Den Wind um die Ohren

  • Das kühle Wasser war für Bashir im ersten Moment wie ein Schock. Er brauchte einen Moment, sich an die Temperatur zu gewöhnen. Ganz anders Baldemar, der nach einem freundschaftlichen Schlag auf Bashirs Rücken hineinsprang in den kleinen See. Wasser spritzte auf und Bashir schützte sein Gesicht unwillkürlich mit dem Arm. Eine zwecklose Geste, da er doch eh vorhatte, hineinzugehen und nun schon halb naßgespritzt war. "Warrm schon. Zu heiß? Naja... gleich bestimmt nicht mehrr." Langsam ging er tiefer ins Wasser und ließ sich auch nicht drängen. Er hatte gesunden Respekt vor Wasser. Vorsichtig ließ er sich vollständig hineingleiten und schwamm ein paar Züge. "Puh... kalt."

  • Baldemar wartete zuerst. Dann wurde ihm etwas kalt. Einige Schwimmbewegungen würden helfen. Er zog kraftvoll durch das Wasser. Ab und zu tauchte er ab. Er ließ dem Pather die Zeit die dieser brauchte. Sein 'R' behinderte ihn sicher ein wenig. Der Germane grinste bei diesem gedanken.
    Es war warm, aber nicht zu heiß. Er lachte. Kalt? Wieder lachte er. Bewegung hilft. Rief er Bashir zu. Auf dem Rücken schwimmend sah er dem Pather zu. Nachdenklich sah er in die Ferne. Nicht lange. Als Resultat kam er dann zu Bashir und blieb auf dessen Höhe.
    Kennst du Stockjagd? Einer hat einen Stock in der Hand. Der andere jagt ihm den ab. Hmm. Wieder überlegte er. Das wäre unfair. Ich darf dich nicht berühren. Du darfst alles. Klingt das gerecht? Er hatte viel geredet. Aber es war nötig gewesen. Sein Grinsen wurde breiter. Das Lächeln schiefer.

  • "Das verrsuche ich berreits", rief Bashir zurück, als Baldemar ihm riet, sich zu bewegen, um warm zu werden. Er schwamm ein wenig im Kreis, nie zu weit weg vom Ufer. "Stockjagd? Nein, das kenne ich nicht. Aberr es hörrt sich nach einerr lustigen Balgerei an. So wie ich das sehe, werrden wirr dabei ohnehin nicht viel schwimmen. Dann wärre ein solcherr Vorrteil ungerrecht." Für ihn klang das nach einem sehr spaßigen Spiel. Und er war gerne bereit, es auszuprobieren.

  • Er versuchte sich zu bewegen? Baldemar grinste. Das der Pather dabei in der Nähe des Ufers blieb, fiel ihm nicht auf. Er kannte Stockjagd nicht. Gut. Lustig? Baldemar lachte auf. Ja, allerdings. Nicht viel schwimmen? Je nach dem. Der Germane nahm sich vor fair zu bleiben.
    Plötzlich schwamm er mit kräftigen Zügen an das Ufer. Dort holte er sich einen Stock. Als er zurück kam, verharrte er direkt vor Bashir.
    Ich werfe ihn in die Luft. Wer ihn fängt wird gejagt. Der andere holt ihn sich. Bei jedem Wechsel muss der Jäger sein Wild eine Armeslänge weg lassen.
    Das waren viele Worte. Aber er wollte sicher sein, das es keine Missverständnisse gab. Dann warf er den Stock. Ab jetzt gab es keine Gnade. Er versuchte ernsthaft an den Stock zu kommen.

  • Wie flink der Germane im Wasser war! Bashir konnte nur staunen. In nullkommanix hatte Baldemar einen Stock herangeschafft und erklärte nun die Regeln. Der Parther nickte. Verstanden hatte er es. Aber er merkte, daß seine Chancen nicht allzu gut standen. Trotzdem wollte er Baldemar einen guten Kampf liefern und sich nicht schon vorher geschlagen geben. "Gut, wirr können anfangen." Bashir beobachtete nun jede Bewegung des Germanen. Als der Stock geworfen wurde, sprang er ihm entgegen, um ihn zu erwischen. Die Kollision mit Baldemar war hier schon unvermeidbar. Sie rumsten kraftvoll aneinander, griffen beide nach dem Stock. Nun fragte sich, wer von ihnen schneller war.

  • Kaum hatte Bashir gesagt, das sie anfangen konnten. Da flog auch schon der Stock. Sie griffen beide nach dem Stock. Es schloss sich eine kurze Rangelei an. Zuerst hatte Baldemar den Stock doch im Gerangel konnte er ihn nicht gut genug festhalten. Er sah, das der Pather ihn fest hielt und ließ ihn auf Armeslänge weg. Sofort hechtete er ihm nach.
    So ging es einige Male hin und her. Die Zeit verging. Bald fing Baldemar an zwischendurch zu lachen. Wenn Bashir mal etwas unglücklich aussah. Oder er selber sich reichlich dumm anstellte. Er selber bemerkte die Zeit nicht. Ihm war es egal. Er ahnte nicht, das sie die Zeit würden einhalten müssen. Er war einfach nur frei. Der Germane fühlte sich unbeschwert. So handelte er auch.
    Hinzu kam, das Bashir trotz seines Beines gar nicht so ungeschickt war. Dadurch das sie nie weit zum schwimmen kamen, konnte dieser durchaus gut mit halten. Der Marser war froh, das Bashir den angebotenen Vorteil nicht angenommen hatte. So war es doch relativ ausgeglichen.

  • Eine Rangelei, wie Bashir sie seit seiner Kindheit nicht mehr erleben durfte, entbrannte zwischen ihnen. Das Wasser spritzte auf, Arme und Beine wirbelten durcheinander, so mancher blauer Fleck entstand und doch zeichnete sich kein Sieger ab. Lachend tobten sie miteinander durch das Wasser. Doch Bashir merkte nach einiger Zeit, wie es immer schwerer für ihn wurde, gegen den Germanen zu bestehen. Der hatte einfach die längeren Arme, war auch stärker und konnte besser schwimmen. Schließlich errang Baldemar den Stock. Doch noch war Bashir nicht bereit, aufzugeben. Er hechtete hinterher...

  • Es tat gut sich in einer solchen Balgerei gehen zu lassen. Baldemar vergaß ihrer beider Leben. Die blauen Flecken waren ihm egal. Das war Teil davon. Trotz der Einschränkung von Bashir war dieser wirklich gut in diesem, ihm unbekannten Spiel. Sie tobten durch die Wellen, die sie selber verursachten. Immer wieder lachte der Marser auf. Anscheinend wurde der Pather schwächer in diesem Spiel. Baldemar gab nur wenig nach. Als er den Stock bekam versuchte er weg zu kommen. Der nach hechtende Bashir war ihm im Nacken. Kam näher. Immer näher. Nur weil der Germane sich zu oft umschaute. Das lernte er bei diesem Spiel nie. So hatte sogar Frija mal gegen ihn gewonnen. Aber er würde es dem Gegner nicht leicht machen. Wobei untertauchen schon half. Er kämpfte. Er wollte nicht zu leicht nachgeben. Aber irgendwie. Irgendwie verlor er den Stock und musste zusehen, wie Bashir mit seiner Beute weg war. Angespannt schaute er sich um.
    Und schon war er hinterher.
    Trotz der Schwäche des Pathers war es ein fast ausgeglichenes Hin und Her. Denn Baldemar war einfach zu unaufmerksam. Versuchte es mit tauchen wieder gut zu machen. Er hatte längst die Zeit vergessen.

  • Blaue Flecken, wen störte das schon? Die Wasserbalgerei machte viel zu sehr Spaß und Bashir merkte bald, daß sein Bein ihn hier weit weniger behinderte, als wenn sie an Land herumbalgen würden. Das brachte nur noch mehr Spaß. Machte ihn aber auch unvorsichtig. Er errang die Stock, er wußte gar nicht, wie er das eigentlich zustande gebracht hatte, und hetzte damit davon. Nicht darauf achtend, daß er sich dabei ins tiefe Wasser wagte. Zuerst war es nicht weiter schlimm, doch dann bemerkte er, daß er keinen Grund mehr unter den Füßen hatte, erschrak darüber und vergaß prompt, sich ausreichend zu bewegen, um oben zu bleiben. Mit einem erschrockenen Gluckern ging der Parther unter...

  • Der Pather schien in der Tat nicht der Ungeschickteste zu sein. Das musste Baldemar ihm zugestehen. Der Spaß geriet in den Vordergrund. Der Germane selber wurde ebenso unvorsichtig wie Bashir. Er lachte. Jagte ihm hinterher. Etwas veränderte sich. Die Augen des Marser weiteten sich. Sofort hechtete er zum Pather. Er tauchte um nach ihm zu greifen. Versuchte seine Arme von hinten um den Oberkörper zu bekommen. Unter den Armen hindurch. Egal wie er ihn zu fassen bekam, er versuchte mit Bashir zusammen aufzutauchen. Hauptsache hinauf. Ihn fest halten. Er würde ihn niemals loslassen. Baldemar nahm sich vor so schnell es ging nur mit den Beinen als Antriebsmittel in den flacheren Bereich zu steuern.

  • Eben noch war er voller Freude gewesen und nun war es plötzlich kalt und dunkel und er war unfähig, zu atmen. Überall war Wasser! Hilflos griff Bashir mit den Händen um sich, unfähig, sich wieder nach oben zu arbeiten. Angst und Panik ergriffen sein Herz und lähmten den sonst so praktisch denkenden und reaktionsschnellen Mann. Seine Sinne drohten schon zu schwinden, als er starke Arme fühlte, die ihn umfaßten und ihn mit sich zogen. Der Helligkeit entgegen. Dem Leben entgegen...

  • Baldemar hatte ihn. Sicher. Im flachen Wasser blieb er nicht stehen. Bis zurück an das Ufer. Wenn nötig würde er Bashir hinaus zerren. Sogar tragen. Besorgt hörte er ob der Pather atmete. Doch es rauschte in seinen Ohren. Er tastete ihn ab. Tätschelte ihm ins Gesicht. Außer Atem sah er besorgt auf Bashir nieder. Der sollte sich ja nicht einfallen lassen einfach so aufzugeben. Bashir? Alles in Ordnung? Er sprach aufgeregt. Mit Pausen. Er hatte nicht einmal wahrgenommen, ob der Pather sich bewegt hatte. Hatte er etwas gesagt? Baldemars starke Arme ergriffen die Schultern von Bashir. Wenn nötig würde er ihn in seinen Körper zurück schütteln. Oder schlagen. Wenn das eher helfen sollte.

  • Einen Moment dauerte es, bis Bashir begriff, daß er aus dem Wasser heraus war. Daß er es wagen konnte, nach Luft zu ringen. Solange war er regungslos gewesen. Doch nun, als Baldemar ihn besorgt ansprach und ihm ins Gesicht tätschelte, hustete er schwer und sog schließlich gierig die Luft ein. Er nickte einfach nur, hustete aber heftig weiter, unfähig, ein Wort hervorzubringen. So dauerte es, bis Baldemar eine Antwort erhielt. „Ja“, krächzte er. „Alles... in Orrdnung. Danke! Danke, Baldemarr...“




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  • Mit großen Augen beobachtete Baldemar den Pather. Die Antwort erlöste den Germanen. Erleichtert atmete er die angehaltene Luft aus. Das Husten war nicht schlecht. Es war ein Zeichen von Leben. Der Marser versuchte Bashir etwas aufzurichten. Das konnte eventuell helfen. Er lächelte. Danke? Seine Mundwinkel zuckten. Gut. Sagte er knapp. Die Erleichterung war ihm allerdings anzuhören. Baldemar legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. Du hast gewonnen. Musste er anerkennend zugeben. Schließlich hatte Bashir als letzter den Stock in seiner Hand.

  • Die Erleichterung des Germanen war hörbar. Bashir lächelte und schüttelte den Kopf. "Was nützt", er hustete noch einmal heftig, "ein Sieg, wenn err das Leben kostet? Ich bin ein Dummkopf. Und Du derr wahrre Siegerr. Danke... Ohne Dich... währre ich tot." Und er hing an seinem Leben, auch wenn es nur das Leben eines Sklaven war.

  • Puh. Baldemar pfiff die Luft hinaus. Er wartete das Husten ab. Musste dann lachen. Dann teilen wir uns den Sieg. Für den Germanen war dieser Sieg nicht wichtig. Bashirs Leben schon eher. Der Dank ließ ihn inne halten. Er wurde ernst. Hätte er dieses Spiel nicht vorgeschlagen. Dann wäre das alles nicht geschehen. Ohne mich wär nichts passiert. Sagte er deswegen auch knapp. Seine Schultern zuckten. Besorgt sah er Bashir in die Augen. Der Marser machte sich Vorwürfe. Deutlicher aber wollte er es nicht sagen.
    Besser nicht weiter drauf eingehen. Hauptsache es geht dir gut. Fasste er schließlich seine Gedanken zusammen.

  • Bashir fiel in das Lachen mit ein. "Ja, teilen wirr uns den Sieg, Baldemarr. Du bist ein grroßarrtigerr Kerrl." Tatsächlich kannte er niemanden, der auch nur annähernd mit dem Germanen vergleichbar wäre. "Mirr geht es gut." Was keine Lüge war. Nachdem der Hustenreiz nachließ, fühlte der Parther sich schon wieder ganz ordentlich. "Mach Dirr keine Vorwürrfe! Es warr ein grroßerr Spaß! Aberr vielleicht sollte ich besser schwimmen lerrnen, bevorr wirr so etwas noch einmal tun. Brringst Du es mirr bei?"

  • Er war großartig? Die Schultern des Marser zuckten. Wichtiger war, das es Bashir gut ging. Ah. Sehr gut. Geteilter Sieg. Bei voller Gesundheit. Erleichtert hockte er sich neben den Parther. Er stieß ihn dabei freundschaftlich an. Keine Vorwürfe? Das versuchte er. Ein Nicken. Bashir sollte besser schwimmen lernen? Ja, in der Tat. Lachte er. Dann erst verstand er auch die letzten Worte. Baldemar sollte es ihm beibringen? Er? Ihm? Der Germane machte große Augen. Ähm. Ja. Sicher. Das kann ich. Denke ich. So viele Worte? Für so wenig Aussage? Er war deutlich überrascht. Doch helfen wollte er. Baldemar nahm sich vor für diesen Fall auch mal etwas mehr zu reden. Sollte es nötig werden.

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