Die Köchin war ziemlich doof.. so ziemlich doof. Marei hatte die Nase voll von ihrem ewig gleichen Satz 'Marschmarsch, Geschirr spülen', entwischte ihr wieder einmal mit der üblichen Ausrede zum Austritt zu müssen. Sie eilite stattdessen zu ihrem Schlaflager und kramte die Wachstafel hervor. Das kleine Sklavenmädchen fühlte, heute war der Tag an dem ihr Ausflug stattfinden sollte und trabte anschliessend zu Cimons Zimmer. Der dunkle Löwe war aber nicht da. Leise seufzend hinterlegte Marei mit einem schwarzen Kohlestück eine Zeichnung über seinem Bett: kleine Gestalt mit einer Tafel in der Hand in einem großen Viereck zwischen länglichen Häusern und Soldaten mit Speeren und Schildern herumlaufend. Marei schaffte es an den zwei Wachsoldaten, die Unbefugten den Zutritt verwehren, vorbei. Die zwei waren gerade mit jemandem beschäftigt und achteten nicht auf die Umgebung. Das kleine Sklavenmädchen huschte davon und drehte den beiden Soldaten eine lange Nase, welches insofern bedeuten sollte: Ha, ihr habt nicht aufgepasst! Schnell tastete sie nach der Tafel von Cimon und schlug den rechts abgehenden Weg ein.
Wenig später kam sie am valetudinarium, dem Lazarett vorbei. Es diente der Heilung römischer Soldaten und war gleichzeitig Heimstätte des wunderlichen Legionsarztes Gaius Graecus mitsamt seinen Helfern. Sie wollte keinem medici begegnen, da sie sich gesund fühlte. Denn die Medici helfen bei jeder Erkrankung. Was sie aber nicht wusste, führten diese auch die Musterung neuer Probati durch. Ihre Füße trugen sie weiter zu den pabula. Schon von weitem hörte man das Wiehern der Pferde. Seltsamerweise mischte sich andere tierische Laute mit ein. Dass diese Laute von Esel und Maultiere stammten, wusste Marei auch nicht, kannte sie bisher nur große Pferde. Schritt für Schritt näherte sie sich den tierischen Unterkünften. Grüppchenweise kamen Soldaten entgegen und schienen sich zu wundern, was sie hier machte, doch sie hatten keine Gelegenheit sie anzuhalten und zu fragen, weil sie ihrer Gruppe folgen mussten.
Die Tafel 'sagte' Marei, dass das intervallum nicht mehr weit sein musste. Ihr Ziel waren die turris. Sie wollte einen solchen Turm hinauf klettern... hoffentlich ohne erwischt zu werden. Marei hängte sich an den Schatten eines Soldaten, der soeben einen Turm ansteuerte. Jedes Mal wenn dieser sich umsah, suchte Marei sich zu verstecken. Hach, war das aufregend! Immer näher kamen sie dem Turm, die Verstecke wurden spärlicher. Das kleine Sklavenmädchen kam dem Soldaten immer näher, versuchte genau hinter ihm herzulaufen und seinen Bewegungen im Rücken stehend zu folgen. Wie sollte sie ihm folgen, ohne von den vor dem Turm stehenden Wachen angehalten zu werden? Schwierige Sache das auszuführen, um nach oben zu gelangen.
Wer mag?