[Ex Oppido] Der Hof der Tudicii

  • Der Hof der Tudicii, deren Familienoberhaupt sich durch 25 Jahre in den Auxiliareinheiten der Provinz sich das Bürgerrecht und dieses Stück Land erworben hatte, lag kaum eine halbe Stunde zu Fuß außerhalb der Grenzen des befestigten Siedlungsgebiets der Civitas Mogontiacum.
    An den Wegen zur Stadt hin gab drängten sich die Felder, die teilweise schon vor Generationen dem Wald entrissen worden waren, doch nur einen Steinwurf entfernt begann sich der dichte Wald des römischen Germaniens bis nach Confluentes hin zu erstrecken. Das Haus der Tudicii war zwar noch in germanischer Langhausbauweise errichtet worden, doch gab es bereits ein in römischer Lehmbauweise errichtetes Haus, in dem das Gesinde wohnte.

  • Marcus Tudicius Pudens
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/b-germanen-maenner-alt/29.jpg]"Wo wir gerade dabei sind...", raunte Pudens seinem Gast zu, bevor er den Rest aus einem Krug voll Met in sich hineinschüttete, "..ich glaube, es reicht nichtmehr, darauf zu hoffen, dass die Nornen dem Aufstieg des Stammes Wolfriks ein Ende bereitet. Die Art und Weise, wie Lando den Duumvirn die Beförderung seines Verwandten geradezu aufdiktiert hat spricht doch Bände. Wir müssen etwas tun."


    Herge, Sohn des Balduin
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    "Da kann ich dir nur zustimmen.", knirschte der Grobschlächtige Herge mit den Zähnen, der an der Konkurrenz der Duccii hart zu knabbern hatte, "Sie haben die Stadt lange genug unter sich aufgeteilt. Und es wird nicht besser. Wenn dieser junge Wicht, wie hieß er noch? Ragin, Sohn des wer? Na, egal... wenn er wirklich meinte, so mit dir sprechen zu können ist das nur ein weiterer Beweis für ihren Hochmut. Die Römer sind zu schwach etwas zu tun, und wir haben ihnen lange genug geholfen diesen Petronius und die anderen auf Abstand zu halten. Ja, wir müssen etwas tun."


    Marcus Tudicius Pudens
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    "Und hast du da schon etwas genaues im Sinn? Ich werde das Gefühl nicht los, dass du dir da schon etwas überlegt hast.", lächelte Pudens seinen Gast schief an.


    Herge, Sohn des Balduin
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    "Natürlich habe ich das. Aber glaube nicht, dass ich das Risiko alleine tragen werde. Es gibt zwei Aufgaben, die zu bewältigen sind. Die eine des Feuers. Die andere des Stahls. Was liegt dir und deiner Sippe eher, Berthold?", grunzte der grobschlächtige Herge, nachdem er ein Stück gebratenes Fleisch in groben Zügen heruntergeschlungen hatte.


    Marcus Tudicius Pudens
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    Pudens war nicht blöd. Alles andere als das. Im Gegenteil: meist war er versucht, genau das dem Sohn des Balduin zu unterstellen, der in seiner Art immer öfter an die wilden Zeiten des Stammes erinnerte, als an die fortschrittlichen modernen. So überlegte er auch eine geraume Weile, wusste er doch, was das zu bedeuten hatte. Und es galt genau abzuwägen, aus welcher Sache er mit seiner Sippe am besten herauskommen würde.


    "Stahl.", antwortete er schließlich, dem Wilden das Feuer überlassend, "Ich wähle den Stahl."


    Sein Gegenüber lächelte ihn falsch an, hatte er doch auf eine andere Wahl gehofft. Doch das Klirren der Krüge, die sie aneinander stießen besiegelte ihren stummen Plan.

  • Marcus Tudicius Pudens
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    Es war still an dem Abend, der dem schweren Tag voranging. Pudens hatte den ganzen Tag über wenig gesprochen, aber selbstverständlich seine Angelegenheiten geregelt, für den Fall, dass er den nächsten Tag nicht überstehen sollte.
    Die Sonne war längst untergegangen, und im Haus seiner Sippe saß das Familienoberhaupt an einem Tisch und starrte durch die Flamme einer Talgkerze ins Leere. Wenn er den morgigen Tag überstehen sollte, wusste er, dass ein gewisser Herge die längste Zeit seines Lebens in dümmlicher Sorglosigkeit verbracht hatte. Der Mann würde leiden, dafür dass er die feinen Pläne zerstört hatte, die Pudens ersonnen hatte. Nun würde es auf eine direkte bewaffnete Konfrontation hinauslaufen, eine Konfrontation mit einem Mann, von dem jeder wusste, dass er es verstand sich zu wehren. Und mit einem Mann, der gute zehn Sommer jünger war als Pudens.


    Die Chancen für den alten Mann standen nicht gut. Deshalb sah er sich zu anderen Mitteln gezwungen.


    Ortnit, Sohn des Rutger
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    "Warum bin ich nun hier, Onkel?", fragte der junge Ortnit, den Mann neben ihm mit gelangweilten Blick bedenkend. Vor wenigen Tagen erst hatte man ihn von seinem Hof in den Wäldern zwei Tagesreisen von Mogontiacum geholt, damit er seinem Onkel in einer dringlichen Angelegenheit von Hilfe sein konnte, und Ortnit wusste natürlich, dass er das Gesuch kaum ablehnen konnte. Allerdings hatte Pudens bisher kein Wort über die Sache verloren, und Ortnit war nicht unbedingt ein Mann von großer Geduld.


    "Onkel.", wiederholte er wieder, dieses Mal mit deutlich dunklerer Stimmlage, "Warum bin ich hier?"


    Die grollende Stimme seines Neffen holte Pudens zurück ins Hier-und-Jetzt. Er war ihm natürlich eine Antwort schuldig.
    "Du bist hier, um mir morgen den Arsch zu retten."


    Die Reaktion des jungen Mannes zeigte, dass er irgendwie schon damit gerechnet hatte, denn er zog nur eine Augenbraue nach oben, anstelle sofort zu fragen wie er sich das vorstelle.
    "Ahja. Und was habe ich davon, wenn ich für dich Duccius Lando umbringe?"


    "Nicht umbringen.", warf Pudens schnell ein, "Du sollst mir nur den Arsch retten. Ich werde darauf bestehen, dass das Duell im Wechsel stattfindet. Ich werde versuchen, so lange zu bestehen, bis der Duccier müde ist, und dann springst du ein, und schlägst Lando zu Klump. Zu Klump, nicht zu Brei. Du darfst ihn auf keinen Fall umbringen!"


    Dieses Mal schien sein Neffe irritiert: "Wieso soll ich Lando nicht umbringen? Es ist ein Duell, verdammt."


    "Politik, Junge.", sprach Pudens müde, "Politik. Tot nützt Lando mir nichts. Aber wenn ich die Ehre unserer Sippe wieder hergestellt habe, in dem ich, beziehungsweise du, Lando in einem Duell wieder besiegst, ist unsere Stellung in der Civitas stärker als je zuvor. Wenn du Lando tötest, hätte das nur ein Machtvakuum zur Folge, das mit Blut gefüllt werden muss. Und das darf auf keinen Fall passieren."


    Ortnit griff nach einem Becher Bier, sein Gesicht ließ keinen Zweifel daran, wie wenig ihm der Gedanke gefiel, einen Zweikampf auszufechten ohne seinen Gegner töten zu dürfen.
    "Schön. Lando darf nicht sterben...", grollte er, "..aber was habe ich davon?"


    Pudens legte einen kleinen Beutel auf den Tisch, dessen Inhalt sogleich von Ortnit geprüft wurde. Mit müdem Blick sah der Ältere dem Jüngeren dabei zu, wie er sich jede Münze einzeln besah und auf ihre Echtheit untersuchte. Dann schob er den kleinen Haufen Silber wieder zusammen und in den Beutel, um dann erst mit der Sprache heraus zu rücken: "Das ist mir nicht genug."


    "Nicht genug?", stieß Pudens aus, der allerdings mit derartigem gerechnet hatte. Der Sohn seiner Schwester hatte sich bisher immer vor allem durch Habhier und Gewalttätigkeit ausgezeichnet. "Was willst du dann?"


    "Land.", sprach Ortnit, und ein dreckiges Grinsen schlich sich auf seine Miene, "Ich will Land. Du wirst für mich fürsprechen, und dafür sorgen dass ich weitere zwei Are Wald roden darf."


    "Eh..", stöhnte Pudens gespielt, freute sich innerlich aber über die Dummheit seines Neffen. Die Erlaubnis zu bekommen, Wald zu roden war für Pudens ein Klacks. Solange Ortnit das Land nicht als Besitz beanspruchte, wäre das eine Gegenleistung die zu seinen einfachsten Tricks gehörte. "Na gut, wie du meinst..."


    Das Grinsen wurde noch ein Stück breiter, dann schlug Ortnit auf den Tisch, griff sich den Beutel Münzen und erhob sich.
    "Sehr schön... es ist mir immer eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen, Onkel. Ich werde jetzt gehen, und unseren Sieg von Morgen vorfeiern. Ich habe mir sagen lassen, die Stadt habe interessante Häuser, voll mit Frauen. Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen..."


    Sorgenvoll blickte Pudens den Mann an. Für Germanen waren Lupanarbesuche äußerst untypisch, aber es gab immer wieder welche, die die Tradition im Umgang zwischen Mann und Frau außer Acht ließen, und sich mit den Huren in der Stadt vergnügten.
    "Aber bleib nicht so lange weg... wir müssen morgen früh aufbrechen."


    "Ja, Mama.", war alles, was er als Antwort erhielt bevor die Tür zugeschlagen wurde.

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