theatrum | Neue Wege

  • Cimon hatte sich mit Flora an der Porta der Villa verabredet und war nun mit ihr zusammen auf dem Weg zum theatrum. Er trug recht gute Kleidung mit langen Ärmeln und in rot gehalten. Die Ränder zeigten eine feine goldene Farbe. Sein Tuch, was in erster Linie das Zeichen in seinem Nacken zu verbergen hatte, war recht passend dazu gewählt.


    Nicht nur weil sein Herr es so wünschte, nein auch weil er fand, das diese Herrin entsprechend zu wirken hatte, machte es dem Nubier nichts aus, solch gute Kleidung zu tragen. Sein Rücken wurde Meter für Meter grader und seine grauen Augen durchstachen die Umgebung. Ständig auf der Suche nach Gefahren kam er seinem Auftrag nach, das Leben der Herrin zu beschützen. Zumindest war dies alles, was er unter 'Begleitung' verstand, wenn es um seine Person ging.

  • Mit Cimon an ihrer Seite fühlte sie sich nicht nur sicher, sondern auch wie eine wichtige Persönlichkeit. Immer wieder wurde das etwas seltsam anmutende Paar aus großen schwarzen Sklaven und zierlicher heller junger Frau neugierige Blicke zu geworfen. Was wohl auch daran lag, dass man an ihrer Kleidung erkennen konnte, dass sie aus einer wohlhabenden Familie stammte. Der Halbmond an ihren Sandallen tat ihr übriges noch dazu, dass man hinter ihrem Rücken wilde Vermutungen anstellte, wer sie denn nun war.
    Eigentlich hatte sie Cimon nicht nur mitnehmen wollen, damit er auf sie acht gab, sondern auch, weil sie sich mit ihm so gut unterhalten hatte und seine scheu ihr gegenüber langsam überwand und ablegte.


    „Wie lange bist du schon bei Titus?“ fragte sie dann neugierig. „Und lebst du schon lange in Rom?“ sprudelten die Fragen aus ihr heraus.

  • Noch immer dachte Cimon ein wenig über das Reiten und die Pferde nach. Flora hatte es offenbar wirklich sehr schwer und er beschloss nun, es ihr so gut wie möglich, leichter zu gestalten. Das viele Augen ihnen folgten, nahm der Nubier zwar wahr, bezog es aber eher auf die hübsche Patrizierin, denn auf sich. Auch wenn er sich durchaus bewusst war, welche Wirkung seine Gestalt auf manche Menschen hatte. Allerdings starrten die Menschen bei Ursus und ihm weitaus weniger.


    Ihre Fragen ließen ihn zu ihrer Seite direkt aufschließen. Auch wenn er immer darauf achtete ein wenig hinter ihr zu sein...nur soviel, um zu zeigen, das sie über ihm stand. Obwohl er die Aufmerksamkeit auf sie richtete und mit ihr sprach, stachen seine Augen immer wieder um sich. Selbst Gefahren, die aus dem Augenwinkel kamen, würde er rechtzeitig erkennen. Er kannte sich und seine Fähigkeiten.


    "Dominus Ursus erwarb mich in Mantua, dies ist nun schon beinahe ein Jahr her. Fast genau diese Zeit bin ich in Rom, Herrin. Denn Mein Herr brach recht bald hierher auf."


    Ihre frische Art festigte das Lächeln auf seinen Lippen, das nur verschwand, wenn ihnen jemand entgegen kam. Seine stechenden Augen machten dann deutlich, das eine Kolision ungünstig für den anderen wäre. Darin war er inzwischen recht gut. Wobei er darauf achtete, wer dort unterwegs war. Denn niemals würde er es wagen jemanden aus ähnlichem Hause wie seine Herren auf diese Weise anzusehen.


    Er brauchte einen Moment und einen kurzen Seitenblick, bis er es wagte das Wort an sie zu richten. Ihre vorherigen Worte ließen den Nubier vermuten, das es erwünscht war, wenn Cimon etwas von sich aus fragte. Allerdings begleitete ein leichtes Kopfsinken seine Fragen, die er streng an die ihren hielt, um ja nicht unangenehm aufzufallen.


    "Domina Flora? Darf ich fragen wie lange du bereits in Rom weilst? Und woher du angereist bist?"


    Während sie redeten gingen sie durch die Straßen von Rom und Cimon fing ganz nebenbei an zu dem einen oder anderen Haus etwas zu sagen. Solange er wusste, wer dort wohnte. Ab und zu verzog sich sein Gesicht ein wenig, wenn der Geruch ihm gar nicht zu gefallen schien. Sie gingen richtung Tieber, denn er vermutete das Flora das große Theater meinte, welches dort lag.

  • Wirklich schwer hatte sie es nicht, nur ließ sie nun ihre unbeschwerte Jugend zurück. Ihre Mutter war der Ansicht, dass ihre Töchter nun endlich einmal erwachsen werden sollten. Mit eine der Gründe, warum sie nach Rom geschickt wurden, nicht nur um die familiären Bande wieder zu festigen. Flora und Narcissa sollten lernen, dass das Leben nicht nur aus Sorglosigkeit und Leichtigkeit bestand. Immer noch war zumindest für Flora Rom ein großes Abenteuer und hatte in ihren Augen nichts mit Erziehung zu tun. Deswegen hegte sie immer noch den Glauben, dass sie tun und lassen wollte, was sie durfte. Dass sie nun mit Einschränkungen zu Leben hatte, nahm sie hin, was blieb ihr auch anderes übrig, wenn sie nicht zurück ins langweilige Terentum wollte. Doch schon bald würde sie wohl die Verpflichtungen ihres Standes heimsuchen und dann würde ihr Rom wie der vergoldete Käfig vorkommen aus dem es kein entkommen gab. Erst dann würde sie merken, wie unbeschwert sie einmal gewesen war. Im Grunde hatte sie die Kindheit endgültig hinter sich gelassen, doch Träumerin die sie nun einmal war, war sie sich dessen nicht bewusst.


    Auf ihre Frage hin, gesellte sich Cimon neben sie und gab den Posten hinter ihrem Rücken auf. Ihr kam es gar nicht in den Sinn, dass ihr jemand etwas antun wollte, solange sie in Begleitung dieses kräftigen und großen Mannes war. Das es aber durchaus finstere Gestalten gab, die sich nicht durch einen Sklaven abschrecken ließ, wollte sie nicht wahrhaben. Wie viele andere Dinge auch.


    „Ich war noch nie Mantua. Ehrlich gesagt hab ich nie viel anderes gesehen, als die Ländereien um Terentum herum!“ sagte sie und beantwortete indirekt seine Frage. „Die Reise nach Rom war meine erste große Reise. Wir sind erst vor ein paar Wochen angekommen. Vorher haben wir bei unserer Mutter in Terentum gelebt. Als wir noch Babys waren, waren wir ziemlich kränklich. Aus diesem Grund hat unsere Mutter dann Rom verlassen und sich aufs Land zurück gezogen. Aber sie hatte Rom noch nie gemocht… Nur Schade das sie Manius nicht mitgenommen hat. Er ist nach wie vor wie ein Fremder für mich.“


    Cimon dirigierte sie geschickt durch die Straßen Roms. Sie hätte sich wohl schon nach wenigen Schritten hoffnungslos verlaufen und nicht einmal mehr zurück gefunden. Rom war für sie verwirrend und groß und beeindruckend und auch ein klein wenig beängstigend.

  • Um die Gedanken der Aurelia konnte Cimon weder erahnen noch in irgendwelcher Art nachvollziehen. Denn dieses Denken war so fern seines eigenen Lebens, das er vermutlich echte Probleme hätte, würde sie diese erklären. Obwohl er durchaus glaubte, das sie es schwerer haben mochte als ihre männlichen Verwandten.


    Mit ruhiger Mine hörte Cimon zu und nickte immer wieder. Er merkte sich genau, was sie sagte. Vor allem aber wie sie es sagte und welche Gesten sie nutzte. Auch das eine Grübchen im Gesicht, wenn sie lächelte, wollte er später mit dem Gesicht ihrer Schwester vergleichen. Als sie von einem Manius redete, kamen die Gedanken des Nubiers durcheinander. Nach einigem Hin und Her, stellte er für sich fest, das es sich um Dominus Orestes handeln musste. Allerdings verstand er den Zusammenhang nicht ganz. Sollte oder konnte er nachfragen? Cimon hatte bisher keine Fehler gemacht und wurde durch ihre Reaktion auf seine Fragen ein wenig mutiger. Nun würde er auch weiterführende Dinge fragen können. Allerdings begleitete ein ergebenes Kopfsenken seine Worte, damit sie ihn nicht falsch verstehen mochte. Auch wnn er nicht glaubte, das er mit schwerwiegenden Folgen zu rechnen hatte. Nicht solange er sich seiner Stellung bewusst war und die vergaß er praktisch niemals.


    "Domina Flora? Was genau meintest du damit, das deine Mutter Dominus Orestes, wie ich annehme, nicht mitgenommen hatte? Da er in der Villa Aurelia wohnt, wirst du doch sicher genügend Gelegenheiten finden können, ihn im Zweifelsfalle, neu kennen zu lernen."


    Cimon konnte nicht glauben das es Flora jemals schwer fallen könnte sich einem Menschen zu nähern und ein Gespräch anzufangen. Zu spät fiel ihm auf, das er sie erneut direkt angesehen hatte und sie sogar...bewunderte. Für ihre Freiheit? Ja, sicher, dass musste es sein. Rasch blickte er zu Boden, als er merkte was er getan hatte und konzentrierte sich lieber darauf die Umgebung zu beobachten und zu bewerten. Dies lenkte ihn ein wenig ab.


    Sie gingen weiter durch die Straßen und allmählich wurde es etwas voller, da sie dem Forum relativ nahe kamen. Die ganze Zeit bewegten sie sich auf den Hauptstraßen, die seiner Meinung nach sicherer waren. Dabei passierten sie immer mal wieder Händler, die ihre Waren anboten. Gerade hier hatte der Nubier besonders offene Augen, da sich hier möglicherweise Diebesgesindel herumtreiben mochte, welche doch von Menschenmengen geradezu angezogen wurden. Noch einmal prüfte er den Sitz seiner Kleidung sowie den des Beutels, den er bei sich trug. Dieser war etwas verborgen und eher in der Körpermitte zu finden. Dort, so glaubte Cimon würde niemand einem großen Nubier freiwillig hinfassen.
    Der Beutel beinhaltete Geld, die er von seinem Herren mitbekommen hatte, als er diesen gefragt hatte, ob er etwas mitnehmen könnte, falls Domina Flora etwas würde kaufen wollen. So wusste Dominus Ursus auch gleichzeitig wo sich der Nubier und seine Verwandte befanden. Und hatte mit der Geldgabe sein Einverständnis gegeben.


    Die grauen stechenden Augen des Sklaven wurden etwas unruhiger. Menschenmengen mochte er nicht besonders, doch für Flora wollte er es verbergen. Dabei bemühte er sich dafür zu sorgen, das das einfache Volk auf Abstand blieb.


    Allerdings musste er Domina Flora etwas näher kommen, um sie besser schützen zu können. Dabei sorgte seine Erfahrung aber dafür, das er sie nicht ein einziges Mal berührte.

  • In manchen Dingen war es für eine junge patrizische Frau schwerer als für einen jungen Mann ihres Standes. Bei einer Frau setzte man nämlich und zu jeder Zeit voraus, dass sie sich zu benehmen wusste, dass sie artig war, zurückhaltend, wohlerzogen. Während ein junger Mann sich durchaus die Hörner abstoßen durfte und man über den ein oder anderen Fehler einfach hinweg sah.


    Seine Frage ließ sie kurz inne halten und wirklich einmal über ihre Familienverhältnisse nachdenken. „Manius war damals schon zehn, ich glaub sie ging davon aus, dass er alt genug ist dass er auch ohne sie zu Recht kommt. Sie hat ihn bei Vater gelassen, nur haben die Beiden sich dann irgendwie entzweit. Wie genau, wollte mir keiner verraten. Ich glaube aber auch das Manius unserer Mutter immer noch Vorwürfe macht, dass sie ihn einfach zurück gelassen hat. Das Verhältnis kann man als unterkühlt bezeichnen…“, meinte sie nachdenklich. Auch wenn es merkwürdig war, es fiel ihr schwer, sich ihrem Bruder gegenüber zu öffnen, was wohl daran lag, dass ihre Mutter von ihm so geschwärmt hatte, dass er als unerreichtes Vorbild für sie galt. So langsam aber merkte sie schon, dass er durchaus seine Schwächen und kleine Fehler hatte. Diese kleinen Dinge würden sie am Ende zusammen führen, aber bisher machten sie eher zaghafte Schritte aufeinander zu.


    Dann winkte sie schließlich ab und lächelte ihm zu. „Mit der Zeit werden wir sicher einander besser verstehen. Ich bin schon auf seine Verlobte gespannt!“ erklärte sie ihm. Sie freute sich auf Hochzeiten, solange es nicht ihre eigene war. "Hast du sie shcon kennen gelernt? Tiberia Arvinia heißt sie."


    Ihr Weg führte sie zum Forum. Immer wieder blieb sie stehen und betrachtete die Auslagen der Händler. Entzückte laute kamen ihr immer wieder über die Lippen. Ein Traum für sie, denn sie liebte Schmuck und Stoffe und all diese oberflächlichen Dinge. Das sie es Cimon auf diese Weise etwas schwerer machte auf sie zu achten, bemerkte sie in ihrer Begeisterung gar nicht.
    Für den Moment hatte sie auch ihr Ziel erst einmal vergessen. Stattdessen wühlte sie sich mit Elan durch einen Stapel bunter Stoffe.

  • Als Flora innehielt verharrte auch Cimon und achtete dabei peinlich genau auf die Umgebung. Was sie dann so privates erklärte, nahm der Sklave ruhig auf. Zwar überraschte ihn diese Offenheit, doch sie war auch recht angenehm. So würde mann sogar soetwas wie Dankbarkeit in seinen Augen sehen können. Seine Stimme war ruhig, als Cimon zu einer kurzen Antwort ansetzte.


    "Ich bin mir sicher, Herrin, das du dieses Verhältniss wirst überwinden können."


    Der Nubier hoffte das Flora seine Worte richtig verstehen mochte. Aber er wagte auch einiges, indem er so sprach. Sein Mut wuchs mit jedem Lächeln und jedem Wort von Domina Flora. Vorallem steckte ihr Lächeln immer mehr an.
    Seine Verlobte Tiberia Aviana? Cimon dachte nur kurz nach und schüttelte dann leicht den Kopf.


    "Ich kenne ihren Namen, doch ich habe bislang noch kein Gespräch mit ihr geführt, Herrin. Möglich ist es, dass ich mich einmal in der Villa um ihre Getränkewünsche gekümmert habe."


    Normalerweise erinnerte Cimon sich sehr genau an alle, die er bediente oder die er traf, aber er wollte nicht so vermessen sein, davon auszugehen, das sein Gedächnis ohne Fehler war. Nachdem sie weitergegangen waren überraschte Flora den Sklaven kurz mit einem eher unüberlegten Halt. Da Cimon kurz im Gedanken war, sah er der Aurelia nur nach, bis er feststellte, das sie ging. Rasch machte er sich daran wieder in ihre Nähe zu kommen. Da es an diesem Stand etwas voller war, musste er ihr noch näher kommen, um sie gut beschützen zu können und vor Anremplern zu bewahren.


    Floras Interesse für Stoffe ließ den Nubier grinsen. Diese Stoffe sahen aber auch schön aus. Langsam kam er ihr von hinten näher, denn anders kam er grade nicht an sie heran. Allerdings berührte er sie leicht am Arm, um sie nicht zu erschrecken, wenn er einfach so anfangen würde zu reden.


    "Domina Flora? Wenn dir etwas gefällt kann ich mich gerne darum kümmern, Herrin."


    Damit wollte er die Selbstverständlichkeit zum Ausdruck bringen, das er das nötige Geld dabei hatte. Natürlich auch, das er, gleich was Domina Flora erstehen würde, dies zu tragen hatte. Ihr Duft, den er nun wahrnahm, gefiel ihm. Sofort tadelte er sich für diese Gedanken. Menschen kam er normalerweise nicht so nahe. Natürlich beim Kampftraining oder ... beim Lesen und dabei dachte er an Phaeneas, dessen Nähe ihn niemals stören würde. Aber dies waren andere Begebenheiten. Es waren.... Unfreie? Nur kurz dachte der Sklave an eine andere Möglichkeit, die er sich aber sofort wieder verbat.

  • Cimons ehrliche und offene Worte entlockten ihr strahlendes Lächeln. Die Zeit würde zeigen, wie sie sich mit Manius verstand.


    Schade, er hatte Arvinia anscheinend auch noch nicht kennen gelernt. Also musste sie sich eine andere Quelle suchen um mehr über die verlobte ihres Bruders s zu erfahren. Sie war einfach neugierig auf die Frau die ihn anscheinend so leicht hatte um den Finger wickeln können. „Wie sie wohl ist?“ dachte sie laut nach und zuckte dann mit den Schultern. Es brachte ihr nichts ein, wenn sie sich jetzt den Kopf darüber zerbrach.


    Flora dachte im Augenblick so gar nicht an ihre Sicherheit, oder daran dass sie es Cimon unnötig schwer machte auf sie zu achten, wenn sie unvermittelt los lief oder abrupt stehen blieb um etwas zu betrachten. Im Augenblick herrschte eine herrliche leere in dem hübschen Köpfchen und sie hatte nur Augen für die Auslagen. So war es immer, wenn sie in einen Kaufrausch verfiel. Meist milderte Narcissa dies ab, aber da diese ja nicht dabei war, konnte sie hemmungslos und völlig gedankenlos von einem Stand zum nächsten schlendern. Der arme Cimon wusste gar nicht worauf er sich eingelassen hatte. In dieser Hinsicht konnte Flora sehr sprunghaft sein.


    „Wunderschöne Herrin“, lamentierte der Händler und ein gieriges Glitzern trat in seine Augen. „Selbst die Sonne erblasst bei Deinem Anblick“, ging es weiter und sie warf ihm einen äußerst kritischen Blick zu. So viel zu Menschen die sich verstellten, selbst wenn sie eine Hasenscharte gehabt hätte und einen Silberblick, hätte er ihre Schönheit in den Himmel gelobt, in dem Glauben sie würde Wachs in seinen Händen sein und sofort etwas kaufen. „Sieh Dir meine Stoffe. Sie kommen aus dem fernen Orient. Seide und Baumwolle dürften Dich gar wunderbar kleiden!“


    Mit geschultem Blick wanderte ihre Hand prüfend über die Stoffbahnen. Kritisch betrachtete sie auch die Färbung und die Verarbeitung. Kurzerhand hielt sie sich einen schillernden roten Stoff vor den Körper und sah dann Cimon fragend an. „Was meinst du? Wirke ich damit zu blass?“ fragte sie. Der Händler in ihrem Rücken öffnete den Mund um sie weiter mit Komplimenten zu überschütten. „Ach was, Herrin. Der Stoff unterstreicht Deine zarte Haut“, versuchte er natürlich seine Ware an die Frau zu bringen. Viel wert legte sie allerhand auf dessen Meinung nicht. Sie war sich sicher, dass Cimon in dieser Hinsicht ehrlicher war. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er dicht hinter ihr stand und wie dicht doch die Menge um sie herum war.

  • Dieses strahlende Lächeln hielt den Nubier immer wieder gefangen und sorgte dafür das er ihr öffter in die Augen sah, als dies gut gewesen wäre. Ihre Frage hingegen nahm er als so eine Art Aussage hin, die keine weiteren Worte benötigte, vorallem, da es nun mehr um Stoffe zu gehen schien. Diese unruhige, wilde Art von Flora schaffte es allerdings nicht, den Sklaven komplett aus der Fassung zu bringen. Noch immer achtete er sehr auf ihre Sicherheit.
    Das sie seine Worte nicht weiter komentierte irritierte ihn wenig, schließlich waren sie auch nur als Information gedacht. Die Worte aber des Händlers ließen Cimon erbost aufsehen. Ab und an sogar so sehr, das der Andere kurz stocken musste. Sicher überlegte der Mann grade, ob der Nubier mit seinen reinen Körperkraft in der Lage sein konnte, sein Genick zu brechen. Denn nichts anderes versuchte Cimon zu übermitteln. Wieso er so übertrieben auf den Mann reagierte wusste er nicht. Aber er schonb es umgehend darauf, das er Flora zu beschützen hatte. Auch vor Worten...


    Ihre Frage sorgte für eine hochgezogene Augenbraue, die er sich irgendwie, eher unterbewusst, bei seinem Herren abgeschaut hatte. Prüfend sah er zwischen ihr, den Stoff und dem Händler umher. Sicher war es nicht die beste Farbe aber würde er ihr abraten können? Die Worte des Händlers besiegelten schließlich seine Meinung und er sah den anderen kurz mit stechenden Augen in die seinen.
    Dann sah er wiederum lächelnd Domina Flora an und versuchte recht unbeteidigt seine Worte zum Besten zu geben.


    "Ich würde nicht soweit gehen, diese Farbe als unpassend zu bezeichnen, Herrin. Doch ich denke dieses Hellblau dort würde deinem Gesicht besser stehen. Doch die Qualität erscheint mir als nicht ausreichend für deinen Anspruch, Domina Flora."


    Denn er sah von seinem Standort bereits, das gewisse unregelmäßigkeiten in dem genannten Stoff waren, die unmöglich zu akzeptieren waren. Wenn er etwas gelernt hatte, dann war es den Anspruch seines Herren zu verstehen und zu erkennen. Und dieser Stoff würde eindeutig ausgemustert werden.


    Dann merkte er einen Rempler von hinten. Ein kurzer Blick, ein Tasten...ja, es war alles in Ordnung. Nur ein Versehen. der Mann entschuldigte sich auch umgehen, was Cimon zu einem annehmenden Nicken verleitete. Als er sich zu Flora wand musste er aber feststellen, das er ihr somit viel zu nahe war. Hatte er sie etwa grade ein wenig mitgeschubst? Oh nein...er hatte aus einem Reflex heraus nach ihr gegriffen, damit sie nicht fallen würde. Umgehend zog er die Hand zurück, allerdings erst als er bemerkte das sie sicher würde stehen können. Sein Blick neigte sich und er flüsterte eine Entschuldigung. Nicht so laut, das der Händler es hören würde, aber wohl Domina Flora.

  • Der Händler zeigte sich nur wenig begeistert über das schwarze Bollwerk, welches hinter seiner potentiellen Kundin stand. Diesen stechenden grauen Augen konnte er kaum entkommen und seine Bewegungen wirkten auf einmal linkisch und auch ein wenig fahrig.
    Trotz allem versuchte er natürlich die junge Frau von der Qualität seiner Ware zu überzeugen, doch auch Flora erkannte auf einen Blick, ob es sich um gute Ware handelte oder minderwertige. Der Stoff an sich war fein verarbeitet, aber die Färbung unregelmäßig. Der Färber hatte nicht darauf geachtet, dass das Gemisch aus Baumwolle und Seide die Farbe anders aufnahm, als wenn es sich nur um Seide gehandelt hätte.


    Als sie Cimon um seine Meinung fragte und er eine Braue dabei anhob, musste sie kichern. Titus machte das auch, wenn er über etwas nachdachte. Unter dem Blick des Nubiers schrumpfte der Händler in sich zusammen.
    Wie sie bereits vermutet hatte, gab Cimon ehrlich seine Meinung zum Besten und kurz folgte sie seinem Fingerzeig zu dem hellblauen Stoff. Mit gerümpfter Nase, hob sie diesen an und betrachtete ungehalten die schlechte Färbung.
    „Du hast Recht!“ stimmte sie ihm zu. „Lass un…“, weiter kam sie nicht, weil Cimon unsanft angerempelt wurde und er automatisch einen Schritt auf sie zu machte und nach ihr Griff. Etwas empört blickte sie dem Mann hinter her, der sich anschließend eilig durch die Menge drängte und nur eine kurze Entschuldigung ihnen zu murmelte.
    Erst als der Nubier seine Hand wieder zurück zog, wurde ihr bewusst, dass seine warme Hand, so eben ihren Arm berührt hatte. Ein leichtes Kribbeln blieb sie zurück, welches sie recht verwirrt war nahm.
    „Ist schon gut!“ lächelte sie ihm zu, als er sich leise entschuldigte. Es war ja nichts passiert und er war seiner Pflicht nur nach gekommen. „Komm lass uns weiter gehen. Wir finden sicherlich einen besseren Händler als diesen!“

  • Seine offenen Worte waren die richtigen gewesen, was Cimon nur noch in seinem positieven Denken bestärkte. Die Art des Händlers gefiel ihm gar nicht und so war er froh, das Flora offensichtlich auch fort wollte. Ihre Kurze Berührung hatte auch in ihm etwas kribbeln lassen, was er allerdings umgehend zu unterdrücken versuchte. Als sie meinte, das sie nun gehen wollte, ließ dies Cimons Mimik aufhellen. Erleichtert suchte er bereits einen Weg mit den Augen.


    Den Mann, der sie angerempelt hatte, sah er bereits nicht mehr. Aber er wollte einen möglichst guten Weg. Der Nubier musste feststellen, das er nun etwas Mut zu beweisen hatte, um Flora rasch in die richtige Richtung zu bekommen. So berührte er sie nur leicht am Arm um sie so auch etwas zu lenken, wenn sie dies zulassen würde. Das sie ihm die Nähe verziehen hatte nahm er dabei erleichtert wahr.


    "Ja, Herrin. Bitte, hier entlang. Dort drüben ist ein guter händler, Domina Flora. Soweit ich weiß verkauft er häufiger an adlige Familien, Herrin."


    Nun war er ihr wirklich sehr nahe. Doch das Kribbeln ließ nach, denn er hatte nur das eine Ziel, sie zu schützen und an einen besseren Stand zu bringen. Das alles natürlich so, das sie sich dabei wohl fühlen mochte. Cimon fasste auch mal etwas fester, nicht zu fest, nur um sie vor einer Kolision zu beschützen, sollten seine Blicke einmal nicht reichen. Von seiner Seite aus konnte er ihr recht gut den Weg frei machen.


    Sicher musste es gleich besser werden, wenn sie in die Nähe der besseren und damit teureren Händler kommen würden. Auch wenn er wusste das es nicht nötig war, entschuldigte er sich leise immer wieder, wenn sie angerempelt wurde. Wobei es auch mal passierte das ein Passant, der nicht aufpasste, unversehens gegen eine nubische Wand lief, die ihn zu fall brachte. Inzwischen hatte der Sklave keine Gnade mehr. Rücksicht nahm er nur auf seine Herrin. Seine ganze Körpersprache zeigte deutlich, das man ihr nicht zu nahe kommen sollte. Dies half sogar um einiges besser, als seine Ausweichversuche. So verlagerte er, wenn auch noch immer nahe bei ihr, die Taktik und verließ sich immer stärker auf seine Kraft und die Wirkung die diese auf Andere haben mochte.


    Sollte die Herrin nicht zu dem genannten Händler wollen, so würde Cimon selbstverständlich die Richtung einschlagen, die sie bevorzugte. Allerdings hoffte er darauf, das sie den größeren Menschenmengen eher ausweichen mochte. Dabei wusste er genau, das es ihm gleich war...egal was sie wollte, er würde es als guter Sklave ermöglichen.

  • Flora schätzte offene Worte und ohne groß zu überlegen legte sie den mangelhaften Stoff beiseite und drehte sich dann um. Ohne den Händler eines Blickes zu würdigen würde sie sich ihren Weg nun durch die Menge suchen. Doch für den Moment war sie überfordert, Rom war eben groß und ziemlich viele Menschen tummelten sich in der engen Straße und suchten Händler auf. Es herrschte Lärm, der Geruch von unzähligen Gewürzen hing in der Luft. Einen Augenblcik stand sie überfordert am Rande der wimmelnden Menge, ehe sie eine federleichte Berührung am Arm spürte. Cimon zeigte ihr einen Weg. Wieder prickelte es an der Stelle, wo er sie berührt hatte. Als er seine Hand wieder zurück zog, berührte sie eher unbewusst die Stelle. So etwas hatte sie nicht erwartet, es verwirrte sie. Kurz betrachtete sie den großen Sklaven nachdenklich und zuckte dann mit den Schultern. Es lag sicher nur daran, dass es für sie eine ungewohnte Situation war.


    Sie lächelte Cimon zu, als er ihr den Weg zu einem Händler wies. „Du kennst dich sehr gut aus!“ lobte sie ihn lächelnd. „Du kannst mir sicher Rom zeigen!“ meinte sie zu ihm. Sie war dankbar dafür, dass er so gut auf sie achtete.
    Ein leichter Druck an ihrem Arm ließ sie einen Schritt nach links machen, so wich sie einem fülligen Mann aus. Dieser hatte ein ziemlich großes Gefolge von Klienten und Sklaven bei sich und bahnte sich rücksichtslos einen Weg durch die Menge.


    Der große Sklave gab sich alle sie unbeschadet durch die Straßen zu führen, doch hin und wieder wurde sie doch angerempelt. Dann drehte sie meist den Kopf um zu sehen, gehen wen sie da gelaufen war. Doch von einem Augenblick auf den nächsten ließ es nach und die Leute machten einen Bogen um sie herum. Verwundert wandte sie sich um und stellte fest, dass Cimon ziemlich finster drein blickte und die Leute so von ihr fern hielt. Sie wusste nicht ob sie lachen sollte oder schimpfen. Aber er tat es ja nur um auf sie auf zupassen. Dann ging ihr auf, dass es ihm Spaß machte. Sie musste Grinsen. „Du bist also noch nicht lange bei Titus. Bei wem warst du vorher?“ fragte sie. Sie wollte mehr über ihn erfahren. Auch weil er scheinbar ein interessantes Leben geführt hatte, während sie auf dem langweiligen Land aufgewachsen war.

  • Flora ließ sich gut führen, sodass Cimon keine Probleme hatte sie außer 'Gefahr' zu bringen. Auch wenn es das eine mal wirklich knapp war, mit jemanden, der soviele Klienten mit sich nahm, wollte er sich beim besten Willen nicht anlegen. Als sie ihn lobte, lächelte der Sklave eher verlegen.


    "Ich werde mich bemühen, Domina Flora."


    War alles, was er erwiedern konnte, ohne zu erröten. Bereits auf dem Weg zu dem Händler, an den Cimon gedacht hatte, wurde es etwas ruhiger, sodass er neben ihr gehen konnte und ungefährdet mit ihr zu sprechen vermochte, ohne eine Kolision zu riskieren. Obwohl ihre Frage ihm nicht besonders gefiel. Cimon versuchte so unbeteidigt wie möglich zu wirken, war sich aber im Klaren darüber, das ein Mensch mit guter Wahrnehmung sein Unwohlsein erkennen mochte.


    "Zuvor war ich nicht ganz ein Jahr bei einem Sklavenhändler und davor sehr lange bei einem griechischen Händler, namens Atonis. Dort war ich sicher die meiste Zeit, an die ich mich bewusst erinnern kann. Meine Jugend verbrachte ich zuvor bei dem Herren meiner Mutter."


    Das dies der Besitzer eines Lupanars war, verschwieg Cimon lieber. Es war sicher auch nicht wichtig. Nichts in seinem Leben konnte wichtig sein. Zumindest in seinen bescheidenen Augen.


    Als sie dann den Stand erreichten grüßte der Händler freundlich aber nicht zu unterwürfig oder einschleimend, wie die meisten. Er sah genau, das sein gegenüber eine Patrizierin sein mochte und das verleitete ihn dazu, ihr einfach alles zu zeigen, was sie wünschte, ohne aufdringlich zu sein und dabei nicht ihre Unterhaltung mit ihrem Sklaven zu stören.

  • Sie strahlte Cimon an. Sie war sich sicher, dass sie jede Menge Spaß mit ihm haben würde, wenn er denn einmal gänzlich in ihrer Nähe aufgetaut war und seine Scheu abgelegt hatte. Eigentlich war es ja gut, dass er erst einmal auf Distanz blieb, trotz allem könnte sie sich ja noch zu einem gemeinen Miststück entwickeln, die nur darauf lauert, dass er Schwäche zeigt. Aber so Eine war sie nun wirklich nicht, eher war sie viel zu naiv. Es wurde Zeit das sie erwachsen wurde, aber noch wehrte sie sich dagegen mit allen Mitteln. Zumal sie bisher alle so mochten, wie sie war. Es gab keinen Grund für sie, sich zu verändern. Sie war eben eine Träumerin.


    Das sie gerade mit einem Kopfsprung in einem Fettnäpfchen gelandet war, bemerkte sie erst nachdem Cimon angefangen hatte zu reden. Vorher war ihre Aufmerksamkeit von einem Jungen mit einem kleinen Äffchen angezogen worden. Das Tier hatte einen kleinen roten Hut auf dem Kopf und führte einige kleine Kunststückchen vor.
    Der angespannte Tonfall des großen Nubiers ließ sie den Kopf wieder zu ihm drehen. Sie biss sich auf die Unterlippe, weil sie einfach so ohne nach zu denken eine Frage gestellt hatte, die ihm unangenehm war. Sie hatte ihn nicht in Verlegenheit bringen wollen. Bedrückt ließ sie den Kopf hängen. So eben hatte ihre heile Welt einen kleinen Kratzer abbekommen. Sie war so wohlbehütet aufgewachsen, dass sie ganz vergaß, dass das Leben für andere Menschen eben nicht so einfach war, wie für sie. Sie kam sich albern vor mit ihren nichtigen Problemen.


    „Ich wollte dir nicht zu nahe treten!“ entschuldige sie sich dann eilig. Heilfroh darüber, dass sie nun bei dem Händler waren, den Cimon angesteuert war. Hier waren die Stoffe schon wesentlich besser verarbeitet und der Händler ein bescheidener Mann, der wusste dass seine Waren eine vortreffliche Qualität hatte. Er brauchte nicht aufdringlich sein, um seine Kunden von sich zu überzeugen. Seine Bewegungen waren sparsam aber angemessen, er hob nicht die Stimme und er lächelte sanft.

  • Und wieder sorgte Floras Strahlen für eine angenehme Wärme in Cimons Herzen. Er gewann den Eindruck, das er bei ihr nichts falsch machen konnte, das sie ihm alles vergeben würde. Doch der Nubier hatte nicht vor, eine Situation zu erzwingen, die dies nötig machen würde.
    Das Fettnäpfchen nahm er ihr folglich auch nicht wirklich übel. Eigendlich war er in diesem einen Augenblick sogar dankbar für ihre Frage. Hatte er doch nie so locker über sein Leben nachgedacht und noch dabei gelächelt. Es war seltsam...seltsam aber gut.


    Während sie sich die Angebote an dem Stand ansahen, glaubte er eine Entschuldigung aus ihren Worten zu erkennen und Cimon lächelte sie nur warm an. Eine Hand strich sachte über einen besonders schönen bläulichen Stoff. Vieleicht ein Halstuch aus dieser Farbe? Würde er es ihr vorschlagen dürfen? Seine Finger konnten keine Fehler im Stoff erkennen ebensowenig wie die Augen. Der Händler nahm die Prüfung seiner Waare mit Leichtigkeit, wusste er doch um die Qualität.
    Und da fiel Cimon ein sehr schlauer Satz ein, den er vor kurzem gehört hatte.


    "Nein, bitte, Domina Flora. Entschuldige dich nicht...steh zu deinen Fragen."


    Etwas schwerer schluckte der Sklave dann, wobei er über alles nachdachte. Schließlich gewann die Leichtigkeit, die schon einige Zeit über ihnen drohend umherschwebte.


    "Es war kein gutes Leben, Herrin. Es war ...grausam. Aber nun ist es Vergangenheit und ich lebe in Sicherheit bei einem guten Herren. Frag ruhig, was du wissen möchtest, Domina Flora. Wenn ich kann werde ich gerne antworten. Aber zuvor wäre ich dir dankbar, wenn du mir eine Frage erlauben würdest und diese mit einer Antwort würdigen könntest...


    Diese Farbe würde sich gut an dir machen, Domina Flora. Was denkst du?"


    Redete er etwa offen? Wurde er mutiger? Was tat er? Er komunizierte...mehr als es sich für ihn gehörte. Seine Lippen schufen nun ein etwas schieferes Lächeln, das deutlich seine Verlegenheit zeigte. Langsam wurde er auf der einer Seite entspannter, auf der Anderen aber verwirrte ihn dies alles mehr, als das meiste was ihm bisher begegnet war. Immer wieder sagte er sich wer er war und senkte den Blick, doch diese Augenblicke wurden immer weniger.


    Egal was sie redeten oder wie sie sich ansahen, er vergaß doch nicht, das er ein Sklave war und was seine erste und wichtigste Aufgabe hier war. Floras Leben schützen. Also blieb er aufmerksam gegenüber der Umgebung. Seine Augen aber fanden immer wieder die der Herrin. Seinen Blick machte er mittels einer ergebenen Mimik und Haltung wieder wett Zumindest hoffte er dies.

  • So langsam wuchs zwischen ihnen so etwas wie Vertrauen. Sie konnten offen miteinander reden und als Cimon dann meinte, er sei ihr nicht Gram wegen ihrer Frage, zeigte sie ihm wieder ihr strahlendes Lächeln. Erleichterung durch rieselte sie, sie hatte ihm wirklich nicht zu nahe treten wollen, oder schlechte Erinnerungen wecken wollen, nur weil sie ihre Neugierde nicht bezwingen konnte. Manchmal konnte sie ein ganz schöner Trampel sein. Obwohl sie sich alle Mühe gab, es nicht zu sein und auf ihre Worte zu achten.


    „Das ist lieb von dir, das du so etwas sagst!“ sie senkte kurz den Blick, weil sie irgendwie etwas verlegen war. Sie wusste aber nicht warum. Lag es an Cimons Art? Oder an der Situation. Sie konnte es nicht so genau bestimmen. Ein wenig eigenartig war es schon.


    Ihre Hand strich über einen lindgrünen Stoff mit dunkelgrüner Stickerei. Sie hörte ihm zu, wie er erzählte und das er froh war nun ein Mitglied des Haushaltes der Aurelia zu sein. „Stell nur deine Fragen!“ ermunterte sie ihn mit einem Lächeln. Ihr Blick fiel auf den blauen Stoff. Automatisch strich sie mit ihren Fingern über den glatten Stoff. Daraus konnte sie ein wunderschönes Kleid schneidern lassen. „Die Farbe ist wunderbar!“ lächelte sie und hob ihn prüfend um ihn sich einmal an den Körper zu halten. Sie wandte sich an den Händler: „Kennst Du einen Schneider, der mir daraus ein Kleid machen würde?“ fragte sie diesen und war sich ziemlich sicher, dass dieser seine Kontakte hatte und ihr gern weiter half. Kurz sah sie dann zu Cimon. „Möchtest du auch etwas haben?“ fragte sie ihn dann. Titus hatte sicherlich nichts dagegen, wenn sie seinem Sklaven etwas gutes tat.

  • Es war lieb von ihm? Cimon nickte ergeben und merkte dabei das die beiden doch tatsächlich um die Wette strahlten. Wenn das so weiter ging, würden sie am Ende lachend auf dem Boden liegen und der Nubier sich dafür selber bestrafen müssen, das es sonst niemand machen würde...zumindest nicht Flora, das meinte er sicher zu wissen. Allein dieses Wissen gab ihnen eine Art des lockeren Umganges, den der Sklave zwar nicht gewohnt war, den er aber durchaus zu schätzen wusste. Er dürfte es sich nur nicht angewöhnen auch mit anderen so zu reden ...mit niemanden.


    Ihre Verlegenheit sah Cimon nicht oder ging einfach mit einem Lächeln darüber hinweg. So nett wie Flora ihn aufgefordert hatte, seine Frage zu stellen wusste er nun um so mehr, das es richtig war diese so gestellt zu haben. Es freute den Sklaven überaus, das auch ihr diese farbe gefiel.


    Cimon sah zu, wie der Händler leicht, freundlich nickte und dabei eine unauffällige und doch sehr einladende Geste machte. Dabei sprach dieser eher ruhig und sachlich, als diese anderen Händler, die einem nur etwas anzudrehen versuchten.


    "Ja, Herrin. Ich arbeite schon einige Zeit mit einem hervorragenden Schneider zusammen. Ich kann dir also einen Preis für Stoff und Nähen zusammen nennen, ohne das du mehr Aufwand hast. Der Schneider würde natürlich zu dir kommen, um die Maße zu nehmen. Und ich hätte dann das Vergnügen, dir die vertige Ware zu liefern, Herrin."


    Cimon war froh, das der Mann so viel redete, musste er doch ersteinmal ihre Frage verdauen. Ob er etwas wollte? Der Nubier überlegte hin und her. Sicher gab es den einen Stoff, der ihm ins Auge gefallen war...doch er hatte das Geld seines Herren mit. Und wie er den kannte, würde Ursus, gleich was Flora ausgeben mochte, nicht einmal ansatzweise darüber nachdenken es zurück zu fordern. Also würde Cimon sich so etwas von seinem Herren erschleichen. Dies schmerzte leicht in seinem Magen so dass er verneinend den Kopf leicht seitlich bewegte.


    "Danke Herrin. Dein Angebot ist mehr als großzügig, doch es gibt nichts was ich mir momentan ..."


    Noch im Satz überlegte er es sich anders und wollte doch ehrlich bleiben. Stockend kamen die Worte ins trudeln, bevor er sich und seine Gedanken wieder gefangen hatte und so seine Gründe weiter ausführen konnte.


    "...Um ehrlich zu sein, Herrin...Ja, doch es wäre nicht richtig. Ich würde mich nicht wohl fühlen, Domina Flora."


    Seine Stimme klang für seine Worte recht fest und die Mimik verlor in keinster Weise die Freude, die Domina Flora erzeugt hatte.

  • Das Gespräch mit Cimon wurde erst einmal unterbrochen, ihre Aufmerksamkeit galt nun erst einmal dem Händler und seinen Ausführungen. Wie sie bereits vermutet hatte, kannte dieser natürlich einen zuverlässigen Schneider. Ihre Hand strich nachdenklich über den Stoff. Es kitzelte sie regelrecht sich daraus ein Kleid machen zu lassen. Sie hatte eh vorgehabt ihre Garderobe noch ein wenig aufzustocken, jetzt wo sie in Rom war. Außerdem brauchte sie ja noch ein Kleid für die Hochzeit von Titus. Ihr Blick blieb dann schließlich auch noch auf einem lavendelfarbenen Stoff hängen. Das würde Narcissa sicherlich gefallen.


    „Ich würde dann gern einmal diesen Stoff haben“, sie strich über den blauen Stoff, „und diesen dort“, sie deutete auf den lavendelfarbenen, „für meine Schwester“, fügte sie hinzu. „Zwei ein halb Ellen von jedem Stoff dürften reichen!“ Es war irgendwie ihre Aufgabe dass Narcissa auch hübsche Kleider in ihrem Schrank hatte, nur trug diese nicht solche auffälligen Farben wie sie, sondern mochte es dezenter. Sie lächelte dann Cimon zu. „Narcissa wird sich sicherlich freuen, wenn wir ihr auch etwas mi bringen!“ sie dachte immer an ihre Schwester und teilte immer mit dieser. Es war für sie Selbstverständlich. Auffordernd sah sie dann den Nubier an.


    „Warum ist es nicht richtig?“ fragte sie ihn dann verwundert. Sie konnte ja seine Gedanken nicht lesen. Dann zuckte sie mit den Schultern. „Es ist deine Entscheidung!“ meinte sie dann lapidar. Nichts ahnend was sie womöglich mit ihren Worten in Cimon auslösen würde.
    Sie würde ihn nicht zwingen. Der Händler nickte jedenfalls eifrig.

  • Der Händler schien recht zufrieden und agierte entsprechend den Wünschen der Herrin. Dabei meinte er noch in einer Gesprächspause der Herrin mit ihrem Sklaven, das der Schneider am morgigen Tag zum Maße nehmen und vollenden des Kleidungsstückes zu ihr würde kommen können. Dabei ließ er einen Satz etwas unvollendet, der somit danach fragte, welche Villa es denn sei, bei der er sie würde finden können.
    Cimon unterdessen dachte nach und seine Augen trafen immer wieder den Stoff ... Floras Worte aber holten ihn zurück und er brauchte einen Moment, in dem er sie direkt, fast etwas traurig über seine Entscheidung ansah.


    "Sicher wird sie sich freuen, Herrin. Ich...Mein Herr gab mir Geld mit, für den Fall, das du etwas wünschen würdest. Also wäre es sein Geld und... Ohne Dominus Ursus zu fragen, würde ich es mir niemals erlauben, über sein Geld zu verfügen, Herrin. Verzeih, aber es ist besser so, Domina Flora."


    Es war nicht wirklich seine Entscheidung wie er fand...das wenigste was er tat, oblag seiner eigenmächtigen Gedanken und Entscheidungen. Doch es störte ihn nicht im Geringsten. In gewisser Weise gab es Cimon Sicherheit.


    Sicherheit die er nun, neben Domina Flora, vermisste. Und doch fühlte es sich gut an, dieses etwas andere Gespräch, Verhalten...einfach alles. Der Nubier gewöhnte sich sogar allmählich an das Lächeln und den nicht so sehr gesenkten Blick. Dabei ließ er in keinster Weise vermissen, das er genau wusste, das er ein Sklave war.

  • Abwartend sah der Händler sie an. „Villa Aurelia. Frage nach Flora und Narcissa!“ wies sie ihn an. Sie würden da sein und den Schneider dann empfangen. Sie freute sich schon auf die neuen Kleider. Narcissa würde wahrscheinlich nicht ganz so begeistert sein, aber gegen ein neues Kleid würde diese sich sicherlich nicht sträuben.


    Der Stoff schien vergessen, als Cimon ihr erklärte, warum er ihr Angebot ausschlug. „Oh“, macht sie. Sie hatte gar nicht daran gedacht, dass es ja das Geld ihres Verwandten war. Für sie war es so selbstverständlich, dass sie Geld hatte, dass sie es einfach ausgab ohne darüber nach zu denken. Kurz kam sie in einen Gewissenskonflikt, aber Cimon hatte ja gesagt, sie durfte sich etwas aussuchen. Aber irgendwie wollte sie ihm auch etwas Gutes tun. Schließlich war er so nett und begleitete sie. Schließlich kam ihr eine Idee, wie sie ihm dann doch noch eine Freude machen konnte. Es würde sicher ein wenig Stoff über bleiben und diesen würde sie ihm dann geben.


    „Ich verstehe…“, sagte sie und lächelte dann nur geheimnisvoll. „Wollen wir dann weiter gehen? Wir wollten doch zum Theater!“

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