Ein kitzekleiner Ausflug...

  • Die Köchin war ziemlich doof.. so ziemlich doof. Marei hatte die Nase voll von ihrem ewig gleichen Satz 'Marschmarsch, Geschirr spülen', entwischte ihr wieder einmal mit der üblichen Ausrede zum Austritt zu müssen. Sie eilite stattdessen zu ihrem Schlaflager und kramte die Wachstafel hervor. Das kleine Sklavenmädchen fühlte, heute war der Tag an dem ihr Ausflug stattfinden sollte und trabte anschliessend zu Cimons Zimmer. Der dunkle Löwe war aber nicht da. Leise seufzend hinterlegte Marei mit einem schwarzen Kohlestück eine Zeichnung über seinem Bett: kleine Gestalt mit einer Tafel in der Hand in einem großen Viereck zwischen länglichen Häusern und Soldaten mit Speeren und Schildern herumlaufend. Marei schaffte es an den zwei Wachsoldaten, die Unbefugten den Zutritt verwehren, vorbei. Die zwei waren gerade mit jemandem beschäftigt und achteten nicht auf die Umgebung. Das kleine Sklavenmädchen huschte davon und drehte den beiden Soldaten eine lange Nase, welches insofern bedeuten sollte: Ha, ihr habt nicht aufgepasst! Schnell tastete sie nach der Tafel von Cimon und schlug den rechts abgehenden Weg ein.


    Wenig später kam sie am valetudinarium, dem Lazarett vorbei. Es diente der Heilung römischer Soldaten und war gleichzeitig Heimstätte des wunderlichen Legionsarztes Gaius Graecus mitsamt seinen Helfern. Sie wollte keinem medici begegnen, da sie sich gesund fühlte. Denn die Medici helfen bei jeder Erkrankung. Was sie aber nicht wusste, führten diese auch die Musterung neuer Probati durch. Ihre Füße trugen sie weiter zu den pabula. Schon von weitem hörte man das Wiehern der Pferde. Seltsamerweise mischte sich andere tierische Laute mit ein. Dass diese Laute von Esel und Maultiere stammten, wusste Marei auch nicht, kannte sie bisher nur große Pferde. Schritt für Schritt näherte sie sich den tierischen Unterkünften. Grüppchenweise kamen Soldaten entgegen und schienen sich zu wundern, was sie hier machte, doch sie hatten keine Gelegenheit sie anzuhalten und zu fragen, weil sie ihrer Gruppe folgen mussten.


    Die Tafel 'sagte' Marei, dass das intervallum nicht mehr weit sein musste. Ihr Ziel waren die turris. Sie wollte einen solchen Turm hinauf klettern... hoffentlich ohne erwischt zu werden. Marei hängte sich an den Schatten eines Soldaten, der soeben einen Turm ansteuerte. Jedes Mal wenn dieser sich umsah, suchte Marei sich zu verstecken. Hach, war das aufregend! Immer näher kamen sie dem Turm, die Verstecke wurden spärlicher. Das kleine Sklavenmädchen kam dem Soldaten immer näher, versuchte genau hinter ihm herzulaufen und seinen Bewegungen im Rücken stehend zu folgen. Wie sollte sie ihm folgen, ohne von den vor dem Turm stehenden Wachen angehalten zu werden? Schwierige Sache das auszuführen, um nach oben zu gelangen.


    Sim-Off:

    Wer mag?

  • Licinus war auf einem Rundgang durch das Lager gewesen und hatte sich nun vorgenommen, einen Überraschungsbesuch bei den Wachen auf dem Wall zu machen. Jemand, der keine Ahnung hatte, würde sich sicher fragen, wozu man die Wachen kontrollieren, es war doch nicht los hier in der kleinen verschlafenen Stadt Mantua, aber wer das römische Militär kannte, der wusste, dass genau das der Grund für die Inspektionen war. Die Soldaten sollten sich keinesfalls an die Ruhe gewöhnen, die das Garnisonsleben bot, sondern immer so einsatzbereit sein, wie das im Ernstfall geboten wäre.
    Mit strammen Schritten lenkte Licinus seinen Weg auf den Wall zu, wurde von passierenden Subalternen gegrüßt und grüßte zurück, bei Bekannten begleitet durch ein paar schnell gewechselte Worte.
    Eigentlich wie immer und doch war es anders als sonst. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihm jemand folgte. Aber er konnte keinen Soldaten ausmachen, wenn er sich umsah. Überhaupt sah er keinen der Männer mehr als einmal hinter sich. Und außerdem, wer sollte ihn innerhalb der castra auch verfolgen?! Sie waren nicht im Krieg, damit fiel ein Spion aus. Die Stimmung unter den Männern war gut, also auch keine Meuterei. Es gab einfach keinen Grund, dass ihm jemand folgend sollte. (An ein neugieriges kleines Mädchen verschwendete er natürlich keinen Gedanken) Unwirsch wischte er den Gedanken beiseite, aber ein komisches Gefühl blieb, als er nun auf den Turm zu lief, um die Treppe darin zu erklimmen, die auf den Wehrgang führte.
    "Besondere Vorkommnisse?!" wandte er sich an die Wache vor dem Eingang zum Turm.


    Sim-Off:

    Ich :D

  • Jetzt sprach der Mann mit den Wachen. Marei hoffe mit festem Daumen drücken, dass man sie bloß nicht schon jetzt bemerkte. Denn sonst wäre der kitzekleine Ausflug viel zu früh vobei und sie würde sich sehr schnell in der Küche wiederfinden.


    "Keine besonderen Vorkommnisse.. das schöne Wetter erleichtert den Blick in die Ferne." meldete die angesprochene Wache grüßend salutierend. Nanu.. vier Füße waren zwei zu viel und diese zwei Füße zuviel waren außerdem ziemlich klein. Man merkte der Wache jedoch an, dass eben jener sich mühsam ein Grinsen verkniff.


    Das kleine Sklavenmädchen grinste erleichtert. Spontan 'hexte' sie der Taille des ahnungslosen Licinius zwei zierliche Arme hinzu. Rasch zog sie die Arme zurück und wartete geduldig auf das kommende Treppensteigen im Wachturm. Noch war sie nicht oben angekommen..


    Sim-Off:

    Toll! :dafuer:

  • Licinus warf der Wache einen strengen Blick zu:
    "Gibt es irgendwas?!" fragte er scharf, als er mitbekam, dass der Mann vor ihm Mühe hatte, seine Gesichtsmuskeln unter Kontrolle zu behalten.
    Irgendwie hatte Licinus das Gefühl, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Und er würde auch noch dahinter kommen was. Zwar traute er den Männern der prima nicht zu, die Saturnalia vorzuverlegen, sprich einem Offizier einen Streich zu spielen, aber der Mann benahm sich nicht, wie man es von einem Soldaten auf Wache während einer Inspektion erwarten konnte. Zumindest nicht so, wie ein Soldat, der sich nichts zu schulden kommen lassen hatte. Oder hatte der Mann einfach Verdauungsprobleme?

  • "Äh nein.. es gibts nirgendwas." stotterte die Wache und fühlte sich unter dem strengen Blick des Offiziers mit einem Male ziemlich klein und unbedeutend. "Der Weg ist frei. Ihr könnt längst passieren und nach oben auf den Wall." fügte er immer noch mühsam das Grinsen unterdrückend, welches er eilig in ein leises Husten hinter vorgehaltener Hand umwandelte.


    Au backe... langsam wurde es heiß unter den Fußsohlen! Marei wollte so gerne nach oben gehen, schlug sich die Hand auf den Mund, um ein leise aufsteigenden kindliches Kichern zu unterdrücken, welches aus ihrer Kehle hinaus wollte. Wie immer hatte sie keine Ahnung, warum dieser Offizier, den sie sich spontan ausgesucht hatte, von großer Wichtigkeit war. Nirgendswo an seiner Kleidung konnte sie ablesen, dass er den Umgang mit kleinen Mädchen kannte.


    Sim-Off:

    Ist die kleine Waise Esquilina (?) quicklebendig?

  • "Grrrmpf!" schnaubte Licinus. Den Mann würde er sich merken. Im Moment konnte er ihm zwar nichts vorwerfen und er war niemand, der willkürlich strafte, aber er hatte ein gutes Gedächtnis. "Weitermachen!" zischte er und ging in den Turm. Dort stand in einer Ecke eine Leiter, durch eine Öffnung zum Wehrgang und dann weiter zur Aussichtsplattform führte.
    Licinus, seines "Schattens" noch immer nicht gewahr, setzte einen Fuß auf die Leiter und begann zu klettern.
    Nach ein paar Schritten hielt er inne. Die Leiter schwankte falsch. Ganz leicht nur, aber hier war eindeutig noch jemand auf der Leiter. In einem anderen Takt. Also doch! Langsam kletterte er weiter, bis er die erste Ebene erreicht hatte. Dort stieg er seitlich aus und ging auf den Ausgang des turris zu.
    Genau im Durchgang zum Wehrgang blieb er stehen und drehte sich schlagartig um, die vitis erhoben und die Linke zur Abwehr bereit.



    Sim-Off:

    klar, so lebendig, wie man nur sein kann. Ließ mal ganz unten.
    Im Moment ist sie allerdings hier

  • Aus die Maus.. im Inneren des Turmes erwartete sie anstatt der Treppe eine Leiter. Puh.. es sah ganz schön einfach aus, wie der Soldat hinauf bis nach oben kletterte. Sie hatte nicht viel Zeit um zu zögern, wenn sie weiterhin sein Schatten bleiben wollte, um nach oben auf den Wall zu gelangen. Mutig umfassten Mareis kleine Hände die Seiten der Leiter, die Füße fanden asbald Halt auf den Sprossen. Au Backe.. ihre Füße schienen zu wissen, was sie tun mussten, aber ihre Hände? Zuerst die linke Hand, dann das linke Bein.. und dann das rechte Bein oder doch lieber die linke Hand zuerst hinaufziehen? Ein bisschen war das wie früher als kleines Kind auf dem Boden zu krabbeln, nur dass der Boden diesmal aufwärts führte.


    Schon bald war sie hoch über dem Boden und näherte sich der Luke. Das kleine Sklavenmädchen war zu abgelenkt mit sich selbst und bemühte sich außerdem bloß nicht das Gleichgewicht zu verlieren sowie nicht nach unten zu schauen. Endlich erreichte sie die Luke, zog sich auf den Boden der ersten Ebene hinauf. Ein tiefes Seufzen, in dem viel Erleichterung mitschwang, verliess ihre trocken gewordene Kehle. Sie sah nach dem Soldaten, fand sich urplötzlich Auge in Auge einer angehobenen Waffe gegenüber. "Oh oh oh... ich tue nichts." rief Marei erschrocken aus. "Ich will nur einen [SIZE=7]Ausflug machen."[/SIZE] Ihre Stimme wurde mit jedem Wort immer leiser.

  • Ein kleines Mädchen! Er hatte ja mit viel gerechnet, aber nicht damit, dieses Bild zu sehen, nachdem er sich gedreht hatte.
    Plötzlich begann das Mädchen zu sprechen, immer leiser werdend, offensichtlich hatte er sie ziemlich erschreckt, in seiner martialischen Pose. Er konnte kaum verstehen, was genau sie sagte, aber sie war eindeutig harmlos. Langsam, um ihr nicht noch mehr Angst zu machen ließ er seine vitis wieder singen. Dazu bemühte er sich, der Anspannung der letzten Augenblicke zum Trotz, kein allzu unfreundliches Gesicht zu machen.


    "Und wer bist du?" fragte er den dunkelbraunen Haarschopf, der ihn aus grünen Augen ansah.

  • Puuhhh.. er liess die Waffe sinken und stellte eine Frage. "Ich bin die Marei. Ich gehöre zur Sklavengruppe von dominus Aurelius Ursus, dem Legaten." Somit gab sie über sich Auskunft und wiederholte den Wunsch, der sie heute auf den Wall trieb. "Ich will nur einen Ausflug machen. Mein Freund Cimon hat mir aufgezeichnet, was wo ist und jetzt will ich wissen, wie es hier oben aussieht. Weißt du, ich war noch nie ganzganz oben.. über allem." Sie lächelte scheu. "Das muss ganz schön sein das oben sein, wenn man nur über eine Leiter raufkommt..."

  • "Sooo," sprach Licinus gedehnt. Cimon kannte er natürlich.
    "Nur einen Ausflug machen. Nicht eher unser Lager ausspionieren?! So wie du mir hinterhergeschlichen bist könnte man dich ja fast für eine frumentaria halten"
    Dann guckte er das Mädchen ernst an.
    "Also, Marei, es ist eigentlich nicht üblich, dass kleine Mädchen auf den Wallanlagen rummarschieren. Zum einen gehören Zivilisten nicht auf die Mauern und zum anderen kann man hier relativ leicht runterfallen." schließlich gab es zum Intervallum runter keine Brustwehr. Er schloss die Ermahnungen mit:
    "Und vor allem schleicht man keinen Offizieren hinterher."


    Dann lächelte er freundlicher
    "Aber wenn du mir versprichst, es alpha) nicht wieder zu versuchen alleine hier hochzuklettern und beta) keinem zu sagen, dann nehme ich dich jetzt mit nach oben und zeige dir das Lager."
    Licinus musste zugeben, dass Marei ihn ein klein wenig beeidruckt hatte. Sie hatte durchaus Mut und Geschick bewiesen, als sie ihm gefolgt war. Und außerdem - sie war ein kleines Mädchen.

  • Ihre Augen wurden groß und größer. "Ich? Das Lager ausspionieren? Das kam gar nicht in Frage! Nur ein Ausflug! Und ich eine fru.. men.. dingsda? Was ist das denn?" Mit schiefgelegtem Kopf sah sie ihn an. "Und warum nicht?" schob sie hinterher, wegen dem nicht auf dem Wall gehen dürfen und erhielt die Antwort dazu postwendend. "Aha... ich bin also ein Zivilmädchen und kann runterfallen. Pof, du bist Offizier? Das ist ein ganz schön hoch wichtiges Wort, sagt Cimon! Mhm.. ich finde, dieses dir hinterherschleichen hat großen Spaß gemacht, selbst die Wache fing an zu lächeln." Ups. Marei trat die wörtliche Flucht nach vorne an. "Ja, ich verspreche es dir. Für dieses eine Mal oben sein dürfen und über alles hinweg gucken..." sprach sie mit ernster Stimme, setzte eine ernste Miene auf. Die Neugier machte sich wieder in ihr breit. "Ich falle nicht runter, weil du bist Offizier!"

  • "Ein frumentarius ist ein Soldat, der unsere Gegner ausspioniert." erklärte Licinus, während er sich ein wenig über Mareis "Verteidigungsrede" amüsierte. Selbstverständlich hatte er seine Aussagen nicht ernst gemeint.
    "Ja, Offiziere sind wichtig. Guck, es ist so, der legatus ist der Chef der legio und die Offiziere sind seine Hilfschefs." erklärte er den Kommandoaufbau einer legio auf das ganz essentielle heruntergebrochen.
    "Deswegen also, na warte" murmelte Licinus, als das Mädchen die Erklärung für das sonderbare Verhalten der Wache vor einigen Augenblicken brachte.
    Die nächste Aussage entsprach zwar völlig kindlicher Logik, aber war dennoch irgendwie richtig. Denn Licinus würde schon aufpassen, dass Marei immer auf der Außenseite den Walls ging und er selbst innen.
    "Na, dann lass uns mal hochklettern! Du gehst zuerst!" bestimmte er, denn so konnte er sie auffangen, wenn sie tatsächlich abrutschen sollte.

  • "Sowas macht der 'krumen'.. äh frumen? So ähnliches wie ich manchmal versuche herauszufinden, was es heute abend feines in der culina zu essen gibt? Wieso darf man das Lager denn nicht ausspionieren?" Mareis grüne Augen wurden noch ein wenig größer. "Du sagst viele Offiziere.. wieviele von denen gibt es denn? Kann ich die an meinen zehn Fingern abzählen?"


    Licinius wies aufs weiter nach oben klettern hin. "Oh ja.. genau. ich zeige dir jetzt, wie gut ich es mit der Leiter schon kann. Alle Leitern bis oben rauf, ja?" Beherzt kletterte das kleine Sklavenmädchen die Leiter hinauf, stockte das eine und andere Mal, um sich nicht im Bewegungsablauf zu verheddern und um über die Schultern zu gucken, ob der Offizier ihr nachfolgte.


    Wenn sie den nächsten Boden erreichte, lugte sie vorsichtig heraus und schaute nach weiteren auf sie gerichteten Waffen. der Schreck war wirklich übel gewesen. "Was denn? Noch nie ein kleines Mädchen gesehen?" grummelte sie munter feixend einem Soldaten entgegen, der sie mit offenem Mund anstarrte und wohl gleich mitsamt seiner Lanze umkippen würde. Marei trat von der Luke beiseite und wartete unschuldig lächelnd auf Licinius vollständiges Erscheinen.

  • "Ja, so ungefähr," bestätigte Licinus "Siehst du, wir beschützen das das Imperium. Wie ein Wachhund."
    Mmmh, irgendwie war das kein wirklich gutes Beispiel. Licinus musste nachdenken, fand er ein besseres?
    "Machen wir es anders. Stell dir vor, du legst einen Schatz in eine Kiste mit einem ganz komplizierten Schloss. Dann willst du doch auch nicht, dass sich jemand den Schlüssel ganz genau anguckt und ihn nachbaut, oder?" Ja, das war besser. "Und deshalb wollen wir auch nicht, dass unsere Gegner alles über uns herausfinden."


    Nein, ihre Hände würden wohl kaum reichen um alle Offiziere zu zählen und auch mit den Füßen würde es nicht reichen. Aber wie sollte er ihr begreiflich machen, wie viele Offiziere es gab?
    "Nein, deine Hände reichen nicht dazu.
    Mmmh, wie weit kannst du zählen, Marei? Ohne, dass du deine Hände brauchst?"

    Vielleicht hätte er dann eine Idee.


    "Alle bis ganz nach oben!" Licinus stieg hinter dem Mädchen hinauf und wenn sie herunter guckte, lächelte er sie ermutigend an.
    Oben angekommen schien das Mädchen seinen Schneid wieder gefunden zu haben. Als Licinus durch die Luke auftauchte nickte er dem Mann auf dem Turm zu: "Geht schon in Ordnung, Soldat!"
    Dann führte er sie mit der Hand auf ihrer schmalen Schulter weg von der Luke hin zu der Brüstung, die nach innen ging. Schließlich hatte er versprochen, dass er aufpassen würde, dass sie nicht fiele.
    "So, hier siehst du das ganze Lager. Weißt du, welches Haus deines ist?"
    Er war neugierig, wie die Orientierung des Mädchens von hier oben aus war. Aber das zweitgrößte Gebäude im Lager zu finden war eine relativ einfache Aufgabe, wie er fand.

  • "Du bist kein Wachhund.. du bist ein Mann." kommentierte Marei kopfschüttelnd seinen Vergleich. Doch davon war sie rasch wieder abgelenkt. "Stimmt, das möchte ich nicht, dass jemand meinen Schlüssel nachbaut! Ich kann bis zwei mal Zehn gleich zwanzig zählen.. weil wir alle zehn Finger und Zehn Füße.. äch quatsch zehn Zehen.. haben." verkündete sie stolz. Der Mann mit der Lanze war schon drauf und dran zu glauben, dass er eine Halluzination hatte und überlegte schon sich krankmelden zu gehen. Doch beim Anblick Licinius höchstpersönlich waren diese Gedanken wieder verschwunden. Mit einem wortlosen Nicken drehte er sich um und setzte den Kontrollgang auf dem Wall fort.


    Auch wenn der Offizier (noch) fremd war, liess das kleine Sklavenmädchen seine Hand auf ihrer Schulter zu. Er sollte und musste schliesslich auf sie aufpassen sowie vom Runterfallen bewahren. Nun sah sie eine Unmenge von Hausdächern. Zum ersten Mal von oben, nicht wie sonst von unten und von der Straße her. "Pof.. so viele Dächer!" staunte sie. Auf die Frage des Offiziers hin kramte sie die Wachstafel hervor und deutete auf den Umriss der Unterkunft des Legaten. "Guck, da wohnen ich und die anderen. Cimon hat mir alles aufgezeichnet. Er weiss, dass ich rausgehen möchte. Und wo wohnst du?" Marei sah wieder auf und über die Lagerdächern. "Wenn ich auf der Straße bin, weiss ich durch Häuser-Kennzeichen oder Straßenkarte, wo ich lang gehen muss. Doch von hier oben sieht alles gleich aus..."

  • "Haha, ja, da hast du Recht, ich bin kein Hund." auch wenn die Soldaten von den centurionen häufig als harte oder gar scharfe Hunde sprachen, aber er wollte Marei ja nciht in Soldatensprache unterrichten.


    "Das ist aber schon ganz schön weit," lobte Licinus "Aber um die Offiziere zu zählen reicht es noch nicht. Dafür bräuchten wir drei ganze Mareis und meine beiden Hände. Es gibt insgesamt sechsundsechzig Offiziere"
    Licinus sprach das komplizierte Wort langsam aus, damit sie es verstand.


    Licinus bemühte sich, seine Hand nur so fest auf Mareis Schulter zu legen, wie es sein musste, damit er eine Bewegung rechtzeitig mitbekam. Schließlich wollte er sie nicht verschrecken.
    "Ja, hier wohnen ja auch ganz viele Menschen. Aber als ihr noch in ROm wart hast du doch bestimmt noch viel mehr Dächer gesehen oder?" Licinus nahm zumindest an, dass sich die aurelische villa auf einem der Hügel befand und man von dort einen Blick über die Stadt hatte. "Gut erkannt! Das ist das Haus des legatus, das praetorium. Das große Gebäude davor ist die principia, von wo aus Aurelius Ursus und und seine Helfer die legio leiten. Kommandieren nennen wir das. Und links daneben siehst du drei lange Gebäude, richtig?" Während er erklärte benutzte Licinus seine vitis als Zeigestock, an dem sich das Mädchen orientieren konnte. Dass sie eventuell links und rechts nicht kannte, war ihm durch die Lappen gegangen.
    "Und da, in dem Gebäude ganz vorne an der kurzen Lagerstraße wohne ich auf der Seite, die direkt neben der principia ist."
    Licinus sah das Mädchen an, ob sie ihm hatte folgen können.
    "Erkennst du sonst noch ein Gebäude?"

  • "Drei ganze Mareis und deine beiden Hände. Es gibt insgesamt sechsundsechzig Offiziere." wiederholte Marei für sich und versuchte diese Rechnung vor dem eigenen inneren Auge vorzustellen. Das war ganz schön schwer. "Du sagst sechs mal zehn und zehn Finger dazu? Drei mal zwanzig und sechs Zehen dazu?" Fragend sah sie ihn von unten herauf an. Ihre Augen streiften seine Hand, die sie an der Schulter festhielt. Insgeheim fand sie es ganz gut, diese Hand bei sich zu wissen. "Als wir noch in Rom waren, habe ich Mauern und Wände um mich herum gesehen. Die eine Gelegenheit, die römischen Dächer von oben zu beschauen, habe ich noch nicht gefunden... leider. Auf die Bäume klettern traue ich mich nicht, weil der Garten dominus Corvinus gehört. Ich bin wirklich das allererste Mal überhaupt 'oben' über allem." Mareis Blick wanderte über den Mauerwall.


    Aufmerksam hörte sie Licnius zu, versuchte sich nebenbei daran zu errinnern, was Cimon ihr bereits erzählt hatte. Wieder sah sie auf die Tafel "Drei lange Gebäude.. meinst du die Ställe? Oder die Gebäude der ersten Kohorte, über die der erste Pfeil (primus pilus) befiehlt??! Ich weiss nicht, unter welchem Dach du wohnst. Ich weiss dafür, wo du arbeitest, Licinius!" Inzwischen.. nach mehrmaligem Überlegen stellte das kleine Mädchen sich das Militär wie eine riesige Blume vor, besetzt mit unzähligen Ranken und Trieben. Sie zeigte auf die Gebäude der thermae. "Ich sehe ein Dach, welches um etwas drumherum ist.. dort sollen das große Bad für alle sein. Wenn ich groß bin, werd ich auch mal in ein großes Bad gehen. Eine Legion ist sechstausend Mann groß, darin stecken einfache Soldaten und Offiziere. Ihr habt einen Stock (Stab), der die Offiziere unterstützt. Die Reiter stehen unter dem Stock und sind dreihundert Mann dick."

  • "Drei mal zwanzig und sechs Zehen dazu, ganz genau!" bestätigte Licinus, dem die kleine Mathestunde anfing Spaß zu machen. Daher hatte er auch noch einen Vorschlag "Aber probier doch mal so zu zählen: Du zählst mit deinen Fingern immer bis zehn. Und immer wenn du bei zehn bist, stellst du dir vor, du steckst alles, was du bis jetzt gezählt hast in einen deiner Zehen.
    Und wenn du alles gezählt hast, dann guckst du, wie viele Zehen du gebraucht hast und wie viele Finger noch.
    Und "Zehen"-ginta-"Finger" ist dann die Zahl, wie viele zu gezählt hast.
    Verstehst du, wie ich das meine?"

    Er guckte von seiner Hand, mit denen er seine Erklärungen untermalt hatte, wieder hoch in das Gesicht des Mädchens.
    "Dominus Corvinus kenne ich nicht," gab er zu "aber ich habe so das Gefühl, dass er ein strenger Mann ist, oder?"
    "Aber wenn es das erste Mal ist, dass du so weit oben stehst, dann müssen wir das noch ein bisschen ausnutzen, oder?"


    Licinus musste lachen, er und ein Reiter, das war zu amüsant. "Nein, die drei auf der anderen Seite der principia. Ich BIN der 'erste Pfeil'. Aber wo denkst du denn, dass ich arbeite?"
    Licinus hatte da so einen Verdacht, und vermutlich lag das Mädchen gar nicht so weit weg. "Ja, dass ist das große Bad. Bestimmt wirst du das." was Licinus nicht sagte, war, dass dieses spezielle Bad wohl dafür ungeeignet wäre.
    "Das stimmt fast. Der Stock, heißt eigentlich Stab. Das sind die Männer, die ich vorhin mit den "Helfern des legatus" gemeint habe. Und die Kavallerie ist nur etwa halb so groß. Also so 150 Mann. Aber du weißt ganz schön gut Bescheid."

  • "Bis zehn Finger zählen und dann hexen, dass ein Zeh gleich zehn Finger ist und daraus die Zehner-Zehen zusammenrechnen?" Marei wollte nur wissen, ob sie es richtig verstanden hatte. "Gar nicht so schlecht deine Idee, Licinius. Findest du nicht auch?? Mit zehn Fingern an den Füßen könnte man bestimmt viel schneller den Gegnern entgegenlaufen und überrumpeln."


    Sie nickte. "Ja, er ist ein strenger Mann, den ich nie wirklich kennen gelernt habe. Weisst du was? Seine Frau hat mich auf dem Sklavenmarkt gekauft und später als Hochzeitsgeschenk an Aurelius Ursus und seine Frau Tiberia Septima weiter verschenkt. dominus Corvinus hat ganz schön verwirrt dreingeguckt, aber es schien ihm recht zu sein. Ich wusste von gar nichts und war ebenso überrascht. Es ist gar nicht so schlecht bei dominus Ursus zu sein, weil auch mein Freund Cimon ihm dient." plapperte Marei aus dem Nähkästchen.


    "Ja klar müssen wir das ausnutzen. Es ist schön oben zu sein! Können wir noch weiter laufen? Wie lange dauert es, bis man die ganze Mauer abgelaufen ist? Hast du vorhin gesehen, wie der Soldat geguckt hat, als ich auftauchte? Vielleicht hilft es denen zu wissen, dass sie auch ein kleines Mädchen beschützen müssen?" stellte Marei ihm ihre Fragen, die ihr in den Sinn kamen, liess sich von ihm und seiner Hand führen.


    "Ach da drüben? WIE? DU bist der erste Pfeil.. pof!" Höchst beeindruckt über seinen Rang in der Legion machte sie einen kleine Verbeugung vor ihm. "Entschuldigung. Ich dachte, du arbeitest im Stall, weil du irgendwie von dort kamst als ich mich an dich ran gehängt habe.."


    Ziemlich verlegen über seine vermeintlichen Arbeitsplatz, hörte sie ihm zu. "Ein legat braucht Helfer. So wie die Köchin immer wen braucht der für sie arbeitet und Essen zubereitet. Vielleicht sollte ich ihr anbieten für sie zu schreien, dann muss jemand anders Geschirr abspülen gehen." verglich sie ihre eigene Arbeitswelt mit der von ihrem Herrn. "Hundert fünfzig??! Ehhm.. das sind.. *rechnerechnegrübelrechne* alle Zehen mal zehn.. und ehm.. noch mal fünf Zehner-Zehen dazu. Och, mein Freund Cimon hat mir schon einiges erzählt. Soll ich ihn dir vorstellen?"

  • "Genau!" bestätigte Licinus die Nachfrage des Mädchens. "10 Finger an den Füßen? Na, klettern könntest du bestimmt besser, aber ich glaube es wäre nicht so praktisch zum laufen, glaube ich." Licinus hatte zumindest Probleme mit der Vorstellung, einen 30 Meilen Marsch auf seinen Händen zu absolvieren.


    Licinus hörte dem Geplapper zu, während Marei ihr kurze Lebensgeschichte erzählte. Esquilina schien die häufigen Ortswechsel gut weggesteckt zu haben, fand er.


    Weitergehen wollte sie also? Doch wohl nicht wirklich das ganze Lager umrunden? Dann würde ihre Abwesenheit sicherlich auffallen.
    "Natürlich, lass uns weitergehen. Aber wie lange es dauert, dass hängt davon ab, wie schnell du hier oben laufen kannst. Und davon, wie oft wir anhalten. Es sind ca. anderthalb Meilen*, wenn wir einmal um das Lager herumgehen." sagte er und stellte sich die Preisfrage, ob Marei mit einer solchen Angabe viel anfangen konnte. "Und wir wollen ja nicht, dass du Ärger bekommst, weil du zu lange weg bleibst, oder?"
    Dann ging er auf die Luke im Turm zu. "Dieses Mal gehe ich vorne." bestimmte er mit den gleichen Hintergedanken, wie er sie beim Hinaufklettern gehabt hatte. Eine Etage tiefer half er Marei beim "Aussteigen" und ging dann mit ihr hinaus auf den vallum, wobei er darauf achtete, dass er auf der dem Lager zugewandten Seite ging.
    "Um zu deiner Frage zurückzukommen.Ich kann dir nicht sagen, ob es ihnen hilft. Nicht alle Soldaten sind gleich. Einige wären sicher auch nicht einverstanden, dass hier oben ein kleines Mädchen herumläuft." nach diesen Worten schwieg Licinus einen Moment nachdenklich, beschloss aber, dass es nun ohnehin zu spät war. Außerdem hatte sich Marei eine kleine Belohnung für ihren Mut verdient und er konnte noch hoffen, dass die Soldaten sie mit Esquilina verwechseln würden. Lange konnten sie aber nicht mehr hier oben rumlaufen."Außerdem sollten sie so trainiert sein, dass sie immer ihr bestes geben. Von daher glaube ich, dass ein paar schon was bringt, den meisten aber nicht." Zumindest nicht, solange das "kleine Mädchen" nur eine Erzählung war. Aber diese Unterscheidung erschien Licinus ein wenig kompliziert.


    "Lass das!" sagte er, und zog Marei mit der Hand auf ihrer Schulter sanft wieder nach oben, "Ich bin kein so hoher Herr, dass man sich vor mir verbeugen muss. Strammstehen reicht völlig" sagte er leicht grinßend. Ein strammstehender Zivilist, und sei es ein Sklave, war ihm bisher noch nie untergekommen.
    "Außerdem muss es dir nicht peinlich sein. Ich war ja auch im Stall. Meine centuria hat auch Maultiere da stehen und als centurio muss man da ab und an mal nachsehen, ob die Boxen sauber sind und die Tiere genug zu Esssen bekommen, kurz den Stallburschen ein bisschen auf die Finger schauen."


    Licinus musste kurz stutzen, da er Mareis Vergleich nicht verstehen konnte, aber er wollte das konzentriert dreinblickende Mädchen nicht in seinen Gedankengängen unterbrechen.
    "Gut Marei, wenn du so weitermachst, dann rechnest du bals schon wie eine ganz Große. Aber was meinst du mit "für sie schreien"? Ich muss zugeben, ich verstehe nicht ganz, was du meinst." Cimon, Cimon, nein, der Name sagte ihm nichts, andererseits kannte er natürlich nicht alle Sklaven es legatus, denn das es sich um einen solchen handelte schien ihm nur logisch.
    "Wer ist denn Cimon?" fragte er und hoffte, eine Beschreibung zu bekommen, aus der er herauslesen konnte, ob er ihm schon mal begegnet war.


    Sim-Off:

    *etwas über 2 Kilometer

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!