• Ankunft
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    Die Casa Iulia ragte vor ihr in den Himmel. Das Haus befand sich im Herzen Mogontiacums, in einem Viertel in welchem viele römische Familien mit germanischen Wurzeln lebten. Rein äußerlich hatte es sich die charakteristischen Eigenheiten eines römischen Heimes bewahrt, wenn man auch deutliche Einflüsse der germanischen Kultur daran entdecken konnte. Hier hatte Cara ihre Kindheit verbracht, hatte mit den Nachbarsjungen Fangen und Verstecken und aller Hand andere Kinderspiele gespielt, war aus dieser Tür ihrem Vater entgegen gelaufen, um ihm in die Arme zu fallen. Ja, hier war sie groß geworden und war schließlich geflohen, um im fernen Rom Abenteuer und die Welt kennen zu lernen. Jetzt stand sie wieder vor den weißen Mauern. Viel früher als erwartet und hörte ihr Blut in den Ohren pochen. Cara war nervös. Warum wusste sie nicht, aber ihr Körper sandte unverwechselbar die Symptome einer inneren Unruhe.
    „Tja…da sind wir…“, meinte sie mit einem hoffnungsvollen Lächeln zu ihrer Verwandten Corona….

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    Phocylides


    Phocylides hatte die ganze Reise als sehr angenehm empfunden. Er war froh das sie im beginnenden Frühjahr gereist waren, er als Ägypter mochte es ja nicht sonderlich wenn es kalt war. Und er war angenehm überrascht wie warm es doch im angeblich so kalten Germanien war. Mogontiacum mochte ein der Städte in Germanien sein aber im vergleich zu Alexandria oder Rom wirkte es auf den Ägypter wie ein verschlafenes Nest wie es sie in Ägypten zu Hauf gab. Aber er war ja nicht zu seinem Vergnügen da. Die Beiden Frauen hatten die Reise wirklich genossen und die meiste Zeit in Männerkleidung auf den Pferden verbracht. Phocylides hatte seine liebe Not sie immer wieder zurück zurufen so das sie nicht wieder außer Sicht im Wald verschwanden. Cara´s Elternhaus war im vergleich zu den meisten in der Umgebung doch ein Fortschritt gut Casa´s und Iulius Saturninus Vater war ja auch Lagerpräfekt gewesen und damit gehörten sie schon zum deutlich besseren Teil der Gesellschaft. Denn als Perfekt verdiente man schon ordentlich. Und wer Geld hatte war in der römischen Gesellschaft auch was Cara´s und Iulius Saturninus Familie hatten sicher einen guten Stand hier.


    Mit Cara´s „Tja…da sind wir…“, war die Reise wohl erst mal beendet. Phocylides war sichtlich erleichtert nun endlich wieder in einem ordentlichem Haus schlaf zu können atmete sichtlich auf. „Ja so wie es aus sieht haben wir es geschafft. Ihr könnt ja schon mal Deine Mutter begrüßen Domina Cara. Ich werde zur Castra gehen und dem Legaten Decimus Livianus sagen das wir an gekommen sind.” Schlug er vor damit der dann alles andere veranlassen konnte. Obwohl er glaubte das sie die erste Nacht hier verbringen würden. Die Eskorte aus den Sechs bewaffneten mussten aber auch noch untergebracht werden denn sie waren für hin und Rückweg bezahlt worden. Nicht ganz billig wie Phocylides fand auch wenn sie in der Zeit die sie hier warten würden müssen nur ein drittel des Soldes bekamen.




    MAIORDOMUS - LUCIUS IULIUS CENTHO



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  • Die Worte des Maiordomus rissen Cara aus ihren Gedanken.
    "Ist gut...", gab sie nickend zur Antwort. Etwas anderes blieb ihr ja auch nicht wirklich übrig.
    Coronas Sklave, ein Mann mit einem äußerst griechisch klingenden Namen, klopfte schließlich am Tor der Casa an, als Phocylides schon verschwunden war und meldete die Mädchen an. Etwas flau war es Cara schon im Magen. Wie würde das Wiedersehen mit ihrer Mutter werden? Und vor allem >In welchem Zustand, werde ich Mutter antreffen?< Die angeblich schlechte gesundheitliche Verfassung war es immerhin gewesen, die Lucius erst veranlasst hatte, sie nach Mogontiacum zu schicken. Die ganze Reise über hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen, ob das nur ein Vorwand gewesen sein könnte. Doch sie war einfach nicht schlau darauß geworden. Nicht einmal als sie den Leibsklaven Lucius´ Phocylides ausgefragt hatte, hatte sich irgendetwas ergeben, dass ihre These unterstützt hätte. Wenn auch widerwillig, so langsam glaubte sie tatsächlich daran, dass Creticas Gesundheit der Grund war.


    Ihre Mutter saß im hellen Atrium in einem gemütlichen Weidenkorb, eine Decke über den Knien. Als sie die Schritte der Ankommenden hörte, wandte sie den Kopf halb über ihre Schulter und warf ihrer Tochter ein Lächeln zu, als sich diese klamm näherte. Schon von Weitem suchte Cara nach Anzeichen irgendeiner Veränderung in Creticas Antlitz. Konnte aber nichts erkennen. Seitdem sie sie zurückgelassen hatte, war ihr einst dunkles Haar nicht grauer geworden, als es ohnehin schon gewesen war, als sie sie verlassen hatte. "Mutter...", sagte Cara und versuchte ihr Lächeln zu erwidern. "Wie geht es dir?",
    Im Licht wirkte ihr Gesicht nun doch ein bisschen fahl, als Cara den Stuhl, den man ihr heranschob ablehnte und sich stattdessen neben die alte Frau kniete. Ihre Hand war auch ganz kalt...
    "Ich bin so froh, dass du wieder da bist!",
    "Sicher...", erwiderte Cara knapp, den inneren Widerstreit ignorierend. Sie hatte eigentlich nicht kommen wollen. Jetzt, da sie ihre alternde Mutter sah, überkam sie dann doch ein schlechtes Gewissen.
    "War deine Reise gut?", Die junge Iulia spürte den sanften Druck ihrer Hände. Diese Hände konnten vieles sein. Sanft, grob, überzeugend, überredend...Im Moment erinnerten sie daran, dass Cara noch eine Antwort schuldig war. Schon jetzt versuchte Cretica wieder das Heft an sich zu reißen. >Sie ignoriert meine Fragen....<
    "Wunderbar..."
    "Und du hast jemanden mitgebracht! Wie schön!...." Sie hatte Corona entdeckt, die sich die Zeit über taktvoll im Hintergrund gehalten hatte, um Tochter und Mutter Zeit für Wiedersehensrituale zu geben.
    "Ja...Das ist Iulia Corona", erklärte Cara, indem sie sich erhob und die Hand ihrer Verwandten ergriff, als suche sie damit nach Unterstützung. "Du erinnerst dich bestimmt noch an sie. Sie ist die Tochter Pompeia Lucias..." Sie erinnerte sich noch sehr gut daran, was Corona ihr einst auf dem Markt eröffnet hatte. Die Reaktion Lucias auf den mysteriösen Brief ihrer Mutter. Vor langer Zeit einmal musste sie sehr gute Freundinnen gewesen sein. Doch irgendetwas hatte diese Freundschaft zerstört. Aufmerksam suchte sie nun im Gesicht ihrer Mutter nach einem Hinweis.

  • Corona lächelte nur unsicher, als sie sich mit Caras Mutter konfrontiert sah. Sie kannte diese Frau überhaupt nicht, aber ihre eigene Mutter mochte sie aus ihr unbekannten Gründen überhaupt nicht und woran das lag wollte sie ihr auch nicht sagen.


    "Salve, Cretica." sagte die junge Iulia freundlich und lächelte die Verwandte an. "Es freut mich, die Mutter von Cara kennen lernen zu dürfen. - Ich verstehe mich nämlich wirklich gut mit diesem rothaarigen Wildfang."


    Ihr eigenes Verhalten war schon einmal ein deutliches Zeichen, dass sie wirklich gar nicht wusste, welches Problem die Mütter der beiden jungen Frauen miteinander hatten. Allerdings räusperte sich gerade Nicocholus hinter ihr und das verwunderte Corona schon ein wenig.


    "Was gibt es denn?" fragte sie den griechischen Sklaven irritiert.


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    Nicocholus
    Der Grieche kannte die Streitigkeiten der beiden Frauen nur zu gut und ahnte wie sich die Pompeia ihm gegenüber äußern würde, wenn Corona nun auch noch mit der "Feindin" Freundschaft schloss. So lange die beiden Römerinnen sich nicht selbst vertrugen, sollten die Töchter am besten Vorsicht walten lassen.
    "Ich wollte nur sagen, dass sämtliche Pferde versorgt sind, Domina. Ich würde mich jetzt gerne ein wenig ausruhen, wenn du es erlaubst." sprach der Mann mittleren Alters und sah die Mutter von Cara vorsichtig an. Er hatte sie schon einmal gesehen, die Frage war nur, ob sie sich an ihn erinnerte. Das Zusammentreffen der beiden war schon einige Jahre her und er kannte den Grund des Übels persönlich.


    ///
    "Aber natürlich! Ruh dich aus, Nicocholus. Wir sehen uns dann später." sprach die junge Iulia freundlich und lächelte den treuen Familiensklaven an. Sie war so froh, ihn mitgenommen zu haben.

  • Die Iulia warf Corona ein Lächeln zu. Sie mochte die Verwandte. Zumindest ein gutes hatte diese Reise gebracht: Sie waren sich näher gekommen und hatten sich besser kennen gelernt. Vieles teilten sie, waren dabei aber auch ganz und gar Individuen, die sich gegenseitig halfen und ergänzten. Während der Reise, wenn sie des abends in ein Gasthaus eingekehrt waren, um die Nacht geschützt zu verbringen, hatten sie manchmal die Köpfe zusammen gesteckt und Cara hatte sich geduldig von ihrer Verwandten Nachhilfestunden im Nähen geben lassen. Mit Coronas Hilfe hatte sie sich nicht einmal mehr so dumm angestellt.


    Ah ja natürlich! Salve! Komm nur näher!“, winkte Cretica die Iulia heran und sog dann erschrocken die Luft ein. „Bona dea! Bist du groß geworden – und hübsch!“ Sie lachte auf und schüttelte über sich selbst den Kopf. „Das hörst du vermutlich fast jeden Tag, was? Ja, ich weiß…wir Alten…aber lasst euch gesagt sein, Mädchen…das Altern merkt man natürlich daran, dass einem das Gehen schwerer fällt, die Gelenke schmerzen und“, an dieser Stelle musste sie tatsächlich husten, was einige Bedienstete im Hintergrund dazu veranlasste besorgt einen Schritt näher zu kommen, „man wird öfter krank. Aber, wirklich erkennen tut man es nur an den Jungen um einen herum, die heranwachsen zu schönen Blumen und stattlichen Bäumen…Jaja…“ Eigenmächtig nahm sie Coronas Hand, tätschelte sie und sah mit ihren Wasserblauen Augen zu der jungen Frau auf, als suche sie irgendetwas in ihrem Gesicht. „Wie geht es dem guten Lucius, Mädchen…und deiner Mutter, Corona?“


    Das Gespräch wurde von einem Räuspern unterbrochen. Automatisch wandte die Aquilia den Kopf in die Richtung, aus der das Gespräch kam. Ein junger Mann stand dort. Offensichtlich ein Sklave. Um ihn zu erkennen, musste sie jedoch die Augen zusammen kneifen, so gut waren sie dann schließlich auch nicht mehr. Das Gesicht kam ihr bekannt vor. Kantig, mit einer schmalen, ausgeprägten Nase. Aber wo? Wo nur hatte sie es schon einmal gesehen? Während sie noch darüber nachsann, entließ Corona ihn, damit er sich ausruhen konnte. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Für einen Augenblick hatte sie das Gefühl, als verlöre sie den Boden unter den Füßen. Er war es. Lucia hatte den Mann überall mit hin geschleppt. Ihr wurde ganz schwindlig. Er in der Nähe ihrer Tochter!


    „Mutter, geht es dir gut?“, Caras Gesicht erschien vor ihr. Ein besorgter Ausdruck lag darin. „Du bist ganz bleich…“
    „Nein – nein! Schon gut…“, Cretica zwang ein Lächeln auf ihre Lippen und straffte sich. „Nur der Kreislauf…Crates“, wandte sie sich an einen blonden Mann, der ihr am nächsten stand. „Bitte bringe mir etwas zu trinken. Und auch den beiden jungen Damen und ihrer Reisegesellschaft. Ich bin mir sicher nach der langen Reise können sie einen Schluck Wasser gut gebrauchen.“ Der Mann nickte und entfernte sich.


    Cara unterdessen war von der Schauspieleinlage ihrer Mutter nicht sonderlich überzeugt. Irgendetwas schien sie zu beunruhigen. Etwas, das mit Nicocholus zu tun hatte. Sie nahm sich vor, Corona, der sie nun mit gehobenen Brauen einen Blick zu warf, der signalisieren sollte „Ich weiß auch nicht was sie hat“, später danach zu fragen, wie sie an den Griechen gekommen war. Vielleicht hatten sie sich ja bereits schon früher einmal getroffen – was zwar nicht erklärte, warum ihre Mutter so merkwürdig reagiert hatte, aber sie zumindest einen Schritt weiter bringen würde.

  • Corona lächelte die Mutter von Cara herzlich an. Cretica war eine nette Frau und sie war froh, sie endlich kennen zu lernen. "Meiner Mutter geht es... nun ja... den Umständen entsprechend. Sie trauert um den Tod meines Vaters und weil sie nur das eine Kind - also mich - hat... Ich bin alles was sie hat und deswegen ist sie mit mir nach Rom, damit mein Tutor Centho sich um mich kümmern kann. - Und dann schickt der uns hierher. Begeistert war sie nicht... erklärte die junge Iulia freundlich. Sie dachte, ich bekomme nun endlich einen Mann und würde in eine gute Familie kommen, damit sie mich in guten Händen weiß oder so. - Lucius geht es gut. Er ist sehr glücklich mit seiner Frau...


    Als Cretica der Ohnmacht nahe war, versuchte sie zu helfen, aber der germanische Sklave schien diese Schwächeanfall schon zu kennen und half ihr. Dann schickte sie ihn schon, um Getränke zu holen.


    Verunsichert blickte sie ihre rothaarige Verwandte an. Darüber würden sie sicherlich später sprechen. So oft wie sie in den letzten Tagen und Wochen ihre Köpfe zusammen gesteckt hatten, würden sie auch darüber diskutieren.


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    Nicocholus
    Ernst sah der griechische Sklave drein und beobachte die Szenerie. Das war ja mal gar nicht gut. Natürlich wusste Nicocholus alles, was die Geheimnisse der beiden Weiber anging und warum sie sich gestritten hatten. Er war der Sklave von Coronas Vater gewesen und außerdem die Leibwache von Lucia, weshalb er immer bei ihr gewesen war und einfach alles wusste. Nun war er Coronas Schatten und damit würde Cretica leben müssen.

  • Cara las Übereinstimmung in Coronas Blick. Auch ihre Verwandte schien verwirrt zu sein. Später würde sich sicherlich Gelegenheit ergeben, sich auszutauschen. Wo wollte man sie eigentlich unterbringen?
    „Mutter bist du dir ganz sicher...?“, Vorsichtig legte sie eine Hand auf die zierliche Schulter der Älteren. In der Tat sah sie kränklich aus. >Lucius hatte wohl doch Recht...< Eine Welle des schlechten Gewissen überrollte sie.


    Scheppernd kehrte Crates zurück. Geschickt balancierte er ein Tablett mit einem Krug und drei Bechern auf einer Hand herein.
    „Setzt euch doch, dominae...“, bot er den Mädchen mit einer angenehm schwingenden Stimme an und wies auf zwei Weidenkörbe. „Ihr seid bestimmt müde...“ Während sich die Julierinnen daran machten, sich zu setzen, nutzte Cretica den Moment, sich ebenfalls zu ordnen und Corona unbemerkt zu mustern. >Sie sieht ihr so ähnlich...<
    „Ich bedaure euer beider Verlust. Es ist wahrlich nicht einfach den...“, Für den Hauch eines Atemzugs glitten ihre blauen Augen hinüber zu dem Griechen, „Ehemann und Vater zu verlieren.“ Sie nahm die Hand ihrer Tochter und drückte diese. „Ihre Begeisterung kann ich mir vorstellen. Ich selbst hatte Cara ja nach Roma geschickt, damit sie dort eine anständige Partie fände...“ Ihre Tochter wusste ja nicht, dass das der eigentliche Grund für ihre Reise gewesen war. Sie schien auch noch nichts davon zu ahnen. >Ich muss nur meine Rolle spielen...< „Aber ich glaube, es war eine gute Entscheidung euch zumindest über die Sommerhitze aus Rom fort zu schicken – und ich freue mich wirklich, wirklich meine Cara zu sehen...“ Sie nahm ihren Kopf und zog sie zu sich heran, um sie, entgegen des zuerst noch widerwilligen Ausdrucks auf ihrem Gesicht, an sich zu drücken. „Wer weiß, wann ich dich das nächste Mal wieder sehe, Tochter...“, kommentierte sie, während sich Cara mit sanften Druck wieder aus ihrer Umarmung löste. Die junge Iulia zog es vor, darauf besser nichts zu sagen. Die Neuigkeit um Lucius überraschte die alte Aquilia dann doch.
    „Seine Frau? Er hat geheiratet? Das ist ja mal ein Ding! Er kündigt euch mir an und verpasst dann ganz und gar von sich zu schreiben. Typisch Männer – haben immer so viel Krimskram in ihren Köpfen, dass sie die Hälfte vergessen. Zu welcher Gens gehört sie?“

  • Vor der Casa Iulia herrschte zur dritten Stunde dieses Tages plötzlich ein reges Treiben. Ein kleiner militärischer Tross, der sich aus 2 Sänften samt Trägern und einem dutzend Soldaten der persönlichen Leibgarde des Legatus Legionis zusammensetzte, bog unter Beobachtung der Nachbarn und zahlreicher Schaulustiger in die Gasse ein und hielt direkt vor der Casa. Allen voran war Livianus marschiert, der sich dazu entschlossen hatte, den kurzen Weg vom Castellum zur Casa zu Fuß hinter sich zu bringen. Für einen Spaziergang fand er sonst kaum die nötige Zeit und daher war dies eine mehr als willkommene Abwechslung für den Decimer. Natürlich hätte er auf dem Rücken eines Pferdes vielleicht mehr Eindruck machen können, vor allem auf die beiden Damen die er hier abholen wollte.


    Doch war er mittlerweile in einem Alter, wo man solche Angelegenheiten eher ruhig und besonnen anging. Er hatte sich daher auch gegen seine Rüstung entschieden, die ihm viel zu protzig vorgekommen wäre – und vermutlich immer noch ein wenig abgeschnürt hätte - und stattdessen seine strahlendweiße und mit breiten Purpurstreifen versehene Senatorentoga angelegt. Die Toga kaschierte besser und strahlte ebenso die Würde eines Senator Roms aus. Während er sich auf der Straße umsah und freundlich den einen oder anderen Bürger zunickte, machte sich bereits einer der Sklaven auf den Weg zur Haustüre der Casa Iulia und informierte den Ianitor, dass der Feldherr Marcus Decimus Livianus hier war, um die Damen der Gens Iulia abzuholen.

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    Phocylides


    Wie am Abend des Vortages hatte Phocylides alles nötige veranlasst damit der Legat die beiden Frauen am Nächsten morgen mit in die Castra nehmen konnte. Quasi auf gepackten Kisten warten sie darauf das der Legat mit seiner Eskorte kam um sie zu hohlen. Phocylides sah es durchweg positiv das er mit dem Gepäck und dem Wagen nachkommen würde.


    Der Legat kam äußerst pünktlich was Phocylides nicht wunderte was wenn ein Soldat zuspäht zum Angriff kommen würde. Allerdings hatte sich Phocylides vorgestellt das der Legat hoch zu Ross kommen würde. Stattdessen lief er neben zwei Sänften her allerdings mit entsprechender Eskorte. Was man als Legat zu tragen pflegte wusste er allerdings nicht deshalb wunderte er sich nicht über die Senatorentoga.


    Der Türhüter hatte mittlerweile auch gemeldet das der Legat angekommen war und trotz das er gestern alles haarklein mit den Frauen besprochen hatte war Caras Mutter völlig aus dem Häuschen. Was Phocylides mehr als störte denn die Unruhe war auch Cara nicht entgangen. Was die Geheimhaltung ungleich schwieriger machen würde.




    MAIORDOMUS - LUCIUS IULIUS CENTHO



    by:// LIC

  • Corona setzte sich gerne, als sie dazu aufgefordert worden war doch Platz zu nehmen und auch das Getränk nahm sie gerne entgegen. Der germanische Sklave war freundlich und nett anzusehen. Vor allem aber war er auch nicht so alt wie der griechische, muskulöse Nicocholus, der ihr kaum noch von der Seite wich.


    "Ich habe Germania schon vermisst. Immerhin bin ich dort aufgewachsen. Irgendwie ist es mein Zuhause." sprach die junge Iulia und lächelte Cretica an. "Seine Frau ist eine Furia. Furia Calliphana ist eine sehr liebe Frau und sie kocht vorzüglich - obwohl sie dies nicht tun müsste, bei den ganzen Sklaven." beantwortete sie ihre Frage nach der Ehefrau von Centho.


    "Sie ist eine gebildete Frau. Sie arbeitet in der Schola. Außerdem scheinen sie sich sehr zu lieben. Ich beneide die beiden um ihr Glück.

  • Corona stand neben den Truhen, Phocylides und Nicocholus und wartete einfach erst einmal, was das werden sollte.


    "Nur, damit ich das richtig verstehe, Phocylides: Wir bleiben nicht hier, sondern werden Gast des Legaten sein, der ein Freund von Centho ist, ja?" hakte die junge Iulia ein wenig misstrauisch nach. Misstrauisch deshalb, weil Cretica sich irgendwie seltsam benahm.

  • Die Iulierinnen tauschten sich noch eine Weile über dieses und jenes aus, wobei sich Cara eher zurückhielt und sich darauf verlegte, die Situation mit Katzenaugen zu beobachten, als schließlich ein Sklave meldete, dass das balneum bereit sei. Das ließ sich die junge Iulia natürlich nicht zweimal sagen. Immerhin waren sie über Wochen und Monate unterwegs gewesen und hatten den Staub der Straßen aufgesammelt. Ein Bad kam ihr da gerade Recht. Wohl auch deshalb, weil sie so der Nähe ihrer Mutter entkam. Begeistert nahm sie Corona bei der Hand – vor der Verwandten schämte sie sich nicht – und ließ die alte Cretica erst einmal für die nächsten zwei Stunden hinter sich. Den Rest des Abends verbrachten die drei Damen zusammen im Triclinum, wo man ihnen germanische Spezialitäten wie Honigwein kredenzte.


    Das war gestern gewesen. Auch heute saßen sie zusammen, als man meldete der Legat und Senator Marcus Decimus Livianus stehe vor der Tür, wie es ihnen Phocylides bereits am Abend zuvor angekündigt hatte. Ein Freudenstrahlen huschte über Creticas Gesicht: „Der Legat. Was sagt man denn dazu, hm?“, flötete sie begeistert, fast schon wie ein junges Mädchen, das einem der Rennfahrer im Circus Maxmius hinterher schwärmt. Eigentlich hätte das Cara an dieser Stelle misstrauisch werden lassen. Andererseits hatten bereits vergangene Erfahrungen gezeigt, dass Cretica grundsätzlich in jedem Mann, der nicht bei drei auf dem Baum saß und ein entsprechendes Vermögen inklusive Ruf vorzuweisen hatte, einen potentiellen Ehemann für ihre Tochter. Das war wohl etwas, das alle Mütter gemein hatten.
    „Na huschhusch ihr beiden! Ihr solltet den Mann nun wirklich nicht warten lassen, wenn er denn extra von der castra herüber kommt, um euch abzuholen...“ Eilig – erstaunlich behände – erhob sich die ältere Frau aus ihrem Weidenkorb und trieb die beiden Mädchen vor sich her aus dem Atrium hinaus und ins Freie.
    Dort wartete eine ganze Eskorte auf die Iulias.
    Der Tross, obschon wohl nur als „kleiner militärischer“ zu bezeichnen, hatte auf den Straßen für reichlich Aufsehen gesorgt, sodass sich dem militärischen auch ein kleiner ziviler angeschlossen hatte und die Nachbarn aus den umliegenden Häusern die Köpfe zu den Fenstern herausstreckten, um die Ursache für diese Unruhe zu erkunden.
    Überrascht hob Cara die Augenbrauen. Sogar zwei Sänften hatte der Legat mitgebracht. Und ihr Erstaunen wuchs, als sie den Blick auf der Suche nach dem Legaten über die Soldaten schweifen ließ und sie an einem Mann in einer schneeweißen Toga mit Purpurstreifen hängen blieb. >Zu Fuß...Ohne Rüstung...< Ein Lächeln kräuselte ihr Lippen. >Na das ist doch mal untypisch...< Er war ein älterer Herr, der sich über die Jahre hinweg, die würdige Ausstrahlung und Haltung eines Senators und Militärs angeeignet hatte. Nach wie vor war es ihr ein Rätsel, weshalb Lucius sie ausgerechnet in seine Obhut gegeben hatte und sie nicht in der Casa hatte einquartieren lassen. Und jetzt dieser Aufwand. >Römischer Protz?<, ging es ihr durch den Kopf. >Nein, das ist bestimmt auf Phocylides Mist gewachsen...denn dieser Mann da scheint mir ganz geerdet zu sein...< Sie warf dem Maior domus einen raschen Blick zu, ehe sie alle Vorbehalte von sich abwarf. Immerhin würden sie nun einige Zeit unter dem Dach des Decimers leben und noch war offen, wie viel sie überhaupt mit ihm zu tun bekommen würden. Cretica, da war sie sich sicher, würde sie beide gewiss für sich beanspruchen.
    Das tat sie schließlich auch schon jetzt. Die ältere Frau ließ es sich nicht nehmen, die beiden Mädchen vorzustellen.
    „Salve Legat Decimus Livianus! Es ist schön dich hier zu sehen und es freut mich, dass du dir Zeit genommen hast, die Mädchen persönlich abzuholen...“, Von dem Unmut des Sklaven nahm sie nichts war und auch die misstrauische Frage Coronas nahm sie nicht zur Kenntnis.
    „Wenn ich vorstellen darf...Iulia Corona, Tochter des Tiberius Iulius Marius...und meine eigene Tochter...Iulia Cara...“, deutete sie zuerst auf Corona und dann auf Cara.
    „Sei gegrüßt Senator...“, Lächelnd neigte die junge Iulia etwas den Kopf. „Es ist sehr freundlich von dir, uns bei dir aufzunehmen...“, erklärte sie so zurückhaltend, wie man es in dieser Situation von ihr als wohlerzogene junge römische Dame erwartete. >Immerhin etwas Luft...<

  • Als Livianus bemerkte, dass sich etwas bei der Porta der Casa Iulia tat und einige Personen heraustraten, legte auch er die letzten Schritte zum Eingangsbereich zurück und nickte allen freundlich zu. Den Maiordomus des Iulius Centho kannte er ja bereits und ehe er sich Gedanken darüber machen konnte, wer die anderen waren, kam auch schon eine ältere Matrone auf ihn zu und begrüßte den Legaten herzlich. Es musste sich ohne Zweifel um die kränkliche Herrin des Hauses handeln, die den Grund für den Besuch der beiden „Mädchen“ - wie sie die junge Damen salopp nannte - geliefert hatte und auf den ersten Blick gar nicht so Krank aussah. Livianus ließ sich davon jedoch nicht irritieren und erwiderte ihre freundlichen Worte mit einem wohlwollenden Kopfnicken.


    "Auch mir ist es eine Freude wehrte Dame."


    Zu einer längeren Antwort kam er auch schon nicht mehr, da ihm die gute Frau sofort die beiden jüngeren Damen vorstellte. Zuerst war Iulia Corona an der Reihe. Auf den
    ersten Blick eine bezaubernde junge Frau, wie Livianus schnell feststellte, als er nun auch ihr zunickte und sie dabei unauffällig musterte. Dann wandte sich die alte Frau an das nächste Mädchen bei dem es den Decimer nun nicht mehr ganz so einfach fiel, die angenehme Überraschung hinter einer staatsmännischen Mine zu verbergen. Cara war zweifellos ebenso bezaubernd wie Corona, doch sofort stach dem Legaten ihre ungewöhnliche Haarfarbe ins Auge. Er war auf den ersten Blick hin und weg, waren rote Haare bei einer Frau doch seine bisher heimliche Leidenschaft. Ungewöhnlich für eine Römerin dachte er noch bei sich, ehe er wieder einen neutralen Blick aufsetzte und auch dieser jungen Iulia ein wohlwollendes Kopfnicken zukommen ließ. Die beiden Mädchen waren tatsächlich jünger, als er es erwartet hatte, doch in der heutigen Zeit war es keineswegs etwas ungewöhnliches, dass ein etwas gealterter Senator eine weitaus jüngere Frau ehelichte. Und aus seiner Sicht war er gerade in den besten Jahren. Alt fühlte er sich keineswegs und auch wenn ihm hin und wieder schon das eine oder andere Zipperlein plagte, war er körperlich gut in Form. Abgesehen von seinen kleinen Bäuchlein, dass er hier in Germanien wohl bald verlieren würde. Nun hatte er einen guten Grund mehr dafür Sorge zu tragen. Die junge Iulia begrüßte ihn sofort mit dem nötigen Respekt und schenkte ihm dabei sogar ein bezauberndes Lächeln.


    "Auch euch ein herzliches Willkommen hier in Mogontiacum. Es ist mir eine Freude und Ehre euch in meinem Haus als Gäste begrüßen zu dürfen."

  • Zitat

    Original von Iulia Corona
    Corona stand neben den Truhen, Phocylides und Nicocholus und wartete einfach erst einmal, was das werden sollte.


    "Nur, damit ich das richtig verstehe, Phocylides: Wir bleiben nicht hier, sondern werden Gast des Legaten sein, der ein Freund von Centho ist, ja?" hakte die junge Iulia ein wenig misstrauisch nach. Misstrauisch deshalb, weil Cretica sich irgendwie seltsam benahm.


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    Phocylides


    Auf die Frage von Corona hin drehte der Ägypter sich zu ihr und nickte. “Ja Domina Corona das ist richtig. Nur ist der Legat nicht nur ein Freund deines Cousins sonder auch der Familie. Sein Cousin der ehrenwerte Triumphator Maximus Decimus Meridius war mit einer Großtante von dir verheirate bis sie verstorben ist. So kann man die Decima als Freunde der Familie ansehen. Und außerdem war es der Wunsch meines Heeren das ihr nicht bei Cretica wohnt damit auch Cara sich erholen kann auch wenn sie sich ein Bisschen um ihre Mutter kümmern soll. Und sicher wehre es auch Cretica nicht zuträglich wenn sie sich ständig mit Cara in den Harren liegt. Der Legatus kommt morgen zur dritten Stunde und holt euch ab.” Gut ein Großteil war nur nahe an der Wahrheit aber eben auch nur nahe dran. Aber den eigentlichen Grund und das Wohnen unter dem Dach des Legaten konnte er ja wohl kaum hier preis geben.



    MAIORDOMUS - LUCIUS IULIUS CENTHO



    by:// LIC

  • AD
    Iulia Cara
    Casa Iulia
    Moguntiacum
    Germania


    Salve Cara,


    ja, ich bin in Mantua und das wohl auch noch ein paar weitere Jahre, so der Kaiser nicht beschließt, dass die legio verlegt oder ich versetzt werde. Meine reguläre Dienstzeit läuft derzeit noch zehn Jahre, und danach stellt sich noch die Frage, ob ich mich weiter verpflichte.
    Schade, dass du es erst so spät erfahren hast. Wobei auch ich nicht weiß, ob ich dich noch erkennen würde, aber ich kann dir immerhin sagen, an was ich mich erinnere. Da war so ein kleiner Rotschopf, der es geschafft ganz alleine ein ganzes Haus auf den Kopf zu stellen. Hab ich Recht?
    Es tut mir Leid zu hören, dass auch du an einem Fieber erkrankt warst, aber so wie du klingst hast du dich gut erholt. Die Strecke Rom – Moguntiacum zweimal in solch kurzer Zeit hinter sich zu bringen, das haben gewiss nicht viele Leute gemacht. Ich muss allerdings zugeben, dass ich den Unmut deiner Mutter nachvollziehen kann, sonderlich vernünftig erscheint es nicht, sich sofort nach einer Krankheit auf eine solche Reise zu begeben.
    Das deine Sklavin geflohen ist, ist natürlich bedauerlich. Und töricht von ihr. Ich glaube nämlich nicht, dass ihre Überlebenschancen zu dieser Jahreszeit besonders hoch sind. Was jedoch deine Folgerung angeht, möchte ich dir einen Rat geben, den ich im Laufe des Soldatenlebens gelernt habe. Genauer genommen derer zwei: Zum einen solltest du neuen Untergebenen immer die Chance geben, sich dir zu beweisen und auch dein Vertrauen zu erwerben. Ein generelles Misstrauen führt nur dazu, dass die Sold- Sklaven ihre Arbeit nur noch widerstrebender und ungründlicher erledigen, da sie es offenbar eh nicht richtig machen können. Du solltest dein Vertrauen allerdings auch nicht leichtfertig vergeben. Warte ab und belohne nur jene damit, die es verdienen, sonst tanzen sie dir zu bald auf der Nase herum.
    Du siehst, die Kunst ist es den Mittelweg zu finden. Zumindest bei Soldaten, meine Erfahrungen mit Sklaven sind natürlicherweise ziemlich gering.


    Deine Bekanntschaften finde ich allerdings hochinteressant, lernte ich beide Männer doch als meine Vorgesetzten kennen. Genau genommen war Decimus Livianus legatus legionis der prima, als ich zu den Adlern ging. Er war es auch, der uns nach Parthia führte. Dagegen ist dein „Retter“ in Rom, Aurelius Ursus, der heutige Befehlshaber meiner legio.


    Natürlich kenne ich Iulius Centho, abgesehen davon, dass wir in Briefkontakt stehen, bringt die acta ja regelmäßig Berichte über die Wahlen, in denen unser Verwandter ja regelmäßig erwähnt wird. Logisch daher auch, dass er besonders auf den guten Ruf der Gens und ihrer Mitglieder achtet. Und, wenn du dich im Gegensatz zu meiner obigen Erinnerung nicht sehr geändert hast, auch logisch, dass du dir solche Gedanken machst.
    Mich würde, in diesem Zusammenhang, allerdings auch interessieren, was er dazu sagen würde, dass ihr beiden im Haus des legatus wohnt. Ich kann mir vorstellen, dass er nicht sonderlich begeistert davon wäre. Aber das ist einzig deine Entscheidung, ich werde mich da heraushalten.


    Nun, was hat sich bei mir sonst so getan? Da ich nicht weiß, was genau dein letzter Stand ist, kann ich jetzt entweder mein ganzes Leben hier niederschreiben oder einfach, was zur Zeit Sache ist.
    Nun, ich bin primus pilus der legio prima und cliens des Aurelius Ursus um für den Fall eines Ausscheidens aus medizinischen Gründne gewappnet zu sein. Vor kurzem führte mich eine Rekrutierungsreise durch Italia und nun bin ich damit beschäftigt die neuen Rekruten zu drillen. Der ganz normale Dienst also.


    Übrigens ist, als ich anfangen wollte, diesen Brief zu schreiben Iulia Corona bei mir in der habitatio erschienen. Sie ist wohl schon auf dem Rückweg, aber das weißt du ja sicherlich bereits.
    [Da das Gespräch noch läuft schreibe ich hierzu jetzt nicht mehr]


    Wünsche deiner Mutter bitte in meinem Namen gute Besserung


    Vale bene


    M’IUL’LIC’


    [Blockierte Grafik: http://1.2.3.9/bmi/www.imperiumromanum.net/images/signet/Siegel_gens_Iulia_Papyrus.png]


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