Kaltes klares Wasser

  • Es war nicht so, als wäre Vala sich der Wirkung eines Besuchs auf dem Sklavenmarkt auf seine Begleitung nicht bewusst. Er konnte sich ausmalen, wie sehr sie litt. Aber er ignorierte es einfach. Was das zynische Moment noch verstärkte, wenn man bedachte, dass ihr über alles geliebter Leibsklave auf sein Geheiss vor ihren Augen gemeuchelt wurde. Und wenn man bedachte, dass er das nur getan hatte, weil er sich letztendlich mit Mühe und Not doch noch davon hatte abbringen lassen, Axilla höchstselbst ins Elysium zu befördern.


    Aus genau diesem Grund überging er einfach in den ersten Momenten ihre Reaktion, und wenn sie zögerte, war er bereit sie gegen jeden Widerwillen einfach mit zu ziehen.


    "Da wären wir...", stellte Vala fest, und blickte sie nun zum ersten Mal seit ihrem Eintreffen auf dem Sklavenmarkt direkt an, "...der Sklavenmarkt von Rom. Und bevor du dir falsche Hoffnungen machst, nein, ich werde dir keinen neuen Leibsklaven kaufen." Seine Stimme war fest, beinahe unerbittlich, und sein Blick entsprach dem Eindruck umso mehr. Er hatte nicht vor, hier großartig Rücksicht zu nehmen. Eigentlich überhaupt nicht. Er wollte sein Ziel erreichen..


    "Dafür ist schließlich dein Ehemann zuständig, der dich beinahe nicht hätte beschützen können."

  • Auch wenn Axilla nicht jeden Teil der Stadt kannte – und sich in den meisten wohl verlaufen würde – sie wusste ziemlich rasch, wo Vala mit ihr hinwollte. Als sie in die Straße einbogen, konnte sie schon über den Lärm der redenden Menschen, den einen oder anderen kläffenden Hund und die tausend anderen Geräusche einer großen Stadt das Rufen der Auktionatoren hören, wie sie ihre Ware anpriesen. Ein kaltes Gefühl bemächtigte sich der Iunia, die nicht wirklich dorthin gehen wollte. Ihr Schritt zögerte, aber Vala ging weiter. “Vala...?“ Als ihr Schritt immer zögerlicher und ihr Blick immer weniger ihre Gefühle verbergen konnte, nahm er sie sogar kurzerhand einmal beim Arm und zog sie weiter.
    Sicher, sie hätte sich losreißen und zetern können, aber sie wollte ihm ja keine Szene machen. Sie sagte sich, es war nur der Sklavenmarkt. Da war ja nichts falsches dran, den einmal zu besuchen. Sie musste nur aufhören, an Leander dabei zu denken. Sie wollte ja auch niemanden kaufen, sie begleitete nur Vala – und musste ihm notfalls ausreden, ihr einen Sklaven zu kaufen.


    Allerdings zerstreute er diesen Gedanken recht rasch, als er ihr ganz deutlich sagte, dass dafür ihr Ehemann zuständig war. Bei dem kleinen Seitenhieb wegen dem Beschützen sah sie kurz auf. Archias konnte ja nichts dafür, der war ja nicht dort gewesen. Und Leander war ihr als Begleitung auch viel lieber gewesen als die vier Leibwächter, die er ihr jetzt mitschicken wollte.
    Axilla schluckte einmal ihre Unsicherheit herunter und riss sich zusammen. Immerhin war sie hier in Sicherheit bei Vala, da gab es keinen Grund, so nervös zu sein. Und auch keinen Grund für ein schlechtes Gewissen. “Dann willst du jemanden kaufen? Oder einfach nur dich umsehen?“ Axilla versuchte, zu ihrem Lächeln zurückzufinden, aber es gelang nicht so ganz. Allerdings rückte sie stattdessen doch etwas näher zu ihm wie eben noch. Seine Nähe gab ihr zumindest soviel Sicherheit, dass sie ruhig wirken konnte und nicht völlig fahrig.

  • Ein Häufchen Elend. Vala sah sie mit einer Mischung aus Verärgerung und Resignation an, während sie sich nicht zwischen einem tumben Dreingucken und einem Lächeln entscheiden konnte. Er seufzte laut, und ließ den Blick über den Sklavenmarkt schweifen... "Ich will nicht. Ich muss. Ich will mich zur Wahl stellen, und ich brauche Freiraum für den Wahlkampf.. auch wenn ich das nicht gerne sage: ich brauche Hilfe. Also, können wir?"


    Er ließ es unausgesprochen, dass er bei diesem Marktbesuch auf ihren Rat hoffte, schleifte sie einfach mit, ohne auf ihre Antwort zu warten. Die ersten Händlerstände ließen sie aus, denn Männer der Tat konnte Vala für diese Aufgabe nicht gebrauchen.


    "Jemanden, der schreiben kann... und lesen... am besten beides...", dachte er laut nach während sie das Angebot durchgingen. Hier ein belesener Grieche, der sich in einer wenig belesenen Schlägerei um seine Freiheit gebracht hatte, dort ein Ägypter, der mehr Hochmut zeigte als Können... aber nichts sagte ihm zu. Vor allem nicht die Frauen, die er von vorneherein mied als wären sie giftig, oder derart.

  • Axilla lag schon auf der Zunge, dass sie ihm ja helfen könnte, aber sie traute sich dann doch nicht, es auszusprechen. Zum einen hätte sie kaum eine Erklärung für Archias finden können, wo sie so häufig hinging – und wenn sie für Vala arbeitete, dann würde sie wohl häufig zu ihm gehen – und zum anderen hatte sie ein wenig Befürchtungen, er könne sie dafür auslachen.
    So zog er sie mit über den Markt, und sie sahen sich die angebotenen Sklaven an. “Griechen sind meist recht gebildet“, fing sie etwas schüchtern an, aber der erste Grieche, den sie fanden und der etwas hermachte, gefiel ihm nicht. Auch einen Ägypter schlug er gleich aus, weil dieser einen etwas despektierlichen Blick zur Schau stellte.
    Sie wanderten also weiter über den Markt, und ein Teil der Unsicherheit verflog bei Axilla. Es war ja nicht für sie, es war, um Vala zu helfen. Sie kamen an einen Stand mit Frauen, aber sie blieben nichtmal richtig stehen, als Vala sie schon weiterzog. Axilla sah noch einmal zurück zu den Frauen. Die waren sehr hübsch gewesen, und um zu unterstreichen, wie gebildet sie waren, hatte der Händler ihnen Instrumente oder Schreibutensilien in die Hände gedrückt. Aber Vala hatte sie nichtmal näher angeschaut, sondern war gleich weiter gegangen. Ein merkwürdiges Gefühl der Erleichterung machte sich in Axilla breit, und als er ähnlich bei noch zwei weiteren Ständen reagierte, war sie überhaupt gar nicht mehr damit beschäftigt, ob sie sich wegen Leander nun noch schlecht fühlen sollte. Ihre Gedanken kreisten nur um die Frage, warum er keine Sklavin wollte, und um das warme Gefühl, das sein Verhalten bei ihr auslöste. Welches auch dazu führte, dass sie wieder anfing, zu plappern.
    “Was brauchst du eigentlich genau? Jemanden, der nur die Schreibarbeit übernimmt, oder jemanden, der auch ein bisschen mehr macht? Ich weiß ja nicht, ob du noch irgendwelche Geschäfte hast, um die man sich kümmern muss? Für meine Weberei beispielsweise habe ich einen Römer als Verwalter. Ich bin mir zwar sicher, dass er an den Zahlen ein bisschen zu seinen Gunsten manipuliert, aber nicht so sehr, dass es mir Schaden brächte. Soll der Sklave sowas auch können? Und du solltest vielleicht auch bedenken, wie lange du ihn brauchen wirst. Die Älteren leben sich meist schneller ein und sind selbständiger, aber sind halt eben auch älter. Wobei das ja nichts heißen muss.
    Lass uns mal da hinten schauen, hier sind fast nur Feldarbeiter. Oder sowas.“
    Axilla war nicht sicher, wofür die Sklaven, die hier grade zu sehen waren, wohl einzusetzen wären. Die sahen eher aus wie Kriegsbeute denn wie ausgebildete Sklaven. Und Vala wollte ja jemanden, der ihm half, und nicht jemandem, bei dem er Angst haben musste, ob der ihm nicht nachts im Schlaf die Kehle aufschnitt.

  • "Meine Betriebe werden von meiner Familie geführt. Ich bekomme nur das Geld zugeschickt... allerdings sollte er schon etwas drauf haben... ich suche... ich suche... wie soll ich es ausdrücken?", fragte Vala, und ließ es schließlich einfach sein.


    Von Axillas neu aufflammender Schwärmerei bekam er nichts mit. Und selbst wenn, es hätte ihn in diesem Moment nicht im geringsten interessiert, denn Vala war hier, weil er ein Ziel hatte. So plump das klingt, so bezeichnend war es: Vala war in solchen Situationen wie ein Wolf, der Fährte aufgenommen hatte, und dementsprechend verhielt er sich auch gerade.


    Was ebenfalls sein Meiden der Stände erklärte, an denen vornehmlich weibliche Sklaven verkauft wurden. Sie lenkten Vala ab. Da war er einfach zu sehr Mann. Brüste, Hintern, Kurven, Lippen, Augen von Frauen. Alles Dinge, die seiner Konzentration erheblichen Schaden zufügten, wenn sie ihm nicht ganz flöten ging. Außerdem hatte Vala keine Lust, sich mit einer Sklavin auch noch nicht standesgemäßen Nachwuchs ins Haus zu holen, der zwangsläufig kommen würde, denn: Vala war ein Mann. Ein Mann, der sich seiner Triebe durchaus bewusst war, und ihnen zu gerne nachgab. Und eine Sklavin zu vögeln war nun wirklich nicht in seinem Interesse... auch wenn er der Gelegenheit wahrscheinlich nachgeben würde. Und weil er das wusste, kam es für ihn überhaupt nicht in Frage sich irgendwas ins Haus zu holen mit dem er sich reproduzieren konnte.


    Während er diesen Gedanken nachging, gingen sie an einem Stand vorbei, und Axilla schlug ihm einen weiteren Griechen vor, der was älter war. Vala blickte dem Mann im Vorbeigehen in die Augen, und schlug die Möglichkeit aus den Mann genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu gewöhnlich... doch als er den Blick wieder abwandte, streifte er den Blick eines weiteren Mannes, der wohl ebenfalls zu dem Händler gehörte. Abrupt blieb Vala stehen, und sah noch einmal genauer hin... dann ging er hastig die paar Schritte zum Sklavenhändler, und riss diesen aus einem Gespräch hinaus.


    "Dieser Mann da... was kann er?", fragte Vala im Befehlston, bekam aber keine Antwort..


    Sirius
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    "Dieser Mann da kann vor allem sprechen.", zog der betreffende Sklave eine Augenbraue hoch und verschränkte mit kritischem Blick die Arme, "Ganz alleine, ohne Hilfe. Und sollte sonst noch interessieren was dieser Mann kann, so kann er ob dieser unglaublichen Fähigkeit auch noch sämtliche andere Fragen beantworten. Natürlich nur dann, falls es den werten Herrn nicht überfordert mit jemand anderes als einem Halsabschneider zu sprechen."


    Der Sklavenhändler selbst rollte die Augen gen Himmel und seufzte einen kleinen Fluch von sich, sagte aber nichts. Er wusste, dass es sowieso nichts nützen würde.. Sirius würde den hundertsten Kaufinteressierten in einer Woche vergraulen... also konnte er das genauso gut selbst machen.


    "Dieser Mann war ein Trickbetrüger... hat so ziemlich alles gefälscht, was gefälscht werden kann, hat gelogen und betrogen, gestohlen und letztendlich nur durch seine eigene Dreistigkeit aufgeflogen. Er kann froh sein, dass er nicht im Carcer gelandet ist.. oder gleich im Theatrum."


    "Trickbetrüger, sagst du?", hakte Vala nach und kratzte sich überlegend am Kinn, während er vor sich hinbrummte.

  • Das mit den Betrieben hatte er ihr schon einmal erzählt, erinnerte sich Axilla. Sie musste es wohl nur vergessen haben. Aber bei seiner Beschreibung, was er suchte, war sie doch recht hilflos. Sie wusste schon, was er suchte. Dieses gewisse Etwas. Es musste einfach im Kopf 'klick' machen, so dass man wusste, der andere passte zu einem. So wie es bei ihr mit Leander gewesen war. Dem hatte sie blind vertrauen können, alles erzählen können. Weil er eben genau das gewesen war, was sie gebraucht hatte. Nur Vala brauchte keinen Leander. Vala brauchte... Axilla hatte keine Ahnung.
    Was nicht hieß, dass sie nicht ihr Glück versuchte. Je länger sie über den Markt stiefelten, umso mehr zog Axilla Vala eigentlich mit sich. So waren sie auch schließlich zu einem Stand gekommen, wo auch ein paar ältere Sklaven dabei waren. Axilla zeigte auf einen Griechen, aber auch der gefiel Vala nicht. Und gerade, als sie weitergehen wollte, fiel ihm wohl jemand anderes ins Auge.
    Axilla verfolgte das kleine Gespräch interessiert. Auch wenn sie Vala nicht unbedingt raten würde, einen Fälscher und Betrüger zu nehmen. Der zog ihn am Ende über den Tisch, um einen eigenen Vorteil zu gewinnen. Aber andererseits klang das ganze schon sehr spannen.
    “Was hast du denn gestohlen?“ fragte Axilla neugierig und interessiert, ehe sie noch so wirklich darüber nachdenken konnte. Der Mann sah ja eigentlich ganz nett und sogar fast vornehm aus. Bisschen alt, und die Locken waren lustig. Aber vermutlich musste man so aussehen, wenn man Erfolg damit haben wollte, andere zu übervorteilen.
    Trotzdem fiel Axilla ihre eigene Neugier auf, als Vala sich so nachdenklich neben ihr das Kinn rieb, und ein wenig verlegen sah sie zu ihm auf. “Meinst du, du kannst ihm vertrauen?“ fragte sie Vala leise. Der Mann musste ja nicht mitbekommen, dass Axilla an seiner Glaubwürdigkeit Zweifel hatte. Auch wenn das ganze schon sehr spannend klang.

  • Sirius
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    Als die Begleitung des Interessenten eine Frage an ihn richtete, tat Sirius so als würde er sie zum ersten Mal sehen. Und riss beeindruckt die Augen auf.


    "Domina bellissima, göttliche Schönheit die in Menschenfüßen wandelt.", verbeugte er sich theatralisch vor ihr, nahm mit einer gallanten Bewegung ihre Hand in die seine und hauchte ihr einen Kuss auf die Finger, "Entschuldige meine Abwesenheit, aber du weißt ja, auch die Sonne soll man nicht direkt anblicken, sonst raubt ihre Schönheit einem die Augen...", mit diesen Worten schwebte er schon fast auf Körpernähe an sie heran und neigte sich mit einem verschmitzten Lächeln vorbei an ihrem Gesicht zu ihrem Ohr, "...und doch kann es kaum etwas schöneres geben, als zur Blindheit verdammt zu sein, wenn alles was einem bleibt ein Bild von ihr ist."


    Der Sklavenhändler zog ihn einen Moment zu spät zurück, und Sirius blickte die Frau grinsend an, während er seine linke Hand öffnete. In ihr lag ein Ring und ein Ohrring.
    "Um auf deine Frage zurück zu kommen, werte Domina, dies gehört zu meinen leichtesten Übungen. Straßentricks. Ich kann mehr. Viel mehr."


    "Wie steht es mit Sprachen?", fragte Vala, dessen Griechisch alles andere als astrein war. Eigentlich eher alles andere als rein. Er hörte sich an wie ein Bauer der versucht in der Sprache der Esel zu sprechen.


    Sirius antwortete in drei Sprachen. Griechisch, Latein und einem Dialekt der Ostvölker, die Rom in Gestalt der Parther vor nicht allzu langer Zeit eine empfindliche Niederlage beigebracht hatten. All dies waren Lobpreisungen auf die Schönheit der Begleiterin des Mannes, der er mit einem Schmunzeln ihren Schmuck reichte.


    "Zudem beherrsche ich die Mathematik und Geometrie.. darf es sonst noch etwas sein? Achja... ich bin ein miserabler Kämpfer. Reich mir ein Schwert, und ich lasse es fallen... und ich habe nichts für Lyrik noch für Epik übrig, das ist künstliches Gewäsch mit dem sich Einfaltspinsel beeindrucken lassen. Aber ich habe ein gutes Gedächtnis... besonders schöne Dinge prägen sich mir allerdings noch am leichtesten ein.", schloss er mit einem Zwinkern in Richtung der Frau.


    "Wieviel soll er kosten?", fragte Vala, der sich mittlerweile entschlossen hatte. Dieser Kerl strahlte eine Intelligenz aus, die manchen Herren als Idioten entlarven würde. Aber er brauchte so etwas.. einen Mann mit dem man Pferde stehlen konnte, und der es wahrscheinlich auch schon einmal hatte. Vala war begeistert, tat allerdings sein möglichstes um das zu verbergen.


    "Eintausend Sesterzen.", sagte Sirius mit einem stolzen Lächeln, und verschränkte selbstbewusst dreinblickend die Arme, während Valas Miene in sich zusammen zu fallen schien.


    Eintausend Sesterzen. Unwillkürlich wandte Vala seinen Blick zu Axilla um, und starrte diese eine Weile lang nachdenklich an. Im Endeffekt hatte sie ihm die tausend Sesterzen gekostet, die er gerade brauchte. Oder genauer zu sein: der Mord an ihrem Sklaven, der Schuss vor Archias' Bug, die unausgesprochene Drohung sich nicht mit ihm anzulegen hatte ihn die Tausend Sesterzen gekostet. Und Valas Budget war ohnehin schmal, was auch am Zerlegen von fremdem Mobiliar lag.


    "Das kann ich mir nicht leisten...", gab Vala schon fast kleinlaut zu, und ließ den Kopf hängen. Das hätte perfekt gepasst. Dann raffte er den Kopf wieder hoch, und blickte der Niederlage ins Auge: "Nein, das kann ich mir nicht leisten. Vielen Dank für die Ausführungen... vale bene."
    Man konnte sehen wie er die Zähne zusammenbiss und verärgert nach vorn blickte als er sich von dem Stand abwandte und davonschritt, ohne noch auf ein Wort des Sklavenhändlers zu hören. So gut konnte er nicht feilschen, dass er den Sklaven für eine Summe bekam die ihm möglich wäre.

  • So ganz geheuer war Axilla der Ausbruch an schönen Worten, die ihr galten, nicht. Sie bekam selten Komplimente, und wenn, dann kurz ein paar Worte. Von Vala vielleicht ein wenig mehr. Aber das hier, das war ein Meer an Aufmerksamkeit, und Axilla war nicht unbedingt ein geübter Schwimmer. Sie merkte, dass sie nur verlegen lächeln konnte und nicht zu einer kessen Antwort fähig war.
    Er nahm ihre Hand und hauchte einen so sanften Kuss auf ihre Finger, dass Axilla deutlich sichtbar Gänsehaut bekam. Und als er ihr dann näher kam, wich sie nur eine Winzigkeit zurück, nicht fähig, sich wirklich zu bewegen. Er fixierte sie mit ihren Augen, und sie sah wie hypnotisiert hinein. Sie fühlte seine Finger ganz leicht an ihrem Hals, wo sich ebenfalls eine wohlige Gänsehaut ausbreitete, seinen warmen Atem auf ihrem Ohr...


    Als der Sklavenverkäufer ihn schließlich zurück riss stand sie da, sich zutiefst ertappt fühlend, und nur wie ein Fisch auf dem Trockenen einmal den Mund aufreißend. Es geschah selten, dass Axilla vollkommen sprachlos war, aber im Moment konnte sie sich noch nicht einmal darüber richtig ärgern, dass der Kerl ihr einen von Urgulanias Ohrringen geklaut hatte. Von ihrem Ehering ganz zu schweigen.
    Sie nahm beides wieder zurück und fühlte sich kurz einmal mit der flachen Hand die Wangen. Die waren deutlich warm und vermutlich von einem sehr gesunden Rot im Moment. Ganz verlegen schaute sie zu Vala hinüber. Dass er hier direkt daneben stand und gesehen hatte, wie sie auf diese Komplimente reagiert hatte, das war noch das peinlichste von allem. Sie fühlte sich seltsam schuldig und sah ihn Verzeihung heischend an, aber er war nur mit dem Sklaven beschäftigt. Während sie also wieder den Ohrring an seinen Platz zurück friemelte, fing der Sklave schon wieder damit an, ihr Komplimente zu machen. Diesmal auf Attisch, und danach in einer Sprache, von der Axilla nur ein paar Worte verstand. Auf dem Fremdenmarkt in Alexandria hatte sie davon ein paar Phrasen aufgeschnappt, aber sie wusste nicht zu sagen, ob das nun parthisch oder indisch oder eine ganz andere Sprache war. “Du machst mich verlegen“, gab sie ihm lächelnd auf Attisch zurück, wohl wissend, dass Vala das wohl nicht verstand. Sie hatte ihm ja schonmal angeboten, es ihm beizubringen, aber damals war er sehr wütend auf sie gewesen und seitdem hatte sie es nicht wieder angeboten.


    Als sie fertig war, ging sie einen Schritt näher zu Vala, als wolle sie damit für den Sklaven klarstellen, dass er ihr solche Komplimente nicht machen dürfe. Auch wenn Vala das streng genommen auch nicht durfte. Dennoch war Axillas Schuldgefühl einfach da anderer Überzeugung und entschied, es sei sicher, sich in den Schutz des Germanen zu begeben.
    Und dann kam die Frage nach dem Preis, und der eben noch ausgelassene Ausdruck in Valas grauen Augen schwand. Er sah zu ihr, taxierte sie regelrecht. Axilla wusste nicht zu sagen, was in ihm vorging, dass er sie so anschaute. Aber mit einem Mal fühlte sie sich noch mehr schuldig. Und sie wollte irgendwas tun, damit er nicht mehr so streng und betrübt schaute.
    Und dann, ohne zu verhandeln oder weiter darauf einzugehen, sagte Vala, dass er sich das nicht leisten konnte. Tausend Sesterzen waren ja auch nicht mal eben ein Pappenstiel, und so fernab seiner Familie war Vala wohl auch nicht der wohlhabendste. Er wohnte ja auch bei einer befreundeten Gens und nicht mit eigenen Sklaven in einer eigenen Casa. Sie hingegen konnte sich das leisten, für sie sah die Sache anders aus. Aber noch ehe sie etwas sagen konnte, stapfte Vala auch schon missmutig weiter.


    Sie warf dem Mann und seinem Verkäufer noch einen zögernden und nachdenklichen Blick zu, blickte dann noch einmal auf ihren Ehering – der noch an ihrem Finger war – und eilte dann Vala hinterher.
    “Warte auf mich“, meinte sie schnell, endlich ihre Sprache wiederfindend, und schloss zu ihm auf. Ein wenig haderte sie mit sich, dann kratzte sie ihren Mut zusammen und fragte einfach. “Also, ich könnte dir das Geld leihen...“ Vorsichtig schaute sie zu ihm auf, da sie keine Ahnung hatte, wie er das aufnehmen würde.

  • Auch wenn Vala sich oft darin übte, Dinge zu vergessen die er nicht ändern konnte, so fraß sich die Verbitterung über diese Unmöglichkeit doch tief in seine Stimmung. Er schlenderte mit Axilla zwar weiter, nahm hier und da noch jemanden genau unter die Lupe, doch konnte ihn niemand so wirklich begeistern. Zu perfekt wäre dieser Mann gewesen.. Vala gab einen feuchten Kehricht auf die kriminelle Vergangenheit des Kerls, die ihm wahrscheinlich sogar die Freiheit gekostet hatte. Er wollte seine Fähigkeiten, sein Handwerk. Und Vala wusste genau wie man sich mit Männern umgab, denen man nicht weiter trauen sollte als man sie werfen konnte. Söldner, Halsabschneider, Mörder.. keine Neulinge in Valas sozialer Geschichte. Da wäre ein Trickbetrüger ein kleiner Klacks.


    "Hmh?", fragte er halb abwesend, als Axilla nach einer Ewigkeit das Wort an ihn richtete. Ruckartig blieb er stehen, und sah sie mit offenem Mund an. Es überraschte ihn nicht, noch verletzte es seine Ehre. Er war einfach verblüfft... sie wollte ihm das Geld leihen. Vala schloss den Mund, war er doch einen Moment lang versucht einzuwilligen. Aber dann entsann er sich der perversen Paradoxie dieses Moments. Er hatte mit diesen tausend Sesterzen Axilla umbringen lassen wollen. Sie wäre garnicht hier, sondern würde sich eine hübsch angemalte Urne von innen ansehen, wenn es nach Vala gegangen wäre. Und jetzt das. Sie wollte ihm unwissentlich das Geld leihen, dass er für den Tod ihres Sklaven und ihres ungeborenen Kindes ausgegeben hatte.


    "Das...", er stockte. Nein, das konnte er nicht tun.. Vala war ein Mann mit Prinzipien, die vielerorts düster waren und wenig mit dem zu tun hatten was ein Mann von Ehre mit Prinzipien meinen würde, aber doch Prinzipien. Und gegen diese wenigen würde er verstoßen, wenn er jetzt von Axilla Geld annehmen würde. Dass sie reicher war als er störte ihn nicht im geringsten. In Germanien gab es Frauen, die ganze Dörfer und teilweise sogar kleinere Stämme regierten, wie sollte er dann ein Problem damit haben von einer Geld anzunehmen? Aber das hier ging definitiv nicht...


    "Ich weiß, dass du es kannst. Aber ich werde das nicht annehmen.", sprach er mit einer Bestimmtheit in Stimme und Blick, der ihr hoffentlich klar machte, dass sie es kein zweites Mal erwähnen sollte... dann wandte er sich wieder um, doch war sein Interesse an den dargebotenen Sklaven nur oberflächlicher Natur. In seinem Kopf hallte ein Widerstreit zweier Parteien. Die eine forderte, dass sie bekam was sie wollte, und das war die absolute Entscheidungsmacht, die andere kämpfte verbissen um den letzten Rest Menschlichkeit in Valas Wesen.

  • Treudoof war wohl die passendste Bezeichnung für Axillas Blick, während sie Vala beobachtete, wie er sie mit offenem Mund anschaute und überlegte. Er wollte diesen Sklaven, das war ihr klar. Axilla verstand wirklich nicht viel. Die meiste Zeit verstand sie sogar gar nichts. Sie kannte sich weder mit Politik gut aus, noch mit den Philosophen -vaußer sie hatte den ein oder anderen Geistesblitz und erinnerte sich an ihre doch sehr umfassende Bildung. In Rom kannte sie gerademal eine Handvoll Menschen. Worin sie aber sehr gut war, was diese kleinen Schwingungen zu registrieren, die in der Luft lagen, wenn jemand sehnsüchtig nach etwas verlangte, was außerhalb seiner Reichweite lag. Traurigkeit konnte sie ausmachen wie ein Jagdhund ein waidwundes Tier. Und deshalb war ihr klar, dass Vala diesen Sklaven wirklich gern gehabt hätte.Und dass alles andere dagegen jetzt seine Farbe verlor.
    Und dennoch lehnte er ab. Natürlich lehnte er ab. Er konnte sich nicht einfach von ihr Geld leihen und damit in ihrer Schuld stehen. Axilla schob das zwar auf Gründe der Ehre und hatte damit ja gar nicht so sehr unrecht – wenngleich Vala ihr wohl heftig widersprochen hätte. Aber sie hätte es ihm wirklich gern gegeben. Das Geld tat ihr zwar auch weh, eintausend Sesterzen waren viel Geld. Aber mehr weh tat ihr die Vorstellung, ihm nicht helfen zu können. Sie hatte Vala gern, und sie mochte es nicht, wenn er betrübt war. Auch wenn er das eher als Wut nach außen trug.
    Aber sie konnte es ihm ja wohl schlecht aufschwatzen , auch wenn sie überlegte, das zu tun. Aber sein Blick war so bohrend und stechend, dass sie sich nicht traute, ihm witzig und charmant einfach zu widersprechen, als hätte sie gar nichts von der Ernsthaftigkeit seiner Stimme mitgekriegt, und so nickte sie nur und murmelte dabei etwas, von dem sie selbst nicht so ganz verstand, was sie sagte.


    Sie gingen noch ein wneig weiter über den Markt, aber nichts gefiel Vala mehr. Wie konnte es auch, hatte er doch schon gefunden, was er wollte, und konnte es nicht haben. Und Axilla konnte ihm nicht helfen, was sie selber immer betrübter war.
    “Wie spät ist es eigentlich?“ fragte sie irgendwo zwischen einem Stand mit breitgebauten Nubiern und wild aussehenden Parthern, als sie etwas beiläufig den stand der Sonne betrachtete. “Nicht, dass Levi sich noch die Füße in den Bauch steht...“


    Eigentlich wollte sie ja gar nicht weg und das hier beenden. Sie freute sich ja, ein wenig Zeit mit Vala verbringen zu dürfen. Aber seine Laune und ihre Unfähigkeit, daran etwas zu ändern, machten sie selbst verdrießlich, und das mochte sie nicht. Sie wollte doch einfach einmal wieder völlig unbeschwert sein, wie damals in Alexandria, als Urgulania und Leander noch lebten und die Welt so einfach ausgesehen hatte.

  • Axillas Gedanken und das, was von ihnen nach außen drang ging Vala voll ab. Er hing seinen eigenen Gedanken nach, und die waren nicht gerade heiter. Natürlich war er es gewohnt nicht reich zu sein, aber er hatte durchaus ein Ideal an Mitteln, mit denen er seine Ziele erreichen wollte. Sirius wäre ein solches Mittel gewesen, und vielleicht sogar das Ideal eines solchen. Und nun konnte er es sich nicht leisten... das altbekannte Gefühl des Verlusts machte sich in ihm breit, und Vala bekämpfte es, in dem er es ignorierte und sich auf das nächste Ziel fixierte. Bis ihn Axillas Stimme ins Hier-und-Jetzt zurückholte.


    Unwillkürlich warf Vala einen Blick auf sein linkes Handgelenk. Es dauerte einen Moment bis er sich der noch ausstehenden Erfindung der Armbanduhr entsann, dann suchte er ein Gebäude an dem er sich orientieren konnte und las die Uhrzeit vom Sonnenstand ab.


    "Zu spät... ich bringe dich zurück.", grummelte Vala und änderte ihre Richtung zum Tiber hin, wo er sie später mit ihrem Sklaven zusammenbrachte, und sich mehr kurz als knapp von ihr verabschiedete, denn bevor er wieder ins Grübeln kam, wollte er sich heute noch etwas abreagieren. Am liebsten auf einer Frau... oder gleich zweien.. mal sehen, was der Tag noch so brachte.

  • Es hatte einige Tage gedauert, bis Axilla zu einer Entscheidung gelangt war. Üblicherweise ging bei ihr so etwas sehr schnell vonstatten, traf sie die meisten Entscheidungen aus einem Gefühl heraus. Nur diese hier war etwas schwieriger gewesen, weil eben jene Gefühle sich heftig miteinander stritten. Da war zunächst einmal das Schuldgefühl. Das war sogar sehr immanent und penetrant. Schuld deshalb, weil sie Archias nichts von Vala erzählt hatte. Weil sie ganze genau wusste, dass ihr Mann ihn nicht leiden mochte - um es mal zu verharmlosen. Und weil sie dennoch darüber nachdachte, wie sie Vala glücklich machen konnte, anstatt dass sie nachdachte, wie sie die Löcher in ihrer doch recht bröckeligen Ehe kitten sollte.
    Dann war da eine Art Pflichtbewusstsein. Vala war ihr Freund. Einer der wenigen Freunde, die sie hatte. Sie wusste, wie wichtig ihm dieser Sklave war, auch wenn er es nicht gesagt hatte. Sie wusste, dass er ihn wollte. Sie hatte die Mittel, das zu ermöglichen. Sollte sie da nur tatenlos dastehen und nichts tun? Immerhin hatte er nein gesagt.
    Aber am stärksten schließlich war ihr eigenes Unwohlsein bei dem Gedanken, dass Vala wegen dieser Sache niedergeschlagen sein mochte. Dass er etwas haben wollte und nicht konnte. Und sie litt dabei wahrscheinlich sogar noch stärker als er, denn ihr bereitete die Vorstellung, dass es ihm nicht gut ging, ein Unbehagen, dass jegliches andere Unwohlsein überschritt und sie nachts unruhig im Bett herumwälzen ließ. Sie konnte es nicht einfach beiseiteschieben und so tun, als wisse sie von nichts.


    So war sie heute wieder zum Sklavenmarkt gegangen, in Begleitung von Levi, und hatte erst einmal gesucht. Hoffentlich war der Sklave überhaupt noch da. Immerhin hatte er neben seinem losen Mundwerk doch auch einiges an Bildung vorzuweisen gehabt.
    Und warum mussten die hier alles umstellen, wenn man mal drei Tage nicht da war? Ihr Orientierungssinn litt darunter doch erheblicher als gewöhnlich, und so dauerte es eine ganze Weile, bis sie den gesuchten Stand auch gefunden hatte.
    “Salve!“ rief sie dem Verkäufer zu und stellte sich etwas auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können, denn auf den ersten Blick sah sie den Sklaven, den Vala gewollt hatte, nicht. Und Unruhe und Sorge spiegelten sich allzu deutlich in ihrer ganzen Körperhaltung wieder, während sie den Hals reckte und nach dem Sklaven suchte. “Sag, erinnerst du dich an mich? Vor ein paar Tagen hat mein Begleiter sich für einen deiner Sklaven interessiert. Den charmanten Betrüger...?“

  • Sirius
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    Der soeben gesuchte Sklave wurde nach hinten verbannt, nachdem er mehreren Interessenten mit seinem losen Mundwerk klargemacht hatte, dass ihr Intellekt sich nicht mit einer Küchenschabe messen würde können, wenn man der Schabe die Hälfte des Hirns zertreten würde. Er hatte definitiv nicht vor, als Schreiber eines Bauern zu enden, oder eines vermögenden Schlachters, der trotz all dem Geld vor allem ein nach Aas stinkender Trottel blieb. Nein, er hatte durchaus Ansprüche an sein Klientel.
    Dass er die Herrschaften dann gleich auch beklaut hatte, hatte er bei den folgenden Diskussionen dann auch unter den Tisch fallen lassen.


    Als dann die Frau von neulich, die mit dem großen Kerl dagewesen war, der diesen Blick hatte... Sirius hatte ihn später als verdammt gerissenen Wolf tituliert, der perfekt so tun konnte, als wäre er kein verdammt gerissener Wolf... naja, die Frau tauchte wieder auf, und fragte nach ihm.


    "Charmanter Betrüger... das klingt nach mir... macht Platz.. macht Platz...", drängelte Sirius sich durch das Angebot des Händlers, bevor dieser selbst antworten konnte, und sah die Frau vor sich. Natürlich zauberte er sofort ein gewinnendes Lächeln in sein Gesicht: "Ah, domina bellissima... oder sollte ich sagen: prudentissima? Wie schön es ist, dich wieder zu sehen... ich hatte schon befürchtet mich den ganzen Tag mit dem plumben Pöbel abgeben zu müssen, der hier meine Haut verkaufen will."

  • Ein Glück, er war noch da! Axilla fielen ganze Gebirgsketten mit den dazugehörigen Kontinentalplatten vom Herzen, und das lag nicht nur an der überaus schmeichelhaften Begrüßung. Sie strahlte den Mann also an, dass wohl selbst die mittägliche Sonne sich fragte, wie sie das so machte und versuchte, nicht wieder rot zu werden. Obwohl sie sich heute etwas besser gewappnet fühlte, und aufgrund der Tatsache, dass Vala nicht neben ihr stand, die Verlegenheit auch nicht gar so schlimm war. So konnte sie ja ein wenig zurückflirten, ohne dass irgendwer daran Anstoß nehmen konnte oder sie sich fragen musste, wer das in den falschen Hals bekommen könnte. Das war schon viel eher ihr Element.
    “Sagst du das zu jeder Frau, die vorbeikommt, oder hast du dich wirklich so sehr nach mir gesehnt?“ Axilla hatte zwar ein wenig keck sein wollen, aber die genaue Art ihrer Wortwahl war dann doch auch für sie etwas überraschend. Aber sie überspielte es mit einem Lächeln, das selbstsicherer war als sie sich eigentlich fühlte.
    “Wenn das so ist, muss ich mir nämlich nochmal überlegen, ob ich es wirklich riskieren kann, dich zu kaufen.“ Ihre Miene nahm einen unschuldigen und fragenden Blick an, als müsse sie das wirklich erst sehr gründlich abwägen. Gleichzeitig aber vertraute sie darauf, dass der Händler ganz sicher auf das kleine Wörtchen 'kaufen' prompt reagieren würde. Das war sowas wie das ultimative Wort, wenn man Aufmerksamkeit haben wollte. Mann konnte wohl auch Sätze mit 'blablabla kaufen blablabla viel Geld' bilden, und dennoch würde sich auf einem Markt irgendein Verkäufer sofort darauf anspringen.

  • Der Sklavenhändler hatte es schon aufgegeben. Zuviele verstörte Käufer, die sich mit teilweise schon sehr manifesten Drohungen davon gemacht hatten, als Sirius sie mit seiner Art beleidigt hatte. Was er letztendlich mit dem Querulanten anfangen sollte, wusste er allerdings auch nicht. Noch. Bis ihm was einfiel, blieb er einfach dabei ihn durchzufüttern und hinter seinen Stand zu verbannen, damit er keinen Ärger mehr machen konnte.


    Als die junge Frau von vor ein paar Tagen wieder auftauchte, schöpfte er jedoch wieder ein klitzekleineswenig an Hoffnung. Vielleicht, ja, vielleicht... und tatsächlich... nach dem üblichen Schalk (Sirius hatte definitiv etwas übrig für hübsche Frauen) fiel das Wort, das mit K begann und mit Aufen schloss.


    Bing.
    Blitzschnell war der Händler nach vorne geeilt, schob Sirius mehr als ruppig zur Seite und strahlte die Frau an, als wäre sie die Retterin seines Selbst: "JA!!! JA!!! Noch zu haben, sehr richtig!! 1000 Sesterzen! Schnäppchen, absolutes!!! So richtig schönes Schnäppchen!! Soll ich ihn einpacken oder willst du ihn gleich auf die Hand?"

  • Und da war auch schon der Verkäufer. Eigentlich hätte Axilla vorher schnipsen sollen, damit es mehr wie ein Zauberspruch aussah, der ihn herbefohlen hatte. Als er dann aber fragte, ob er ihn einpacken sollte, konnte sie ihre gelassene Miene ganz und gar nicht beibehalten, sondern musste einmal laut und herzlich lachen. Sie sah den Sklaven, als sie sich gefangen hatte, einmal betont grüblerisch an. “Hmmmm, was meinst du, Levi? Rosa Schleifchen?“
    Der Junge grinste einmal, wodurch man ihm seine 14 Jahre deutlicher ansah als nur durch den Körperbau, bei dem die einzelnen Teile noch nicht so ganz zusammenzupassen zu schienen. Er war etwas zu hochgewachsen für sein Gewicht, die Hände etwas zu groß für seine Arme und alles in allem wirkte er einfach schlacksig. Und im Moment grade wirkte er geradezu unverschämt jung, wie er dastand und grinste. Und Axilla nicht viel älter, denn sie grinste einfach zurück.
    “Nein, ich nehme ihn gleich mit. Sofern das möglich ist“, wand sie sich wieder ernsthafter dem Verkäufer zu. Am Ende würde der Mann ihn sonst noch an den Palast liefern oder sowas, und Axilla wollte lieber sichergehen, dass alles klappen würde. Und das machte man am besten persönlich. Außerdem konnte sie so schon ihren genialen Plan mitteilen. Außerdem war das alles viel zu spannend, als dass es noch weiter verkompliziert werden sollte.

  • Sirius lächelte nur einmal schief, als man ihm rosa Schleifchen androhte, und verkniff es sich die Augen zu verdrehen. Er liebte den Humor des Pöbels, genauso wie er ihn als plump und uninspiriert betrachtete. Ein Oxymoron, das sich in den Jahren durch seine Arbeit eingebläut hatte, in dem er alles zu schätzen begann, was ihm seine Arbeit erleichterte. Und das war nunmal die oftmal plumpe und einfache Art des Pöbels.


    "Natürlich geht das!", hörte er den Bastard reden, der es wohl tatsächlich endlich zu schaffen schien, ihn loszuwerden, "Natürlich. Das wären dann zehn Goldstücke."

  • Das schiefe Lächeln bemerkte Axilla noch immer grinsend. Natürlich war das nicht ihr ernst gewesen, sie war nur aufgekratzt und daher etwas alberner als sonst. Aber das musste man sich ja auch mal vorstellen, sie kaufte so einen teuren Sklaven, und noch nicht einmal für sich! Oh, sie hoffte nur, dass Vala nicht böse deswegen auf sie war. Sie wollte ja gar nicht daran glauben, dass er mit ihr dafür lachend durchs Atrium tanzen würde, für sie wär es schon schön, wenn er sich einfach nur einmal richtig freuen würde und sie anlächeln. Oder sowas. Irgendwas einfach. Hauptsache, er würde nicht sauer werden.
    Als der Händler den Preis nochmal sagte, sah sich Axilla kurz um, ob auch niemand allzu nahe stand. Soviel Geld mit sich rumzutragen war schließlich gefährlich. Erst dann nickte sie Levi zu, der so tief in seine Tunika griff, dass man gar nicht wissen wollte, wo er das kleine Beutelchen herholte, das er dem Händler zuwarf. Die zehn Goldmünzen darin waren schon abgezählt worden, ehe sie losgegangen waren, in der vagen Hoffnung, der Sklave sei noch da.
    Axilla wartete, bis der Händler nachgesehen hatte, ehe sie sich ganz und gar 'ihrem' Sklaven zuwandte. “Prima, dann komm mal mit. Bitte.“ Auch wenn die meisten keine Notwendigkeit sahen, Sklaven mit diesen kleinen Wörtchen wie Danke und Bitte zu bedenken, Axilla machte das. Dass das Sklaven verziehen könnte fand sie albern. Außerdem wäre es ihr viel zu anstrengend, jedes Mal darüber nachzudenken, ob das nun ein Sklave war oder aber jemand, bei dem sie sich um der Höflichkeit halber bedanken musste. Da war es einfacher, immer höflich zu sein.


    Axilla wartete, dass der Sklave mitkommen würde, und ging dann langsam mit ihm los. “Ich bin Iunia Axilla. Das da ist Levi“, stellte sie sich kurz vor und strahlte ihn an. Irgendwie war sie erleichtert, weil nun war der erste Schritt doch irgendwie getan. Auch wenn sie vor dem nächsten weit mehr Angst hatte. “Und wie heißt du?“ Denn eigentlich wusste sie von ihm nur, dass er Ohrringe klauen konnte und dass Vala ihn haben wollte.

  • Sirius
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/valahelfer05.png]


    Frei!!! Also... sozusagen frei. Frei von dem Halsabschneider. Frei von diesen elenden Tagen in der drückenden Hitze auf dem Sklavenmarkt. Und frei von rein männlicher Gesellschaft. Sirius Blick taxierte seine neue Herrin auf sehr männliche Art und Weise, auch wenn er den Schalk nie wirklich aus seinem Blick bekam. Er fragte sich, warum sie ihn gekauft hatte.. als Bettgeselle wohl eher kaum, Sirius hatte lange genug auf dem Markt gestanden um zu verstehen worauf die meißten Römerinnen wert legten. Es waren vor allem Muskelpakete, oft nubisch, die vermeintlich zur Sicherheit der Käuferin gekauft wurden. Um die Sicherheit ging es dann aber nur in zweiter Linie.. der Geschmack der Römerin von heute wollte Dampfhammer, die erst dann aufhörten wenn ihnen in Erdkernnähe zu heiß wurde. Andererseits gab es da solche, die wollten den philosophischen Verführer, der mit kunstvoll eingebrachten Zitaten und Redewendungen die Säfte zum fließen brachten.
    Lange Rede kurzer Sinn: Sirius war definitiv nicht diese Art von Unterhaltungssklave.


    "Ich bin Sirius, domina Iunia.", stellte Sirius sich knapp vor, als er ihnen zu folgen begann, und grübelte über den Namen nach, bis ihm schließlich mehrere Lichter aufgingen, "Iunia Axilla... Ehefrau des Caius Aelius Archias, seines Zeichens Procurator der kaiserlichen Kanzlei. War da nicht... doch, da war. Aaaaha. Verdammt vertrackte Geschichte, möchte man meinen.. es gibt nicht wenige, die behaupten du hättest dich hochgeschlafen. Und dann noch diese Sache mit dem Germanen.. wie hieß er noch? Titus Duccius Vala. Ich hätte den Typen ja zu Kleinholz gemacht.. wenn ich es gekonnt hätte, heißt das."


    Sein Gedächtnis war ziemlich gut, ohne Frage, und das Wissen um diesen kleinen Überfall mit Todesfolge ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass er den Ersatz des Toten darstellen sollte. Und das Gerede über ihre Ehe mit dem Aelius und der Szene bei einer patrizischen Hochzeit alleine.. nun denn, wenn dem wirklich so war, hatte seine Herrin es faustdick hinter den Löffeln.

  • “Axilla“, meinte sie nur bei der sicher angebrachten aber doch ungewohnt förmlichen Anrede, die Sirius wählte. “Sag einfach domina Axilla, wenn wir so miteinander reden.“ Auch wenn sie ihn wieder hergeben würde, diese förmliche Distanz lag Axilla einfach nicht. Außerdem redete sie keiner ihrer Sklaven so an.
    Allerdings änderte sich Axillas Gesichtsausdruck recht rasch, als Sirius anfing, sich an ihren Namen zu erinnern. Und an den ihres Ehemannes. Und als er meinte, sie habe sich hochgeschlafen, schnappte sie einmal nach Luft und blieb abrupt stehen, um ihn geschockt anzustarren. “Hochge... also... das...jetzt hör mal! Auch wenn mein lieber Vetter alles daran gesetzt hat, den spärlichen Einfluss meiner Gens noch weiter zu schmälern, hatte es noch keine Iunia nötig, sich irgendwo hochzuschlafen, ja?! Meine Familiengeschichte ist 600 Jahre alt und voll von Senatoren und Konsuln und... anderen.“ Tyrannenmördern, um genau zu sein. “Und Titus Duccius Vala ist sicher niemand, den man zu Kleinholz verarbeiten sollte, oder der das mit sich machen lassen würde! Er ist ein ehrenhafter und aufrechter Mann und ein guter Freund!“
    Axilla schaute noch einmal zornig und stapfte dann los, die Hände zu Fäusten geballt und murmelte etwas vor sich hin, wobei ein “Ich glaub's ja nicht...“ mehrfach vorkam und auch verständlich war, weil sich dabei ihre Stimme immer leicht hob. Das dachten also die Leute von ihr? Dass sie sich hochgeschlafen hatte? Eigentlich sollte sie das nicht aufregen, im Grunde bedeutete so ein Ruf, dass sie eine gewisse Skrupellosigkeit besitzen würde. Und ein Fünkchen Wahrheit war ja auch daran, sie hatte mit Archias geschlafen, ohne verheiratet zu sein. Aber nicht aus Kalkül oder gar, weil sie ihn da hatte heiraten wollen. Sie hatte schlicht mit ihm schlafen wollen. Nichtmal mit ihm, mit irgendeinem Mann. Auch wenn sie ihn damals schon gern gehabt hatte. Aber es störte sie, zumindest im Moment.
    Levi wiederum kannte schon die Ausbrüche seiner Herrin, bei dem gern mal die eine oder auch andere Puderdose ihr Leben ließ und zuckte nur einmal für Sirius mit den Schultern und deutete ihm, einfach zu folgen, bis der Anfall vorbei war. Das ging normalerweise recht rasch.
    Und auch hier waren sie noch nicht einmal vom Markt runter, als schon Axillas Körperhaltung verriet, dass sie sich abreagiert hatte. Die Schritte wurden langsamer, unsicherer, sie kratzte sich am Unterarm. Ab und zu blickte sie verstohlen zu Sirius hin und kaute sich auf der Unterlippe herum. Auch wenn er nur ein Sklave war, er konnte ja nichts dafür. Er konnte es ja nicht wissen. Und Axilla war kein herrschsüchtiges Weib. Sie hatte ihre dunklen Momente und es gab auch Dinge, die sie nicht verzieh, aber das hier gehörte nicht dazu. Dennoch brauchte sie zwei Anläufe, ehe sie etwas sagte. “Tut mir leid. Ich wollte nicht... so laut werden. Es ist nur...“ Ja, es war nur, dass er Vala verbal angegriffen hatte. Bei ihr selber hatte es sie auch geärgert, dass er gemeint hatte, sie hätte sich hochgeschlafen, aber das Tröpfchen zuviel war, dass er Vala zu Kleinholz verarbeiten wollte. Aber das konnte sie so nicht sagen, ohne sich total lächerlich zu machen! Als nächstes dachte der Sklave dann noch, sie wäre ihrem Mann untreu. “... also, ich hab dich nicht für mich gekauft.“ Halber Themenwechsel, aber genug, um abzulenken. Hoffte Axilla zumindest.

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