Die ersten Tage nach dem Ende seiner Amtszeit als Praetor waren vorbei und erst langsam stellte sich bei Macer das Gefühl ein, nun wieder wesentlich mehr Zeit zu haben. Da waren erst noch die Amtsübergabe gewesen und sein Tatenbericht, dazu noch ein paar nachzuholende Gespräche und Einladungen, die noch aus seiner Amtszeit stammten und dann wenigstens zeitnah danach beantwortet werden wollten. Jetzt wurde es endlich etwas ruhiger. Die Inqusitio Senatus machte zwar noch Arbeit und die Academia Militaris sowieso, aber das war es dann auch schon. Dementsprechend ergab sich etwas Freizeit, die Macer heute entspannt in seinem Tablinum verbrachte, um mal ein wenig aufzuräumen. Auch wenn es draußen auch tagsüber noch kühl war, hatte er die Tür zum Garten hin geöffnet, damit Licht und frische Luft hinein kam - gerade so, als wolle er schon bald wieder für frischen Wind sorgen.
Zahlreiche Wachstafeln mit überholten Notizen aus seiner Amtszeit hatte er schon seinem Verwalter in die Hand gedrückt, damit dieser sich darum kümmerte, sie zu glätten und das Wachs bei Bedarf nachzufüllen, damit sie für neue Aufgaben bereit standen. Andere Tafeln räumte er in Regalfächer oder bündelte sie zusammen, um sie als Privatarchiv in einer Truhe verschwinden zu lassen. Vielleicht würde er sie eines Tages nochmal brauchen, vielleicht würden sie seine Erben irgendwann einfach wegwerfen. Auf wieder anderen Tafeln fand er Aufzzeichnungen vor, die mit der Zeit immer wieder ergänzt, geändert und korrigiert worden waren, so dass sie nun kaum noch leserlich waren. Von manchen fertigte er eigenhändig eine saubere Abschrift an, andere vertraute er für diese Aufgabe auch wieder seinem Verwalter an. Die Klientenliste war darunter, auf der als eine der wichtigsten Aufgaben stand, dass Aurelius Avianus zum Senator gemacht werden musste. Eine Aufgabe, die Macer in den nächsten Tagen angehen wollte und die hoffentlich nur eine Formsache war.
Auch andere Aufgaben fanden nun wieder etwas mehr Platz auf dem Schreibtisch, den sie im letzten Jahr an Prozessakten, amtliche Urkunden und ähnliche Dokumente hatten abtreten müssen. Allen voran in paar Notizen aus der Factio Russata, die sich Macer in Ruhe durchlesen wollte, um für das nächste Treffen der Factioführung vorbereitet zu sein. Neue Mitglieder gab es da wohl oder zumindest Interessenten sowie das Bedürfnis, mal wieder ein Rennen zu veranstalten. Damit konnte sich Macer mehr als nur anfreunden, so dass er schonmal den Kalender nach geeigneten Terminen durchforstete. Aber auch ernsthaftere Sachen wie seine ewigen halbfertigen Pläne für Gesetzesänderungen schaute er noch einmal durch, sortierte sie neu und platzierte sie wieder in Griffnähe, ohne jedoch heute für eine der Initiativen eine zündende Idee zu finden. Aber jetzt hatte er ja Zeit, jeden Tag darüber nachzudenken, wenn er wollte.