Es war der beginnende Vogelgesang nach diesem kalten und düsteren Winter gewesen, der das Heimweh für Eila unerträglich gemacht hatte. Sie hatte sich an die Blumen auf der Hros erinnert, die sicher langsam zu blühen beginnen würden und daran, wie sie früher am ersten sonnigen Tag eines jeden Jahres sich mit ihrem Bruder auf eine Wiese gelegt hatte, um sich zu überlegen, was sie sich vom jeweiligen Sommer wünschte. Ihre Wünsche hatten sich Jahr für Jahr gewandelt, doch ein jedes Jahr hatte sie diese mit Loki geteilt.
Lange war sie fort gewesen, hatte, von Venusia inspiriert, die Gebiete westlich der Alpen und Britannien besucht, vieles gesehen und gelernt. Dennoch hatte sie keinen einzigen Tag nicht das Gefühl, dass sie nur eine Hälfte ihres Herzens mit auf die Reise genommen hatte. Die andere war bei den Menschen geblieben, die sie liebte...allen voran ihrem Bruder, aber auch Witjon, Phelan, Marga und alle anderen Bewohner der Casa Duccia.
Und es war jener erste, warme Frühlingsmorgen, der nun schon ein paar Wochen zurücklag, an dem Eila gerade von Augustodorum weiter Richtung Westen ritt, weil sie von hohen Steilküsten gehört in dieser Richtung gehört hatte, die zu sehen sie sich wünschte, als sie während einer kurzen Pause auf einer Wiese rastete und auf einmal spürte, wie die Sonne das erste Mal in diesem Jahr ihren Nacken zu wärmen vermochte. Die Sehnsucht nach ihrem Heim, die sie lange unterdrückt hatte, brach sich Schlag auf Schlag bahn und eine Träne kullerte über ihre Wange. In diesem Moment wusste sie, dass es Zeit war...
Sie war zu Neisti geeilt, aufgesessen und die Straße, die sie gerade erst entlang geritten war, Richtung Osten galoppiert. Der Galopp hatte allzu nicht lange angehalten, das wollte sie Neisti dann doch nicht zumuten, und so hatte sie einige Zeit gebraucht, um die Strecke zwischen Augustodorum und Mogontiacum zurückzulegen, doch nun war sie da. Sie sah, wie am Ende des Weges das Stadttor aufzuragen begann und ihr Herz schlug schneller. Eine Mischung von Freude und Furcht war die Ursache dafür. Würden die Anderen sie ohne Weiteres wieder aufnehmen. Hatten sie ihr ihren überraschenden und heimlichen Aufbruch verziehen? Was war mit ihrem Bruder? Hatte er ihre Beweggründe verstanden? All dies herauszufinden, war nun ihre Aufgabe.
Neisti, die die Unruhe ihrer Reiterin spürte, nahm diese auf und tänzelte unsicherer als sonst über den Weg. Sie erkannte die Wache am Stadttor und diese sie ebenso, sodass sie ohne Weiteres passieren durfte. Sie war wieder in Mogontiacum...