[Tablinum] Zweites Treffen der Inquisitio Senatus Administrationi Provinciarum examinandum causa

  • Auf ein erstes Treffen musste ein zweites folgen und daher hatte Macer eine gewisse Zeit nach dem ersten Treffen der Inquisitio Senatus ein weiteres Treffen in seinem Haus angesetzt. Die bisherigen Arbeitsergebnisse sollten besprochen werden und weitere Schritte geplant werden, denn die zeit blieb nicht stehen und der Senat wollte schließlich irgendwann Ergebnisse sehen.


    Notizen und Briefe auf einem kleinen Stapel lagen auf dem Tisch, um den die drei Stühle standen und Macer wartete auf die Kollegen.

  • "Salve, Patron."


    grüßte Modestus nachdem er das Tablinum betreten hatte. Dann öffnete er auffordernd die Hand und sogleich wurden ihm von dem Sklaven, der ihn begleitete, die drei Wachstafeln in die Hand gelegt. Dann legte er sie auf den Tisch zu den anderen Dokumenten.


    "Das sind Abschriften der Briefe aus den kaiserlichen Provinzen. Die Statthalter von Mauretania, Syria und Asia fordern weitere Beamten an. Das zeigt deutlich, dass nicht nur die senatorischen Provinzen betroffen sind. Zum Beispiel fragt ja auch der Procurator rationis privatae aus Mauretania nach Unterstützung.



    LAPP N Verginius Tricostus IMP CAES AUG ULP Aeliano
    Valeriano s. p. d.


    Ich habe Neues aus Deiner Provinz, Proconsul! Und ist es nicht eine bedeutende Provinz? Vieles ist in dieser Provinz sehr erfreulich! Es finden sich noch immer Purpurschnecken, edles Holz und stolze Maurenkrieger für deine Reiterei.


    Doch da sind wir auch schon bei den negativen Berichten. Die Mauren machen uns sehr zu schaffen. Immer wieder überfallen sie Karawanen und verbreiten Angst und Schrecken. Viele Mauren beugen sich unserer Herrschaft, doch leider gibt es auch immer Banditen.
    ich muss Dir schlimmes berichten. Ich selbst habe mich an die Spitze der Cohors V gesetzt, um die Schurken zu verfolgen und zurück zu den Musalami zu treiben. Mit ihren Reguli muss ich auch verhandeln, was viel Arbeit bedeutet. Alles in allem wäre es schön, wenn du einen Legatus Augusti in meine Provinz schicken könntest. Er könnte sich um die Verhandlungen mit den ganzen Stämmen in und um unsere Provinz übernehmen.


    Auch Caesarea selbst ist ein Krisenherd. Die große jüdische Gemeinde macht immer wieder Ärger. Ich bitte um Befehle wie ich mit diesen Fanatikern umgehen soll. Ich denke, ich komme schon zurecht, aber eigentlich brauche ich ja Dein Einverständnis, um sie hinzurichten. Vielleicht wäre es generell nicht schlecht, wenn Du einen Iuridiculus bestimmst. Ich könnte mir den jungen Ogulnius Verus vorstellen. Er hat mich hier schon besucht und mir geholfen und kennt die Provinz schon.


    Das letzte, kleine Problem hängt damit zusammen, dass Mauretania eine unglaublich große Provinz ist. Von Simittu nach Sala braucht man Wochen und Monate. Du weißt, wie groß Deine Länder hier sind. Dein Procurator rationis privatae lässt daher höflich fragen, ob er vielleicht einen Kollegen bekommen könnte. Ich weiß, dass es nicht üblich ist, zwei Männer in eine Provinz zu schicken. Aber wie gesagt: Mauretania ist groß.


    Das wäre vorerst alles. Bitte gib mir weitere Anweisungen und denk an meine Bitten!


    gez. N Verginius Tricostus



    Legatus Augusti P Veturius Cicurinus Imp Caes L Ulpio Aeliano Valeriano Aug PP s.p.d.


    Ich möchte mich erneut aus meiner Provinz melden, die unerfreulicherweise noch immer nicht zur Ruhe gekommen ist nach jenem ruhmreichen Feldzug Deines vergöttlichten Vaters. Besonders in Armenia müssen wir stetig Hilfen leisten, damit das Königreich nicht erneut unter parthische Herrschaft fällt. Häufig muss ich den König aufsuchen oder ihn empfangen und ich habe mir die Freiheit genommen, ihm Waffen und Ausrüstung zur Verteidigung zu liefern. Dennoch bitte ich dich, mir die Erlaubnis zu geben, ihm zusätzlich eine Vexillatio meiner Legionen unter dem Kommando des Primus Pilus der Legio XI Gallica zur Verfügung zu stellen. Besonders nach der glücklichen Befreiung des Decimus Livianus scheint der Druck Parthias auf das Königreich wieder stärker zu werden. Ich rate daher, ein deutliches Zeichen unserer Loyalität zu Exedares zu setzen.


    Die Legionen haben sich hingegen wieder größtenteils erholt, mit Ausnahme der XII., die noch nicht zu Gefechtsstärke zurückgefunden hat und derzeit nicht einsatzbereit ist. Dies schlägt auch auf die Dekapolis zurück, die noch immer durch die parthische Gefahr verängstigt sind.


    Darüber hinaus bitte ich Dich, wieder einen Praefectus für die Regio Iudaea zu entsenden - die geringe Zahl römischer Bürger bedarf keines Legatus. Da ich im Norden stetig mit den Parthern und Armeniern zu verhandeln habe, ist es mir schwer möglich, mich zugleich mit den Iudaeern, die von Natur aus ein aufmüpfiges Gemüt besitzen, zuzuwenden. Die entspräche der Tradition des göttlichen Nerva und seiner Vorgänger und könnte etwas mehr Ruhe in diese Region bringen.


    Im übrigen normalisieren sich die Steuereinnahmen wieder weitgehend, zumindest entsprechend eines zurückliegenden Krieges. Ebenso gibt es keine besonderen Zwischenfälle in den Civitates, die sich nach hellenischer Sitte weitgehend autonom verwalten.


    Sollte es neue Entwicklungen in meiner Provinz geben, werde ich mich zu Wort melden. Im Übrigen möchte ich noch die Bitte meines Collega Calpurnius Piso bekräftigen, der ebenfalls häufig von Exedares angegangen wird. Er ist ein fähiger Administrator und gibt sich alle Mühe, doch seine volkreiche Provinz kann schon in Friedenszeiten schwerlich von einem Mann allein verwaltet werden und würde er keiner Hilfe bedürfen, wäre er zweifelsohne zu stolz, um Dich zu behelligen.


    gez. P Veturius Cicurinus




    Mein Kaiser!


    Ich trete diesmal erneut mit einer Bitte um Verstärkung an Dich heran. Die Zahl der Klagen innerhalb meiner Provinz wird nicht kleiner und obschon ich stetig von der Hauptstadt einer Regio in die andere reise, ist es mir nicht möglich, die Ersten Anhörungen für sämtliche Streitigkeiten zwischen den Einwohnern meiner Provinz durchzuführen. Wie Du weißt, bin ich aufgrund des ruhmreichen Krieges Deines göttlichen Vaters gezwungen, mit dem König von Armenia, aber auch den Reguli anderer benachbarter Stämme und Völker enge diplomatische Kontakte zu pflegen, die viel Zeit erfordern. Zwar habe ich bereits die Comites als Schiedsrichter in geringfügigen Prozessen zwischen Peregrini eingesetzt, doch verlangt die wachsende Zahl römischer Bürger in meiner Provinz einen senatorischen Richter.


    Aus diesem Grund möchte ich Dich bitten, mir zwei weitere Iuridici zu entsenden, die mich in meinen juristischen Aufgaben entlasten können, sodass ich mich stärker auf die Leitung dieser großen und wichtigen Provinz konzentrieren kann. Ich kann Dir für einen der Posten Rutilius Rufus empfehlen. Er ist ein ehrenwerter Senator Roms aus nobler Familie, der bereits als Tribunus Plebis für die Belange des Volkes gekämpft hat. Darüber hinaus ist er mir persönlich bestens bekannt, sodass ich sicher bin, dass wir reibungslos zusammenarbeiten werden.


    Darüber hinaus bitte ich Dich, mir noch einen weiteren Procurator an die Seite zu geben, um die gewaltigen Steuereinnahmen aus den Regiones Asia und Bithynia et Pontus einzuziehen, sodass sich mein bisheriger Procurator Gavianus auf die übrigen Regiones konzentrieren kann. Obschon sich Gavianus große Mühe gibt und unermüdlich arbeitet, ist es ihm aufgrund der Größe der Provinz nicht möglich, die Abgaben sämtlicher Poleis zu überprüfen, sodass dem Fiscus vermutlich große Summen verloren gehen.


    Ich hoffe also, dass Du zum Wohle Roms Sorge trägst, dass Asia weiterhin über eine schlagkräftige Administration verfügt, um so weit vom Caput Mundi entfernt die Macht der Söhne des Romulus zu verkörpern.


    Mögen alle Götter mit Dir sein!
    gez. LAPP pro Asia, Calpurnius


  • "Salve! Setz' dich!", grüßte Macer seinen Klienten und bot ihm einen Sitzplatz an. Die Tafeln nahm er an sich und überflog sie kurz, bevor er sie wieder zurück legte. "Danke. Gute Arbeit. Das Bild scheint sich also zu verfestigen. Konntest du einen Eindruck gewinnen, ob man in der kaiserlichen Kanzlei das Problem ernst nimmt? Oder sind diese Briefe dort nur einige unter vielen? War noch irgend etwas besonderes aus Dacia zu hören? Ich erfuhr durch Zufall, dass der dortige Statthalter um Ablösung bat, aber ansonsten wohl mit der Provinz keine Probleme hatte."

  • Modestus zögerte einen Moment bevor er seinem Patron antwortete. Sein Vetter war Procurator a libellis und wenn es ein Versäumnis in der Kanzlei gab, so konnte es durchaus der Fall sein, dass man dies ihm anlasteten würde.


    "Nun ich glaube die Kanzlei ist sich derzeit der möglichen Ausmaße dieser personellen Probleme nicht ganz bewusst. Soweit ich weiß wurden die Briefe bearbeitet und wurden dann archiviert, aber eine weitere Untersuchungen gab es nicht. Meine Vermutung ist, dass die Sache mehr oder weniger unter den Tisch gefallen ist, als die Führungspositionen vor kurzem neu besetzt wurden. Sicherlich haben die Untergebenen versäumt dieses Thema mit der notwendigen Bedeutung vorzubringen, als die neuen Männer eingesetzt wurden."


    erklärte Modestus seine scheinbare Sicht der Dinge. Diese Begründung würde es seinem Vetter im Zweifelsfall erlauben die Schuld einem seiner Untergebenen zuzuschieben.


    ""Nun ich habe von Dacia nur am Rande erfahren, dass Sulpicius nun seine militärischen Aufgaben als erfüllt sieht und Platz für einen eher zivilen Verwalter machen möchte. Aber mehr weiß ich auch nicht über die Sache."

  • Macer nickte bedächtig. Er hatte zwar erwartet, dass man den Briefen in der kaiserlichen Kanzlei spätestens Beachtung schenken würde, seitdem der Senat eine Untersuchung begann, aber da hatte er sich wohl geirrt.


    "Hast du zufällig eine gute Idee, wie wir an verlässliche Finanzzahlen zu den Provinzen kommen können?", fragte er dann weiter, denn Ideen sammeln konnten sie ja auch schon, solange Avarus noch nicht da war. "Für die senatorischen Provinzen reichen uns die Senatsberichte wohl schon ganz gut aus, aber bei den anderen wird das wohl nicht ganz so einfach. Gehälter für zusätzliche Statthalter können wir leicht ausrechnen, aber was so an sonstigen Kosten anfällt oder eingespart werden kann, kann uns wahrscheinlich ohnehin niemand präzise sagen", formulierte er das Problem, das er für die weitere Bearbeitung ihres Auftrages sah.

  • "Nun beim Procurator a rationibus müssten ja die Fäden der kaiserlichen Finanzverwaltung zusammenlaufen. Daher wäre er wohl eine gute Quelle. Aber der Procurator a memoriae hat sich ganz kooperativ gezeigt. In seinem Archiv könnte man eventuell etwas einfacher an die etwas älteren Informationen kommen."


    erklärte Modestus, denn einen andere Möglichkeit, um an Informationen über die Finanzen der kaiserlichen Provinzen zu kommen viel ihm nicht ein. Zumindest keine die nicht Briefe an sämtliche kaiserlichen Statthalter beinhaltete.


    "Nun die entsprechenden Kosten lassen sich doch in etwa Beurteilen. Wenn wir von einer Spaltung auf regionaler Ebene ausgehen, könnte man den regionalen Verwaltungsapparat auf die neue provinzielle Ebene übertragen und die vorhandenen senatorischen und ritterlichen Beamten auf die neuen Teilprovinzen verteilen. Da wir nun für jede Region einen eigenen Statthalter hätten, könnte das Problem auch schon gelöst sein, da die Statthalter so natürlich selbst viel mehr Aufgaben übernehmen können. So würden sich die Kosten, die für die Bezüge der Statthalter anfallen, zwar drei bis viermal so hoch, aber damit könnte unser Problem gelöst sein, ohne das wir weitere Iuridiculi oder Procuratores entsenden müssen. Natürlich könnte es uns auch billiger kommen, wenn wir zum Beispiel nach Germania lieber noch zwei ritterliche und zwei senatorische Beamten entsenden, anstatt drei neue Statthalter einzusetzen. Um das genau bestimmen zu können müssten wir wohl erst eine Aufstellung machen, was die Kosten der notwendige personelle Aufstellung der Großprovinzen und der Teilprovinzen angeht. Daher lässt es sich durchaus präzise berechnen, denn die Aufgaben und damit die notwendigen Mittel der regionalen und kommunalen Verwaltung bleiben ja unverändert. Es besteht nur die Frage wie viele Beamte wir auf provinzieller Ebene pro Großprovinz und pro Teilprovinz als notwendige erachten würden."

  • Wieder nickte Macer bedächtig, während er seinem Klienten zuhörte. Was dieser ihm vorschlug, fand Macer alles ziemlich gut. "Ja, das hört sich sher gut an. Das sollten wir wohl wirklich so machen. Würdest du da nochmal weiter deine Kontakte zum Kaiserhof bemühen? Ich würde mich dann um die Senatsakten kümmern. Und auf Basis der Zahlen können wir dann ausrechnen, welche Veränderungen der Verwaltungsstruktur mit welchen Kosten verbunden wären."

  • "Ich denke, dass das kein Problem darstellen sollte. Ich denke mit den Abrechnungen der Gehälter können wir auf jeden Fall schoneinmal leicht die personelle Aufstellung der Provinzen nachvollziehen. Hättest du noch eine Idee für Dokumente die wir gut nutzen könnten? Ich kann den Procurator a memoriae schließlich nicht bitten sein ganzes Archiv abschreiben zu lassen."


    meinte Modestus mit einem schmunzeln. Er hatte sich schon überlegt wieder zum dem Aelier zu gehen. Dieser hatte sich sowieso schon kooperationsfreudig gezeigt und er hatte ja auch noch die Anweisung von Varus. Den Procurator a rationibus kannte er dagegen nicht also war es nur sinnvoller noch einmal mit dem Aelier zu reden.

  • "Das ist eine gute Frage", erwqiderte Macer, als ihn sein Klient nach sinnvollen Dokumenten fragte. Eine Weile starrte er grübelnd nach oben. "Alles aus dem militärischen Bereich können wir im Prinzip erstmal ignorieren", begann er dann nach Aussschlußverfahren. "Die Kosten für die Truppen bleiben ja im Wesentlichen gleich, unabhängig davon, zu welcher Provinz ihr Standort nun gehört. Wichtig wären Steuerberichte. Nicht so sehr wegen der Zahlen selbst, aber um Veränderungen zu sehen. Wenn in einer Provinz die Einnahmen zurück gehen oder nicht im erwarteten Maß steigen, dann müssen wir fragen können, ob das an einer unzureichenden Verwaltung liegt, die die Eintreibung der Steuern nicht ausreichend sicherstellen kann." Macer dachte weiter nach und versuchte sich zu erinnern, worüber zu seiner Zeit als Statthalter alles Berichte an den Kaiserhof verfasst wurden. Bei der Kasse war man dabei allerdings seiner Erinnerung nach nie allzu ausschweifend gewesen. "Die Statthalter melden leider in der Regel keine detaillierten Ausgabenlisten nach Rom, zumal sie vieles auch selber bezahlen. Wenn irgendwo ine Legion einen Ballen Stoff kauft, dann wirst du das in irgendeiner Buchführung finden. Aber wenn ein Statthalter sich zusätzliche Pferde gekauft hat, damit er mehr Kuriere durch die Provinz schicken kann, dann wird er dir das schon selber sagen müssen. Das ist ärgerlich für uns, aber daran werden wir wohl nichts ändern können und müsse auf solche Daten verzichten."

  • "Nun gut, ich werde sehen, was sich machen lässt. Gibt es sonst noch etwas um das wir uns kümmern sollten? Ich denke zwar mit den Unterlagen müssten wir schon ziemlich weit kommen, aber falls du noch irgendwelche anderen Ideen hast ..."


    sagte Modestus und dachte schon darüber nach welche Ausmaße die Unterlagen wohl annehmen würden. Es war wohl am besten, wenn er für diese Aufgabe noch seinen Klienten Fabullus Scaeto und noch ein oder zwei andere Klienten einbestellte, denn mit seinen Sklaven allein würde das alles wohl zu lange dauern.

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