[Corsica] Nach Hause...

  • Die Überfahrt war schnell schien jedoch unendlich.
    Der Geruch der Luft änderte sich,...Tullia schien aufzublühen.
    Da lag sie,...ihr Insel.
    Tränen der Freude liefen über ihre Wangen.
    Die Seeleute machten einen Bogen um sie,wollten sie nicht stören.
    Gegen Nachmittag liefen sie in einem kleinen Hafen außerhalb der römischen Protektion ein. Das Schiff war ein Schmuggler und brachte Menschen und Material nach Corsica welches der Aufmerksamkeit Roma´s entgehen sollte.
    Tullia war das egal. Sie überwachte das Löschen der Lagung und wartete auf ihre Stute. Bald schon ritt sie durch riesige Felder und tiefe Wälder. Sie genoß jeden Schritt,...jeden Atemzug als sie endlich dort ankam wo ihr altes Dorf gestanden hatte...Verkohlte Balken, zerborstene Räume. Was die Garde des Legaten getötet hatte verschwand im allesverschlingenden Feuer.
    Sie kam an die Stelle an der sie und Primus getraut worden waren.
    Ging in sich. Es war als hörte sie die Schreie, als sähe sie die Kinder, die sich in ihrer Verzweiflung bewaffnet hatten um mit Mistgabeln, viel zu groß in ihren kleinen Händen, Messern und Schwertern ihrer ermordeten Väter und Brüder gegen die geharnischten, im Blutrausch trunkenen Legionäre warfen.
    Primus und sie hatten das Massaker nur überlebt weil sie auf der Suche nach einem geeigneten Platz für ihr Haus gesucht hatten.
    Sie fanden noch ein kleines Mädchen vor,...schwer verletzt durch einen Lanzentreffer. Sie erzählte was geschehen war und starb zitternd in Primus Armen...
    Die Sonne ging langsam unter...es wurde frisch.
    Sie ging zu ihrer Stute und ritt zum nächsten Ort um dort Quartier zu nehmen.

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    Das Dorf lag ein paar Meilen entfernt war aber, wie alle Dörfer dieser Gegend nahezu genauso aufgebaut. Generationen bauten auf-in- oder nebeneinander.
    Sie fand das Haus ihres Cousains erst in der Dunkelheit wurde aber mit der typisch corsischen Zurückhaltung herzlich aufgenommen.
    Das Essen war einfach aber nahrhaft und die Geschichten nahmen kein Ende.
    Erst gegen Morgen fiel sie in einen leichten Schlaf.
    Schon kurz nach Sonnenaufgang wurde sie von Eselsgeblöck geweckt.
    Sie erfuhr bei einer Tasse Ziegenmilch, daß ein Zug nach Aleria aufbrechen würde um dort Oliven, Haselnüsse und Käse zum Markt zu tragen.
    Tullia schloß sich dem Zug an,...sie wollte das Grabmal ihrer Eltern aufsuchen.

  • Der Ritt gestaltete sich als sehr mühselig. Immer wieder mußten sie anhalten, weil Bäume in Weg lagen, die der letzte Mistral umgeweht hatte.
    Ein weiteres Mal zügelte sie ihr Pferd, weil es vorne nicht mehr weiterging.
    Bevor sie sich darüber aufregen konnte traf sie ein dumpfer Schlag an den Kopf. Sie fiel vom Pferd und war tot bevor sie am Boden aufschlug.
    Der Zug war von Legionären begleitet, die nacxh Aleria unterwegs waren.
    Vielleicht hatten die Rebellen deshalb den Zug angegriffen,...Sie hatte den alten roten Mantel von Primus an,...vielleicht hatte man sie mit einem Offizier verwechselt. Wer rechnet schon mit einer Frau auf einem Pferd, eingehüllt in einen roten Mantel mit der Kaputze auf dem Kopf?
    Ironie des Schicksal, daß ausgerechnet sie starb weil ihresgleichen sie für eine Römerin hielten.


    Da...ein Licht,...zwei Gestalten....Mama,...Papa? Sie begann zu laufen...

  • Nach dem Überfall sammelten die Rebellen alles ein wessen sie habhaft werden konnten.
    Gorgion beugte sich über die Gestalt welche unter einem roten Militärmantel verborgen lag.
    Ein leises Wimmern, wie von einem Kind kam dort hervor. Er rief Artemon zu sich und vorsichtig drehten sie die leblose Gestalt um. Betroffen starrten sie in das Antlitz einer jungen Frau, in ihren Armen ruhte ein Bündel mit einem Kind, welches jetzt aus vollem Halse anfing zu schreien.
    Verdammt,...ist das dein Pfeil Artemon? Zerknirscht nickte dieser und entgegnete
    Ja, ist er,...ich habe nur auf diesen Berittenen im roten Mantel gezielt, ich konnte doch nicht ahnen... Gorgion wischte die Ausflüchte zu Seite, sie waren wertlos und halfen nicht weiter. Nimm das Kind,...sei vorsichtig! Und während Artemon das Kind aufnahm, als erfahrener Vater fiel ihm dies nicht schwer stellte Gorgion den Tod der Frau fest. Er nahm ihren Beutel und durchsuchte ihn. Was er suchte war zwiespältig, einerseits Wertsachen andererseits vielleicht einen Hinweis auf die Identität der Frau.
    Inzwischen schleppte einer ihrer Gefährten einen verletzten Träger heran. Von ihm erfuhren sie um wen es sich handelte. Tullia? Tullia Maestrale...? Grübelte Gorgion und sah auf den blonden Schopf des Jungen. Der Beutel brachte nicht allzuviel zu Tage, zwei Pergamentrollen mit ihm unverständlichem Gekritzel, ein Dolch und ein paar Münzen. Der Mantel war edler Machart, ebenso die Kleidung, welche robust aber guten Tuchs war.
    ...was machen wir jetzt? fragte Artemon verdrießlich, denn die Anderen machten sich schon mit ihrer Beute davon.
    Wir, ehm,...wir nehmen sie mit, hol das Muli da hinten, halt, gib mir das Kind...jetzt hol das Muli! Und während sein Dorfbewohner versuchte das Muli einzufangen legte Gorgion den Knaben in seinen Arm und sah ihn an. Seine Ehe war bisher Kinderlos, sollte er dies mit dem Knaben hier beenden?
    Artemon kam mit dem Muli und legte den Leichnam vorsichtig darauf.
    Sie machten sich auf den Weg und trafen nach einigen Stunden auf die kleine Höhle vor ihrem Dorf. Dort betteten sie Tullia zur letzten Ruhe und verschlossen den Eingang mit allerlei Gestein und Gestrüpp.
    Dann zogen sie in ihr Dorf und der Knabe fand einstweilen ein Heim bei Gorgion und seiner Frau.Die Zeit verging und das Dorf wurde langsam leer. Die Jugend verließ die unwirtliche Gegend und strebte in die Städte. Nach 15 Jahren kam Gorgion mit seinem Findelsohn Gisco von der Jagd zurück und wieder hielten sie vor den Eingang der Höhle.
    Wie jedesmal wenn sie heimkehrten. Gorgion hatten den Kleinen früh darüber in Kenntnis gesetzt, daß er ein Findelkind sei und ihm bald die Stätte seiner toten Mutter gezeigt. Nur die Umstände um den Tod der Mutter verschwiegen sie ihm.
    Sag´Vater,...glaubst du man kann noch etwas finden was auf meine Herkunft weist? fragte Gisco wieder einmal.
    Naja,...ich habe daheim noch einen Beutel mit ihren Sachen, da sind auch Pergamentrollen dabei...vielleicht kann man in der Garnison etwas erfahren.
    Gisco sah seinen Vater erstaunt an. Über persönlichen Besitz seiner Mutter hatte er nie etwas gesagt. Du bist jetzt fast ein Mann Gisco und wir, also deine Mutter und ich wollten warten bis du alt genug bist...was sollte er noch groß sagen? Zu Hause angekommen holte er den Beutel und legte ihn vor Gisco auf den Tisch. Dieser starrte auf den Lederbeutel sich dessen bewußt, daß der Inhalt ihn von hier fortführen würde.
    Langsam öffnete er den Beutel und holte einen Dokumentenköcher heraus, welcher verhindern sollte, daß die Dokumente schaden nahmen.
    Da er nicht lesen konnte legte er sie beiseite. Der Dolch war schön gearbeitet, offenbar die Waffe eines Offiziers. Mit feinen Mustern und trotz des Alters noch rostfreien Beschaffenheit. Was zweifellos an dem öligen Lappen lag in welchem er gewickelt war.
    Es folgte ein Beutel mit Münzen, römischen Münzen.
    Gisco schüttelte den Kopf und meinte nur,
    Ich denke das einzige was uns weiterhelfen kann ist die Rolle mit den Dokumenten. Langsam öffnete er sie und zog die Dokumente heraus.
    Die Zeit hatte ihnen nicht gut getan. Sie waren brüchig und Gisco entschied sich sie erst in Alalia einem Schreiber vorzulegen. Bezahlen würde er ihn mit den Münzen seiner Mutter. So war es also beschlossen. Gisco ging fort. Seine Zieheltern akzeptierten dies und verabschiedeten in nach einer Wocher der Vorbereitung und des Abschieds in die Fremde. Gisco zog es zuerst noch zum Grab seiner Mutter.
    Dort kramte er seine Götterstatuen heraus, die er selber geschnitzt hatte und bat zunächst die Laren um eine gute Reise, dann sprach er zu seiner Mutter und bat diese ihm bei der Suche beizustehen.
    Nach einer Weile legte er seine Statuen vorsichtig zurück in den Stoffrest des Mantels seiner toten Mutter. Dieser Stoffrest enthielt eingestickte Zeichen, welche vielleicht ein weiteres Indiz seiner Herkunft sein konnten.
    Bald schon brach er auf in Richtung Küste nach Alalia.

  • Gisco wanderte in Richtung Westen. Unterwegs versuchte er sein Glück bei dem einen oder anderen Schreiber. Doch er stieß stets auf Ablehung. Man hielt ihn für einen hinterwälderischen latent rebellischen Inselfurz. In einer Melange aus Frust, Verzweiflung und aufkommenden Zorn entschloss er sich eine andere Richtung einzuschlagen. Im Grunde die einzige Konsequenz für ihn, denn nur dort war es verrucht, dekadent und vor allem unmoralisch genug um aus der Menge einen zu finden den nur sein Geld und nicht seine Herkunft interessierte.
    Colonia Veneria Julia Pacensis Restituta Tertianorum Aleria...die Inselhauptstadt, der Hafen, der Flottenstützpunkt. Ideal für seine Zwecke.
    Enthusiatisch machte er sich auf den Weg. Es war kein Problem die Stadt zu finden, die Strassen wurden besser und alle paar Meilen gab es einen Wegweiser. Die Zivilisation erwartete ihn wie es schien...

  • Gisco nahm als echter Landmensch die Annäherung an die Zivilisation staunend wahr.
    Nach einer unruhigen Nacht in seiner Decke am Wegesrand ging er gemessenen Schrittes auf die Stadt zu. Zuweilen erregte er auch öffentliches Ärgernis wenn er dort wo es ihn traf stehen blieb und versuchte die Situation zu verinnerlichen. Aleria übertraf nun einmal alles was er bisher in seinem Leben erlebt hatte.
    Niemals wäre es ihm in den Sinn gekommen derart viele Menschen auf einmal zu sehen. Sein Dorf zählte gerade einmal 50 Bewohner.
    Alle Schichten der Gesellschaft trafen auf ihn ein. Vom unglücklichen Arbeitersklaven bis hin zum geheimnisvollen Etwas in einer Prunksänfte, versteckt vor der Aussenwelt mit schillernden Bahnen chinesischer Seide. Derart abgelenkt war ein scheinbar dankbares Opfer für Ganoven und Beutelschneider. Doch hier war es von Vorteil in den Wäldern aufgewachsen zu sein. Flink und effektiv vereitelte er die Versuche das „Landei“ auszunehmen. Bis es ihm zu bunt wurde und er seinen Beutel mit den Münzen seiner Mutter unter seinem ledernen Wams versteckte und den Dolch so trug als sei er Willens und in der Lage sich zu verteidigen.
    Der Reiz des Neuen verlor sich rasch und er tauchte ein in den Trubel der Strassen bis er zum Hafen getrieben wurde. Dort suchte er gezielt aber erfolglos nach einem Schreiber oder Schriftgelehrten.
    Bald stand er vor einem alten Griechen der, in der Morgensonne sitzend, vor einem verschlossenen Lager zu warten schien. Gisco blieb vor ihm stehen und der Mann blinzelte ihn an. Mit mürrischer Miene maulte er ihn in einer seltsamen Sprache an.


    ’³µ¯Äµ ±ÀÌ Ä¿½ ®»¹¿ ...


    Gisco entgegnete resigniert auf korsisch,


    Was sagst du? Ich verstehe dich nicht! Kannst du mir helfen ich suche einen Schreiber...


    Der alte Mann schüttelte müde den Kopf und entgegnete,


    Geh´mir aus der Sonne Junge!


    Gisco sah erst den Mann und dann über seine Schulter um zu verstehen, daß er diesem wohl Schatten spendete. Mit einem Seufzer trat er auf Seite und ließ sich neben dem Mann auf den Boden nieder. Der Alte Mann sah ihn überrascht an um dann wieder kopfschüttelnd sein Gesicht der Sonne zuzuwenden. Nach einer Weile fragte er,


    Wozu braucht ein hinterwälderischer Halsabschneider einen Schreiber?


    Gisco´s Gemüt brodelte auf und er brachte alle Beherrschung auf um nicht auszuflippen.
    Wie kommst du darauf daß ich ein Hinterwälder bin?
    Der Grieche öffnete die Augen nicht als er lächelnd antwortete.


    Klischees mein Junge, Klischees!


    Giscos Laune besserte sich nicht gerade als er das ihm unbekannte Wort als Erklärung serviert bekam. Der Grieche bemerkte das und rieb sich seufzend das Gesicht bevor er antwortete.


    Junge, du sprichst nur dieses Grunzlaute aus dem Hinterland, du bist gekleidet wie ein Mensch der einen Großteil seiner Zeit im Freien verbringt und dabei zweckmäßig und gegen vorzeitigen Verschleiß, du trägst einen Dolch und einen Beutel bei dir. Du bist erschöpft und stammst offensichtlich nicht aus Aleria, wenn auch von dieser verdammten Insel.
    Mit einem unterdrückten Stöhnen änderte er seinen Sitzposition und sah den konsternierten Gisco lächelnd an.
    Wie ist dein Name Junge?
    In die Sonne blinzlend entgegnete Gisco.
    Man nennt mich Gisco.
    Man nennt dich Gisco?! staunte der Alte...Sollte ich den Namen denn kennen?
    Was weiß ich denn?...ich weiß nur, daß ich ein Findelkind bin und an Elternstatt bei freundlichen Menschen aufgewachsen bin.
    Der Grieche nickte langsam. So meintest du das,...nun und was führt dich dann nach Aleria zu einem Schreiber? Gisco sah den Griechen an und räumte dann die beiden Pergamenthülsen aus seinem Beutel. Er hielt sie in beiden Händen und sah den alten Mann an.
    Das hat man bei meiner Mutter gefunden, er richtete seinen Blick wieder Richtung aufgehender Sonne. ...zusammen mit mir.
    Der Grieche ahnte die Tragödie hinter dieser Aussage und nickte verstehend.
    Gib´mal her, ich will mir das einmal ansehen. Freundlich lächelnd nahm er Gisco die Hülsen ab und studierte die Zeichen darauf.
    Terentius,...aha,...nun diese Hülse hier deutet auf eine römische Familie hin...und diese hier...
    Er versuchte irgendwas zu entziffern, jedoch waren seine Augen nicht mehr die Besten. Mit etwas Spucke versuchte er Abhilfe und stieß dann ein erleichtertes „Aha“ hervor. „Maestrale,....Tullia Maestrale...diese Hülse hier auf deine Mutter, welche zumindest einen römischen Vater, darauf weist der Name Tulius hin, haben musste.“ Er musterte noch einmal die Hülsen bevor er die erste vorsichtig öffnete. Das Pergament war brüchig geworden und mit traurigen Augen sah er den jungen Corsen an. „Was ich noch erkennen kann sind Namen und ...ach, wie schade,...sieh es zerbricht.“ Unendlich traurig starrten beide auf das sich auflösende Pergament.
    „Es war wohl feucht geworden...vielleicht eine Überfahrt?!“
    Gisco zuckte die Schultern. „Weiß´nicht,...!“
    Er ließ den Kopf hängen. Der Grieche trat näher und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter.
    Nichts ist ewig Junge,...mein Name ist Antigonos,...ich bin der Verwalter dieses Kontors.
    Er strich sich über den Bart und sagte nach einer Weile.
    Wenn du deine Wurzeln suchst, dann musste du dorthin wo die Terentier leben,...und du solltest deren Sprache lernen,...mit deiner kommst du nicht weit.
    Gisco sah ihn an, hilflos, desillusioniert, fragend.
    „Du bleibst am besten etwas hier, bei mir,...ich bringe dir bei was du wissen musst!“
    So kam es, daß Gisco zwei Jahre bei Antigonos verbrachte und bei ihm nicht nur die Sprache seines Vaters sondern auch die Arbeit eines Kontorverwalters lernte.

  • Es waren zwei schöne Jahre bei Antigonos. Er unterrichtete ihn in Latein und Griechisch. Brachte ihm die Verwaltung eines Kontors nahe und half ihm auf der Suche nach seinen Wurzeln.
    Bald fanden sie erste Hinweise auf die Eltern seiner Mutter. Tullia Maestrale. Sie lebten in einem kleinen Dorf an der Westseite der Insel. Die dorfbewohner konnten sich gut an die Eltern erinnern und manch einer auch an Tullia. Demnach ging sie in Streit mit ihren Eltern auseinander, was besonders dem Vater das Herz brach.
    Gerüchten nach soll sie nach Italia wo sie einen jungen Offizier kennen und lieben lernte und schließlich auf dessen Spuren nach Germania.
    Gisco erklärte den Ältesten wo seine Mutter begraben war und erklärte sich einverstanden daß die baufällige kleine Hütte seiner Großeltern nun abgerissen wurde um einem neuen Haus einer jungen Familie zu weichen. Die jungen Leute hatten nicht viel jedoch gaben sie ihm einen Klumpen Bernstein und eine karthagische Goldmünze für sein Einverständnis. Gisco gab den Bernsteinklumpen zurück und behielt die Münze. Am nächsten Tag kehrte er nach Aleria zurück und berichtete Antigonos von seinem Erlebten. Dieser tauschte ihm die Goldmünze in römische Sesterzen, welche umgehend in Giscos Lederbeutel verschwanden.
    Nun, ich habe auch etwas erfahren...über deinen Vater. sagte Antigonos abends als sie beide wie üblich mit einem Becher Würzwein dem Sonnenuntergang beiwohnten. Interessiert sah Gisco den alten Griechen an und fragte, Was denn?
    Antigonos schlürfte laut an seinem Becher und sah dann in den untergehenden Feuerball. Sein Name war Gaius Terentius Primus,...er war ein römischer Ritter und kommandierte eine Einheit im fernen Germania.
    Gisco zog den Dolch vervor und sah die Gravur auf dem Griff. Sein Zeigefinger fuhr über die Einkerbung. GTP. Sein Blick fiel auf Antigonos, er spürte daß dies nicht alles war. Dieser nickte leicht Dein Vater ist bei einem Gefecht mit einem Barbarenhaufen ehrenvoll gefallen,...er...
    Gisco starrte ihn an. Was...?!
    Nun,er,...wurde verbrannt und seine Asche in Germania verstreut. Er war dem damaligen Legaten wohl ein Dorn im Auge,...man munkelt etwas von Freitod.
    Gisco schüttelte leicht mit dem Kopf. Seine Mutter aus Versehen getötet, sein Vater anscheinend Opfer politischer Ränke.
    Er fragte sich ob er der Spur weiter folgen sollte und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher.

  • Gisco betrieb Nachforschungen, was seine Herkunft anging. Dank Antigonos, der über hervorragende Quellen verfügte entstand aus den einzelnen Informationen langsam ein Bild, wie bunte Steinchen ein Mosaik bildeten. So fand er heraus, daß seine Mutter die Tochter eines römischen Centurios und einer Corsin war. Der Centurio Gaius Tullius blieb nach seiner Dienstzeit auf Corsica, wegen seiner Donation und seiner Geliebten samt Kind, welcher er danach heiratete.
    Die Tochter, Tullia wuchs also in behüteten Verhältnissen auf und der Vater ließ sie in Wort und Schrift unterrichten. Nach dem Tod der Eltern taucht Terentius Primus in Tullias Leben auf. Er war wohl als Händler auf Corsica. Bald darauf ging er aus welchen Gründen auch immer zur Legion. Weil einer seiner Vettern und ein Bruder in Germania stationiert waren meldete er sich zu Secunda in Mogontiacum. Es folgte ein rascher Aufstieg in den Offiziersrang. Tullia reiste nach und ließ sich in Mogontiacum nieder. Dort arbeitete sie als Scriba bei der lokalen Verwaltung.
    Dank des Vermögens und der Liebe zu Pferden gelang es ihnen eine Zucht aufzubauen.
    Es gab auch eine Taverne. Allerdings war dies alles wohl schwer zu halten, Denn die Konkurrenz war zu mächtig. Primus wurde zum Eques und Tullia wurde schwanger, verlor aber das Kind.
    Die beiden beschlossen nach dem letzten Kommando nach Corsica zurück zu kehren.
    Hochschwanger trat Tullia nach Primus´Tod die Reise an. Warum ist bisher unbekannt. Sie gebahr unterwegs zwei Knaben, wovon einer starb. Nach einer Zeit der Erholung wollte sie wohl zu einem nur ihr bekannten Ort reiten und wurde dort das Opfer des Überfalls. Jenes Überfalls bei dem sein Ziehvater ihn fand.


    Antigonos sah ihn an und nickte bedächtig.
    Nun,...eine interessante Vita, und eine sehr gute Forschung danach.
    Ein wenig Stolz glomm in Gisco´s Augen als er dieses Lob vernahm.
    ...und? Wie wirst du nun heißen? Gisco reicht ja nun bei weitem nicht mehr.
    Gisco starrte auf die beiden Pergamenthülsen und nickte. Ich dachte an Caius Terentius Geminus, in Gedenken an meine Eltern und meinen toten Bruder.
    Antigonos legte seine Hand auf Gisco´s Schulter und brummte beifällig,
    Ich will jetzt nach Roma zum Stammsitz der Terentier gehen um meine Rechte einzufordern. Vielleicht gibt es ja dort etwas, ein Testament oder irgendetwas persönliches von meinen Eltern.
    Dabei strich sein Daumen über den Griff des Dolches. Immer wieder berührte er die Initialien seines Vaters.
    Tu das...! Doch sei gewarnt, nicht immer ist es gut alles zu erfahren.
    Zügle deine Erwartungen, denn oftmals wird man enttäuscht oder übel überrascht. Ein plötzlich auftauchender Sohn kann vieles auslösen,...von Freude bis zur Niedertracht irgendwelcher Neider.

    Mit diesen Worten ging Gisco, der nun Caius hieß in seinen Verschlag und legte sich zur Nachtruhe nieder. Er war aufgewühlt, einerseits wegen der bevorstehenden Reise, andererseits wegen der Erkenntnisse die er dort wohl erlangen würde.

  • Gisco erwachte nach einer unruhigen Nacht kurz vor Sonnenaufgang. Seine Unruhe gestattete es ihm nicht zuerst eine Mahlzeit einzunehmen. Vielmehr begann er seine wenigen Habseligkeiten in einem Ledersack zu packen. Ersatzkleidung, Ersatzschuhe, Ersatzdecke wanderten in den Sack. Ein hartgebackenes Brot, Trockenfleisch und getrocknete Früchte als Notration, einen Großteil seiner Münzen und die beiden Pergamenthülsen.
    Sorgsam verschloss er den Sack und bestückte seine lederne Umhängetasche mit Dingen die jederzeit greifbar sein mussten. Seine Kleidung war einfach und robust, den Umhang, welcher seiner Mutter das Leben gekostet hatte ließ er nach anfänglichem Zögern auf seiner Bettstatt zurück, er wählte den wetterfesten Umhang mit der großen Kapuze. Den Abschluss bildete ein breiter Gürtel an welchem der Dolch seines Vaters befestigt war, ein lederner Schlapphut und ein mannshoher Wanderstock.
    Er legte die Tasche über die Schulter und platzierte den Sack so auf seinem Wanderstock wie er es bei den Legionären der Garnison beobachtet hatte. Sie zu kopieren schien ihm ratsam, denn ihr Verhalten war probat.
    Ein kurzer Rundumblick in seinem Cubicullum, dann tart er ins Freie, wo ihn neben einer erwachenden Stadt auch Antigonos und dessen Frau erwartete.
    Nach einem hoch emotionalen Abschied, den unvermeidlichen Ratschlägen und letzten Hinweisen gab es neben einem Säckel Münzen noch einen wohlwollenden Blick und den Segen der Götter.
    Gisco überwandt sich schließlich bevor es zu peinlich wurde und ging, einem inneren Zwang sich umzudrehen widerstehend, in Richtung zur Mole, wo ein Frachtschiff auf ihn wartete. Er hatte eine Passage nach Ostia gelöst, einfach,...ohne Rückfahrt.

  • Die kleine Corbita machte gute Fahrt, was Gisco gelegen kam, denn seine Passage war nicht so wie er es sich gewünscht hatte. Der Kapitän musste zunächst Olbia auf Sardinia anlaufen. Dort musste er Käse und Olivenöl abliefern. Natürlich sollte Gisco sich beim löschen der Ladung beteiligen. Alle fassten mit an, der Kapitän, der Steuermann, der Navigator und...Gisco.
    Nach 8 schweißtreibenden Stunden waren die Laderäume leer. Doch es warteten schon weitere Säcke mit Pinienkernen, Mandeln und Pistazien. Amphoren mit geharztem Wein und Garum. Giscos verzweifelter Blick brachte ihm einen wohlwollenden Klaps auf die wunde Schulter. Zum Glück war das schleppen der Säcke weniger schmerzhaft als das der Kisten. Der Kapitän besorgte sich noch 3 Sklaven von einem der Kaufleute am Hafen und so schafften sie es vor Sonnenuntergang die Ladung ordentlich in die Lagerräume zu bringen.
    Nach Sonnenuntergang saßen sie alle beisammen, aßen und tranken, sangen und schafften es sogar noch ein paar schmutzige Geschichten zum Besten zu geben. Giscos Körper schmerzte, doch er genoß das Mahl und lauschte mit offenem Mund und roten Ohren den Geschichten der Seeleute.

  • In der Nacht rang Gisco mit seinen Träumen, welche von den schlüpfrigen Geschichten der Seebären generiert waren und seinem Ziel schnellstmöglich nach Roma zu gelangen.
    Als er am Morgen erwachte beschloss er seine Tunika zu wechseln und die alte schnell und unauffällig zu waschen...
    Sein Entschluss jedoch stand fest, er blieb bei Kapitän Antigonos, zu dessen Freude, hatte er doch Gefallen an dem jungen Corsen gefunden. So brachen sie mit der Flut aus gen Sicilia.
    Servius der Navigator wies ihn in die Geheimnisse der Navigation ein, hieß ihn sich jede Landmarke einzuprägen. Dimitrios, den alle nur Mimis nannten war der Steuermann und der Sohn des Kapitäns. Er war etwa in Giscos Alter und ein prima Kerl auch wenn er über die Maßen mit seinen sexuellen Abenteuern prahlte und sich königlich über Giscos Verlegenheit amüsierte. Die Fahrt sollte einen Tag dauern, doch herrschte eine Flaute und so dümpelten sie nur so vor sich hin. Die Hitze war erträglich, wenn auch die Stimmung langsam ein wenig litt. Da,...steuerbord, etwa eine Meile,...ist das eine Spiegelung oder ist das ein Schiff? Gisco rannte mit den beiden anderen zu Mimis und versuchten etwas zu erkennen. ...hmpff,...du hast Fliegendreck auf der Linse, was soll denn da sein? raunzte Servius. Doch Gisco hatte schärfere Augen und murmelte, Ja,...ich sehe es auch,...es ist ein Schiff.
    Antigonos nickte obwohl auch er nichts erkennen konnte.
    Na schön,...Ruder hart backbord und heiß auf groß...wenn wir Wind bekommen will ich jedes Lüftchen davon einfangen. Seine Stimme war hart und ernst. Servius leg´die Waffen bereit,...wenn es Piraten sind will ich vorbereitet sein.
    Gisco lief zum Mast und riss die Segelleine um das mächtige Dreiecksegel zu entfalten. Das funktionierte leidlich, denn es gab keinen Wind. So band er das Ende an der Reling fest um dem Wind möglichst viel Fläche zu bieten. Dann legte er seine Hand auf den Dolchgriff. Verdammt! entfuhr es Mimis am Ruder ...die haben Ruder, es ist eine Galeere. Ein mulmiges Gefühl tat sich in Giscos Magengegend auf und die Gesichter der Männer taten ihr übriges um auch ein gehöriges Bibbern herbei zu führen.
    Das fremde Schiff kam näher.

  • Sollte er das werden? Sein erster Kampf um Leben und Tod? Ein wenig missmutig fiel sein Blick auf den vermutlichen Ort seiner Weihe. Ein schwankendes kleines Schiff, besetzt mit drei Männern,...nein, zwei Männern und einem Jüngling.
    Alles andere als ermutigend und während sein Blick wieder nach vorn auf das näher kommende Schiff fiel. Verdammt!...die drehen bei,...da ! Da kommt ein zweites Schiff! Mimis´Beobachtung traf auch diesmal zu. Gebannt betrachtete Gisco was sich da vor ihnen ereignete.
    Hmm,...scheint ein lohnenderes Ziel als wir zu sein! murmelte Servius hörbar erleichtert.
    Sie starrten alles gebannt auf die sich abzeichnende Begegnung der beiden Schiffe.
    Eine Triere! rief Mimis. Doch das war unnötig, denn inzwischen erkannten alle daß sich eine römische Triere dem unbekannten Schiff mit schäumendem Bug näherte. Die Besatzung versuchte verzweifelt eine Wende zu rudern, was freilich nicht gelang. Der Magister Navis der Triere war wohl ein alter Fuchs und verkürzte duch raffiniertes navigieren den Winkel zum gegnerischen Schiff und somit dessen Manövrierfähigkeit. Wie gebannt sahen sich die vier Gestalten auf der kleinen Corbita wie sich der Rammsporn der Triere mit ungeheurer Wucht in das Heck der Galeere bohrte und die Wucht des Aufpralls das gesamte Heck samt Ruder abriss.
    Die Galeere wurde fast mit dem Bug aus dem Wasser gehoben und die Mannschaft entsprechend durcheinander gewirbelt. Und während diese sich versuchte aufzurappeln zog die Triere mit eingezogenen Rudern aber mit einer dunklem Wolke aus abgefeuerten Brandpfeilen an ihr vorbei. Fassungslos betrachtete Gisco das tödliche Schauspiel. Die Männer auf der Galeere hatten keine Chance. Die tödliche Präzision mit welcher die römische Triere vorging endete in einem brillanten Wendemanöver.
    Unglaublich, sieh nur Servius! Wie kann man so ein großes Schiff nur in solch einem Radius wenden? Hochtungsvoll kommentierte Antigonos das Szenario während Servius nur kopfschüttelnd starrte.
    ...da müssten Titanen an den Rudern sitzen! Sie benutzen die Ruder um dem Winkel klein zu halten!
    Eine schier unmenschliche Kraftanstrengung und sie ahnten was im Bauch der Triere vor sich gehen musste. Doch keines der Ruder gab nach, keines brach weg.
    Eine zweite Pfeilsalve prasselte auf das inzwischen brennende Schiff nieder.
    Die Triere lies ausrollen und begab sich auf einem weitläufigen Abfangkurs während die Galeere ausbrannte und langsam sank.
    Keiner... raunte Gisco ...keiner ist ins Wasser gesprungen.
    Ja!...die Bastarde hat es allesamt erwischt. stieß Mimis hervor als hätte er Anteil an dem absoluten Sieg der Triere, die nun mit langsamer Fahrt auf sie zuhielt. Gebannt sahen die vier auf das immer größer werdende Schiff bis es längseits lag und ein Mann herüberrief.
    Salvete Bürger, alles in Ordnung bei euch?
    Offenbar der Magister Navis dachte sich Gisco während Antigonos antwortete.
    Sie erfuhren, daß die inzwischen restlos gesunkene Galeere ein kilikischer Freibeuter gewesen ist. Es folgten Worte des Dankes und eine sehenswerte Verabschiedung durch die Triere, welche majestätisch davonruderte.
    Gisco machte sich an die Arbeit, hing seinen Gedanken nach, sicher so wie die übrigen. Denn so nah waren sie dem Tod noch nie gewesen.
    Wind kam auf und sie gelangten ohne weitere Zwischenfälle nach Syrakus.

  • Gisco saß auf einem Tauknäuel an der Hafenmole und schaute den Sklaven beim Löschen der Fracht zu. Es ging ruhig vonstatten, bei allen Besatzungsmitgliedern bemerkte man eine gewisse Gelassenheit, denn im Grunde waren sie sich im Klaren darüber, daß nur das Schicksal den Status eines Menschen bestimmte.
    Hätten die Piraten sie überwältigt, wer wußte das schon,...dann würden sie jetzt in irgendeinem Hafen des Imperiums schuften, statt deren dort.
    Zum ersten Mal betrachtete Gisco die Sklaven aus dieser Perspektive.
    Derart in Gedanken schrak er ein wenig zusammen als sich Mimis neben ihn auf die Taue fallen ließ. Naa,..kommst du gleich mit in den Lumpigen Seebären?...dort kehren wir immer ein, wenn wir hier vor Anker liegen.
    Gisco sah Mimis genervt an. Dieser war kaum älter als er selbst und tat so als sei er vom Anbeginn der Zeit bereits ein Seemann.
    Mal sehen,... murmelte Gisco. Erst musste er noch mit dem Kapitän reden. Als er Mimis wieder ansah popelte dieser gerade mit einem unendlich dämlichen Gesichtsausdruck in seiner verhältnismäßig großen Nase. Kopfschüttelnd sah Gisco in Richtung Sonne.
    Es war nicht mehr viel Zeit.

  • Trotz einiger Bedenken begleitete er Servius und Mimis in den "Lumpigen Seebären". Und wie nicht anders erwartet bot ihm die Spelunke eine prekäre Mischung aus Degeneration, niederen Instinkten und völliger Freizügigkeit innerhalb einer abbruchreifen Kaschemme. Sein entsetzter Blick schweifte über bereits im Eingangsbereich kopulierende Paare gemischten oder gleichen Geschlechts. Seine Kameraden schien das nicht zu berühren si stiegen über Menschliche Leiber in extatischer Verzückung hinweg ein für ihn unsichtbares Ziel vor Augen.Gisco folgte ihnen wie ein Schaf bis er von einem Etwas angehalten und wie ein seltenes Kunstwerk betrachtet wurde.
    Er war sich nicht sicher was es war, ein Mann in Frauentand oder eine Frau mit Bart. Doch das Etwas bekundete Interesse an ihm und machte Anstalten ihm in den Schritt zu fassen...
    Dies reichte aus um eine Welle der Empörung auszulösen. Denn ein vollkommen entsetzter Gisco machte stante pede kehrt und bahnte sich mehr oder weniger rücksichtsvoll den Weg zurück nach Draussen.
    Schweratmend und unendlich erleichtert kam er an die Türe und holte draußen erst einmal tief Luft. Ein seltsam bedrückender Geschmack lag ihm auf allen Sinnen. Ausdünstungen aller Art, säuerlich, erbrechend süß und ranzig während vor seinem geistigem Auge amorphe Wesen einem Feixtanz aufführten, dessen extatische Geräusche in einer Kaskade aus Stöhnen und Trommeldröhnen sein Inneres Ohr malträtierte.
    Ihm war als würden sie immer noch nach ihm greifen und mit einem letzten Blick auf die Stätte seines Unverständnisses machte er sich auf den Weg zurück zum Schiff. Unbehelligt kam er dort an und setzte sich auf ein Wasserfass , welches am Hauptmast stand. Kopfschüttelnd starrte er auf einen Punkt am Horizont. War das etwa das Auskosten von Leben?

  • Antigonos, welcher die Vigiliae auf dem Schiff hielt kam auf Gisco zu und lehnte sich ihm gegenüber an die Reling. Beiläufig knackte er Pistazien und sah in Giscos Blickrichtung. Bald schon erkannte der alte Seebär, daß sein Gegenüber wohl melancholischer Stimmung war.
    ...der lumpige Seebär , nicht wahr? mutmaßte er nicht zu unrecht. Als Seemann war ihm diese Lasterhöhle nicht unbekannt, jedoch suchte er seit einigen Jahren derartige Pfuhle nicht mehr auf.
    Gisco schien wie aus einem Traum zu erwachen und nickte halb schläfrig halb aufgewühlt. Antigonos nickte verstehend und knackte eine weitere Pistazie.
    Ich komme aus einem kleinen Dorf, dort herrschen Regeln, Traditionen, Recht, Ordnung und Moral. Sagte er wie zu sich selbst.
    ...ich muss zugeben, daß mich das eine oder andere dieser Gesetzte mitunter genervt und ich sogar im Sinne der Gesetze nicht immer ganz korrekt gehandelt habe, aber sie waren mir stets bewußt gaben mir ein Gefühl für Richtig und Falsch...
    Antigonos nickte und entgegnete, ...und im lumpigen Seebären ist dieses Gefüge auseinander geraten, nicht wahr?!
    Gisco nickte schaudernd, was dem alten Seemann ein leises Lachen entrückte.
    Tja, mein Junge, was dir die Eltern und die Gemeinde mitgeben ist das Grundgerüst, quasi ein Bild dessen was sie leben und ein Portfolio der Werte, welche sie ausmachen.
    Er tippte sich an die dicke Nase.
    ...ihrer Werte mein Junge,...jeder Mensch hat seine eigenen Werte, ...und die meisten versuchen danach zu leben.
    Sein Blick glitt über das offene Meer hinaus und er knackte noch eine Pistazie.
    ...diese Werte treibe sich bald in eine Gruppe welche diese Werte teilt,...ob sie dabei gut oder schlecht sind nehmen sie selten wahr. Ihnen geht es um das Gefühl dazu zu gehören, am rechten Ort zu sein,...das Leben zu genießen, so wie sie es sich vorstellen.
    Bei den Göttern, er gab hier einem Jungspund Ratschläge und Weisheiten kund, wie einstmals sein Vater ihm selbst.
    War er glücklich damals? Tagaus tagein geschuftet um die kleine Familie zu ernähren. Eine karge Kindheit mit viel Arbeit, Hunger und Schlägen lag hinter ihm. Heute wußte er warum das so war, doch früher hasste er seinen Vater, litt mit seiner Mutter und seiner Schwester unter der Frust und Jähzorn seines Vaters. Er schwor sich anders zu sein, sollte er einmal erwachsen werden.
    Voll innerer Erkenntnis nickte er lächelnd, denn wenngleich es nicht so schien, so hatte er doch aus seiner Sicht der Dinge alles Richtig gemacht.
    Freilich geht das nicht lange gut, denn es gibt immer eine Gruppe deren Moral bodenständiger, deren Mittel größer und deren Argumente schlagkräftiger sind.
    Gisco hörte interessiert zu. Er war sicher hier etwas für´s Leben zu erfahren, denn gerade die sonst schweigsamen Männer waren es, sollten sie einmal in´s erzählen kommen , die über den reichsten Schatz an Erfahrung verfügten.
    ... es kommt also auf die Wahl der Gruppe an, mein Junge,...und auf deine eigenen Ambitionen.
    Ein leichtes Grinsen legte sich auf sin gesicht und warf die wettergegerbte Haut in Falten. Wenn du arm bist hast du die Wahl,...willst du schnell reich werden, wirst du Pirat, willst du ein sicheres Auskommen wirst du Händler mit gefragten Gütern, willst du deiner Lust folgen, wirst du das was du im Lumpigen Seebären angetroffen hast,...willst du aber darüber hinaus alles erleben und aus eigener Kraft vorwärts kommen,...dann mein Junge solltest du dir überlegen, ob du nicht der ganz großen Gruppe beitrittst.
    Gisco sah ihnverwirrt an, wenngleich er ihm bis dahin folgen konnte.
    Antigonos knackte ein letzte Pistazie.
    Dann wies er mit dem Daumen nach hinten auf das offene Meer.
    ...du erinnerst dich an die römische Galeere?
    Erkenntnis erhellte Giscos fragende Miene.
    Das Imperium biete jedem jungen Mann die Möglichkeit sein Potential in den Dienst der Sache zu stellen,... er grinste wieder. ...das ist dann im Idealfall die Eintrittskarte für die ganz große Vorstellung, wie wir heute gesehen haben.
    Der junge Mann vor ihm tat ihm auf eine Art leid, aber auf eine andere Art beneidete er ihn auch.
    ...man muss nur richtig wählen mein Junge, das ist die Kunst dabei.
    Und während Antigonos wieder auf einen Kontrollgang zog dachte Gisco über dessen Worte nach.

  • Die letzten Tage und vor allem Stunden hatten Giscos Horizont weitaus mehr erweitert als sein gesamtes bisheriges Leben. War es damals wie das dahingleiten mit geringfügigen Irritationen, so war er jetzt wie auf einer Schussfahrt auf einem Schild sitzend hinab in eine tiefe Kiesgrube. Sicher war nur, solange man fuhr ging es bergab.
    Giscos Gedanken brüteten, wie die Hitzeglocke, welche sich über den Portus gelegt hatte.
    Was war sein Weg?
    Seit er erfahren hatte, daß er ein Terentier war schien sein Leben eine verhängnisvolle Fahrt aufgenommen zu haben, nicht allein bergab, es war ein Schlingerkurs mit bedenklichen Hindernissen. Antigonos´Ratschläge gaben ihm ein wenig Halt. Und trotz der Hitze machte er sich auf ein Rekrutierungsofficium der Legion zu finden.

  • Wie durch einen dichten Nebel nahm er die Umgebung wahr. Unter unendlichen Mühen schaffte er es sich aufzusetzen. Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Schädel der bis in die Augäpfel trieb.
    Wie in Trance schüttelte er langsam den Kopf um gleich wieder damit aufzuhören. Alles schien sich zu drehen, zu schmerzen.
    Eine Kakophonie von Wortfetzen drang zu ihm durch, unterschiedliche Stimmen, wie es schien. Oszillierend, durch die Bewegungen der ihn umgebenden Menschen unterbrochen, traf ihn das Licht der Sonne,...was auch schmerzte. Man half ihm auf, klopfte ihm auf die Schulter und irgendjemand zog ihm die Augenlieder auf.
    Unwillig versuchte er sich zu etzihen und prallte mit dem Rücken gegen eine Wand. Dort verharrte er, die Hände auf die Knie gestützt, das Haupt gesenkt, dröhnenden Wahrnehmungen und der quälenden Frage nach dem Grund seines Zustandes.
    ...alles ...gut... dröhnte es vor ihm? Neben ihm?
    Er zwang sich die Augen vorsichtig zu öffnen und blickte in ein strenges Gesicht. Irritiert zuckte er zusammen und rappelte sich zu einer halbwegs selbstständig wirkenden Körperhaltung auf.
    Mit der Rechten Hand wischte er sich über Auge und Stirn. Ein schmieriges Gefühl an der Hand. Blut sicherte ihm sein Blick auf die Hand zu.
    Tja Junge, du hast einen harten Schädel! Aber wir haben den Kerl der dir die Börse abluchsen wollte gefasst.
    Gisco verzog sein Gesicht zu einer Grimasse aus Verwegenheit und absoluter Hilflosigkeit. Momentan war er nicht zu mehr fähig.
    Hilfbereite Hände halfen ihm und er fand sich auf einer Bank wieder. Ein feuchter Lappen schlug in sein Gesicht, es brannte. Unwillig wollte er aufbegehren, doch eine tiefe Stimme rief ihn zur Ordnung.
    Ruhig,...ruhig, ich reinige dein Gesicht um die Wunde zu untersuchen, ich will ausschliessen, daß du dir den Schädel eingeschlagen hast. Gisco verstand und ließ ihn gewähren, während er langsam wieder zu sich fand.

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