[Tablinum] Ein wenig erfreuter Klient

  • "Salve, Avianus", begrüßte Macer seinen Klienten, der diesmal ohne einen Termin gekommen war und ohne dass Macer einen Auftrag für ihn gehabt hätte. "Was führt dich zu mir?"

  • Avianus folgte still und unauffällig den ihm gewiesenen Weg durch die Casa Purgitia, bis er ins Tablinum geführt wurde, wo er schon erwartet wurde. Hier befand sich zum Glück der Mann, den der Aurelier suchte. "Salve, Patronus", grüßte Avianus mit einem bemühten Lächeln und kam gleich zur Sache, um keine Zeit zu verschwenden, "Bitte verzeih mein plötzliches Erscheinen und meine Ernstheit. Ich komme eigentlich, weil mein Wille immer noch stark ist, einen Senatssitz zu erhalten. Und doch frage ich mich, warum es seit Wochen keine Fortschritte von keiner Seite gibt." Avianus hielt kurz inne... er wusste ja noch nicht einmal, dass Macer schon eine Empfehlung geschrieben hat, die... naja, "irgendwo" reingefallen ist, wo öfter mal Dinge reinfielen. Und es war eigentlich besser, wenn er nicht davon erfuhr.
    "Ich wollte diesbezüglich um Rat bitten... sind unsere Stimmen nicht laut genug? Oder bin ich in dieser Angelegenheit zu ungeduldig?"

  • Macer nickte bedächtig, als Avianus sein Anliegen vortrug. Mit einer Geste deutete er auf einen Stuhl auf der anderen Seite ders Schreibtisches. "Eine äußerst leidige Angelegenheit", begann er dann. "Vor Wochen habe ich dem Procurator a memoria eine Nachricht zukommen lassen, dass ich deine Ernennung zum Senator befürworte und ihn gebeten, diesen Fall dem Kaiser vorzulegen. Ich gehe nicht davon aus, dass der Kaiser in dieser Gelegenheit wirklich persönlich entscheidet, aber wer es nun tut, kann uns egal sein. Der Procurator sollte wohl der richtige Mann für uns sein. Wochenlang tat sich dann nichts. Gestern schickte ich daraufhin meinen Sekretär zum Palast, sichj persönlich zu erkundigen. Praktisch zeitgleich erschien dann ein Bote des Procurators bei mir um mir zu erklären, dass die Tafel mit meiner Nachricht unleserlich geworden sei, bevor sie bearbeitet werden konnte. Der Procurator wusste nur noch, dass sie von mir ist." Macer schüttelte den Kopf. "Wenn du mich fragst ein absoluter Witz. Aber uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als das zu glauben." Er zuckte mit den Schultern. "Ich habe dem Boten die Empfehlung nochmal zum Mitschreiben auf etwas haltbareres Material diktiert. Jetzt müssen wir abwarten, was passiert."

  • Macer eröffnete mit den Worten "leidige Angelegenheit", was Avianus nicht nur als unwohltuend empfand, es ließ ihn sogar kurz stocken und darstehen, als wäre er bestellt, aber nicht abgeholt worden. Er nahm mit einem knappen Nicken das Angebot an, Platz zu nehmen und hörte dem Purgitier zu. Bis jetzt klang das Geschehen für den Aurelier nachvollziehbar, bis sie zu den Gründen der langen Verzögerungen ankamen.
    "Unleserlich", echote Avianus, während sich Falten, nein, Krater der Unverständnis auf seiner Stirn bildeten, "Wie wird eine solide Wachstafel unleserlich? Wenn das solche Zustände in der kaiserlichen Verwaltung sind, weiß ich, was meine erste Bestrebung sein wird, wenn die Götter mir meine Erhebung gönnen." Eine Tafel wurde also innerhalb kurzer Zeit - unleserlich?! Avianus wusste nicht so recht, sollte er jetzt lachen oder weinen? "Es hilft wohl letzten Endes nichts... wobei ich mit dem Gedanken spiele, Genaueres in der Kanzlei des Kaisers zu erfragen. Die Geschichte dieses Boten klingt so... naja, ich weiß nicht. Nach einer Ausrede."

  • "Eine Wachstafel wird bei sachgemäßem Umgang nicht einfach unleserlich", stellte Macer mit einer wegwerfenden Handbewegung klar. "Das können die sonstwem erklären. Wenn du mich fragst, hat einfach irgendwer geschlampt und sie wollten sich eine besonders tolle Ausrede dafür ausdenken." Macer konnte dem Eindruck seines Klienten da nur zustimmen. "Eine ehrliche Aussage wäre mir lieber gewesen. Aber die werden wir wohl nicht bekommen, auch auf Nachfrage nicht."

  • Avianus nickte, doch war es für ihn letztens keine Neuigkeit, sondern eher eine Bestätigung seines Gefühls, dass hier etwas nicht stimmte. "Sieht so aus... ich für meinen Teil werde mir jedoch einige Namen merken, was diese Sache angeht." Vielleicht war es aber letzten Endes besser, wenn sie nicht wussten, was wirklich mit der Wachstafel passiert war. "Und das wird gewiss seine Gründe haben, dass wir keine ehrliche Aussage erwarten können. Um ehrlich sein, dürstet es mich nicht danach zu wissen, was wirklich passiert ist mit der Wachstafel. Alles andere als das... andererseits kann ich diese Schlamperei nicht einfach verzeihen."

  • Macer nickte zustimmend, aber auch ein wenig hilflos. "Zweifellos ist so eine Schlamperei ein unverzeihlicher Fehler. Aber die Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, sind minimal. Mehr als von diesem Fall erzählen, wenn es sich ergibt, werden wir kaum können. Und dieser Druck wird nicht dazu führen, dass sich in der Kanzlei etwas tut." Macer war sich ziemlich sicher, dass die zuständigen Beamten genau das auch wussten und sich deswegen wohl auch kaum Sorgen um ihre Posten machen würden. "Was natürlich nicht heißt, dass man nicht trotzdem mal jemanden darauf ansprechen kann. Aelius Quarto ist derzeit etwas zurückgezogen, aber wenn er sich mal wieder zeigt, werde ich versuchen, das Thema zur Sprach zu bringen. Der Procurator a memoriae ist ja ein Verwandter von ihm." Dass jener damit auch ein Verwandter des Kaisers war, machte die Sache nicht einfacher.

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