engagement bereits vor der Wahl durch diverse Kurse an der Schola zu beweisen. Außerdem suche ich verschiedene, einflussreiche Senatoren auf, um ihnen zu zeigen, dass es mir ernst mit meiner Kandidatur ist. Ich bin mir sicher, dass ich meine Pflichten getreu und einwandfrei ausfüllen würde. Außerdem bin ich mir sicher, dass ich mich bei den Senatoren erkenntlich zeigen werden, wenn meine Zeit gekommen ist. Natürlich ebenso wie mein Patron Aelius Quarto." Er ging zumindest aus, dass Quarto dies tun würde.

  • Durus hörte interessiert zu. Der junge Mann war zumindest realistisch, denn er erkannte, dass er als Vigintivir keine großen Sprünge machen würde. Und das wichtigste: Er versprach einen Gefallen - oder eher zwei, denn er sagte auch noch die Hilfe seines Patrons zu. Das wiederum klang sehr interessant...


    "Die Erkenntlichkeit deines Patrons wäre mir allerdings willkommen...ich werde sehen, was ich tun kann."


    meinte Durus knapp, da auch die Aussage des Aureliers etwas vage gewesen war. Die Dankbarkeit eines Vigintivir hingegen war vorerst wohl nicht unbedingt bedeutend für einen Consularen - eines Tages würde sie jedoch möglicherweise ebenfalls interessant werden.

  • Das Lockmittel erzielte also zur Zufriedenheit des Aureliers seine Wirkung. Zumindest ging Publius nun davon aus, da der Tiberier eine positive Rückmeldung erwiderte. Sollte Imbrex die Wahl gewinnen, war er sich sicher, dass sein Patron nicht allzu verwundert darüber sein würde, dass er gegenüber anderen Leute dessen Erkenntlichkeit aussprach. Zusätzlich handelte es sich ja nicht um einen unbedeutenden Kurienbeisitzer, der diese heiligen Hallen Tag ein Tag aus mit heißer Luft erwärmte - ganz im Gegenteil, immerhin stand vor ihm einer der beiden amtierenden Consuln des Reiches.


    "Ich danke dir, Consul. Ich danke dir auch dafür, dass du einen Teil deiner sicherlich kostbaren Zeit entbehren konntest. Ich bin mir sicher du wirst bei Zeiten von mir hören", versicherte Imbrex zuletzt und nickte dann respektvoll, ehe er darauf wartete vom Tiberius entlassen zu werden.

  • Während der Aurelier sich überschwänglich bedankte, beschloss Durus sich über den jungen Mann zu informieren, ebenso über seine Kontakte und alles weitere Wissenswerte. Dann würde er entscheiden, was er tatsächlich tun konnte.


    "Davon bin ich überzeugt. Vale."


    meinte er dann knapp und der Sekretär führte Imbrex hinaus.

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