Wenn man auf dem Heimweg vom Weg abkommt...

  • Gedankenversunken machte Aristea sich auf den Rückweg vom Markt, sie hatte gehofft, vielleicht einen der Sklaven aus ihrer früheren familia zu treffen, auch wenn sie bei den Decima langsam Anschluss fand, vermisste sie die anderen doch. Nur ihre früheren Herren vermisste sie nicht wirklich, obwohl sie eigentlich schon immer recht distanziert gewesen waren, nahm Aristea ihnen die Tatsache, dass sie sie verkauft hatten übel. Schließlich hatte Aristea ihr ganzes Leben bei ihnen verbracht und versucht ihre Wünsche zu ihrer Zufriedenheit zu erfüllen. Der Verkauf war für sie so etwas, als würde man das was sie bisher getan hatte kein bisschen Wertschätzen,obwohl dieses Gefühl vielleicht gar nicht gerechtfertigt war.
    Erst jetzt sah Aristea sich richtig um und ihr fiel auf, dass sie den gewohnten Weg eingeschlagen hatte d.h. vielmehr den Weg zum Haus ihrer früheren Herren. Einen Moment blieb sie verwirrt stehen, dann drehte sie sich abrupt um und machte sich auf den Rückweg zum Markt. Wie hatte ihr das nur passieren können, sicher waren die Gedanken, denen sie nachgehangen hatte daran Schuld.
    So dachte sie, als sie nun direkt von einem Bettler angesprochen wurde, ob sie ihm nicht ein wenig Geld für ihn hätte. Das musste eine direkte Folge ihrer kurzzeitig gezeigten Verwirrung und Unsicherheit sein.Sie war sich sicher das Bettler ein besonderes Auge für so etwas hatten. Nun musste sie versuchen ihn irgendwie loszuwerden, schließlich war es nicht ihr eigenes Geld, das sie bei sich trug sondern das ihrer Herrin. Aber ihre Worte, das sie ihm nichts geben könne, beeindruckten ihn nicht sonderlich, im Gegenteil er erwies sich als besonders hartnäckig. Da abweisende Worte nichts halfen, versuchte sie ihn nun einfach zu ignorieren und schließlich gab er auf, allerdings nicht ohne ihr noch ein paar deftige Worte und Flüche hinterher zu schicken.
    Warum musste ihr das nun gerade auch noch passieren? Kurz spielte mit dem Gedanken, dem Bettler auch etwas hinterher zu rufen oder gar umzudrehen. Aber das konnte durchaus unangenehm für sie enden. Außerdem sollte sie jetzt besser aufpassen, sie war schon vorhin zu sehr in Gedanken gewesen und dabei von ihrem eigentlichen Weg abgekommen, wer wusste was beim nächsten Mal passieren würde. Noch immer ein wenig verärgert grub sie ihre Finger in ihre Handinnenfläche, um sich zumindest so ein wenig abzureagieren.


    Sim-Off:

    Reserviert

  • Eines seiner Privilegien, die der Parther wieder zurück erlangt hatte, war die Möglichkeit, die Villa zu verlassen. Zwar geschah dies nicht oft. Doch hin und wieder hatte er Besorgungen zu machen. Etwa wenn es um neuen Lesestoff für seinen Herrn ging. Darin hatte Cassim ein gutes Händchen bewiesen. Er hatte ein Gespür dafür, das Richtige für den Flavier auszuwählen.
    Mit einem Beutel voller Münzen und gepflegt gekleidet war er vor gar nicht langer Zeit losgezogen. Lediglich die Toga fehlte. Ansonsten wäre niemand auf den Gedanken gekommen, es könne sich bei ihm um einen Sklaven handeln.
    Die nächsten Stunden, wollte Cassim dazu nutzen, es sich gut gehen zu lassen. Zuerst wollte er die Bedürfnisse seines Herrn stillen und danach wollte er seine eigenen stillen.
    Es war sehr lange her, seitdem er in den Armen einer hübschen Frau gelegen hatte, die ihn dann auch noch nach allen Regeln der Kunst zufrieden stellte. Noch immer voller Wonne dachte er an die kleine Killikierin, die ihm nicht nur von ihrer Heimat vorgeschwärmt hatte. Längst hätte er ihren Namen vergessen, wenn er denn überhaupt im Eifer des Gefechtes danach gefragt hatte. Damals hatte es viel wichtigeres zu tun gegen, als sich um solche Unwichtigkeiten zu kümmern. Die Kleine hatte ihn an seine Yasmina erinnert, die man zu Hause in Parthia wahrscheinlich längst an einen anderen Mann verscherbelt hatte, den sie nun glücklich zu machen hatte. Das fuchste den Parther so sehr, dass er ganz plötzlich und unerwartet einen parthischen Fluch ausstieß, den natürlich niemand verstand.


    Ungefähr zur gleichen Zeit vernahm er unweit vor sich das wüste Fluchen eines Bettlers, der am Straßenrand saß und einer hübschen jungen Frau Ausdrücke übelster Art nachkeifte.
    Selbstverständlich war er gewillt, der Schönen zu helfen. Das war schließlich eines seiner leichtesten Übungen, zuerst den stinkenden, verlausten Bettler in die Flucht zu schlagen und dann der jungen Dame zu helfen.
    „Verschwinde, du Dreckskerl und belästige gefälligst nicht die jung Dame!“, schrie er, nachdem er sich drohend vor dem Bettler aufgebaut hatte. Dieser bekam es nun doch mit der Angst zu tun und rannte davon, denn Cassim sah nicht gerade wie ein Fliegengewicht aus.
    Dann, als im wahrsten Sinne der Wortes die Luft wieder rein war, wandte er sich der jungen Frau zu.
    „Dir ist hoffentlich kein Leid zugestoßen, meine Schöne! Kann ich dir irgendwie helfen.“ Galant lächelte er ihr zu. Der alte Cassim, einstiger Savaran aus Parthien, war für kurze Zeit zurückgekehrt. Er lebte in der Gestalt des Sklaven Cassim wieder auf.

  • Überraschender Weise schien doch nicht alles an diesem Tag schief zu laufen, jemand kam ihr zur Hilfe und vertrieb den Bettler entgültig. Aristea fragte sich, ob er es aus reiner Nettigkeit getan hatte oder etwas dafür wollte? Erstaunlicher Weiser sah ihr Helfer ausgesprochen gut aus. Er hatte eine beeindruckende Statur, die vermuten ließ, dass auch der Rest sein Körpers so muskulös war seine Arme und seine Haare waren von einem Schwarz, wie es der Himmel über Rom nur in Neumondnächten zeigte. Das Beste war aber seine Ausstrahlung, es lag nicht nicht zur Selbstvertrauen in seinem Auftreten, sondern ein gewisser Glanz, den jemand der sein Selbstbewusstsein allein aus dem Vertrauen in seine Fähigkeiten zog nicht hatte. Ihre Gedanken konnte man aber im Höchstfall daran erahnen, dass ihr Blick ein wenig zu lange auf ihm geruht hatte.
    Leider war er nicht nur selbstsicher sondern ein wenig zu selbstsicher und so wurde ihr erster positiver Eindruck doch etwas getrübt. Er war durchaus galant keine Frage, aber warum nur hatte er sie "meine Schöne" nennen müssen, so als hätte er durch seine Hilfe eine Art Anspruch auf sie. Sie mochte es ohnehin nicht wenn Leute die kein Recht dazu hatten, im Zusammenhang mit ihr Possesivpronomen benutzten. Es reichte völlig, wenn ihre Herrin dies tat bzw. wenn sie es sich von ihr anhören musste. Darum war Aristeas anfängliches Lächeln im Laufe seiner Ausführungen auch immer verhaltener geworden.


    "Das hast du schon, vielen Dank..."antwortete sie. Diese Aussage meinte sie durchaus ernst und das hörte man auch, trotzdem konnte sie es sich nicht verkneifen Folgendes hinzuzufügen. "...aber deswegen bin ich nicht gleich deine Schöne."wobei sie das "deine" betonte. Sie schaffte es aber wenigstens dem letzten Teil ihrer Aussage keinen allzu bissigen Unterton zu geben.


    Trotzdem hatte sie deswegen ein leicht schlechtes Gewissen, der Mann hatte ihr immerhin geholfen. Darum fügte sie noch ein versönlich gemeintes " Wobei es nichts daran ändert, dass der Bettler mir ohne deine Hilfe vermutlich noch bis nach Hause gefolgt wäre"hinzu.

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