Kandidatur zum Cursus Honorum [8/10] - Aulus Flavius Piso

  • Die Liste der Kandidaten für die diesjährige Wahl zum Cursus Honorum war nicht besonders lang, was den Consul doch recht reizte und trotzdem machte der Consul bei jedem eine gewichtige Mine, als er ihn aufrief.
    Mit lauter und klarer Stimme verkündete er seinen Verwandten.


    "Es tritt vor: Aulus Flavius Piso, welcher zur Quaestur kandidiert."

  • Piso wusste nicht, wieso, aber er spürte eine seltsame, eigenartige Ruhe, die er niemals bei sich selber je zu verspüren erhofft hätte, über sich kommen, als er vor dem Senat stand und in die Gesichter der zahlreich vor ihm versammelten Senatoren ernst blickte. Seine Rede zur Quaestur stand nun an. Was hatte er sich darauf vorbereitet! Stunden über Stunden, und nun war es soweit – sollte er sagen, endlich oder leider? Innerlich fühlte er sich ab, konnte aber keinen aufkeimenden Fluchtinstinkt erkennen – den Göttern sei Lob und Dank. Seine sorgsam über ihn gelegte blütenweiße Toga Candida, die dankenswerterweise nicht verknittert wurde, als er saß, auf sein Aufrufen wartend, und die auf Hochglanz polierten Schuhe noch einmal schnell taxierend, lenkte er seinen Blick auf den Senator, der am meisten links unten saß, und ließ dann seinen Blick langsam nach rechts oben wandern, als er sprach.
    “Patres conscripti! Einige von euch werden mich von den Wahlen vor zwei Jahren kennen, als ich erfolgreich fürs Vigintivirat kandidierte. Ich bin, wie mein Vetter, der Consul Lucius Flavius Furianus, schon gesagt hat, Aulus Flavius Piso, Sohn des Cnaeus Flavius Aetius, und möchte diese Gelegenheit nützen, mich bei allen zu bedanken, die mich schon vor zwei Jahren unterstützt haben.“ Er lächelte vage in ein paar Richtungen, wo er Senatoren vermutete, die ihm seine Unterstützung gegeben hatten. Eine gute Chance bestand, dass es die Richtigen traf – immerhin hatten ihn vor 2 Jahren fast drei Viertel gewählt!
    “Sowie ich damals schon hier stand, eure Unterstützung erhoffend, tue ich dies nun auch an dieser Stelle. Dieses Mal kandidiere ich jedoch für die Quaestur, für den nächsten Schritt im Cursus Honorum, der nächste logische Schritt in meinem Leben, in welchem ich stets erpicht war, Rom mit all meinen Kräften zu dienen! Dies bin ich nicht nur meinen eminenten Ahnen, sondern vor allem diesem Reich schuldig.“
    Er räusperte sich. “Natürlich stünde ich nicht hier, hätte ich nicht gute Gründe, warum ihr mich wählen solltet. Ich habe unschätzbare Erfahrungen gesammelt in meiner Dienstzeit als Tresvir Capitalis, in welcher ich nicht nur Rom dienen konnte, sondern auch meine Fähigkeiten im Rechtswesen, Verwaltungswesen und der Führung von Leuten verbessern konnte. Im Gedächtnis geblieben ist vielleicht aus meiner Zeit die von mir organisierte Bücherverbrennung, welche einen großen Teil der sich damals im Umlauf befindlichen gefährlichen Werke in Rom auslöschte. Eine weitere Quelle von Erfahrungen ist meine Position als Septemvir, in welcher ich Festlichkeiten und Götterbankette ausgerichtet, und für das Wohl Roms zahlreiche Opfer dargebracht habe. Zudem habe ich mich auch nicht begnügt mit dem Wissen, das ich bereits vor 2 Jahren hatte, ich habe mich auch weitergebildet, vorrangig in der Musik.“ Was ja, so war sich Piso sicher, die Logik schärfte, da es eine von Natur aus sehr streng mathematische Disziplin war. Er ließ seinen Blick weiter herumwandern. Seine Zeit in der Kanzlei erwähnte er besser einmal gar nicht, eigentlich sollte das noch Erinnerung sein, und außerdem hatte er ein paar Senatoren wohl ein wenig befremdet damit.
    “Eben diese Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe, will ich Rom zur Verfügung stellen als Quaestor – um genauer zu sein, als Quaestor Principis, welches meine Präferenz wäre. Aus diesem Grunde erbitte ich mir von Euch das selbe Maß an Unterstützung wie bereits das letzte Mal, als ich hier vor euch stand.“
    Puh. Er war fertig. Er selber war ziemlich glücklich darüber, dass er nicht gar so aufgeregt geklungen hatte wie damals, als er fürs Vigintivirat kandidiert hatte; da war er ja fürchterlich nervös gewesen – man wurde eben reifer, den Göttern sei Dank. Mit Spannung war es nun, dass er Fragen von den Senatoren, die sich vor ihm erstreckten wie das Meer vor dem Hafen Ostias, erwartete.

  • Nach Durus' Geschmack hätte die Betonung der eigenen Ahnen noch etwas ausführlicher ausfallen können und die Erwähnung der musischen Studien ein wenig fehl am Platze (welcher Senator schätzte es schon, wenn seine Standesgenossen die Lyra spielten?), doch alles in allem war die Rede des Flaviers wohl in Ordnung.


    "Als Flavius Pisos Mitbruder möchte ich bemerken, dass er seine Pflichten als Arvalis Frater stets gewissenhaft erfüllt und ich daher sicher bin, dass er auch seine Quaestur hervorragend meistern wird!"


    gab er dann zu Protokoll, wie er es versprochen hatte.

  • "Ich unterstütze ebenfalls die Kandidatur des Flavius Piso", verkündete Macer wenig überraschend, da er schließlich der Patron des Kandidaten war. "Ich möchte seine bisherigen Weg beinahe als vorbildlich bezeichnen und bin mir sicher, dass er eine ebenso vorbildliche Zukunft noch vor sich hat, wenn wir ihm die Gelegenheit dazu geben."

  • "Gelegenheit", murrte ich leise. Gelegenheiten ergriff dieser Flavier auch, wenn man ihm keine gab. Das hatte er mir bereichts hinlänglich bewiesen. Offensichtlich war er tüchtig Klinken putzen gegangen, hatte neben seinem Patron auch Durus auf seine Seite gezogen. Vor mir allerdings hatte er offensichtlich Respekt. Vielleicht hatte er sich allerdings auch gedacht, dass ich ihn ohnehin nicht unterstützen würde. Das war dann wohl ein Kreislauf - keine Vorsprache, keine Unterstützung. Zumindest in diesem Fall, auch wenn ich da absolut nicht wertfrei urteilte, sondern voreingenommen war wie sonst selten. Flavius hin oder her. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete ihn mit abschätzender Miene.

  • "Auch ich unterstütze diese Kandidatur.", war dann aus dem Kopf des Raumes zu hören, wo die curulischen Stühle der amtierenden Consuln zu stehen pflegten.
    Jener nämlich, welcher nicht nur durch Blutsbande, sondern ebenfalls einer väterlichen Fürsorge getrieben, meldete sich hiermit zu Wort und sah eindringlich jene an, welche er dachte kontrollieren zu können.
    Die Abstimmung war nach Meinung des Flaviers längst im positiven Sinne für den jungen Piso hinlänglich, nur der Ausgang an sich, die Relation der Befürworter gegen die konträr Missgelaunten interessierte ihn.

  • "Wie der Consul so unterstütze auch ich Aulus Flavius Piso. Er hat während seinem Vigintivirat schon seine Fähigkeiten demonstriet und ich glaube er wird die Aufgaben und Pflichten einer Quaestur zur Zufriedenheit aller erfüllen."


    erklärte Modestus, nachdem er sich erhoben hatte, da er den Flavier selbstverständlich unterstützte. Dies tat er nicht nur verschiedener Verbindungen wegen, sondern auch weil er die Fähigkeiten des Flaviersr schätzte. Nach seinen Worten lies er sich nieder und lies seine Blick durch die Reihen der Patrizier wandern. Aurelius Corvinus schien leicht verstimmt, aber das musste nichts bedeuten.

  • Nachdem die Senatoren über den Kandidaten überaus positiv abgestimmt hatten, erhob sich der Consul.


    "Ich gratuliere Aulus Flavius Piso zur Wahl.", sprach er dann und setzte sich behutsam hin.
    Ein Rückenleiden hatte ihn in letzter Zeit stechende Schmerzen beim Sitzen spüren lassen, so dass ein kurzes Aufstehen eine gelungene Abwechslung bereitete.
    Den Kandidaten würde er nicht ernennen, denn das lag nun in der Kompetenz des nächsten Consul-Paares.

  • Macer applaudierte ebenfalls in Form von Beifall, als des positive Abstimmungsergebnis für seinen Klienten bekanntgegeben wurde. Da der Consul bisher bei allen gewählten Kandidaten auch nur Glückwünsche ausgesprochen hatte, nutzte Macer die Gelegenheit für eine Zwischenfrage. "Consul, steht schon ein Sitzungstermin fest, bei dem über die konkrete Vergabe der Quaesturen und die Verteilung der Vigintiviri auf die verschiedenen Collegien entschieden wird?" Da der Wahltermin recht knapp vor dem Ende des Amtsjahres lag, wollte Macer wissen, wieviel Zeit für eventuelle Absprachen blieb.

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