"Marcus ist 18... äh nein, er ist 19."
Nun galt es seinerseits ein wenig Interesse zu zeigen
"Und wie geht es Dir und Laevina? Ich war in Nicaia als er heiratet. Beim Pan, das ist lange her..."
"Marcus ist 18... äh nein, er ist 19."
Nun galt es seinerseits ein wenig Interesse zu zeigen
"Und wie geht es Dir und Laevina? Ich war in Nicaia als er heiratet. Beim Pan, das ist lange her..."
"Laevina weilt auf meinem Landgut in Baiae. Es geht ihr gut. Mir leider nicht ganz so - als ich das letzte Mal dort war, habe ich mir mein Bein gebrochen und es macht immer noch Ärger."
begann Durus über sich zu plaudern. Dass er gealtert war, brauchte er wohl kaum zu erklären, denn man sah es ihm inzwischen recht deutlich an.
"Wenn ich das nächste Mal am Golf bin werde ich sie besuchen wenn es Dir recht ist, das ist von Misenum nicht weit. Darf ich Dir den Medicus unserer Factio schicken? Ich fürchte es mangelt Dir entweder an Bewegung oder, schlimmeren Falles, es ist nicht richtig zusammengewachsen. Er kann es erneut brechen und dann richten. Brüche sind in seinem Metier das häufigste Maleur, er kennt sich da wirklich gut aus."
Dolabella strich sich übers Kinn
"Du schienst meine Kleinen verkuppeln zu wollen. Gibt es in dieser Richtung schon Ideen und Aspiranten?"
"Ich habe schon einige gute Ärzte an mein Bein gelassen. Ich fürchte, dass auch dein Medicus wenig für mich tun können wird."
meinte Durus knapp. Allein der Gedanke, sein Bein erneut zu brechen, bereitete ihm Qualen! Und in seinem Alter war ein neuerlicher Bruch sicherlich nicht unbedingt das Ungefährlichste!
Als Dolabella dann erneut auf seine Tochter zu sprechen kam, grinste Durus. Natürlich hegte er immer solche Gedanken, aber sie zu äußern, wäre doch etwas unhöflich gewesen!
"Ich? Es ist doch deine Tochter! Und ich wusste ja bis eben nicht einmal, dass sie bereits im heiratsfähigen Alter ist! Aber wenn du als ihr Vater ohnehin auf der Suche nach einem Gatten bist, kann ich gern die Ohren offen halten!"
Immerhin hatte Durus einige gute Kontakte in alle wohlhabenden Schichten Roms!
"Was kein Schaden wäre, mein Guter. Welche Familienmitglieder sind eigentlich zur Zeit in Roma? Ich hatte bislang kaum Zeit mit den meinigen zu reden. Septima ist in Mantua, Lupus traf ich bereits. Doch die anderen?"
Durus nickte. Natürlich hatte er die besseren Kontakte.
"Tiberia Arvinia lebt hier im Hause, nachdem ihr Verlobter verschwunden ist. Mein Sohn Tiberius Ahala ist ebenfalls hier unter uns. Dann hätten wir noch Tiberia Albina, die mit Purgitius Macer verheiratet ist. Sie lebt natürlich nicht mehr bei uns."
zählte Durus auf. Er hoffte, dass er niemanden vergessen hatte - das wäre wirklich sehr peinlich gewesen!
Macer. Da fiel der Name. Macer. Ein potentieller Gegner der mit Amasis und Proteneas zwei Fahrer hatte die ihm, Dolabella, manch schlaflose Nacht bereitet hatten.
"Wie ist unser Verhältnis zu Macer? Ausser als Führer der Factio Russata ist er mir in den letzten Jahren nicht aufgefallen, Du weisst ja das ich von der Politik schon lange gelassen habe und militärisch höchstens als tertiär interessiert bezeichnet werden kann."
Genaugenommen wusste Durus gar nicht, was Tiberius Dolabella getan hatte, aber dass er in Rom nicht politisch aktiv war, war ihm natürlich klar. Die Frage verwirrte ihn jedoch auch ein wenig: Wenn Albina mit Macer verheiratet war, konnten die Beziehungen doch kaum schlecht stehen!
"Er gehörte zu den engsten Vertrauten von Iulianus. Allerdings scheint Valerianus kaum auf ihn zu bauen - wie überhaupt kaum auf einen Senator außer seinen Bruder und Vescularius Salinator."
Um dann dennoch seine Frage zu berücksichtigen, fügte er noch an:
"Wir unterhalten ausgezeichnete Beziehungen zu ihm. Deswegen habe ich Albina mit ihm verheiratet."
"Das ist der schönere Weg... Oft werden Ehen geschlossen wenn Beziehungen eben nicht so gut sind und verbessert werden wollen..."
sinnierte er
"...ich bat übrigens Senator Sedulus zu einer kleinen Cena. Er sitzt den Germanitas Quadrivii vor bei denen ich mich zu engagieren gedenke. Er besucht mich und Faustina, sollte sie denn bis dahin eingetroffen sein, heute Abend. Morgen wird Quaestor Centho vorbeisehen... Er bringt seine Base mit. Du kennst Iulia Corona?"
"Sedulus? Germanicus Sedulus?"
Durus horchte erschrocken auf. Scheinbar war es noch nicht zu jedem seiner Verwandten durchgedrungen, dass ein Tiberius einen Germanicus zu verachten hatte! Und nun lud Dolabella ihn zum Essen? Das konnte wirklich nur mit seiner erst kurzen Anwesenheit in Rom erklärt werden!
"Ich bitte dich, in Zukunft von Einladungen der Germanici in mein Haus abzusehen. Zwischen Germanicus Sedulus und Germanicus Avarus und mir liegen...unüberbrückbare Differenzen vor."
erwiderte er daher frostig.
"Iulia Corona kenne ich nicht. Aber Iulius Centho kannst du gern einladen. Was möchtest du denn von ihm?"
"Ich lernte ihn auf dem Forum kennen, von wollen kann da kaum gesprochen werden, ich bin ja noch Fremd in Rom, kenne kaum einen, der Großteil meiner alten Freunde wurde ja entweder durch Domitian ermordet oder verfolgt weil sie nicht von Domitian ermordet wurden. Ich möchte einfach nur einen schönen Abend verbringen."
Antwortete Dolabella mit einer Bitterkeit die der Kälte des Durus in nichts nachstand
"Ist zwischen Dir und Sedulus etwas vorgefallen was man wissen muss?" Soviel Kälte innerhalb einer Factio muss doch tiefere Gründe haben denke ich.
Wo es sich künftig mit wem träfe würde er zu geeigneter Zeit entscheiden, wollte es an dieser Stelle aber nicht erörtern.
Durus nickte. Es hatte in den letzten Jahrzehnten die eine oder andere Säuberungsmaßnahme in Rom gegeben. Sicherlich war Dolabella nicht der einzige, der nach Rom kam und keine Freunde mehr besaß. Das änderte aber nichts an der Gefahr, die von den Germanici ausging!
"Die Factiones haben nicht mehr die Bedeutung, die sie einst hatten."
stellte der alte Tiberier erst einmal klar. Auch er selbst hatte diese Zeit nicht mehr erlebt, doch natürlich wusste er um den politischen Einfluss, den sie vor vielen Jahren besessen hatten.
"Die Germanici sind Menschen, die die Traditionen Roms mit Füßen treten und sie beleidigen, wo es nur geht. Germanicus Avarus etwa hat den göttlichen Romulus einst als Räuberführer bezeichnet, Germanicus Sedulus beleidigt uns Patrizier und unsere Ahnen, wo er nur kann. Sie sind einfach das typische Beispiel einer geldgierigen, traditionsvergessenen Aufsteigerfamilie, wie es leider so viele gibt. Du solltest Acht geben, dass sie dich nicht einwickeln mit ihrer gespielten Freundlichkeit. Ihr Einfluss ist schädlich wie Gift!"
"Ihr alle solltet achtgeben um um nicht in MEINER herzlichen Freundlichkeit zu verfangen. Schon viele hielten mich für einen rennversessenen Schwätzer der ich bin und nahmen mich nicht ernst was stets ein Fehler war, werter Durus."
Wies er diesen zwar noch nicht zurecht, fand dessen belehrenden Worte allerdings schon fast enervierend.
"Stehen noch andere Namen auf dieser <schwarzen Liste>? Nicht dass ich weiter von Fettnapf zu Fettnapf eile."
Durus sah Dolabella verwirrt an. Hatte er ihn gerade von sich gewarnt? Führte Dolabella etwa etwas im Schilde? Aber warum warnte er ihn dann? Oder wollte er sich nur ein wenig aufplustern?
Nach einer kurzen Gedankenpause beschloss der alte Tiberier schließlich, diese Worte zu übergehen und fortzufahren, als wäre nichts gewesen. Vergessen würde er sie aber nicht...
"Im Senat pflegen wir sonst keine Feindschaften. Allerdings vertreten wir keine sehr populare Politik - ich würde mich also eher an etablierte Größen als an Homines Novi halten."
Dieser Rat galt aber wohl für jeden Politiker...wobei sich die Frage stellte, ob Dolabella denn nun Politiker oder Rennsportfreund war oder werden wollte...oder beides?
"Dann werde ich also zusehen nicht vergiftet zu werden und ansonsten den einen oder anderen Kontakt knüpfen ohne mich in den Fäden dieser Beziehungen zu verfangen, Neffe."
beendete Dolabella das Thema offensichtlich um wieder zu einem anderen, schon besprochenen zu kommen
"Ich werde dann mal zeitah mit Syricus sprechen. Essen wir heute abend zusammen?"
Durus nickte. Offenbar hatte Dolabella verstanden.
"Gern, ich nehme heute nachmittag mit einem Freund ein Bad in der Haustherme, danach können wir ja zusammen essen."
erwiderte er dann auf die zweite Frage. Dass dieser Freund ein anderer Senator war, der allerdings weniger bekannt war und dessen Kontakt eher gepflegt wurde, um sich Loyalität zu erhalten, war wohl eher nebensächlich.
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