Es hatte sich leider nicht vermeiden lassen. So sehr sie sich auch gesträubt hatte, Wonga als Wachhund mit in die Stadt zu nehmen, Lucius hatte darauf bestanden. Und das Wort Lucius war – in gewissen Situationen – das Gesetz. Den beiden jungen Frauen war also gar nichts anderes übrig geblieben, als den Sklaven mitzuschleppen. Und nicht nur das. Man hatte es offensichtlich zu gut mit ihnen gemeint. Neben dem begriffsstutzigen Türsteher der Casa hatte man ihnen auch noch Tsuniro zur Seite gestellt. Was die Ägypterin bei diesem Einkauf sollte, das war Cara immer noch schleierhaft. Vielleicht ihre Einkäufe tragen? Wie dem auch sei, immerhin hatte sich Lucius überaus spendabel gezeigt, als die beiden Mädchen ihm mit vereinten Kräften erklärt hatten, dass es unbedingt nötig war, ihren Bestand an Kleidern, Stoffen, Bändern und Schmuck aufzustocken, sollten sie die gens anständig präsentieren. Natürlich hatte er sie dazu angemahnt doch der römischen Tugend der Bescheidenheit zu folgen – wie so oft mit strengem Gesicht, hinter dem sich jedoch ein Lächeln verbarg – hatte aber dann doch seinen Beutel mit den Sesterzen darin gezückt. Vielleicht hatte er Tsuniro ja deswegen mitgeschickt; Um darauf zu achten, dass sie das Geld nicht so hinaus warfen.
Zu viert machten sie sich gegen Nachmittag schließlich zum Markt auf. Die zwei Iuliae schritten voran, während ihnen im Schatten Wonga auf watschelnden Sohlen und Tsuniro folgten.
Schon viel war Cara über die römischen Märkte zu Ohren gekommen. Groß, atemberaubend sollten sie sein und alles bieten, was das Herz auch nur im Entferntesten begehren konnte. Die Gerüchte stimmten. Obschon die junge Iulia nun doch schon einige Zeit in Rom war, die Märkte hatten noch nichts von ihrem Zauber verloren. Immer wieder erfasste ihr Blick Dinge, die sie noch nicht gesehen hatte und ließ sie in reinster Verzückung versinken. Auch heute waren wieder wahre Herden an Menschen auf der Straße. Dickbauchige ältere Herrschaften, die miteinander debattierten, schlicht gekleidete Frauen, denen Weidenkörbe mit Einkäufen am Unterarm baumelten, Geschäftsmänner in feinem Zwirn, ein paar Patrizier, die unschwer an ihrer Aufmachung zu erkennen waren und denen einige Sklaven und Scribae folgten, dazwischen tollten Kinder schreiend und Freude sprühend umher, saßen gebeutelte bemitleidenswerte Gestalten in den Ecken und baten um ein bisschen Kleingeld, während Hunde hin und her huschten, um herunter gefallenes Essen zu erhaschen. Rom lebte und hier auf dem Markt schien sich das Leben in einer Duftwolke aus exotischen Gerüchen, einem atonalen Chor aus Stimmen und Schnittbildern zu konzentrieren. Cara wusste gar nicht recht wohin sie zuerst den Blick schweifen lassen sollte und saugte die Eindrücke ihrer Umgebung wie ein Schwamm Wasser auffängt in sich auf. Dabei musste sie aufpassen, nicht allzu sehr am Arm ihrer Verwandten, deren sie sich einhakend bemächtigt hatte, zu zerren.
„Sieh Mal Corona!“, rief Cara begeistert und deutete mit der freien Hand auf einen Stand der über und über mit bunten Stoffbahnen behangen war. „Vielleicht finden wir dort schöne Stoffe für ein paar neue Kleider“ Sie lächelte die Iulia aufmunternd an und zog sie, ohne auf eine Antwort zu warten, sanft in die Richtung des Händlers, der gerade mit einer anderen jungen Damen um ein rotes Stück feilschte.
„Aber meine gute Dame!“, sagte er theatralisch. „Der Preis, den ich dir gerade gemacht habe ist schon ein ganz besonderer Preis. Ich kann da wirklich nicht noch...“
„Ein besonderer Preis?“ Die Frau hob abschätzend die schmalen Brauen. „Der Stoff ist zwar schön...aber sieh her“ Sie hielt ihm die Bahn entgegen: „Viel zu grobmaschig für das Geld, das du dafür haben willst!“...
Nur am Rande nahm Cara das Gespräch zwischen Händler und Kundin wahr. Ein zartes Kobaltblau hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Federleicht strichen ihre Finger über den Stoff und befühlten seine Beschaffenheit. „Mutter hat immer gesagt meine Handarbeiten wären schrecklich...“, vertraute sie der Verwandten mit einem schiefen Lächeln an, die nur ein paar Schritte entfernt selbst eine Bahn untersuchte. „Ich habe gehört du kannst gut Nähen?“ Das Wörtchen „gut“ war dabei eigentlich noch eine Untertreibung gewesen.
[Märkte] Rauß mit dem Taschengeld! - Zwei Iuliae auf den römischen Märkten
-
-
Da Centho darauf bestanden hatte, dass sie Wonga und diese Tsuniro mitnahmen, hatte Corona beschlossen, Nicocholus im Gegenzug dazu die Gelegenheit zu geben, ein wenig zu lesen. Der Grieche nutzte seine Freizeit gerne für ein wenig Zerstreuung in dieser Form und wieso hätten sie mit gleich drei Sklaven über den Markt flannieren sollen?
Da die beiden jedoch sehr befremdlich aussahen, empfand die junge Iulia nun, da sie sich auf dem Markt befandne, doch als eher nachteilig, ihr griechisches Erbstück nicht mitgenommen zu haben. Immerhin war Nicocholus doch ein eher gebildeter Sklave und dazu noch ein sehr aufmerksamer Custos corporis.
Der Markt war einfach atemberaubend schön und all die Menschen, die sich hier tummelten tatsächlich immer einen Blick wert. Die Patrizier waren für Corona besonders interessant, da sie an ihren edlen Kleidern und dem großen Gefolge leicht auszumachen waren.
Nur zu gerne ließ sich Corona von Cara ein wenig mitreißen und so standen sie bald an einem Stand, an dem gerade eine junge Frau mit einem Händler um den Stoffpreis feilschten. Für sie persönlich war das Rot schon viel zu kräftig und sie fragte sich, was diese Dame genau mit dem Stoff vorhatte zu tun. Dann erregte jedoch ein zartgelber Stoff ihre Aufmerksamkeit und sie befühlte ihn begeistert. Dann sprach auch Cara sie schon an und sie blickte auf.
"Nähen ist wohl eines meiner wenigen Talente. Ich bin dafür eine mieserable Köchin. - Diese sandfarbene Tunika habe ich bereits vor drei Jahren genäht, meine Liebe. Ich trage sie eigentlich nur zum Einkaufen, da man keinen Straßenstaub an ihr sieht, wenn man über einen Markt geht. Es gibt ja nichts schlimmeres, als beim Einkaufen auszusehen wie ein Bettlerweib, nicht wahr?" sprach sie mit ihrer Verwandten. Die Tunika, die sie trug, war schlicht, aber elegant und betonte ihre Figur genau richtig ohne aufreizend zu wirken. Noch heute erinnerte sie sich genaustens an jede einzelne Näharbeit und sie wusste, wie lange sie über diesem Stoff gesessen hatte, bis es endlich zu ein Kleid wurde.
"Wenn du magst, helfe ich dir gerne, selbst einmal etwas zu Stande zu bringen. Es gibt für mich nichts schöneres, als etwas selbstenähtes zu tragen." bot sie Cara freundlich an und hob den Stoff leicht an, um ihn durch ihre Finger gleiten zu lassen. "Komm mal her! Ich würde gerne wissen, wie diese Farbe zu deinen Haaren passt. - Bei dir ist das gar nicht so einfach, glaube ich."
-
„Das ist beste Qualität!“, empörte sich der glatzköpfige Mann. „Direkt aus dem Süden Italias importiert!“
„Ich gebe dir hundert dafür...“, beharrte die Frau.
„Hundert!“, In einer theatralischen Bewegung – der Kerl hätte wohl lieber Schauspieler werden sollen – hob er die Arme.
„Du machst mich arm!“„Du hast es selbst genäht?“, Caras Brauen hoben sich in Überraschung und ihr Blick glitt anerkennend über das Gewandt, das ihre Cousine trug. „Wirklich großartig!“, Obschon die Pala schlicht war, so umschmeichelte sie dennoch äußerst elegant Coronas Figur. Das Wörtchen „gut“ erschien ihr jetzt tatsächlich als reine Untertreibung. „Es muss dich Stunden gekostet haben...“ Anerkennung flackerte in ihrer Stimme und verbarg das befremdliche Gefühl, das sie in ihrem Inneren beschlich. Ich bin eine miserable Köchin, sagte sie. >Ob sie das ernst meint oder nur bescheiden ist?< Cara konnte es nicht einschätzen – noch nicht. Was sie selbst betraf, so kam sie sich in Gegenwart der Cousine jetzt ein wenig kleinlich vor. Weben, Nähen, Sticken? All das hatte sie mehr schlecht als recht gelernt, hatte sie doch stets andere Dinge im Kopf gehabt: Den Garten, die Pferde, den Wind, herumtollen, erkunden, erforschen, sehen, fühlen. Wenn sie so zurückdachte, so hatte sie in Mogontiacum mehr Jungen zum Freund gehabt als Mädchen. Mädchen. Sie lebten im Haus. Sie aber brauchte Luft und Raum. Wenn sie jetzt aber Corona betrachtet, wie ihre Finger über den Stoff glitten und sie in ihren Augen lesen konnte, wie sich hinter der hübschen Stirn der bloße Stoff zur Pala, einer Tunika oder was auch immer formte, da fühlte sie sich irgendwie...unperfekt.
„Ich glaube nicht, dass du das in der Casa brauchen wirst...Lucius´ Koch zaubert einfach göttliche Gerichte!“, winkte sie und gab sich dabei selbstbewusster, als sie sich im Moment fühlte. „Hattest du schon die Ehre etwas von ihm gemachtes zu kosten?“Ihre blauen Augen weiteten sich. „Wirklich? Das würdest du tun?“ Mit einem solchen Angebot hatte sie freilich nicht gerechnet. „Sehr gern!“ Strahlend kam sie näher. In der Tat war es mit ihrer Haarfarbe nicht gerade leicht Stoffe zu finden, die zu ihr passten. Was sie auch trug, das kräftige rotblond ihrer Haare stach heraus wie ein schwarzer Fleck auf einer schneeweißen Tunika. Es gab nicht viele Frauen mit solchen Haaren. Und schon oft hatte sie gesehen, wie Menschen um sie herum hinter vorgehaltener Hand tuschelten. Rotblond, das war keine typisch römische Haarfarbe. Das war die Farbe der Barbaren. Cara selbst zeigte sich darüber jedoch erhaben. Sie wusste schließlich aus welchem Haus sie kam. Sie war eine Iulia durch und durch...
„Sophie verzweifelte immer fast dabei, wenn es darum ging neue Stoffe einzukaufen“, lächelte sie und biss sich auf die Unterlippe, als sie bemerkte, wie sie von ihrer Leibsklavin bereits im Präteritum sprach. Bisher war noch nichts neues bei der Suche nach der Griechin heraus gekommen. Dennoch hatte Cara die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass man sie letztendlich fand. Es war fast schon zur Manie geworden, dass sie, wo sie auch immer war, Ausschau nach der jungen dunkelhaarigen Frau hielt. Auch jetzt glitt ihr Blick immer mal wieder über die Gesichter der Passanten. Aber keines glich dem ihrer Sophie.
„Der Stoff ist schön...“, meinte sie lächelnd. Er fühlte sich ganz weich an, als sie ihn vorsichtig befühlte.„Guten Tag! Welch bezaubernde Wesen haben denn die Götter zu mir geführt?“, Der glatzköpfige Händler trat mit einem Lächeln näher, was Wonga automatisch veranlasste einen Schritt näher zu kommen. Eines musste man ihm lassen – Acht gab er. Der Händler indessen machte einen recht abgekämpften Eindruck. Offensichtlich hatte ihm die Frau tatsächlich den letzten Nerv geraubt.
„Wie kann ich euch helfen? – Dieser Stoff? – Eine wirklich vortreffliche Wahl!“Sim-Off: Ach ja, wer Lust hat, der kann sich natürlich gern einposten;)
-
Corona schüttelte über dieses Gefeilsche nur den Kopf. Ihre Mutter war wesentlich kreativer wenn es darum ging, den Preis zu drücken. Nun ja, sie war auch etwas älter und erfahrener als diese junge Frau.
"Ja, ich hatte ziemlich viel Arbeit damit, den Stoff zu verarbeiten, aber meiner Meinung nach hat es sich vollkommen gelohnt." erklärte die junge Iulia ihrer Verwandten sehr ruhig und es klang beinahe so, als fände sie es selbstverständlich, dass sie sich die Mühe gemacht und dabei dieses schöne Kleidungsstück herausgekommen war. "Meine Mutter mag meine Kochkünste überhaupt nicht. - Ja, ich habe schon etwas von diesem Koch gegessen. Gleich am ersten Abend. Da warst du irgendwie unpässlich." sprach sie dann weiter und hielt den Stoff hoch, um ihn gemeinsam mit Caras roten Haaren zu sehen, um sehen zu können, ob das zusammen passte.
"Ich glaube, die Farbe könnte dir wirklich stehen. Sie bringt dein Rot zur Geltung." meinte Corona und blickte direkt in das Gesicht der anderen Iulia. "Sie passt auch zu deinen blauen Augen."
Als der Händler näher trat, ließ sie nur zu gerne Wonga dazwischen treten. Irgendwie wirkte dieser Glatzkopf auf sie widerwertig und schmierig. Mitleid hatte sie nicht wirklich mit ihm, was die feilschende Frau anging, die jetzt irgendwie verschwunden war. Es interessierte sie allerdings auch nicht wirklich, wo sie hin war.
"Ich wüsste gerne, was du dafür willst. Er passt zwar nicht wirklich optimal zu den Haaren meiner Freundin, aber er ist sicherlich besser, als so manch anderes, was du hier in der Auslage hast." meinte Corona kühl und ihre braunen Augen blickten ernst auf den Händler. Nur zu deutlich war wieder einmal der hellere Ring um ihre Pupille zu sehen, dem sie ihren Namen verdankte, da er eben genauso aussah, wie die Corona bei einer totalen Finsternis, welche um den schwarzen Schatten herum zu sehen war, welcher die Sonne bedeckte. "Cara, gefällt dir dieser Stoff überhaupt? Wir könnten auch einmal zu dieser ägyptischen Schneiderin sehen, wo ich neulich Calvena getroffen habe. Die nimmt nur die besten Stoffe und hat ausgezeichnete Preise. - Also, was willst du, Händler?"
Da sie schon so oft ihrer Mutter beim Einkaufen zugesehen hatte, wollte sie es nun auf die gleiche, knallharte Art versuchen. Sie wusste genau, wieviel sie dafür maximal bereit war zu zahlen, aber sie wollte schon noch ein wenig herunterhandeln.
-
Das zarte Gelb war wirklich sehr hübsch. Die leise Vorahnung von Sommer haftete daran. Wie sehr sie sich auf die wärmste Zeit des Jahres freute! Der Winter in Mogontiacum war allzu eisig gewesen und hatte Tier und Mensch auf die Probe gestellt. Hier würde alles anders werden. >Ob ich mit der Hitze zurecht kommen werde?< Merkwürdig, dass sie ausgerechnet jetzt an ihre Heimat dachte.
Wongas Schritt zwischen den Händler und seine Herrinnen war so resolut, dass der glatzköpfige Kerl tatsächlich einen Moment strauchelte und irritiert blinzelte. Das immer gleich alle Sklaven meinten, er wollte den Herrschaften an die Gurgel springen oder ihnen andersartig ein Härrchen krümmen. Das musste an seiner Glatze liegen oder an seinen scharfen Wangenknochen. Vielleicht waren es auch die Augen, obschon Catius Faustus eigentlich immer der Meinung gewesen war, dass, wenn schon der Rest seiner Gestalt schon nicht als attraktiv zu bezeichnen war, dann doch zumindest seine dunklen Augen das zarte Geschlecht bezirzten. Aber offensichtlich hatte er sich getäuscht. Dabei hatte er sein Kompliment durchaus ernst gemeint. Die beiden Damen waren wirklich bezaubernd.
Als Corona so mir nichts dir nichts auf einmal auf das Gegenteil des zuvor gesagten umsprang, da war Cara klar, dass die Verwandte gewillt war mit dem Händler zu feilschen und dass es für den Mann wohl hart werden würde.
„Angesichts der Qualität...sagen wir 200. Das ist wirklich ein angemessener Preis“, Catius Faustus schürzte die Lippen. Seine Worte implizierten, dass der Mann ebenfalls eine harte Verhandlung erwartete. Ihm war der Wandel auf Coronas Gesicht nicht entgangen. Im Stillen bewunderte er die Wandelbarkeit ihrer dunklen Augen, in denen jetzt ein heller Ring um die tiefschwarze Pupille lag, wie bei einer Sonnenfinsternis. Die beiden waren schon ein merkwürdiges Paar. Die eine mit auffallenden Augen, die anderen mit Feuerroten Haaren, mit denen sie aus der Masse der Dunkelhaarigen heraus stach wie ein exotischer Vogel.
„Also ich weiß ja nicht...“, begann jetzt auch die andere und rieb den Stoff vorsichtig zwischen ihren Fingern, die Lippen kritisch verzogen. „Er ist ja schon ganz hübsch...aber so wie ich das sehe ist er höchstens dazu zu gebrauchen, Vorhänge zu nähen...Und dann noch zu diesem Preis....Für das doppelte bekommen wir auf dem Sklavenmarkt ein Kind“, Sie schüttelte den Kopf. „Vielleicht sollten wir doch lieber zu dieser Ägypterin gehen...“Sein Eindruck hatte Catius Faustus nicht getäuscht, bemerkte er grimmig. Sich zum Kampf wappnend verschränkte er die Arme vor der Brust. Offensichtlich glaubten diese Mädchen, dass er es absolut nötig hatte, dass sie ihm etwas abnahmen. Nur nicht wie ein Bettler wirken.
„Für Vorhänge ist er definitiv zu Schade...“, bemerkte er. „Aber dir steht er wirklich sehr vorzüglich, Herrin“, erklärte er an Corona gewandt.
„Ich könnte noch zwanzig runtergehen. Also 180...“ Natürlich hatte Catius den Preis höher gesetzt, als er eigentlich beabsichtigte. Das war Gang und Gebe. Unter 150 würde er aber bestimmt nicht gehen. Da konnten sich die beiden krumm stellen.... -
Coronas Trieb zum Feilschen war eindeutig unterschätzt worden, denn sie blickte den Händler nun angriffslustig an. Nur zu gerne hörte sie, wie Cara ihr auch noch half, in dem sie davon sprach, dass dieser Stoff höchstens für Vorhänge zu gebrauchen war.
"Selbst 180 ist noch viel zu teuer hierfür! Was ist das überhaupt für ein Stoff, Händler? Ich habe bei der Ägypterin für 280 Sesterzen eine wunderschöne, wasserblaue Seidentunika mit Sticherei bekommen. Dieser Stoff ist noch vollkommen unverarbeitet. Denke ich in diesen Maßstäben, würde ich maximal 120 Sesterzen hierfür zahlen! Wenn ich überlege, was für eine Arbeit für eine anständige Tunika darin stecken würde, wäre das gerad enoch so angemessen. Jede Sesterze mehr würde ihn viel zu teuer machen. - Für einen Vorhang wären mir sogar 120 noch zu viel!" meinte sie in einem knallharten Geschäftston, der ihre Mutter sicherlich mit Stolz erfüllt hätte. "Er fühlt sich ja beinahe an wie Wolle. - Siehst du den Rand, Cara? Ungleichmäßig gewebt sieht er auch aus. Da ist er ein wenig eingezogen!"
Der Händler würde tausend Tode wünschen oder sich zumindest seinen eigenen herbeiwünschen, denn die junge Iulia sprach nicht gerade leise, so dass sicherlich einige Umstehende durchaus mitbekamen, wie sie sich zu diesem Stoff äußerte. "Da nützt die schönste Farbe nichts, Cara! Für 180 Sesterzen bekommen wir wo anders wahrscheinlich doppelt so viel in dieser Qualität. - 120 und keine Sesterze mehr!" bestand sie letztlich darauf und sah ihre Verwandte ernst an. Es war beinahe so, als wäre Cara ihre kleine Schwester, die sie gerade vor unnötig übrerteuerten Einkäufen retten wollte. Dabei hatte Corona ja leider gar eine Geschwister.
Sie wollte nur so wenig wie möglich an diesem Stand ausgeben, um dafür um so merh von Centhos Geld kaufen zu können. Die Rothaarige schien ihr die geeignete Verbündete für solche Vorhaben zu sein. Die Sklaven würden sich sicherlich darüber wundern, dass sie so knallhart verhandelte.
-
Catius Faustus hatte dieses junge Mädchen unterschätzt. Das wurde ihm klar, als sie im Ton eines Militärtribuns, der seinen Soldaten einen Befehl erteilt, erklärte 180 Sesterzen seien viel zu viel, sie dann über laut wie über ein altes Weib über den Stoff herzog, sodass es auch ja alle anderen Passanten um sie herum hören konnten und schließlich den Preis auf 120 bestimmte. Ja, er hatte sie unterschätzt und er erkannte die Gefahr, welche diese junge Frau mit sich brachte. Sie hatte tatsächlich das Potential ihm das Geschäft des Tages gründlich zu versauen.
„280 für eine Seidentunika?!“, Cara hob erstaunt die Brauen. „Nicht schlecht!“ Innerlich jedoch amüsierte sie sich jedoch über den Mann, dessen Emotionen für sie so offensichtlich wie schwarz geschriebene Buchstaben auf einer Schriftrolle über sein unbewegtes Gesicht flackerten, auch wenn er sich die größte Mühe gab diese zu verbergen. Auch sein Körper sprach zu ihr, hatte er die Arme doch abwehrend und schützend vor der Brust gekreuzt. Er fühlte sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut. Kein Wunder. Corona war zur Furie geworden, zu einer knallharten Händlerin. Etwas, das die junge Iulia von ihr niemals erwartet hatte. Es war, als stünde eine ganz andere Person neben ihr, als das Mädchen, das sie am frühen Morgen noch im hortus getroffen hatte und die sich äußerst feinfühlig angesichts ihres Streites mit Iulius Vestinus gezeigt hatte. „Und hier, ist die Farbe ganz ungleichmäßig...“, sprang sie ihr bei und konnte sehen, wie der Mundwinkel des Glatzkopfes fast unmerklich zuckte. In Corona schien sie tatsächlich so etwas wie eine Verbündete gefunden zu haben....Wonga verstand gar nichts mehr. Seine zwei Herrinnen stritten mit diesem Mann als hätte er sie beleidigt. Nun, vielleicht hatte der Glatzkopf dies ja getan. Er legte den breiten Schädel schräg und musterte den Mann grimmig. Der Kerl war ihm nicht geheuer. Aber eigentlich war ihm kein Mann geheuer, der seinen Herrinnen zu nahe kam oder ihnen auch nur einen unangemessenen Blick zu warf. Die beiden mochten nicht viel von ihm halten – so dumm war er dann auch nicht, um das nicht zu bemerken -, vor allem die Rothaarige, er hingegen war für die Mädchen jedoch in Feuer und Flamme entbrannt. Es gab nicht viele junge Mädchen in der Casa Iulia, da galt es besonders gut auf die wenigen Schätze der Familie aufzupassen. Und diese beiden hier zählten zu den hübschesten Bewohnerinnen seit langer Zeit.
Ganz anders als Wonga, verstand Tsuniro sehr wohl, um was es ging. Die junge Frau hatte mit Kennerblick erfasst, dass es sich bei dem Stoff, tatsächlich um ein Gewebe von hoher Qualität ging und dass die Römerinnen, allen voran domina Corona versuchten den Preis zu drücken, um – typisch junge Mädchen – so viel wie möglich für das Taschengeld einkaufen zu können, das dominus Centho ihnen gegeben hatte, um ihre Kleidertruhen aufzufüllen. Es überraschte sie schon, dass domina Corona so sehr dafür in die Presche sprang und sich als eine harte Händlerin erwies, die dem Mann einige Schweißtropfen auf die Stirn trieb. Anerkennend beobachtete sie, wie Corona den Preis weiter hinunter zu drücken versuchte und beschloss ihrer domina zu helfen.
„domina!“, sprach sie Corona an und trat näher. „Wenn du tatsächlich zu dieser ägyptischen Händlerin gehen möchtest, dann könnte ich dir helfen. Ägypten nenne ich meine Heimat.....“Gegen diese Mädchen war seine vorherige Kundin eine Heilige gewesen. Jetzt meldete sich auch noch diese dämliche Sklavin zu Wort. Unter anderen Umständen hätte er sie mit einer Ohrfeige zurecht gewiesen – was fiel ihr ein ungefragt das Wort zu ergreifen! So ein ungezogenes Biest (auch wenn er zugeben musste, dass es ein sehr attraktives Biest war)! Da es sich aber nicht um seine Sklavin (zu seinem Bedauern) handelte, sondern um die Sklavin seiner Kunden, hielt er sich zurück.
„Hört zu...Ich kann euch den Stoff für 150 verkaufen. Alles andere würde für mich Verlust bedeuten. Die Ware ist erste Klasse, aber falls ihr der Meinung seid, das erste Klasse euren Ansprüchen nicht genügt meine Damen, dann solltet ihr vielleicht doch diese ominöse ägyptische Händlerin aufsuchen...“, erklärte er nüchtern, die Züge unbewegt, als wären sie eingemeißelt. -
Corona fühlte sich schon als Siegerin in diesem Verhandlungsmarathon. "Ja, 280 Sesterzen. Sie hat mir gleich einen guten Preis gemacht. Sie wusste, dass sie mich nicht über den Tisch zu ziehen versuchen braucht." erklärte die Iulia ihrer Verwandten freundlich und sah dann den Händler an, der ihr Spiel anscheinend durchschaut hatte, aber sein Gesicht nicht verlieren wollte, weil inzwischen genug Passanten die Feilscherei mitbekommen hatten.
Tsurinos Einwand fand sie dann allerdings doch recht unangebracht und sah die Ägypterin mahnend an. Das letzte, was sie jetzt wollte, war eine Sklavin, die sich in ihren Handel einmischte und damit alles zu nichte machte. Es war immerhin nicht gut, zu viele Finger auf offene Wunden zu legen.
"Gib dem Mann 160 Sesterzen, damit er sich in Zukunft einen besseren Lieferanten suchen kann, der ihm bessere Preise macht." sagte sie an Wonga gewandt, der so weit sie wusste, die Geldbörse trug. So wirklich mitbekommen hatte sie gar nicht, wer den Beutel an sich genommen hatte. Sie wusste nur, dass sie selbst ihn nicht bei sich hatte.
"Anchesa ist im Übrigen nicht ominös, sondern tatsächlich eine existente Person, die ausgezeichnete Qualität zu angemessenen Preisen anbietet. Sie ist eine ausgezeichnete Schneiderin." erklärte sie dann dem Händler mit grimmigen Charme.
-
So ganz konnte – oder wollte – Catius Faustus der dunkelblonde Frau das nicht abnehmen. 280 für eine Seidentunika...Wo gab es denn so was! Der Ägypterin mussten wohl ein paar Liter Blut fehlen!
Die Hartnäckigkeit seiner Kundin hatte mittlerweile auch andere Passanten auf seinen kleinen Stand aufmerksam. Besser hätte es eigentlich nicht laufen können, denn so wurde vielleicht noch der eine oder andere neugierig und trat näher, um seine Auslage zu betrachten. Catius hörte schon die Münzen in seinem Kästchen klingen. Aber eben nur eigentlich. Denn der Hinweis auf diese „Ägypterin“ war diffamierend. Und Diffamierung war nun einmal schlecht für das Geschäft. Da blieb nur eines: die beiden so schnell wie möglich los werden!Aus Caras Sicht konnte es sich nur noch um Atemzüge handeln, bis sich der Glatzkopf geschlagen geben würde. Dass das Leben auf seinen Zügen zum Stillstand gekommen war und sein Gesicht jetzt eher einer steinernen Maske glich mit Lippen so schmal wie Holzspane, wertete sie als sicheres Zeichen. Als Tsuniro sich einmischte, warf sie der Sklavin einen scharfen Blick zu und wies sie mit einem leisen „Du bist nicht gefragt worden“, in die Schranken. Wo um alles in der Welt hatte Lucius diese Frau nur ausgegraben?!
Der Sklavin wiederum gefiel es überhaupt nicht, zurecht gewiesen zu werden. Die Iulia wirkte in ihren Augen zunehmend überheblich. Römerinnen! Hielten sich stets für etwas besseres! Dabei hatte sie nur helfen wollen! Ein Schwall des Zornes brach über sie herein wie ein plötzlicher, heftiger Sommerregen. Trotzig funkelte sie Cara an, senkte dann aber rasch den Blick, da sie fürchtete ihre Emotionen allzu deutlich auf ihrem Gesicht zu zeigen und trat einen Schritt zurück.Es war Wonga, der nun vortrat und einen Geldbeutel zückte. Wohlweißlich hatte dominus Lucius ihm das Geld anvertraut und nicht Tsuniro. So ganz schien auch der Iulier der Ägypterin nicht über den Weg zu trauen. „Ich machen domina...“, erklärte er und zog eine stolze Miene. In der Tat, er fühlte sich für die Iuliae verantwortlich und das erfüllte den Mann mit Stolz. Mit überraschender Flinkheit zählte er das Geld aus dem Beutel heraus und reichte es dem Händler, dessen Lippen jetzt noch schmaler geworden waren, sodass man sie in seinem Gesicht nur noch an dem Spalt seines Mundes ausmachen konnte. Der hatte den Stoff inzwischen fein säuberlich zusammen gelegt und der widerspenstigen Tsuniro überreicht, die das zarte Gelb in einem über ihrem Handgelenk hängenden Korb verstaute.
„Richtet ihr meine Grüße aus....Ich danke“, erwiderte Catius Faustus einsilbig. Mochte diese Händlerin nun ominös sein oder existent - hoffentlich würden die beiden nicht mehr sobald hier auftauchen....Mit einem „Vale bene...“, verabschiedete sich Cara ernst. Die beiden jungen Frauen gliederten sich wieder in den Strom der Menschen ein und ließen sich einige Meter mit tragen. Erst dann gestattete Cara sich die Verwandte anzustrahlen. „Das war großartig, Corona!“, sagte sie, die Begeisterung in Person. „Wo um alles in der Welt hast du gelernt so zu handeln? Der arme Kerl!“, Lächeln schüttelte sie den Kopf. Fast schon kam ihr die Iulia wie eine große Schwester vor.
-
Corona lachte nur, als sie mit Cara von dannen schritt. "Ich habe nur meine Mutter nachgemacht, Cara!" erklärte sie fröhlich und sah sich um, welchen Stand sie als nächstes unsicher machen konnten. "Wir könnten versuchen, eine schöne Haarspange für dich zu finden, Cara. Bronze oder Messing würden sehr gut zu deiner Haarfabe passen."
Sie steuerte auf einen Schmuckstand zu, an dem es allerdings vor allem Silber- und Goldschmuck in den Auslagen gab. "Meine Mutter hat mir heute Morgen erzählt, deine Mutter hätte ihr geschrieben. - Mehr jedoch nicht." erzählte sie eher beiläufig, während sie durch Wonga und Tsurino abgeschirmt von den anderen Menschen die gefertigten Schmuckstücke betrachtete. "Sie schien allerdings ein wenig verstimmt und meinte, sie wüsse gar nicht was sie "dieser Frau" schreiben soll. - Weißt du irgend etwas, warum die sich nicht mögen? Mein Vater hat mir mal erzählt, dass sie mal sehr eng befreundet waren."
Dann entdeckte sie etwas, das ihr schon gleich auf den ersten Blick hätte auffallen müssen. Eine bronzene Haarspange mit kleinen, grünen Steinen. "Cara, guck mal da!" verlangte sie nach der Aufmerksamkeit der anderen Iulia und zeigte auch sofort darauf.
Hinter ihrem Rücken wurde allerdings gerade Tsurino angegrabscht und mit einem ziemlich blöden Kommentar bedacht, der ihr nicht entging. "Hey du Schöne! Da weiß man ja gar nicht, mit wem von euch Weibern man sich zu erst vergnügen möchte. - Was ich deiner Herrin wohl zahlen muss für eine Nacht mit dir?"
Corona drehte sich um und wurde nun wirklich zur Furie. "Zieh von dannen, Kerl! Noch ein Wort und ich sage meinem Sklaven, er soll dich entfernen!" Der Kerl war irgendein odinärer, vulgärer Trunkenbolt, aber das war ihr egal. Für betrunkenes Bettlervolk hatte sie wenig übrig und das bekam dieser Kerl gerade zu spüren. Ihr war im Augenblick egal, ob Tsurino eine vorlaute Sklavin war oder nicht. Frauen mussten in ihren Augen immer zusammenhalten. Vor allem bei dieser Sorte Männer.
-
Bisher hatte Cara noch nicht das Vergnügen gehabt, auf Coronas Mutter zu treffen. Sie kannte Lucia nur aus den vagen Erzählungen ihrer eigenen Mutter Cretica. Und die hatten geschwankt zwischen Verehrung, einer Art Sehnsucht, Enttäuschung, Verachtung, Wut, Trotz. Kurzum, sie waren kaum zu verwerten. Coronas Hinweis ließ jedoch tief auf den Charakter der Lucia blicken. Sie musste eine sehr selbstbewusste, bestimmte Frau sein, die, wusste sie erst, was sie wollte, nicht locker ließ und Durchhaltevermögen bewies.
Sie nickte und stellte lächelnd fest: „Du scheinst sehr gern für andere auf die Pirsch zu gehen – möchtest du nicht auch für dich etwas suchen, Cousine?“ Arm in Arm schritten die beiden durch die Menge, auf einen Schmuckstand zu, der zwischen einem Stand für Bänder und einem mit allerlei Tiegelchen verschiedenen Inhalts sein Lager aufgeschlagen hatte. „Hast du ein gutes Verhältnis zu deiner Mutter?“, fragte Cara beiläufig weiter, während sie den Blick über die Silber – und Goldschmuckstücke gleiten ließ. Spangen, Fideln, Ohrringe, Ketten, Ringe...das meiste für ihren Geschmack viel zu protzig und ausschweifend.Überrascht hob die junge Iulia die Brauen, als Corona von einem Brief ihrer Mutter berichtete. Es klang beiläufig, fing jedoch sofort ihre Aufmerksamkeit. >Warum hat sie...?!< Bevor sie den Gedanken laut äußern konnte, erklärte Corona bereits ihrerseits, dass sich ihre Mutter nur in knapper und vor allem rätselhafter Weise zu der Epistel geäußert hatte.
„Das klingt in der Tat nicht danach, als wäre deine Mutter begeistert gewesen...“, bemerkte Cara, sich nach wie vor still über den Grund des Schreibens wundernd. „Cretica hat sich bezüglich Lucia nur sehr selten und wenn, dann nur widersprüchlich geäußert“, Sie hob die Schultern. „Ich hatte aber den Eindruck, dass sie die Nähe zu deiner Mutter suchte und enttäuscht darüber war, dass sie sich ihr entzogen hat...“Corona lenkte ihre Aufmerksamkeit auf eine geschwungene Haarspange aus Bronze. Zierliche grüne Steinchen waren in der Mitte eingearbeitet und folgten der Form. Es blieb aber nicht genug Zeit, das Schmuckstück eingehend zu inspizieren. Cara sah auf und bekam gerae noch so mit, wie Tsuniro die Hand erhob und dem unverschämten Kerl eine schallende Ohrfeige verpasste. Zornig begann sie auf einer Sprache, die Cara nicht verstand auf ihn einzuschimpfen. Eines musste die junge Iulia ihr lassen: Mut hatte sie. Der Trunkenbold, wollte sich das aber nicht gefallen und sich schon gar nicht von Coronas Mahnung beeindrucken lassen. „Du vorlautes Miststück!“, schnauzte er und holte nun seinerseits zum Schlag aus...
-
Vala war eine harte Kralle. Um nicht zu sagen: wegen Männern wie Vala entstand überhaupt die Notwendigkeit, einen Terminus wie "harte Kralle" zu finden. Der brachte es dann aber auf den Punkt: Härte und Gewalt.
Dummerweise unterschlug dieser Begriff aber auch, dass Härte und Gewalt sich in manchen Situationen sich nicht mit umfassender kognitiver Intelligenz vertrugen. So zum Beispiel, wenn man aus lauter Jux und Dollerei die Einrichtung des eigenen Lehrers zerlegte.Was der Grund war, warum Vala sich jetzt auf dem Mercatus befand: er versuchte, Ersatz zu organisieren. Den er selber bezahlen durfte, selbstverständlich. Irgendwo hatte er die Angewohnheit aufgegabelt, seine Finanzen bis ans Limit auszureizen, ohne wirklich viel Geld auszugeben. Zumindest nicht absichtlich. Hier eine Kline... dort ein kleiner Beistelltisch... und das natürlich nicht in der billigsten Qualität, die sich auffinden ließ, nein: Damio hatte gewisse Ansprüche. Seine Frau noch höhere.
Das führte dazu, dass das Geld in Valas Börse schneller schwand als Tiefkühlkost vom bekannten Däagen Hasz vom Stamm der Jüten in einem Flecken nubischer Sandwüste. Dementsprechend war auch seine Laune... die nicht unbedingt dadurch verbessert wurde, dass sich heute wieder halb Rom durch die Marktgassen schlängelte. Keine Sekunde, in dem man nicht aus Versehen jemanden zur Seite rammte, anrempelte oder einfach nur plattlief. Oder zur Seite gerammt, angerempelt und plattgelaufen WURDE. Irgendwann bestand Valas größte Anstrengung darin, Verletzungen bei sich und anderen zu verhindern.Gerade wich er zum Beispiel dem vollgepackten Brotkorb einer älteren Frau aus, um den er sich mit einer gekonnten und doch unbeholfenen Drehung wand, als genau auf Sichthöhe vor ihm eine Hand auftauchte und gefährlich näher an ihn heranschwang. Dass diese Hand eigentlich mitsamt Arm geschwungen wurde, um jemanden anderes zu schlagen war Vala in dem Moment nicht bewusst, genauso wenig, wem sie gehörte, noch wer jetzt eigentlich alles um ihn herum stand. Das einzige, was Vala warnahm, war die Hand und das Fehlen anderweitiger Bedrohungen, was ihm die Muse gab, sich ganz der Hand zu widmen, die in dem Milisekundenbruchteil, den es brauchte um das hier zu schreiben, noch ein Stück weiter auf seine Nase zubewegt hatte.
Vala mochte seine Nase. Sehr sogar. Es gab nicht wenige Frauen, die dem Glauben anhingen, an der Nase eines Mannes die Größe seines... eh... jüdischen Täufers ablesen zu können. Im zwischengeschlechtlichen Reigen war das ein taktischer Vorteil, den man zu mehr ausbauen konnte. Oder auch nicht. Wie dem auch sei: eine gebrochene Nase war definitiv nicht in seinem Interesse.Der Rest war Reflex. Er packte die Hand, drehte sie entgegen der normalen Körperwindung und damit den Arm samt angeschlossenem Kerl auf Links, und noch bevor der Mann verblüfft sein, oder schreien, oder die Augen aufreissen oder alles gleichzeitig tun konnte, landete Valas Fuß in dessen Kniekehle und schickte den Kerl mit sanfter Gewalt mit dem Gesicht voran in den Staub.
Als Vala sah, dass der Typ keine Gefahr mehr für ihn darstellte, wollte er schon weitergehen, als er bemerkte, dass sich hinter der Hand eine kleine Gruppe Frauen befand. Mit dem geübten Blick eines Jägers taxierte er jede einzelne von ihnen, bis ihm gefiel was er sah. Dann nickte er ihnen mit einem knapp gemurmelten "Tach die Damen..." verschmitzt schmunzelnd zu, und setzte seinen Weg durch die Massen des Mercatus fort.
Vala war noch weit von dem legendären Status des kerligen Kerls entfernt. Aber er arbeitete hart daran...
Sim-Off: Ich erlaube mir mal die Frechheit...
-
Corona sah ihre Verwandte strahlend an. "Du kannst ja im Gegenzug für mich etwas suchen. Dann gegen wir füreinander auf die Pirsch." meinte die junge Iulia augenzwinkernd und zuckte dann auch schon mit den Achseln. "Die Beziehung zu meiner Mutter lässt sich schwer in Worte fassen. Ich bin das einzige Kind meiner Eltern und wahrscheinlich auch alles was meine Mutte rnoch hat. Sie ist ein überfürsorglich und will bestimmt nur das Beste für mich, aber wir streiten immer wieder, weil wir nicht einer Meinung sind. Wären wir gleichgültig im Umgang miteinander, würden wir wohl nicht so häufig aneinander geraten. - Von daher glaube ich, dass unser Verhältnis alles in allem doch recht gut ist." erklärte sie Cara mit ruhiger Stimme.
Wenige Momente nach dieser Unterhaltung war ihre gesamte Aufmerksamkeit bereits auf den Trunkenbolt und Tsurino gerichtet.
Der Mann zog gerade auf, um der ägyptischen Sklavin eine OHrfeige zu verpassen und damit die ihre zu erwidern, als plötzlich alles sehr schnell ging und der Mann am Boden lag.
Corona brauchte eine Weile, bis sie wirklich verstand, was geschehen war und bis es so weit war, war der fremde Mann, der den Betrunkenen gerade in den Sand befördert hatte mit einem "Tach die Damen" auch schon wieder unter den vielen Besuchern des Marktes verschwunden.
"So warte doch!" rief Corona ihm nach, aber dann sah sie ihn auch schon nicht mehr. Jetzt hatten sie ihm nicht einmal dafür danken können, dass er ihnen diesen Kerl auf so unsanfte Weise vom Leib geschafft hatte. Zumindest vorübergehend.
"Kannte den jemand von euch?" fragte sie an ihre Begleiterin und die beiden Sklaven gewandt.
Innerlich hatte sie bereits den Entschlus gefasst, in Zukunft nur noch auf den Markt zu gehen, wenn Nicocholus bei ihr war. Rom schien durchaus ein gefährlicher Ort sein zu können und da konnte es nicht schaden, den wachsamen Griechen bei sich zu haben.
-
„Mütter wollen immer nur das Beste“, erwiderte Cara bitter. „Und vor allem im Bezug auf ihre Töchter. Als wären wir fragile Amphoren.“ Vielleicht war das a die einzige Aufgabe, die sie für sich beanspruchen konnten. Was taten Frauen denn schon. Weben, Nähen...Kinder erziehen. In patrizischen Familien nicht einmal das. Da war es die einzige logische Konsequenz sich auf irgendetwas zu konzentrieren, um sich nicht vollkommen nutzlos zu fühlen. Wenn sie die Beziehung zu ihrer eigenen Mutter mit Coronas Maßstäben maß, nun, dann hatte sie wohl in der Tat kein gutes Verhältnis zu ihr. Cara hatte stets alles dafür getan, ihr aus dem Weg zu gehen. Bis nach Roma hatte es sie getrieben. Nun, nicht nur...aber schon....
Die flache Hand des Mannes hing für den Hauch eines Wimpernschlafs in der Luft, bereit die ägyptische Sklavin mit aller ihr gebietender Stärke zu schlagen. Dann ging alles reichlich schnell. Wie aus dem Nichts tauchte auf einmal ein zweiter Mann hinter ihm auf, packte den Arm des Trunkenbolds, dreht ihn herum und beförderte ihn mit einem gezielten Tritt in die Kniekehle zu Boden. Der arme Kerl merkte nicht einmal wie ihm geschah, da schmeckte er schon Staub auf der Zunge. Noch einen kurzen Moment lang starrte die junge Iulia auf den am Boden knienden Mann. Der würde ihnen keinen Ärger mehr machen. Viel interessanter war...sie sah auf und suchte einen Blick auf jenen Mann zu erhaschen, der den ungehobelten Kerl dorthin befördert hatte, wo er hingehörte. Erstaunlich groß war er – viel zu groß für einen Römer - mit einem markant geschnittenen Gesicht. Unverhohlen taxierte er die beiden Iulias, murmelte eine eher unkonventionelle Begrüßung und verschwand mit einem Schmunzeln auf den Lippen so plötzlich wie er aufgetaucht war. Cara sah ihm noch einen Moment nach und wusste nicht so recht, was sie von dieser Einlage halten sollte, die ihr wie eine maßgeschneiderte Szene aus einem Epos vorkam. Der Held – der Antiheld – erscheint aus dem Nichts auf der Bildfläche, tut etwas, dass er eigentlich nicht tun möchte, aber dennoch hinter sich bringt, weil er durch gewisse Umstände dazu gezwungen wird; Die Frauen seufzen angetan und blinzeln ihn bewundernd an „Heirate mich! Heirate mich!“, doch der Held entschwindet ohne auch nur einen Buchstaben seines Namens hinterlassen zu haben auf Nimmerwiedersehen. Fest stand jedenfalls, dass er wohl des Öfteren Raufereien hinter sich brachte. Etwas anmutiges hatte seinen Bewegungen inne gewohnt. Etwas, dass man nur mit einiger Übung gewann.
>Zu Schade<, ging es ihr durch den Kopf. Sie konnte nicht leugnen, dass dieser kurze Auftritt einen gewissen Eindruck – und Interesse – bei ihr hinterlassen hatte. Und offensichtlich nicht nur bei ihr. Schmunzelnd wandte sich Cara an ihre Verwandte.„Nein, ich habe ihn noch nie zuvor gesehen....“ Der Trunkenbold zu ihren Füßen rührte sich wieder. Unter einigem Stöhnen und unschönen Fluchen, versuchte er sich aufzurappeln.
„Lass uns hier lieber weg gehen...“, wisperte Cara Corona zu und fasste die Iulia beim Arm, um sie sanft zurück auf die Straße zu schieben. Es gab schließlich noch genug andere Stände auf dem Mercatus. Allerdings wollten die Auslagen sie nicht mehr so recht ansprechen. Der kleine Zwischenfall hatte ihre Einkaufslust merklich gedämpft. Auch ihre Gedanken huschten immer wieder zu dem Gesicht des Namenlosen zurück.
„Wir sollten für Kaeso noch nach ein paar neuen Tuniken schauen...“Tsuniro bereitete sich innerlich bereits auf die Ohrfeige vor. Zurückweichen würde sie nicht. Niemals. Nicht für diesen versoffenen Kerl. Das gebot ihr Stolz. Dann kam aber doch alles ganz anders: Der Schlag blieb aus. Stattdessen war es der Hund, der auf dem Boden zu ihren Füßen landete. Sie kam nicht umhin, ihm mit der Fußspitze noch einen leichten Tritt gegen das eingeknickte Bein zu geben. Niemand beleidigte eine Ägypterin! Dann erst sah sie sich imstande, sich dem durch Gelegenheit zu ihrem Retter gewordenen Mann zuzuwenden und stellte fest, dass es sich dabei um einen doch attraktiven Kerl handelte. Vielleicht etwas zu hellhäutig für ihren Geschmack, aber durchaus hübsch anzusehen. Er grüßte in Richtung der beiden Iulia und verschwand. Tsuniro sah den dunklen Blondschopf in der Masse verschwinden. Etwas, das bei seiner Statur eigentlich ein Ding der Unmöglich hätte sein müssen. Aber er brachte es tatsächlich fertig.
-
Corona entfernte sich nur zu gerne schnell von diesem Ort. Der Stoff war immerhin bezahlt und eingepackt. Da konnte man doch schnell weitereilen. "Da hinten habe ich vor kurzem einen Stand mit Herrentuniken gesehen! Lass uns da nachschauen. - Ich verstehe zwar nicht, waurm er nicht selbst einkaufen geht, aber das soll nicht unsere Sorge sein. Er soll sich bloß nicht beschweren, wenn er dann etwas bekommt, was ihm nicht gefällt." meinte die junge Iulia, deren Lust am Einkaufen nun doch eindeutig verflogen war.
"Schau, hier! Schlichte Farben und so wie es aussieht auch ganz gute Qualität." erklärte sie, als sie am Stand ankamen. "Was könnte er denn für eine Farbe brauchen? Blaue Augen hat er, nicht wahr? Es waren zumindest seltsam helle Augen, wenn ich mich richtig erinnere."
Ihre Stimme klang ernüchtert und sie wollte eigentlich nur noch nach Hause. Auf dem Markt fühlte sie sich nicht mehr wohl und das merkten wahrscheinlich auch die Sklaven. "Das nächste Mal nehme ich auch noch Nicocholus mit." murmelte sie mehr zu sich selbst.
-
„Ich kann verstehen, weshalb der gute Kaeso nicht selbst einkaufen geht – diesem Zweig der Familie ist der Geschmack leider vollkommen abhanden gekommen...“, Zwar hatte auch Cara jegliche Lust am bummeln verloren, dafür hatte sie jedoch bereits wieder ihre Angriffslust gefunden. An irgendeinem musste sie ja ihren Unmut auslassen, auch wenn dieser jemand gerade nicht zu gegeben war. Es war wirklich erstaunlich wie oft dieser Iulier ihre Gedanken aufrieb. Sie konnte Corona ansehen, dass sie von Caras Feindseligkeit gegenüber Kaeso wenig hielt. Wie sollte sie es auch verstehen, da sie die Hintergründe nicht kannte? Bei Gelegenheit, so nahm sich die junge Iulia vor, würde sie die jüngere aufklären.
Sie traten an einen Stand mit Herrentuniken heran. Nur mühsam schluckte Cara einen weiteren kritischen Kommentar hinunter >Schwarz – das würde die Finsternis seiner Seele unterstreichen< Stattdessen: „Wir könnten ihm ja zwei in weiß mitbringen, sozusagen als Basis. Und zwei bunte für besondere Anlässe...“, schlug sie vor und befühlte sogleich en Stoff einer smaragdgrünen Tunika in ihrer Nähe, indem sie ihn zwischen den Fingern rieb.
Obschon Corona sehr leise sprach, hörte die Iulia ihre gemurmelten Worte. Sie kam nicht umhin, der Verwandten beruhigend die Hand auf den Arm zu legen. „Weißt du, ich glaube nicht, dass Rom gefährlicher ist, als irgendeine andere Stadt des Imperiums. Aber weil wir erwarten, dass sie sicherer als alle anderen ist, erscheint sie uns hinterher sogar noch gefährlicher zu sein...“ Sie lächelte aufmunternd. „Na komm...wir lassen uns die Tuniken einpacken und machen uns auf den Rückweg. Ich könnte jetzt eine kleine Erfrischung gebrauchen...“
-
Corona sah ihre Verwandte grinsend an. "Wenn ihr nicht den gleichen Geschmack habt, ist es vielleicht nicht besonders schlau, dass wir für ihn einkaufen. - Die Grüne hier finde ich schön." meinte sie und lächelte Cara an.
"Also, die weißen, das wird nicht sonderlich schwer. Die hier sind von guter Qualität. Die Nähte sind sauber gearberitet. Sie sehen auch solide aus. Die Grüne finde ich super. Wie wäre es aber noch mit dieser hier? Die ist Meerblau." schlug sie vor, aber dann schlug die andere Iulia auch schon vor, zurück zur Casa der Gens zu gehen und sie selbst blickte die Straße entlang.
"Eine Erfrischung klingt verlockend. Meine Füße werden auch schon immer schwerer. Mir ist irgendwie nach einem Bad oder zumindest einem Fußbad. - Lass uns zurückgehen, sobald wir bezahlt haben." sagte sie.
"Was das Sicherheitsgefühl angehst, hast du wahrscheinlich recht. Wir glauben, es wäre sicherer und deswegen kommt es uns gefährlicher vor. - Lass uns Nachhause gehen."
-Fin-
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!