Politisches Interesse

  • An einem bewölkten aber trockenen Tag im Dezember ging Septima mit ihrem Leibwächter Baldemar im Schlepptau mal wieder zum Forum Romanum. Von Durus hatte sie erfahren, dass heute eine öffentliche Senatssitzung stattfand bei der die jungen, aufstrebenden Politiker zuhören konnten. Die Seitenwände der Curia Iulia wurden geöffnet, so das jeder der wollte, zuhören konnte. Ohne Scheu mischte sich die junge Tiberia unter das neugierige Volk. Baldemar sorgte derweil dafür, das niemand seiner Herrin zu nahe kam, was er hervorragend mit einem grimmigen Gesichtsausdruck unterstützte.


    Durus, als amtierender Consul, ließ zwei Briefe verlesen, in denen die Proconsule von Galia und Hispania um Verstärkung ihres Verwaltungsapparates in Forum von weiteren Iuridiculi und Procuratores baten. Neugierig trat Septima noch etwas näher an den Eingang der Curia Iulia um den ein oder anderen Blick auf die dort befindlichen Senatoren werfen zu können. Nur hören war ihr nicht genug.


    Zu einer großartigen Diskussion kam es an diesem Tag jedoch nicht in der Curia Iulia, denn schnell stellte sich heraus, dass mehr Informationen benötigt wurden, als den Senatoren gerade vorlagen. Eine Inquisitio Senatus sollte gebildet werden, um heraus zu finden, in wie fern die Neuaufteilung der Provinzen tatsächlich zu Einsparungen in Sachen Verwaltung geführt hatten, oder ob dem Staat womöglich noch Geld durch die Finger ging, da nicht alle Steuern durch die Proconsule eingetrieben werden konnten. 'So ein Pech aber auch.' schimpfte Septima still vor sich hin. Die Abstimmung über die Einsetzung der Inquisitio Senatus folgte sofort und die junge Frau reckte den Hals um ein paar der erhobenen Hände den ihr bekannten Gesichtern zuordnen zu können. 'Ach sieh mal einer an. Senator Furianus enthält sich?' Lächelnd beobachtete sie den ehemaligen Statthalter von Hispania. 'Na warte, dich schnapp ich mir.'


    Kaum war die Sitzung zu ende, suchte sich Septima einen guten Platz in der Nähe des Ausgangs der Curia, um den Flavier abzufangen und in ein Gespräch verwickeln zu können.


    Sim-Off:

    Edit: Reserviert ;)

  • Flavius Furianus verließ auch nach dieser Debatte die ehrwürdigen Hallen des Senates, da ihn die Inkompetenz besonders eines Mannes in dieser Kommission durchaus echauffierte. Was hatte ein Germanicus Avarus hinlänglich einer Provinzführung denn schon für Erfahrungen gesammelt? Dieser Abschaum, so titulierte der Flavier ihn insgeheim, war doch nichts weiter als schon immer der oberste Postherold gewesen und nichts weiter.
    Ein wenig brodelde das flavische Gemüt, als er hinaus schritt, um sich in das Heer seiner Klientel zu flüchten, welches auf ihn vor dem Ausgang würde warten.


    Sicherlich waren einige hübsche Frauen auch am Eingange zugegen, aber diese hielt man als Senator sich ohnehin lieber fern. Es waren Frauen mit gewissen Reizen, aber auch konkreten Absichten. Wer wusste schon, welchem Täubchen er da in die Fänge würde gleiten, wenn er für einen unvorteilhaften Moment stehen blieb? Doch zwischen all den ordinären Frauen erblickte der Senator eine Grazie sondergleichen - er kannte sie.
    Es war keine andere als die junge und bildhübsche Tiberia Septima, welche just vor seine Augen trat.
    Sofort war der Gram über die leidige Debatte verflogen und ein Lächeln ward aufgesetzt.


    "Salve, junge Tiberia. Ich hoffe die Debatte hat dich nicht allzu sehr ennuyiert.", wandte er sich offen heraus an die junge Frau. Und auch heute wusste sie wohl ihre Reize in einem hübschen Kleid zur Schau zu tragen.

  • Der Ausgang der Curia war doch kein so guter Platz um auf den Flavier zu warten, so dass Septima schon wieder ein paar Schritte zurück getreten war und einen neuen Plan fassen wollte, als besagte Person aus der Curia trat. 'Bei den Göttern, wer hat dem denn die Pertersilie verhagelt?' Wie es schien wollte sich der Senator gerade unter seine Klienten mischen, als es Septima gelang dem Blick des Flaviers zu begegnen. Sie ging die paar Schritte auf Furianus zu und sah sein Lächeln. 'Na sowas, und schon ist wieder eitel Sonnenschein?' Doch Septima erwiderte das Lächeln auf gleiche Art und Weise.


    „Langweilig? Mhm, wie sag ich das jetzt am unverfänglichsten?“ Dabei lächelte Septima noch immer und legte ihren Finger an die Unterlippe, so als müsse sie angestrengt nachdenken. „Wie wäre es mit einem Spaziergang?“ fragte sie plötzlich völlig unvermittelt. „Dann könnten wir über die soeben geführte Debatte sprechen, vorausgesetzt du hast Zeit.“ Septima hoffte sehr, dass der Flavier ein wenig Zeit erübrigen konnte, und ihn nicht gleich wieder seinen Pflichten nachkommen mußte.

  • Der Flavier nickte mit einem freundlichen Lächeln und streckte seine Hand aus, damit sie die ihrige in seine legen konnte. Treppenstufen waren ja überaus rutschig, besonders welche aus Marmor. :D


    "Gerne. Nach so einer langen Debatte in einem stickigen Raum wäre ich überaus froh über solch eine Gesellschaft.", entgegnete er dann und schritt die paar Treppenstufen, eskortiert von seinen Klienten, herab.
    "Mir ist das rege Interesse an Politik nicht entgangen, Tiberia Septima. Du weißt schon, dass sich dies für eine Frau in deiner Position und deinem Alter nicht ziemt? Woher kommt dies?", fragte er sogleich direkt und blickte ihr ernst in die Augen.
    Hinter den Reizen einer Frau konnte nicht selten ein kluger Kopf eines Mannes stecken - jemand konnte sie auf ihn angesetzt haben.

  • Der Flavier stimmte in ihren Vorschlag ein, indem er ihr seine Hand reichte, um ihr die Treppenstufen der Curia herab zu helfen. Mit einem charmanten Lächeln ließ Septima ihre Hand in seine gleiten und schritt neben ihm die Stufen herab.


    Ganz im Gegensatz zu seinem Verhalten beim Empfang von Durus nach seiner Wahl zum Consul, war der Senator heute sehr direkt und erkundigte sich nach dem Ursprung von Septimas politischem Interesse.


    Sie blickte ihn mit einem kecken Lächeln auf den Lippen von der Seite her an. „Was glaubst du, womit ich mir sonst meine Zeit vertreiben sollte?“ wich sie einer Antwort zunächst aus und genoss das Spiel, welches sie hier mit dem Flavier gedachte zu spielen.

  • "Nun ja, mit dem Theater, dem Spiel, musischen Aktivitäten anderer Art, schönen Kleidern und auch spannenden Spaziergängen durch Rom.", sagte er mit einem Lächeln, was natürlich nur den letzten Vorschlag unterstreichen sollte.


    Dass sie seiner Frage direkt auswich, das bemerkte er jedoch sofort. Doch Furianus war schon lange genug Politiker, um das zu vergessen. Er würde sich vornehmen später noch einmal zu fragen, wenn sie schon anderweitige Gesprächsthemen würden bewältigt haben.


    So geleitete er sie galant an seiner Seite zu einer der breiten Hauptstraßen, so dass sie dort - natürlich umringt und beschützt von seinen Leuten - ruhigen Schrittes flanieren konnten. Am liebsten natürlich zu den Tempelbezirken, damit dieses Flanieren nichts Lasterhaftiges bekam.


    "Rom bietet einer so hübschen Frau aus diesen Kreisen sehr viele Möglichkeit zur Zerstreuung. Viele gehen auch in die öffentlichen Thermen, habe ich mir sagen lassen. Dort scheint die Gerüchteküche besonders stark zu brodeln und ein Mann wird solche Informationen auch nicht mit einem kühlen Kopfschütteln voller Desinteresse würdigen - zumindest ich würde dies nicht, steckt doch in solcherlei viel Politisches.
    So könntest du deinem Onkel recht nützlich sein."
    , begann er im Plauderton, ohne sie einmal anzusehen. Dies fiel bei einer solchen Begleitung dem Senator recht schwer. Doch dann fasste er sie lächelnd in´s Auge.
    "In welchem Verhältnis steht mein Freund Durus denn nun genau zu dir? Bist du eine Base, Nichte oder noch entfernter Verwandt? Ich weiß zwar, dass dein Vater mit dir in Tarraco weilte, aber die Verflechtungen zu Durus waren mir bisher schleierhaft."

  • Lächelnd blickte Septima den neben sich her schreitenden Senator an. „Mhm ja, schönen Kleidern und einem spannenden Spaziergang bin ich nicht abgeneigt.“ stimmte sie Furianus zu und ließ nur sehr langsam seine ihr dargereichte Hand los. Jedoch nicht ohne diese letzte Berührung zu genießen. Wie viele Patrizier, mußte der Flavier keiner schweren, körperlichen Arbeit nachgehen, so das er angenehm weiche Hände hatte. Wie es sich wohl anfühlte, wenn genau diese Hände über ihre Haut glitten? Septima schmunzelte und mußte kurz ihren Blick vom Flavier abwenden, da sie sonst befürchtete, er könne ihre Gedanken lesen. Sie versuchte sich lieber auf das Gespräch und ein unverfängliches Thema zu konzentrieren.


    Furianus lenkte das Gespräch auf die öffentlichen Thermen. „Ja, auch wir Frauen gehen durchaus mal in die Thermae Agrippae. Und wo ließen sich Gerüchte und Wahrheiten besser austauschen, als zwischen Gleichgesinnten?“ Septima zwinkerte dem Senator frech zu, doch dieser schaute lieber nur auf den Weg vor ihnen. „Du willst mir doch nicht sagen, dass ihr Männer in der Thermae nur über politisches redet, oder? Ich selbst war erst einmal in der Thermae, so dass ich bestimmt nicht mit vielen Gerüchten glänzen kann. Gäbe es etwas bestimmtes, was du gerne wissen würdest?“ fragte sie direkt nach, obwohl ihr das gegenseitige, verbale umkreisen durchaus Spaß machte.


    Furianus wollte mehr über ihr Verwandtschaftsverhältnis zu Durus wissen. Da sie daraus kein Geheimnis machen wollte, gab Septima bereitwillig Auskunft. „Der ehrenwerte Consul von Rom ist mein Onkel.“ klärte sie den Senator auf. „Nach dem Tod meines Vaters, hielt mich nichts mehr in Hispania, so dass ich nach langjähriger Abwesenheit von Rom endlich wieder zurück kehrte. Es ist schön, im Kreis der Familie willkommen geheißen zu werden.“ Die Stimme der jungen Frau spiegelte die Wärme wieder, die sie bei den Worten empfand. „Und du? Wie lange kennst du Manius, ähm... Durus schon?“ stellte sie die unvermeidbare Gegenfrage.


    „Vorhin, bei der Diskussion um mehr Unterstützung in der Provinz Hispania... Ist tatsächlich die Neustrukturierung der Provinzen Schuld daran, dass die Proconsule der Provinzen nicht mehr zu Recht kommen? Wie kann das sein?“ wechselte Septima anschließend das Thema. Sie hatte die Diskussion aufmerksam verfolgt und wollte nun von einem ehemaligen Statthalter persönlich wissen, wie er das ganze sah.

  • Der Senator vermochte es nicht zu sagen, ob sie hier nur zwanglos gingen und ein Gespräch führten, oder ob dies doch ein gegenseitiges Geben und Nehmen war. Sie war wissbegierig, durchaus forsch, aber auch er ging nicht ohne ein wenig Egoismus auf die Sache ein. Ihre Anwesenheit machte ihn um etwas eine Dekade jünger, so erschien es ihm zumindest. Dieser Jungbrunnen würde versiegen, spätestens nach dem Spaziergang, und so musste er dies auskosten. Zudem waren ihre Reize schier blendend und er ertappte sich stetig bei der Versuchung auf ihre Hüften oder ihren Vorbau zu starren. Für einen Mann waren dies Qualen, auch wenn sie eher angenehmer Natur zu sein schienen.
    Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, als sie ihn wieder auszufragen schien.
    "Nun ja, ich als Senator und vor allem Patrizier kann von einem profunden Erfahrungsschatz bezüglich der Thermae nicht sprechen. Ich ziehe es vor lieber in der Villa Flavia alleine zu baden.", was natürlich hübsche und junge Sklavinnen nicht ausschließen musste."Durchaus war dies einst anders, als ich noch als junger Mann Kontakte knüpfen musste. In der Politik ist dies evident und die Thermen ein wunderbarer Ort, um unscheinbar in ein zwangloses Gespräch zu kommen."
    Ob er was Bestimmtes hören wollte? Nun ja, das, was er gerne hören würde, hätte sie sicherlich noch nicht gehört. Wenn es um den Kaiser und seinen wankelnden Machtstatus ging, so waren da selbst die Thermen verschwiegen. Keiner würde es wagen sich in eine so große Gefahr zu begeben - zudem konnte es sogar in einen Delikt ausarten, wenn jemand nachweisen konnte, dass diese Gerüchte die Stabilität des Reiches bedrohten.
    "Derzeit nichts Bestimmtes. Aber wenn ich um Gerüchte bemüht bin, lasse ich dich darum wissen, versprochen." Und ein keckes Grinsen rundete dies ab, wobei er dies nicht ungenutzt ließ und einen kleinen Blick auf ihre Brüste riskierte. Leider war die Mode auch heute, besonders bei den tugendhaften Patrizierinnen, nicht überaus freizügig. ;)
    "Dein Onkel also? Ich verstehe.", und dies führte ihm abermals vor Augen wie alt er nur geworden war. Die Zeit entrann ihm aus den Händen, so schien es.
    "Manius kenne ich schon seit meinen politischen Anfängen. Zuerst verband uns die Politik, doch mit der Zeit auch eine darüber hinaus schreitende Freundschaft. Dies ist auch nicht verwunderlich, kreuzen sich doch unsere Vitae recht häufig. Wir beide wurden in nicht allzu langem Abstand Senatoren, waren jung und strebsam, schätzen beide die Traditionen und die Religion. Wir sind in einem Collegium, wobei Manius schon stets der Besonnere von uns beiden war. Ich war mehr der Dränger. Aber in letzter Zeit gleichen wir uns wohl an - und dies mehr in die besonnene Richtung.", sagte er lächelnd. Ja, durch seine Krankheit wurde sein Leben ausgebremst. Damals war er voller Flammen und Tatendrang, heute ließ er sich aber viel mehr Zeit, als ihm selbst lieb war.
    "Hast du eigentlich noch Verwandtschaft außer Durus?", fragte er aus Höflichkeit und ließ sich einige Minuten Zeit, bevor er ihr politisches Interesse zu befriedigen versuchte.
    "Durchaus. Die territoriale Ausdehnung des Imperiums eines jeden Statthalters, sei es ein Proconsul oder Legatus Augusti pro Praetore, hat viele Schwierigkeiten mit sich gebracht. Zum Beispiel ist es Sitte, zumindest sehe ich dies so, dass ein Statthalter zu Beginn seiner Amtsperiode eine Rundreise durch seine Provinz vornimmt, um sich zum einen zu zeigen und zum anderen die Provinz, ihre Beschaffenheit und die Menschen, besser kennen zu lernen. Wenn du dir nun vor Augen führst, welches Ausmaß eine Provinz nunmehr seit den Reformen des Iulianus hat, wird auch jeder politisch unversierte Mensch zu dem Entschluss kommen, dass so eine Reise viele Monate beansprucht. Und das kann sich ein Statthalter selten leisten. Zudem wachsen Provinzen und Städte zunehmend und die Kontrolle aller gestaltet sich somit immer schwieriger. Die Kompetenzen und die Personalstruktur bleibt, doch der Aufgabenbereich nimmt immer mehr zu. Das ist verheerend, weil der Staat seinen Pflichten immer weniger gerecht werden kann. Dies schadet nicht nur ihm in Form leerer Staatskassen, sondern begünstigt auch das Verbrechen in Form von Delikten oder anderen Strafbeständen wie Hehlerei, Steuerhinterziehung oder anderweitigen Machenschaften gegen die fiskale Hoheit des Staates.
    Eine Verkleinerung würde dem Abhilfe schaffen, da bin ich mir sicher. Oder, was ich eher begrüßen würde, eine Ausweitung der Personalstruktur. Schließlich bringt es dem Staat meiner Meinung nach mehr, wenn er einem Proconsul einen geeigneten und umfangreichen Stab an Personal gibt, anstatt eine Provinz in fünf Aufzuteilen, das Problem zu haben so viele Proconsuln aufzutreiben und ohnehin jedem einen Personalstab mitgeben zu müssen. Und wir Senatoren haben genug freie Posten in Rom und müssen nicht nach neuen Provinzen lechzen, in denen sich einige meiner Kollegen die eigene Kasse aufbessern könnten. Das braucht Rom nicht."

  • Leicht erstaunt vernahm Septima die Antwort des Senators. Er zog die hauseigenen Thermen den öffentlichen vor. Nun gut, wenn er lieber ungestört war, dann konnte sie dies durchaus verstehen. Oder gab es vielleicht noch einen anderen Grund, weshalb er sich lieber im privaten der Wohltat eines Bades hingab? Sie musterte erneut Furianus von der Seite und wieder drängten sich aufreizende Bilder in ihren Geist. Dabei waren ihre Gefühl für den Flavier völlig anders als gegenüber Octavius Macer. Septima hatte mühe sich selbst und ihre Gedankengänge zu verstehen.


    „Aber du willst dich doch nicht selbst als alt bezeichnen, oder?“ fragte sie scherzend nach. Die Worte des Flaviers klangen, als ob seine ‚beste Zeit’ schon mehrere Dekaden her wäre und das konnte nun wirklich nicht sein. Wie alt mochte er sein? Septima war im schätzen des Alters anderer nicht gerade gut. Konnte sie Furianus einfach direkt fragen? Ach was, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. „Wie alt bist du? Ende dreißig?“ traute sie sich selbstbewusst zu fragen. Natürlich konnte sie sich nun gründlich vertan haben, denn die grauen Haare des Senators ließen ihn gewiss älter erscheinen, als er tatsächlich war. Von der Statur her machte er einen eher jugendlich, gut durchtrainierten Eindruck, so dass bei ihm die Altersuntersetztheit noch nicht angefangen hatte. Andererseits bezeichnete er Manius – und er sprach ihren Onkel mit dem Praenomen an – als guten Freund und sprach von ihren gemeinsamen Zeiten, als ob er nicht viel jünger wie ihr Onkel sein konnte. Das passte für Septima so gar nicht zusammen. Durus war bereits ein älterer Mann, aber der Flavier an ihrer Seite ließ momentan noch nicht einmal etwas von seiner ominösen Krankheit erkennen. Nein, so alt konnte Furianus ganz bestimmt noch nicht sein.


    Mit Wohlwollen registrierte Septima die Blicke, welche Furianus ihr nun ab und an gönnte und sonnte sich gerade zu in seiner Bewunderung ihrer Person. Es tat ihrem Selbstwertgefühl richtig gut, dass die Männer fast durchweg ihren weiblichen Reizen zugetan waren, was auch, ihrer Meinung nach, lange genug gedauert hatte. Und all ihren Befürchtungen zum Trotz, schien sich niemand mehr an das hässliche Kind aus früheren Zeiten zu erinnern.


    Sollte Furianus tatsächlich einmal Informationen von ihr aus dem Getratsche der Frauen in den Thermen benötigen, so würde sie ihm gerne zur Verfügung stehen und nickte zu seinem Angebot, auf sie zu zukommen, wenn dem so sei. Ob sie ihm vielleicht auch für etwas anderes zur Verfügung stehen mochte? Oh nein, nicht schon wieder diese unzüchtigen Gedanken! Wo kamen die nur immer wieder her? Etwas irritiert schüttelte sie kurzen ihren Kopf, so dass die Ohringe an ihren Ohren kurz klimperten.


    Septima musste schmunzeln, als Furianus von seinen weniger besonneren Zeiten sprach. „Ja, ich kann mich dir durchaus als einen Dränger vorstellen.“ erwiderte sie grinsend. Bestimmt war es dem Flavier zu Beginn seiner Kariere schwer gefallen, seine Worte richtig zu formulieren und nicht immer gleich alles heraus zu posaunen. „Ob ich noch weitere Verwandtschaft habe? Nun, ein paar Geschwister, die sich in der Welt herum treiben und zu denen ich lange keinen Kontakt hatte.“ informierte sie den Senator weiter und sie kamen auf das Thema der heutigen Debatte in der Curia Iulia zu sprechen.


    Nun galt Septimas volle Aufmerksamkeit der Politik und sie lauschte gebannt dem Redefluss des Senators. „Die Provinzen sind also durch Iulianus größer geworden, so dass der Statthalter sie alleine kaum noch verwalten kann. Wieso kann denn dann der Statthalter einer jeden Provinz nicht selbst entscheiden, wie viele Personal er beschäftigt und mit welchen Aufgaben er jeden einzelnen betraut? Dann wäre es doch kein Problem, Gesandte in die Außenbereiche der Provinz zu schicken und diese in seinem Namen verwalten zu lassen. Oder ist es so, dass jeder Proconsul oder Legatus Augusti pro Praetore nur einen ganze bestimmten Stab besetzten darf? Das würde die Problematik, die die Proconsule von Gallia und Hispania zu einem Schreiben an den Senat veranlasst haben, erklären.“ Nachdenklich legte Septima einen Finger an ihre Unterlippe und strich nachdenklich darüber. Dies war eine sehr unbewusste Geste von ihr, die zeigte, wie sehr sie sich gerade geistig mit dem Thema beschäftigte. So langsam verstand sie, dass die Männer die Frauen gerne von der Politik abhielten, denn es war ein sehr umfangreiches und komplexes Thema. Dabei handelte es sich hier nur um die verhältnismäßig ‚kleinen’ Probleme der Proconsule in den Provinzen. Aber wie Furianus schon erklärte, resultieren daraus auch noch andere Probleme, wie die Zunahme von Verbrechen in diversen Formen.


    Wohin sie gingen nahm Septima überhaupt nicht mehr wahr. Auch das sie ein Rudel Menschen begleitete, war ihr völlig entfallen. Viel zu interessant war die Unterhaltung mit dem Flavier geworden.

  • Nach dieser höchst amüsanten Frage musste der Flavier ehrlich lachen. Natürlich würde er sich in ihrer Gegenwart als alt bezeichnen, aber das wäre völlig unschmeichelhaft - zumindest für ihn. Außerdem trug dies schwerlich zur Stärkung seiner Position bei, also entgegnete er - in seinen Augen jedenfalls - recht geistreich:
    "Weißt du, wenn man über Jahre hinweg in einer Kammer voller Greise sitzt, die über die Götter und die Welt debattieren, dann fühlt man sich recht alt. Aber wenn ich mit dir an meiner Seite durch die Straßen Roms schreite, so fühle ich mich in meinen besten, jugendlichen Jahren. Man ist so alt, wie man sich fühlt, denke ich."
    Eine gute Antwort, welche sogleich die ultimative Antwort nach seinem Alter gekonnt umschiffte. Also sagte er erst einmal nichts und konterte dann doch.
    "Wir alt ich bin? Wie denkst du denn? Nach welchem Alter komme ich denn?"
    Eine grandiose Antwort, welche ihn innerlich geradezu kichern ließ. Nun hatte sie die Bürde auf ihren Schultern und würde ihn sicherlich nicht älter machen, als er war, wohl eher deutlich jünger, auch wenn es nur der Höflichkeit halber sein sollte. Darauf würde er dann stillschweigend lächeln und alles auf sich beruhen lassen. Dann würde sie nie mehr fragen und er müsste sein wahres Alter nicht preis geben. Die Strategie war geboren, nun musste sie nur noch in die Richtung gehen, in die er sie latent geschubst hatte.


    Das Klimpern ihrer Ohrringe brachte seine Aufmerksamkeit, welche für einen kurzen Moment einer vollbusigen blonden Schönheit galt, wieder zu ihr. Wieder setzte sich geschmeichelte Züge fest, als sie sein Drängen durchaus für realistisch befand. Vielleicht würde er dies ein wenig mehr in ihrer Gegenwart kund tun können - das machte immerhin jünger. Zumindest wirkte man jünger.
    "Vielleicht ist dies aber auch meine Taktik, wer weiß das schon. Vielleicht zügele ich mich nur, bin ein Wolf, welcher sich das Schaafsgewand hat angelegt, um im richtigen Moment die Zähne zu zeigen.", antwortete er mit einem kecken Grinsen im Gesicht und steuerte mit ihr auf einen Laden zu, dessen lauthalsiger Verkäufer Schmuck jeglicher Art und Coleur anbot.
    "Gefällt dir etwas davon? Gold ist schön, an einer Frau ist es atemberaubend und doch unterstreicht es nur die Schönheit einer Frau, es macht diese nicht aus."
    Nun begab er sich auf ein recht unbekanntes Territorium. Schmeicheleien, das Bezirzen durch Geschenke und anderweitige Gefälligkeiten war terra incognita für ihn. So etwas gab es zuvor nie in seinem Leben. Vielleicht lag es auch daran, dass er sich damals in seinen besten Jahren für die Politik mehr erwärmen konnte, als Röcken hinterher zu laufen.


    Die politische Antwort auf ihre Frage war doch ein wenig difficiler, denn er musste ein wenig nachdenken, ehe er Antwort hab. Vielleicht bemerkte sie es auch nicht, schließlich glänzte hier so viel.
    "Die Betrachtung muss von beiden Seiten erfolgen, finde ich. Wenn man dem Statthalter nun die Freiheit gibt, sendet dies gewisse politische Signale aus. Ist der Stab eines Statthalters dann verhältnismäßig groß, beansprucht dieser natürlich viele Personalkosten für sich, auch wird von Kontrahenten wohl die Ansicht vertreten, dass ein Statthalter, der sich einen großen Stab hält somit die eigene Inkomptenz retuschieren wollte. So eine Behauptung würde sich keiner von uns gefallen lassen - es ist mitunter auch ein Politikum. Außerdem könnte man das nicht frei überlassen, irgendwo muss der Aspekt der Kontrolle ebenfalls mit hinein wirken, sonst würde dies ausufern. Auch Vetternwirtschaft wäre somit begünstigt. Für einen Statthalter wäre es somit auch kein Problem ein Amt für einen Klienten oder Verwandten zu schaffen, nur um diesen zu beschäftigen oder zu fördern. Willkür wäre an der Tagesordnung.
    Auf der anderen Seite spricht vieles, wenn es optimal läuft, dafür den Bedarf an Personal dem Statthalter selbst zu überlassen.
    Derzeit wird das strikt vom Gesetz geregelt. Vielleicht ist es an der Zeit diese Regelung zu überarbeiten - oder die Provinzen selbst. Wir werden sehen, in welche Richtung der Senat tendiert. Ich persönlich könnte mich für beides erwärmen."

  • Als Furianus antwortete, lauschte Septima seinen Worten ganz genau, aber der Flavier war nicht umsonst Senator und das schon eine längere Zeit, wenn er nicht gelernt hätte, sich um eine feste Aussage zu drücken. Somit machte er sich nicht älter als er war und nicht jünger, doch eine genauere Aussage erhielt sie nicht. „Ich hatte bereits gesagt, wie alt ich dich schätze, aber wenn du nur so alt bist, wie du dich fühlst, dann freut es mich zu hören, dass ich zu deiner Verjüngung beitragen kann.“ erwiderte sie mit einem galanten Lächelnd und kopfnicken. Es war sehr unterhaltsam, zusammen mit dem Flavier durch die Massen von Menschen in der Nähe des Forums Romanum zu gehen. Außerdem spürte Septima eine merkwürdige Spannung zwischen ihnen beiden, wie wenn zwei Löwen sich gegenseitig umkreisten, kurz vor dem Sprung.


    Der Gedanke, dass der Senator an ihrer Seite ein Wolf sein könnte, und sie das unschuldige Lämmchen, welches in seine Fänge geriet, gefiel ihr auf eine morbide Art und Weise. Ein kurzer Schauer ging ihr über den Rücken und Septima war froh um die Ablenkung durch den Stand eines Schmuckverkäufers, auf den Furianus zugehalten hatte. Septima ließ ihren Blick kurz über die ausgelegten Stücke schweifen, ehe ihr eine goldene Libelle auffiel. Das Stück war sehr fein gearbeitet und mit einem Dorn, zum in die Haare stecken versehen worden. Septima wäre keine Frau, wenn sie sich nicht von Schmuck beeindrucken lassen würde. „Dieses dort ist sehr schön.“ Damit deutete sie mir ihrem schlanken Finger auf die goldene Libelle und ein Funkeln lag in ihren Augen, als sie zum Senator aufschaute. Ihre Augen wanderten tiefer, fast zu seiner Mitte, aber sie suchte seine Hände, um zu sehen, ob er Schmuck in Form von Ringen oder Armreifen trug.


    Wenn Furianus hoffte, dass die funkelnden Schmuckstücke die Tiberia von dem eigentlichen Thema ablenken konnte, dann hatte er sich gewaltig geirrt. Frauen konnten ihre Aufmerksamkeit teilen, somit lauschte sie mit einem Ohr auf den Händler, und mit dem anderen folgte sie den Ausführungen des Senators zu dem Problem der Verwaltung der Provinzen. „Sicher ist es in einem großen Stab einfacher, einem einzelnen Untergebenen die Schuld für einen Fehltritt zu geben, allerdings hätte der Senat schon eine falsche Entscheidung getroffen, wenn ein solcher Führer einer Provinz entsandt wurde, der seiner Aufgabe nicht gewachsen war. Auch hier könntest du sagen, wir Senatoren sind nur Menschen und können nur den Worten lauschen, welche der Kandidat für die Statthalterschaft spricht. Ich sehe schon, wir können uns mit den Worten im Kreis drehen, von daher schlage ich vor, du erzählst mir bei einer Cena einfach wie der Senat in dieser Sache entschiedene hat, und ich gebe mich zu Frieden.“ Damit hätte Septima gleich zwei Dinge erreicht. Eine Einladung vom Senator Furianus zu einer Cena und sein Wort, dass er mit ihr noch einmal über dieses Thema reden würde.

  • Leicht ertappt fühlte er sich ohnehin, als sie nun doch so direkt antwortete. Natürlich war ihr aufgefallen, dass er sich um die Antwort wand wie eine Katze vor dem Wasser. Es hätte auch seine Laune gänzlich verdorben, würden sie nun darüber sinnieren, ob sein Alter schon als alt galt oder noch verträglich war. Also nickte er ihr lächelnd zu und nahm dies so hin. Mehr würde er dazu auch nicht sagen.
    Sie hatte durchaus recht, er fühlte sich um Dekaden jünger. Ganz zu schweigen diese Blicke, er achtete besonders hierauf. Nicht auf ihre, sondern auf jene, welche ihm von anderen zugeworfen wurden. Mochten sie denken, was sie wollten, mochten sie ihm unterstellen er würde gänzlich auf sein Geld oder seinen Status reduziert, so sagte doch sein triumphaler Blick etwas anderes. Er war sich bewusst, dass sie ihn beneideten und er wollte sie alle spüren lassen, dass diese schöne Frau an seiner Seite seine Beute sein würde. Im übertragenen Sinne, aber das musste wiederum auch nicht erläutert werden, ihm genügte es die neidvollen Blicke zu ernten, die er durch die Schönheit an seiner Seite zu hauf erhielt.
    Die Libelle gefiel ihr also und er nahm dies Schmuckstück fachmännisch in die Hand, beäugte es und nickte.
    "Wunderbare Arbeit. Filigran und doch so gut gearbeitet, dass sie nicht nach einmaligem Benutzen zerfallen sollte."
    Und dann übermannte es ihn. Kurzerhand blickte er sie lächelnd an und steckte die Libelle forsch, jedoch behutsam und gar liebevoll, in die Haare seiner Begleiterin.
    "Wundervoll.", entgegnete er mit einem Lächeln, als er Septima mit diesem Schmuckstück sah. Sogleich hob er die Hand: "Ich bestehe darauf, dass du mir die Freude zukommen lässt dir dies als Geschenk zu machen. Es wäre gänzlich ein Frevel gegen die Ästhetik, wenn ich diese Libelle aus deinem Haare entferne."


    Sim-Off:

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    Ein Sklave, welcher ihnen unbemerkt gefolgt war, rechnete währenddessen mit dem Händler ab. Für solche Gelegenheiten hatte dieser immer ein Beutelchen mit Goldmünzen dabei, schließlich war es nicht selten, dass den Herrn die Kauflust packte. Dessen Finger, die mit goldenen Ringen schmuckvoll verziert waren, zeugten oft davon.
    Flavius Furianus war stets ein Mann gewesen, der auf sein Auftreten achtete. Stets trug er die Zeichen seines Standes, war gar oft ein wenig zu elegant gekleidet und schätzte die feinen Dinge wie Goldringe und eine gute Rasur. Dafür nahm er sich gerne die Zeit - und das Geld.


    Bevor sie ihren Protest entgegnen konnte, reichte er ihr seine Hand, um anzudeuten, dass sie weiter den Weg flanieren konnten.
    Dass sie das politische Gespräch nun für beendet erklärte, stimmte ihn umso froher, schließlich befand er schon immer, dass dies nichts für Frauen war. An ihre Antwort musste er jedoch anknüpfen, zu verlockend schien dieser günstige Satz.
    "Eine cena? Nun, die nächste Möglichkeit wäre...nein, das geziemte sich wohl nicht.", haderte er kurz, bevor er fortfuhr: "Die nächste Möglichkeit wäre in zwei Wochen auf meiner villa suburbana vor den Toren Roms. Du musst nämlich wissen, dass ich schon immer eine Leidenschaft für Pferde pflegte und vor den Toren Roms meine Pferde halte. Meine Gemahlin versteht dies nicht, wenn ich einmal im Monat hinaus fahre, um dort nach meinem Besitz und den Tieren zu schauen. Aber es ist für mich wie ein kurzer Urlaub, sogar angenehmer als in Baiae. Ich halte auch hispanische Pferde, schließlich war ich ja Statthalter und habe in dieser Hinsicht oft viele Geschenke solcher Art erhalten.
    Aber ich fürchte, dass solch eine cena vor den Toren Roms dir nicht zusagt, zumal dies auch schnell zu unvorteilhaftem Gesprächsstoff ausarten könnte."

    So große Bedenken, die er hegte, hatte der Flavier im Grunde nicht. Keineswegs. Schließlich war so eine Einladung unverfänglich, die junge Tiberia konnte auch mit einer Matrone anreisen, welche in gesellschaftlicher Hinsicht eine Aufsichtfunktion inne haben könnte. Dass man diese schnell ablenken oder abschütteln konnte, musste niemand wissen. Kurz begegnete er ihren Augen und hoffte sie würde seine wahren Absichten darin nicht erkennen. Schließlich brannte es in ihm und die einzige Tatsache, die ihn vor Fehlern bewahrte war seine gesellschaftliche Stellung und ihre Beziehung zu Durus. Sie war ihm anvertraut und der Flavier sein bester Freund, zumal verheiratet. Und doch loderte es und er begann Fantasien zu spinnen von lauwarmen Abenden unter Kerzenlicht in einem der verborgenen Zimmer seines Landhauses.
    Der Unschuldige, den er vorgab, war er schon lange nicht mehr.

  • Sehr zu Septimas Leidwesen, ging Furianus auf die Frage nach seinem Alter nicht weiter ein. Ein kurzes Lächeln, welches sie erwiderte, und das Thema war Geschichte. Nun gut, würde sie sich vorerst damit zu Frieden geben.


    Das Flanieren, zusammen mit dem Flavier an ihrer Seite, war durchaus angenehm, denn sie wurden von nichts und niemanden behelligt, sondern konnten ihre Unterhaltung genießen, ohne ständig darauf acht zu geben, ob an der nächste Ecke oder Menschengruppe ein Soldat der Urbaner stand und ein grünes Wollknäul hoch hob. Die teilweise neidvollen Blicke von anderen Spaziergängern oder Geschäftsleuten nahm die Tiberia überhaupt nicht wahr. Für sie existierten im Moment keine anderen Menschen. Sie ließ sich lieber vom stolzen Gang und Gebaren des Flaviers anstecken und ging dadurch noch grader und grazieler an seiner Seite, als sie es ohnehin zu tun pflegte. Die fast schon arrogante Art von Furianus weckte einen gewissen Jagdinstinkt in ihr, den die junge Frau selbst nicht so ganz einschätzen konnte.


    Ihr ausgesuchtes Schmuckstück wanderte in seine Hand und auch Septima beugte sich ein wenig näher, um die Libelle besser betrachten zu können. Dabei kamen sie sich näher und schon wieder verspürte sie, als der Wind einen Hauch seines Duftes zu ihr trieb, ein kribbeln und ziehen, etwas tiefer als in ihrem Magen. Furianus befand das Schmuckstück als gut gearbeitet und Septima fing bereits an zu strahlen, als er, zwar überraschend aber sehr vorsichtig, die Libelle in ihr Haar steckte. Ihr Blick, welcher kurz gesenkt war, glitt höher an ihm, während ihre Hand nach dem Schmuckstück im Haar tastete. Der Flavier wollte ihr die Libelle zum Geschenk machen und Septima schaute ihn dankbar aus funkelnden, braunen Augen an. „Wie könnte ich bei so schmeichlerischen Worten widersprechen.“ erwiderte sie mit einem fast unschuldigen Lächeln. Ihre Hand sank langsam wieder herab und die goldene Libelle funkelte kurz, von einem Sonnenstrahl getroffen, auf. Ihr Augen spiegelten die Freude über das Geschenk deutlich wieder und es verging ein Wimpernschlag, ehe sie noch ein leises „Danke“ hinzu fügte und ihr Blick zu seiner dargereichten Hand wanderte.


    Mit einer eleganten Bewegung legte sie ihre Hand in seine, spürte das kalte Metall seiner Ringe, gepaart mit der Wärme seiner Hand und merkte schmunzelnd an. „Du scheinst Gefallen an schönen Dingen zu finden.“ Dabei studierte sie aufmerksam sein Gesicht, damit ihr auch ja keine Regung entgehen mochte. Wäre sie tatsächlich in der Lage, diesen angesehenen und verheirateten Mann, nur durch ihr Gebaren zu verführen? Ihn sich gefügig zu machen?


    Ihr Gespräch über die Verwaltung der Provinzen schien beendet zu sein, doch sehr zu Septimas Freude, ging Furianus auf ihre Idee bezüglich einer Cena ein. Allerdings schlug er nicht sein Haus, hier in Rom vor, sondern seine Villa suburbana direkt vor den Toren Roms. Gespannt lauschte sie seinen Worten und Septima verzog keine Miene, als er begeistert von seinen Pferden sprach. Aha… seine Frau verstand also seinen Hang, seinen Besitz und die Pferde zu kontrollieren nicht. Na, wenn das nicht ein Vorteil für sie war, den Septima auch durchaus zu nutzen wüsste. Sie tat als müsste sie einen Moment nachdenken.


    „Mhm… dem Gesprächsstoff kann ich durch eine entsprechende Begleitung entgehen, so dass den Klatschmäulern gleich der Wind aus den Segeln genommen wird. Ich wüsste im Moment nur nicht…“ Septima stockte kurz, dann fiel ihr die passende Begleitung als Matrone ein. „Ah ja… also… warum nicht?“ Sie schaute den Senator von der Seite her an. „Ich würde mich freuen, deine Pferde bewundern zu dürfen.“ schmeichelte sie ihm, obwohl sie gehörigen Respekt vor den großen Tieren hatte und auch nie reiten gelernt hatte. „Also in zwei Wochen? Wollen wir uns dann am entsprechenden Stadttor treffen? Oder beschreibst du mir, wo die Villa liegt.“ Für Septima war das Treffen bereits beschlossene Sache, ganz egal was Durus dazu sagen würde, wenn überhaupt. Immerhin war dies Senator Flavius Furianus, ein guter Freund ihres Onkels, vor dem brauchte sie sich gewiss nicht in acht nehmen. Bei dem Gedanken, mit dem Mann an ihrer Seite ‚fast’ alleine sein zu können, zog ein wohliges Gefühl über ihre Haut, fast wie die schöne Seidentunika, die ihren Körper so herrlich umspielen konnte. Ob sie diese Tunika zu der Cena tragen sollte? Durus hatte ihr nur den Ausgang, ausschließlich mit der Seidentunika bekleidet, verboten. Ein zartes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel als sie zu dem Senator empor schaute und leise meinte. „Ich würde sehr gerne kommen.“ Die Doppeldeutigkeit ihrer Worte war von ihr voll und ganz beabsichtigt, selbst wenn sie noch nicht registriert hatte, dass sie den Flavier bereits so weit hatte, wie sie ihn wollte.

  • Ein leichter Schauder schlich sich ein, als sie bejahte zu kommen. Der Flavier war sichtlich erregt, versuchte jedoch dies durch seine stets perfekte Fassade der Gleichgültigkeit zu verbergen. Bald würden sie quasi alleine sein und er hatte damit die Chance, nur die Chance, denn Sicherheit gab es nie, dieser jungen Frau näher zu kommen. Seine Geister wurden wacher, auch wenn er nur daran dachte. Und sicher wäre sie nicht abgeneigt, denn er bemerkte oft, dass sie seine Nähe suchte und ihn wohl für bewundernswert hielt, vielleicht nicht ob seiner Erscheinung, wohl eher ob seines Standes, seiner Erfahrung, seiner Macht - vielleicht sah sie in ihm auch nur den Vater, den sie nie hatte. Aber das war ihm letztlich egal, denn das Entscheidende war die verjüngernde Nähe dieser Frau, sein Jungbrunnen. Flavius Furianus wäre nicht er selbst, hätte er an einer näheren Beziehung mit dieser Frau keine egozentrischen Vorteile gezogen. Sie hielt ihn jung und das gab ihm die Kraft, die er zur Zeit brauchte.
    Ein kurzes Lächeln zu ihr, ein freundliches und ehrliches, unterstrich seine Freude, die er zu verbergen versuchte so gut es ging.
    "Mir gefallen nicht die schönen Dinge ihrer Schönheit wegen, sondern ihrer Seltenheit. Schließlich ist es nur wenigen Auserwählten bestimmt in diesen Genuss zu kommen, was wiederum eine Exklusivität darstellt. Ich würde eher sagen, dass ich dem Exklusiven zugetan bin.", und er schloss sie mit ein.
    Sie würden nicht viele Männer berühren können und das war mitunter ein so großer Reiz wie ihre Schönheit.
    "Ich freue mich, dass du meine Einladung gewillt bist anzunehmen. Ich schicke eine Sänfte mit einem kundigen Sklaven zu deinem Domizil."
    Und das war nicht nur eine nette Geste, sondern würde vermutlich den Gesprächsstoff eindämmen können, wenn eine flavische Sänfte mit nur zwei Damen zu einer flavischen Villa fuhr, als eine tiberische. Und der Sklave würde Stillschweigen bewahren - unter Einsatz seines Lebens.
    Sie würde sehr gerne kommen. Bei diesen Worten hätte der Flavier, so denn er in vertrauter Einsamkeit schwelgen würde, wohl jetzt ein breites Grinsen aufgesetzt oder sonstwie seinen Freudentaumel kund getan, doch in der Öffentlichkeit wahrte er eisern seine Maske. Er nickte ihr freundlich zu, mehr bekam sie nicht, obgleich er sie, ganz im alten jugendlichen Eifer, am liebsten in eine dunkle Seitengasse gezogen hätte.
    Stattdessen beherrschte er sich und hielt schließlich auf die Sänften zu, die ein wenig abseits wurden vor ihnen getragen.
    "Es tut mir sehr leid, aber ich muss noch dringende Geschäfte erledigen. Ich bedanke mich für diesen schönen Spaziergang und bin voller Vorfreude auf deinen Besuch, Tiberia Septima.", fing er dann gekonnt an, ehe er sich von ihr löste, was ihm schwerer fiel als damals das Training bei der Legion, um sich kurz zu verbeugen.
    "Es war mir eine große Freude, komme gut nach Hause.", anschließend entglitt er ihren Blicken, stieg in seine Sänfte und es ging gen dem Gerichtsgebäude.

  • Strahlend schaute die junge Frau zu dem erfahrenen Senator an ihrer Seite auf und es war tatsächlich schwer zu erkennen, was sie dazu trieb, immer wieder seine Nähe zu suchen und mit ihm zu ‚spielen’. Zu dem Zeitpunkt wusste es Septima selbst nicht, kannte sie die körperliche Liebe noch nicht in dem Maß, wie sie Mann und Frau teilen konnten.


    Die Mine von Furianus war undurchschaubar, was Septima fast noch mehr reizte, als wenn sie in ihm, wie in einem offenen Buch, lesen konnte. Doch dann stahl sich ein kurzes Lächeln auf seine Lippen, die ihr mit einem mal viel sinnlicher erschienen und er sprach über Schönheit. Ihre Schönheit! Es war für die Seele der vernachlässigten Frau in ihr, ein Quell voller Freuden, die sie voll auskostete. Ein dankbares Lächeln, gleich einem ersten Frühlingsstrahl, kombiniert mit einem leichten senken ihre Kopfes, waren Ausdruck ihres Wohlgefallens. Sie mochte Komplimente, vor allem wenn sie so schön vorgetragen wurden, wie vom Flavier. Das dieser ein gut geschulter Rhetoriker und Politiker war, der es verstand mit Worten umzugehen, vergaß Septima in dem Moment völlig.


    „Es wird mir eine Ehre sein, deine Villa kennen zu lernen.“ erwiderte sie mit sanfter, leiser Stimme. Es mussten nicht alle Menschen in ihrer unmittelbaren Nähe erfahren, mit wem und wo sie sich soeben verabredet hatte.


    Ihr Spaziergang schien sich dem Ende zu neigen, denn der Flavier lenkte seine Schritte zur eigenen Sänfte und schon entschuldigte er sich unter dem Vorwand, er hätte noch dringende Geschäfte zu erledigen. Das mochte der Wahrheit entsprechen, oder auch nicht. Septima war ihm auf jeden Fall dankbar für die Unterhaltung und selbstverständlich auch für das schöne Geschenk in Form einer goldenen Libelle.


    „Ich danke dir für die anregende Unterhaltung, Senator Flavius. Möge Merkur deinen Geschäften wohl gesonnen sein.“ verabschiedete sie sich von Furianus und schaute noch kurz seiner Sänfte nach, als diese von kräftigen Sklaven davon getragen wurde. Dabei ging ihre Hand zu ihrem Haar, dorthin wo es von einer goldenen Libelle verziert worden war. ‚Septima, Septima, was fängst du da nur an.’ ging es ihr durch den Sinn, ehe sie sich ebenfalls auf den Heimweg begab.

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