Die Aufräumarbeiten nach dem Unwetter

  • Also gingen sie weiter. Um sie herum machten die Menschen klar Schiff, die Matronen wuschen die Kleider und hängten sie aus den Fenstern, während andere unterstützt von vereinzelnden Soldatentrupps die unteren Stockwerke und Straßen von Schutt befreiten um sie anschließend zu reinigen.


    Die Frage des tribunus nach seinem bisherigen Leben kam recht unerwartet und so war auch die erste Antwort etwas knapp.
    "Ziemlich genau zehn Jahre." dann ergänzte er weiter:
    "Ich bin ein knappes Jahr vor dem Krieg gegen Parthia zu den Adlern gegangen. Aus der Grundausbildung direkt in den Krieg sozusagen."
    Licinus erinnerte sich noch einigermaßen an diesen Tag, als ihnen der Marschbefehl verkündet worden war und auf einmal alles anders und doch gleich gewesen ist.

  • Macer schlenderte an der Seite des centurio durch die Straßen, die immer mehr in den vorigen Zustand versetzt wurden. Respektvoll zog er seine Augenbrauen hoch, als dieser von seiner militärischen Laufbahn erzählte. Schon zehn Jahre? Ich habe vor solch Menschen wirklich Respekt!


    Dann verstummten die beiden, doch egal wo sie hingingen, überall schien es reibungslos zu funktionieren, also entschied Macer: Wir gehen am besten jetzt zu den Sammelplätzen, hier klappt ja alles auch ohne uns.

  • "Danke. Aber es ist gerade einmal die Hälfte der vorgeschriebenen Dienstzeit." Da konnte noch fiel passieren, das wusste Licinus, und war sehr gespannt, was die kommenden zehn Jahre bringen würden.
    "Vielleicht sogar noch länger. Die höheren Mannschaftsgrade werden ja gerne weiterverpflichtet." Manchmal träumte auch Licinus insgeheim davon eines Tages bis zum praefectus aufzusteigen, vielleicht, irgendwann einmal.
    "Wenn du die Frage erlaubst, was hast du getan, bevor du zur prima kamst. Es ist dein erster Militärposten, richtig?"


    Nachdem sie eine Weile weitergelaufen waren, gingen sie über eine der Ausfallstraßen aus der Stadt hinaus.
    "Hier haben wir einen der Sammelpunkte."
    Licinus deutete auf einen übel riechenden Haufen aus undefinierbarem Zeug den viele Menschen, civilisten wie Soldaten, langsam wachsen ließen."
    "centurio. tribunus. Da seid ihr ja. Ich bin Calpurnius Afranius, einer der hießigen Magistraten."

  • Die Frage des centurio kam für Macer etwas überraschend, immerhin hatte er gedacht, dieser wüsste, dass er hier nur ein senatorisches Tribunat ableistete. Ich leiste hier mein senatorisches Tribunat ab, zuvor habe ich das Vigintvirat abgeleistet. Zu Beginn meiner Karriere war ich als Duumvir von Ostia tätig.


    Dann kamen die beiden zum Sammelpunkt, zumindest an einen Ort, der so hieß. Hoffentlich würde die Stadt diesen Berg schnell beseitigen lassen, sonst würde es früher oder später die nächste Katastrophe geben.


    Salve Calpurnnius Afranius. Was gibts?

  • Licinus bemerkte die Überraschung seines Vorgesetzten nicht, für ihn war die Frage normal, schließlich gab es auch Senatoren, die die militärische Laufbahn mit all ihren Einschränkungen der politischen vorzogen.
    "Ein waschechter Italier also. Mein Zweig der Familie stammt aus der Gegend um Tarraco. Da dort aber zur der Zeit keine legio stationiert war ging ich nach Mantua."


    "Es gibt, nicht wahr, ich wurde beauftragt die Sammelstellen hier im Auge zu behalten, damit sie nicht zu sehr ausufern, nicht wahr."
    Ob dieser Aussage hob Licinus beide Augenbrauen, worauf der Mann die Hände aneinanderrieb und fortfuhr
    "Nun, die Soldaten, nicht wahr, leisten hervorragende Arbeit, muss ich sagen. Kann ich etwas für euch tun, ja? Aber wahrscheinlich seid ihr dem duumvir schon begegnet, nicht wahr?"
    Licinus überließ es dem tribunus, als dem ranghöheren zu Antworten. Außerdem machte ihn der Mann reizbar.

  • Er konnte auf den centurio nicht weiter eingehen, denn der Magistrat von Mantua begann in einer sehr komischen Art auf Macer einzusprechen. Dabei konnte er sich ein kleines, wenn auch schier nicht sichtbares, Lachen nicht verkneifen.
    Kurz schielte er noch zum centurio, ob dieser dies auch als witzig empfand...


    Sehr schön, was kannst du mir denn über die Sammelstellen berichten. Soweit alles friedlich und geordnet?


    Der Magistrat schien nicht nur komisch sondern auch etwas verwirrt zu sein, Macer versuchte dies einfach zu ignorieren und so gut es ging zu antworten. Den Duumvir konnte ich noch nicht finden. Ich wollte ihn bereits in den letzten Tagen besuchen, doch er war nie zur Stelle. Wo ist der denn eigentlich?

  • In der Nähe der Stadtmauer waren währenddessen schon seit einiger Zeit Soldaten damit beschäftigt, einen der Gräben wieder zuzuschütten, den sie während des Unwetters quer durch die Straße gegraben hatten. Zweifellos gab es motivierendere Arbeiten, als an einem Tag ein Loch zu machen und es am nächsten Tag wieder zu schließen, aber die Soldaten stellten nicht viele Fragen. Der Graben hatte einen Sinn gehabt und jetzt hatte er keinen mehr. Außerdem konnte das Loch genutzt werden, um unbrauchbaren Schutt darin verschwinden zu lassen, um ihn nicht mühsam aus der Stadt schaffen zu müssen. Also waren die Männer fleissig mit Schaufeln und Schanzkörben an der Arbeit und hatten bis zum Mittag die Hälfte schon geschafft.

  • "Auf dieser Seite der Stadt, nicht wahr, läuft alles hervorragend. Ordentlich Jungs eure Männer, aber das wussten wir ja schon vorher, nicht wahr? Müssen nur überlegen, wo der Dreck hinkommt, nicht wahr, am besten kippen wir es in den Sumpf, denn ewig kann es hier ja nicht liegen bleiben, nicht war."
    Licinus seufzte innerlich auf, natürlich wussten sie das


    "Der duumvir? Der eine, nicht wahr, ist in Rom bei der cura rei publicae, es gab da, nicht wahr, ein Problem mit den Finanzen. Der andere wollte eigentlich auf die Abgesandten der legio warten, dass hat er zumindest, nicht wahr, gesagt, nach der Besprechung." unbeholfen kratzte sich der städtische Magistrat am Kopf.
    "Dann wird er vermutlich seinen Garten betrauern. Züchtet Rosen und liebt sie über alles. Hatte auch das Wasser drin." sagte er mit einer Furche im Gesicht, die gut Zorn ausdrücken konnte. Das war es aber nicht, was Licinus auffiel. Hatte der Mann eben beinahe drei Sätze ohne ein "nicht wahr" gesprochen?

  • Macer war völlig verwirrt, was der Magistrat auf ihn einredete. Dieser schien kein Sinn für eine klare Antwort zu haben, vielmehr redete er das, was ihm gerade so in den Sinn kam.


    Wenn kein Duumvir hier ist, dann entscheiden wir das einfach ohne sie. Wenn der ganze Schutt auf diese Sammelplätze verteitl sind, dann wird alles in die Sümpfe geschmissen, solang diese noch Müll aufnehmen können...um den Rest kümmern wir uns dann, wenn es soweit ist! Dies war keine Frage, sondern ein Befehl. Es war durchaus etwas neues für Macer, wenn auch etwas sehr gutes.


    Centurio, wie lang schätzt du die Aufräumarbeiten noch ein. Schaffen unsere Männer das heute noch?

  • "Nach allem, was ich gesehen habe, denke ich, dass wir die Straßen heute noch frei bekommen sollten." referierte Licinus, während der Magistrat eifrig dazu nickte.
    "Der Abtransport in die Sümpfe muss dann an den kommenden Tagen stattfinden, will heißen, sobald die Wege dort wieder befahrbar sind.
    Was die Kapazitäten angeht. Die Sümpfe sind groß."

    Nach Licinus Meinung konnte man vermutlich ganz Mantua darin versenken ohne, dass man danach etwas bemerken würde.


    "Das denke ich auch, nicht wahr.
    Aber die Wege sind in frühestens zwei Tagen wieder befahrbar, mit schweren, nicht wahr, Wagen. Solange werden wir es hier lagern müssen. Kein schöner Willkommensgruß, nicht wahr?"
    Der magistrat sah unglücklich drein, anscheinend lag ihm was an dem ersten Eindruck, den man von seiner Stadt bekam.

  • Sehr gut, um so schneller die Trümmer weg sind, um so schneller sieht es hier auch wieder nach einer blühenden Stadt aus. Afranius, du bleibst am besten hier und überwachst weiter diesen Sammelplatz und wir, Licinus, gehen noch zu den anderen und überprüfen diese!


    Damit war Macer endlich den Trottel von Magistrat los, der ihn sonst noch zur Weißglut bringen würde...

  • "Jawohl, Herr!" bestätigte Licinus etwas zu schnell für die Höflichkeit, aber ein Blick auf den Magistraten bestätigte, dass dieser es nicht mitbekommen hatte, sattdessen sagte er:
    "Sehr gut, nicht wahr, dann bleibe ich hier und passe auf, dass der Schutt weit genug von der Straße abgeladen wird. Viel Erfolg und vale bene, nicht wahr"


    Nachdem sie einige Schritte gegangen waren, wandte sich Licinus wieder dem tribunus zu, um ihn zu mustern. Wie hatte der magistrat wohl auf ihn gewirkt?

  • Als sich die beiden von dem Magistraten entfernt hatten, konnte Macer sein Lachen nicht mehr verbergen. Wir können nur hoffen, dass der nicht versucht in den Senat zu kommen! Er wollte es sich gar nicht vorstellen, wie solch eine Person vom Senat ausgelacht werden würde...


    Im weiteren Verlauf des Tages lockerte sich die Stimmung immer weiter. Sie gingen alle Sammelplätze ab und kontrollierten die dortigen Arbeiten. Erst als die auch den letzten hinter sich hatten, blieb der Tribun kurz stehen, um sich auszuruhen.
    Der Tag neigt sich dem Ende zu, wir sollten die Männer jetzt wieder ins Lager schicken. Morgen wird dann nur noch der feine Schmutz von den Straßen gefegt. Ich denke wird haben unser Feierabend wirklich verdient!

  • "Nein, Herr, dass wollen wir wirklich nicht hoffen." Licinus musste schmunzeln. "Oder zum Militär, da wären wir dreimal im Gefecht, bis wir die Dispositionen hätten.
    Wobei ich gehört habe, dass der Mann recht beliebt sein soll."
    fügte Licinus mit einem nachdenklichen Schulterzucken hinzu.


    "Na, dann machen wir mal Krach." sagte Licinus, legte die Hände als Trichter an seinen Mund und brüllte aus Leibeskräften:
    "Legio prima! cohors nona! centuria quarta!
    Cooonvenite! cooooornicen zu miiiirr! Befeeeehhhl weeeeiiiitergeeeeben!"

    Dann überschlug Licinus die Stimme und er bekam einen Hustanfall.
    Nachdem dieser vorüber war, räuspterte er sich und spuckte einen Brocken Schleim aus und brummelte anschließend in seinen militärisch abrasierten Bart "Erkältet! Scheiße!" nach einem Blick auf seinen Vorgesetzten sagte er deutlicher und freundlicher
    "Entschulige Herr, hab mir bei dem Unwetter wohl was eingefangen."

  • Das macht doch nichts...darf ich übernehmen? Dies war weniger eine Frage, vielmehr ein Befehl an den centurio.


    Es war einer der wenigen Male, als er sich selber traute die versammelte centuria anzuleiten.
    Soldaten! Ihr habt eure Arbeit großartig gemacht! Wiir machen jetzt Schluss für heute, morgen kümmern wir uns um den Kleinmist, damit Mantua wieder strahlt!


    Damit entlies er die Männer, die eintkräftet zum Lager rannten, Macer selbst lies sich ein wenig mehr Zeit...

  • Licinus fand es nur korrekt, dass der tribunus als ranghöchster Offizier übernehmen würde, daher kam aus seinem Mund nur das obligatorische:
    "Ita'st, domine!"


    Licinus lauschte der kleinen Rede und als der tribunus offensichtlich geendet hatte führte er seine Männer geordnet ins Lager zurück, auch wenn er dazu erstmal einige Heißsporne zurückpfeifen musste, die losrennen wollten.


    Sim-Off:

    Hier rennt keiner, hier herrscht Disziplin

  • Am folgenden Tag wurde die Stadt dann endlich wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt.


    Erst als die letzten Arbeiten verrichtet worden waren, konnte Macer wieder aufatmen und sich eine kleine Erholung gönnen...

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